Wolfsherz - Wolfgang Hohlbein - E-Book

Wolfsherz E-Book

Wolfgang Hohlbein

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Beschreibung

Es gibt ein Tal namens Wolfsherz, das auf keiner Karte verzeichnet ist, in dem nachts Wölfe heulen und das kein Mensch je betritt. Dorthin verirren sich Stefan und Rebecca, zwei Journalisten, die nach einem brisanten Interview auf der Flucht sind. Doch in dem Tal finden sie noch etwas anderes als Wölfe: Ein kleines Mädchen taucht auf, inmitten eines wilden Wolfsrudels. Rebecca will das Kind retten und sie schaffen es gemeinsam zu entkommen. Doch bald stellt sich heraus, dass das Mädchen kein normales Kind ist. Es wirkt wie ein Relikt aus einer anderen Zeit und ist umgeben von einer geheimnisvollen, wilden Aura - einer Aura gesteigerter Sinneswahrnehmung, in der etwas abgrundtief Böses liegt: das Gefühl der Gefahr, die mythische Furcht der Menschen vor dem Wolf.

Eine überraschende Umkehrung des Werwolfthemas, ein spannender Abenteuerroman und wieder ein Meisterwerk von Wolfgang Hohlbein.

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Inhalt

CoverÜber das BuchÜber den AutorTitelseiteImpressumTeil 1Teil 2Teil 3Teil 4Epilog

Über das Buch

Es gibt ein Tal namens Wolfsherz, das auf keiner Karte verzeichnet ist, in dem nachts Wölfe heulen und das kein Mensch je betritt. Dorthin verirren sich Stefan und Rebecca, zwei Journalisten, die nach einem brisanten Interview auf der Flucht sind. Doch in dem Tal finden sie noch etwas anderes als Wölfe: Ein kleines Mädchen taucht auf, inmitten eines wilden Wolfsrudels. Rebecca will das Kind retten und sie schaffen es gemeinsam zu entkommen. Doch bald stellt sich heraus, dass das Mädchen kein normales Kind ist. Es wirkt wie ein Relikt aus einer anderen Zeit und ist umgeben von einer geheimnisvollen, wilden Aura - einer Aura gesteigerter Sinneswahrnehmung, in der etwas abgrundtief Böses liegt: das Gefühl der Gefahr, die mythische Furcht der Menschen vor dem Wolf. Eine überraschende Umkehrung des Werwolfthemas, ein spannender Abenteuerroman undwieder ein Meisterwerk von Wolfgang Hohlbein.

Über den Autor

Wolfgang Hohlbein, am 15. August 1953 in Weimar geboren, lebt mit seiner Frau Heike und seinen sechs Kindern, umgeben von einer Schar Katzen, Hunde und anderer Haustiere, in der Nähe von Neuss. Mitte der fünfziger Jahre kam Hohlbeins Familie in den Westen und schlug ihr Domizil in Krefeld auf. In Krefeld absolvierte Wolfgang Hohlbein seine Schule und später eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Zeitweise hielt er sich durch Nebenjobs, wie etwa als Nachtwächter, über Wasser.Wolfgang Hohlbein ist ein Erzähler, es reizt ihn nicht nur die Lust am Fabulieren, sondern auch das freie Spiel mit ungewöhnlichen Ideen und fantastischen Einfällen.Er ist ein Workaholic, der in der Zeit von Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden arbeitet. Sieben Tage in der Woche legt er selbst in seinen seltenen Urlauben kaum den Stift aus der Hand. »So ist das eben, wenn man das große Glück hat, aus seinem Hobby einen Beruf machen zu können«, bemerkt er selbst dazu.Laut einer Aufstellung in Focus (Nr. 40, November 2006) liegt die Gesamtauflage von Wolfgang Hohlbein bei 35 Millionen Exemplaren. Er ist damit »einer der erfolgreichsten deutschen Autoren der Gegenwart«. Der Wegbereiter neuer deutscher Phantastik und Fantasy wurde bislang in 34 Sprachen übersetzt. Er hat bereits 160 Romane verfasst, den überwiegenden Teil alleine, etliche Kinder- und Jugendbücher gemeinsam mit seiner Frau Heike und einige wenige Erwachsenenromane mit Co-Autoren.Zahlreiche Preise und Auszeichnungen hat Wolfgang Hohlbein erhalten. Vom »Preis der Leseratten« 1983 bis zum »Bester Autor National« Deutscher Phantastik-Preis 2004, dem »Sondermann-Preis« auf der Buchmesse 2005 und dem »Nyctalus« im November 2005.Inzwischen fördert Hohlbein auf verschiedene Weise selbst Nachwuchstalente. Die Nachwuchsförderung liegt ihm besonders am Herzen. »Wer in seiner schreiberischen Karriere am Anfang steht, tut sich oft sehr schwer, einen Verlag zu finden«, weiß Hohlbein aus eigener Erfahrung.

Wolfgang Hohlbein

Wolfsherz

Roman

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Dieser Titel ist auch als Audio-Download erschienen

Copyright © 2012 / 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titelillustration: © Stephanie Gauger, Guter Punkt

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München

E-Book-Produktion: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7325-1712-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Teil 1

»Niemals«, sagte Wissler. »Er bekommt das, was ausgemacht war und keinen Pfennig mehr. Sagen Sie ihm das. Und fügen Sie ruhig hinzu, dass er den Bogen besser nicht überspannen sollte. Ich kann das Geschäft auch mit jemand anderem machen.«

Die Worte waren an den hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mann auf der anderen Seite des Tisches gerichtet, eine ungepflegte Erscheinung mit Dreitagebart, fleckigen Tarnhosen und einem zerrissenen grünen Pullover aus alten NATO-Beständen, bei dessen bloßem Anblick Mewes bereits einen heftigen Juckreiz verspürte. Der Partisan hatte die schmutzigsten Hände, die Mewes jemals gesehen hatte, und hätte man seine Kleidung einer etwas gründlicheren Inspektion unterzogen, hätte man daraus vermutlich seinen Speiseplan der letzten drei Monate rekonstruieren können. Dem Geruch nach zu urteilen, der ihn umgab, schien er allerdings zum überwiegenden Teil aus Knoblauch und Urin bestanden zu haben. Das einzig Saubere an dem Burschen waren seine Waffen: Eine Pistole, deren Griff aus seinem Hosenbund hervorsah, und eine seit zwanzig Jahren veraltete, aber garantiert hundertprozentig funktionstüchtige Kalaschnikow, die er über den Knien liegen hatte.

Seine abgebrochenen Fingernägel verursachten unangenehme, scharrende Geräusche, während sie über den Schaft der Waffe strichen. Der Anblick der gesamten Erscheinung löste in Mewes eine Mischung aus Ekel und Furcht aus, wobei der Ekel überwog. Wenigstens im Moment noch.

»Übersetzen Sie!«, verlangte Wissler, als sich der Partisan nicht rührte, sondern ihn nur abschätzend aus seinen unangenehm stechenden Augen ansah. Es folgten zwei, drei weitere Sekunden, in denen die vollkommen unterschiedlichen Männer ein stummes Blickduell ausfochten, aber schließlich bequemte sich der Partisan, sich halb auf seinem Stuhl herumzudrehen und Wisslers Worte auf Russisch zu einem der beiden Männer zu wiederholen, die in den Schatten im hinteren Teil des Raumes saßen.

Wenigstens vermutete Mewes, dass er es tat. Er verstand nichts von dem, was er sagte, denn er war des Russischen ebenso wenig mächtig wie Wissler. Ein Fehler, wie er längst eingesehen hatte. Sie hätten darauf achten sollen, einen Führer zu haben, der Russisch sprach. Immerhin hatten sie diesem Mann ihr Leben anvertraut. Aber das war nicht der einzige Fehler in ihrer Planung gewesen. Diese ganze hirnrissige Aktion war ein einziger Fehler gewesen.

Er trat mit zwei Schritten neben Wissler und senkte die Stimme zu einem Flüstern, von dem er wenigstens hoffte, dass der Mann auf der anderen Seite des Tisches es nicht verstand. »Warum geben Sie ihm das verdammte Geld nicht?«, fragte er. »Es sind umgerechnet nicht einmal fünfzig Mark!«

Wisslers Reaktion überraschte ihn total. Der Österreicher wirbelte auf dem Absatz herum, hob die Hände, als wollte er ihn am Kragen packen und schütteln, und fuhr ihn an: »Halten Sie sich gefälligst da raus! Ich weiß schon, was ich tue!«

»Aber …«

»Bitte!« Wisslers Zorn erlosch so abrupt, wie er aufgeflammt war, aber dafür erschien etwas Anderes, Neues in seinen Augen, das Mewes fast noch mehr erschreckte. Er sprach etwas leiser weiter, aber in einem solchen Ton erzwungener Ruhe, dass Mewes instinktiv einen halben Schritt vor ihm zurückwich. »Ich weiß schon, was richtig ist und was nicht. Bitte mischen Sie sich nicht ein, okay? Warum gehen Sie nicht nach nebenan und trinken einen Kaffee oder beruhigen Ihre Frau. Ich regele das schon.«

Ungefähr eine Sekunde lang spürte Mewes nichts als fassungslosen Zorn. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein, ihn wie einen dummen Jungen aus dem Zimmer schicken zu wollen? Aber dann sah er noch einmal in Wisslers Augen, und er gewahrte darin noch immer dieses sonderbare, warnende Funkeln. Es war nicht der Moment für eine Kraftprobe.

»Wie Sie meinen«, murmelte er. Eine weitere Runde, die an Wissler ging. Er drehte sich herum, bewies auch noch dem Letzten im Zimmer, wie unsicher er in Wirklichkeit war, indem er ein paar Sekunden lang nervös an seinen Kleidern herumzupfte, und verließ schließlich mit übertrieben schnellen Schritten den Raum.

Rebecca schlief. Sie hatte sich auf einer der beiden unbequemen Liegen vor dem Kamin zusammengerollt und so viele Decken über sich gehäuft, dass er im ersten Moment beinahe Mühe hatte, sie in dem graubraunen Gewusel überhaupt zu entdecken. Der Anblick erinnerte ihn wieder an eine weitere der zahllosen Sorgen, mit denen er sich im Moment herumzuplagen hatte. Rebecca war krank. Sie war natürlich viel zu stolz, um es zuzugeben, und Mewes kannte sie viel zu gut, um es ihr zu sagen, aber sie wussten beide, dass es so war. Seit zwei Tagen schlief sie sehr viel, und ihre Gespräche waren immer einsilbiger und kürzer geworden. Sie hatte praktisch ununterbrochen Durst, und man musste nicht extra die Hand auf ihre Stirn legen, um zu erkennen, dass sie Fieber hatte. Mewes selbst erging es nicht viel besser. Sein Kopf fühlte sich an wie ein aufgeblasener Heißluftballon, und in seinem Mund war ein widerwärtiger Geschmack, der sich mit nichts hinunterspülen ließ. Sie waren beide krank. Sie hätten nicht herkommen sollen.

Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und das Geräusch weckte Rebecca. Während sie sich schlaftrunken aus dem Durcheinander von strohgefüllten Kissen, Wolldecken und ausgebreiteten Kleidungsstücken hervorarbeitete, ging Mewes zum Kamin und ließ sich davor in die Hocke sinken. Seine Gelenke knackten, als wäre er zweiundneunzig Jahre alt, nicht knapp zweiundvierzig. Aber im Moment fühlte er sich auch wie ein uralter, schwacher Mann.

Dabei vermittelte sein Äußeres normalerweise eher den gegenteiligen Eindruck. Obwohl er die kritische Grenze von vierzig bereits überschritten hatte, hätte er selbst einem skeptischen Beobachter glaubhaft weismachen können, keinen Tag älter als fünfunddreißig zu sein. Er hielt sich mit verschiedenen Sportarten körperlich fit, ohne eine davon exzessiv zu betreiben, und die meisten seiner Freunde und Bekannten waren tatsächlich gute zehn Jahre jünger als er, sodass er manchmal wirklich das Gefühl hatte, mit einem falschen Personalausweis in der Tasche herumzulaufen. Er war muskulös, ohne wie einer jener Bodybuilding-Typen zu wirken, die einem von Filmplakaten und den Titelseiten einschlägiger Hochglanzmagazine entgegenlächelten und trug das Haar zu einem modischen Bürstenschnitt frisiert. Mewes zählte durchaus zu jenen Menschen, die Freude am Leben haben: Er trank mäßig, aber gern; erzählte allen, die es hören wollten, dass er sich zehn Zigaretten am Tag gestattete – die Wahrheit lag eher bei dreißig –; und sein Beruf als Fotojournalist ermöglichte es ihm, öfter in der Welt herumzureisen, als seine finanziellen Möglichkeiten eigentlich erlaubt hätten.

Im Moment jedoch fühlte er sich alles andere als lebenslustig, und ungefähr so fit wie ein Hummer in der Tiefkühltruhe. Seine Hände zitterten heftig, als er sie nach der verbeulten Kaffeekanne ausstreckte, die an einem Draht über dem offenen Feuer hing. Natürlich verbrannte er sich an dem heißen Metall. Aber er verbiss sich jeden Laut, trug die Kanne zum Tisch und steckte dann die schmerzenden Fingerspitzen in den Mund. Scheiß Wildwestromantik.

»Wie lange … habe ich geschlafen?«, fragte Rebecca stockend. Ihre Stimme klang matt.

»Nicht lange«, antwortete Stefan. Er nahm die Finger aus dem Mund, ging zum Schrank und fragte: »Kaffee?«

»Den letzten Kaffee habe ich vor einer Woche bekommen«, antwortete Rebecca. Er konnte hören, wie sie sich weiter unter dem Deckenstapel hervorarbeitete und aufsetzte. »Aber wenn du das hellbraune Zeug meinst, das sie hier Kaffee nennen … warum nicht?«

Stefan nahm zwei Blechtassen aus dem Schrank, die genauso zerbeult und alt waren wie die Kanne, trug sie zum Tisch und goss sie voll. Der Kaffee war nicht ganz so schlecht, wie Becci getan hatte, aber hinreichend scheußlich, um nur heiß überhaupt genießbar zu sein. Stefan sparte sich die Mühe, nach Zucker und Milch zu suchen. Es gab keine. Noch vor einer Woche hätte er schwarzen Kaffee empört abgelehnt; jetzt nahm er einen großen Schluck, ehe er die beiden Tassen ergriff und damit zu Becci hinüberging. Es war schon erstaunlich, wie rasch man bescheiden wurde, wenn es die Umstände verlangten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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