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Eine 36jährige Frau, die in einer frustrierenden, langweiligen Ehe gefangen ist, bricht aus und entdeckt die Welt. Sie muss feststellen, dass sie bereits weit weg vom Fortschritt ist und vieles für sie neu ist.
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Seitenzahl: 24
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Karin Szivatz
Wann?
Der Auszug
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Wann
Und weiter….
Impressum neobooks
Wann? Keine Antwort. Sie mochte es nicht. Keine Antwort zu bekommen. Und immer bekam sie keine. Von ihm. Ausschließlich von ihm. Eben weil sie es nicht mochte. Und er mochte es nicht, wenn er andauernd gefragt wurde. Kontrolle nannte er es. Interesse nannte sie es. Immer dann, wenn er sie darauf ansprach. Aber das machte er selten. Einfach nur seine Ruhe haben. Das war es. Was er wollte war Ruhe.
Irgendwie, so dachte sie, ist er schon tot. Kaum 36 Jahre. Und doch. Schon beinahe tot. Nur noch nicht verwest. Aber innerlich. Ruhe. Das war es. Was er wollte war Ruhe. Und Harmonie. Lachhaft. Ruhe und Harmonie sind nicht das Leben. Zumindest nicht für sie.
Weg war er. Ohne Antwort auf ihr ‚wann‘. Sie hatte sich ohnehin keine Antwort erwartet. Schon seit Jahren nicht. Dennoch. Sie versuchte es. Immer wieder. Nicht hoffend. Aus reiner Gewohnheit. Weil eben alles zur Gewohnheit geworden war. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Immer derselbe Ablauf. Eigentlich war sie auch schon tot. Aber da war noch der winzige Funke Leben. Jener Funke, den er übersehen hatte. Beim Löschen ihres Lebens. Wie man eine Programmtafel löscht. Eines nach dem anderen. Weg damit. Fort. Ungeachtet mit Füßen getreten. Im Lauf der Zeit. Immer wieder. Und wieder. Ja, bis wann eigentlich? Eigentlich bis zu jenem Zeitpunkt, als sie wieder mal nach dem ‚wann‘ fragte. Wie schon so oft.
Sie beendete ihren Gedanken. Spürte noch einmal das bisschen Leben in sich. Aufkeimen. Ohne es zu einem lodernden Feuer wachsen zu lassen stand sie auf. Von ihrem Sessel. Auf dem sie schon seit Jahren saß. Hinterließ nichts als eine abgenützte Stelle am Holz. Und das fiel niemandem auf. Viele Stühle sind abgenutzt. Meist von mehreren menschlichen Hinterteilen. Egal. Sie verließ ihren Platz am Fenster. Dort, wo das Licht am besten war. Zum Lesen. Zum Verlesen der Erbsen. Zum Nähen. Zum Sterben.
Sie stand auf, nahm einen kleinen Koffer und ging damit weg. Nichts hatte sie mitgenommen. Alles war so, wie sie dort gelebt hatte. Einsam. Still. Friedlich. Tot.
Es war nicht wichtig. Dass sie gegangen war. Dass sie keine Richtung wusste. Dass der Funke in ihr klein war. Unwichtig und vorerst unbemerkt. Nicht bedauert. Erst später. Wenn er nach Hause kommt. Wann? Egal wann. Es hilft auch ihm. Irgendwann kein ‚wann‘ mehr zu hören. Und ihr. Irgendwann kein ‚wann‘ mehr erfragen zu müssen.
Sie ging die Straße entlang. Bog ab. Bog ab. Bog ab. Sie gab Geld aus. In einem Kaufhaus. Für Kleidung. Eine Hose. Schuhe, Socken.. Einen Pullover. BH und Unterhose ließ sie liegen. Wozu unnütz Geld ausgeben. Funktionell sind die beiden Dinge nicht. Also unnütz. Ebenso unnütz wie das ‚wann‘ zu erfragen