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Dieses Buch schlägt eine Pilgerschaft der anderen Art vor. Nach dem Beispiel der Autorin lässt sich die Antwort auf die Suche nach dem Sinn des Lebens auch mit der uralten Tradition des Yoga finden. Um dadurch die Einheit von Körper, Geist und Seele zu erfahren. Auf dem Weg dorthin setzt man sich mit den eigenen Stärken und Schwächen auseinander. Durch die Philosophie des Yoga lernt man, diese zu erkennen und anzunehmen. Dabei helfen inspirierende Geschichten, Zitate und wissenschaftliche Erkenntnisse das Buch lebendig zu halten. Wie jede Form des pilgern so bietet hiermit auch dieses Buch eine ganzheitlich-spirituelle Reise zu sich selbst.
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Seitenzahl: 267
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Für Sandra und Claudia
Vorwort
Einleitung
Ausgangspunkt: Wo stehe ich?
Teil I
Die acht Glieder des Patanjali - Hilfsmittel auf dem Weg
Yama, unsere Haltung gegenüber der Umgebung
1. Gewaltlosigkeit (Ahimsa):
2. Wahrhaftigkeit (Satya):
3. Rechtschaffenheit (Asteya):
4. Weisheit (Brahmacharya):
5. Neidlosigkeit (Aparigraha):
Nyama, unsere Haltung gegenüber uns selbst
6. Reinigung (Saucha):
7. Zufriedenheit (Santosha)
8. Zielstrebigkeit (Tapas):
9. Selbststudium (Swadhyaya):
10. Hingabe
Der Körper
Stressoren (Stressauslöser, Stressfaktoren)
Stressreaktion:
Die körperliche Stressantwort – Vorbereitung zur Flucht
Persönliche Stressverstärker
Stressmanagement – Stress bewältigen
versuchen die Stressoren zu minimieren
Nimm Dir Zeit für Dich!
1. Gesichtsmassage
2. Handmassage
Wo stehe ich gerade?
Atem - Pranayama
Pratyahara - zurückziehen der Sinne
Was ist Pratyahara nun genau?
Achtsames genießen - Eine Erfahrung für die Sinne!
Dharana – die Konzentration
Dhyana, die Meditation
Der Geist als unsere „Software“
Wie lang sollte eine Meditation dauern?
Mediationsübungen
Eine Meditation zum Tagesbeginn
Meditation für die Sinne
Meditation: Dein Leben als Film
Bekannte Meditationen des Yoga:
Das Ziel
Teil II
Wer ist dieses "Ich"?
Was sind Ziele?
Was sind meine Ziele?
Rollen
Arbeit
Meine Erfahrungen:
Ängste – Hindernisse auf dem Weg
Wofür brennst Du?
Was uns hindert unser volles Potenzial zu leben - Glaubenssätze und Verhaltensmuster
Glaubenssätze
Gewohnheiten
Wie Gewohnheiten entstehen
Worauf es beim Verändern von Gewohnheiten ankommt
Gewohnheiten ändern?
Der Veränderungsprozess
Welche Gewohnheiten möchtest Du ändern?
Günstiges und ungünstiges Denken
Wie Gefühle entstehen - das ABC der Gefühle
Ruhepunkte - Was gibt mir Kraft um durchzuhalten?
Ruhe und Kraft durch mehr Lebensfreude
Epilog
Meine Autobiografie:
Literaturverzeichnis / weiterführende Literatur
Glossar:
Über das Buch:
Weitere Bücher der Autorin Ute Frank:
Wenn es uns Menschen gelingt unsere inneren Widersprüche in Einklang zu bringen, sind wir nicht nur in Harmonie mit uns selbst, sondern auch mit unserer Umwelt. Auf diese Art kann jeder einen kleinen Beitrag leisten, die Welt besser und lebenswerter zu machen. Das vorliegende Buch möchte mit den Mitteln des Yoga dazu anregen, diesen Anteil in sich zu kreieren. In sich die innere Ordnung und Harmonie zu finden, um dadurch in der eigenen Kraft zu leben. Beginnen möchte ich mit einer kleinen Geschichte zum schmunzeln, die dies anschaulich verdeutlicht:
Ein Kind wollte mit seinem Vater spielen. Da der Vater gerade keine Zeit und Lust zum Spielen hatte, kam ihm eine Idee, um das Kind zu beschäftigen.
In einer Zeitung fand er eine detailreiche Abbildung der Erde. Er riss das Blatt mit der Weltkugel aus der Zeitung und zerschnitt es in viele kleine Einzelteile. Das Kind, welches Puzzles liebte, machte sich sofort ans Werk und der Vater zog sich zufrieden zurück.
Aber schon nach kurzer Zeit kam das Kind mit dem vollständigen Welt-Bild. Der Vater war verblüfft und wollte wissen, wie es möglich war, in so kurzer Zeit die Einzelteile zu ordnen.
„Das war ganz einfach!“, antwortete das Kind stolz. „Auf der Rückseite des Blattes war ein Mensch abgebildet. Mit diesem habe ich begonnen. Als der Mensch in Ordnung war, war es auch die Welt.“
(Autor unbekannt)
Dies ist die zweite Auflage meines 2014 veröffentlichten Erstlingswerk. Es ist etwas gestraffter, die Quelltexte wurden überarbeitet und die Form leicht verändert, damit dieses Buch nun endlich auch als Ebook erscheinen kann. Zudem habe ich für mich festgestellt, dass man diesen Pilgerweg mehrfach gehen kann und er sich dabei verändert, obwohl die gleichen Mittel zur Verfügung stehen.
Verändert hat sich auch, dass ich meinen Dank nun an erste Stelle setze. Denn Dankbarkeit ist ein Schlüssel zum Erfolg und deshalb ein wichtiger Faktor zu einem zufriedenen Leben.
Ich danke meiner Familie, meinen Freundinnen und Freunden und meinen Lehrern. Damit meine ich all diejenigen, welche einen Beitrag geleistet haben, der mir half mich zu entwickeln. Um die zu werden, die ich bin. Besonders danken möchte ich zudem dem Schönen und Guten in meinem Leben. Und für jeden Tag, an dem ich gesund bin und aufstehen darf um das Leben zu genießen.
Wenn ein Mensch sich von zu Hause
auf eine Reise begibt und immer weitergeht,
kommt er eines Tages an seine eigene Tür zurück.
(John Manderville)
Pilgern – dies ist nach wie vor ein Zauberwort unserer Zeit. Viele machen sich auf den Weg um letztendlich zu sich selbst zu finden. In seinem Ursprung ist das Wort „pilgern“ vom lateinischen „pereginor“ abgeleitet. Dies bedeutet soviel wie: In der Fremde das Heil suchen. Hierbei ist die Vielfalt der Wege und Länder schier unerschöpflich. Was aber, wenn man seine Heimat aus beruflichen oder familiären Gründen nicht für eine gewisse Zeit verlassen kann? Wie wäre es, wenn man seinen persönlichen Pilgerweg statt in der Fremde direkt bei sich vor der Haustür findet? Um zu seiner wahren Heimat zurückzukehren? So wie dies in der folgenden Geschichte zu lesen ist:
Die Suche nach dem Glück
Zwei Mönche lasen in einem alten Buch, es gebe einen Ort auf dieser Welt, wo Himmel und Erde einander berühren. Sie lasen weiter: Wer diesen Ort finde, der habe das Glück seines Lebens gefunden. Da machten sie sich auf, diesen Ort zu suchen. Der Weg schien ungeheuer weit. Sie nahmen große Anstrengungen auf sich und konnten lange nicht finden, was sie suchten. Eine Tür sei dort, hatten sie gelesen, man brauche nur zu klopfen und einzutreten.
Endlich fanden sie doch, was sie suchten. Sie standen vor der Tür und klopften an. Bebenden Herzens traten sie ein. Und als sie aufschauten, standen sie zu Hause in ihrer Klosterzelle.
(Unbekannt)
Die Idee zu diesem Buch entstand genau aus diesen Überlegungen heraus. Die jahrtausendalte Tradition des Yoga als Beförderungsmittel, bzw. Pilgerstab zu nehmen und dadurch mein Glück in mir zu finden. Wieder lernen im Gewöhnlichen das Besondere zu sehen und irgendwann wieder bei mir anzukommen. Mit dem Gefühl ganz zu sein - zu leben.
Ein Pilgerweg hat in seinem Ursprung einen religiösen Hintergrund. Yoga hingegen ist keine Religion. Dennoch kann es uns dazu führen spiritueller oder religiöser zu werden, da wir erkennen, dass es weit mehr gibt, als das, was wir mit den Augen sehen können.
Mein Auslöser vor mittlerweile zwei Jahren diesen Pilgerweg zu gehen, war mein persönlicher Zusammenbruch. Ich fühlte mich am Ende meiner Kräfte, überfordert vom Alltag mit drei Kindern. Ein klassischer "Burnout*", der mir die Chance bot zu wachsen und gestärkt wieder aufzustehen.
(*Hierbei handelt es sich um eine Zusammenfassung verschiedener Symptome, die es zu behandeln gilt. Hintergrund ist unter anderem, dass zwischen 40 und 50 Jahren viele Menschen völlig unvorbereitet in solch eine Krise geraten. Man hat sein Zenit erreicht, die Energie nimmt bereits wieder ab, während die Anforderungen im Leben weiter ansteigen. Die „Energieschere“ geht immer weiter auseinander und Erschöpfung macht sich breit. )
Da ich nicht einfach alles hinter mir lassen wollte, versuchte ich einen Weg mit Yoga zu finden, was mir gerade in dieser Zeit wieder zu einem besonderen Geschenk wurde. Ich habe viele Bücher zu diesem und anderen Themen gelesen, recherchiert was ich tun kann. Alles floss in dieses Werk hinein. Deshalb wünsche ich mir, dass dieses Buch auch Deinen Weg erleichtert, als „Reiseführer“ dient. Das Thema selbst ist allerdings sehr umfangreich und so erhebt dieses Buch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Ich versuche die Dinge mit meinen Worten einfach zu erklären, gebe aber im Anhang einige Literatur-Vorschläge zur Vertiefung, sollte Dir das eine oder andere Thema besonders am Herzen liegen.
Wenn Du in einer ähnlichen Lage bist wie ich, empfehle ich Dir unbedingt zusätzlich auch therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist sehr schwer, diese Situation anzunehmen und allein zu verändern. Das Buch will Hilfe anbieten und mit Geschichten und Zitaten Inspiration geben. Unterstützend und begleitend. Als Mittel jedoch nicht „All-Heil-Mittel“.
Yoga ist ein Erfahrungsweg. Man fühlt und spürt die Veränderung. Wie bei anderen Ratgebern und Selbsthilfebücher auch, so ist hier ebenfalls die Praxis entscheidend. Es nützt leider nichts, dieses Buch nur zu lesen. Veränderung erreicht man nur durch tun. Zudem ist dies kein reines Yogabuch, denn hier im Westen ist es durchaus üblich, sich Anleihen aus anderen Traditionen zu holen. Ich nutze deshalb meine Kenntnisse aus dem Wellnessbereich ebenso wie ich mich an die klassischen Überlieferungen aus Indien halte, ohne die ursprüngliche Lehre dabei zu verfälschen.
Es ist ein Pilgerweg, der einladen möchte ausprobiert zu werden. Auch wenn der Ausgangspunkt ein anderer sein wird wie meiner, die Reise anders verläuft, die Stationen anders sind, das Ziel wird das gleiche sein.
Yoga das ist immer ein Weg hin zu Dir
Vera Nietsch, Yogalehrerin
So werden wir diesen Weg gemeinsam und doch getrennt voneinander gehen. Deshalb schreibe ich in der persönlicheren “Wir”-Form und erlaube mir bei vielen Übungen auch ein ganz vertrauliches “Du”.
Es ist sicher kein Weg, der in einer Woche gegangen werden kann. Er braucht Zeit und es bedarf vieler kleiner Schritte. Zudem gibt es leider keine Abkürzung um schnellstmöglich bei sich Selbst anzukommen. Sicherlich mag es dennoch Leser geben, die schneller und leichter Veränderungen erleben als ich selbst.
Am wichtigsten ist es in jedem Fall zu beginnen. In diesem Sinne wünsche ich viel Vergnügen und Erfolg auf der Reise.
Herzlichst
Ute Frank
Dahin, wo Deine Aufmerksamkeit geht,
fließt die Energie
(Yoga Weisheit)
"Wenn Du etwas wissen willst, lies darüber,
wenn Du etwas lernen willst, studiere es,
wenn Du etwas meistern willst, lehre es."
Yogi Bhajan
Bevor wir unsere Reise beginnen, möchte ich zu Anfang erzählen wie ich zum Yoga kam:
Yoga?!
Yoga? Fassungslos starrte ich den Telefonhörer an. Ja, Yoga!, schallte es bekräftigend daraus hervor. Was dachte sich meine beste Freundin wohl dabei? Yoga, das ist doch nichts für mich, erklärte ich ihr, während vor meinem geistigen Auge ein Szenario von Menschen in organgefarbenen Gewändern, umgeben von dem Dunst esoterischer Räucherstäbchen emporzog. “Warum probierst Du es nicht wenigstens einmal aus?” Fragte sie mich.
Ja, warum eigentlich nicht? Darauf blieb ich ihr die Antwort erst einmal schuldig. Im Geiste hatte ich bereits eine Schublade geöffnet, auf der "Yoga" stand und in der alle Vorurteile lagen, die ich im Laufe meines Lebens angesammelt hatte. Und das waren leider nicht wenige,...! In einem sehr christlich geprägten Haus aufgewachsen, hat meine Familie die in den 80er Jahren aufgekommene Bhagwan-Bewegung immer äußerst kritisch kommentiert. Aus diesem Grund wurde in mir damals leider ein sehr negatives Bild esoterischer Kreise eingebrannt.
Zum Zeitpunkt des Telefonates war ich gerade schwanger mit meinem zweiten Kind und nachdem die Geburt meines ersten Sohnes mit vielen Komplikationen verbunden war, hatte ich unglaubliche Angst, dies könnte dieses Mal noch schlimmer kommen. Je näher der Termin der Geburt heranrückte, desto größer wurden meine Ängste und Befürchtungen. Ich klammerte mich an jeden Strohhalm, beziehungsweise an jedes Hilfsmittel, welches sich mir bot. Warum sollte ich es also nicht mit Yoga versuchen? Schaden konnte es sicher nicht damit zu beginnen. Wenn das Baby erst einmal da sein wird, muss ich ja nicht weitermachen. Diese Gedanken rasten durch meinen Kopf. Plötzlich hörte ich mich sagen: “Wann geht es denn los? Ich schaue es mir einfach mal an, vielleicht hast du Recht!”
Nachdem ich aufgelegt hatte, beschlichen mich schon die ersten Zweifel. Ist das wirklich etwas für mich? Was soll mir das denn bringen, außer einem zusätzlichen Termin? Soll das die Lösung sein, um diesmal eine einfache “normale” Geburt zu erhalten? Was ist Yoga überhaupt?
Eifrig machte ich mich sogleich ans Werk um dieses Geheimnis zu lüften. Die Internetsuche ergab sagenhafte 337.000.000 Treffer! Das war fast zu viel. “Hatte Sabine nicht auch noch den Begriff “Hatha-Yoga” erwähnt?”, überlegte ich kurz. Hier kamen immerhin auch stolze 6.490.000 Ergebnisse. Mal sehen, ob dies weiterhalf. Folgendes war zu finden:
Hatha Yoga(Sanskrit, m., von hatha „Kraft, Hartnäckigkeit, Unterdrückung“) ist eine Form des Yoga, bei der das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist vor allem durch körperliche Übungen (Asanas), durch Atemübungen (Pranayama) und Meditation angestrebt wird. Hatha bedeutet Gewalt oder Kraft; damit soll die Anstrengung unterstrichen werden, die notwendig ist um das eigentliche Ziel zu erreichen. Weiter wird der Begriff als Ausdruck der Einheit einander entgegengesetzter Energien (heiß und kalt, männlich und weiblich, positiv und negativ, Sonne und Mond) gedeutet. Der Begriff Hatha Yoga wurde in der Hatha Yoga Pradipika verwendet, einer Yogaschrift aus dem 15. Jahrhundert. Dort grenzt er den spirituellen Yoga (wie etwa Raja Yoga) vom körperlichen Yoga (Hatha Yoga) ab. Hatha Yoga bezeichnet hier eine Stufe auf dem Weg zum Raja Yoga. Neben der Hatha Yoga Pradipika gibt es zwei weitere wichtige Grundlagenwerke des Hatha Yoga, die Gheranda Samhita sowie die Shiva Samhita. In ihnen wird klar, dass auch innerhalb des Hatha Yoga Meinungsverschiedenheiten über sowohl theoretische als auch praktische Belange existieren. Hatha Yoga war anfänglich zur Unterstützunganderer Yoga-Formen konzipiert, erfreute sich jedoch rasch großer Beliebtheit und wurde schon bald als eigenständige Yoga-Form betrachtet. Im westlichen Kulturkreis versteht man unter Yoga oft hauptsächlich Hatha Yoga. (Quelle. www.wikipedia.de)
Wirklich verstehen konnte ich dies damals noch nicht. So fehlte in diesem Text eine grundlegende Erklärung, was Yoga bewirken kann. Also recherchierte ich gleich weiter: Die Seite über Yoga selbst, war schon etwas aussagekräftiger:
Yogaoder eingedeutscht Joga ist eine indische philosophische Lehre, die eine Reihe geistiger und körperlicher Übungen wie Yama, Niyama, Asanas, Pranayama, Prathyahara, Kriyas, Meditation und Askese umfasst. Der Begriff Yoga (Sanskrit, m., yoga, von yuga „Joch“, yuj für: „anjochen, zusammenbinden, anspannen, anschirren“) kann sowohl „Vereinigung“ oder „Integration“ bedeuten, als auch im Sinne von „Anschirren“ und „Anspannen“ des Körpers an die Seele zur Sammlung und Konzentration bzw. zum Einswerden mit Gott verstanden werden. Da jeder Weg zur Gotteserkenntnis als Yoga bezeichnet werden kann, gibt es im Hinduismus zahlreiche Namen für die verschiedenen Yoga-Wege, die den jeweiligen Veranlagungen der nach Gotteserkenntnis Strebenden angepasst sind. Yoga ist eine der sechs klassischen Schulen (Darshanas) der indischen Philosophie. Es gibt viele verschiedene Formen des Yoga, oft mit einer eigenen Philosophie und Praxis. In Westeuropa und Nordamerika denkt man bei dem Begriff Yoga oft nur an körperliche Übungen, die Asanas oder Yogasanas. Einige meditative Formen von Yoga legen ihren Schwerpunkt auf die geistige Konzentration,andere mehr auf körperliche Übungen und Positionen sowie Atemübungen (Pranayama), andere Richtungen betonen die Askese. Die philosophischen Grundlagen des Yoga wurden vor allem von Patanjali im Yogasutra zusammengefasst, auch die Bhagavad Gita und die Upanishaden informieren über Yoga. (Quelle: www.wikipedia.de)
Meine Neugierde war geweckt! Aber niemals hätte ich mir träumen lassen, wie viel mir Yoga einmal bedeuten könnte und welche wunderbaren Möglichkeiten mir diese Philosophie geben konnte, um persönlich zu wachsen.
Keine zwei Wochen später befand ich mich dann tatsächlich in einem Yogakurs für Schwangere. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch war ich abends zu Hause losgefahren. Am Telefon hatte die Yogalehrerin sehr nett geklungen und mich zu einem „Schnuppertermin“ eingeladen. Einzige Voraussetzung war es bequeme Kleidung zu tragen. Der Kurs fand in der Klinik statt, in der ich auch mein Kind zur Welt bringen würde. Gute Voraussetzungen für den Start in das Abenteuer “Yoga”, dachte ich mir, um mir Mut zu machen. Mit zitternden Händen drückte ich dann die Türklinge des Kursraumes herunter. Und dann stand ich da, alle meine Vorurteile lösten sich in Luft auf. Keine Räucherstäbchen, keine bunten Gewänder, einfach nur schwangere Frauen wie ich. Die Kursleiterin begrüßte mich herzlich und nach wenigen Minuten ging es bereits los. Wir begannen mit einem Begrüßungsritual, einem Bewegungsablauf im Sitzen, durch den die Gedanken zur Ruhe kommen sollen. Wenn dies bei mir verständlicherweise noch nicht so gut funktionierte, so war ich dennoch fasziniert von der ersten Übung. Auch die folgenden “Asanas”, die Yogahaltungen begeisterten mich sehr und taten einfach gut. Trotz des dicken Bauches, der im Alltag überall im Weg war, spürte ich hierbei einen Grad an Leichtigkeit und Freude, wie selten zuvor. Ich fühlte mich zuhause im eigenen Körper und dies schon in der ersten Yogastunde. Die Atemübungen, Meditation und Schlussentspannung “sog” ich dann regelrecht in meinen Körper hinein und nach der Stunde meinte ich „hinaus zu schweben“. Welch ein Erlebnis! Die Tage nach dem Kurs vergingen viel zu langsam für mich. Ich fieberte nur noch dem Montag entgegen, an dem die nächste Kursstunde stattfand. Jedes Mal war ich aufs neue vom Yoga fasziniert. War mehr und mehr begeistert. Den eigenen Körper spüren zu können, war nur eine der Erfahrungen, die mir durch Yoga geschenkt wurden. Meine Grenzen anzunehmen, die gerade in der Schwangerschaft anders als sonst sind, war ebenfalls etwas, was ich lernen durfte und wie sich auch heute immer wieder herausstellt, noch lernen darf. Bei vielen Übungen dachte ich mir. “Eigentlich schade, dass Yoga nicht schon viel früher in mein Leben gefunden hat!” Als Teenager habe ich den Bezug zu mir selbst ganz und gar verloren. War fremd im eigenen Körper. Wie wäre es wohl gewesen, hätte ich damals schon diese wundervolle Methode gekannt? Die Begeisterung war geweckt und so begab ich mich ein Jahr nach der Geburt meines dritten Kindes langsam auf den Weg, selbst Yogalehrerin zu werden. Ich wollte meine bereichernden Erfahrungen gerne an andere weitergeben und entschied mich für eine Ausbildung bei der Yogaschule Salbert in Bühlertal. Dabei wurde ich in einer Tradition des Hatha Yoga unterrichtet, bei des es erlaubt ist, das zu leben, was für jeden einzelnen persönlich am wertvollsten aus den verschiedenen Traditionen ist. Oder, um die Worte von Anna Trökes, eine meiner Lehrerinnen, zu verwenden:
„Mixe Dir Deinen eigenen Cocktail und verwende nur das, was für Dich Sinn macht um authentisch zu sein!“
Seit 2007 unterrichte ich nun und durfte dabei viele wertvolle Menschen kennenlernen und begleiten. Mit diesem Buch möchte ich DICH einladen eine yogische Pilgerreise hin zu DIR anzutreten, indem ich Dir meinen Weg vorstelle. Zudem gibt es kleine Yoga-Geschichten und viele Übungen zum besseren Verständnis des geschriebenen. So kannst und darfst DU mich gerne begleiten, um diesen zu „unserem“ Weg zu machen.
Ich wünsche Dir viele schöne Erlebnisse und Erfahrungen auf dieser Reise!
Bevor wir unseren Weg beginnen, empfinde ich es als wichtig das Wort “pilgern” und die Ausgangsposition zum eigenen Weg genauer zu definieren.
Was versteht man unter “pilgern”?
Die aktuellen Bedeutungen laut Duden sind:
(Als Pilger) eine Wallfahrt machen
(Umgangssprachlich) sich an einen bestimmten Ort begeben
(Umgangssprachlich) eine längere Strecke in gemächlichem Tempo zu Fuß zurücklegen, gehen
Wo stehe ich gerade?
Was ist mein aktueller Ausgangspunkt an dem ich die Reise starte? Wie geht es mir? Bin ich zufrieden mit meiner beruflichen und privaten Situation? (Wenn hier ein spontanes "ja" kommt, stellt sich die Frage, ob ich überhaupt etwas ändern will.) Ansonsten kann ich mich durchaus fragen, wohin mich mein Pilgerweg führen soll, was soll oder darf sich verändern? Beziehungsweise:
Wohin gehe ich?
Das Ziel meines Pilgerweges sollte mich motivieren, erfreuen, anlocken - nur so bleibt auch auf einem langen schwierigen Weg die Lust zum Weitergehen. Gibt es ein schöneres Ziel als hin zu mir? In meine Mitte? (Wenn ja, dann kann die Reise natürlich auch dorthin stattfinden
Warum gehe ich?
Was möchte ich durch diesen Weg verändern? Beruflich, privat, familiär,...? Dies ist ein Punkt, der sich aus dem vorherigen ergibt.
Wie gehe ich?
Wochenlange Planungen, Telefonate, Einkauf von Karten und Büchern, Prüfung von Rucksäcken, Schuhen, Kompass usw. sind auf unserer Reise nicht nötig. Unser “Kompass” oder Reiseführer ist dieses Buch. Ergänzend bitte ich Dich, Dir ein Notizbuch zu besorgen und sich darin Notizen zu den einzelnen Stationen der Reise zu machen. Man sollte nie die Landkarte mit dem Land verwechseln. Wie eingangs erwähnt entsteht Veränderung nur durch tun und deshalb ist dieses Buch ein Arbeitsbuch. Es gibt immer wieder Fragen, welche man in seinem Notizbuch für sich beantworten sollte.
Manchmal benötigt es aber vielleicht noch mehr, eine Art persönlicher Reiseführer, heute gerne „Coach“ genannt. Wenn Hindernisse auftauchen, welche allein nicht zu bewältigen sind, ist es wichtig sich professionelle Hilfe zu holen. Ein Therapeut oder besagter Coach kann dann wesentlich dazu beitragen, die eigene Entwicklung zu fördern.
Geht jemand mit?
Der echte Pilgerweg ist oft eine Gemeinschafts-Erfahrung, d.h. man muss ihn nicht allein gehen. Mit diesem Buch kann man sich deshalb auch gerne mit Freunden auf den Weg machen. Dieses Miteinander hilft sich immer wieder zu motivieren.
Was braucht es auf dem Weg?
Für diesen besonderen Weg braucht es:
Ziel und Motivation
Neugier auf der Reise zu sich selbst
Vertrauen, Kraft und Mut auch in anstrengenden Zeiten weiterzugehen!
Mein eigener Ausgangspunkt ist folgender: Ich bin verheiratet und habe drei schulpflichtige Kinder. Somit bin ich hauptberuflich Familienmanager. Nebenher baue ich mir als freiberufliche Yoga und Pilateslehrerin eine Zukunft in der Gesundheitsprävention auf. Zu Beginn der Erstausgabe dieses Buches leitete ich neun Kurse, was mit Vor- und Nachbereitung sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Ich hatte verlernt hier meine Grenzen zu spüren, auch einmal „nein“ zu sagen. Aber vor allem mir Zeit für mich zu nehmen, denn die Tätigkeit als Lehrerin machte mir sehr viel Spaß. Ich funktionierte, fühlte mich aber auch kraft- und leblos. Das Ziel welches ich mir erarbeiten wollte war wieder in Kontakt mit mir zu kommen, mich mehr zu spüren und meine eigene Harmonie zu finden. Das zu tun, was mir Freude bereitet. Insgesamt auch wieder das Gefühl zu haben zu leben, statt nur „gelebt zu werden“.
Wohin gehe ich?
Wer sich entschließt den Jakobsweg zu gehen hat sein Ziel klar erkannt: Santiago de Compostela. Mein Ziel habe ich bereits definiert. Welches ist nun Deines? Notiere es Dir in Deinem Arbeitsbuch:
„Die Menschen machen weite Reisen, um
zu staunen:
über die Höhe der Berge,
über riesige Wellen des Meeres,
über die Länge der Flüsse,
über die Weite des Ozeans
und über die Kreisbewegung der Sterne.
An sich selbst aber gehen sie vorbei, ohne
zu staunen.“
(Aurelius Augustinus)
Verschiedene Punkte möchte ich mit Dir in diesem Buch Schritt für Schritt erarbeiten, sie werden einen Teil unseres Weges ausmachen. Für mich ist es aber auch zu Beginn schon wichtig wo ich eigentlich hin will, denn:
Wer das Ziel nicht kennt,
kann den Weg nicht finden
(unbekannt)
Um nun ein Ziel zu finden, sollen nachfolgende Fragen zur Inspiration dienen. Am besten Du nimmst Dir für jede davon ausreichend Zeit und gehst erst weiter, wenn Du eine Antwort hast. Lass dabei alle Impulse in Dir aufsteigen und schreibe sie unsortiert in Dein Arbeitsbuch auf. Dann fällt es Dir leichter zu erkennen wohin der eigene Weg geht. (Was möchte ich bis in einem Jahr erreicht haben, was in zwei, fünf – zehn Jahren?)
In einem Jahr möchte ich:
In zwei Jahren:
In fünf Jahren:
In 10 Jahren:
Wann bin ich im Fluss und wie gelingt es mir im Fluss zu bleiben?
Was tut mir gut?
Welcher Sport, welche Bewegungsart passt zu mir?
Mich traf das häufigste Thema unserer Zeit: Stress. Dieser war und ist nicht nur bei mir allgegenwärtig. Tempo bestimmt vermutlich unser aller Leben. Zudem belasten viele von uns Dinge wie: Leistungsdruck, Zeitnot, Überlastung, Konflikte, Konfrontationen und Ängste. Die Folgen davon sind innere Unruhe, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Resignation, Burnout, Bluthochdruck, Herz-, Gefäß- und viele andere Erkrankungen. (Zu diesem Thema gibt es noch ausführlicher Informationen im Kapitel „der Körper“) Durch verschiedene Entspannungsmethoden können wir alle aber wieder zu Gelassenheit, innerer Ruhe, Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Glück geführt werden. Dabei ist es wichtig, dass man seine persönlichen Vorlieben kennenlernt. Wie ein Radiosender, so hat jeder Mensch seinen bevorzugten Kanal, in dem er am besten empfängt. Ein erster Schritt zu einem besseren Wohlgefühl ist es deshalb seinen persönlichen Entspannungstypen kennen zu lernen und seinen persönlichen Kraftort / Ruheort zu kreieren. Deshalb nun die weiteren Fragen:
Wie finde ich Erholung, bzw. wo kann ich Kraft tanken?
Wie gehe ich sinnvoll mit meiner Zeit um?
Worte zum Nachdenken:
Das Paradox unserer Zeit ist: wir haben hohe Gebäude, aber eine niedrige Toleranz, breite Autobahnen, aber enge Ansichten. Wir verbrauchen mehr, aber haben weniger, machen mehr Einkäufe, aber haben weniger Freude. Wir haben größere Häuser, aber kleinere Familien, mehr Bequemlichkeit, aber weniger Zeit, mehr Ausbildung, aber weniger Vernunft, mehr Kenntnisse, aber weniger Hausverstand, mehr Experten, aber auch mehr Probleme, mehr Medizin, aber weniger Gesundheit. Wir rauchen zu stark, wir trinken zu viel, wir geben verantwortungslos viel aus; wir lachen zu wenig, fahren zu schnell, regen uns zu schnell auf, gehen zu spät schlafen, stehen zu müde auf; wir lesen zu wenig, sehen zu viel fern, beten zu selten. Wir haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte reduziert. Wir sprechen zu viel, wir lieben zu selten und wir hassen zu oft. Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber nicht mehr, wie man lebt. Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber nicht den Jahren Leben. Wir kommen zum Mond, aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn. Wir haben den Weltraum erobert, aber nicht den Raum in uns. Wir machen größere Dinge, aber nicht bessere. Wir haben die Luft gereinigt, aber die Seelen verschmutzt. Wir können Atome spalten, aber nicht unsere Vorurteile. Wir schreiben mehr, aber wissen weniger, wir planen mehr, aber erreichen weniger. Wir haben gelernt schnell zu sein, aber wir können nicht warten. Wir machen neue Computer, die mehr Informationen speichern und eine Unmenge Kopien produzieren, aber wir verkehren weniger miteinander. Es ist die Zeit des schnellen Essens und der schlechten Verdauung, der großen Männer und der kleinkarierten Seelen, der leichten Profite und der schwierigen Beziehungen. Es ist die Zeit des größeren Familieneinkommens und der Scheidungen, der schöneren Häuser und des zerstörten Zuhause. Es ist die Zeit der schnellen Reisen, der Wegwerfwindeln und der Wegwerfmoral, der Beziehungen für eine Nacht und des Übergewichts. Es ist die Zeit der Pillen, die alles können: sie erregen uns, sie beruhigen uns, sie töten uns. Es ist die Zeit, in der es wichtiger ist, etwas im Schaufenster zu haben statt im Laden, wo moderne Technik einen Text wie diesen in Windeseile in die ganze Welt tragen kann, und wo sie die Wahl haben: das Leben ändern – oder den Text löschen. Vergesst nicht, mehr Zeit denen zu schenken, die Ihr liebt, weil sie nicht immer mit Euch sein werden. Sagt ein gutes Wort denen, die Euch jetzt voll Begeisterung von unten her anschauen, weil diese kleinen Geschöpfe bald erwachsen werden und nicht mehr bei Euch sein werden. Schenkt dem Menschen neben Euch eine heiße Umarmung, denn sie ist der einzige Schatz, der von Eurem Herzen kommt und Euch nichts kostet. Sagt dem geliebten Menschen: „Ich liebe Dich" und meint es auch so. Ein Kuss und eine Umarmung, die von Herzen kommen, können alles Böse wiedergutmachen. Geht Hand in Hand und schätzt die Augenblicke, wo Ihr zusammen seid, denn eines Tages wird dieser Mensch nicht mehr neben Euch sein. Findet Zeit Euch zu lieben, findet Zeit miteinander zu sprechen, findet Zeit, alles was Ihr zu sagen habt miteinander zu teilen, - denn das Leben wird nicht gemessen an der Anzahl der Atemzüge, sondern an der Anzahl der Augenblicke, die uns des Atems berauben. (Diesen Text schrieb George Carlin, ein amerikanischer Schauspieler und Komiker anlässlich des Todes seiner Frau.)
Wie gehe ich?
Zu dem berühmten Jakobsweg gibt es unzählige Literatur. So verschieden diese auch geschrieben sind, so gibt es dennoch auch immer auch eine große Anzahl von Gemeinsamkeiten. Jeder Pilger sollte sein Gepäck so leicht wie möglich halten. Im Idealfall soll es nicht mehr als 10% des eigenen Körpergewichts ausmachen. Auch wir sollten uns diesem Punkt annehmen. Er wird in den verschiedenen Kapiteln unterschiedlich beleuchtet. Zu Beginn versuchen wir erst einmal überschüssigen Ballast zu vermeiden, oder besser:
Loslassen, damit Neues entstehen kann
Es beschäftigt sicher nicht nur mich immer wieder und es gibt so viele schöne Geschichten dazu. Eine der bekanntesten ist vielleicht die nachfolgende überlieferte Weisheit aus dem Zen die im Internet in verschiedenen Quellen zu finden ist, hier meine Version:
Loslassen
Zwei Mönche sind auf Wanderschaft. An einem reißenden Fluss treffen sie eine junge, wunderschöne Frau, die sich nicht traut den Fluss zu überqueren. Der ältere Mönch hebt die Frau wortlos auf seine Schultern und trägt sie über den Fluss. Auf der anderen Seite setzt er sie wieder ab, bevor er mit dem zweiten Mönch schweigend weitergeht. So wandern sie Stunde um Stunde. Dem jüngeren Mönch gehen dabei viele Gedanken durch den Kopf. Er ist empört über das Vorgehen des anderen, da ihr Gelübte den Kontakt zu Frauen verbietet. Selbst eine Berührung ist ihnen verboten. Irgendwann, nachdem sie schon viele Kilometer gewandert sind, fasst sich der zweite Mönch ein Herz und spricht seinen Mitbruder darauf an: „Ich werde unserem Abt berichten müssen, was Du getan hast.“ „Worüber redest Du?“, fragt der erste Mönch zurück. „Über die schöne junge Frau, die Du nicht nur angerührt, sondern sogar über den Fluss getragen hast.“ „Oh ja, es stimmt, ich habe die Frau über den Fluss getragen und sie am andere Ufer abgesetzt. Aber mir scheint, Du trägst sie immer noch mit Dir herum,“ sagte daraufhin der erste Mönch.
Ein unerschöpfliches Thema. Etwas womit wir uns wohl alle immer wieder auseinander setzen müssen. Oft geht es auch nicht allein darum die Dinge loszulassen, welche schön sind, sondern auch um solche, die einfach nicht mehr zu uns gehören, nicht mehr das „unsere“ sind. Es fällt uns vermutlich allen immer schwer loszulassen. Dabei könnte es manchmal so einfach sein. Unsere Energie ist blockiert, wir befinden uns nicht mehr im Fluss, wenn wir versuchen die Dinge festzuhalten und uns an vergangene Dinge klammern. Dabei zeigt uns die Natur, dass uns dies eher schadet. Schon Detlef Fleischhammel sagte:
„Loslassen kostet viel weniger Kraft als Festhalten, aber es ist um ein vielfaches schwerer!“Ein Baum, der im Herbst seine Blätter behält, ist krank. Er wird dadurch anfälliger für den Wind, da dieser nicht durch ihn hindurch fegen kann. Schnee hat mehr Auflagefläche und drückt ihn zu Boden. Der Baum kann dadurch sterben, für ihn ist dies also gut. Aber bei uns Menschen? Festhalten blockiert uns für Neues. Erst wenn wir altes, verbrauchtes loslassen, kann wieder etwas frisches entstehen. Eine weitere Geschichte, welche mir in meiner Zeit als Lehrerin begegnete fällt mir hierzu noch ein, die ich nun ebenfalls wiedergeben möchte:
Manchmal ist der Abgrund nur wenige Meter tief
Es war einmal ein Mann, der sich in den Bergen verirrte und nicht mehr den Weg nach Hause fand. Die Sonne ging schon unter und er fürchtete sich mehr und mehr. Er wurde unruhig und ängstlich. Die Nacht kam und alles wurde still und dunkel. Er begann also sehr langsam zu gehen, weil er nicht wusste, wohin er eigentlich trat. Tatsächlich gelangte er an einen Abgrund und stürzte hinein. Im Fall konnte er sich an ein paar Wurzeln festhalten. Verzweifelte Situation. Die Nacht war sehr kalt und seine Hände wurden steif vor Kälte. Es war immer schwieriger, sich an den Wurzeln festzuhalten. Er erinnerte sich an seinen Gott und sogar an die Götter anderer Leute. Irgendjemand musste ihm helfen! Er betete alle heiligen Worte, die ihm einfielen, doch nichts passierte. Seine Hände wurden immer kälter und die Wurzeln rutschten durch die Hände. Er verabschiedete sich von der Welt. "Es geht mit mir zu Ende. Ich weiß nicht, wie tief das Tal ist, in das ich fallen werde und wie viele Knochenbrüche ich erleiden werde." Er weinte so viele Tränen! Er weinte und dabei wollte er früher immer die Welt verlassen, weil sie ihm so viele Probleme verursachte. Jetzt war die Gelegenheit dazu, doch jetzt wollte er leben. Der Kampf ums Loslassen! Die Kälte wurde stärker und stärker und schließlich musste er die Wurzeln loslassen. Zu seiner Überraschung stand er auf dem Boden! Die ganze Nacht lang hatte er gekämpft und war nur 20 Zentimeter vom Boden entfernt! Er hatte wie in der Hölle gelitten. Die ganze Nacht, die Kälte, die ständige Angst, dass er irgendwann loslassen müsse. Er hatte nicht geglaubt, dass er noch jemals einen anderen Tag sehen würde. Aber als er nur 20 Zentimeter fiel konnte er es kaum glauben. Er schaute sich um. Ganz in seiner Nähe stand sein Haus. Er sagte: "Du lieber Gott! Ich habe völlig unnötig alle Götter angefleht, die ganzen Gebete zitiert und das alles, ohne wirklich in Gefahr zu sein!