Ziemlich böse Freunde - Peter Maczollek - E-Book

Ziemlich böse Freunde E-Book

Peter Maczollek

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Beschreibung

Peter Maczollek und Leslav Hause sind Bandidos der ersten Stunde. Sie brachten den in den USA gegründeten Motorradclub vor 14 Jahren nach Deutschland und sind maßgeblich daran beteiligt, dass der Bandidos MC Germany heute rund 700 Mitglieder hat – Peter als einer von drei Deutschlandchefs und Les als Sargento de Armas des Clubs. Die Gründungsgeschichte der Bandidos in Deutschland ist zugleich die Geschichte einer einzigartigen Männerfreundschaft. Peter und Les kennen sich seit 30 Jahren, kämpften stets Seite an Seite, haben viel Blut und Schweiß miteinander vergossen, wilde Partys gefeiert und zusammen im Knast gesessen. Der Bandidos MC Germany ist ihre gemeinsame Welt. In diesem Buch lassen sie erstmals Außenstehende daran teilhaben. Sie erzählen von Rockerfreundschaften und von Feindschaften, von Brüdern und Gegnern, tödlichen Auseinandersetzungen und Enttäuschungen. Die beiden Führungsmitglieder geben einen einzigartigen Einblick in die geheime Welt der Rocker.

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Seitenzahl: 287

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Originalausgabe

2. Auflage 2013

© 2013 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Werner Wahls

Umschlaggestaltung: Maria Wittek

Umschlagabbildung vorne: Timo Maczollek

Umschlagabbildung hinten: Charly Castro Photography

Satz: Georg Stadler, München

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

ISBN Print 978-3-86883-288-4

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86413-304-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86413-305-3

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.muenchner-verlagsgruppe.de

Dieses Buch ist unserem Bruder Bandido Eschli 1%er gewidmet, allen verstorbenen Brüdern und auch denen, die für den Club ihre Freiheit geopfert haben. Und natürlich den Membern der ersten Stunde, den »Germanen«…

Begriffe aus der Biker- und Rockerszene werden am Ende dieses Buches in einem Glossar erklärt.

Das Vorwort

von Peter M. und Les H.

Rocker sind böse. Rocker sind kriminell. Rocker nehmen Drogen, Rocker sind Schläger, Zuhälter, Waffendealer und Drogenhändler – sie sind skrupellos, geld- und machtgierig, Rocker sind Mörder, Räuber und Vergewaltiger. Rockerclubs sind Mafiaorganisationen, Terroris­tenvereinigungen und die größte Bedrohung für die westliche Welt.

So werden wir in der Öffentlichkeit dargestellt – von Politikern, Journalisten und der Polizei. Damit werden Storys angereichert, Bücher geschrieben, TV-Beiträge gedreht – und es wird sehr viel Geld damit verdient.

Eigentlich könnte man dieses Buch an dieser Stelle beenden, denn genau das steht – auf die wesentlichen Kernaussagen reduziert – in den meisten anderen Werken, die über Rocker geschrieben werden. Ein ­bisschen angereichert mit Blut, Schweiß und Abgasen; ein paar Zeitungszitate und Statements von sogenannten Experten, Aussteigern und Journalisten dazu, und fertig ist das Standardwerk zum Thema Rockerkrieg.

Wer bei dieser Meinung bleiben möchte, sollte dieses Buch weglegen, denn es wird von zwei Männern geschrieben, die eigentlich die schlechtesten aller Grundvoraussetzungen für dieses Thema mitbringen:

1. Sie sind seit mehr als 30 Jahren Rocker und kennen sich in der Szene also aus.

2. Sie haben maßgeblich an der Gründung der Bandidos in Deutschland mitgewirkt.

3. Sie sind keine Aussteiger, sondern noch immer aktiv dabei – haben also nur wenig Gründe, ihrem Club ans Bein zu pissen.

Wer jetzt immer noch weiterliest, hat die Chance, ein wenig mehr über uns, unsere Wurzeln und unser Leben in der Welt eines großen, internationalen Rockerclubs zu erfahren. Und dann kann man zwei Kerle kennenlernen, die von frühesten Kindesbeinen an nur davon geträumt haben, eines Tages mit einer Lederjacke und einem Motorrad auf der Straße zu stehen.

Diesen Traum haben wir uns erfüllt. Von der kleinen Straßengang über die gelben Ghostrider bis hin zu dem Bandidos MC, für uns der beste Motorcycleclub der Welt. Und dabei ist eine Freundschaft entstanden, die einzigartig sein dürfte. Seit mehr als 30 Jahren sind wir Freunde, Brüder, Biker, Partner, Kumpels, Schalke-Fans und Seelenverwandte.

Ob man in uns nun tatsächlich die Schwerverbrecher findet, die wir angeblich sein sollen, muss jeder für sich entscheiden. Wir wissen, was wir sind: keine Chorknaben und schon gar keine Engel. Wir sind Rocker, nicht weil es Mode ist, sondern aus Leidenschaft und voller Überzeugung. Wir sind Banditen – mit ganzem Herzen.

Die Razzia

von Peter M.

Manchmal geht man besser erst einmal aufs Klo. Besonders dann, wenn eine SEK-Einheit der Polizei gerade im Begriff ist, das Haus zu stürmen. Mit Angst hat das gar nichts zu tun und man sollte jetzt auch nicht versuchen, sich vorzustellen, wie unzählige Bandidos gleichzeitig auf den Abort stürmen, um dort all die Waffen, die bei uns ja immer vermutet werden – also Panzerfäuste, Handgranaten und Schnellfeuergewehre –, die Toilette hinunterzuspülen. Ich selbst habe das noch nie ausprobiert, könnte mir aber vorstellen, dass es ein lustiges Bild abgeben würde, wenn diese Waffen dann wie in leere Weinflaschen gesteckte Silvesterraketen aus dem Pott herausschauen würden.

Nein, bei Razzien gehe ich aus rein pragmatischen Erwägungen noch einmal austreten, weil es nichts Unschöneres gibt, als mit Kabelbindern auf den Rücken gefesselt stundenlang auf dem Boden zu liegen und die vermummten Beamten vergeblich um einen Gang zur Toilette zu bitten. Und solche Durchsuchungen können manchmal wirklich dauern. Mit einer leeren Blase und unserer langjährigen Erfahrung allerdings lassen sich Situationen wie diese entspannt aussitzen – oder eben ausliegen …

So war es auch im Frühjahr 2012. Wir hatten eine Sitzung in unserem Bochumer Clubheim, als wir unten auf der Straße plötzlich eine Lautsprecherdurchsage der Polizei hörten. Nachdem ein Angler im rheinland-pfälzischen Anhausen aus Angst einen Polizeibeamten durch die verschlossene Haustür erschossen hatte, weil er nicht ­wusste, wer da gerade versuchte, gewaltsam in sein Haus einzudringen, war man auf Behördenseite zu dem Schluss gekommen, Polizeieinsätze künftig besser per Lautsprecher anzukündigen.

Nun muss man wissen, dass die Polizei von NRW eigens für Einsätze dieser Art ein Spezialfahrzeug aus den USA angeschafft hat. Mit einem Rammbock und einer Art Hebebühne – so war man wohl vor der Anschaffung dieses 350.000 Euro teuren Gerätes sicher – würde man Gebäude wie unseres problemlos stürmen können. Was in dem amerikanischen Fahrzeugprospekt offenbar nicht stand: Wenn – wie in deutschen Städten nun einmal üblich – Autos vor den Häusern stehen, kommt dieses Spezialfahrzeug nicht nah genug an die Fassade ran. Ein kleiner Schönheitsfehler, der den Behördenleitern bitter aufgestoßen sein muss, als man bei unserem Clubheim, wie in den Jahren zuvor auch, wieder die bewährte Baumarktleiter anstellen musste. In den Zeitungen war selbstverständlich trotzdem das neue Einsatzfahrzeug abgebildet, aber ich will dem nordrhein-westfälischen Innenminister an dieser Stelle nicht die ganze Freude nehmen …

Wir standen oben im ersten Stock, schauten interessiert den angestrengten Bemühungen der Ordnungskräfte zu und fragten uns währenddessen die ganze Zeit, warum man nicht einfach unten an die Tür geklopft und um Einlass gebeten hatte. So etwas macht optisch zwar nicht viel her, ist aber mit deutlich weniger Aufwand verbunden, und es ist meines Wissens auch noch nie vorgekommen, dass in der Geschichte der deutschen Bandidos sich jemals ein Chapter in seinem Clubheim verschanzt und der Polizei den Eintritt verweigert hätte.

Irgendwann also – ich war mittlerweile vom Klo zurück – standen endlich die Leitern an der Hauswand und wir konnten von innen beobachten, wie mit Helm und Schusswesten bewehrte Beamte verzweifelt versuchten, mit Rammen und anderen Schlaggegenständen die Fenster zu unserem Raum einzuschlagen. Aber auch das wollte nicht so recht funktionieren, weil unsere Fenster mit einer Spezialfolie beklebt waren, die es Freund und Feind schwer machen sollte, etwas durch unsere Fenster zu schmeißen, seien es nun Molotowcocktails, Handgranaten oder Steine.

Es kam dann der Moment, wo man mit diesen hilflosen Beamten schlichtweg Mitleid bekommen hat. Die Jungs auf der Leiter können im Grunde auch nichts dafür. Sie führen Einsatzbefehle aus und tun das, was sie jahrelang geübt haben – allerdings ohne Fensterfolie. Einer unserer Leute fragte die Beamten auf der Leiter also durchs verschlossene Fenster hindurch, ob wir nicht vielleicht einfach aufmachen sollten. Die Männer nickten uns dankbar zu – »ja, macht das mal!« –, denn es schien auch ihnen langsam zu dämmern, dass sie da oben eine zunehmend unglückliche Figur machten. Wir öffneten die Fenster, im selben Moment flogen Blendgranaten in den Raum und nach ein paar Sekunden lag ein Großteil von uns rüde gefesselt mit dem Gesicht auf dem Boden. Es fehlte eigentlich nur noch der Mann auf dem Regiestuhl, der durchs Megafon brüllt: »Klappe, Schnitt – das Ganze bitte noch einmal. Und bitte Daniel Craig noch ein bisschen nachpudern!«

Der Einsatz

von Les H.

Noch bevor die Blendgranate oben gezündet worden war, bin ich nach unten ins Erdgeschoss gestürmt. Ich hatte an diesem Abend meine Frau, meinen Sohn und meine vier Hunde mit, und da ich ja wusste, wie es bei Einsätzen dieser Art normalerweise zugeht, war mir klar, dass ich schleunigst runter zu meiner Familie musste. Ich war kaum im Treppenhaus, da lief mir auch schon der erste vermummte Bulle über den Weg, der sofort mit seiner Pistole auf meinen Hund zielte. Eine junge Dogge im Welpenalter. Ein wunderbares Tier, das vor Angst und Aufregung zitterte.

Unten konnte ich sehen – und hören –, dass ein paar Polizisten ohne jeden Grund mit ihren Schlagstöcken auf meine Hunde eindroschen. Meine Frau schrie vor Entsetzen, mein Junge war wie versteinert. Dem Beamten, der noch immer starr seine Waffe auf meinen Hund gerichtet hatte, konnte ich in seinen Augen ansehen, dass er gleich abdrücken würde. Plötzlich kam einer seiner Kollegen um die Ecke und riss ihm schreiend die Waffe runter: »Bist du bekloppt? Der Köter sitzt doch nur da und schaut dich an!« Der Typ drehte sich ab und sagte: »Glück gehabt, Arschloch!« und ging weiter.

Der Hund von unserem Bruder Heino vom Chapter Osnabrück wurde damals getötet, als er wegen des Verdachts, einen 81er erschossen zu haben, verhaftet wurde. Ist ja dann auch nur der Hund eines gesuchten Mörders, warum soll sich da jemand den Kopf zerbrechen. In den Berichten steht dann lapidar, dass die Tiere aggressiv waren, angreifen wollten und die Beamten aus reiner Notwehr gehandelt hätten. So etwas ist nicht mehr als eine Randnotiz für die Ermittlungsbehörden. Da fragt keiner nach, ob eine solche Maßnahme wirklich notwendig gewesen ist. Und für die Polizisten ist das eine feine Sache, schließlich können sie kaum ohne Grund auf uns ballern – da ist so ein Hund schon etwas anderes, als ständig nur auf blöde Schießscheiben zu zielen.

Ich lag gefesselt mit der Fresse auf dem Boden und konnte mich kaum bewegen. In unserem Clubheim war die Hölle los. Überall wurde geschrien, Hunde jaulten, Frauen und Kinder weinten – ein irrsinniges Chaos.

Sessel wurden aufgeschlitzt, Schränke und Schubladen ausgeleert, Bilder und Spiegel von den Wänden gerissen, Mobiliar zertrümmert. In kürzester Zeit sah das Clubheim aus wie ein Kriegsschauplatz. Im Eingangsbereich wurden die Waffen gesammelt, die man bei dem Einsatz finden konnte: ein paar Küchenmesser und Scheren, also Dinge, die es nur bei Motorradrockern gab und die uns so ungemein gefährlich machten. Und der Vollständigkeit halber – man fand im Billardtisch noch 10 Gramm Koks, die irgendein Gast dort wohl versteckt hatte.

Daraus wurde dann natürlich eine große Sache gemacht und wir fragen uns dann manchmal, ob man bei einem Drogenfund an anderer Stelle eine ähnlich große Welle machen würde. Angenommen, man würde auf dem Klo des Bundestages ein paar Krümel Kokain finden. Was wären dann die Rückschlüsse? Unsere Volksvertreter nehmen Drogen? Oder unsere Bundestagsabgeordneten betreiben gewerbsmäßigen Handel mit Drogen? Würde man dann den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert verhaften? Oder die Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU, SPD, Grüne, Linke und FDP? Es ist eine Frage der Betrachtungsweise. Letztlich muss man hier doch mal festhalten, dass bei einem Großeinsatz dieser Art am Ende nichts herausgekommen ist als ein paar Gramm Koks, von denen man noch nicht einmal weiß, wer sie versteckt hat. Eine faszinierende Ausbeute, wenn man bedenkt, dass gerade eine unglaublich gefährliche, den Landesfrieden bedrohende Rockerbande hochgenommen worden ist.

Aber der Abend war ja noch längst nicht vorbei. Während ich noch immer gefesselt auf dem Boden lag, wurde mein Sohn von einem Beamten hereingeführt. Dem Jungen, gerade einmal zwölf Jahre alt, wurde dann von einem vermummten SEK-Beamten erklärt, was für einen tollen Vater er doch habe: »Da, schau mal, was für asoziale Eltern du hast! Dein Vater ist ein mieser Verbrecher, mehr nicht!« Dann führten sie den Jungen wieder raus zu seiner Mutter. Ich muss nicht betonen, dass Psychopathen dieser Art bei einem Motorradclub vermutlich gar keine Aufnahme finden würden. Vielleicht sind sie genau aus diesem Grund am Ende auch bei der Polizei gelandet …

Der Streit

von Peter M.

Der Vorwurf lautete auf »Anstiftung zum versuchten Mord«, er wurde uns mitgeteilt, nachdem wir auf einer Polizeiwache erkennungsdienstlich behandelt worden waren: Fotos, DNA-Probe, Fingerabdrücke. Danach ab zur Durchsuchung meines Hauses. Auf dem Weg dorthin bat ich die Beamten, wenigstens in meinem Heimatort nicht die ganz große Welle zu schlagen, war ich doch vor nicht allzu langer Zeit erst dort hingezogen. Es muss ja nicht sein, dass die neue Nachbarschaft gleich den Hammer vor den Kopf bekommt, zumal ich nicht der Typ bin, der zu Hause von morgens bis abends in Clubklamotten rumläuft und den dicken Macker markiert.

Zu meinem großen Erstaunen sicherten die Beamten mir ein wenig Diskretion zu – und zu meinem noch größeren Erstaunen hielten sie sich auch daran. Ganz anders lief es an diesem Abend bei Les. Bei ihm wurde mit großem Getöse vorgefahren, im Haus alles herausgerissen und am Ende wurden auch noch die Nachbarn darauf hingewiesen, dass sie neben einem Kriminellen leben würden und sofort die Polizei verständigen sollten, sofern ihnen etwas komisch vorkommen würde. Diese armen Bürger dürften auf die volle Unterstützung der Polizeibehörden bauen – und man würde sie zu jeder Tages- und Nachtzeit vor diesem Unmenschen schützen. Gegrüßt wird Les seit jener Nacht kaum noch, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ihn dieser Bann nicht in eine Persönlichkeitskrise stürzen wird.

Dieser denkwürdigen Polizeiaktion vorausgegangen war eine Auseinandersetzung unserer Jungs mit den Anglern in Mönchengladbach. In dem speziellen Fall war es wohl so, dass ein paar unserer Jungs Anfang Januar 2012 in Mönchengladbach von einem 81er-SupporterClub darauf hingewiesen worden waren, sich gefälligst zu verpissen und sich nie wieder blicken zu lassen. Eigentlich erstaunlich, da in Mönchengladbach weder Banditen noch Angler ihre Clubs hatten, sondern lediglich die Outlaws – also ein weiterer Weltclub. Und Gremium. Aber solche Possen kommen schon mal vor und gehören in manchen Gegenden fast schon zum Alltag. Nun, die Jungs fanden diese Ansage nicht ganz so bedeutend und beschlossen – wie wir später erfahren konnten –, der Sache auf den Grund zu gehen und ein paar Tage später mit etwa 25 Mann auf ein Bierchen nach Mönchengladbach zu fahren.

Das sprach sich wohl relativ schnell herum, sodass in kürzester Zeit 60 bis 80 Angler in die Stadt kamen und – wie wir später erfahren haben – unsere Leute gestellt und angegriffen haben. Nach den ersten Scharmützeln quer durch die halbe Stadt standen vielleicht 20 Bandidos 30 bis 40 Anglern gegenüber und lieferten sich eine üble Keilerei. Ich selbst lag an diesem Abend – es war ein Samstag – gemütlich zu Hause auf der Couch und glotzte mit meiner Frau zusammen einen Film, als irgendwann zwischen 22 und 23 Uhr ein Anruf aus Gladbach bei mir einging. Am Telefon war einer unserer Brüder, der mir in kurzen Worten schilderte, dass es in Mönchengladbach zu jagdähnlichen Szenen gekommen sei, ein paar unserer Jungs über die Stadt verstreut und wohl auch schon welche liegen geblieben seien. Ich setzte mich sofort mit Les in Verbindung, der in kürzester Zeit rund 80 Mann in Oberhausen versammelte, mit deren Hilfe wir unsere Jungs in Gladbach rausholen wollten.

Dazu muss man erklären, dass ein Vice-Presidente Europe, wie ich einer bin, nicht über alles, was in seinem Club vorgeht, Bescheid wissen kann. In Deutschland gibt es mittlerweile 70 Chapter mit insgesamt mehr als 700 Mitgliedern. Wenn jeder von denen ständig bei mir anrufen würde, um mir zu berichten, dass er gerade nach Gladbach, Karlsruhe oder Freising fahren möchte, um dies oder das zu regeln, hätte ich schon längst kein Telefon mehr. Weder ich noch meine zwei Vice-Presidente-Kollegen sind ständig über alles informiert. Jedes Chapter macht sein eigenes Ding, ich denke, da geht es jedem Chef eines mittelgroßen Unternehmens ähnlich: Auch der weiß nicht, wer gerade bei der Steuer trickst, wer gerade seine Spesenabrechnung frisiert oder welcher Außendienstler gerade auf einer Autobahn rechts überholt hat. Und weder Polizist noch Richter würden jemals auf die Idee kommen, für solche Vergehen den Firmenboss verantwortlich zu machen. Andernfalls würden sich Landesinnenminister oder Polizeipräsidenten von früh bis spät Vernehmungen gegenübersehen, denn auch in Polizeikreisen kommt es fast täglich zu Gesetzesübertretungen …

In der Zwischenzeit hatten wir weitere Anrufe mit genauen Ortsangaben bekommen. Die meisten unserer Jungs waren über die Stadt verstreut und hielten sich, so gut es ging, bedeckt. Die ganze Sache war offenkundig aus dem Ruder gelaufen und die Kerle wollten eigentlich nur noch eines: irgendwie raus aus der Stadt und ab nach Hause. Da die Rennleitung natürlich ständig unsere Telefone abhört, wurden wir ganz gezielt gegen ein Uhr morgens am Mönchengladbacher Stadtrand von einem Großaufgebot der Polizei bereits erwartet.

In null Komma nichts waren unsere Fahrzeuge eingekesselt und dann ging erst einmal gar nichts mehr. Les und ich sind dann ausgestiegen und fragten nach der Einsatzleitung. Wir stellten uns dem Mann, wie es sich gehört, als Maczollek und Hause vor, schilderten das Problem unserer Leute und erklärten, dass wir nur gekommen seien, um unsere Jungs da heil rauszuholen und Schlimmeres zu verhindern.

Der Einsatzleiter meinte, dass zunächst einmal von allen Anwesenden die Personalien aufgenommen werden müssten. Les und ich starrten uns nur noch staunend an. In der Stadt lag ein schwer verletzter Angler und auch von unseren Jungs waren dem Vernehmen nach einige angeritzt, und dieser Chefstratege wollte zunächst einmal in aller Ruhe 80 Personalien aufnehmen? Wir erklärten dem Beamten, dass hierfür wohl kaum noch die Zeit sei, und boten ihm an, von Les, mir und den Fahrern die Daten aufzunehmen, und dann los. In dieser Nacht war jede Minute kostbar, was am Ende auch der Einsatzleiter einsah. Er war einverstanden und nach einer weiteren Verzögerung konnten wir endlich in die Stadt fahren und unsere Leute abholen.

Ein paar Wochen später kam dann der Strafbefehl: Landfriedensbruch und Anstiftung zur versuchten Tötung gegen Les und mich. Einer der Angler hatte bei der Auseinandersetzung wohl ein Messer in die Leber bekommen und wäre den Angaben zufolge fast über den Jordan gegangen. Auch von unseren Leuten hatten ein paar Stichverletzungen erlitten, keine war jedoch lebensgefährlich. Aus dieser Geschichte hatten sie eine versuchte Tötung gemacht, und da nach dem kleinen Rockereinmaleins der Polizei die großen Motorradclubs streng hierarchische Verbrecherbanden sind, bei denen nichts ohne den Befehl oder die Anordnung des Chefs läuft, gingen die Strafbefehle naturgemäß an Les und mich.

Und nicht zu vergessen: Es standen Landtagswahlen in NRW an. Der fleißige Herr Innenminister von den Sozialdemokraten brauchte noch ein wenig Wahlkampfunterstützung – die Kassen der Partei waren womöglich leer. Mit ein paar groß angelegten Razzien ließ sich hervorragend Wahlkampf machen. Die Wähler sollten sehen, dass hier einer ein Ministerium leitet, der sich endlich mal was traut. Einer, der sich nicht in die Hosen scheißt. Eine Pressekonferenz jagte die ­nächste – das Innenministerium wollte mal so richtig zeigen, wer Herr im Land ist.

Nun, die Rechnung schien ja einigermaßen aufgegangen zu sein. Die Ministerpräsidentin und ihr Innenminister haben schließlich das Rennen gemacht. Und wir könnten uns doch einmal gemeinsam mit unseren Landesvertretern hinsetzen und darüber beraten, ob wir nicht vielleicht eine Parteispendenquittung bekommen. Das wäre doch mal eine Ansage, schließlich haben wir – ungefragt – dazu beigetragen, dass der Herr Innenminister in seinem Amt bestätigt wurde.

Ganz nebenbei: Nicht, dass wir uns beschweren wollten, aber ist einem der vielen Pressevertreter, die so gerne über diese Polizeiaktionen berichtet haben, vielleicht schon einmal aufgefallen, dass es nach der Wahl wieder erstaunlich ruhig wurde? Das könnte natürlich vielerlei Gründe haben. Vielleicht wurden die Motorradgangs ja durch diese Aktionen zerschlagen, aber wenn ich in die Clubheime der Bandidos fahre, sind die immer noch voll. Das kann es also nicht sein.

Vielleicht sind wir durch die knallharten Polizeimaßnahmen plötzlich ganz brav geworden und stellen künftig keine Gefahr mehr für die Allgemeinheit dar? Oder waren wir vielleicht gar keine Bedrohung für die Gesellschaft, wie uns immer unterstellt wurde? Könnte das vielleicht auch sein?

Vielleicht warten wir einfach ab, wie es vor der Bundestagswahl 2013 aussieht. Und die nächste Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen kommt ja auch wieder. Womöglich sind wir dann wieder ganz böse und gefährlich. Wir werden es dann ja sehen … Herzlich willkommen in der Welt der Bandidos!

Nur ganz nebenbei: Das Verfahren gegen Les und mich wegen der Sache in Mönchengladbach wurde eingestellt. Aber das ist ja keine Schlagzeile wert.

Die Ursprünge

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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