Wiederzeugung und Wiedergeburt - Harry Eilenstein - E-Book

Wiederzeugung und Wiedergeburt E-Book

Harry Eilenstein

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Beschreibung

Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Das Buch Die Ankunft im Jenseits nach dem Tod ist schon in der frühen Jungsteinzeit vor 12.000 Jahren analog zu der Ankunft im Diesseits als eine "zweite Geburt", also als eine "Wiedergeburt" aufgefaßt worden. Dieses Motiv wurde schon bald durch eine der Wiedergeburt vorausgehende Wiederzeugung und ein ihr folgendes Wiederstillen ergänzt. Aus dieser Symbolik ergab sich u.a. die Auffassung des Hügelgrabes als Bauch der mit dem Toten schwangeren Erd- und Jenseitsgöttin. Auch die Herdentier-Mensch-Mischwesen stammen aus dieser Mythe: Die Herdentiere waren offsichtlich fruchtbar und hatte eine große Zeugunskraft - also opferte man dem Toten ein Herdentier und übertrug magisch dessen Zeugungskraft auf den Toten, um dessen Wiederzeugung abzusichern. Auf diese Weise sind die Satyrn, die Zentrauren, der Hirschmann und viele andere derartige Gestalten, aber als Gegenstück dazu auch die Kuhgöttinnen, Hirschgöttinnen, die Stutengöttinnen usw. entstanden. Die Wiederzeugungs-Vorstellung hat einen großen Teil der mythologischen Bilder geprägt. Die Wiedergeburt im Diesseits ist erst um 600 v.Chr. entwickelt worden.

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über das Werben der Götter um die Riesinnen, den Ursprung des Inzests der Wanen, den Grund für die Witwen-Verbrennungen und noch mehr …

Bücher von Harry Eilenstein

Astrologie

Astrologie (496 S.)Photo-Astrologie (428 S.)Die astrologischen Aspekte (88 S.)Horoskop und Seele (120 S.)

Magie

Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)Telepathie für Anfänger (60 S.)Telepathie für Fortgeschrittene (52 S.)Tarot (104 S.)Physik und Magie (184 S.)Die Magie-Formel (156 S.)Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)Schwitzhütten (524 S.)

Meditation

Der Lebenskraftkörper (230 S.)Die Chakren (100 S.)Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)Meditation (140 S.)Drachenfeuer (124 S.)Reinkarnation (156 S.)

Kabbala

Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)Eltern der Erde (450 S.)Blüten des Lebensbaumes:
Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)

Religion allgemein

Muttergöttin und Schamanen (168 S.)Göbekli Tepe (472 S.)Totempfähle (440 S.)Christus (60 S.)Dakini (80 S.)Vajra (76 S.)

Ägypten

Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)Isis (508 S.)

Indogermanen

Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)

Germanen

Die Götter der Germanen (87 Bände)Odin (300 S.)

Kelten

Cernunnos (690 S.)Der Kessel von Gundestrup (220 S.)Der Chiemsee-Kessel (76)

Psychologie

Über die Freude (100 S.)Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)Das Beziehungsmandala (52 S.)Gefühle und ihre Verwandlungen (404 S.)einsgerichtet (140 S.)Liebe und Eigenständigkeit (216 S.)Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)

Kunst

Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)

Drama

König Athelstan (104 S.)

Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“

1. Die Entwicklung der germanischen Religion

2. Lexikon der germanischen Religion

3. Der ursprüngliche Göttervater Tyr

4. Tyr in der Unterwelt: der Schmied Wieland

5. Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1

6. Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2

7. Tyr in der Unterwelt: der Zwergenkönig

8. Der Himmelswächter Heimdall

9. Der Sommergott Baldur

10. Der Meeresgott: Ägir, Hler und Njörd

11. Der Eibengott Ullr

12. Die Zwillingsgötter Alcis

13. Der neue Göttervater Odin Teil 1

14. Der neue Göttervater Odin Teil 2

15. Der Fruchtbarkeitsgott Freyr

16. Der Chaos-Gott Loki

17. Der Donnergott Thor

18. Der Priestergott Hönir

19. Die Göttersöhne

20. Die unbekannteren Götter

21. Die Göttermutter Frigg

22. Die Liebesgöttin: Freya und Menglöd

23. Die Erdgöttinnen

24. Die Korngöttin Sif

25. Die Apfel-Göttin Idun

26. Die Hügelgrab-Jenseitsgöttin Hel

27. Die Meeres-Jenseitsgöttin Ran

28. Die unbekannteren Jenseitsgöttinnen

29. Die unbekannteren Göttinnen

30. Die Nornen

31. Die Walküren

32. Die Zwerge

33. Der Urriese Ymir

34. Die Riesen

35. Die Riesinnen

36. Mythologische Wesen

37. Mythologische Priester und Priesterinnen

38. Sigurd/Siegfried

39. Helden und Göttersöhne

40. Die Symbolik der Vögel und Insekten

41. Die Symbolik der Schlangen, Drachen und Ungeheuer

42. Die Symbolik der Herdentiere

43. Die Symbolik der Raubtiere

44. Die Symbolik der Wassertiere und sonstigen Tiere

45. Die Symbolik der Pflanzen

46. Die Symbolik der Farben

47. Die Symbolik der Zahlen

48. Die Symbolik von Sonne, Mond und Sternen

49. Das Jenseits

50. Seelenvogel, Utiseta und Einweihung

51. Wiederzeugung und Wiedergeburt

52. Elemente der Kosmologie

53. Der Weltenbaum

54. Die Symbolik der Himmelsrichtungen und der Jahreszeiten

55. Mythologische Motive

56. Der Tempel

57. Die Einrichtung des Tempels

58. Priesterin – Seherin – Zauberin – Hexe

59. Priester – Seher – Zauberer

60. Rituelle Kleidung und Schmuck

61. Skalden und Skaldinnen

62.Kriegerinnen und Ekstase-Krieger

63. Die Symbolik der Körperteile

64. Magie und Ritual

65. Gestaltwandlungen

66. Magische Waffen

67. Magische Werkzeuge und Gegenstände

68. Zaubersprüche

69. Göttermet

70. Zaubertränke

71. Träume, Omen und Orakel

72. Runen

73. Sozial-religiöse Rituale

74. Weisheiten und Sprichworte

75. Kenningar

76. Rätsel

77. Die vollständige Edda des Snorri Sturluson

78. Frühe Skaldenlieder

79. Mythologische Sagas

80. Hymnen an die germanischen Götter

Inhaltsverzeichnis

Wiederzeugung

Wortschatz

Vereinigung eines Toten mit Hel

a) Ynglinga-Saga

b) Fost-Brüder

c) Runenlied zu der Rune „ear“

d) Disen-Kenningar

e) Helgi Hiörvard-Sohn

f) Goldgubber

g) Zusammenfassung

Vereinigung eines Toten mit Freya oder einer anderen Göttin

a) Hedin-Saga

b) Gisli-Saga

c) Jüngere Huldar-Saga

d) Hrolf Kraki

e) Kjalnesinga-Saga

f) Zusammenfassung

Vereinigung eines Gottes mit einer Göttin o.ä. in einem Hügelgrab

a) Skaldskaparmal

b) Harbard-Lied

c) Ältere Huldar-Saga

d) Jüngere Huldar-Saga

e) Gesta danorum

f) Groas Zauberlied

g) Fiölswin-Lied

h) Wieland-Lied

i) Deor

j) Skaldskaparmal

k) Alwis-Lied

l) Thrym-Lied

m) Eisen-Symbolik

n) Halfdan Brana-Ziehsohn

o) Grimm: Mythologie

p) Ägirs Trinkgelage

q) Ägirs Trinkgelage

r) Zusammenfassung

Vereinigung eines Jenseitsreisenden mit einer Göttin o.ä.

a) Goldhörner von Gallehus

b) Yngvar

c) König Ortnit

d) Zusammenfassung

rituelle Vereinigung bei einer Bestattung

a) Ibn Fadlans Reisebericht

b) Zusammenfassung

Gestaltwandel eines Mannes in einen anderen Mann

a) Gripirs Weissagung

b) Skaldskaparmal

c) Völsungen-Saga

d) Thidrek-Saga

e) Nibelungen-Lied

f) Bosi und Herraud

g) Zusammenfassung

Witwen-Selbstmord

a) Gylfis Vision

b) Völsungen-Saga

c) Völsungen-Saga

d) Gesta danorum

e) Zusammenfassung

Gestaltwandel einer Frau in eine andere Frau

a) Völsungen-Saga

b) Zusammenfassung

Vereinigung eines (Tyr-)Helden mit einer Walküre o.ä.

a) Zweites Lied Helgi Hunding-Töter

b) Erstes Lied Helgi Hiörvard-Sohn

c) Helgi Thoris-Sohn

d) Ältere Huldar-Saga

e) Halfdan Brana-Ziehsohn

f) Hervor-Saga

g) Oddruns Klage

h) Wolfdietrich

i) Goldemar

j) Goldemar

k) King Henry

l) Thorstein Viking-Sohn

m) Grim Struppig-Wange

n) Thorstein Haus-Macht

o) Bosi und Herraud

p) Thorstein Viking-Sohn

q) Erstes Lied Helgi Hunding-Töter

r) Gesta danorum

s) „Tannhäuser“

t) „Zwergberge“

u) „Herrmann von Rosenberg“

v) „Zwerge ausgetrieben“

w) „Bergmännlein beim Tanz“

x) „Zwerglöcher“

y) Grimm: Mythologie

z) Sigdrifa-Lied

aa) Völsungen-Saga

ab) Hrolf Kraki

ac) Völsungen-Saga

ad) Hervor

ae) Hromund Greipsson

af) Wieland-Lied

ag) Zusammenfassung

Die dreifache Inkarnation, Heirat o.ä.

a) Skaldskaparmal

b) Skaldskaparmal

c) Gudruns Aufreizung

d) Zusammenfassung

Heilige Hochzeit zwischen König und Landesgöttin oder Königin

a) Hakonardrapa

b) Grimnir-Lied

c) Skaldskaparmal

d) Hattatal

e) Halfdan Eysteinn-Sohn

f) Gauti-Saga

g) Gesta danorum

h) Zusammenfassung

Verwandlung in einen Seelenvogel

a) Skaldskaparmal

b) Grimm: Mythologie

c) Zusammenfassung

Verwandlung in einen Stier

a) Gauti-Saga

b) Eyrbyggja-Saga

c) Kleineres Goldhorn von Gallehus

d) Kampf-Glum

e) Ketill Forelle

f) Grimm: Mythologie

g) Landnahme-Buch

h) Uppsala-Funde

i) Aarhus-Runenstein

j) Hörnerhelme

k) Ägirs Trinkgelage

l) Zweites Lied Helgi Hunding-Töter

m) Völsungen-Saga

n) Gesta danorum

o) Gesta danorum

p) Zusammenfassung

Verwandlung in einen Hengst

a) Zweites Lied Helgi Hunding-Töter

b) Gesta danorum

c) Runenkästchen

d) Nid

e) Goldhörner von Gallehus

f) Zusammenfassung

Verwandlung in einen Hirsch

a) Grimm: Mythologie

b) Sonnenlied

c) Hirschjagd

d) Zusammenfassung

Verwandlung in einen Keiler bzw. Eber

a) Hyndla-Lied

b) Hyndla-Lied

c) Zusammenfassung

Verwandlung in einen Widder

a) Hallinskidi

b) Zusammenfassung

Verwandlung in einen Ziegenbock

a) Völsungen-Saga

b) Zusammenfassung

Zusammenfassung: männliche Herdentiere

Betonung der Genitalien bei einem Gott

a) Goldhörner von Gallehus

b) Hamburgische Kirchengeschichte

c) Freyr-Statuetten

d) Skaldskaparmal

e) Zusammenfassung

Penis-Kult

a) Völsi-Thattr

b) Runensteine in Penis-Form

c) Stabkirchen-Tor

d) Lausavisur

e) Lausavisur

f) Zusammenfassung

eine Göttin o.ä. in der Gestalt einer Kuh

a) Gylfis Vision

b) Landnahme-Buch

c) Bosi und Herraud

d) Lachstal-Saga

e) Ragnar Lodenhose

f) Olaf-Saga

g) Zusammenfassung

eine Göttin o.ä. in der Gestalt einer Hindin

a) Thidrek-Saga

b) Völsungen-Saga

c) Gallehus-Goldhörner

d) Skandinavischen Felsritzungen

f) Zusammenfassung

eine Göttin o.ä. in der Gestalt einer Stute

a) Fiölswin-Lied

b) Kormak-Saga

c) Ynglingatal

d) Zusammenfassung

eine Göttin o.ä. in der Gestalt einer Sau bzw. Bache

a) Gylfis Vision

b) Odins Rabenzauber

c) Hyndla-Lied

d) Zusammenfassung

eine Göttin o.ä. in der Gestalt eines Schafes

a) Gylfis Vision

b) Zusammenfassung

eine Göttin o.ä. in der Gestalt einer Ziege

a) Skaldskaparmal

b) Hyndla-Lied

c) Zusammenfassung

Zusammenfassung: weibliche Herdentiere

Die Wiedergeburts-Mutter der Sonne

a) Freya-Amulett von Hagebyhöga

b) Frauenfigur von Revninge

c) Amulett von Lille Soelv

d) Frauenamulett von Tissö

e) Frauen-Statuette von Elkidstrup

f) Amulett von Viborg

g) Fiölswin-Lied

h) Skirnir-Lied

i) Gylfis Vision

j) Gylfis Vision

k)„Der Froschkönig“

l) Zusammenfassung

Mann und Frau im Jenseits

a) Gentofte-Urnendeckel

b) Brakteat

c) Brakteat

d) Zusammenfassung

sonstige sexuelle Symbolik

a) Skaldskaparmal

b) Kenningar zu dem Thema „Sex“

c) Loddfafnir-Lied

d) Grettir-Saga

e) Lausavisur

f) Lausavisur

g) Bosi und Herraud

h) Skaldskaparmal

i) Zwergen-Frauen

j) Zusammenfassung

Fortwirken der Wiederzeugungs-Symbolik im Mittelalter

a) Grimm: Mythologie

b) Hexenhammer

c) Zusammenfassung

Der Jungbrunnen

a) Wolfdietrich

b) Zusammenfassung

Sonstiges

a) Hügelgrab-Bezeichnungen

b) Zusammenfassung

Zusammenfassung

Die Wiederzeugung bei den Indogermanen

a) Kelten

b) Römer

c) Germanen

d) Hethiter

e) Inder

f) Perser

g) Narten

h) Griechen

i) Indogermanen

Die Wiederzeugung bei den Nachbarn der Indogermanen

a) Etrusker

b) Finnen

Die Wiederzeugung in der frühen Jungsteinzeit

a) Ägypten

b) Sumer

c) die Jenseits-Geliebte allgemein

d) Tempel-Prostitution

e) Göbekli Tepe

Die Wiederzeugung in der späten Altsteinzeit

Penis

Der Penis in der germanischen Überlieferung

a) Wortschatz

b) Völsa-Thattr

c) Statuetten des Freyr

d) Runensteine in Penis-Form

e) Hrafnkell Freyr-Godi

f) Zusammenfassung

Der Penis in der indogermanischen Überlieferung

Wiedergeburt

Die Wiedergeburt des Tyr-Helgi

a) Lied Helgi Hiörward-Sohn

b) Zweites Lied Helgi Hunding-Töter

c) Zweites Lied Helgi Hunding-Töter

Die Wiedergeburt der Sonnengöttin

a) Wafthrudnir-Lied

b) Gylfis Vision

c) Der Seherin Ausspruch

d) Der Seherin Ausspruch

Die Wiedergeburt einer Walküre

a) Brünhild-Lied-Bruchstück

Die Wiedergeburt der Korngöttin

Die Wiedergeburt der Menschen

a) Bellum civile

b) Appian

c) Flateyarbok

d) Sturlaug

e) Jons saga baptista

Die Unsterblichkeit der Seele

a) Gylfis Vision

unklare Textstellen

a) Sturlunga-Saga

b) Heimskringla

c) Historia romanum

d) Jons saga baptista

e) Gautrek-Saga

f) Wortschatz

Die Wiedergeburt der Opfertiere

a) Grimnir-Lied

b) Wafthrudnir-Lied

c) Gylfis Vision

d) Jultanz

e) Gylfis Vision

sonstige Hinweise

a) Thorstein Viking-Sohn

b) Rig-Lied

c) Sonnenlied

d) Sturlaug-Saga

Zusammenfassung

Wiedergeburt bei den Indogermanen

a) Kelten

b) Germanen

c) Inder

d) Perser

e) Thraker

f) Griechen

g) Indogermanen

Wiedergeburt in der Jungsteinzeit

a) Ägypter

b) Sumer

c) Judentum, Christentum, Islam

d) Jungsteinzeit

Wiedergeburt bei anderen Völkern

a) Hopis

b) Mayas

c) Azteken

d) Qetchua

e) Aborigines

f) Zusammenfassung

Die Entstehung der Wiedergeburts-Vorstellungen

Neuentstehung aus den Knochen

Witwen-Selbstmord

Witwen-Selbstmord in der germanischen Überlieferung

a) Gylfis Vision

b) Skaldskaparmal

c) Erstes Gudrun-Lied

d) Brünhild-Lied-Bruchstück

e) Völsungen-Saga

f) Brünhilds Hel-Fahrt

g) Norna-Gest

h) Faröer: Brünhild

i) Völsungen-Saga

j) Gesta danorum

k) Ibn Fadlan

l) Zusammenfassung

Der Witwen-Selbstmord in der indogermanischen Überlieferung

Der Witwen-Selbstmord bei anderen Völkern

Inzest

Der Inzest in der germanischen Überlieferung

Die Wanen

a) Njörd und seine Schwester

b) Freyr und Freya

c) Die Sippe der Wanen

Die Familie des Godmund

a) Bosi und Herraud

Helgi und die Walküre

a) Helgi-Lieder

Thorgerdr Hölgabrudr

a) Huldar-Saga

Hrolf Kraki und seine Berserker

a) Hrolf Kraki

Jomswikinger-Saga

a) Jomswikinger-Saga

Sigmund und Signy

a) Völsungen-Saga

Die Ehen der Skadi

a) Gylfis Vision u.a.

Die drei Männer der Nott

a) Gylfis Vision

die drei „-mir“-Riesen

a) Skaldskaparmal u.a.

die drei „kalten“-Riesen

a) Fiölswin-Lied

Tyr und die Schneeweiß-Goldschöne

a) Hymir-Lied

b) Harbard-Lied

c) Ragnar-Saga

d) Fiölswin-Lied

e) Hrafnsmal

f) Zusammenfassung

Odin, Thor und Magni

a) Skaldskaparmal

Ägir und Heimdall

a) Skaldskaparmal u.a.

Hjalmgunnar und Agnar

a) Norna-Gest

b) Sigdrifa-Lied

die dreimal geborene Gulweig

a) Die Vision der Seherin

b) Gylfis Vision

Dreimal 100 Lebensjahre

a) Gautrek-Saga

b) Skaldskaparmal

c) Fornjot und seine Verwandten

d) Norna-Gest

Drei Ehen

a) Die drei Ehen der Gudrun

b) Lied über Helgi Hiörward-Sohn

c) Gunnlaug Schlangenzunge

Odin und Jörd

a) Gylfis Vision

Zusammenfassung

Inzest in der indogermanischen Überlieferung

a) Kelten

b) Römer

c) Germanen

d) Inder

e) Perser

f) Griechen

g

) Indogermanen

Inzest bei anderen Völkern

a) Sumer

b) Elamiter

c) Ägypter

d) Juden

e) Japan

f) Korea

g) Thailand

h) Hawaii

i) Mexiko

j) Qetchua

k) Zentralafrika

l) Zusammenfassung

Themenverzeichnis

I Wiederzeugung

Die Wiederzeugung ist ein zwar weit verbreitetes, aber kaum bekanntes mythologisches Thema, das sich aus der Erweiterung des Motivs der Wiedergeburt durch die Muttergöttin im Jenseits ergab: Vor der Wiedergeburt sollte man eine Wiederzeugung erwarten. Dies ist offenkundig ein Motiv, daß nur für die Männer funktioniert …

Eine zweite Erweiterung des Wiedergeburts-Motivs ist das Wiederstillen nach der Wiedergeburt, aus dem sich die ganzen Ritualtränke von der Milch der Göttin bis hin zum Abendmahlswein sowie das Lebenselixier der Alchemisten in Europa und Indien entwickelt haben. Dieses Thema wird in dem Band 69 über den „Göttermet“ betrachtet.

Die mythologische Grundlage für diese drei Motive ist die Auffassung der Ankunft der Toten im Jenseits als einer Wiedergeburt in Analogie zu der Ankunft der Lebenden im Diesseits als einer Geburt.

(Die Wiedergeburt im Diesseits ist eine spätere Entwicklung.)

Es stellt sich bei diesem Thema natürlich generell die Frage, wie man in den Mythen „normalen Sex“ von einer Wiederzeugung unterscheiden kann.

Es gibt hauptsächlich vier Merkmale, die auf eine Wiederzeugung hinweisen:

Die Vereinigung findet im Jenseits mit einer Jenseitsgöttin statt.

Die Vereinigung hat ausdrücklich das Ziel der Wiederzeugung und somit der Wiedergeburt.

Auf die Vereinigung folgt nach kurzer Zeit die Verwandlung in einen Vogel, da dies bedeutet, das der Mann, der sich mit einer Frau/Göttin vereint hat, dadurch zu einem Seelenvogel im Jenseits geworden ist.

Die Vereinigung ist mit einer Jenseitsreise kombiniert worden, ist Teil eines Bestattungs-Rituals, findet in einem Hügelgrab statt o.ä.

Alle Texte und Bilder, die eines oder mehrere dieser vier Merkmale oder ein anderes Merkmal, das auf eine Wiederzeugung hinweist, haben, werden im Folgenden zusammengestellt und vergleichend betrachtet.

I 1. Wortschatz

Das altnordische Substantiv „legr“ bedeutete Lager – sowohl im Sinne von „gemeinsames Lager von Mann und Frau“ als auch im Sinne von „Grab“. Da sich beide Bedeutungen von der horizontalen Lage ableiten lassen, ist dies kein sicherer Hinweis auf die Wiederzeugung, aber immerhin ergibt die Kombination dieser beiden Bedeutungen eine gute Beschreibung der Wiederzeugung. Eine recht ähnliche Doppelbedeutung haben im Deutschen die Worte „schlafen“ und „miteinander schlafen“.

Da sich diese Doppelbedeutung von „Lager“ nur in drei der acht alten germanischen Sprachen findet (altnordisch, gotisch, altsächsisch), sollte man sie lieber auf die „horizontale Lage“ bei allen Arten von „liegendem Lagern“ zurückführen statt auf eine Wort-prägende Symbolik der Wiederzeugung.

„Lager“

Sprache

Wort

Bedeutung

sich legen, liegen

Lager

Bett

Lager für Sex

Bordell

Grab

Krankheit

indogermanisch

legh

x

germanisch

legram

x

x

x

altnordisch

legr

x

x

gotisch

ligrs

x

x

x

angelsächsisch

leger

x

x

x

x

altnordfränkisch

legar

x

altsächsisch

legar

x

x

x

althochdeutsch

legar

x

mittelhochdeutsch

leger

x

x

altfriesisch

leger

x

I 2. Die Vereinigung eines Toten mit Hel

I 2. a) Ynglinga-Saga

Es kann nicht / geleugnet werden,

daß Glitnis Verwandte / nun die Leiche des Dyggvi

zum Huren hat, / denn die Schwester des Wolfes

und des Narfi / wählte den königlichen Mann aus,

ja, Lokis Tochter hat nun / den mächtigen Herrscher

von Yngvis Volk / und spielt mit ihm.

„Glitni“ ist ein Wolf. Die „Verwandte des Wolfes“ ist eine Variante der Kenning „Schwester des Fenrir“. Damit ist die Jenseitsgöttin Hel gemeint. Auch „Lokis Tochter“ ist die Göttin Hel.

Der „königliche Mann“, der „mächtige Herrscher“ und ebenso „Yngvis Erbe“ sind Umschreibungen für „König von Schweden“, da Yngvi-Freyr als der erste König Schwedens angesehen wurde. Damit ist hier König Dyggvi gemeint.

Das in diesem Zusammenhang meistens mit „huren“ übersetzte Verb „gaman“ bedeutet wörtlich „spielen“, womit jedoch sehr oft auch das Liebesspiel gemeint ist – vor allem, wenn ein Mann und eine Frau zusammen „spielen“.

Die Kenning-freie Übersetzung dieser Strophen lautet: „Hel hat nun die Leiche des Königs Dyggve zum Liebesspiel – sie hat ihn sich dafür auserwählt.“

I 2. b) Die Saga über die Fost-Brüder

Das Wiederzeugungsmotiv gehörte ursprünglich einmal zu Hel, da ihr Ursprung die Jenseitsgöttin als Wiederzeugungs-Geliebte im Hügelgrab gewesen ist.

„Wie andere in meiner Familie kann auch ich mithilfe meiner Träume die Zukunft vorhersehen und ich habe schon viel über mich selber geträumt, aber nur wenig über Dich. Aber das, was ich geträumt haben, wird auch geschehen – Deine Frau Hel wird Dich umarmen und all Dein Besitz wird verlorenen gehen. Unrecht erworbene Dinge führen nie zu etwas Gutem.”

Auch die Umarmung durch „Deine Frau Hel“ bezieht sich auf die Wiederzeugung im Jenseits.

I 2. c) Altenglisches Runenlied zu der Rune „ear“

Diese Verse beruhen auf einem isländischen Runenlied, aber sie sind schon entsprechend den christlichen Verhaltensregeln umgestaltet worden.

Ear (Erde) ist verhaßt / jedem Edlen.

Wenn unaufhaltsam / das Fleisch,

der tote Leib / zu erkalten beginnt,

erwählt der Bläuliche / die Erde als Bettgenossin:

Frucht vergeht, Glück schwindet, / Bindungen brechen.

Der „Bläuliche“ ist der Tote.

Der Tote liegt nicht in der Erde wie in einem Bett, sondern er liegt zusammen mit der Erdgöttin, die seine Bettgenossin ist. Die Erdgöttin und die Jenseitsgöttin sind bei den Germanen weitestgehend dieselbe Göttin gewesen.

Diese Strophe ist ganz in dem christlich-melancholischen Stil geschrieben, der sich auch bei den Liedern im Exeter-Buch findet.

I 2. d) Disen-Kenningar

Der einzige direkte Hinweis auf die Bedeutung der Disen in den Jenseitsvorstellungen ist eine Kenning aus einem um ca. 1250 n.Chr. verfaßten kurzen Lied („Lausavisur“) des Skalden Jatgeirr Torfa-Sohn.

Röter der Forelle des Landes

des Kampf-Schneesturms,

ich sah den Gold-reichen Thorir Wolfsfell

weit entfernt von mir in Kyrfjall.

Dies hörte ich zur Beruhigung

des Marktplatzes meiner Lungen,

als wir mit den Ribbungar spielten:

der Faulpelz lag bei den Disen des Zwergenhauses in Tönsberg.

Die Kenning-freie Übersetzung dieser Strophen lautet: „Krieger, ich habe den reichen Thorir Wolfsfell weit entfernt von mir in Kyrfjall gesehen. Zu meiner Freude habe ich, als wir mit den Ribbungar gekämpft haben, gesehen, daß Thorir tot bei der Jenseitsgöttin in seinem Hügelgrab liegt!“

I 2. e) Das Lied über Helgi Hiörward-Sohn

Atli:

„Atli heiß ich, heiß will ich Dir werden,

Denn unhold bin ich Unholden.

Am feuchten Steven stets hab ich gestanden

Und Nachtmare gemordet.

Wie heißest Du, Hexe, leichenhungrige?

Nenne, Vettel, den Vater.

Daß Du neun Rasten niederer lägest

Und ein Baum Dir schoß in den Schoß!“

Der Baum ist hier wahrscheinlich ein Penis.

Diese beiden Strophen sind vor allem eine Drohung des Atli an die Riesin, aber da in dem ganzen Lied für die gegenseitigen Beleidigungen und Bedrohungen alte mythologische Motive benutzt werden, wird auch dieser „Baum-Penis“ aus den Wiederzeugungs-Vorstellungen stammen.

I 2. f) Goldgubber

Die Goldgubber („kleiner Gold-Mann“) sind wahrscheinlich „Briefe an die Götter“ gewesen. Sie wurden oft in der Nähe von Tempelwänden und in den Löchern, in denen die Tempelpfosten gestanden haben, gefunden, aber auch in Gräbern und an anderen Orten.

Die Goldgubber, die man bei Ausgrabungen in der Nähe der Tempelwände gefunden hat, werden wahrscheinlich innen an den Tempelwänden befestigt worden sein – sie waren gewissermaßen „Mini-Wandbehänge“. Man kann sie auch als kleine Opfergaben ansehen, mit deren Anbringen an der Tempelwand eine Bitte an die Götter verbunden gewesen sein wird.

Manche der Goldgubber, die in Gräbern oder an anderen Orten gefunden worden sind, könnten auch Amulette gewesen sein.

Insgesamt wurden bisher über 3000 Goldgubber an 30 Orten in Dänemark (11), Schweden (8), Norwegen (7) und auf Bornholm (4) gefunden. Sie stammen aus der Völkerwanderungszeit (375-568 n.Chr.), der Vendelzeit (550-800 n.Chr.) und der Wikingerzeit (793-1066 n.Chr.) mit dem Schwerpunkt in der Vendelzeit, die der Übergang von der alten, Tyr-zentrierten Religion der Nordgermanen zu der neuen, Odin-zentrierten Religion der Germanen ist. Man kann daher in der Vendelzeit halbumgedeutete Motive aus der alten, Tyr-zentrierten Mythologie erwarten.

Der größte Teil der Goldgubber stellt einen Mann und eine Frau dar, die sich umarmen oder zwischen denen ein Zweig oder ein Baum zu sehen ist. Dieses Paar könnte den Toten und die Jenseitsgöttin sowie den Weltenbaum als den Weg ins Jenseits darstellen.

Auf manchen Goldgubbern ist auch nur ein Mann oder nur eine Frau eingeprägt worden. Es gibt auch einige andere Motive wie den Eber, der die Zeugungskraft des Toten bei seiner Wiederzeugung sichern sollte, und die Sau, die die Fruchtbarkeit der Göttin bei der Wiederzeugung absichern sollte.

sich umarmendes Paar

Paar mit Stab (?)

Paar mit Baum/Zweig

Paar

Paar

küssendes Paar

stilisiertes Paar

Paar

Eber

Eber

I 2. g) Zusammenfassung

Hel vereint sich mit der Leiche des Königs Dyggvi. Manchmal wird Hel auch als „Riesin“, „Erde“ oder „Dise des Zwergenhauses (Hügelgrab)“ umschrieben. dieses Motiv war so geläufig, daß „Hel wird Dich umarmen!“ eine Todesdrohung oder ein Todeswunsch gewesen ist.

Auch die viele Paare auf den „Goldgubber“-Amuletten/Opfergaben werden den Toten und die Göttin Hel im Jenseits darstellen.

I 3. Vereinigung eines Toten mit Freya oder einer anderen Göttin

I 3. a) Hedin-Saga

In dieser Saga wird darüber berichtet, wie das Brisingamen entstanden ist und welche Geschichten mit ihm verbunden sind.

In der Saga wird entsprechend der damals üblichen christlich-gelehrten Interpretation die Welt der Götter als ein fernes Land und die Götter selber als die Könige der Frühzeit aufgefaßt.

Östlich von Vanakvisl in Asien gab es ein Land, das Asien-Land oder Asien-Heim genannt wurde. Die Leute dort wurden Asen genannt und ihre Hauptstadt Asgard. Odin war der König, der dort herrschte. Dort gab es einen großen Tempel. Odin bestimmte Njörd und Freyr als Hohepriester. Njörds Tochter wurde Freya genannt. Sie begleitete Odin und war seine Geliebte.

In Asien lebten einige Männer, von denen einer Alfrigg, der nächste Dvalin, und die anderen Berling und Grer genannt wurden. Ihre Höfe lagen fern von der Halle des Königs. Sie waren so geschickte Handwerker, daß sie jedes Ding in die Hand nehmen und daraus etwas Beachtliches erschaffen konnten. Menschen wie diese wurden „Zwerge“ genannt. Sie lebten in einem gewissen Stein. Sie hatten in jenen Tagen mehr mit Menschen zu tun als heute.

Die Namen der vier Zwerge haben folgende Bedeutungen:

Alfrigg: „All-König“ – dies ist offenbar ein Titel des Göttervaters Tyr oder Odin; er weilt, da er ein Zwerg („Totengeist“) ist, gerade in der Unterwelt

Dvalin: „Schläfer“ – dies ist vermutlich ein Umschreibung für „Toter“

Berling: „Bären-Mann“ – der Bär könnte sich auf die Stärke des Göttervaters beziehen; der neue Göttervater Odin und die Berserker („Bärenfell-Männer“), deren „Schutzpatron“ Odin gewesen ist, waren „Bären-Männer“; Tyr ist der Ulfhedin-Gott gewesen

Grer: „Speer“ – dies ist vermutlich der Speer Gungnir des neuen Göttervaters Odin

Diese vier Zwerge scheinen der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr oder der neue Göttervater Odin in der Unterwelt zu sein: Der „schlafende“ „All-König“, der die Kraft eines „Bären“ hat und den „Speer“ besitzt. Diese Szene scheint somit auf die Wiederzeugung des Göttervaters mit der Göttin Freya im Jenseits zurückzugehen.

Der „Stein“, in dem die Zwerge leben, ist ein Hügelgrab, das oft mit „Stein“, „Fels“ und ähnlichem umschrieben wurde.

Odin liebte Freya sehr und sie war wirklich die schönste aller Frauen, die damals lebten. Sie hatte ein Frauenhaus, das sowohl schön als auch sehr fest war – so fest, daß gesagt wurde, daß niemand, wenn die Tür verschlossen war, hineingelangen konnte, außer wenn es Freya ihnen erlaubte.

Die Beschreibung ihres Frauenhauses legt die Vermutung nahe, daß es sich um ein Hügelgrab handeln könnte, denn welche Schwelle ist schwieriger zu überschreiten als die zwischen dem Diesseits und dem Jenseits? Freyas „Frauenhaus“ entspräche dann dem „verschlossenen Berg“ der Gunnlöd und der „Höhle“ der Hel – alle drei sind Gestalten der Jenseitsgöttin in der Grabkammer des Hügelgrabes.

Eines Tages wanderte Freya umher und gelangte zu dem Felsen. Er stand offen. Die Zwerge erschufen eine goldene Halskette. Sie war fast fertig. Freya gefiel das Aussehen dieser Kette. Freya gefiel auch den Zwergen. Sie wollte die Halskette kaufen und bot Gold und Silber für sie an und dazu viele Schätze.

„Zwerg in einem Felsen“ ist eine häufige Umschreibung für „Totengeist in seinem Hügelgrab“. Ein Hügelgrab war insofern ein „Felsen“ als daß die Grabkammer in seinem Inneren aus Felsplatten errichtet wurde.

Das Herstellen der magischen Gegenstände der Götter und auch der Helden durch die Zwerge ist ein weitverbreitetes Motiv. Sein Ursprung ist wahrscheinlich das Schwert-Neuschmieden durch Tyr in der Unterwelt, das sich noch in der Wieland-Sage erhalten hat. Später übernahmen dann die beiden Pferde-Söhne des Göttervaters Tyr, die in der Unterwelt zu zwei Zwergen wurden, das Neuschmieden des Schwertes ihres Vaters. Diese Tätigkeit wurde dann zu der Herstellung aller magischen Gegenstände der Götter durch ein Zwergenpaar erweitert.

Möglicherweise sind die vier Zwerge in der Hedin-Sage eine Verdoppelung dieses Zwergenpaares. Vermutlich besteht auch ein Zusammenhang zu den vier Himmelsträger-Zwergen.

Doch sie antworteten, daß es ihnen nicht an Geld fehlte, aber das jeder von ihnen seinen Teil an der Kette für eine bestimmte Sache geben würde und daß sie nichts anderes haben wollten, als daß sie mit jedem von ihnen eine Nacht verbringen würde. Und, ob dies nun eine glückliche Vereinbarung war oder nicht, dies ist der Handel, den sie abschlossen.

Diese Szene ist eine Umdeutung der Wiederzeugung des Göttervaters mit der Jenseitsgöttin Freya.

In dieser Sage geht Freya zu den Zwergen in deren Höhle, d.h. in deren Hügelgrab. Diese Reise erinnert die Suche der Freya nach ihrem Mann, dem Göttervater Odr-Odin, der in ferne Lande gezogen war. Anscheinend hat es einst das Motiv der Suche der Freya nach dem toten Göttervater gegeben. Das Eintreten in die Höhle der Zwerge wird daher ursprünglich das Wiederfinden des Göttervaters durch Freya gewesen sein.

Aus dieser Szenerie kann man schließen, daß die Toten einst nicht im Jenseits nach der Muttergöttin suchen mußten, sondern daß die Muttergöttin nach den Toten gesucht hat. Anscheinend hat aber das Vertrauen in das Jenseits und die Jenseitsgötter mit der Zeit nachgelassen, denn Odin gelangt z.B. in der „Gesta danorum“ erst nach vielen Mühen und Verwandlungen zu der Wiederzeugung mit Rindr.

Die Vereinigung der Jenseitsgöttin Freya (ihr gehört die Hälfte der Toten) mit den vier Zwergen (Totengeister) geht auf die Wiederzeugung der Toten im Jenseits zurück, die hier nur von der Motivation her umgedeutet worden ist.

Und vier Nächte später, als dieser Handel ausgeführt worden war, gaben sie die Halskette der Freya. Sie ging heim in ihr Frauenhaus und verhielt sich ruhig, als wenn nichts geschehen wäre.

Da die Halskette bzw. der Halsreif der Freya („Brisingamen“) wie Odins Draupnir ursprünglich ein Sonnensymbol gewesen ist, ist sie eng mit der Wiederzeugung des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr verknüpft.

I 3. b) Gisli-Saga

In dieser Saga erscheint die Jenseitsgöttin in ihrer Funktion als Wiederzeugungs-Geliebte als „Traumfrau“, d.h. als eine hilfreiche Frau, die dem Helden in dessen Träumen erscheint.

Gisli war ein Seher und ein großer Träumer und er träumte wahr. Alle Männer sind sich darin einig, daß Gisli derjenige ist, der nach seiner Verbannung noch am längsten gelebt hat – abgesehen von Grettir Osmund-Sohn. Grettir war achtzehn Jahre lang ein Verbannter.

Es wird berichtet, daß Gisli einst in einem Herbst sehr unruhig schlief, während er in Audas Haus war. Als er erwachte, frug sie ihn, was er geträumt habe.

„Ich habe zwei Frauen, die in meinen Träumen bei mir sind,“ antwortete er, „Die eine ist gut zu mir, aber die andere erzählt mir nichts als Übles und ihre Geschichten werden Tag für Tag schlimmer und sie sagt mir wirklich meinen Untergang voraus. Aber das, was ich gerade geträumt habe, war folgendes:

Mir schien, daß ich zu einem Haus oder zu einer Halle käme und in die Halle hineingehen würde und dort meine Freunde und Verwandten sähe – sie saßen am Feuer und tranken. Dort waren sieben Feuer – einige von ihnen waren schon niedergebrannt, aber einige andere brannten so hell wie nur möglich.

Da kam meine Traum-Frau herein und sagte, daß dies Zeichen meines Lebens seien und daß sie zeigten, wieviel Jahre noch kommen würde. Und sie riet mir, daß ich, solange ich leben würde, den alten Unglauben und die Hexerei lassen sollte, und daß ich zu den Tauben und den Lahmen, den Armen und den Schwachen gut sein solle.

'Denk' daran,' sagte sie, 'Du hast nur noch so lange zu leben, wie Du Feuer gesehen hast.'

Dann ging mein Traum nicht mehr weiter.“

Die Traum-Frau rät Gisli dazu, den alten Glauben abzulegen und sich christlich zu verhalten – wobei das von ihr befohlene Verhalten gegenüber den Schwachen und Armen auch ein Teil des germanischen Verhaltenskodex gewesen ist.

Dann sang Gisli diese Strophen:

„An sieben Feuer erinnert sich der Skalde,

Frau, die in der Halle brannten.

Rings um diese leuchtende Glut saßen Männer

saßen Männer und tranken wie Brüder.

Alle und ein jeder in der Halle

grüßte Gisli freundliche als ihren Gast;

Gisli grüßte sie sanft und traurig,

seine passenden Worte drückten Dankbarkeit aus.

So sprach die Schicksals-Frau, weise und klug,

so sprach sie zu Norwegens Freund,

sanft war diee Frau und voller Mitgefühl:

'Mann! Siehe das Ende Deiner Reise,

Erkenne diese sieben brennenden Feuer –

sieben Jahre bleiben Dir,

dann wirst Du zu diesem Ort zurückkehren

und Dich freuen, frei von Leid.

Die Halle, die Gisli hier sieht, ist offensichtlich Walhalla.

'Edler Mann,' fährt die Stimme fort,

'Verwirf' der Zauberer verhaßte Künste.

Kühner Held mit den stärksten Sehnen,

Folge dem goldenen Schatz der weisen Frau.

Erinnre Dich an diesen altersgrauen Rat:

Nichts beschmutzt das Herz so sehr

wie hinterhältige List, wie müßiges Gerede;

Übel ist Hexenkunst, schwarz diese Taten!'

Die „weise Frau“ ist die Sprecherin selber. Ihr „goldener Schatz“ ist ihre Weisheit. Auch diese Verhaltensregeln sind ein germanisch-christliches Gemisch.

Zügle Deine Hand, zögere zu töten,

Erzürne die Männer nicht so, daß sie Dein Leben wollen!

Komm! Dein Wort zu der Tochter der Weisheit

soll nicht das erste sein, daß den Streit weckt.

Mann von edler Gesinnung, helfe

stets den Schwachen, Lahmen, Blinden;

Hart ist die Hand, die sich niemals öffnet;

aber strahlend und gesegnet der großzügige Geist!“

… … …

Als die Nächte länger wurden, wurden mit ihnen auch die Träume länger und jene üble Traum-Frau kam immer öfter zu ihm und Gisli hatte schwere Nächte.

Einst sprach er zu Auda, als sie ihn frug, was er geträumt habe, und seine Antwort bestand aus Versen:

„Eine Mühsal-bringende Frau sucht mich in meinem Schlummer heim:

Wenn die Träume wahr sind, wenn es so geschieht,

bleiben mir nicht mehr viele Winter, die ich noch zählen werde;

Niemand wird mich einst 'Graubart' nennen:

Diese Traumfrau gebietet mir, zu leben und zu welken –

vergeblich ist es, zu versuchen, ihren Zauberspruch zu brechen;

doch das kümmert mich wenig, meine Geliebte!

Ich träume, aber ich schlafe tief und gut.“

Da erzählte er ihr, daß diese üble Traumfrau immer wieder zu ihm kam und Blut über spritzen und ihn damit beschmieren und ihn darin baden wollte und daß sie boshaft auf ihn blickte.

Die üble Traum-Frau erscheint hier als eine germanische Priesterin, die Gisli wie im Tempel-Ritual mit Blut bespritzt, was in diesem Zusammenhang wohl bedeutet, daß sie ihn dem Tod weiht.

Die gute Traum-Frau ist offenbar eine „christliche Walküre“ und die böse Frau eine „germanische Walküre“. Die Vorstellung von guten und bösen Walküren ist hier mit der Vorstellung der Missionare über einen guten und einen bösen Glauben verbunden worden.

„Meine Träume lasten noch immer schwer auf meinem Herzen,

und meine üble Traum-Frau senkt sich über mich;

all' meine Freude ist schier verschwunden,

ich habe keine fröhlichen Stunden mehr:

Sobald der Schlaf meine Augen versiegelt hat,

erscheint eine abscheuliche Frau,

in Blut gebadet und Blut-beschmiert,

und tränkt mich mit dem Tau der Speere.“

Der Tau der Speere ist das Blut.

Und noch einmal sang er:

„Geliebte Frau, ich habe nun alles ausgesprochen,

was ich über meine Träume denke,

habe nichts verborgen, nichts geflüstert,

Worte der Wahrheit quellten in Strömen hervor:

Wut steigt nun Stunde für Stunde an,

Schmerzhaft werden meine Feinde meine Hand bald spüren –

Hochgeborene Anführer, deren große Macht

mich mit dem Zeichen des Verbannten brandmarkte.“

… … …

Es wird erzählt, daß nun nur noch zwei Jahre von den Jahren übrig waren, von denen die Traum-Frau gesagte hatte, daß er sie noch zu leben habe.

Als die Zeit verging und Gisli in Geirthiofs-Fjord war, kamen wieder die Träume über ihn und er hatte harte Kämpfe in seinem Schlaf. Und nun kam die üble Traum-Frau immer häufiger zu ihm, auch wenn die gute ihn ab und zu besuchte.

So geschah es eines Nachts, daß die gute Traum-Frau zu ihm kam und daß sie auf einem grauen Roß zu reiten schien und ihm gebot, mit ihm zu ihrem Heim zu gehen – und er folgte ihr voll Freude. Da kamen sie zu einem Haus, das fast eine Halle war, und sie führte ihn in dies Haus und ihm schien, daß dort Daunen-Kissen auf den Bänken lagen und daß es mit allen Dingen gut ausgestattet war.

Sie bat ihn, dort zu bleiben und guten Mutes zu sein: „Hierhin wirst Du gelangen, wenn Du tot bist und Deine Zeit in Segen und Sorglosigkeit verbringen.“

Das Jenseits, daß die gute/christliche Traum-Frau Gisli zeigt, ist nicht das christliche Paradies, sondern eine Art „Walhalla ohne Odin“.

Da erwachte er und sang diese Strophen über das, was er geträumt hatte:

„Siehe, die Göttin zeigt ihre Macht,

setzt mich auf ihren grauen Zelter,

läßt mich zu ihrer Halle reiten,

heißt mich alle Tage dort willkommen:

Alle ihre Worte bringen mitrLinderung,

schwören Freundschaft für alle Zeit;

In meinen Ohren klingen noch immer diese sanften Töne

und diese Weisen finden noch immer kein Ende.

Ein Zelter ist ein leichtes Reitpferd mit ruhigem Gang, das im „Zeltgang“, der heute „Paßgang“ oder „Tölt“ genannt wird, geht.

Dort gab es viele Kissen gut zur Rast,

auf die Bänke verteilt in jener Halle,

dort saß ich weich wie ein Schwan auf Flaum,

Oh!, mein Herz erinnert sich an das alles –

Und noch mehr: diese liebe Frau

bettete mich auf ein Lager von weichesten Daunen,

dankbar für die Gaben machte sie mich –

mein Gesicht vergaß die Stirn zu runzeln.

Da sprach diese freigiebige Frau:

'Mächtiger Fürst! Du Verhängnis Deiner Feinde!

Eile hierher, von niemandem verfolgt;

Der Tod wird Dich von allem Leid befreien:

Dann wirst Du,' sprach sie weiter,

'alle diese Schätze Dein eigen nennen;

mich wirst Du zur Frau erlangen,

wir werden glücklich wie Vögel fliegen!'“

Die gute Traum-Frau ist die Göttin, mit der sich der Tote im Jenseits vereint („mich zur Frau erlangen“), um dann von ihr als Seelenvogel wiedergeboren zu werden. Dabei nimmt nicht nur Gisli, sondern auch die Göttin selber die Gestalt eines Vogels an – wie die Walküren-Schwanenfrauen („wir werden wie Vögel fliegen“).

Der Umstand, daß Gisli diesen Traum seiner Frau erzählt, zeigt, daß es sich bei dieser Jenseits-Geliebten um eine mythologische Gestalt und bei der Vereinigung mit ihr um einen aus magischer Sicht notwendigen Vorgang handelt – sonst würde Gisli dies wohl kaum auf diese Weise seiner Frau erzählen.

I 3. c) Die jüngere Version der Huldar-Saga

In dieser Saga ist die Folge von Tod und Wiederzeugung umgekehrt worden, da das nicht mehr verstandene Magie-Motiv der Wiederzeugung in dieser Saga in das soziale Motiv der Anerkennung der Vaterschaft u.ä. umgedeutet worden ist – ein häufiger Vorgang bei dem Übergang von einer Mythe zu einer Sage …

Inzwischen kam König Vanlandi, begleitet von Gnapi, einem Sohn des Skolpnir und der Sylgja, einer Schwester des Vikings Mysingr, auf einer ostwärts unternommenen Heerfahrt zu einem alten Steinbewohner, der ihm zum Dank für ein Geschenk den dreifachen Rat gab, nie nach Finnland zu fahren und jedenfalls dort kein Weib zu nehmen, wenn er es aber doch tun würde, den Finnen getreulich sein Wort halten und überdies sich vor den Nachkommen Odins und der Skadi wohl hüten solle, da diese ihm und seinem Hause gefährlich seien.

Dennoch fuhr Vanlandi im nächsten Frühjahr, von Gnapi vergeblich gewarnt, nach Finnland. Von dem alten Snaer gut aufgenommenen, verliebt er sich in dessen Tochter Drifa und heiratet sie, reiste aber im Frühjahr ohne sie heim, mit dem Versprechen, innerhalb dreier Jahre zu ihr zurückzukehren.

Da er sich trotzdem im dritten Jahre dazu überreden ließ, nicht nach Finnland zu gehen, verließ ihn Gnapi.

Finnland steht in den Sagas oft für das Jenseits und König Snaer („Schnee“) ist eine Saga-Variante des Sommergottes Tyr in der winterlichen Unterwelt – was bedeutet, daß Snaers Tochter Drifa („Schneetreiben“) die Jenseitsgöttin ist.

Die „drei Jahre“ sind vermutlich nicht nur ein konkreter Hinweis auf das Alter des Kindes, wenn es zu seinem Vater kommt, sondern auch ein schon recht undeutlich gewordener Hinweis auf den Sonnenzyklus – die „3“ ist eine Art mythologisches Adjektiv mit der Bedeutung „zum Sonnenzyklus gehörend“ gewesen.

… … …

Drifa aber bewog, nachdem Vanlandi zehn Jahre fortgeblieben war, durch reiche Geschenke die Huld, ihn durch Zauber entweder zu ihr zurückzubringen oder zu töten. Da ihn seine Leute jedoch nicht ziehen ließen, trat ihn die Mahr, bis er starb, und sein Sohn Visburr folgte auf ihn als Herrscher.

Die „Mahr“ ist die Mähre, also die Stute, als die Huld (per Astralreise) zu Vanlandi kommt, um ihn zu töten. Aus dem Motiv der Jenseitsgöttin als Stute bei der Wiederzeugung ist das Motiv der Stute als Todbringerin („Nachtmahr“) geworden.

I 3. d) Hrolf Kraki und seine Berserker

Die folgende Szene aus dieser Saga ist eine Umdeutung der Göttin bei der Wiederzeugung des Königs im Jenseits zu einer Alfen-Frau.

Zudem ist „König Helgi“ eine Saga-Variante des Tyr, die aus dem Beinamen „Helgi“ (Heiler, Heiliger) des Tyr entstanden ist. Diese Szene hat also ihren letztlichen Ursprung in der Wiederzeugung des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr in der nächtlichen bzw. winterlichen Unterwelt.

In einer Julnacht, als König Helgi zu Bett gegangen war und draußen ein übles Wetter war, klopfte es eher zaghaft an der Tür. Es schien ihm, daß es nicht sehr königlich wäre, irgendeinen armen Kerl draußen stehen zu lassen, wenn er ihm doch Unterkunft anbieten konnte. Daher stand er auf und öffnete die Tür. Da sah er das arme Ding, das gekommen war.

Sie sagte: „Du hat wohlgetan, König,“ und kam herein.

Der König sprach: „Nimm dies Stroh und leg das Bärenfell über Dich, damit Du nicht frierst.“

Sie sagte: „Laß mich in Dein Bett, Herr, und laß mich neben Dir liegen. Mein Leben hängt davon ab.“

Der König sagte: „Mir kommt zwar bei Deinem Anblick das Essen hoch, aber wenn es so ist, wie Du sagst, dann leg Dich in Deinen Kleidern hier an die Kante. Das wird mir schon nicht schaden.“

Da tat sie wie geheißen. Der König wandte ihr seinen Rücken zu. In dem Haus begann Licht zu scheinen. Nach einer Weile geschah es, daß der König sich umdrehte und neben sich eine Frau liegen sah, die so schön war, wie er noch nie eine gesehen zu haben glaubte. Sie trug ein seidenes Kleid. Voller Zuneigung drehte er sich rasch zu ihr.

Sie sprach: „Nun will ich fortgehen,“ sprach sie, „und Du hast mich von einem fürchterlichen Fluch erlöst, mit dem mich meine Stiefmutter belegt hatte. Ich habe viele Könige in ihren Hallen besucht – daher brauchst Du nun nicht in Scham zu versinken. Ich will nun nicht länger hier bleiben.“

„Nein,“ sprach der König, „das steht Dir nicht frei. Du wirst nicht so schnell von mir fortgehen und wir werden uns nicht so voneinander trennen. Es wird eine schnelle Heirat sein müssen, fürchte ich, denn ich mag Dich sehr.“

„Es ist an Dir, dies zu entscheiden, Herr,“ sagte sie und sie schliefen diese Nacht zusammen.

Doch als der Morgen anbrach, sprach sie diese Worte: „Du hattest Deinen Willen mit mir, aber wisse dies: Wir werden ein Kind haben. Tue, wie ich sage, König, und komme und sieh unser Kind im nächsten Winter an Deinen Bootsschuppen – oder Du wirst dafür bezahlen, wenn Du nicht tust, was ich Dir gesagt habe.“

Danach ging sie fort.

König Helgi war nun ein wenig glücklicher als zuvor. Die Zeit verging und er vergaß alles. Und nach drei Jahren, so wird erzählt, kamen drei Reiter zu dem Gebäude, in dem der König schlief. Es war Mitternacht. Sie kamen mit einem kleinen Mädchen und setzten es neben dem Haus nieder.

Die Frau, die das Kind gebracht hatte, sprach diese Worte: „Wisse dies, König,“ sprach sie, „Deine Sippe wird dafür bezahlen, daß Du nicht das getan hast, was ich Dir gesagt habe. Aber Du sollst Milde haben, weil Du mich von jenem Fluch befreit hast. Und wisse dies: Das Mädchen heißt Skuld. Sie ist unsere Tochter.“

Nach diesen Worten ritt sie fort. Sie war eine Elfen-Frau gewesen. Der König hörte nie wieder von ihr.

Die Bezeichnung „Elfen-Frau“ zeigt, daß die Frau in dieser Geschichte die Jenseitsgöttin gewesen ist, da die Alfen/Elfen die Totengeister in den alten Tyr-Mythen gewesen sind. Die Alfen-Frau ist zudem die Mutter der Norne Skuld, die in dieser Saga zu einer Zauberin geworden ist. Tyr selber wurde als Jenseitsgott „Alberich“, d.h. „Alfen-König“ genannt.

Die Verwandlung der häßlichen Frau in eine schöne Frau beruht auf der Aufspaltung der Jenseitsgöttin zwei Bilder: in die ersehnte Wiederzeugungs-Geliebte (Freya, Gunnlöd, Menglöd u.a.) sowie die gefürchtete Herrin des Totenreiches (Hel). Die Identität der beiden Göttinnen zeigt sich u.a. noch darin, daß der König in manchen Nachruf-Liedern in das Jenseits reist, um sich dort mit Hel zu vereinen.

I 3. e) Kjalnesinga-Saga

Auch in dieser Saga zeugt ein Mann ein Kind im Jenseits, das dann später zu ihm gesandt wurde. Da er es zunächst abgelehnt hat, mußte er in der Folge viele Unglücke erleiden. Auch hier ist die Reihenfolge von Tod und Wiederzeugung umgekehrt worden. Der Tod ist hier zudem zu „Unglücken“ abgemildert worden.

I 3. f) Zusammenfassung

Die helfende Frau, die Gisli immer wieder im Traum erscheint, verspricht ihm, daß sie ihn nach seinem Tod in ihre Halle führen und dort seine Geliebte werden wird.

Die vier Zwerge in einem „Felsen“ (Hügelgrab), mit denen sich Freya vereint, damit diese ihr das Brisingamen geben, ist eine Umdeutung der Wiederzeugung: Die Zwerge sind Tote im Jenseits und der Halsreif ist ursprünglich ein Symbol der Sonne und der Jenseitsreise gewesen. Aus dem magischen Ring der Freya ist hier ein Schmuckstück geworden und aus der Wiederzeugung eine „erotische Bezahlung“ für dieses Schmuckstück.

Sowohl König Vanlandi als auch König Helgi (Tyr) vereinen sich mit einer Jenseits-Frau – mit einer Alfen-Frau bzw. mit Drifa, die in Finnland (= Jenseits) lebt. Beide König müssen anschließend darunter leiden, daß sie das von ihnen gezeugte Kind nicht verabredungsgemäß angenommen haben. Hier ist der magische Zusammenhang zwischen Tod und Wiederzeugung in einen sozialen Zusammenhang zwischen Sex und Alimenten umgedeutet worden.

I 4. Vereinigung eines Gottes mit einer Göttin o.ä. in einem Hügelgrab

I 4. a) Skaldskaparmal

Diese Geschichte ist die vollständigste Darstellung einer Jenseitsreise, die alle fünf wesentlichen Elemente enthält:

die Verwandlung in eine Schlange (Totengeist),

den Eintritt in das Hügelgrab (Gunnlöds Hügel),

die Vereinigung mit der Jenseitsgöttin (Gunnlöd) im Hügelgrab,

das Trinken des rituellen Wiedergeburts-Mets, und

die anschließende Verwandlung in einen Seelenvogel (Adler).

Ferner sprach Ägir: „Woher hat die Kunst ihren Ursprung, die ihr Skaldenkunst nennt?“

Bragi antwortete: „Der Anfang davon war, daß die Asen Unfrieden hatten mit dem Volk, das man Wanen nennt.

Über diesen Krieg zwischen den Asen und den Wanen wird in der Heimskringla ausführlicher berichtet.

Nun aber traten sie zusammen, Frieden zu schließen, und der kam nun so zustande, daß sie von beiden Seiten zu einem Gefäß gingen und ihren Speichel hineinspuckten.

Als sie nun schieden, wollten die Asen dieses Friedenszeichen nicht untergehen lassen. Sie nahmen es und schufen einen Mann daraus, der Kwasir heißt. Der ist so weise, daß ihn niemand um ein Ding fragen mag, worauf er nicht Bescheid zu geben weiß.

Er fuhr weit umher durch die Welt, die Menschen Weisheit zu lehren.

Kawsir ist eine Ableitung von der Bezeichnung „Kwas“ für den Brottrunk, den man aus Wasser, Brot und Honig herstellt. Er wird durch Gärung gewonnen und kann daher leicht alkoholisch sein und Kohlensäure enthalten. Er hat Ähnlichkeit mit Bier. Der Speichel ist ein altes Gärungsmittel.

Die Sitte, einen Friedensschluß oder einen ähnlichen Vertrag durch das Trinken eines Getränkes, dessen Fermentierung durch den Speichel aller Beteiligter in Gang gesetzt wurde, ist recht alt. Dies ist sozusagen eine „Blutsbrüderschaft light“.

Der Name „Kwas“ wurde das erste mal schon im Jahre 989 n.Chr. erwähnt und leitet sich wie z.B. auch das Wort „Käse“ (germanisch: „kasjus“) von dem indogermanischen Verb „kuath“ für „gären, sauer werden“ ab.

Kwasir ist folglich nach dem Getränk Kwas benannt worden. Seine Weisheit liegt sicherlich darin begründet, daß er aus dem Speichel aller Asen und Wanen entstanden ist und dadurch deren Eigenschaften und Fähigkeiten enthält. Er ist somit in gewisser Weise die Essenz der Götter.

Außer in dieser Mythe erscheint Kwasir nur noch ein zweites mal in „Gylfis Vision“ in der Beschreibung, wie die Asen Loki in Fischgestalt mit einem Netz fangen und fesseln.

Einst aber, da er zu den Zwergen Fialar und Galar kam, die ihn eingeladen hatten, riefen sie ihn zu einer Unterredung beiseite, und töteten ihn. Sein Blut ließen sie in zwei Gefäße und einen Kessel rinnen: Der Kessel heißt Odhrörir; aber die Gefäße Son und Bodn. Sie mischten Honig in das Blut, woraus ein so kräftiger Met entstand, daß ein jeder, der davon trinkt, ein Dichter oder ein Weiser wird.

Den Asen berichteten die Zwerge, Kwasir sei in der Fülle seiner Weisheit erstickt, denn keiner war klug genug, seine Weisheit all zu erfragen.

Man könnte sagen, daß die beiden Zwerge den Kwasir wieder in ein Getränk zurückverwandelten – vermutlich um selber die Eigenschaften des Kwas bzw. des Kwasir zu erlangen.

Dies ist insofern recht interessant, als das die Zwerge Totengeister im Jenseits sind und keine lebenden Menschen. Der magische Trank befindet sich somit im Jenseits im Besitz der Geister der Toten – also im Reich der Hel. Kwasir scheint im Diesseits ein Mensch und im Jenseits ein Trank zu sein.

Fialar und Galar sind Umdeutungen der beiden Söhne des ehemaligen Göttervaters Tyr – Tyr wurde im Jenseits zu einem Riesen und seine beiden Söhne zu zwei Zwergen.

„Odhrörir“ bedeutet „Ekstasetrank“. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, daß der Met in diesem Gefäß ursprünglich ein Hilfsmittel bei der Jenseitsreise des Schamanen gewesen ist. „Bodn“ bedeutet „Faß“. Die Übersetzung von „Son“ ist unsicher: Dieses Wort könnte sowohl „Blut“ als auch „Versöhnung“ bedeuten – die erste der beiden Möglichkeiten ist jedoch wahrscheinlicher, weil diese drei Gefäße auch das Blut des Kwasir enthielten.

Da die beiden letzteren Namen eher technische Bezeichnungen sind, wird „Odhrörir“ der älteste dieser drei Namen sein und ursprünglich nicht das Gefäß, sondern den Trank selber bezeichnet haben. Außerdem ist stammt das Wort „Odrörir“ von derselben Wortwurzel ab wie der Name „Odin“, der ebenfalls „Ekstase“ bedeutet – der Göttermet ist somit als der Trank des Schamanengottes Odin benannt worden.

Diese drei Gefäße sind ursprünglich die drei Met-Trinkhörner des Tyr und seiner zwei Alcis-Söhne gewesen, die u.a. in der Saga über Thorstein Hausmacht als „Grim der Gute“ (=Odrörir) und „die beiden Weißen“ (=Bodn und Son) bezeichnet werden.

Danach luden diese Zwerge den Riesen, der Gilling heißt, mit seinem Weibe zu sich, und baten den Gilling, mit ihnen auf die See zu rudern. Als sie aber eine Strecke vom Lande waren, ruderten die Zwerge nach den Klippen und stürzten das Schiff um. Gilling, der nicht schwimmen konnte, ertrank, worauf die Zwerge das Schiff wieder umkehrten und zurück ruderten.

Diese Szene ist zunächst recht seltsam, da kein Grund für den Mord der Zwerge an Gilling ersichtlich ist. Sie erklärt sich jedoch dadurch, daß Gilling einer der vielen Varianten des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr ist, der als Sonne am Abend starb und im Meer versank („ertrinkt“) und der vor allem bei seiner Absetzung um 500 n.Chr. von Thor getötet wurde. Diese in der Entwicklung der germanischen Religion grundlegende Szene findet sich in vielen Mythen aus der späteren, Odinzentrierten Mythologie der Nordgermanen.

Ursprünglich ist Tyr an jedem Abend gemeinsam mit seinen beiden Söhnen gestorben in die Unterwelt gereist – in dieser Mythe ist dadurch der Mord der beiden Zwerge an dem Riesen geworden.

Der Name „Gilling“ bedeutet „Gellender, Schreiender“, aber er könnte auch eine Anspielung auf den Jenseitsfluß Gjallar sein – dann hätte „Gilling“ die Bedeutung „Sterbender“.

Sie sagten seinem Weibe von diesem Vorgang: Da gehabte sie sich übel und weinte laut. Fialar frug sie, ob es ihr Gemüt erleichtern würde, wenn sie nach der See hinaussähe, wo er umgekommen sei. Das wollte sie tun.

Da sprach er mit seinem Bruder Galar, er solle hinaufsteigen über die Schwelle und, wenn sie hinausginge, einen Mühlstein auf ihren Kopf fallen lassen, weil er ihr Gejammer nicht ertragen könne. Und also tat er.

Auch diese Tat, die sich aus der vorigen ergab, erscheint sehr unmotiviert, doch auch sie erklärt sich aus der Absetzung des Tyr um 500 n.Chr.

In den neueren, Odin-zentrierten Mythen tötet Thor nicht nur den Tyr-Riesen, sondern zugleich auch die Jenseitsgöttin, die einst die Wiederzeugungs-Geliebte und die Wiedergeburts-Mutter des Tyr gewesen ist und die hier zu der Frau des Tyr-Riesen geworden ist, die mit Frigg/Freya idnetisch ist, da sie mit einem Mühlstein assoziiert wird (siehe das „Grotten-Lied“ in dem Band 22 über Freya).

Im Christentum wurde aus dieser Riesin dann „des Teufels Großmutter“.

Als der Riese Suttung, Gillings Brudersohn, dies erfuhr, zog er hin, ergriff er die Zwerge, führte sie auf die See und setzte sie da auf eine Meeresklippe. Da baten sie Suttung, ihr Leben zu schonen, und boten ihm zur Sühne und Vaterbuße den köstlichen Met, und diese Sühne ward zwischen ihnen geschlossen.

Die trotz des Weisheits-Trankes sehr unweisen Handlungen der Zwerge führen dazu, daß der magische Trank in den Besitz der Riesen gelangt.

Ursprünglich ist auch Suttung der Tyr-Riese gewesen. Er erscheint hier nicht mehr als der am Morgen wiedergeborene Sonnengott-Göttervater, sondern als der rächende Bruder. Die ursprüngliche Mythe läßt sich jedoch noch anhand der Insel erkennen, die die Jenseitsinsel Walaskialf („Toten-Schäre“) sein wird, auf der einst am Abend der Sonnengott-Göttervater Tyr gestorben ist. Da Tyr am Morgen durch den Göttermet wiedergeboren wurde, gehört auch dieser Trank symbolisch auf diese Insel.

Diese Insel, auf der Suttung die Zwerge aussetzte, ist auch mit der Schäre identisch, auf der Wieland (Tyr als Schmied im Jenseits) ausgesetzt worden ist.

Die Umdeutung der beiden Söhne des Tyr zu dessen Mördern ist ein geschickter (und allgemein beliebter) Trick gewesen, um eine Geschichte in ihr Gegenteil zu verkehren – auf diese Weise konnte man am effektivsten eine alte Mythe auflösen und ihre Bestandteile in eine neue Mythe einfügen. Man mußte nur aus dem Helden einen Bösewicht machen …

In den germanischen Mythen ist es stets ein Zwergenpaar, das die magischen Gegenstände der Götter herstellt: Thors Hammer, Sifs Haare, Freyrs Eber und sein magisches Schiff, Odins Ring und seinen Speer, die magischen Schwerter in den Sagas, die auf Tyrs Schwert zurückgehen, und schließlich auch den Göttermet.

Dieses Zwergenbrüderpaar ist aus den beiden „Alcis“ („Elche“) genannten Pferde-Zwillingen vor dem Streitwagen des ursprünglichen Göttervaters Tyr (= Zeus, Jupiter, Deus, Dagda, Shiun u.a.) entstanden. Diese beiden Söhne des Göttervaters, die die Gestalt von zwei Jünglingen und von zwei Schimmeln annehmen konnten, sind am besten aus der griechischen Mythologie als die beiden Dioskuren Kastor und Pollux bekannt.

Als bei den Germanen der Reiter Odin an die Stelle des Streitwagenfahrers Tyr trat, wurde aus den beiden Pferdezwillingen Odins achtbeiniges „Doppelpferd“ Sleipnir. Aus diesen beiden Tyr-Söhnen als Wolfs-Ekstasekrieger wurden Odins zwei Wölfe und aus den beiden Tyr-Söhnen als Raben-Seelenvögel wurden Odins zwei Raben.

Diese beiden Söhne des Göttervaters starben zusammen mit ihm an jedem Abend und in jedem Herbst, wodurch sie zu Totengeistern, d.h. zu Zwergen wurden.

Der Göttervater im Jenseits wurde jedoch zu einem Riesen, denn die Germanen faßten die Ahnen der Asen als Riesen auf. Dies ist ein altes indogermanisches Motiv: So ist z.B. auch Kronos, der Vater des Zeus, ein Titan, d.h. ein Riese. Dieser „Tyr-Riese in der Unterwelt“ war eine wichtige Gestalt in den germanischen Mythen und erscheint als Hymir, Thiazi, Mimir, Surtur, Hraesvelgr und noch als einige andere Riesen.

Da nun der am Abend gestorbene Göttervater im Jenseits zu einem Riesen wurde und er als die zentrale Gottheit der Besitzer des Göttermets war, wurde der Met zwar von den beiden Zwergen (die toten Pferdezwillinge) hergestellt, aber mußte im Besitz der Riesen (Hymir, Thiazi usw.) sein. Es gab auch die Auffassung des „Tyr in der Unterwelt“ als Zwerg (Alberich), aber das Motiv des Tyr-Riesen war deutlich wichtiger als das des Tyr-Zwerges.

Aus dem Überreichen des Mets durch die Zwerge an den Göttervater als Riesen wurde dann schließlich durch die Umdeutung der Zwerge zu den Mördern des Tyr-Riesen und seiner Frau (Freya) der Met als Sühnegeldzahlung der Zwerge an die Riesen.

Die Bedeutung des Namens „Suttung“ bedeutet entweder „vom Trank beschwert“ oder „der sich schnell Bewegende“. Da Schnelligkeit und ähnliche gute Eigenschaften nur sehr selten bei den Riesen erwähnt werden, erscheint die erste Deutung wahrscheinlicher: Suttung ist der Besitzer des Göttermets.

Suttung führte den Met mit sich nach Hause und verbarg ihn auf dem sogenannten Hnitberge; seine Tochter Gunnlöd setzte er zur Hüterin.

Der Name „Hnitberg“ bedeutet „Stoßfels“, „zusammenschlagender Berg“, „sich verschließender Berg“ oder „verschlossener Berg“. Bei diesem Berg wird es sich um ein Hügelgrab handeln, daß nach der Bestattung verschlossen worden ist und in dem man sich sowohl die Totenseelen als auch die Jenseitsgöttin vorstellte. Auch der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr lag nach seinem abendlichen Tod in einem solchen Hügelgrab.

Der Name „Stoßfels“ könnte auch eine Anspielung auf das Gitter Thrymgiallar am Hel-Tor sein, dessen Eingang sich in einer früheren Variante dieses Motives vielleicht wie zwei zusammenstoßende Felsen verschlossen hat. Dieses Bild findet sich in einigen Märchen wie z.B. in „Die Rabe“ von den Gebrüdern Grimm. Die bekannteste Zauberformel, mit der man einen solchen Berg öffnen kann ist sicherlich das arabische „Sesam öffne Dich!“. Dieser „Hnitberg“ ist mit dem „Hindinhügel“ der Walküre Brünhild aus der Nibelungensage und mit dem „Nid-Hügel“ („Unterwelt-Hügel“) aus der „Vision der Seherin“ identisch.

Die Riesin Gunnlöd trägt einen Walkürennamen: „Einladung zum Kampf“. Sie ist sowohl als Riesin als auch als Walküre eine Erscheinungsform der ursprünglichen Jenseitsgöttin. In der Sage heißt es, daß sie den Met nur bewacht, aber man wird wohl davon ausgehen können, daß dieses „Bewachen“ ursprünglich ein „Besitzen“ gewesen ist. Gunnlöd wird daher die Jenseitsgöttin (Hel, Frigg-Freya) in der Unterwelt (Hügelgrab) sein, die die Jenseitsreisenden wiedergebiert und ihnen den Göttermet reicht.

Davon heißt die Skaldenkunst 'Kwasirs Blut', oder 'der Zwerge Trank', auch 'Odhrörirs-Naß' oder 'Bodns-Naß' und 'Sons-Naß', und 'der Zwerge Fährgeld' (weil ihnen dieser Met von der Klippe Erlösung und Heimkehr verschaffte), ferner 'Suttungs Met' und 'Hnitbergs Lauge'.“

Da sprach Ägir: „Sonderbar dünkt mich der Gebrauch, die Dichtkunst mit diesen Namen zu nennen. Aber wie kamen die Asen an Suttungs Met?“

Bragi antwortete: „Davon wird erzählt, daß Odin auszog und an einen Ort kam, wo neun Knechte Heu mähten. Er frug sie, ob sie ihre Sensen gewetzt haben wollten. Das bejahten sie. Da zog er einen Wetzstein aus dem Gürtel und wetzte. Die Sicheln schienen ihnen jetzt viel besser zu schneiden: da feilschten sie um den Stein; er aber sprach, wer ihn kaufen wolle, solle geben, was billig sei. Sie sagten alle, das wollten sie; aber jeder bat, den Stein ihm zu verkaufen. Da warf er ihn hoch in die Luft, und da ihn alle fangen wollten, entzweiten sie sich so, daß sie einander mit den Sicheln die Hälse zerschnitten.

Sowohl die Neunzahl der Knechte, als auch deren Tod sowie die Sicheln als Erntesymbole weisen daraufhin, daß Odin sich hier auf einer Jenseitsreise befindet.

Die „9“ ist in den Mythen der (Indo-)Germanen eine Art mythologisches Adjektiv mit der Bedeutung „zum Jenseits gehörend“ gewesen.

Da suchte Odin Nachtherberge bei dem Riesen, der Baugi hieß, dem Bruder Suttungs.

Baugi beklagte seine üble Lage und sagte, neun seiner Knechte hätten sich umgebracht; nun wisse er nicht, wo er Werkleute hernehmen solle.

Da nannte sich Odin bei ihm Bölwerk und erbot sich, die Arbeit der neun Knechte Baugis zu übernehmen; zum Lohn verlangte er einen Trunk von Suttungs Met.

Baugi sprach, er habe über den Met nicht zu gebieten. Suttung, sagte er, wolle ihn allein behalten; doch wolle er mit Bölwerk zu ihm fahren und versuchen, ob sie den Met bekommen könnten.

„Bölwerk“ bedeutet „üble Tat“ – ein passender Name für Odin nach seiner Provokation eines neunfachen Mordes. Aber Odin war schließlich auch der Gott der Schlachten …

Der Name des Riesen „Baugi“ bedeutet „der Gebeugte, Krumme“ oder „Ring“. Vermutlich ist auch Baugi ein Tyr-Riese, da Tyr oft zusammen mit zwei Brüdern erscheint, die gemeinsam die drei Stände verkörperten – später haben Odin, Hönir und Loki diese Funktion übernommen.

Der goldene Ring ist einst ein Symbol der Sonne und somit auch der Jenseitsreise und der Wiedergeburt gewesen: In den alten Mythen ist er ein Symbol des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr gewesen – in den neueren Mythen erscheint er als Odins Ring Draupnir.

Der Tyr-Riese Baugi ist offenbar nach dem Sonnen-Ring benannt worden, der einst im Besitz des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr gewesen ist.