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Serg Kos

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Beschreibung

Als Lina Kellermann nach Jahren in die verschneite Kleinstadt Auenfeld zurückkehrt, erwartet sie nichts weiter als ein paar stille Wintertage im alten Lindenhof – dem Haus ihrer Kindheit, das noch immer den Duft von Holzfeuer und Erinnerungen trägt. Doch schon am ersten Abend begegnet sie Jonas Brandt, dem zurückhaltenden Bäcker der Stadt, dessen ruhige Art sie tiefer berührt, als sie zugeben möchte. Zwischen Schneeflocken, warmem Kerzenlicht und dem zauberhaften Klang der Weihnachtsglocken entsteht langsam eine Nähe, die Lina nicht gesucht hat – und doch braucht. Während Jonas ihr zeigt, wie man im Winter Geduld und Wärme findet, lernt Lina, dass manche Herzen Zeit brauchen, um aufzutauen. Und dass echte Zuneigung oft in den leisen Momenten liegt: einem Blick über den gedeckten Tisch, einer gemeinsamen Nacht in der Backstube, einem Spaziergang durch die funkelnde Kleinstadt. Doch die Vergangenheit ruht nicht. Ein vergilbter Brief, eine unerwartete Offenbarung und Linas eigener Zweifel drohen, die zarte Bindung zwischen ihnen zu erschüttern. Erst als ein Winterabend alles verändert, erkennen beide, dass Liebe nicht laut sein muss, um wahr zu sein – und dass manchmal ein ganzer Ort hilft, zwei Herzen zusammenzuführen. „Zimt und Schneeflocken“ ist ein warmherziger, weihnachtlicher Liebesroman über Vertrauen, zweite Chancen und die Magie eines Winters, der mehr schenkt, als man erwarten kann.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ankunft im Schnee

Ankunft im Schnee

Der Zug glitt wie ein dunkler Gedanke durch die weiße Weite. Draußen lag der Winter dicht an die Welt geschmiegt, geduldig und still, als hätte er sie mit einer Hand aus Licht und Atem zugedeckt. Lina lehnte die Stirn an die kalte Scheibe und fühlte, wie der Frost das Glas mit feinen Blumen schrieb. Jede Station, die sie hinter sich ließ, war wie ein leiser Entschluss, den sie nicht laut aussprach.

Sie fuhr nach Auenfeld, der Kleinstadt, in der der Dezember roch wie Zimt und Fichte und warme Wolle. Als Kind war sie im Sommer dort gewesen, bei ihrer Großmutter, die die Menschen der Stadt nur „die Lina von der Lindenstraße“ nannten, weil der Lindenbaum im Hinterhof alles überragte. Doch im Winter war sie selten dort—und nie allein. Diesmal hatte sie niemanden gebeten, sie abzuholen. Sie hatte selbst den Koffer gepackt, die Zugverbindung gesucht, den Mantel aus dunklem Tuch übergestreift, der ihren Atem als kleine, helle Wolken darüber trug. Manchmal, dachte sie, muss man die eigenen Füße in den Schnee setzen, ohne zu wissen, wie tief er ist.

Der Zug bremste. Auenfeld, stand in runden, freundlichen Buchstaben am kleinen Stationsgebäude, das ein rotes Dach trug wie die Mütze eines Weihnachtsmannes, der nie in Eile war. Als Lina ausstieg, wehte der Schnee quer über den Bahnsteig, bewegte die Tannenzweige in den Blumenkästen und legte eine stille, flirrende Musik über das Gleis, als spiele jemand an unsichtbaren Saiten.

Sie hob ihren Koffer, der ein ungeschickter Gefährte im Schnee war, und lächelte kurz über sich selbst. Dann hörte sie eine Stimme, die so klang, als hätte sie ein Lachen dabeigehabt, auch wenn es noch nicht gelacht hatte.

„Das sieht schwerer aus, als es ist. Darf ich?“

Lina wandte sich um. Der Mann trug eine Wollmütze, die Farbe zwischen Nachtblau und Tannengrün, darunter dunkles Haar, das trotz des Schnees seinen eigenen Weg suchte. Er hatte jene Art von Augen, die zuerst fragen und erst dann sehen, und eine Schulter, auf der der Schnee schmolz, weil darunter Wärme war.

„Es geht schon“, sagte Lina. „Aber danke.“

Er nickte, nicht beleidigt, nur aufmerksam. „Willkommen in Auenfeld“, sagte er. „Man glaubt immer, man kennt die Wege, aber der erste Schritt im Schnee fühlt sich wie ein neuer Anfang an.“

„Kennen wir uns?“ Lina hörte die Schärfe in ihrer Stimme und erschrak darüber. Vielleicht war es nur die Kälte, die Worte härter machte.

„Noch nicht. Ich bin Jonas.“ Er zeigte auf das Schild der Bäckerei, das man von der Station aus sehen konnte—ein hölzernes Brezel-Emblem, das im Wind leise knarrte. „Ich bringe jeden Morgen Brötchen für die Frühzüge. Heute war ich zu spät, der Teig hat gestreikt. Und wenn der Teig streikt, lernt man Demut.“

„Ich bin Lina“, sagte sie, dann, lachend über das Unwahrscheinliche des Satzes: „Ich steige aus Zügen, die nicht warten, und lerne Geduld.“

Er lächelte, und das Lachen, das seine Stimme angekündigt hatte, kam endlich. „Das ist eine gute Aufgabenteilung. Darf ich wenigstens den Koffer bis zum Tor tragen? Danach ist Auenfeld klein genug, um allein zu sein, wenn man es will.“

Lina nickte. Sie gingen nebeneinander, und für einen Moment war es, als hätte der Schnee nicht nur die Stadt, sondern auch die Geräusche der Welt zugedeckt. Man hörte das Knirschen ihrer Schritte, und irgendwo in der Ferne das leise Klingen von Geschirr, als bereitete jemand eine Suppe zu, die lange auf dem Herd stehen durfte.

„Sie sind nicht von hier“, sagte Jonas, ohne die Worte wie eine Frage klingen zu lassen.

„Nein. Aber ich kenne den Lindenhof. Meine Großmutter hat dort gewohnt.“ Lina fühlte, wie das Wort Großmutter warm in ihrem Mund wurde, als hätte es ein eigenes Feuer. „Ich werde das Haus über die Feiertage lüften, ein paar Dinge ordnen. Manches ist… liegengeblieben.“

„Im Lindenhof ist der Winter immer ein wenig weißer“, sagte Jonas. „Die Straße windet sich hin wie ein Band. Wenn die Lampen abends angehen, wirkt es wie ein Adventskalender, der draußen hängen geblieben ist.“

Sie gingen am Weihnachtsmarkt vorbei, der sich in den Nachmittag hinein aufleuchtete. An den Ständen dampfte Schokolade, ein Tannenduft mischte sich mit Orangen und einem Hauch Anis, und über der kleinen Eisbahn schnurrte eine Lichtergirlande wie ein leuchtender Faden. Kinder kippten vor Lachen, wenn sie fielen, standen wieder auf, weil diese Stadt es ihnen beibrachte: Fallen lohnt sich nur, wenn man wieder hochkommt.

„Kommen Sie morgen?“ fragte Jonas. „Wohin?“ „Zur Eröffnung. Offiziell macht der Markt erst morgen auf. Heute wird nur geprobt: Musik, Glühwein, ob die Lichter halten. Man nennt das hier den ‚leisen Abend‘.“ „Vielleicht“, sagte Lina. „Ich bin wegen anderer Dinge hier.“ „Auch gut.“ Er trug den Koffer, als wäre er leichter geworden. „Manchmal erledigen sich die anderen Dinge schneller, wenn man einen Becher in der Hand hält.“

Beim Tor zum Lindenhof blieb er stehen. Das alte Haus duckte sich unter dem Schnee, die Fensterläden trugen weiße Mützen, und der Lindenbaum im Hof hielt seine kargen Zweige wie ein alter Freund, der auch im Winter weiß, wo man hingehört.

„Danke“, sagte Lina und nahm den Koffer. „Fürs Tragen. Und fürs Nicht-Fragen.“

„Fragen sind wie Schneeflocken“, sagte Jonas. „Fallen sie zu schnell, sieht man nichts mehr. Ich schau nur, dass Sie nicht ausrutschen.“ Er deutete auf die Stufen. „Vorsicht, die zweite ist tückisch.“

„Ich erinnere mich“, sagte Lina. „Die zweite war immer die, die knarrte.“

„Sie knarrt noch. Manche Dinge ändern sich richtig schön langsam.“ Er zog die Mütze tiefer. „Einen guten Abend, Lina vom Lindenhof.“

Als er ging, spürte Lina eine Bewegung in der Brust, die nicht nur Kälte war. Sie stand einen Augenblick still, hörte den Schnee. Dann drehte sie den Schlüssel im Schloss, und das Haus öffnete sich in einen Geruch aus Holz, Papier, Seife und etwas, das man nicht kauft: Zeit.

Die Uhr im Flur tickte. Sie hatte keine Batterien, aber sie tickte, als würde die Vergangenheit dort weiterlaufen, wo die Gegenwart stehenblieb. Lina zog den Mantel aus, hängte ihn an den Haken, der einen kleinen, abgegriffenen Stern als Knopf hatte. Sie strich mit dem Finger darüber. „Hallo, Oma“, sagte sie leise.

In der Küche lag ein Umschlag auf dem Tisch. Kein Staub darauf, als hätte ihn gestern erst jemand hingelegt. „Für dich, falls du kommst“, stand darauf in der runden, klaren Schrift, die Lina nie verwechseln konnte. Ihre Finger zitterten, nicht vor Kälte. Sie setzte sich, zog den Umschlag zu sich, atmete einmal durch, wie man es tut, bevor man ein Fenster öffnet, hinter dem es hell ist.

Du hast dir Zeit gelassen, begann der Brief. Das ist gut. Gute Dinge brauchen Zeit, und manche guten Dinge brauchen auch Mut. Wenn du das hier liest, bin ich nicht mehr dort, wo man mir einen Tee kochen kann. Aber ich bin da, wo deine Hände mich finden: im Holz der Stühle, im Geruch des Linnen, im Bild an der Wand, auf dem der Lindenbaum mehr grün ist, als er in Wirklichkeit je war.

Lina legte die Hand auf die Tischkante, als könnte sie die Hand ihrer Großmutter darunter spüren, die immer ein wenig mehlig war, weil sie nie aufhörte, Brot zu backen.

Du wirst es schon sehen, stand da weiter. Das Haus ist groß genug für Erinnerungen und klein genug, um nicht allein zu sein. Wenn du an den Markt gehst, leg eine Mandarine auf die Fensterbank. Es bringt Glück. Frag mich nicht warum. (Doch, frag ruhig. Ich antworte wahrscheinlich mit einem Lachen.)

Lina lächelte, obwohl ihr die Augen brannten.

Und wenn dir jemand den Koffer trägt, sei freundlich. Auenfeld hat nicht viele Geheimnisse, aber es hat Menschen, die das Gewicht anderer kennen.

Lina hielt inne. Im Hof knarrte der Schnee, als ginge draußen jemand an der Mauer entlang. Sie stand auf, trat ans Fenster. Da war niemand mehr. Nur der Lindenbaum, der dem Nachtwind sein feines Lied gab.

Sie wusch sich die Hände, stellte den Kessel auf, als wäre der Abend nicht schon lang genug, um müde zu sein. Sie fand Tee in einer Dose, deren Etikett abgeblättert war—Kamille, erinnerte sie sich, denn Kamille war Omas Antwort auf zu viele Fragen. Der Dampf stieg auf, und in ihm lag eine Ruhe, die leise sagte: Es ist gut, hier zu sein.

Als sie den Vorhang beiseite schob, sah sie durch den Hof eine Gestalt, die mit einer Leiter vorsichtig an den großen Stern griff, der jedes Jahr an der Hofmauer aufgehängt wurde. Die Leiter stand schief im Schnee. Heute war niemand da, der das sonst machte. Lina öffnete das Fenster. Die Kälte sprang leichtfüßig herein.

„Hallo?“ rief sie.

Die Gestalt drehte sich um. Jonas. Seine Mütze war über ein Ohr gerutscht, und am Mantel klebten Flocken, als hätten sie ihn bekränzt.

---ENDE DER LESEPROBE---