Wie ich aus dem Amazon-Lager heraus fast Präsident von Bolivien wurde - Thorben Plaumann - E-Book

Wie ich aus dem Amazon-Lager heraus fast Präsident von Bolivien wurde E-Book

Thorben Plaumann

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Beschreibung

Wie wird ein Studienabbrecher und Amazon-Lagerarbeiter fast Präsident von Bolivien? Die unglaubliche, filmreife Thorben Plaumann Autobiografie, dreht sich nicht nur ausschließlich um den Protagonisten und seine unzähligen Abenteuer, sondern ist zugleich auch sehr politisch und kontrovers. Wer Leonardo DiCaprio in ,,Catch me if you can´´ liebt, wird Thorben Plaumann umso mehr lieben!

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Seitenzahl: 306

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Lasst uns gemeinsam dem Alltag entfliehen und auf eine unvergessliche Reise gehen!

Was verzaubert uns Menschen?

Stil, Charisma und rhetorische Überlegenheit.

-Thorben Plaumann 2025

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Vorwort

Alle von mir geschilderten Ereignisse beruhen nicht nur auf einer wahren Begebenheit – nein, sie sind 1 : 1 genau so eingetreten, wie von mir beschrieben. Selbstverständlich kann ich alle geschilderten Ereignisse durch Videoaufnahmen und Fotos beweisen und belegen.

Bitte erlauben Sie mir, dies gleich zu Beginn als kleines Vorwort zu erwähnen, denn heutzutage scheint ja fast schon jedes Buch, jeder Film oder jede TV-Serie auf einer angeblich ,,wahren Begebenheit´´ zu beruhen.

Vorweg möchte ich mich für meine harte und unzensierte Ausdrucksweise bei Ihnen entschuldigen. Es ist die ungeschminkte Wahrheit.

Mein Buch soll authentisch sein, es ist bewusst in einfacher, direkter Sprache gehalten. Ihr sollt als Leser den Eindruck gewinnen, als würdet ihr direkt neben mir sitzen, einem gewissen Mr. Flixbus nämlich – und gespannt einer meiner soliden Geschichten lauscht.

In den folgenden Kapiteln werde ich euch nun meine Lebensgeschichte schildern: Wie ich es mit Charisma, Stil, ausgeprägtem Selbstbewusstsein und rhetorischer Überlegenheit aus dem Amazon-Lager heraus fast bis zum Präsidenten von Bolivien gebracht habe.

Dabei habe ich weder Gewalt angewandt, noch habe ich gegen geltende Gesetze verstoßen.

Kapitel 1

Lasst uns nun beginnen mit der wahrscheinlich außergewöhnlichsten Geschichte, die ihr jemals in eurem Leben gelesen habt.

Ich bin auf der Schwäbischen Alb geboren und hatte eine wunderbare, behütete Kindheit, an die ich durchweg positive Erinnerungen habe. Dazu hatte ich das Glück, unfassbar tolle, aufmerksame und hilfsbereite Eltern zu haben, die mir als Kind jeden Wunsch ermöglichten.

Mein Uropa, der zu seinen Lebzeiten in die Wehrmacht eingezogen wurde und während des 2. Weltkrieges in Stalingrad kämpfte, hat mich schon als Kind sehr geprägt. Circa eine halbe Million deutscher Soldaten waren in Stalingrad, davon kehrten am Ende nur etwa 5.000 Soldaten nach Deutschland zurück. Der Rest wurde erschossen, erfror, verhungerte oder starb in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

Mein Urgroßvater war einer dieser 5.000 Überlebenden. Er hatte danach ein erfülltes Leben und starb, als ich 6 Jahre alt war. Selbstverständlich verabscheue ich jegliche Form von Rechtsextremismus aufs schärfste. Konservativ und patriotisch?

Auf jeden Fall! Aber rechtsradikal? Niemals!

Das muss man ja in der heutigen Zeit immer dazusagen, ansonsten wird man ja umgehend in die rechte Ecke gestellt. Das Problem an der heutigen Gesellschaft ist, dass sie so weit nach links gerückt ist, dass normales Handeln als rechtsradikal eingestuft wird. Nun waren leider eben nicht alle Deutschen in den 1930er-und 1940er-Jahren Widerstandskämpfer. Als einfacher Wehrmachtssoldat hatte man eben kaum eine andere Wahl. Ich kann mich noch gut an seine Geschichten erinnern. Es war für mich als Kind unerklärlich, dass mein Uropa zu Fuß nach Stalingrad gelaufen ist. Unvorstellbar und völlig absurd in der heutigen Zeit – wo man oft schon zu faul ist, die 2 Kilometer zu McDonald’s zu laufen.

Nein, man bestellt lieber gleich bei Lieferando und bleibt einfach daheim.

Mein Uropa wurde trotz der Torturen in Stalingrad stolze 90 Jahre alt.

Meine Kindheit verlief danach total unbeschwert weiter. Ich hatte immer sehr viel Spaß mit meinem kleinen Bruder. Gemeinsam erlebten wir 2 im Kindesalter schon viele Ausflüge und kleine Abenteuer. Außerdem hatte ich das unvorstellbare Glück, gemeinsam mit der unglaublich berühmten späteren RTL ,,Bachelor“ Gewinnerin Angelina Utzeri in denselben Kindergarten gehen zu dürfen. Es war mir schon als Vierjähriger eine ausgesprochene Ehre, etwas Zeit mit einem internationalen Megastar verbringen zu dürfen – Leider koi Zeit mai -> Kim Kardashian.

Kurz nach meiner Einschulung wurde ich allmählich mit dem Fußballvirus infiziert.

Durch meinen Vater begann meine große, bis heute anhaltende Liebe zum größten und ehrwürdigsten Verein aller Zeiten: meinem über alles geliebten VFB Stuttgart.

Mein erster Stadionbesuch war ein absolutes Highlight und ist bis heute gänzlich unvergesslich. Trainer war Giovanni Trapattoni, Co-Trainer Andreas Brehme.

Die Mannschaft bestand noch aus Spielern wie Jon Dahl Tomasson, Christian Tiffert oder Timo Hildebrand. Die Stimmung war gigantisch – unfassbare 55.000 Menschen peitschten ihren VFB stets unaufhaltsam nach vorne. Einmal im Neckarstadion – und du bist für den Rest deines Lebens mit einem unbeschreiblichen, ehrfürchtigen Virus infiziert.

Schon als Kind tat ich mich sehr schwer in der Schule.

Ich hatte unfassbare Probleme mit Mathe und eine Lese-Rechtschreib-Schwäche.

Im Deutschdiktat stand deshalb in der Grundschule immer eine glatte 6 auf der Rückseite der Klassenarbeit. Deshalb hat es auch nur für die Hauptschule gereicht.

Ich war ein klassischer Spätentwickler, der mit 14 lieber seine Wochenenden vor der Xbox 360 verbrachte, während meine Klassenkameraden am Wochenende unterwegs waren. Ich hatte unfassbare Schwierigkeiten, mit Frauen eine einfache Konversation zu führen, und hatte selbst mit 15 noch nie eine feste Freundin.

Alle meine Kumpels haben über ihr erstes Mal gesprochen, während ich zu Hause saß und mir auf alte Gina Wild-Filme einen runtergeholt habe.

Auch mit 16 war ich noch extrem dünn und mager. Zwar spielte ich Fußball im Verein, aber an meinem Körper war kein einziges Gramm Muskel zu sehen.

Hinzu kommt, dass ich ein extremes Problem damit hatte, mich zu behaupten.

Es fiel mir extrem schwer, anderen Menschen die Meinung zu geigen.

Ich war immer der Nette, der für alle in der Hauptschule die Hausaufgaben gemacht hat – nur um etwas Anerkennung zu bekommen. Während meiner gesamten Hauptschulzeit fühlte ich mich ständig missverstanden und war mit meinem Leben nicht wirklich glücklich. Ich fühlte mich selbst wie der größte Totalversager auf der Welt und hatte keinerlei Lebenslust in mir. Ich habe zwar nie wirklich großartige Erfahrungen mit exzessivem Mobbing gemacht, allerdings war ich auch nie richtig ,,dabei.´´ Im Mittelpunkt stand ich nie – ich war quasi total unsichtbar und saß immer in der letzten Reihe in der Schule. Bloß nicht auffallen und zu allem, was der Lehrer sagte, einfach nur nicken. Ein Eintrag ins Klassenbuch oder eine gelbe Karte an der Tafel waren unvorstellbar für mich. Schon damals war ich mit dem deutschen Schulsystem nicht einverstanden. Ich lernte furchtbares Zeugs kennen, wie Ableitungen, Integralrechnungen oder irgendwelche Gedichtinterpretationen, die mit meinem heutigen Alltagsleben null, einfach null, zu tun haben.

Was bringt einem 16-jährigen Kerl all das saublöde Zeugs, wenn du keine Ahnung hast, wie eine Steuererklärung funktioniert, wie man einen Konflikt nur mit Worten löst oder wie man mit einem Mietvertrag umgeht? Wie regelt und bezahlt man seine Energiekosten? Wie baue ich Selbstvertrauen auf? Was bedeutet Respekt?

All diese Dinge wurden mir in der Schule nicht beigebracht.

Alles musste ich mir selbst beibringen. Ich hatte nur einmal in der Woche eine Schulstunde Sport, also 45 Minuten, was meiner Meinung nach viel zu wenig war und auch nur, wenn der Sportunterricht ausnahmsweise mal nicht ausgefallen ist.

Es sind leider immer sehr viele Schulstunden ausgefallen oder wurden dann noch miserabler vertreten. Man sollte jeden Tag Sport in der Schule haben!

Sport stärkt das Selbstvertrauen! Sport bedeutet Respekt und immer aktiv sein.

Du musst deinem Körper stets eine Aufgabe geben, ihn fordern und ihm täglich etwas anbieten. Es muss kein Leistungssport sein, aber irgendeine Sportart sollte jeder Mensch betreiben, auch wenn es nur Spazierengehen oder leichtes Wandern ist – selbst das kann schon ein Balsam für die Seele sein.

Mit 16 Jahren begann ich dann exzessiv Alkohol zu trinken.

Ich lernte eine neue Clique von Chaoten kennen, mit denen ich jedes Wochenende um die Häuser zog. Endlich fühlte ich mich in meinem Leben etwas angekommen.

Wir trafen uns immer um halb 8 am Rewe und begannen dann mit rücksichtslosem, schonungslosem und vor allem asozialem Komasaufen.

Wenn wir 6 Leute waren, war der Fall umgehend klar: Dann brauchten wir eben 3 Flaschen Wodka zum Vortrinken, und die waren dann nach 1 Stunde immer weg.

Wir teilten unser Taschengeld auf, und jeder zahlte immer 5€ für Wodka, diverse Mischgetränke und Plastikbecher. 2025 ist ja schon beinahe das Benutzen von Plastikbechern eine Straftat. Ein ganz spezieller Freund von mir lief dann immer durch den Rewe, kaufte 2 Rockstar-Energy-Dosen, Kaugummi, Chips, 1 Oettinger und eine Packung Wassereis – wohlgemerkt im Januar bei -5 Grad.

Wir warteten an der Kasse – schließlich hatten wir nach ausgiebiger Rumfragerei endlich einen Volljährigen gefunden, der für uns den Wodka kaufte – Jackpot.

Mein spezieller Freund beteiligte sich selbst nicht an den 5€ pro Mann.

Nein, er legte stattdessen all das schwachsinnige Zeugs, das er davor gekauft hatte, auf das Kassenband und warf uns dann rotzfrech Rotgeld an den Kopf.

Er kaufte Sachen für über 10€, schmiss uns dann aber 1-Cent und 2-Cent Münzen hin und meinte nur: „Stimmt so, Jungens, ihr braucht mir nichts rausgeben, kauft mir halt nachher in der Kneipe einen Kurzen, dann sind wir wieder quitt.“

Selbst die Kassiererin lag fast unter dem Stuhl vor Lachen.

Nach dem Vorglühen bestellten wir uns dann immer ein Großraumtaxi oder fuhren sternhagelvoll mit dem Bus in die Dorfdisco. Wir waren um halb zehn besoffener als jeder andere Discobesucher um halb fünf – auf dem Heimweg danach.

Dort begannen dann auch die ersten Jugendsünden und einige meiner Kameraden erhielten diverse Hausverbote. Ich war Teil des berüchtigten ,,Trio Infernale´´

Rotze, Kotze und Fotze. An der Bar bestellen wir, einer nach dem anderen, einen

,,ZOMBIE“, bis mein halb-italienischer Freund an der Reihe war. Nachdem der nette Barkeeper neunmal die ,,ZOMBIE“ Bestellung aufgenommen hatte, bestellte er sich einen Tequila Sunrise – aber ,,einen schwachen.´´ Die Burschenschaft grölte aus allen Rohren. Selbst 3 Jahre später wurde er noch mit: ,,Hallo, für mich bitte einen Tequila Sunrise, aber einen schwachen!“ begrüßt. Halbwegs nüchtern und noch bei Verstand zu sein, statt besoffen in der Ecke rumzuliegen, war eben uncool.

Durch meine Clique kam ich auch zum ersten Mal leicht mit Drogen in Kontakt.

Wir rauchten alle Gras – die einen mehr, die anderen weniger. Mir hat Gras nie besonders geschmeckt, ich hasste das Gefühl, stoned zu sein und danach immer so antriebslos und ständig hungrig zu sein. Andere in meiner Clique waren auf dem Marihuana-Trip hängengeblieben und rauchten jeden Tag wie die Verrückten.

Auch mit härteren Drogen wie Kokain und MDMA kam ich in Kontakt.

Ich probierte alles einmal aus, fand aber nie den besonderen Gefallen an einer bestimmten Droge. Nach einmal Probieren war immer direkt Schluss.

Schließlich war der Tag danach dann immer grauenvoll und unangenehm – vor allem, wenn du dann wieder von so einem Trip runterkommst.

Wir waren in unserem Dorf insbesondere unter den gleichaltrigen Zeitgenossen als die größten Alkoholiker bekannt, die nicht mehr alle Latten am Zaun hatten.

Vor allem Rotze, Kotze und Fotze eilte ein gewisser Ruf voraus – Morgä Mitanand.

Es war eine unbeschwerte Zeit, in der es nur darum ging, sich am Wochenende so stark zu betäuben, dass wir dadurch die vergangene, komplett beschissene, nervige Scheißwoche schnellstmöglich vergessen konnten.

Wir wollten alle am Freitagabend so schlimm besoffen sein, dass wir selbst am frühen Montagmorgen noch leicht angeschossen waren. Über den gesamten Abend verteilt hatte jeder von uns sicher 1–1,5 Flaschen Wodka intus.

Diejenigen in der Clique, die mal nicht mit dem Alkoholpegel mithalten konnten, wurden gehatet – und direkt dazu animiert: Gefälligst mal etwas zu saufen!

Oder sind wir etwa schwul geworden? „Was, Rotze, du hast heute Abend nur 3 Bier gesoffen?“ „Kotze, fangen wir jetzt auch an mit rumschwuchteln, oder was?“

,,Hö?? 3 Bier, was soll den jetzt plötzlich die schwule Scheiße?“

„Sauf gefälligst Wodka pur, du Schwuppe!“

Das war leider unsere Ausdrucksweise damals. So haben wir ständig untereinander kommuniziert. Wir hatten leider mit 16 noch den Intellekt eines Vierährigen.

Wir waren jung, dumm, naiv und – schwul sein war noch nicht angesagt.

Heute blicke ich sehr reflektiert voller Abscheu und Reue auf mein jugendliches Ich zurück. Mit fast 30 sieht man die Welt eben komplett anders als mit 16.

So ging das exzessive Saufen immer weiter und weiter, bis dann mal der erste solide gekotzt hat. Es hat eigentlich fast an jedem Abend immer einer aus der Bande irgendein Klo oder Hausflur voll gekotzt.

Meine Lieblingsbeschäftigung bestand immer darin, in der Disco alle halb leeren Gläser auszusaufen. Ich war unendlich verrückt und süchtig nach Resten.

Das brachte mir auch zurecht den Spitznamen „Restesäufer“ ein.

Alles, was auch nur im entferntesten den Anschein erweckte alkoholhaltig zu sein, exte ich runter. Selbst wenn noch ein Zigarettenstummel im Glas lag, kannte ich keine Gnade. Ich war einfach süchtig nach einem immer noch größeren Vollrausch.

Eines Abends habe ich sogar mal einem Kumpel bei ihm daheim, ohne Vorwarnung in die Waschmaschine gepisst. Er hat sich dann natürlich direkt bei mir revanchiert

– und mir umgehend in die Schuhe gepisst.

Als der allseits bekannte Stuttgarter Wasen anstand, trafen wir uns natürlich nicht am Freitagabend um halb 8 am Rewe, sondern einfach am Samstagmorgen um 9.

Jeder schnappte sich eine Flasche Wodka, und ab ging es mit dem nächsten Zug nach Stuttgart. Morgenstund hat eben Gold im Mund!

Meine Beschäftigung auf dem Wasen bestand dann darin, als Bettler verkleidet durch das Festzelt zu laufen, nach Rotgeld zu betteln und alle geschnorrten 1-Cent und 2-Cent Münzen in meinem halb ausgetrunkenen Maßbierglas zu sammeln.

Selbstverständlich knallte ich danach das Maßbierglas runter, und kotzte all das gesammelte Rotgeld direkt wieder aus.

Diese verrückten, wilden Zeiten gipfelten in einem gemeinsamen Saufurlaub in Spanien. Ich erinnere mich noch gut an eine 18-Stunden-Horrorfahrt mit dem Partybus nach Lloret de Mar – wohlgemerkt ohne Klimaanlage.

Natürlich haben wir uns in Spanien aufgeführt, wie man es von deutschen Sauftouristen so gewohnt war – Lassmiranda Densiewillja.

Wir pöbelten selbstverständlich wie die Blöden herum und waren schon vormittags am Strand randvoll. Ein äußerst besonders schmackhaftes Vergnügen bereitete es uns außerdem, sternhagelvoll irgendwelche afrikanischen Prostituierten zu vögeln.

Der Plaumann war einfach versessen auf Sex mit unbekannten Frauen.

Viele internationale und deutsche Urlauber standen regelmäßig Schlange bei besagten schwarzen Huren, und ich drängelte mich ständig vor.

Es war mir vollkommen egal, wie viel Geld ich für Nutten verprasst hatte.

Ich wollte sie alle ficken!

Am nächsten Abend fing einer meiner Freunde vor einer Diskothek eine Händelei mit einem Türsteher an. Daraufhin wurde er dann direkt vor meinen Augen sehr schmackhaft mit einem Elektroschocker getasert. Das war vielleicht ein krankes Erlebnis – schließlich hatte ich davor noch nie einen Menschen gesehen, der getasert wurde.

Ich hatte endlich das erste Mal in meinem Leben richtige Freunde gefunden, mit denen ich eine Menge Zeit verbrachte. Auch in der Schule lief es etwas besser.

Nach der Hauptschule machte ich 9 + 1, also die Werkrealschule nach, und hatte somit die mittlere Reife erreicht – erstaunlicherweise mit einem viel besseren Notendurchschnitt als auf der Hauptschule.

An einem unserer glorreichen Freitagabende merkte ich, wie einer meiner treuen Kameraden wiederholt ständig an seinem Handy irgendetwas verstellte.

Ich dachte mir erst nichts dabei und trank ganz normal weiter.

Um halb 1 fuhr immer der finale Partybus – also unsere letzte Möglichkeit, nach Hause zu kommen. Der nächste Bus fuhr erst wieder morgens um 6 Uhr – so lief das eben im Dorf. Komischerweise war der erwähnte Handysaboteur nicht im Bus.

Naja, wir waren uns alle schnell einig: Er hatte sicher einen Bus früher genommen.

Am anderen Morgen erfuhren wir dann, dass der Handysaboteur im Vollsuff seine Handyuhr um 3 Stunden vorgestellt hatte. Er lief alleine, sturzbetrunken durch die Innenstadt, schaute auf sein Handy und dachte, er hätte den Partybus verpasst – auf seiner Uhr war es nämlich 1 Uhr nachts. Also lief er geknickt und verärgert alleine 6-7 Kilometer im totalen Vollsuff heim. Als er dann daheim ankam, war er total überrascht, dass das Licht im Wohnzimmer noch brannte und seine Eltern morgens um 3 Uhr noch wach waren. In Wahrheit war es aber nämlich erst exakt Mitternacht, als er zu Hause ankam, und wir waren alle noch in der Kneipe.

Ein klassischer Fall von blöd gelaufen.

Ich hatte das erste Mal auch Kontakt mit anderen Frauen. Immer wenn ich besoffen war, stieg mein Selbstbewusstsein ins Unermessliche. Ich fühlte mich wie James Bond. Zwar konnte ich nur besoffen eine Unterhaltung mit einer Frau führen, aber endlich küsste ich andere Frauen. Natürlich keine außergewöhnlich attraktiven Frauen, aber ich küsste unbekannte Frauen, selbst ohne dafür Geld zu bezahlen.

Ich konnte mein Glück kaum fassen. Zu der Zeit hatte keiner von uns in der Clique eine feste Freundin. Wir machten immer weiter und weiter und tranken immer mehr. Wir brauchten immer mehr Alkohol, um uns abzuschießen – das zeichnete jahrelange harte und intensive Trainingsarbeit eben aus.

Oft gingen wir nach einer durchzechten Nacht auch noch in den Puff und vögelten einfach irgendwelche Nutten durch. Dann stand einfach gemütlich um 21:15 Uhr das sagenumwobene Fickermobil 2.0 vor meiner Haustür und ab ging es erst gau Disco, Misco, Schisco, Isco von Real und anschließend rotzevoll ab gau ,,keglä.´´

Die netten Damen freuten sich immer, wenn wir besoffenen 17- oder 18-jährigen Kerle da aufkreuzten. Sie hatten mit uns sicher mehr Spaß als mit irgendwelchen 60-oder 70-jährigen Rentnern. Wir legten uns mit allen und jedem an, wir hatten vor niemandem Angst – und vor allem keinen Respekt.

Mir fällt dazu ein völlig gestörter Abend auf einem Freizeit-Elfmeterschießen in einem nahegelegenen Nachbardorf ein. Natürlich fingen wir wieder irgendeine besoffene Pöbelei an. Von besagtem Abend habe ich einen kompletten Filmriss.

Ich weiß nur noch, wie einer meiner Freunde plötzlich mit mehreren Polizisten gerungen hat, er daraufhin mit einem der Polizisten einen Hügel heruntergerutscht ist und dann schlussendlich vor meinen Augen abgeführt wurde – warum, wusste keiner so genau. Wahrscheinlich war er noch grantig, weil er davor wiederholt den Treffpunkt verschlafen hatte. Daraufhin wollte ich dann mit 10 Promille im Turm mit gehobener Faust auf die Polizisten losgehen, wurde aber von 3 Leuten festgehalten.

„Bleib ruhig, du willst doch nicht so enden wie der“, hat dann eine Frau, die mich festgehalten hat, zu mir gemeint. Was hatte mich in dieser Nacht nur geritten?

Ich war so sturzbetrunken, dass ich fast auf einen Polizisten losgegangen wäre.

Heute schäme ich mich zutiefst für diese Nacht, schließlich ist die deutsche Polizei eine wahrhaftige Goldmünze unserer Gesellschaft. Herrgott, sie hat sicherlich weitaus Besseres zu tun, als sich mit irgendwelchen besoffenen und vor allem asozialen Halbstarken rumzuschlagen.

In dieser grauenhaften Nacht bin ich daraufhin wütend alleine erst 2-3 Kilometer heimgerannt, bis ich dann im hohen Gras, direkt vor einem Freibad, wahrscheinlich ausgerutscht bin und ohnmächtig wurde.

Ich erinnere mich an den Morgen des Erwachens, als wäre er gestern gewesen.

Urplötzlich werde ich wieder wach, die Vögel zwitschern, es ist morgens und war schon wieder hell. Dann schaue ich auf mein Handy, zum Glück hatte ich noch 6% Akku. Als Nächstes blicke ich nach unten, meine Schuhe waren weg und ich hatte eine leicht blutende Wunde am Kopf – sonst ging es mir aber gut.

Man, hatte ich Glück, ich hätte tot sein müssen. Zum Glück bin ich im hohen Gras ausgerutscht und dort ohnmächtig geworden und nicht auf Beton oder Asphalt.

Meine Schuhe waren weg, ich suchte sie überall, fand sie aber im sumpfigen hohen Gras morgens um 6 Uhr nicht mehr.

Also lief ich einfach die restlichen 5 Kilometer barfuß ohne Schuhe nach Hause.

Es war wahrscheinlich die verrückteste und besoffenste Nacht in meinem Leben.

Selbst danach machten wir alle wie gewohnt weiter und weiter.

Alles wie gehabt, Freitagabend halb 8 Rewe: ,,Jetzet mo steppt dr Bär heit Nacht?´´

Ich war der erfahrene Barkeeper und mischte wie gewohnt die Wodka-Red Bull und Wodka-Orangensaft in Plastikbecher hinter dem Rewe auf der Lieferantenrampe.

In dieser Lebensphase arbeitete ich als Küchenhilfe in einem Hotel und machte gleichzeitig mein Fachabitur nach, also die Fachhochschulreife, um präziser zu sein.

Außerdem hörte ich mit dem Fußballspielen im Verein auf und trieb zu dieser Zeit gar keinen Sport mehr. Mein neuer Sport war Komasaufen! Der einzige Verein, dem der Plaumann zu der Zeit angehörig war, war die Spielvereinigung Hackedicht.

An meinem 18. Geburtstag waren wir auf großer Kneipentour.

Es war der Abend des legendären Champions-League-Halbfinals Bayern-Barcelona, das die starken Heynckes-Bayern gegen Messis-Barca völlig überraschend mit 4:0 gewannen. Das befeuerte natürlich die eh schon ausgelassene Stimmung nochmal und wir tranken weiter und weiter. Das war einfach unter der Woche, an einem Dienstag- oder Mittwochabend. Wir gingen am Folgetag einfach nicht in die Schule oder auf die Arbeit. Irgendwann mitten in der Nacht bestellten wir uns ein Taxi und wollten heim. Ein Freund ging aber verloren, und wir suchten ihn in der gesamten Stadt. Er war urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Er ging nicht an sein Handy, war weder in irgendeiner Kneipe auffindbar, noch kannte irgendjemand seinen letzten Standort. Es war unser Heimatdorf, unsere Stammkneipe – wir kannten alles in- und auswendig, und trotzdem war er wie verschollen. Nach knapp einer vollen Stunde Suche entschieden wir uns für den Heimweg. Wahrscheinlich ist er anders heimgekommen, und sein Akku war leer – kann ja schon mal vorkommen bei uns versoffenen Chaoten. Am anderen Morgen ist er dann plötzlich wieder aufgetaucht!

Er hatte in der Kneipe, in der wir die meiste Zeit des Abends verbracht hatten, oben im abgesperrten, privaten Bereich auf der Treppe gepennt.

Es war wirklich wie in dem allseits bekannten Hollywood-Film ,,Hangover´´: Wir haben die ganze Nacht seinen Namen lauthals durch die Kneipe gebrüllt, haben ihn auf dem Klo gesucht, den Wirt gefragt, ihn angerufen, sind dann noch in 2 andere Kneipen gegangen, haben dort gesucht – und er war einfach die ganze Zeit nur ein einziges Stockwerk über uns und hat auf der Treppe gepennt.

Das erlebt man auch nur auf der Schwäbischen Alb.

Ein weiteres prägendes Erlebnis in meiner Jugend war ein wilder, glorreicher, feuchtfröhlicher Abend in einer Bar – also ein stinknormaler Freitagabend.

Wir feierten wie immer ausgelassen an der Theke und dachten an nichts Böses.

Vor der Bar hat dann plötzlich mein damals 17-jähriger Freund einem anderen, jüngeren Sportkameraden, den ich nicht kannte, im Vollrausch und Streit einfach so, ohne Vorwarnung, die Zähne ausgeschlagen. Er fuhr daraufhin ein Wochenende ins Hotel Gitterblick ein und hat eine Führerscheinsperre aufgebrummt bekommen.

Aus seiner Sicht war es natürlich ein ganz klarer Fall von Notwehr:

,,I schlah dir en Achter ins Kreiz“, meinte er im tiefsten Schwäbisch.

Während des Gerichtsprozesses sollte er dann auf einer Art Schulbank sitzen, während seine Mutter draußen im Auto warten musste und genüsslich voller Wollust 2 Döner verspachtelte. ,,Mamä du bleibsch im Auto hockä.“ Schmackhaft – wenigstens durfte mein Freund dann im Kittchen ein ganzes Wochenende lang

,,Mensch ärgere dich nicht´´ gegen sich selber spielen. Meine Weste blieb natürlich blütenweiß, schließlich bin ich ja ein großer Demokrat – JFK Plaumann nämlich.

Es war 2013, eine andere Welt, eine andere Zeit, eine andere Gesellschaft, wie heute 2025. Wir waren zwar nicht die stärksten, aber dafür die dümmsten.

Jeder der Jahrgänge 94, 95 oder 96 in unserem Dorf kannte uns – wir hatten einfach den letzten Schuss nicht mehr gehört.

Am wohlsten fühlten wir uns auf Dorffesten und Stadtfesten, auf denen du deinen Wodka-Bull oder Jacky-Cola schon für 3€ bekommen hast. ,,Schnegge i hob 100 Hektar.´´Danach fingerte einer meiner Freunde eine Frau, die erschreckenderweise eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem deutschen Schäferhund aufwies – ganz heimlich im Raucherbereich unter dem Tisch. Welche Frau ist so verzweifelt und lässt sich in der Öffentlichkeit einfach so unter dem Tisch fingern?

Solches verlorenes Klientel findet man eben nur auf dem Land.

Alle meine Freunde aus meiner Clique waren entweder wie ich auf der Hauptschule oder auf der Realschule – keiner war auf dem Gymnasium.

Darum hatten wir immer einen Hass auf die Gymnasiasten, vor allem weil die Jungs dort viel schönere Frauen hatten als wir. Die Frauen, die mit uns unterwegs waren, waren dann eher immer das Mindeste vom Mindesten. „Warum kriegen die ganzen verschissenen Gymi-Streber immer alle geilen Weiber ab?“ Das war eben unsere einfältigen Denkweise im Alter von 16 bis 18.

Einer meiner Kumpanen hatte jahrelang Hausverbot in einer Disco – warum, weiß keiner so genau. Er hat es unzählige Male wieder versucht reinzukommen, und ist tatsächlich immer wieder am gleichen schwarzen Türsteher gescheitert.

Einmal bei einem seiner unzähligen Versuche, die Blockade zu überwinden, hat er den Türsteher – mit 15 Promille im Turm, auf die übelste Art und Weise beleidigt und dabei den Aschenbecher vor dem Eingang eingetreten.

Zum Glück ist der Türsteher total ruhig geblieben und hat sich alles entspannt angehört. Das war 2013 – heutzutage würde man ihn direkt verhaften oder die Black-Lives-Matter-Community steinigt ihn noch vor der Disco. Und womit?

Mit Recht nämlich! Ein anderer Türsteher von der Disco konnte uns gut leiden – bei ihm ist er dann ausnahmsweise einmal reingekommen. Ich weiß noch, wie er sich gefreut hat, solange bis das dann der schwarze Türsteher spitz bekommen hat und ihn keine 5 Minuten später wieder am Kragen aus der Disco gezogen hat.

So ging das knapp über 1 Jahr lang. Es war unfassbar witzig, bis dann irgendwann mal der Türsteher gemeint hat: „Komm, du hast deine Lektion gelernt, jetzt darfst du wieder rein.“ Danach hat er sich immer tadellos verhalten, und am Ende wurden die 2 sogar Freunde. Anschließend waren alle Türsteher total positiv auf uns zu sprechen. Klar, wir haben den Laden ja auch fast selbst finanziert – so unnötig viel Kohle, wie wir trinkwütigen Zeitgenossen da jedes Mal in dem alten, versifften Schuppen liegen gelassen haben. Das konnte sonst keiner in unserem Dorf toppen.

Es war eine unfassbar intensive, chaotische Zeit, die scheinbar nie zu Ende gehen sollte. Einer der absoluten Höhepunkte meiner Jugend war das Halbfinale der WM

2014 – unser legendäres, historisches, unvergessliches 7:1 gegen Brasilien.

Ich denke, das ist ein Erlebnis, bei dem jeder Deutsche für sein Leben lang wissen wird, wo er an diesem Tag war.

Ungefähr vergleichbar mit 9/11 für einen Amerikaner. Ich werde es nie vergessen, wie ich als 6-jähriges Kind mit meinem Bruder und meiner Mutter erst bei einer Freundin von meiner Mutter zum Kaffeetrinken eingeladen war – und wir dann anschließend auf dem Rückweg noch bei McDonald’s Halt machten. Sogar meine Happy-Meal-Tüte hatte ich noch in der Hand, als wir zu Hause ankamen und mein Vater sofort die Treppen heruntergestürmt kam und rief: „Kommt schnell hoch, da fliegt gerade einer mit dem Flugzeug ins World Trade Center!´´

Zurück zum WM-Halbfinale 2014: Das gefühlt ganze Dorf war im Feuerwehrhaus zum Public Viewing am Start – ich natürlich rampenzu mittendrin.

Halbzeit 5:0 – und keiner konnte es wirklich fassen. Es war ein einziger Rausch, den unsere deutsche Nationalmannschaft da abgeliefert hatte.

Wir schlagen den Gastgeber und klaren Favoriten Brasilien – in HREM eigenen Land mit 7:1. Ich lege mich fest: Das war das mit Abstand spektakulärste Fußballspiel, das ich je in meinem Leben gesehen habe. Ich bin unfassbar dankbar, dass ich diesen Moment erleben durfte. Im Anschluss feierten wir durch bis in den Morgen – und ein paar Tage später wurden wir dann auch noch WELTMEISTER 2014! Endlich war Deutschland mal wieder jemand – der erste Titel seit der Europameisterschaft

1996! Es herrschte eine unglaubliche, euphorische Stimmung im Land. Das letzte Mal hatte ich so etwas erlebt bei der Heim-WM 2006. Im Jahr 2006 war ich mit meinen Eltern und meinem Bruder 3 Wochen lang im Sommerurlaub in Dänemark.

An unserem letzten Abend fand das Eröffnungsspiel der Fußballweltmeisterschaft statt: Deutschland vs Costa Rica, das wir mit 4:2 gewannen. Wir schauten das Spiel in Dänemark an und fuhren dann am Tag darauf einmal quer durch Deutschland – vom Norden in den Süden – wieder nach Hause. So viele Deutschlandflaggen wie

2006, quer durch das ganze Land verteilt, hatte ich noch nie in meinem Leben zuvor gesehen. Alles, wirklich alles – von Hamburg nach Stuttgart war in Schwarz-Rot-Gold getaucht.

Es war ein anderes Deutschland, ein Deutschland vor der Flüchtlingskrise, ein Deutschland vor Corona, ein Deutschland vor einem Krieg in Europa.

Es war ein Deutschland, das gefühlt so stolz und gastfreundlich war, als wäre es die unangefochtene Nummer 1 der Welt. Die Welt zu Gast bei Freunden!

Wenige Wochen nach der WM 2014 ging ich mit meiner Clique wieder ab in den Urlaub nach Lloret de Mar – dieses Mal aber nicht mit dem Bus, sondern mit dem Flieger.

Wir kannten dort ja schon bestens alle Discotheken aus dem Vorjahr.

Viele Rosenverkäufer, Drogendealer und diverse Schnapsladenbesitzer jubelten uns Deutschen zu, wenn wir im Deutschland-Trikot an ihnen vorbeigeschmirgelt sind.

Wir waren endlich wieder WELTMEISTER!! Eines änderte sich jedoch selbst im größten Triumph nicht: unsere alltäglichen, besoffenen Pöbeleien nämlich.

Ich erinnere mich nur allzu gut an einen legendären Abend in Lloret, bei dem einer meiner Kumpels, nachdem er gerade sein pharmazeutisches ,,Müdebeine-Tuch´´

angelegt hatte, plötzlich einen Streit mit ein paar Schweizern anzettelte:

„Do you want a knife in your heart?“ hat er den Schweizer gefragt – wir haben fast Tränen gelacht. Allerdings lachten wir nicht über die völlig absurde Drohung, schließlich war die ja Standard bei uns. Nein, wir haben uns eher totgelacht über den grauenhaften grammatikalischen englischen Satzbau.

Nicht: ,,I kill you“ ,, I fuck you“ ,,I destroy you.“

Nein: „Do you want a knife in your heart?“ ,,Möchtest du ein Messer ins Herz haben?“ So hat er halt seine Konflikte lösen wollen.

Wir lagen wie immer besoffen tagsüber am Strand, und danach gingen wir auf große Discotour. Als wir eines Morgens wieder zurück in unser Hotel kamen, waren plötzlich alle Koffer durchwühlt und das Fenster war offen.

Wir wurden ausgeraubt! Um die 300€ hat man mir damals geklaut, den anderen auch Bargeld, sogar Parfüm und Klamotten. Der gleiche „Do you want a knife in your heart´´ Freund ist dann schnurstracks in die Küche gerannt, hat sich ein Buttermesser geschnappt und hat bloß noch gemeint: SELBSTJUSTIZ!

Danach hat er bei allen anderen Hotelgästen geklingelt. Was glaubt ihr, wie die geguckt haben, als sie ihn in der Unterhose, rotzevoll und mit einem Buttermesser in der Hand bewaffnet vor ihrer Türe gesehen haben? Zum Glück waren die auch alle jung, locker drauf – und besoffen. Kein anderer Hotelgast hatte irgendetwas gesehen oder gehört. Natürlich haben wir sofort die spanische Polizei verständigt, aber die kann in solchen Fällen auch nicht viel machen.

Da war ja dann Selbstjustiz mit dem Buttermesser fast noch sinnvoller, als da eine Anzeige gegen Unbekannt zu stellen. Der Kumpel, dessen Hemd geklaut wurde, hat nur noch gemeint: Wenn irgend so ein „Wolle-Rose-kaufe“ Typ oder irgendein schwarzer Drogendealer mit seinem Hemd rumspringt, dann zieh ich ihm sofort das Fell über die Ohren.“ Bis heute haben wir weder Bargeld, noch Parfüm, noch Hemd jemals wieder gesehen. Selbst jetzt über 10 Jahre später gibt es immer noch nicht den geringsten Hinweis. Ein Hoch auf Lloret de Mar, ihr scheiss Wixxer!

In dieser Clique hast du wahrhaftig keine Feinde gebraucht. Es ging auch immer darum, eine krassere Story zu erzählen als der andere, um den anderen dadurch nochmal übertrumpfen zu können. Wer war heute der krasseste Säufer?

„Was, ihr seid keine krassen Säufer, wenn ihr immer um halb eins heimgeht!´´

,,Da bin ich ja noch beim Vorsaufen, ihr Lappen!“ ,,Fuck habe ich einen Hass auf Silvester, weil da auch immer die Amateure saufen!´´

So lief das schon seit mehreren Jahren. Einer meiner Kollegen hatte sogar einmal seinen eigenen Rollerunfall fingiert, indem er allen erzählt hat, dass es ihn auf dem Glatteis mit dem Roller hingelegt hat: ,,Mörci mitanand, mi hots aufem Glatteis im Viereck rumgschlagä.´´ Das ist auch so eine irre Story: Er konnte davor absolut keine 5 Meter mehr geradeaus laufen, aber fahren konnte er selbstverständlich noch!

Auch wenn ihm die Wirtin zuvor, mehrmals die Rollerschlüssel abgenommen hatte, ist er danach einfach alleine heimgeprügelt – selbstverständlich bei -20 Grad.

Auf jeden Fall waren wir alle erst total schockiert – in unserer gemeinsamen Facebook-Gruppe vor dem PC. Damals hatte kaum jemand ein Smartphone.

Nur reiche Bonzen oder Geschäftsleute hatten schon ein iPhone, es war damals noch etwas richtig Außergewöhnliches, ein Apple-Produkt zu besitzen.

Wir schauten uns die Fotos von seinem „angeblich“ gebrochenen Arm am Computer an, den man ihm anscheinend davor in der Notaufnahme mit Verband eingewickelt hatte. Solange, bis einer von uns herangezoomt hat und sofort erkannte, dass er den Verband definitiv selbst daheim angelegt haben muss – weil keine Krankenschwester der Welt so beschissen einen Verband anlegen würde.

Es war alles fingiert – nur um noch mal einen oben draufsetzen zu können.

Dann plündert man halt mal schnell den Erste-Hilfe-Kasten, nur um seiner Clique verzapfen zu können: „Hoi, ich bin fast gestorben.´´

Wiederum, der ,,Do you want a knife in your heart´´ Kumpane war an einem Abend einmal so unfassbar stoned, dass er draußen im Raucherbereich der Diskothek einen Krankenwagen herbestellte. Der Krankenwagen sollte aber nicht für einen anderen bekifften oder besoffenen Freund gedacht sein – sondern ausschließlich für ihn selbst – no Joke.

Er ist bis heute der einzige Mensch in meinem Leben, den ich kenne, der sich selbst einen Krankenwagen gerufen hat, nur weil er davor schlechtes Zeugs geraucht hat und dadurch komplett den Bezug zur Realität verloren hatte.

Wir hatten immer die beklopptesten Ideen. Einer meiner Kameraden zum Beispiel hatte nichts Besseres zu tun, als in seiner Freizeit einen Youtube-Account mit dem Namen „Thorben Plaumann“ zu erstellen und damit rechtsradikale Parolen unter jüdische Youtube-Videos zu posten. Dann erschien ganz groß die Meldung:

→ Anne Frank-Gedenkvideo → Thorben Plaumann hat das kommentiert: … Das ist eine beschissene Straftat – jedenfalls würde das heute im Jahr 2025 so gehandhabt werden. Das war eben seine Beschäftigung: Er kam nach der Arbeit nach Hause, machte sich sofort eine Flasche Oettinger auf und begann dann damit, Fake-E-Mail und YouTube-Accounts zu erstellen. Heutzutage ist das vielleicht nicht mehr so außergewöhnlich – 2012 oder 2013 war das aber äußerst merkwürdig.

Er ging sogar so weit, dass er einen Facebook-Account mit dem Namen des Vaters eines anderen Kumpels erstellte und dann damit die 5. und 6. Klässlerinnen seiner Schule anschrieb: „Hallo, i bins, komm doch mal raus morgen in der großen Pause – der .… hat ein Bonbon für dich.“

Während wir alle FIFA 14 auf der Xbox 360 gespielt haben, sonderte er sich von der Gruppe ab, und schaute sich lieber alleine in der Ecke auf dem Laptop irgendwelche Pornos von Kleinwüchsigen an, die erst mit dem Dreirad ein Wettrennen fuhren.

Anschließend durfte dann der Gewinner den Verlierer in den Arsch ficken.

Das hat ihn natürlich mordsmäßig erregt. Er hatte wahrscheinlich den größten Dachschaden von allen – dicht gefolgt von mir auf Platz 2.

Wir zockten wie die Bekloppten bei FIFA 14 die Duelle Cristiano Ronaldo versus Lionel Messi in ihren Hochzeiten nach, und im Hintergrund mussten wir uns dann das laute Gestöhne von irgendwelchen Liliputanern auf dem Dreirad anhören.

Wie bereits erwähnt: Wir waren nicht die Stärksten, aber dafür die Dümmsten.

Das konnte ja weder ein angesagter Albert Einstein noch ein Thomas Edison von sich behaupten: „Hallöle, ich bin der Albert Einstein, ich bin der Klügste.“

„Na und? Dafür sind wir viel dümmer als du!“ Toll, ist ja wunderbar, Herr Einstein und Herr Edinson, ihr seid ja beide so krass intelligent – dafür sind wir aber viel blöder als ihr! Was sagt ihr jetzt dazu, Herr Einstein und Herr Edison?

Apropos Kleinwüchsige – da fällt mir ein: Es gab tatsächlich mal eine Aktion in einer großen Disco in Süddeutschland, bei der du kleinwüchsige Artisten für ein paar Euro auf eine Zielscheibe werfen konntest. Wir haben dann immer betrunken rumgeflachst: „Auf jetzt, Jonger, welchen Kurzen schleuderst du heute durch die Gegend?“ Das muss 2014 oder 2015 gewesen sein. Unfassbar – heute würde das auf der Titelseite in der Bild-Zeitung stehen, und die Veranstalter würden zurecht verhaftet werden. Beim großen Liliputaner-Rumschleudern hat der Spaß nämlich ein gewaltiges Loch! Heute bin ich ein großer Fan der Paralympics – es ist absolut atemberaubend, was diese Menschen für unfassbare Leistungen erbringen.

Im Leben kann es immer ganz schnell gehen – ein kurzer Schicksalsschlag reicht aus, und schon sieht das Leben komplett anders aus. Wichtig ist nur, wie du dann mit der jeweiligen Situation umgehst. Den Kopf in den Sand stecken, ist keine Option!

So, das waren jetzt zur Einführung ein paar heiße Geschichten, die ich in meinen wilden Jugendzeiten erlebt habe. Davon gibt es noch tausend weitere – das würde jetzt allerdings komplett den Rahmen sprengen.

Allzu stolz bin ich selbstverständlich nicht darauf, aber sie mussten natürlich auch erwähnt werden – schließlich handelt es sich ja um die ungeschminkte Wahrheit.

Rückblickend schäme ich mich sehr für mein 16-jähriges Ich – was für krankhafte Zeiten waren das nur. Ein großer Dank gilt vor allem an meine geliebten Eltern, die mich selbst in dieser chaotischen Phase immer voll unterstützt haben und mich oft nachts von diversen Partys abgeholt haben – völlig egal in welchem Zustand ich war.

Sie waren immer für mich da, äußerst fürsorglich und ließen mich nie fallen.

Wahrscheinlich hätten sie in ihrem Leben nicht damit gerechnet, dass ich mal mit 29 Jahren ein politisches Amt in Südamerika ausfüllen sollte.