Gefährliche Affären - Anke Gebert - E-Book

Gefährliche Affären E-Book

Anke Gebert

0,0

Beschreibung

Wenn ein Mann und eine Frau heimlich eine Affäre beginnen, treffen sie eine Abmachung, an die sie sich unbedingt halten sollten. Tut einer von beiden dies nicht, könnte es gefährlich werden. Lebensgefährlich. Vier Kurzkrimis von Anke Gebert.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 53

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

Anke Gebert

 

GEFÄHRLICHEAFFÄREN

 
 

Inhalt

 

Mit Nehbergs in einem Boot

Time to say goodbye

Zwei in einem Boot

Tollwut

Impressum

E-Books von Anke Gebert

Weitere Kurzkrimis

Roman und Krimi

 

Der Mann da draußen

 

Marie zieht die Vorhänge vors Fenster ihres Wohnzimmers. Dabei sieht sie ihn dort stehen, vor dem Haus im fahlen Licht der großen Straßenlaterne. Er schaut zu ihr hin. Marie schließt die Vorhänge und sieht sich unwillkürlich nach ihrer Familie um, deren Lachen sie aus der Küche hört.

Sie löscht das Licht im Wohnzimmer, bevor sie sich noch einmal vorsichtig dem Fenster nähert. Er steht immer noch da, regungslos, und starrt in ihre Richtung. Das ist gegen die Abmachungen!

Sie hatte keine Vereinbarung mit ihm getroffen. Marie war davon ausgegangen, dass es mit ihm so sein würde wie mit den anderen Männern vor ihm auch. Mit den Männern, von denen ihr Ehemann nichts weiß.

Marie setzt sich im dunklen Zimmer auf die Kante des Sofas. Als das Lachen in der Küche verstummt, eilt sie ihrem Mann im Flur entgegen, bevor er sie fragen kann, weshalb sie dort im Dunkeln sitzt. Bevor ihrem Mann der Mann auf der Straße auffallen könnte, der vielleicht schon seit Stunden in Richtung der Wohnung von Marie und ihrer Familie starrt.

Sie muss sich unbedingt etwas einfallen lassen.

 

Vor ein paar Jahren hatte Marie aufgehört, manchen Versuchungen zu widerstehen, den Verlockungen, denen sie ausgesetzt war, wenn sie sich von einem fremden Mann körperlich angezogen fühlte. Das kam selten genug im Leben von Frauen vor, fand sie. Manchen passierte es vielleicht nie.

Marie war überzeugt davon, dass die meisten Frauen nur mit dem Kopf entschieden, mit wem sie ins Bett gingen. Marie hatte immer nach Lust entschieden, wenn sie einem Mann begegnete. So war es auch bei ihrem eigenen Mann gewesen, mit dem sie inzwischen seit zehn Jahre verheiratet war und zwei Kinder hatte. Marie liebt ihre Familie und hat nicht vor, dieses Glück aufs Spiel zu setzen.

Am Anfang ihrer Ehe ist sie deshalb auch treu geblieben. Eine Affäre bedeutete ihr nicht viel, denn sie ging diese nicht ein, weil sie in ihrer Ehe unglücklich war, sondern einfach nur, weil sie Lust dazu hatte. Sie hatte zunächst aus der einfachen Befürchtung heraus, ihr Familienglück in Gefahr zu bringen, widerstanden. Denn wie verschwiegen würde der jeweilige Liebhaber sein? Was wäre, wenn jemand sie beide beobachtete? Was, wenn sich der Liebhaber in Marie verliebte? Oder wenn er plötzlich vor ihrer Tür stünde oder vor ihrem Haus und in ihr Fenster sähe?

Wie sollte Marie ihrem Ehemann erklären, weshalb es diesen Liebhaber in ihrem Leben gab? Ihr würden dann wohl nur Floskeln in der Art ›Es hat nichts mit dir zu tun‹ einfallen, die sie entschuldigend vorbringen könnte. Es hatte aber wirklich nichts mit ihrem Mann zu tun. Doch würde er ihr das glauben können? Marie wollte auch nicht erfahren, ob ihr Mann welche hatte.

Niemand wusste von Maries heimlichen Erlebnissen. Vielleicht war es vor allem die Lust am Versteckspiel, am Heimlichen, die eine Affäre so aufregend machte? Doch zu einer Affäre gehörte immer ein Liebhaber – und dieser wusste von Maries Geheimnis. Und dieser könnte dafür sorgen, dass es kein Geheimnis mehr blieb, dass Marie ›aufflog‹ – und ihr Leben dadurch zerstört wurde.

 

Der Mann da draußen war ihr letzter Liebhaber gewesen. Bis vor ein paar Wochen war sie zu ihm in die Wohnung gegangen, wenn sie Lust dazu verspürte. Sie kannte seinen Namen, seine Telefonnummer, seine Adresse. Er dagegen wusste nichts über Marie. Sie hatte sich als Vera vorgestellt und ihm keine Telefonnummer genannt. Marie war es, die ihn angerufen hatte, wenn sie ihn sehen wollte, dabei blieb ihre Nummer unterdrückt. Gesprochen hatten sie wenig, denn Marie hatte nicht zu viel lügen wollen. Es ging ihr nicht darum, den Mann näher kennen zu lernen. Er hatte Marie anfangs auch nie etwas gefragt, weil er wohl ahnte, dass sie dann nicht wiederkäme. Marie hatte bis heute geglaubt, er halte sich an die Abmachungen, so wie die anderen vor ihm auch.

 

Es war an einem Tag in der Vorweihnachtszeit gewesen, als sie ihm begegnete. Marie war an einem Nachmittag in die Innenstadt gefahren, um Geschenke für ihre Familie zu besorgen. Sie hatte damit gerechnet, dass sie damit bis zum Ladenschluss am späten Abend beschäftigt sein würde, doch bereits nach zwei Stunden hatte sie alle Geschenke beisammen, bis auf eines, das sie noch für ihre schwer zuckerkranke Nachbarin, um die sie sich gelegentlich kümmerte, besorgen wollte.

Mit großen Tüten beladen, war Marie in eine Cafébar eingekehrt, in der man rauchen durfte. Sie stellte die Tüten am Tresen ab, zog ihren Mantel aus und bestellte den Tagescocktail, der auf einer Tafel mit Kreide angepriesen wurde, bevor sie die Treppen hinab zu den Toiletten ging, um sich dort im Flur aus dem Automaten eine Schachtel Zigaretten zu ziehen.

Als sie zurückkam, saß er dort, der Mann, der sich nun vor ihrem Haus aufhält. Er hatte sie angelächelt, als er ihr Feuer gab. Sie redeten ein wenig übers Rauchen und darüber, wie schön es sei, dass man das hier in dieser Bar noch dürfe. Der Mann stützte seinen Kopf auf die eine Hand und musterte Marie intensiv, während sie sich angeregt unterhielten.

Marie hatte versucht seinem Blick auszuweichen. Als sie ihr Glas zum Mund führte, zitterte ihre Hand. Als ihr Feuerzeug zu Boden fiel, hob er es auf. Als er sich wieder auf den Barhocker setzte, streifte er ihren rechten Oberschenkel.

Marie wusste nicht mehr, worüber sie sich unterhielten, doch sie würde niemals seinen Blick vergessen. Nach dem zweiten Cocktail sagte sie ihm, dass sie noch nie solch dunkelgrüne Augen wie die seinen gesehen habe. Der Mann nickte und sagte, dass die Farbe manchmal ins Braune wechsle.

Später am Abend, zu Hause, riss Marie ein Blatt von einer dickblättrigen Zimmerpflanze ab; das Blatt erinnerte sie an das Grün der Augen des Mannes, und legte es in das Buch, das sie gerade vor dem Einschlafen las. Die Telefonnummer, die ihr der Mann auf die Serviette geschrieben hatte, lernte sie auswendig.