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Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Der Beginn der Gerichtsverhandlung war auf 15 Uhr festgesetzt. Der Angeklagte hieß Charly Troll, war achtzehn Jahre alt und auf frischer Tat beim Rinderdiebstahl ertappt worden. Als Zeugen geladen waren die Cowboys Cap Rykers, die ihn geschnappt und zum Jail geschleppt hatten – Mac Namara und Frank Weldon. Es sah schlecht aus um Charly Troll. Umso schlechter, als er der Sohn eines Siedlers war. Siedler in einem Rinderland wie dem Lost-Hill-County mussten entweder Narren sein oder Diebe – oder beides. Das jedenfalls war die Meinung Cap Rykers und die Meinung der anderen Rancher des Countys unterschied sich kaum von der seinen. Abgesehen von Montgomery Grant, den sie alle Mounty nannten. Zugegeben, auch er sah die Siedler an seiner Weidegrenze nicht gern. Aber er duldete sie, solange sie seine Grenze und sein Vieh respektierten. Und Cap Ryker drückte diesem Land seinen Stempel auf – ein Mann von knapp dreißig Jahren. Er war wie ein wilder Bison, wenn sich ihm etwas in den Weg stellte. Und er wollte Charly Troll hängen sehen! Wollte es auch der Richter, Judge Marshall? Wollte es die Jury? Kurz nach Mittag sattelte Mounty Grant den rehbraunen stämmigen Wallach. Er stob im Galopp vom Hof. Dabei kamen ihm wieder die Gedanken, die ihn schon in der vergangenen Woche nicht losgelassen hatten. Was bezweckte Cap Ryker mit dieser Gerichtsverhandlung? Es ist sonst wirklich nicht seine Art, ein Gericht anzurufen, wenn er von seinem Recht überzeugt war.
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Seitenzahl: 161
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Der Beginn der Gerichtsverhandlung war auf 15 Uhr festgesetzt. Der Angeklagte hieß Charly Troll, war achtzehn Jahre alt und auf frischer Tat beim Rinderdiebstahl ertappt worden. Als Zeugen geladen waren die Cowboys Cap Rykers, die ihn geschnappt und zum Jail geschleppt hatten – Mac Namara und Frank Weldon.
Es sah schlecht aus um Charly Troll. Umso schlechter, als er der Sohn eines Siedlers war. Siedler in einem Rinderland wie dem Lost-Hill-County mussten entweder Narren sein oder Diebe – oder beides.
Das jedenfalls war die Meinung Cap Rykers und die Meinung der anderen Rancher des Countys unterschied sich kaum von der seinen. Abgesehen von Montgomery Grant, den sie alle Mounty nannten.
Zugegeben, auch er sah die Siedler an seiner Weidegrenze nicht gern. Aber er duldete sie, solange sie seine Grenze und sein Vieh respektierten.
Und Cap Ryker drückte diesem Land seinen Stempel auf – ein Mann von knapp dreißig Jahren. Er war wie ein wilder Bison, wenn sich ihm etwas in den Weg stellte. Und er wollte Charly Troll hängen sehen!
Wollte es auch der Richter, Judge Marshall? Wollte es die Jury?
*
Kurz nach Mittag sattelte Mounty Grant den rehbraunen stämmigen Wallach.
Er stob im Galopp vom Hof. Dabei kamen ihm wieder die Gedanken, die ihn schon in der vergangenen Woche nicht losgelassen hatten. Was bezweckte Cap Ryker mit dieser Gerichtsverhandlung? Es ist sonst wirklich nicht seine Art, ein Gericht anzurufen, wenn er von seinem Recht überzeugt war. Sie hatten den jungen Troll schwer zusammengeschlagen – und dann doch ins Jail gebracht und nicht gleich an den nächsten Ast gehängt. Es passte nicht zu Ryker. Nicht zu seinem Hass auf alles, was Siedler hieß.
Zwei Meilen weiter passierte Mounty Grant seine Weidegrenze. Seine Ranch lag am Fuße der Snowy-Mounts. Er hatte zur Linken den hügeligen und von Canyons zersägten Besitz Roy Riordans und zur Rechten die wohl beste Weide im ganzen County. Sie gehörte den Geschwistern Corday – Mara und Len Corday. Ein Besitz von etwa zwanzigtausend Acres, während Riordan nicht mehr als die Hälfte besaß.
Riordan war ein merkwürdiger Mensch. Ein verschlossener, wortkarger Hüne, der wenig Wert auf Rinder legte, dafür umso mehr auf Mustangs. Er war einer der besten Mustangjäger, die Mounty kannte, und seine Pferdezucht war weithin berühmt. Jahrelang hatte Mounty in Roy einen Freund gesehen, doch seit langem wechselten sie nur noch die nötigsten Worte miteinander. Warum, wusste Mounty nicht. Es lag gewiss nicht an ihm …
Der Weg schlängelt sich staubig hügelauf, hügelab durch das Land. Es war einer dieser Tage, wie Mounty sie liebte, nicht zu warm und nicht zu kalt. Hier auf diesem Weg und drüben am Waldrand hatte er sich oft mit Mara Corday getroffen. Bis zu jenem Tage, als er mit Cap Ryker zusammengeprallt war. Noch sprach das Land von diesem Kampf zweier Giganten. Auch Mounty dachte noch manchmal an die fürchterlichen Schläge, die Cap Rykers Fäuste ausgeteilt hatten – und er wunderte sich heute noch, dass er den Riesen von den Füßen geschlagen hatte. Es lag drei Jahre zurück – aber seither hatte er sich nicht mehr mit Mara getroffen. Sie war nie wieder zum Treffpunkt gekommen.
Vielleicht hielt ihn Mara seit jenem Tage für einen jener Rowdys, die keine Chance für eine Prügelei auslassen. Damals hatte es ihn hart getroffen – heute war es überwunden. Und nicht nur, weil es in Monida eine Claudia Ridge gab, mit der er mehr als eine Nacht durchtanzt hatte …
Hinter einer Wegbiegung sah er plötzlich drei Reiter vor sich. Mara Corday ritt in der Mitte, links ihr Bruder Len und rechts Roy Riordan. Mounty war dieses Zusammentreffen gleichgültig, denn in der Stadt hätte er ohnehin alle Nachbarn getroffen. Er holt den Vorsprung der drei langsamer Reitenden schnell auf und setzte sich an Len Cordays Seite. Sein Gruß war betont fröhlich: »Hallo, Mara, hallo Roy!«
Mara nickte nur kühl, und ihre tiefen, rätselhaften Augen glitten schnell über seine wuchtige Gestalt hinweg. Er setzte den gelüfteten Hut wieder auf. Roy Riordan brummte etwas, das sich wie ein Gruß anhörte, und nur Len lächelte. Die Unterhaltung war nicht besonders lebhaft. Als sich aber Riordan für die Notwendigkeit einer Abwehrfront aller Rancher gegen die Rinderdiebe ereiferte, opponierte Mounty lebhaft. Er warnte davor und sagte: »Wenn ihr so was anfangt, wird es mit Blut enden!« Da fauchte Riordan: »Lieber das Blut der Viehdiebe als unseres!«
»Sicher, Roy. Und wenn es einen Unschuldigen trifft? Aufknüpfen geht schnell – aber einen Unschuldigen wieder lebendig machen, das könnt auch ihr nicht.«
»Wir jagen nur Schuldige!«
Mounty lachte böse auf. »Es hat mit solchen Vigilantenkomitees schon die tollsten Dinge gegeben. Nehmen wir mal an, du hättest einen Feind, Roy. Und dieser Feind würde auf deiner Weide ein paar seiner Rinder finden. Er würde dich einen Dieb nennen und mithilfe der Vigilanten aufknüpfen. Auf frischer Tat ertappt! Würde dir das gefallen? Mir nicht! Wir haben ein Gesetz in diesem Land! Es gibt einen Richter und eine Jury. Die Vigilanten brauchen das alles nicht. Sie setzen sich über jedes Gesetz hinweg – und da mache ich nicht mit. Nie!«
»Nonsens! Du bist nur dagegen, weil Cap Ryker dafür ist.«
»Ich kann dich nicht hindern, das zu glauben, Roy. Aber ich werde dich hindern, das auszusprechen! Überlege dir in Zukunft deine Worte besser! Well – mir scheint, ihr habt es nicht so eilig wie ich. Auf später!«
Er trieb seinen Mustang zum Galopp. Der Zorn fraß sich mit der Schärfe eines Messers in seine Seele. Cap Ryker. Und so Narren wie Len Corday und Roy Riordan schwatzen ihm alles nach. Zur Hölle damit!
Am meisten aber schmerzte, dass Mara auf der anderen Seite stand …
*
Vor der Präriebar standen die Mustangs in drei Reihen hintereinander. Die Straße war belebt wie selten, und Mounty musste dauernd nach allen Seiten grüßen. Halbwegs zwischen der Bar und dem Gericht stand eine Gruppe von Ranchern, überragt von der riesigen Gestalt Cap Rykers. Schräg hinter ihnen waren mindestens fünf Männer aus Rykers Mannschaft – auch Ad Mittchell, der Vormann. Die grauen Haare des Ranchers Dick Simpson leuchteten, denn er war immer ohne Hut.
Mounty hatte keine Lust, sich jetzt in ein Gespräch einzulassen, das höchstens neuen Ärger brachte. Also ritt er mit kurzem Gruß an der Gruppe vorbei. Er hörte Rykers grobe Stimme, der alle anderen wie gebannt lauschten.
»… es gibt nur ein Urteil für die Jury«, grollte Ryker, »und wenn sie es nicht fällt, werden wir diesem verdammten Land zeigen, dass es ein Rinderland ist!«
Es war die finstere Drohung von Gewalt, die über der Stadt hing – die von diesem bulligen Mann ausging, der nie genug bekommen würde.
Ad Mittchell, schräg hinter seinem Boss Ryker, schaute Mounty mit einem langen Blick an. So lange sie sich kannten – Ad und Mounty – waren sie befreundet gewesen. Sie beide und dazu noch Hick Moose hatten in dieser Stadt manchen tollen Streich ausgeheckt. Damals, als sie noch jung waren. Lag es wirklich nur zehn Jahre zurück?
Mounty lächelte Ad zu und rief: »Sehen wir uns nachher auf einen Drink, alter Junge?« Dann ritt er weiter, nach dem ihm Ad zugenickt hatte.
Dort, wo die Teton-Street vom Hügel herabkam und auf die Main-Street stieß, saß Mounty ab. Hier stand das Big-Horn-Hotel und schräg gegenüber das kleine Haus der Lehrerin Claudia Ridge. Mounty ging durch den kleinen Vorgarten zur Haustür. Er wusste, dass ihm viele Blicke folgten.
Merkwürdig, dass ein Mann ab und zu die Nähe einer Frau brauchte. Sei es auch nur, um die Füße unter einen nett gedeckten Tisch zu stecken. In einem Männerland zählte eine Frau doppelt. Was ihn zu Claudia Ridge hinzog – ob ihn überhaupt etwas hinzog –, wusste er nicht. Er hatte sich ihrer angenommen, als sie fremd und einsam in die Stadt gekommen war. Er hatte mit ihr getanzt, ihr ein paar gute Worte gegeben. Es war ganz von selbst gekommen. Ihre sanfte, schutzbedürftige und beinahe zerbrechliche Art rührten ihn irgendwie.
Sie öffnete ihm die Tür, und ein Lächeln flog über ihr fast immer ängstlich wirkendes Gesicht.
»Hallo – da ist der Plagegeist mal wieder!«, lachte Mounty. »Werfen Sie mich raus, wenn ich ungelegen komme.«
»Aber Mister Grant! Ich freue mich immer, wenn ich Sie sehe! Bitte, kommen Sie herein! Der Kaffee ist leider noch nicht fertig …«
»Ich komme nicht wegen des Kaffees. Ich möchte nur mal wieder eine Frau sehen …«
Sie wechselten einige belanglose Worte. Mounty wollte zur Verhandlung. So sagte er zum Abschied: »Hm. Ich glaube, es wird Zeit, dass Sie mal wieder auf andere Gedanken kommen. Wie wäre es am Wochenende mit dem Tanz? Ich war seit einer Ewigkeit nicht mehr in der Stadt. Und wenn der Round-Up erst richtig losgeht, bin ich auf der Ranch festgenagelt.«
»Am Wochenende? Oh! Ich fürchte, das geht nicht. Sind Sie sehr böse?«
»Natürlich nicht. Wenn Sie etwas anderes vorhaben …«
»Es ist … Ich muss es Ihnen beichten, Montgomery. Ich hatte doch keine Ahnung, dass Sie kommen würden und …«
»Was sollte es zu beichten geben? Sie haben über Ihre Zeit schon verfügt, und damit ist die Sache erledigt.«
»Doch, Sie müssen es wissen. Ich möchte es. Sie haben ein Anrecht darauf. Ich hatte nämlich Besuch.«
»Aber, Claudia, das ist doch Ihre Privatangelegenheit!«
»Nein, nein. Mister Ryker war bei mir. Gestern. Er war sehr nett und bot mir seine Hilfe an, wenn ich irgendwelche besonderen Wünsche für die Schule hätte. Sie wissen doch, Montgomery, dass es an vielen Dingen mangelt. Auch Mister Ryker weiß das natürlich – und er hat mir einen Scheck gegeben für dringende Anschaffungen.«
»So?«, murmelte Mounty. Er war erstaunt, nicht mehr. Er wunderte sich beinahe, dass er sich nicht ärgerte.
»Ja«, fuhr Claudia fort. »Ich fand das riesig nett und aufmerksam … und dann fragte mich Mister Ryker, ob ich am Sonnabend beim Tanz wäre. Nun, ich wäre nicht gegangen – aber er hat mich eingeladen. Konnte ich das abschlagen, Montgomery?«
»Natürlich nicht. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. War ja auch nur ein Vorschlag von mir, falls Sie hier gesessen und Trübsal geblasen hätten. Well – ich muss los. Die Gerichtsverhandlung hat sicher schon begonnen …«
»Aber das Kaffeewasser kocht doch gleich!«
»Danke, Claudia. Ein andermal. Und viel Vergnügen beim Tanz!«
Er legte lächelnd seine Hand auf ihre Schulter und wunderte sich, dass sie zusammenzuckte. Ihr Gesicht rötete sich. Sie sah wunderhübsch aus – aber so zerbrechlich wie eine kostbare Porzellanfigur, die Mounty einmal drüben im Osten in einem Schaufenster gesehen hatte. Wie ein Pflänzchen Rührmichnichtan …
*
Vor der Tür drehte er die Zigarette, die er drinnen nicht zu rauchen gewagt hatte. Die Straße war leerer geworden, aber vor dem Gericht ballte sich immer noch eine Menschentraube. Sogar Cap Ryker war noch nicht in den Gerichtssaal gegangen.
Mounty rauchte ein paar Züge, saß auf und warf die Zigarette weg. Er spürte ein merkwürdiges Gefühl drohenden Unheils. Er sah Roy Riordan und Len Corday neben Ryker – und dann auch Mara, die von Riordans Gestalt fast verdeckt wurde. Ad Mitchell stand mit seinen Jungs noch am gleichen Platz. Und nur an der Ecke der Präriebar war ein neuer Mann hinzugekommen – Hick Moose.
Der kleine drahtige Bursche mit dem verwegenen Raubvogelgesicht lehnte lässig an der Wand und rauchte.
Ryker ließ seine düsteren Augen kurz auf Mounty ruhen. Ein dünnes Lächeln umspielte seine vollen Lippen. Dann schwenkte er den Kopf – und er schien erst in dieser Sekunde Hick Moose zu sehen. Plötzlich brach er mitten im Wort ab, richtete sich steil auf und ging auf Hick zu.
Der Riese blieb drei Schritte vor dem Satteltramp Hick Moose stehen. Er beugte die Schultern etwas vor, und jedes seiner Worte dröhnte laut über die Straße in die Ohren eines jeden, der hören konnte.
»Moose – stimmt es, dass Sie in letzter Zeit häufig in Trolls Hütte waren?«
Hick betrachtete den riesigen Mann sehr kühl und nachdenklich. Er zuckte die Achseln. »Vielleicht. Wen geht es was an?«
»Mich – und dieses ganze Land!«, knurrte Ryker. »Oder haben Sie noch nicht gemerkt, dass Troll ein Rinderdieb ist? Vielleicht stecken Sie sogar mit ihm unter einer Decke, was? Mit ihm und Jack Horse!«
»Wirklich?«, grinste Hick. Sein Spott traf Ryker schwer.
»Ich werde Ihnen das austreiben!«, donnerte der Rancher. »Wenn ich Sie auf meiner Weide erwische, sind Sie ein toter Mann! Bestellen Sie das auch Ihren Freunden – vor allem Jack Horse!«
»Ich bin kein Botenjunge, Mister«, sagte Hick kalt. »Und wenn ich Rinder stehle, dann müssten Sie es erst herausfinden und mir beweisen! Ich reite, wo es mir passt – auch über Ihre Weide. Dies ist ein freies Land, Mister Ryker – und wenn Sie mich noch einmal einen Rinderdieb nennen, schieße ich Ihnen eine Kugel in den Schädel!«
Hick schnippte die Zigarette weg und löste sich von der Wand. Plötzlich war er gespannt wie eine Stahlfeder – und Mounty Grant, der nur noch zwanzig Schritte entfernt war, bereitete sich auf alles vor. Er kannte Hick, kannte ihn besser als jeder andere in dieser Stadt. Er wusste, dass Cap Ryker nur noch einen Zoll von seinem Grab entfernt war, und Ryker spürte es in der gleichen Sekunde auch, dass er zu weit gegangen war.
Mounty schoss einen schnellen Blick zu Rykers Cowboys hinüber und sah, wie die Hand des einen, Citro Bordens, sich zum Colt stahl. Sein Ruf peitschte über den freien Platz: »Citro, ich würde das nicht tun! Der Marshal dieser Stadt hat kein Verständnis für einen hinterhältigen Schuss!«
Borden zog die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. Ad Mitchell ruckte zu seinem Cowboy herum und wurde weiß im Gesicht. Cap Ryker ballte beide Fäuste, und seine Backenknochen sprangen breit hervor. Sein Blick lastete immer noch auf Hick Moose, der bereit zum Schuss war.
Mounty hielt fünf Schritte neben den beiden. Er lächelte und sagte sanft: »Reg dich wieder ab, Hick! Cap hat heute seinen humoristischen Tag. Du musst nicht immer alles so ernst nehmen!«
Hick spreizte die Beine, grinste schief und brummte: »Schon gut, Mounty. Ich rege mich nicht auf. Ich lass mir nur nicht gern die Luft zum Atmen wegnehmen.«
Cap Ryker machte scharf auf den Hacken kehrt und grollte: »Denken Sie an meine Worte, Moose! Kein Schritt auf meine Weide!«
Man sah ihm an, dass er erleichtert war, dem drohenden Pulverdampf entgangen zu sein. Er stampfte auf die Gruppe der anderen zu und daran vorbei und knurrte: »Gehen wir hinein! Schätze, der Spaß ist schon im Gange.«
Kein Wort an Mounty, der jetzt lässig aus dem Sattel glitt und so laut sagte, dass jeder es hören konnte: »Well, Hick, nehmen wir einen Drink zusammen!«
Und das war seine Art der Antwort auf Cap Rykers unverschämte Herausforderung.
*
Sie waren schon auf der Veranda der Bar, als Mounty über die Schulter zurückschaute. Die Cowboys mit Ad Mitchell standen noch vor dem Gericht. Auf der Freitreppe folgten die Rancher mit Mara in der Mitte dem riesigen Schatten Cap Rykers. Mara schaute plötzlich zu Mounty zurück. Ihr Gesicht war gerötet und drückte Zweifel aus. Sie verschwand vor Len durch die große Tür des Gerichts.
Ad Mitchell stand vor Citro Borden, der soeben hatte ziehen wollen, und maß ihn mit kalten Blicken. Mounty konnte Ads schwere Stimme hören: »Ein Hundsfott, wer hinterhältig zur Waffe greift! Merk dir das!«
»Ich wollte …«, stotterte der Cowboy, »… ich dachte, der Boss …«
»Es war seine Sache und nicht deine!«
Mounty lächelte und legte die Hand auf Hicks Schulter. So schoben sie sich durch die Schwingtür in die leere Bar. Jock Handle stand selbst hinter der nickelblitzenden Theke und setzte ihnen Flasche und Gläser vor. Just wollten sie antrinken, als die Schwingtür klappte. Herein kam Ad Mitchell und stellte sich zwei Schritte neben sie auf.
Hick Moose schnitt eine Grimasse. »Wir beißen nicht, Ad. Komm ruhig näher! Oder ist die Gesellschaft eines Rinderdiebes dir nicht mehr fein genug?«
»Ach verdammt!«, fauchte Ad. »Wenn du deine gottverdammte Klappe gehalten hättest …«
»Was du nicht sagst! Lässt du dich einen Rinderdieb nennen und steckst es ruhig ein, he? Cap Ryker ist dein Boss, aber nicht meiner! Trinkst du mit uns, oder nicht?«
»Natürlich, du Hundesohn!«
Mounty starrte nachdenklich auf das goldgelbe Getränk in seiner Hand. Hier standen sie nun, drei alte Freunde – und er sah förmlich, wie sich eine Wand zwischen sie schob und sie trennte. Musste das sein? Oder würde ihre Freundschaft auch diesen Sturm überdauern? Er glaubte es nicht. Plötzlich spürte er einen bitteren Geschmack auf der Zunge. Sie hatten mächtig viel Spaß miteinander gehabt. Galt das alles nichts mehr, nur weil ein gewalttätiger Mann alles vernichten wollte, was sich ihm in den Weg stellte?
Er hob das Glas: »Trinken wir auf die alten Zeiten, Jungs.«
Sie tranken. Hick Moose schickte einen schrägen Blick zu Mounty und dann zu Ad Mitchell. Er brummte: »Ihr seid so feierlich wie in der Kirche. Zur Hölle, ist dies ein Begräbnis?«
»Ja«, sagte Mounty fest. »Das Begräbnis unserer Jugendtage, Hick.« Er schaute Ad Mitchell an, der düster in sein leeres Glas starrte. »Du bist Cap Rykers Mann, Ad. Wirst du ihm auch in die Hölle folgen?«
Mitchell hob überrascht den Kopf. Er war ein schwerfälliger Denker, aber jetzt begriff er sofort. »Das ist doch Nonsens, Mounty! Ich gebe zu, dass Cap Ryker immer ein bisschen hitzig mit den Worten ist – aber er meint es gar nicht so.«
»Gut. Das ist deine Meinung. Hoffentlich behältst du recht. Wenn aber Cap seine Hunde von der Kette lässt …«
Hick lachte heiser und schlug mit der Hand auf die Theke. »Er lässt sie von der Kette. Er ist schon dabei! Warum hätte er sonst Harry und Cary Quinn holen sollen?«
Mounty ruckte herum und atmete scharf ein. Ad Mitchell knallte sein Glas auf die Theke und fauchte: »Was sind das für Märchen, Hick? Du bist verrückt! Cap denkt gar nicht daran, sich mit Revolvermännern abzugeben!«
Mounty schüttelte langsam den Kopf. Das war ein Schock für ihn. Die Dinge waren also viel weiter gediehen, als er Bedacht hatte. Harry und Cary Quinn – das reine Gift. Die Brüder Quinn, berüchtigte Revolvermänner, die für harte Bucks alles erledigten. Wenn das stimmte …
»Woher hast du diese Weisheit, Hick?«, fragte er rau.
»Ich komme weit herum, Mounty. Und ich habe die Augen fast immer offen. Ich habe sie gesehen, wie sie ins Land geritten sind. Drüben in Snowy-Point haben sie bei Hab Seth jeder ein blutiges Steak gegessen – zusammen mit einem dritten, der es bezahlt hat. Genügt das?«
»Wann?«, fragte Ad Mitchell scharf.
»Gestern, Ad. Gestern abend zwischen acht und zehn Uhr.«
»Du warst in Snow-Point?«
»Yeah, ich habe zufällig mal keine Rinder geklaut.«
»Lass die verdammten Witze!«, fluchte Mitchell. Sein Gesicht sah hart aus, mit scharfen Linien um Mund und Augen. »Ich glaube es nicht. Du musst dich geirrt haben, Hick!«
»Schön, ich habe mich also geirrt. Trinken war noch einen zusammen?«
»Ja«, nickte Mounty düster. »Den Letzten. Ich möchte die Gerichtsverhandlung nicht ganz verpassen. Wenigstens das Urteil nicht.«
»Das Urteil!«, murmelte Hick. »Glaubst du, dass sie ihn hängen werden?«
»Ich bin nicht die Jury und nicht der Richter, Hick!«
»Sie dürfen ihn nicht hängen, hörst du! Kennt ihr die Trolls? Nein? Ich kenne sie. Vater, Tochter und Sohn …«
»Sie müssen ihn hängen«, knurrte Ad Mitchell, »oder es gibt keine Gerechtigkeit mehr! Wir haben ihn auf frischer Tat ertappt.«
»Du auch, Ad?«
»Nein. Meine Boys. Das weißt du, Hick!«
»Yeah, ich weiß auch, was Mac Namara mit Charly Troll angestellt hat. Wenn ich Cowboyboss wäre, würde ich diesem Kerl einen Tritt geben, dass er quer über die Prärie flöge!«
