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Die siebzehnjährige Cleo ist auf die schiefe Bahn geraten. Als sie wegen Einbruchs und Sachbeschädigung zu Strafarbeiten in einem Schwimmbad verurteilt wird, lernt sie den Hausmeister Miguel kennen. Dieser kommt schneller als gedacht dahinter, dass Cleo Analphabetin ist und bringt ihr das Lesen und Schreiben bei. Es entsteht eine Freundschaft zwischen den beiden. Trotz des Altersunterschieds von siebzehn Jahren entwickelt Cleo schon bald verbotene Gefühle für den ungewöhnlichen Mann. Doch Miguel hütet ein dunkles Geheimnis ...
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Miguel
Cleo
Danksagung
Nachwort
Über die Autorin
Weitere Bücher von Christiane Fischer:
Impressum
Edition Paashaas Verlag
Titel: Wenn meine Worte fliegen könnten
Autor: Christiane Fischer
Originalausgabe Mai 2025
Covermotive: Pixabay.com
Covergestaltung: Michael Frädrich
Printed: BoD GmbH, Norderstedt
© Edition Paashaas Verlag
Printausgabe: ISBN: 978-3-96174-163-2
Sämtliche Handlungen und Charaktere in diesem Buch sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten mit Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d–nb.de abrufbar.
Wenn meine Worte
fliegen könnten
„Ich bin wirklich schon total aufgeregt“, stieß ich gepresst hervor, hielt mein Handy an mein Ohr gedrückt und ließ meinen Blick durch den noch leeren Klassenraum schweifen. Auf meinem Pult saß ich, ein Bein über das andere geschlagen und lauschte der beruhigenden Stimme meiner Schwester: „Du schaffst das heute Abend, Cleo! Ich bin wahnsinnig stolz auf dich, weißt du das?“
„Ja, das weiß ich. Aber mach bitte nicht so eine große Sache daraus.“
„Aber hey, dein Debüt-Roman hat sich schon wahnsinnig oft verkauft. Nicht mehr viel, und du hast einen Bestseller!“
Ich konnte deutlich hören, wie ihre Stimme bei dem Wort „Bestseller“ gleich zwei Oktaven höherkletterte.
„Bringst du Ralph auch mit?“, wechselte ich schnell das Thema.
„Aber sicher doch. Oder glaubst du vielleicht, er verpasst deine erste Lesung!“, flötete Sandra bestens gelaunt.
Meine erste Lesung! Wie das klang! Für mich wirkte das alles immer noch so irreal. Außerdem hasste ich es, im Mittelpunkt zu stehen. Aber da würde ich heute Abend wohl nicht drumherum kommen … Ich stieß die Luft aus, linste auf die dicke schwarze Wanduhr, direkt gegenüber von mir. Es war fast 08:00 Uhr.
„Du, ich muss jetzt Schluss machen. Meine Schüler kommen in wenigen Minuten.“
„Klar doch. Bis heute Abend, Süße!“
„Bis heute Abend.“
Ich legte das Smartphone in meine Tasche zurück und sortierte die Arbeitsblätter für meine heutige Deutschstunde. Rasch zählte ich diese noch einmal durch, während ich sie aufeinanderstapelte. In meinen Bewegungen hielt ich plötzlich inne. Erinnerungen von vor etwa zwölf Jahren blitzten wie ein Gewitter in mir auf. Damals hatte ich gedacht, dass ich keinen Platz, keine Zukunft haben würde in dieser Welt, immer darauf bedacht, sich auf keinen Fall dieser Gesellschaft anzupassen. Eben kein Standard, sowohl äußerlich als auch in der Funktionsweise. Ich hatte mich verloren, meinem Schicksal ausgeliefert gefühlt. Nie im Leben hatte ich damals in Betracht gezogen, Lehrerin zu werden. Bei diesen Gedanken hätte mein jugendliches Ich laut losgelacht. Noch viel lauter hätte die junge Cleo über die Tatsache gelacht, Autorin zu werden! Jetzt bin ich ein anderer Mensch, dachte ich schmunzelnd.
Klar, ich bin keine siebzehn mehr, aber ich bin trotzdem davon überzeugt, dass diese eine Geschichte, die mein Roman geworden ist, mich unwiderruflich verändert hat. Genau genommen: Ich weiß, dass ich es nur einem einzigen Menschen zu verdanken habe, dass aus mir genau das geworden ist, was ich heute bin. Einem Mann, der mir die Welt bedeutet hatte. Einem Mann, den ich niemals vergessen kann. Denn das wäre so, als ob ich mich plötzlich nicht mehr daran erinnern könnte, dass das Gras grün ist oder ich nicht mehr wüsste, dass der Himmel sich verdunkeln kann. Da sind Dinge, die tief in der Seele verankert sind, die man ganz einfach nicht vergisst. Ja, genauso war es mit ihm …
Das Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Meine Schüler würden jeden Moment eintreffen. Ruckartig straffte ich die Schultern, schnappte mir meine Blätter und legte jeweils eines auf jeden der Tische.
Wie der Teufel rannte ich davon.
„Hey, bleib stehen! Bleib sofort stehen, sonst rufe ich die Polizei!“, drangen die Rufe des Verkäufers in meine Ohren und sorgten dafür, dass sich mein ohnehin schon schneller Herzschlag noch einmal beschleunigte. Adrenalin strömte durch meine Adern. Völlig außer Atem sprintete ich weiter, immer weiter, bog dann in eine Kreuzung ein und ließ mich schließlich hinter einem dicken, grauen Müllcontainer auf den Boden plumpsen. Noch immer kurzatmig öffnete ich meinen Rucksack, schüttete ihn zu meinen Füßen aus. Selbstzufrieden begutachtete ich meine Ausbeute: eine Halskette mit einem silbernen Herz-Anhänger, drei Seidenblusen, einen Cashmere-Pullover und einen Umhänge-Beutel aus schwarzem Leder. Diese Sachen hatte ich bei Millers, einer äußerst gehobenen Boutique, mitgehen lassen. Mit dem Klauen hatte ich vor etwa einem Jahr angefangen. Von dem beschämend wenigen Taschengeld, das ich bekam, konnte ich mir gerade einmal eine Hose im Monat leisten. Ich war siebzehn und hatte meine Ansprüche. Bei meinem ersten Diebstahl war ich so nervös gewesen, dass ich beinahe in die Ecke gekotzt hätte. Doch inzwischen war ich routinierter geworden. Dennoch: Die Aufregung vor jedem Klau blieb. Ich wusste ja nie genau, ob ich nicht bei diesem Mal erwischt und von einem Ladendetektiv abgeführt werden würde … Dieser Nervenkitzel, dieses Adrenalin war berauschend. Ich fühlte mich so lebendig, so frei. Diesen Scheiß brauchte ich, um den anderen Scheiß, der mich seit Jahren verfolgte, zu entgehen. Außerdem war es doch viel geiler, ein Michael Kors-Exemplar zu besitzen als irgendeine No-Name-Tasche aus billigem Kunstleder … Und überhaupt: Wen juckte das schon, ob eine von diesen Taschen oder ein Tommy Hilfiger-Sweatshirt fehlte? Scheiß auf all diese reichen Yuppies! Damals, als ich noch in Frankfurt gelebt hatte, war ich einmal beim Klauen in einer Parfümerie erwischt und von einem Ladendetektiv abgeführt worden. Das war richtig beschissen gewesen. Ich hatte auch voll einen auf reuevoll gemacht, woraufhin der Typ nicht die Bullen gerufen hatte.
Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen packte ich die Sachen in meinem Rucksack zurück, zog mir meine schwarze Kapuze über den Kopf – sicher war sicher – und lief zügig aus der Seitenstraße zur nächsten Bahnhaltestelle. Der Himmel war blau mit nur wenigen Wolken durchzogen. Die Sonne schickte wärmende Strahlen nach unten. Vögel besangen diesen herrlichen Frühlingstag. Es war kurz nach 11:00 Uhr. Ich musste mich beeilen, denn ich war mit meiner Clique in einem Café in dem Kaff verabredet, das ich meine Heimat nannte. Mein Heimatort war in der Tat ein winziges Städtchen. Mit nur einer Handvoll Geschäften war hier buchstäblich der Hund begraben. Jeder kannte dort jeden, was mich tierisch abfuckte. Noch nicht einmal ein Kino gab es. Hierfür musste man mit dem Bus in eine nahegelegene Stadt fahren. Meine Raubzüge hielt ich auch niemals in unmittelbarer Nähe zu meinem Wohnort ab, sondern fuhr immer die größeren Nachbarstädte wie Köln oder Düsseldorf an, die große Einkaufsstraßen vorweisen konnten. Mal abgesehen davon, dass es in meiner Gegend nicht gerade coole Läden gab, wo viel zu holen gewesen wäre.
***
„Oh, fuck, die Alte hat total am Rad gedreht“, hörte ich Rafael sagen, als ich den Tisch erreichte, an dem meine Freunde bereits saßen und sich lautstark austauschten.
„Hey, Leute!“, warf ich ein und sah, wie Rafa sich langsam zu mir umdrehte und mich daraufhin breit angrinste.
„Cleo! Na endlich!“, zwitscherte meine Freundin Mandy mir zu, klopfte energisch auf den Stuhl neben sich, um mir zu bedeuten, dass ich mich dort hinsetzen sollte.
„Wer ist am Rad gedreht?“, wollte ich wissen, warf einen prüfenden Blick in die Menge und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe ich neben Mandy Platz nahm. „Ach, nur die olle Obermeier. Die hat gefragt, wann du mal wieder zur Schule kommst“, antwortete Rafael und machte mit seiner Hand eine wegwerfende Geste.
Schnell beugte sich Paul ein Stück zu mir vor und gab mir einen Kuss. Mit einer Hand strich ich durch sein wuscheliges kastanienbraunes Haar und lachte zufrieden in mich herein. Seit einem Monat gingen wir schon miteinander. Paul war vor drei Monaten hierhergezogen und hatte sich unserem Gespann, das aus meiner Freundin und ihrem Bruder Rafael bestand, angeschlossen. Paul war einfach der Hammer. Stets war er so liebevoll und aufmerksam zu mir, behandelte mich eben wie seine Lady. Irgendeinen Typen, der mich anbaggerte, verprügelte er, ohne mit der Wimper zu zucken. Das war ja so cool!
„Hast du mir auch etwas mitgebracht, Süße?“, unterbrach meine Freundin meine Gedanken und sah mich voller Hoffnung an.
„Klar. Ich denk doch immer an dich.“ Triumphierend zog ich die silberne Halskette aus dem Rucksack und wedelte damit vor ihrer Nase herum.
Mandys Augen begannen zu leuchten. „Machst du sie mir bitte dran?“, bat sie, nahm rasch ihr langes, blondes Haar zusammen und warf es sich über die Schulter. Ich kam ihrer Bitte nach und war glücklich, ihr eine Freude gemacht zu haben.
„Die ist wirklich wunderschön“, sagte sie und strich mit Zeige- und Mittelfinger über den glänzenden und funkelnden Herzanhänger.
„Geil! Konntest du viel mitgehen lassen?“, fragte Rafael, nickte mir anerkennend zu und nahm einen Schluck aus seinem Kaffeebecher.
Ein Kellner kam, um sich zu erkundigen, ob ich etwas bestellen wollte. Ich verneinte und beantwortete Rafaels Frage erst, als der Saftschubser hinter seine Theke zurückgeschlichen war. Ich beschrieb jedes Teil genauestens, doch vermied ich es, sie in der Öffentlichkeit hervorzuholen. Na gut, die Öffentlichkeit an diesem Mittag bestand aus drei Rentnern, die an den gegenüberliegenden Tischen, jeder für sich alleine, saß. Einer von ihnen blätterte in einer Tageszeitung, der andere in einem Magazin herum. Der Letzte glotzte teilnahmslos an die Wand. Hin und wieder schaute der Zeitungsleser auf, warf uns einen grimmigen Blick zu, da wir wohl zu laut waren. Das störte uns allerdings nicht. Denn wir hatten geschworen, uns niemals den Spaß von irgendjemand verderben zu lassen. Das Café war wirklich nicht der Knüller mit seiner Siebziger-Mucke und dem eher älteren Anteil an Gästen, doch gelegentlich hingen wir dort ab, schon allein wegen den leckeren Latte Macchiatos.
Paul und Rafael berichteten von dem gewohnt langweiligen Schultag. Seit zwei Wochen ging ich schon nicht mehr dorthin. Demnächst müsste ich mich mal blicken lassen, ehe wieder ein Brief zu mir nach Hause flattern würde. Den letzten hatte ich zu meinem Glück noch rechtzeitig abgreifen können.
Nach einer halben Stunde verließen wir das Café, liefen ziellos die Straße entlang durch den kleinen Ort. Die Sonne stand nach wie vor hoch am Himmel. Paul und ich hielten Händchen, Mandy und Rafa trotteten hinter uns her, bis wir uns schließlich auf die Treppenstufen eines Steuerberaters hockten. Mandy griff sich aus ihrer pinken Handtasche, die die Form eines Handys aufwies, Zigarette sowie Feuerzeug und steckte sich eine an. Beide Beine hatte ich weit von mir gestreckt und schaute auf das kleine Stück Land ein paar Meter vor uns, auf dem ein Traktor entlangfuhr. Der Duft von Kuhdünger stieg mir in die Nase, so dass ich diese kurz rümpfte.
„Hier ist tote Hose. Wir brauchen mal wieder einen fetten Coup“, murmelte Rafa, schnappte sich Mandys Zigarette und nahm einen kräftigen Zug.
„Is hier ja nicht so einfach, was zu drehen“, merkte ich an, während ich auf meiner Unterlippe herumkaute.
„Vor sechs Wochen ist es doch easy peasy für uns gelaufen“, erinnerte mich Paul noch einmal an unseren ersten großen Einbruch zurück. Die Schindlers, ein wohlhabendes Ehepaar, waren verreist gewesen. So hatten wir beschlossen, nachts bei ihnen einzubrechen. Paul hatte dank seines großen Bruders Erfahrungen sammeln können, wie man mit einem Dietrich in fremde Häuser einsteigen konnte. Zu unserer Enttäuschung hatten wir kein Bargeld entdecken können, dafür aber Silberbesteck und Schmuck. Mit unserem Business lief es so ab: Wir klauten diverses Zeug. Rafa hatte Kontakte und konnte die Sachen verticken, woraufhin wir unseren Anteil von ihm bekamen.
„Ja, das war fett“, murmelte Rafa und streckte Mandy ihre Zigarette entgegen.
Diese griff danach, nahm einen Zug und seufzte. „Vielleicht fahren wir demnächst mit dem Auto in eine größere Stadt.
„Besser auch am Wochenende“, meinte sie.
„Aber vorher auskundschaften, bloß nicht spontan entscheiden“, entgegnete Paul.
„Ich weiß nicht, Leute … Will ja kein Spielverderber sein, aber in Gegenden, wo wir uns nicht so gut auskennen, ist das Risiko, geschnappt zu werden, viel höher“, gab Rafa zu bedenken.
„Hm“, machte Paul. „Mal sehen.“
***
Am späten Abend erreichte ich mein Zuhause. Ich lebte seit fast einem Jahr bei meiner großen Schwester. Sie besaß ein Haus am Waldrand, oder vielmehr gesagt hatte es unserer Großtante gehört, bevor sie gestorben war. Sandra war um einiges älter als ich. Uns trennten elf Jahre. Genau das war wohl unter anderem der Grund, warum ich nicht den allerbesten Bezug zu ihr hatte. Unsere Interessen lagen in etwa so weit auseinander wie der Mond zur Erde. Ich wollte mein Leben endlich in vollen Zügen genießen und Spaß haben. Sandra hingegen arbeitete von früh bis spät in einer Kanzlei außerhalb der Stadt. Erfolgreich hatte sie ihr zweites Staatsexamen und ein Rechtsreferendariat absolviert und platzte geradezu vor Ehrgeiz.
So leise wie möglich schloss ich die Tür auf und schlich den Parkettboden des Flurs entlang, schlüpfte so geräuschlos wie möglich aus meinen Turnschuhen. Zur Begrüßung schnurrte und schmuste der Kater um meine Beine. Langsam beugte ich mich zu ihm nach unten und streichelte sanft sein rötliches Fell. „Ist ja gut, Azrael. Braver Junge!“ Als Antwort erhielt ich ein leises Mauzen.
„Cleo!“ Sandra stand mit einem Mal vor mir. Ich sah in ihr blasses Gesicht, bemerkte die Fältchen auf ihrer Stirn, den kritischen Blick in ihren grünen Augen. „Wo bist du den ganzen Tag gewesen? Ich habe ein Dutzend Mal versucht, dich zu erreichen.“ Sie verschränkte beide Arme vor der Brust.
Ich hasste es, wie sie eine ihrer langen wohlgeformten Augenbrauen nach oben zog. Diese Mimik deutete immer darauf hin, dass sie verärgert war.
„Ich war mit Mandy und ihrem Bruder unterwegs“, gab ich zur Antwort und fuhr mir mit der Zunge über die Schneidezähne. Das von Paul und mir hatte ich Sandra bisher noch verschwiegen. Das ging sie auch überhaupt nichts an. Wahrscheinlich würde sie mich mit Verhütungs-Gesprächen bombardieren …
„Und wo warst du vorher?“
„In der Schule“, erwiderte ich stockend und konnte beobachten, wie die Braue meiner Schwester noch ein Stück nach oben schoss.
„Du warst nicht in der Schule. Warum lügst du mich an?“ Mit beiden Händen zupfte sie ihren Haarknoten zurecht, kam dann zwei Schritte auf mich zugelaufen. Ihr Blick schien mich zu durchbohren. Einzelne blonde Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht. Sie sah müde aus.
Schnaubend schmiss ich meinen Rucksack auf den Boden. „Und wenn schon!“
„Und wenn schon? Junge Dame, du warst schon seit zwei Wochen nicht mehr in der Schule. Dein Klassenlehrer hat mich heute angerufen.“
Scheiße!
„Nenn mich nicht junge Dame! Du bist nicht Mama. Du wirst sie niemals ersetzen können.“ Erst jetzt merkte ich, dass meine Stimme bitter klang. Ein Schmerz durchzuckte mich. Ein Schmerz, den ich immerzu versuchte, von mir zu schieben. Doch er kam immer wieder zurück. Ohne ein weiteres Wort schnappte ich mir meinen Rucksack und rannte die Treppen nach oben zu meinem Zimmer. Mit einem lauten Knall ließ ich die Tür hinter mir zufallen.
Nach etwa fünf Minuten hörte ich ein Klopfen. Ausgestreckt lag ich auf meinem Bett und starrte nach oben zur Zimmerdecke.
„Darf ich reinkommen?“, hörte ich Sandra sagen. Ihre Stimme klang nun sanft, beinahe unsicher.
Tief seufzte ich und setzte mich auf. „Ja.“
Langsam betrat meine Schwester den Raum, rückte mit dem Mittelfinger ihre verrutschte Brille zurecht und setzte sich schließlich auf die Bettkante. Sie stieß die Luft aus: „Hör mal, ich weiß, dass das alles noch schwer für dich ist. Du wohnst noch nicht so lange in dieser Stadt. Ich weiß auch, dass ich nicht unsere Mutter bin, aber …“
„Aber was?“ Erneut erklang meine Stimme bitter. Dieser Schmerz war wieder da, ließ mich plötzlich immer schwerer atmen.
„Cleo, Mama war … Mama war abhängig. Eine gute Mutter konnte sie deswegen nie sein. Leider. Es bringt nichts, die Augen davor zu verschließen.“
In mir verkrampfte sich alles. Meine Kehle war wie zugeschnürt.
„Was weißt du denn schon? Du warst doch die letzten Jahre nie da. Wer hat sich denn einfach in eine andere Stadt verpisst?“
Deutlich konnte ich Sandra schlucken hören. Unruhig bewegte sie sich auf dem Bett und verursachte ein Knarzen.
„Ich habe studiert. Wenn ich dageblieben wäre, hätte mich das nur ständig runtergezogen. Verstehst du? Ich musste weg, weit weg, um den Kopf frei zu haben.“
Ich schnaubte. „Na, das ist dir doch gelungen.“
Sandra zuckte bei meinen letzten Worten zusammen. „Sie hatte einen Mutter-Kind-Therapieplatz bekommen. Ich dachte, da wärt ihr gut aufgehoben. Ich wusste nicht, dass sie da nie mit dir hingegangen ist“, erinnerte sie nochmal.
Es waren immer dieselben Phrasen, die sie drosch.
Sandra beugte sich ein Stück zu mir vor, griff nach meiner Hand.
Ich entzog sie ihr. „Du hast uns im Stich gelassen. Ich war allein mit ihr und konnte ihr nicht helfen, weil ich noch zu klein war. Aber du hättest …“
„Hör auf damit, Cleo! Mama war ein paar Mal in einer Entzugsklinik. Doch hat sie immer wieder angefangen, diese scheiß Drogen zu nehmen. Keiner ist schuld.“
Eine Flut von Bildern erreichte mich, schwappte an die Oberfläche und durchbohrte mein Herz:
Ich wache auf. Wie spät es ist, weiß ich nicht. Doch da die Sonne schon hoch am Himmel steht, glaube ich, dass es kein Morgen mehr ist, sondern Mittag oder Nachmittag. Zur Schule bin ich schon lange nicht mehr gegangen. Mama hat gesagt, dass ich nicht hinzugehen brauche, wenn ich nicht will. Es ist besser, bei ihr zu sein, denn Mama ist krank. Außerdem macht die Schule noch weniger Spaß, nachdem ich sitzengeblieben bin, und meine Freundin nicht mehr neben mir am Tisch sitzen kann. Mein Magen knurrt. Erst jetzt spüre ich diese starken Bauchschmerzen. Seit gestern Abend habe ich schon nichts mehr gegessen. Mama hat das letzte Geld genommen, das noch übrig war und hat sich davon diese rosa Pillen gekauft. Sie meint, dass es das Einzige ist, das sie wieder gesund machen kann. Leise schleiche ich in die Küche, denn ich will sie nicht wecken. Meistens schläft sie lange. Mit einem mulmigen Gefühl öffne ich den Kühlschrank. Außer einer Tube Mayonnaise, einer Milchpackung und einem Marmeladenglas ist dieser so gut wie leer. Ein Schluck von der Milch verrät mir, dass diese sauer ist. Angeekelt spucke ich sie in das Spülbecken. Dann öffne ich das Marmeladenglas. Zur Not löffle ich es einfach leer, kommt es mir in den Sinn. Doch zu meiner Enttäuschung ist Schimmel zu erkennen. Missmutig stopfe ich die Milchpackung und das Glas in den Mülleimer und laufe in den dunklen Flur zu den Schlafzimmern zurück, bleibe vor Mamas Zimmertür stehen. Der graue, langflorige Teppichläufer fühlt sich unter meinen nackten Füßen verklebt und hart an. Vorsichtig mache ich die Tür zu Mamas Schlafzimmer auf. Sonnenlicht fällt auf den Boden. Die Unordnung hier drin bin ich schon gewohnt, es fällt mir kaum noch auf. Überall liegen Pullis, Hosen und Jacken auf dem Boden. Hier drin stinkt es nach Schweiß und Erbrochenem.
„Mama?“, flüstere ich.
Keine Antwort. Bloß den Hinterkopf sehe ich aus der Bettdecke hervorlugen. Langsam komme ich näher und krabbele in ihr Bett.
„Mama“, sage ich nun etwas lauter, doch immer noch zaghaft. Ich muss sie wecken, vielleicht hat sie doch noch irgendwo ein bisschen Kleingeld für mich, damit ich mir ein Brötchen kaufen kann oder so, überlege ich.
„Mama! Mama!“, rufe ich jetzt entschieden lauter.
Doch noch immer tut sich nichts. Sie schläft wohl wieder zu fest, sage ich mir und ziehe jetzt die Bettdecke von ihren Schultern, tippe sie mit beiden Händen an.
„Mama? Wach auf!“
Ich gehe zu der anderen Seite, um in ihr Gesicht sehen zu können. Ihre Augen sind geschlossen, das dunkle, krause Haar fällt ihr ins Gesicht. Mit einer Hand streichle ich ihre Wange und flüstere: „Aufwachen. Mama?“
Eiskalt ist ihre Haut, so dass ich erschrecke. Die blanke Angst kriecht wie ein schleichendes Gift in mir hoch und schnürt mir die Kehle zu.
„Mama, Mama? Bitte wach auf!“
Ich hatte den Notarzt gerufen an diesem Tag. Während ich auf ihn gewartet hatte, hatte ich mit meiner Mutter zusammen im Bett gelegen und mich an ihren leblosen Körper geschmiegt. Ich hatte es damals gewusst, als ich ihre Wange berührt hatte: Ich wusste, dass sie tot war. Doch irgendwie wollte ich es nicht akzeptieren. Ich war doch erst neun Jahre alt.
Mit einem Mal war ich ganz allein, wurde in ein Heim gesteckt. Dort zu leben, war nicht selten eine Folter gewesen. Es gab einige Kinder, die gemein zu mir waren. Sie hauten oder spukten, klauten meine Sachen …
Als ich sechzehn war, hatte mich meine Schwester zu sich geholt, nachdem sie einen festen Job in der Tasche hatte.
„Ich weiß, ich habe nicht alles richtig gemacht, Cleo. Aber gib mir doch bitte eine Chance, es wieder gut zu machen!“, unterbrach Sandra meine Gedanken. Intensiv sah sie mich an. Das Grün in ihren Augen begann feucht zu schimmern. Sanft strich sie mit den Fingerspitzen über meinen Kopf.
„Du kannst das, was passiert ist, nicht ungeschehen machen“, presste ich durch die Zähne hervor. „Wenigstens aber hätten wir in Stuttgart bleiben können und nicht in dieses Kaff von Tante Nora ziehen.“
„Ich dachte, du hättest hier Freunde gefunden“, flüsterte Sandra schon fast und rückte noch ein Stück näher an mich heran. Einen Arm legte sie auf meine Schulter. Ich spürte ihren Atem im Nacken.
„Ja schon, aber hier gibt es fast nur Land und Wiesen. Daran kann ich mich wohl nie gewöhnen, nicht so mein Ding.“
Ihr Griff um mich wurde fester, wurde schließlich zu einer Umarmung. Ich ließ es geschehen.
„Du bist jetzt nie wieder alleine, ich verspreche es dir. Wir beide schaffen das!“
Ich kniff die Lippen zusammen, sagte kein Wort. Natürlich hätte ich einfach mit „Ja“ antworten können, aber ich wusste nicht, ob das, was meine Schwester sagte, stimmte. Mit „Wir schaffen das“ meinte sie, unser zerrüttetes Verhältnis zu kitten. Ob das je zu kitten war, da war ich mir nicht sicher.
„Bitte Cleo, versprich mir, wieder zur Schule zu gehen. Es ist wichtig für deinen Abschluss, deine Zukunft.“
Auch hierbei konnte ich nicht mit „Ja“ antworten und schwieg.
***
Nach dem Abendbrot hatte ich mich wieder in mein Zimmer zurückgezogen. Zum Glück hatte meine Schwester sich inzwischen wieder beruhigt. Ich war damit beschäftigt, den neuen Cashmere-Pulli anzuprobieren, den ich mir heute klargemacht hatte, als mein Smartphone klingelte. Auf dem Display erkannte ich, dass es Mandy war.
„Hey, was geht?“
„Eine ganze Menge. Komm schnell zum Schwimmbad. Wir wollen da Party machen.“
„Klingt cool. Wartet auf mich, bin gleich da“, antwortete ich und legte auf.
Es war fast 22:00 Uhr. Wahrscheinlich schlief Sandra schon. Leise, ganz leise musste ich mich also aus dem Haus schleichen. Ich griff mir den schwarzen Hoodie aus dem Kleiderschrank, zog ihn an und verließ das Zimmer.
***
Das städtische Schwimmbad war keine zehn Fußminuten von meinem Zuhause entfernt. Es war bereits dunkel, als ich das marode Gebäude mit der gelben, teilweise abgeblätterten Farbe erreichte. „ Schwimmbad“ war in großen Lettern zu sehen. Der schwarze Schriftzug war längst verblasst und kaum noch zu erkennen. Der letzte Buchstabe hing schief. Es schien so, als ob dieser jeden Moment herunterfallen könnte. Auf den Treppenstufen hockte meine Clique. Paul und Rafa unterhielten sich über irgendein Videospiel, wie ich mitbekam.
„Hey“, sagte ich, setzte mich neben meinen Freund und gab ihm einen sanften Kuss. Paul schob hingebungsvoll seine Zunge in meinem Mund und ließ diese um meine kreisen. Mein Puls erhöhte sich.
„Nehmt euch ein Zimmer“, hörte ich Rafael flöten.
Grinsend ließ ich von Paul ab und sah zu Mandy hinüber, die lässig beide Beine von sich gestreckt hatte und eine qualmte. Ich gesellte mich zu ihr und ließ die Jungs weiter quatschen. „Gibst du mir auch eine Fluppe?“, fragte ich und sah sie auffordernd an.
„Sicher.“ Schnurstracks griff sie in die Innentasche ihrer Jeansjacke, holte die Packung Zigaretten hervor und streckte mir eine entgegen.
„Wie läuft‘s so mit Paul?“, wollte sie wissen, lehnte sich ein Stück zurück und sah mich interessiert an.
„Ganz gut.“
Mandy lachte auf, warf sich eine ihrer dicken Haarsträhnen hinter den Rücken. „Geht’s vielleicht auch ein bisschen genauer?“
„Wir haben noch nicht, falls du das wissen willst.“
„Okay.“ Mandy schnaubte.
„Was meinst du mit okay?“
„Na ja. Ihr seid jetzt einen Monat zusammen. Paul hatte schon einige Freundinnen, wie er erzählt hat.“
Bis auf Küssen und Fummeln war ich noch nicht weiter bei Paul gegangen. Bisher vermied ich es, bei ihm zu übernachten. Irgendetwas hielt mich ab. Wahrscheinlich lag es an der Tatsache, dass er mein erster Freund war und ich dementsprechend unsicher. Paul war ein wahrer Traumtyp, bei dem ich ständig weiche Knie bekam. Was war denn nur los mit mir? Die Zeit für unseren ersten Sex war definitiv gekommen!
„Hattest du schon mal …“, fragte ich und nahm einen kräftigen Zug.
Mandy grinste breit und anzüglich. „Mit fünfzehn, ja. Du brauchst dir über das erste Mal wirklich nicht zu viele Gedanken machen, Süße. Lass es einfach passieren. Entweder wird es halbwegs schön oder scheiße. Ist normal am Anfang. Dann wird es wirklich gut und immer besser, vorausgesetzt du hast keine Lusche. Aber bei Paul kann ich mir das nicht vorstellen.“
Mandys letzte Worte klangen schon fast wie ein Schwärmen. Nie zuvor wurde es mir so sehr bewusst, wie in diesem Moment: Ich ging mit dem heißesten Jungen der Schule. Wenn ich ihn noch länger warten lassen würde, würde er sich höchstwahrscheinlich eine andere suchen, eine mit Erfahrungen. Vielleicht sogar Mandy …
Sie war wunderschön mit ihrer Porzellanhaut, der Platinmähne und ihren langen Beinen. Ich war einen Kopf kleiner als sie. Mein Haar war schokobraun, dünn und schulterlang. Damals, als Paul neu an unserer Schule gewesen war, hatte er sich recht schnell mit Rafa angefreundet und sich dann mit mir verabredet. Wenn Mandy zu dieser Zeit nicht noch mit Tom, einem Jungen eine Stufe unter uns, gegangen wäre, wäre es sicherlich zu einem oder mehreren Dates mit Paul gekommen. Da war ich mir ganz sicher. Doch jetzt, da sie wusste, dass ich auf ihn stand, ließ sie die Finger von ihm. Freundinnen-Ehrenkodex, wobei ich mein Verhältnis zu Mandy nicht als innig bezeichnen würde. Ab und zu hingen wir zusammen ab, quatschten über Jungs und all so´n Zeug. Jedoch hatte ich ihr nie erzählt, dass meine Mutter an einer Überdosis gestorben war. Die offizielle Erklärung, warum ich bei meiner Schwester wohnte, war: Meine Mutter war bei einem Verkehrsunfall gestorben, als ich noch klein war. Keiner stellte somit doofe Fragen. Mandy und ihr Bruder Rafa waren meine ersten richtigen Freunde gewesen, darüber war ich sehr froh.
„So, Leute! Es geht los!“, flüsterte Rafael beabsichtigt verheißungsvoll. Abenteuerlustig blitzten seine Augen auf. Die Jungs hatten sich vor uns aufgebaut, die Kapuzen ins Gesicht gezogen wie so echte “Gangsta“, die Hände lässig in die Taschen geschoben. Ich ließ meinen Blick über die leere Straße schweifen, auf der seit sicherlich fünf Minuten kein Auto mehr gefahren war. Zwei Straßenlaternen beleuchteten recht schwach die dunkle Umgebung. Ein euphorisches Gefühl wie vor einer wilden Achterbahnfahrt durchströmte mich. Es kribbelte am ganzen Körper. Rasch lief Paul auf die Eingangstür des Schwimmbads zu. Derweil standen wir Schmiere. Nach etwa einer Minute hatte er das Schloss geknackt und wedelte bestens gelaunt mit einer Hand. „Kommt hereinspaziert.“
Ganz leise kamen wir seiner Aufforderung nach und schlossen eilig die Tür hinter uns. Wir hatten es geschafft! Wir waren tatsächlich drin. Unser zweiter Bruch.
Wuhuuu! Wuhuuu!“, grölte Rafa und beleuchtete mit seinem Handy die Umgebung. Es war definitiv sicherer, den Lichtschalter nicht zu betätigen. Sonst würden wir schnell Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Es gab überall große Fenster.
„Wir sind echt die Geilsten“, jubelte Paul. Er griff nach meiner Hand und schenkte mir ein zuckersüßes Lächeln.
In diesem Moment war ich einfach glücklich, empfand ein Gefühl von Leichtigkeit und Freiheit. Ich erwiderte sein Lächeln und gab ihm einen inbrünstigen Kuss.
„Hey, dafür ist später noch genug Zeit, ihr beiden Turteltauben“, ermahnte uns Mandy kichernd. „Lasst uns jetzt weitergehen, zu dem großen Schwimmbad, `ne Runde planschen.“
„Jau!“, warf ihr Bruder ein, nahm seine Kapuze ab, rieb sich über den kahlrasierten Schädel und ging bereits voraus.
Händchenhaltend folgten wir den beiden, passierten den Kassenbereich und die Umkleiden. Natürlich hatte auch ich Badesachen in meinen Rucksack gestopft und schlüpfte in meinem türkisfarbenen Bikini.
Schließlich steuerten wir die Schwimmhalle an. Inzwischen hatte Rafa den Hauptschalter der Beleuchtung gefunden, so dass wir wenigstens hier drin nicht mehr im Dunkeln tasten mussten. Mit einem Grölen ließ sich mein Freund ins Becken fallen. Ich folgte ihm unverzüglich, zuckte aber zurück, als mein Körper das Wasser erreichte. Natürlich war es eiskalt. Paul verzog allerdings keine Miene und schwamm eifrig Kreise um mich herum.
„Kannst du mal schauen, ob du das Wasser irgendwie wärmer bekommst?“, bat ich Rafael.
Doch dieser winkte ab. „Ach, nicht nötig, halb so wild.“
Es brauchte einen Moment, bis ich mich an die Kälte gewöhnt hatte, dann war es wirklich gar nicht mehr unangenehm.
Vergnüglich schwammen Paul und ich nebeneinander her. Ich genoss diesen irren Kick, der mich augenblicklich befiel. Mandy und ihr Bruder sprangen ebenfalls ins kalte Nass, veranstalteten eine Wasserschlacht mit uns. Nach etwa einer halben Stunde stieg Paul aus dem Becken, kramte in seinem Rucksack herum und holte schließlich eine Spraydose hervor. „Was ist, Leute, wollen wir für die Welt eine kleine Nachricht hinterlassen?“ Verwegen grinste er in die Runde.
„Klaro, warum nicht“, erwiderte Rafa und stieg ebenfalls aus dem Wasser. Daraufhin folgte auch Mandy.
Paul hielt dem Geschwisterpaar jeweils eine Sprühdose entgegen. Kräftig schüttelte Rafa diese und begann, den ersten Buchstaben an die geflieste Wand zu sprühen. Er leuchtete rot.
„Was ist mit dir, Cleo?“, rief mir Mandy entgegen und zog einen Mundwinkel nach oben.
Ein wenig zögerlich kam ich an Land. War das nicht too much? Wenn das rauskam? Doch auf keinen Fall wollte ich vor den anderen wie ein Schisser dastehen. Ich nahm die grüne Dose an, die mir Paul hinhielt, begann diese ebenfalls zu schütteln, hielt jedoch inne und bewunderte sein Werk.
„Wir waren hier“, wiederholte er das Geschriebene. „Ist doch die richtige Ansage“, meinte er grinsend.
Mandy fing an, auch ein Wort auf die Wand zu sprühen. Rafa malte weiter abseits einen Pimmel und ich schließlich einen Smiley.
„Wow, wir sind echt die Allergeilsten“, flötete Rafael.
„Yeah, Party!“, kreischte Mandy enthusiastisch und griff nach ihrem Handy, das irgendwo auf dem Boden herumlag. Rasch machte sie Mucke an, ließ ihre Hüften zur Dance Music kreisen, griff sich immer wieder mit einer Hand rhythmisch durchs Haar. Binnen weniger Sekunden tanzte der Rest von uns ausgelassen mit.
Meine Laune hätte nicht besser sein können. Völlig berauscht ging ich mit meiner Gang Richtung Ausgang. Doch auf einmal waren Stimmen zu hören. Wie ertappt hielt ich in meinen Bewegungen inne. Auch Mandy, Rafael und Paul blieben abrupt stehen. Lichtkegel bewegten sich schnell von links nach rechts auf dem Boden, ein paar Meter vor uns.
Laut und deutlich verstand ich die Worte: „Stehenbleiben! Polizei!“
Ich zuckte zusammen, als hätte ich einen Stromschlag bekommen.
„Schnell, zum Fluchtausgang!“, hörte ich Rafael flüstern.
Dann rannten wir los. Mein Puls raste, Adrenalin schoss durch meine Venen. Doch dann knickte ich mit dem Fuß um und fiel hin. Die anderen, aufgeschreckt wie sie waren, hatten es entweder nicht mitbekommen oder wollten es nicht bemerken. Fakt war jedenfalls, dass ich am Boden lag, mich schnell wieder aufraffte, dann jedoch vor Schmerzen scharf die Luft einzog. Humpelnd und mit pochendem Knöchel versuchte ich, den anderen zu folgen, doch zu spät.
Eine Hand packte mich und hielt mich fest.
„Loslassen“, motzte ich.
Ein Lichtschein war daraufhin auf mich gerichtet. Zwei Bullen gafften mich mit strenger Miene an.
„Na, sieh mal an!“, stieß einer von ihnen hervor.
„Ich suche mal nach ihren Freunden“, meinte der andere und stürmte Richtung Fluchtausgang.
Hoffentlich können sie entkommen!
Der Griff des Polizisten wurde eine Spur fester. „So, mitkommen auf die Wache, junge Dame! Dort kannst du uns alles genau erklären.“
3 Monate später:
Niedergeschlagen verließ ich mit meiner Schwester das Gerichtsgebäude. Ich fühlte mich klein und erbärmlich.
„Sei froh, dass das noch so glimpflich für dich ausgegangen ist. Du hättest auch einen Arrest bekommen können“, zischte sie mir zu. Abgekämpft stieß Sandra die Luft aus und schüttelte den Kopf.
Ein Arrest bedeutete, bis zu vier Wochen in einem Jugendgefängnis eingesperrt zu sein. Das klang wirklich übel, doch zweiundsiebzig Sozialstunden abzuarbeiten, klang auch nicht wirklich gut für mich … Missmutig stieß ich einen stummen Seufzer aus und stopfte beide Hände in die Taschen meiner Jeansjacke.
„Der Richter hatte sich gnädig gezeigt, wollte dir eine letzte Chance geben. Jugendgefängnis war auch eine Option, denn immerhin bist du strafmündig, vergiss das nicht!“, wetterte Sandra, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
In diesen Sozialstunden galt es, das Geschmiere an der Wand des Schwimmbades zu entfernen und bei Renovierungsarbeiten dort behilflich zu sein. Gut, es hätte mich schlimmer treffen können …
Wegen Einbruchs und Sachbeschädigung angeklagt worden zu sein, fühlte sich jedoch an wie ein brennender Stempel, der mir auf die Haut gedrückt wurde.
„Meine Schwester, eine verurteilte Straftäterin! Ich kann es immer noch nicht glauben …“ Sie warf mir einen grimmigen Blick zu, machte mit zwei Fingern den Knopf ihres Blazers auf und setzte ihren Weg mit mir fort.
„Steig jetzt in den Wagen, Cleo!“, forderte sie mich streng auf, nachdem wir den schwarzen Mercedes-Benz erreicht hatten.
Während der ganzen Autofahrt sprach sie kein Wort.
Mit einem Knopfdruck schloss Sandra ihr Auto ab, schmiss den Schlüssel gedankenverloren in ihre Handtasche und überquerte mit mir zusammen den geebneten Steinweg unseres Gartens, der links und rechts mit hohem Gras und Unkraut gesäumt war. Fleißig wucherte dieses vor sich hin. Für Gartenarbeit hatte Sandra keine Zeit und ich keine Lust. Unser Haus bildete mit seiner gepflegten Außenfassade aus roten Backsteinen, dem schwarzen Satteldach und der Garage mit separatem Dach einen deutlichen Kontrast zu dem verwahrlosten Gestrüpp-Dschungel ringsherum. Große, breite Fenster sorgten dafür, dass genügend Tageslicht ins Haus gelangen konnte. Unsere Großtante hatte dieses Zuhause selbst im hohen Alter noch gut gepflegt. Abgeschieden oder, wie ich es immer ausdrückte: „abgeschnitten“, lebten wir gute zehn Fußminuten von der Zivilisation entfernt.
„Können wir endlich wieder normal reden?“, ergriff ich schließlich das Wort.
„Worüber denn?“, antwortete Sandra schnippisch und warf mir einen eisigen Blick zu.
„Über … über, du weißt schon“, setzte ich an, während Sandra die Tür hinter uns schloss, die Pumps von den Füßen streifte, ihren Blazer an den Mantelstock hängte und die Küche ansteuerte.
Seufzend folgte ich ihr, setzte mich auf einen der Küchenstühle und beobachtete, wie meine Schwester mit dem Rücken zu mir abgewandt aus dem Fenster schaute. Sie riss sich mit einer Hand das Haarband herunter, das ihre langen Haare zu einem Knoten vereinte und stopfte es sich in die Hosentasche.
„Spuck schon aus, was du mir noch sagen willst! Tu dir keinen Zwang an“, sagte ich herausfordernd.
Mir war es egal, dass Sandra mich für eine verkorkste Kriminelle hielt.
Ein Schnauben war zu hören. Mit einem Mal drehte sie sich zu mir um, nahm ihre Brille von der Nase und sah mich kritisch an. „Du hast mich schwer enttäuscht. Ich meine, was geht in deinem Kopf vor sich?“ Sie kam auf mich zugelaufen, ihr Blick haftete weiterhin auf mir. Mit krausgezogener Stirn nahm sie schließlich auf dem Stuhl neben mir Platz. „Du zerstörst deine ganze Zukunft mit so einer Aktion, weißt du das eigentlich?“ Ihre Stimme klang schmerzerfüllt. Ihre Augen waren glasig.
So hatte ich meine Schwester noch nie erlebt. Erst jetzt bemerkte ich die dunklen Ringe unter ihren Augen, die kleinen Fältchen links und rechts darunter, die vor kurzem noch nicht dagewesen waren.
„Bitte, versprich mir, dass du nicht mehr mit diesen Taugenichtsen von Freunden abhängst und von nun an für die Schule lernst. Du sollst später einmal einen guten Job haben, eine Zukunft“, beschwor sie mich mit weitaufgerissenen Augen und griff mit ihren Händen nach meinen.
„Ich verspreche es“, erwiderte ich kleinlaut und starrte auf den Boden. Das Ganze war mir zu sentimental.
Sie ließ von meinen Händen ab. „Gut, dann geh am besten auf dein Zimmer und lern für die Schule. Ich werde inzwischen Abendessen für uns zubereiten“, meinte Sandra seufzend. Mit einer Hand rieb sie sich über die Stirn und erhob sich.
Kleinlaut trottete ich nach oben in mein Zimmer.
„Scheiße!“ Mit einem Satz schmiss ich mich aufs Bett.
Mein Handy erklang. Am Benachrichtigungston konnte ich erkennen, dass es Paul war. Extra für ihn hatte ich ein Kussgeräusch ausgewählt. Ich griff mir das Smartphone vom Nachttisch und rief ihn an. Eigentlich wusste er, dass ich Textnachrichten kacke fand. Noch nicht einmal WhatsApp benutzte ich, was meine Freunde zwar komisch fanden, aber akzeptierten. Direkt reden war mir lieber.
„Hey“, hauchte ich, drückte auf Freisprechen, setzte ein Lächeln auf und knautschte mein Kissen.
„Ich vermiss dich, meine Süße! Lass uns bitte treffen.“
Ich pustete. „Ich komm hier momentan nicht weg. Meine Schwester dreht total am Rad. Die hat sich sogar ein paar Tage freigenommen und benimmt sich wie eine Glucke.“
„Fuck! Hat die Alte kein eigenes Leben, Mann?“, fluchte er aufgebracht vor sich hin.
Paul lebte mit seinem älteren Bruder zusammen. Diesen schien es nicht zu jucken, was er tat. Ihr Alter war ein Säufer, den Kontakt zu ihm hatten sie längst abgebrochen, als Paul volljährig geworden war. Das alles hatte mein Freund mir anvertraut. Ich hatte schon irgendwie ein schlechtes Gewissen, ihm nichts von meiner Vergangenheit erzählt zu haben. Ich konnte Paul doch vertrauen! Wieso nur gelang es mir nicht, mich ihm zu öffnen?
Sex, er will mit mir schlafen. Ich will es ja auch. Noch immer hatten wir es nicht getan. Wenn ich ihn noch länger warten lasse, dann ist er hundertpro weg …
Ich biss mir auf die Unterlippe. „Komm gegen 22:00 Uhr bei mir zuhause vorbei, bloß nicht klingeln. Ich werde dich in mein Zimmer schmuggeln.“
„Alles klar, mein Schatz.“ Am Klang seiner Stimme konnte ich hören, dass Paul lächelte.
„Gut, und vergiss die Kondome nicht“, sagte ich schnell und legte auf.
Ruckartig sprang ich aus dem Bett, durchwühlte meinen Kleiderschrank nach einem heißen Fummel. In weniger als drei Stunden würde Paul auftauchen. Mein Herz machte einen Hüpfer. Ich war ja so aufgeregt. Das kam so spontan von mir. Aber immer noch besser, als das alles Tage vorher zu planen. Das würde mich doch nur noch nervöser machen. Rasch zog ich das schwarze Kleid mit den Spaghettiträgern hervor und schmiss es auf mein Bett. Ich stellte mir in diesem Moment vor, wie Paul es mir vom Leib reißen würde.
„Essen ist fertig!“, rissen Sandras Worte, die aus der Küche drangen, mich aus meinen Tagträumen.
„Ich komme.“
***
Nach dem Abendbrot ging ich mit der Ausrede, noch ein wenig Stoff für die Schule nachzuholen, wieder zurück auf mein Zimmer. Vor meinem Wandspiegel stand ich und trug großzügig Make-Up und Lippenstift auf, schlüpfte in das Kleid und griff anschließend zum Hörer, um meine Freundin anzurufen. Dringend brauchte ich ein wenig seelische Unterstützung. Doch Mandy wechselte schnell das Thema. So waren wir nicht mehr bei meinem ersten Mal, sondern bei ihren Problemen: „Ey, das ist alles so kacke zuhause! Meine Alten haben ihr Hausarrest immer noch nicht aufgehoben. Jeden Tag nach der Schule werde ich wie ein Kleinkind von meiner Mudda abgeholt. Was mussten die auch letztens bemerken, dass ich nachts weg war?“
„Die kriegen sich schon früher oder später wieder ein. Was soll ich denn sagen?“, erwiderte ich und lief im Zimmer auf und ab.
„Sorry, Süße! Ich weiß, du hast es mit den Sozialstunden natürlich am schlimmsten erwischt“, antwortete Mandy kleinlaut und seufzte theatralisch auf.
Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass es gleich 22:00 Uhr war.
„Du, Mandy, ich muss jetzt Schluss machen. Paul kommt jeden Augenblick.“
„Alles klar, Süße. Denk daran, es ist das Natürlichste von der Welt, kein Grund, Angst zu haben. Lass dich einfach fallen.“
„Danke. Ciao, bis bald!“
„Bis bald!“
Einfach fallen lassen, in Ordnung.
Angespannt linste ich aus dem Fenster, lief in meinem Zimmer weiterhin auf und ab wie ein Tiger im Käfig. Dann warf ich noch einen letzten prüfenden Blick in den Wandspiegel.
Make-Up aufgetragen – Check.
Wimpern getuscht – Check.
Haare geglättet – Check.
Lippenstift auf den Lippen – Check.
Ich überprüfte, ob sich Lippenstift auf meinen Schneidezähnen befand, was nicht der Fall war. Das Kleid saß wie eine zweite Haut und präsentierte ein üppiges Dekolleté. Zufrieden über den Anblick nickte ich. Mit einer Hand fuhr ich mir durchs Haar und atmete tief durch.
Ich schenkte meinem Spiegel ein Lächeln, wendete mich dann meinem vibrierenden Handy zu. Das war Paul. Schnell öffnete ich mein Fenster und sah ihn unten stehen. Den Kopf hatte er in den Nacken gelegt und schaute zum Fenster hinauf.
Echt romantisch wäre es ja gewesen, wenn er zu mir ins Zimmer klettern würde, dachte ich kichernd. Dafür war es leider ohne Leiter und Baum weit und breit viel zu hoch.
„Warte, ich komme runter“, rief ich gedämpft und machte mich auf den Weg. Vorsichtig wie eine Katze schlich ich die Treppen hinunter, beleuchtete mit meiner Handy-Taschenlampe den Weg, denn überall im Haus war es bereits dunkel.
Sandra hat sich in ihrem Zimmer schon schlafen gelegt. Sehr gut.
Rasch drehte ich den Haustürschlüssel im Schloss und öffnete. Mit einem süßen Lächeln stand er vor mir. Seine Augen schimmerten irgendwie geheimnisvoll. Seine Haare lagen mal wieder perfekt gegelt und zurückgekämmt.
„Komm rein. Bitte ganz leise. Meine Schwester schläft“, flüsterte ich und zog Paul auch schon in meine Arme. Innig küsste ich ihn, ehe ich die Tür leise schloss und wir nach oben in mein Zimmer wanderten. Leider besaß ich für den Fall der Fälle keinen Schlüssel, der mein Zimmer abschließen konnte. So etwas lehnte Sandra mit der Begründung: „Wir sind Schwestern und haben keine Geheimnisse voreinander“, strikt ab. Was soll´s! Sie schläft.
Wir werden leise sein, dachte ich, knipste die Nachttischlampe an und setzte mich aufs Bett. Mein Herz hüpfte wie ein Flummi auf und ab. Paul ließ sich neben mir aufs Bett fallen. „Du siehst so heiß aus“, raunte er. Seine Lippen legten sich auf meinen Hals, begannen diesen hingebungsvoll zu küssen. Mit zwei Fingern strich er sanft über meine Brüste und zog schließlich das Kleid über meinen Kopf aus. Dann drückte er mich aufs Bett. Ich ließ es geschehen. Ausgestreckt lag ich da und atmete unruhig vor mich hin. Paul zog das Kondom aus seiner Hosentasche, legte es auf dem Nachttisch ab und schlüpfte aus Jeans und Unterhose. Wieder beugte er sich über mich, küsste meinen Bauch, was ein wenig kitzelte. „Ich will dich schon so lange, Cleo“, wisperte er mir zu, während seine Hände damit beschäftigt waren, meinen Slip herunterzuziehen.
Mein Herz war kurz davor, zu explodieren. Vor Erregung stöhnte ich auf, doch war ich viel zu nervös, zu unerfahren, als dass ich mich imstande sah, Paul an irgendeiner Körperstelle zu berühren. Ich lag einfach nur da und ließ seine Berührungen, die meine Atmung noch einmal um ein Vielfaches beschleunigten, auf mich einwirken. Mein Stöhnen wurde lauter. Paul löste sich von mir, beugte sich hinüber zum Nachttisch, schnappte sich das Kondom und riss es auf.
„Alles in Ordnung, Cleo?“, ließ mich die Stimme meiner Schwester aufschrecken.
Ehe ich etwas darauf erwidern konnte, ging die Tür auf, und Sandra stand vor uns. Ruckartig griff Paul zur Bettdecke und schlang sie um seine Hüften.
Ich konnte es einfach nicht fassen. „Was fällt dir ein, tatsächlich reinzukommen, ohne vorher zu fragen!“, kreischte ich wütend und aufgebracht.
„Ich … ich hab Geräusche gehört und gedacht, du hättest … du hättest einen Alptraum gehabt“, rechtfertigte sie sich stammelnd und drehte sich deutlich peinlich berührt um.
„Geh endlich raus, Sandra!“, fauchte ich.
„Du hättest vorher mit mir darüber reden müssen, ehe du Jungenbesuch empfängst. Wir hätten über alles, was damit zu tun hat, reden müssen.“
„Das ist kein Jungen-, sondern Männerbesuch! Boah, du bist so peinlich!“, grollte ich.
„Mir ist egal, wie du das siehst. Ich muss deinen Freund jetzt leider bitten, zu gehen“, wandte meine Schwester mit deutlich festerer Stimme ein.
„Sandra!“, schrie ich fassungslos. Diese stand nach wie vor mit dem Rücken zu uns abgewandt im Türrahmen und zog unüberhörbar scharf die Luft ein. „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“
„Das ist mein voller Ernst.“
„Nicht nötig, mich rauszuwerfen. Ich gehe freiwillig. Das ist ja der letzte Kindergarten hier“, meckerte Paul, der sich inzwischen angezogen hatte.
„Es tut mir so leid“, flüsterte ich ihm zu und griff nach seiner Hand. Doch er entzog sie mir und strafte mich mit einem verständnislosen Blick. „Ruf mich an, wenn du erwachsen geworden bist. Auf so einen Shit hier hab ich keinen Bock!“
In den nächsten Sekunden verließ Paul mein Zuhause.
Sandra trat näher ans Bett, blitzte mich tadelnd an. „Es war falsch, einfach heimlich irgendeinen Typen, von dem ich noch nicht einmal weiß, dass er existiert, hier einzuschmuggeln.
