Zen für Anfänger - Harry Eilenstein - E-Book

Zen für Anfänger E-Book

Harry Eilenstein

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Beschreibung

Zen hat viele Seiten: es ist eine Meditationsweise, es ist eine Form der Magie, es ist eine Art zu leben, es ist eine Klosterregel, es ist eine Form der Weisheit ... Zen ist eine chinesisch-japanische Form des Buddhismus. Zen ist vor allem schlicht, aber deshalb nicht unbedingt spontan und leicht zu verstehen. Zen ist eine Form und zugleich formlos. Zen ist der Augenblick und hat doch eine innere Struktur, die zu dem Augenblick führt. Zen teilt seine innere Struktur, die aus fünf Schritten und vier Übergängen zwischen ihnen besteht, mit dem tibetischen Lamrim, der kabbalistischen Mittleren Säule, dem Rosenweg der Sufis und noch anderen mehr. Zen ist das "Sei jetzt hier" - aber auch eine Wahrnehmung des Ganzen. Zen ist also ein "Sei aus der Bewußheit über das Ganze im Jetzt und Hier." Zen ist eine große Bereicherung des Lebens.

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Seitenzahl: 109

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Das Wesen des Zen

1. Schritt: Bewußtheit

a) Wahrnehmung

Anregung 1: Schauen

Anregung 2: Spüren

Anregung 3: Präsenz

b) Wachheit

Anregung 4: Innehalten

c) physische Verfassung

Anregung 5: Tagesform

Anregung 6: Gehen

Anregung 7: Einfachheit

d) Das Rätsel

Übergang 1: „Schwelle“

a) Innenschau

Anregung 8: Traumreisen

Anregung 9: Mantra-Meditation

Anregung 10: Intuition

b) psychische Verfassung

Anregung 11: Leib-Gespräche

Anregung 12: Krankheiten

c) aktueller Planetenstand

Anregung 13: Astrologie

d) physische Umgebung

Anregung 14: Umsichtigkeit

e) Wichtiges

Anregung 15: Weitsicht

2. Schritt: Psyche

a) Grundhaltung

Anregung 16: Experiment

b) Rückhalt

Anregung 17: Familienaufstellung

Anregung 18: Schwitzhütte

c) Beziehungen

Anregung 19: Beziehungs-Ehrlichkeit

d) Wahrnehmung

Anregung 20: Lebendigkeit

e) Gedächtnis

Anregung 21: Erinnerung

f) Verstand

Anregung 22: Gründlichkeit

g) Gefühle

Anregung 23: Gefühle

Anregung 24: Gefühle und Gedanken

Anregung 25: Präsenz

Anregung 26: Ursprünge

h) Fließen

Anregung 27: Improvisation

i) Lebenskraft

Anregung 28: Telepathie

Anregung 29: Smiley

Anregung 30: Telekinese

Anregung 31: Hepp!

Anregung 32: Shaolin-Übung

Anregung 33: Stuhl-Experiment

Anregung 34: Familienaufstellung

j) Umgebung

Anregung 35: Fußgängerzone

k) Weitung

Anregung 36: Feng Shui

Anregung 37: Feuerlauf

l) Das Rätsel

Übergang 2: „Graben“

a) innere Bilder

Anregung 38: Traumreise zur eigenen Mitte

Anregung 39: Tummo

Anregung 40: Konzentration

Anregung 41: Trance-Tanz

b) Denken

Anregung 42: Stille

Anregung 43: Schweigen

c) Gefühle

Anregung 44: Sonnenstrahlen

d) Beziehungs-Mandala

Anregung 45: Mandala

e) Horoskop

Anregung 46: Horoskop

3 . Schritt: Seele

a) in der eigenen Seele ruhen

Anregung 47: Seelen-Meditation

Anregung 48: Nichtstun

b) Das Rätsel

Übergang 3: „Abgrund“

Anregung 49: Wege

Anregung 50: Namen

Anregung 51: Nachthimmel

4 . Schritt: Gottheit

Anregung 52: Traumreisen

a) Das Rätsel

Übergang 4: „Erste Ursache“

Anregung 53: Weltenbaum

5. Schritt: Einheit

Anregung 54: Weltenbaum

a) Das Rätsel

Die Systematik

Bücherverzeichnis

Das Wesen des Zen

Die Haltung, die den Zen-Buddhismus ausmacht ist einfach: „Iß, wenn Du hungrig bist; schlafe, wenn Du müde bist.“

Man tut in jedem Augenblick das Passende, Richtige, das der Situation Angemessene. Dadurch gelangt man logischerweise zu einem besseren Zustand. Doch wenn man diese ganz einfache Regel im Alltag umsetzen will, kommt es sofort zu Schwierigkeiten. Das kann man schon erleben, wenn man sich ein wenig zu dick findet und sich vornimmt, weniger zu essen als man eigentlich Hunger hat.

Man braucht also nicht nur die Einsicht, was gut wäre, sondern man braucht auch einen Weg, auf dem man diese Einsicht in die Tat umsetzen kann. Daher ist Zen nicht nur das „Sei jetzt hier.“, sondern auch der Blick auf das Ganze. Daraus ergibt sich, daß man aus dem Bewußtsein über das Ganze heraus im Augenblick leben und dort das Sinnvolle tun sollte.

Diese Fähigkeit – also aus dem Bewußtsein über das Ganze heraus im Augenblick zu leben und dort das Sinnvolle zu tun – macht auch das Wesen eines Erwachsenen aus.

Diese Haltung ist zudem auch noch das, was die Menschheit angesichts der Globalisierung benötigt: Nur aus dem Bewußtsein über das Ganze heraus können Maßnahmen ergriffen werden und Verhaltensweisen entwickelt werden, die die Klimaerwärmung, das Artenstreben, die Überbevölkerung, die Migration, die atomare Aufrüstung usw. verhindern können.

Wir müssen also kollektiv erwachsen werden – und dafür kollektiv ein Zen-Bewußtsein entwickeln. Dabei ist es natürlich vollkommen egal und unwichtig, ob dieses kollektive Erwachsenen-Bewußtsein dann als „Zen-Haltung“ oder mit irgendeinem anderen Wort bezeichnet wird.

Und wie immer beginnt jeder kollektive Fortschritt damit, daß genügend Einzelne diesen Schritt, der zum Fortschritt führt, machen.

Wer die Zen-Haltung erlernt, tut etwas Wertvolles für sich selber und auch etwas Wertvolles für die Menschheit.

1. Schritt: Bewußtheit

a) Wahrnehmung

Das, womit wir in der Welt verankert sind – völlig unabhängig von dem eigenen Weltbild – ist der eigene Leib.

Der eigene Leib hat Bedürfnisse: Atmen, Trinken, Essen, Schlafen, Schutz, Sex, Gemeinschaft usw. Es ist daher notwendig, diese Bedürfnisse möglichst klar wahrzunehmen, damit man sie auch erfüllen kann: „Schlafe, wenn Du müde bist; iß, wenn Du Hunger hast.“

Da der Leib immer in der Gegenwart ist, braucht man für diese Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse die Haltung des „Sei jetzt hier.“ Dabei ist es auch hilfreich zu erkennen, wie wichtig welches Bedürfnis gerade ist – oder ob man vielleicht auch gerade rundum zufrieden ist.

Der eigene Leib hat Fähigkeiten: Kraft, Schnelligkeit, Wendigkeit, Ausdauer, Genügsamkeit, gute Ohren, vielleicht weniger gute Augen usw. Es ist auch hilfreich, diese Eigenschaften zu kennen, damit man weiß, was man gut kann und was man weniger gut kann. Das hilft unter anderem auch, in einer Gemeinschaft die Rolle zu übernehmen, die man sowohl gut als auch gerne ausfüllen kann. Und es hilft, nicht Dinge zu beginnen, für die man nicht die passenden Fähigkeiten hat.

Anregung 1: Schauen

Man kann sich z.B. einmal im Wald auf eine Bank oder in einem Park auf eine Wiese setzen und einfach einen Grashalm betrachten. Damit ist kein forschendes Betrachten gemeint, also keine Analyse des Grashalms, sondern der lächelnde Blick, mit dem man einem spielenden Kind zuschauen würde.

Ein Grashalm ist für dieses Betrachten sehr gut geeignet, weil er im Grunde ja nicht sonderlich interessant ist: Es gibt viele von ihnen, er ist nur ein grüner Halm, man beachtet ihn eigentlich nie …

Doch wenn man einmal wirklich aufmerksam ist, kann man spüren, daß der Grashalm lebendig ist, daß er wirklich ein Gegenüber ist, daß er da ist, daß er real ist.

Es mag vielleicht seltsam klingen, aber diese Betrachtung kann dazu führen, daß man vor dem Grashalm sitzt und einfach nur noch lächeln muß, weil das Erlebnis des Grashalms das eigene Innere mit Freude erfüllt.

Vielleicht hat man sogar den Eindruck, daß der Grashalm nach einer weile sogar irgendwie zu leuchten scheint …

Anregung 2: Spüren

Man kann sich auch einmal mit dem Rücken auf eine Wiese legen und die Erde unter sich spüren. Das klingt vermutlich auch wieder so schlicht, daß es nicht so aussieht, als ob das zu irgendetwas Erlebenswertem führen könnte. Doch einmal davon abgesehen, daß dieses „auf der Wiese liegen“ eines der besten Heilmittel ist, wenn man innerlich arg aufgewühlt ist, ist die Wahrnehmung, daß die Erde jeden von uns und alle Lebewesen und Dinge auf der Erde festhält und nicht ins kalte, leere Weltall fallen läßt, den meisten eher unbekannt. Doch wenn man das bewußt erlebt, während man auf der Wiese liegt, kann man eine Geborgenheit bei der Erde und in sich selber finden, die einem vorher möglicherweise unbekannt gewesen ist.

Anregung 3: Präsenz

Dasselbe kann man auch mit vielen anderen Dingen machen: an einem Bach sitzen und seinem Plätschern lauschen, unter einem Baum sitzen und dem Rauschen des Windes in seiner Krone lauschen, die Sonne auf der eigenen Haut spüren und dergleichen mehr. Auch eine Massage spüren oder das Streicheln einer lieben Hand kann zu dieser „entspannten Wachheit“ führen. Am bekanntesten wird den meisten vermutlich der Urlaub am Meer sein: im Sand liegen, mit den Füßen durch die Wellen plantschen, die Schreie der Möwen hören, das Lachen der Kinder …

Ganz nebenbei führt diese „entspannte Wachheit“, wenn sie einem geläufiger geworden ist, auch dazu, daß man das Zusammensein mit geliebten Menschen und den Sex viel mehr als zuvor genießen kann.

b) Wachheit

Eine sehr wichtige Fähigkeit ist das Innehalten-können zwischen Reiz und Reaktion. Wenn man dieses Innehalten nicht kennt und es einem nicht geläufig ist, können die anderen auf den eigenen Reaktionsmustern nach Belieben „Klavier spielen“, „unsere Knöpfe drücken“ und uns daher so wie sie es wollen, lenken.

Wenn man jedoch gelernt hat, bei allem, was geschieht und was man erlebt, immer erst einmal innezuhalten und genau hinzuschauen und dann zu entscheiden, was man tun will, ist das Ich erwacht. Dann beginnt man bewußt zu handeln und ist wirklich da und wach und nicht nur in einem halbwachen Zustand, in dem man rein instinktiv auf alles, was einem begegnet, reagiert.

Auch dieses Innehalten klingt vermutlich wieder sehr schlicht und unscheinbar, aber es ist eine der wichtigsten Fähigkeiten überhaupt, da man nur mit dieser Fähigkeit in der Lage sein kann, seine eigenes Leben so zu lenken, wie man es selber will.

Anregung 4: Innehalten

Diese Fähigkeit kann man täglich üben. Es gibt immer mal jemanden, der einen absichtlich provoziert oder einem unabsichtlich „auf die Füße tritt“. Wenn man dann nicht sofort reflexhaft reagiert, sondern erst einmal schaut, was eigentlich los ist und was man selber in dieser Situation wirklich erreichen will, kann man eine eigenständige Entscheidung treffen und darauf hin dann deutlich sinnvoller handeln. Bewußte Entschlüsse führen so gut wie immer zu erfreulicheren Ergebnissen als unbewußte Reaktionen, denn die unbewußten Reaktionen führen fast immer nur zu Wiederholungen von früheren unangenehmen Erlebnissen.

Wenn man schon ein wenig Übung mit diesem Innehalten hat, kann man es auch einmal dort üben, wo man verliebt ist oder wo man ständig Streit hat. Das ist dann eher für die Fortgeschrittene – aber in diesen Situationen ist dieses Innehalten auch am Wertvollsten, weil dort die Gefühle am intensivsten sind.

Dieses Innehalten muß natürlich kein 20-minütiges Hinsetzen, Augenschließen und intensives Nachdenken sein. Wenn man etwas Übung damit hat, dauert dieses Innehalten oft nur ein oder zwei Sekunden.

Nach einer Weile entsteht auch nicht nur eine Übung im Innehalten, sondern auch die Kenntnis der üblichen Gefühle und Verhaltensmuster, aufgrund deren man normalerweise reagiert und von denen man mittlerweile erkannt hat, daß sie nur sehr selten zum erwünschten Ziel führen.

Wenn man dann in einer Situation innehält, erkennt man oft sofort das eigene Verhaltensmuster, das man mittlerweile schon gut kennt und das der Gegenüber möglicherweise gerade ausnutzen will, um sein eigenes Ziel zu erreichen.

c) physische Verfassung

Das Wichtigste, das man zunächst einmal kennenlernen sollte, ist der eigene Körper.

Dazu gehören mindestens drei Aspekte:

1. die allgemeinen Fähigkeiten und die allgemeinen Bedürfnisse,

2. die aktuellen Bedürfnisse, und

3. die aktuelle Verfassung („Tagesform“).

Als 4. kann man noch die Kenntnis dazunehmen, wie bei einem selber körperliche Tätigkeiten, Essen, Schlafen, Ausruhen, Bäder, Massagen, Sex usw. auf den eigenen Körper wirken.

Erst wenn man den eigenen Körper auch in dieser Hinsicht gut kennt, kann man sinnvoll handeln, also so, daß es dem eigenen Leib gut geht.

Anregung 5: Tagesform

Um den eigenen Körper kennenzulernen, muß man etwas körperlich tun: Sport, Wandern, Schwimmen, in der Natur sein, ein Handwerk ausüben, jemanden pflegen, Essen kochen, Kinder hüten … Welche Wirkung hat das auf einen selber?

Wie groß sind die Unterschiede in den Fähigkeiten und Bedürfnissen von Tag zu Tag? Wie sehr schwankt die Tagesform? Woran kann man schon morgens früh erkennen, wie die eigene Tagesform an diesem Tag aussehen wird?

Anregung 6: Gehen

Eine der klassischen Zen-Übungen ist das „aufmerksame Gehen“, bei dem man ganz bei dem ist, was man gerade tut: Gehen.

Atmen und Gehen sind zwei der einfachsten Tätigkeiten, weshalb sie sich am besten dazu eignen, sich seiner selbst bewußt zu werden – Atmen und Gehen sind zunächst einmal ja eher langweilig. Doch die Aufmerksamkeit auf das Atmen oder das Gehen hilft, ganz wach bei dem zu sein, was gerade ist – das Denken hat da nicht viel, wodurch es angeregt werden kann.

Man kann das auch beim Gärtnern üben oder beim Geschirrspülen oder bei jeder anderen Tätigkeit und beim Ausüben jedes anderen Berufes, die nicht zu viel Denken erfordern – doch Atmen und Gehen sind so schlicht, daß diese beiden Tätigkeiten nicht schon selber Ursachen für Ablenkung sein können.

Das, worum es bei diesen Übungen geht, ist ganz schlicht und einfach das „bei der Sache sein“.

Anregung 7: Einfachheit

Ein sehr auffälliges Merkmal des Zen-Buddhismus ist seine Betonung der Schlichtheit und Einfachheit in allen Dingen. Es gibt keine langen Rituale, es gibt keine komplexen Mandalas, es gibt keine langen Anrufungen, es gibt keine komplizierten Gesänge, es gibt keine Vielfalt von Götterstatuen, es gibt keine schwierigen Mantren, keine dicken Bücher …

Diese Einfachheit in allen Dingen ist eine Hilfe, wirklich „da“ zu sein, also ganz im Hier und Jetzt zu sein, präsent zu sein, sich auf das zu konzentrieren, wo man gerade ist, und nicht abzuschweifen in das, was war oder was sein könnte oder was ganz woanders ist.

Natürlich gibt es auch für einen Zen-Mönch oder eine Zen-Nonne Situationen, in denen sie an etwas Vergangenes denken sollten oder die Zukunft planen müssen, aber sie streben danach, in der Gegenwart verankert zu sein und sie wirklich intensiv zu erleben.

Dabei geht es keineswegs darum, sich auf das Hier und Jetzt zu reduzieren, sondern nur darum, wirklich wach für das Hier und Jetzt zu sein und es wirklich zu erleben. Die Gegenwart ist die einzige Zeit, in der man lebt, und das Hier ist der einzige Ort, an dem man ist. Folglich sollte man danach streben, das Hier und Jetzt zu erleben, denn sonst verpaßt man sein Leben …

Das läßt sich am einfachsten mit dem Innehalten erreichen: beim Betrachten einer Blüte, beim Lauschen auf den Gesang eines Vogels, bei der Umarmung eines lieben Menschen, beim Essen, beim Gehen …

d) Das Rätsel

Ein typisches Element des Zen sind die Rätsel, zu denen die Koans (widersprüchliche Aussagen), aber auch Gleichnisse gehören. Ein fünfteiliges Gleichnis, das die fünf Schritte des Zen beschreibt, wurde vor ca. 1200 Jahren, also um 850 n.Chr. von Dongshan Liangji in China verfaßt. Dieser Text trägt den Namen „Die fünfgeteilte Rangordnung“.