Ich weiß, was ich kann - Band II - Winfried Wolf - E-Book

Ich weiß, was ich kann - Band II E-Book

Winfried Wolf

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Beschreibung

Louise verdankte ihre ganze Bildung den Gesprächen mit ihren berühmten Freunden Rousseau, Diderot, Grimm, Duclos und Voltaire. Sie hatte an keiner Universität studiert und war doch mit allen Bereichen vertraut, in denen die Männer in ihrer Umgebung als Meister auftraten. Trotzdem blieb sie fast ihr ganzes Leben immer nur ein Anhängsel eines Mannes. Dass ihr Name bis heute immerhin eine gewisse Bekanntheit hat, verdankt sich dem Umstand, dass sie eine Förderin und später eine Gegnerin Rousseaus war. Aber Louise war weit mehr als nur Förderin und Freundin bekannter Aufklärer. Sie war ein Frau, die sich unter den schwierigsten Bedingungen aus gesellschaftlichen Zwängen zu befreien vermochte. Sie war eine Frau, die schon früh eigene Gedanken zur Erziehung von Kindern entwickelte und ein Frauenbild verfocht, das ihrer Zeit weit voraus war.

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Winfried Wolf

Ich weiß, was ich kann

Leben und Wirken der Madame d‘Épinay

Winfried Wolf

Ich weiß,

was ich kann

Leben und Wirken der

Madame d‘Épinay

Band II

Impressum

Texte: © 2022 Copyright by Winfried Wolf

Umschlag:© 2022 Copyright by A. E. Treitinger

Verantwortlich

für den Inhalt:Winfried Wolf

Scharnhorststraße 26

93049 Regensburg

[email protected]

Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Inhaltsverzeichnis

Kurze Zusammenfassung des ersten Bandes:

Briefe gehen hin und her

Louise scheibt an Grimm über die Kinder

Ein weiterer Brief an Grimm: Der neue Mieter

Grimm lässt wieder von sich hören

Grimm schreibt dir einen weiteren Brief

Du antwortest auf Grimms Briefe

Anmerkungen des Autors

Rousseau lässt wieder von sich hören

Wieder ein Brief von dir an Grimm

Grimm schreibt dir einen Brief aus dem Feldlager in Wesel

Ein weiterer Brief von Grimm

Dein Brief an Grimm

Grimms nächster Brief aus dem Feldlager

Du antwortest deinem Freund Grimm

Grimm antwortet dir aus Münster

Du antwortest Grimm

Grimm schreibt zurück

Margency schreibt an Grimm

Ein weiterer Brief von dir an Grimm

Ein weiterer Brief von dir an Grimm

Noch ein Brief von dir an Grimm

Grimm antwortet

Du berichtest über Neuigkeiten

Ein weiterer Brief von dir an Grimm

Grimm antwortet

Dein Brief an Grimm

Anmerkungen des Autors

Rousseaus Briefroman und eigene Entwürfe

Genf

Grimms erster Brief an dich nach deiner Abreise:

Dein Brief an deine Mutter

Dein Brief an Grimm.

Grimms Antwort auf deine Nachricht.

Diderots Brief an Grimm

Anmerkungen des Autors

Weitere Briefe

Du schreibst aus Genf einen Brief an Grimm

Ein weiterer Brief an Grimm

Ein Brief Diderots an Herrn N***

Rousseau schreibt dir einen Brief

Deine Antwort auf Rousseaus Brief

Wechsel der Perspektive

Rousseaus Brief an dich nach seinem Auszug aus der Eremitage

Deine Antwort auf Rousseaus Brief

Auszug aus einem Brief der Comtesse d’Houdetot

Deine Antwort auf den Brief deiner Schwägerin

Weitere Briefe

Grimms nächster Brief an dich

Ein weiterer Brief von Grimm

Deine Antwort auf Grimms Brief

Grimm antwortet

Deine Antwort auf Grimms Brief

Anmerkungen des Autors

Glückliche Momente

Ein Brief von Grimm an seinen Freund Diderot

Ein weiterer Brief Grimms an Diderot

Voltaire schreibt dir einen Brief

Der Brief an deinen Sohn

Acht Monate an Grimms Seite

Zurück in Paris – neue und alte Pflichten

Keine Druckerlaubnis für Diderots Enzyklopädie

Grimm ist kein Marktschreier der Aufklärung.

Diderot – ein Freund mehr

Mit Grimm unter einem Dach

Eifersucht und Intrigen in ländlicher Idylle.

Das Leben geht weiter

Deine Beiträge für Grimms Correspondance littéraire

Grimms Correspondance littéraire.

Grimms Mitarbeiter und Autoren

Programm und Inhalt der Correspondance littéraire

Das Redaktionsteam der Correspondance littéraire

Deine Beiträge für Grimms Correspondance littéraire

Das Autorengespann Diderot – Épinay

Der Traum von Fräulein Clairon.

Über die Natur der Frauen.

L’Essay sur les Femmes

Anmerkungen des Autors

Auch dein Freund Galiani schreibt über die Frauen

Dein Freund Ferdinando Galiani

Melchior Grimm – auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft

Schwere Jahre

Dein Mann ist ruiniert.

La Briche und kein Ende der Probleme.

Deine Tochter heiratet

Dein Sohn, eine Schandtat nach der anderen.

Anmerkungen des Autors

Die ideale Frau

Enkelkinder und Großmutter.

Grimms Deutschlandreise

Das Experiment der Mutterschaft

Gesellschaftsdame und Theaterkritikerin

In deiner Rolle als Salonière

In deiner Rolle als Theaterkritikerin

In deiner Rolle als Literaturkritikerin.

In deiner Rolle als Schriftstellerin.

Die Freundschaft zweier schöner Frauen.

Anmerkungen des Autors

Verworrene Verhältnisse

Dein Mann verliert sein Amt

La Briche – die neue Wohnung

Grimm, der Mann für alle Fälle

Dein Sohn Louis-Joseph

Deine Tochter Angélique

Tod der Mutter

Du bekommst Enkelkinder

Dein Freund Galiani

Dein Briefwechsel mit Galiani.

Galiani schreibt dir einen Brief, in dem er dir seinen Traktat über Erziehung vorstellt.

Deine Antwort auf Galianis Brief vom 4. August.

Du schreibst einen Brief an Galiani.

Ein weiterer Brief an Galiani

Anmerkungen des Autors

Ist Grimm noch der Mann an deiner Seite?

Strohsessel und Postkutsche

Grimms Pilgerfahrt nach Russland

Anmerkungen des Autors

Dein pädagogisches Projekt

Und immer wieder die leidige Gesundheit.

Schreiben als Therapie

Ein großer Erfolg

Anmerkungen des Autors

Deine pädagogischen Schriften aus heutiger Sicht.

Grimm kommt zurück und ist auch schon wieder weg

Frankreich im Jahre 1774.

Neue Aufgaben für Grimm und dein Rückzug auf die Schriftstellerei

Grimms Italienreise

Grimm ist der Zarin ganz und gar verfallen

Grimm macht sich nützlich.

Paris, Rue de la Chaussée d‘Antin.

Abtritt der alten Garde.

Dein Freund Diderot ist nicht mehr der alte.

Späte Ehrung

Anmerkungen des Autors

Melchior Grimm und seine Adoptivfamilie

„Katinka“ kommt in die Oberpfalz

Grundlegende Literatur

Kurze Zusammenfassung des ersten Bandes:

Louise Florence Pétronelle Lalive, Marquise d’Épinay, besser bekannt als Madame Louise d’Épinay hat in den 50er Jahren des 18. Jahrhunderts damit begonnen, einen biografischen Roman zu schreiben, der erst nach ihrem Tod veröffentlicht und bald als Enthüllungsroman angesehen wurde.

Die Brüder Goncourt sahen in ihren Memoiren, denn um nichts anderes handelte es sich in ihrer „Geschichte der Frau von Montbrillant“, ein Meisterwerk von weiblicher Hand. Und weiter heißt es: „Es war nicht die Phantasie, die dieses Meisterwerk inspirierte, es war die Beobachtung, die es diktierte, die psychologische Beobachtung, die der Leidenschaft auf den Grund ging und sie restlos erforschte.“

Mit dem Wissen der Nachgeborenen erzählen wir die wechselvolle Geschichte ihres Lebens nach, die sich im Rückblick als wahre Emanzipationsgeschichte darstellt.

Am Anfang unserer Nacherzählung steht ihre Hochzeit mit Herrn von Épinay. Sie heiratet ihn aus Liebe, obwohl sie Zweifel an seiner Aufrichtigkeit und an seiner Treue hat; sie glaubt, dass die Liebe sich positiv auf seine charakterliche Disposition auswirken werde.

Die junge Ehefrau ist hin- und hergerissen zwischen den Anforderungen der tief religiös eingestellten Mutter, die um den tugendhaften Ruf ihrer Tochter fürchtet und dem Wunsch, sich einem Mann anzunähern, der eine ganz andere Vorstellung vom Leben hat.

Louise verstrickt sich bald in die Netzwerke der mondänen Gesellschaft. Schon steht sie im Ruf, eine leichtlebige Frau zu sein. Doch Louise leidet an dieser Situation und ihr Leid wächst noch, als sie erfährt, dass ihr Gatte im großen Stil eine Mätresse unterhält und die Familie in immer größere finanzielle Schwierigkeiten bringt. Sie sucht Trost in der Mutterrolle und wünscht entgegen gesellschaftlicher Gepflogenheit, ihre Kinder selbst zu stillen, was ihr jedoch verweigert wird.

Louise macht die Bekanntschaft des Herrn von Francueil. In der Intimität ihres Tagebuches, das uns als hauptsächliche Quelle dient, gesteht sich Louise ein, dass das Gespräch mit ihrer Freundin, Fräulein von Ette, sie unwillkürlich dazu verleitet hätte, Männer aus ihrem sozialen Umfeld danach zu beurteilen, ob sich einer darunter befände, der sie doch noch glücklich machen könne.

Um aus ihrer schlechten Ehe herauszukommen, bietet Louise als erste Lösungsstrategie Francueil zunächst ihre Freundschaft an, doch Francueil ist in erster Linie an einer sexuellen Beziehung interessiert. Obwohl dies ihren moralischen Ansichten zuwiderläuft, gibt sie schließlich seinem Drängen nach und geht eine Liebesbeziehung mit ihm ein.

Um klare Verhältnisse zu schaffen, will sie sich vom Ehemann trennen, doch dieser Weg bleibt ihr durch die gesellschaftlichen Normen versperrt. Der Tod des vermögenden Schwiegervaters, der einen erbitterten Kampf ums Erbe auslöst, verschlechtert Louises Situation noch, zudem kommen Louise immer mehr Zweifel an der Treue ihres Geliebten, die sich bald auch als begründet erweisen und zur Trennung führen. Ihre Hoffnung, in der Liebe zu Francueil dauerhaft Glück und Lebensmut zu finden, erweist sich als Illusion. Für Louises Vorstellung vom Glück ist die Gewissheit existentiell, wiedergeliebt zu werden. Diese Art von Liebe scheint sie in einer Welt, in welcher der Begriff Liebe lediglich als Bezeichnung für ein unverbindliches, erotisches Spiel zwischen den Geschlechtern steht, nicht finden zu können.

Die Lage ändert sich, als ihr Jean-Jacques Rousseau seinen Freund, den deutschen Melchior Grimm vorstellt. Mit Grimm scheint endlich der Mann aufgetaucht zu sein, der Anschauungen und Werte vertritt, die den ihren entsprechen. Für Louise verkörpert Grimm die Tugend, die sie unverändert als verpflichtendes Leitbild betrachtet. Er verteidigt ihre Ehre sogar in einem Duell, so dass Louise d’Épinay ihn als ihren „Ritter“ bezeichnet. Der strenge Herr Grimm wird bald häufiger Gast im Hause der Épinays, doch der sehr von sich überzeugte Schriftsteller Duclos versucht mit unlauteren Mitteln eine Verbindung zwischen Grimm und Madame d’Épinay zu hintertreiben. Grimm hat alle Mühe, seinem Freund Diderot davon zu überzeugen, dass seine Freundin eine ehrenwerte Dame ist. Ihrem guten Freund Rousseau bietet Frau von Épinay ein Gartenhäuschen an, in das der Philosoph mit seinen beiden Frauen einziehen kann. Diese großzügige Geste erweist sich bald für alle Beteiligten als eine folgenreiche Hilfeleistung.

Briefe gehen hin und her

Louise scheibt an Grimm über die Kinder

„Bei unserer Ankunft auf La Chevrette erwartete uns Rousseau. Er wirkte ruhig und war bester Laune. Er brachte mir seine Entwürfe für eine Romanze, mit der er im vergangenen Winter begonnen hat. Er wird die Blätter einige Tage bei mir lassen, da ich sie nicht sofort alle durchlesen und mir ein Meinung darüber bilden kann.1 Er ist gestern Abend in die Eremitage zurückgekehrt, um diese Arbeit, von der er sagt, dass sie das Glück seines Lebens darstellt, fortzusetzen. Aus dieser Information können Sie klar erkennen, dass ich bei meiner Meinungsbildung vorsichtig vorgehen muss, um keine Chimäre zu zerstören, die ihm am Herzen liegt. Heute Morgen waren alle beim Frühstück seltsam leise. Alle fühlten, dass jemand vermisst wurde. Angélique war die erste, die das zum Ausdruck brachte. Sie findet schon jetzt, dass Sie viel zu lange weg sind. Keiner von uns ist es mittlerweile gewohnt, drei Tage lang ohne Sie auszukommen.

Mama hat uns einen kleinen Vortrag über die Laune des Schicksals gehalten, sie legt sich, wie sie sagt, ganz nach Belieben über unsere Lebenspläne. Angélique hat sie gefragt, was das Wort Schicksal bedeute. Sie antwortete: „Mein Kind, es ist für jeden von uns das Ergebnis der Ereignisse, die Gott in der von ihm vorgegebenen Reihenfolge verbunden hat.“ Sie können sich vorstellen, dass sie diese Definition nicht im Mindesten verstanden hat. Es machte sie nachdenklich und sie fragte ihren Bruder, ob er es verstehe. Mein Sohn antwortete kühn, dass er es verstanden habe. „Na, dann“, sagte sie, „erkläre es mir, ich kann denken, was ich will, ich kann es jedenfalls nicht verstehen.“ Ihre „Einfallslosigkeit“ hat uns amüsiert. Mein Sohn hüstelte und hüstelte, wurde rot und sagte schließlich, dass er recht gut verstehe, was meine Mutter gesagt habe, er aber nicht wisse, wie er es erklären soll. „Wenn das der Fall ist“, sagte Angélique, „verstehst du es auch nicht.“ „Das ist kein Argument“, erwiderte meine Mutter. „Man kann jemanden, der keine Ahnung hat, nicht alles erklären, was man selbst zu wissen glaubt.“ „Ich denke schon“, antwortete sie, „wenn ich es gründlich verstehe, kann ich es auch erklären.“ „Nun, Schwester“, erwiderte mein Sohn, dann sag’ mir mal, was es heißt „Esprit“ zu haben.“ „Also, lieber Bruder, ich habe nicht gesagt, dass ich die Bedeutung des Ausdrucks gründlich verstanden habe, aber ich denke, Esprit zu haben heißt, gründlich zu verstehen, was andere sagen und dabei die eigenen Gedanken nicht falsch zu erklären.“

Nachdem sie diese Antwort gegeben hatte, begann sie etwas spöttisch zu lachen. „Meine Tochter“, sagte ich zu ihr, „diese Definition ist nicht falsch, aber auch nicht absolut richtig; Kinder, ihr dürft nicht danach streben, Dinge verstehen zu wollen, die über euer Alter und eure Fähigkeiten hinausgehen, ihr lauft sonst Gefahr, falsche oder unvollständige Vorstellungen zu übernehmen. Bevor ihr euch Fragen dieser Art stellt, müssen eine Menge Vorkenntnisse erworben werden, so dass ich euch rate, noch etwas zu warten, wenn ihr auf diesem Gebiet Untersuchungen anstellen wollt. Immer Fragen zu stellen, ist richtig und auch notwendig. Aber entschließt euch, nur das zu glauben, was ihr ohne Schwierigkeiten bei unseren Erklärungen auch verstehen könnt; was ihr nicht versteht, muss weiter geprüft werden.“ „Was ich euch gesagt habe“, sagte meine Mutter, läuft auf Folgendes hinaus: Ihr müsst lernen, ohne Unterlass zu Gott zu beten, damit er uns vor dem Unglück schütze.“ „Und“, fügte ich schnell hinzu, „es wäre sehr dumm zu glauben, dass Gott die Reihenfolge seiner Dekrete ändern würde, wenn ein Atom wie der Mensch ihn darum bittet, uns den Mut und die Festigkeit zu geben, die notwendig sind, um dies zu ermöglichen. Wir müssen uns Ereignissen unterwerfen, die wir nicht verhindern können.“ Meine Mutter schien von meinen Bemerkungen nicht sehr erbaut zu sein, aber Angélique lenkte zum Glück ihre Aufmerksamkeit durch einige andere Fragen ab. „Was ist ein Atom?“, fragte sie. Mein Sohn zeigte auf den Staub, der im Strahl des Sonnenlichts sichtbar wurde und meine Mutter versäumte nicht, hinzuzufügen: „In den Augen Gottes sind wir alle nur Atome.“ Es wäre leicht gewesen, den Widerspruch zwischen dieser Erklärung und dem vorangegangenen Satz aufzuzeigen, aber es hätte mir leid getan, wenn ich es getan hätte. Eine würdige Mutter wie die meine, verdient es nicht gedemütigt zu werden. Ich muss mein dummes Gerede beenden und Ihnen noch von Angéliques Epigramm erzählen. „Was, Bruder!“, rief sie, „so bist du also ein Atom!“ „Ja, Schwester!“ „Dann gibt es also auch sehr große Atome.“

So verbrachten wir unseren Morgen. Herr von Margency, der gestern Abend ankam, war beim Frühstück nicht anwesend. Er kam später herunter und las uns einige Verse vor, die er für Madame de Verdelins Fest geschrieben hat. Sie sind hübsch, aber ihr eifersüchtiger Mann, wird sie leicht durchschauen, auch wenn er nur ein Auge hat.“

Ein weiterer Brief an Grimm: Der neue Mieter

„Der Baron ist eines der größten Originale, die ich kenne. Er kam zum Abendessen hierher, um mir zu sagen ,dass er die Idee, mein Haus zu mieten, aus Gründen aufgegeben habe, die unmöglich geändert werden könnten. Zwei Stunden später quälte er mich damit, endlich den Mietvertrag zu unterzeichnen.

Als ich Paris verließ, hatte er mir versprochen innerhalb weniger Tage zu einer Entscheidung kommen zu wollen. Heute Morgen ist er zu mir gekommen. Er sagte zuerst kein Wort über das Haus und ich sah, dass es ihm peinlich war. Endlich habe ich die Stille durchbrochen und ihn gefragt, was er vorhabe.

„Ah“, sagte er und holte tief Luft, „es ist unmöglich für mich, ein Landhaus zu nehmen.“ „Warum denn das?“

„Weil ich noch nie eines gehabt habe. Ein solches Haus würde meine Freunde noch ungestümer werden lassen. Ich möchte leben, wie es mir gefällt. Ich möchte nicht hier leben, um ein offenes Haus zu haben, außerdem würde ich das Risiko eingehen, hier im Winter allein zu sein.“

„Das ist doch Unsinn! Beabsichtigen Sie denn, hier wie ein Einsiedler zu leben, der seine Freunde nicht mehr sehen will?“

„Nein, aber ich muss diese Idee mit dem größten Bedauern wieder aufgeben, da hilft nichts.“

Der Baron zog ein langes Gesicht, mindestens einen Meter lang und ich sagte etwas genervt: „Lassen Sie uns nicht weiter darüber nachdenken und reden wir nicht mehr darüber.“

„Das wird wohl das Beste sein“, sagte er. „Ich muss diese Idee aufgeben, aber ich kenne kein schöneres Haus. Was für eine Aussicht! Was für ein schöner Garten! Und das Wasser! Und die reichen Wiesen! Die Hauptstraße, nur ein paar Meter entfernt! Eine bezaubernde Nachbarschaft! Hier stehen Sie in Kontakt mit allen und das Haus ist ausreichend isoliert, um allein leben zu können, wenn man es möchte. Da gibt es eine Sichtachse, wissen Sie, das ist genau wie in einem englischen Garten.“

Ich antwortete nicht und fuhr mit meiner Arbeit fort. Er trat ans Fenster, lehnte sich an die Brüstung und überlegte, dabei sein Opernglas in der Hand haltend, wohl eine Viertelstunde lang, dann kam er zu mir und sagte: „Nun, wollen Sie mir nicht etwas sagen? Ich würde das Haus sehr gerne nehmen, aber sie werden mir mein Leben zum Fluch machen.“

„Wer?“, fragte ich.

„Na, irgendwer halt! Ich muss Ihnen die Wahrheit sagen. Ich weiß, was dahinter steckt. Es gibt da bestimmte Leute, die sich darüber ärgern, dass wir so gut miteinander auskommen. Sie sind genervt, das sehe ich Ihnen an, aber ich konnte es Ihnen nicht gleich sagen.“

„Und warum nicht, Monsieur? Wenn es weder Madame noch Sie selbst sind, die unzufrieden sind? Es scheint mir, dass es wenig ausmacht.“

„Das ist wahr, aber es wird Ärger und einige Unannehmlichkeiten geben.“

„Aber Monsieur, wissen Sie nicht, wie man seinen eigenen Willen durchsetzt?“

„Das weiß ich sehr gut, aber ich möchte mit niemandem streiten. Sie sind alle meine Freunde und ich will nicht mit meinen Freunden streiten. Angenommen, ich nehme dieses Haus und sie weigern sich, hierher zu kommen?“

„Herr Baron, sprechen Sie sich mit Ihrer Frau und Ihren Freunden ab und seien Sie versichert, dass ich nicht genervt sein werde, wenn Sie mein Haus nicht nehmen.“

Ich hielt es nicht für notwendig, mehr zu sagen. Ich war mir vollkommen sicher, dass es Herr Diderot war, der ihm Hindernisse in den Weg gelegt hatte.

Nach dem Abendessen trat der Baron auf mich zu und sagte: „Meine Entscheidung ist gefallen, Madame. Lassen Sie uns die Vereinbarung ausarbeiten und unterschreiben.“

Ich wollte ihm vierundzwanzig Stunden länger Zeit lassen, aber er wollte es sofort erledigen. Wie haben beide eine vorläufige Vereinbarung über die Vermietung des Hauses unterschrieben und er hat mir versprochen, am Montag nach Paris zu fahren, um dort unsere Vereinbarung weiter ausarbeiten zu lassen.

Nach dem Abendessen lasen wir das Manuskript, das Rousseau bei mir zurückgelassen hatte. Ich weiß nicht, ob es an meiner schlechten Laune liegt, aber ich bin nicht zufrieden damit. Ja, es ist gut geschrieben, aber mir scheint es zu aufwändig geschrieben zu sein und auch zu unwirklich, es ist so gefühlsheischend. Die Charaktere sagen kein Wort von dem, was sie sagen sollen; es ist immer nur der Autor, der spricht. Ich weiß nicht, wie ich da herauskommen soll. Ich möchte Rousseau nicht täuschen, will ihn aber auch nicht betrüben.

Aus unserem Besuch in Chantilly wurde nichts. Die Comtesse von Houdetot hörte von dem Projekt und wollte sofort auf die Seite derjenigen Partei treten, die dem Baron rieten, es aufzugeben. Es macht mir nichts aus. Gute Nacht, mein Freund; ich habe schone lange nichts mehr von Ihnen gehört. Ach, es werden Momente kommen, die für mich schwerer zu ertragen sind.“

Grimm lässt wieder von sich hören

„Ich grüße meine liebe Freundin. Mein Herz hat Sie nicht verlassen. Geben Sie auf Ihre Gesundheit acht, das ist das wertvollste von Zeichen der Zuneigung, die Sie mir zeigen können. Wir setzten unsere Reise fort, ohne anzuhalten. Wie lange ist es schon her, dass ich Sie gesehen habe! Ich hoffe, Sie denken an sich selbst, das wäre ein kleiner Trost für mich. Ich weiß nicht, ob dieser Brief Sie erreichen wird. Adieu!“

Grimm schreibt dir einen weiteren Brief

„Nun sind wir in Metz. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe die ganze Reise gemacht, ohne zu wissen, wo ich war oder wohin ich gebracht wurde. Meine liebe Freundin, Sie vermissen zweifellos den Mann, der mehr an Ihnen hängt als jeder andere auf der Welt, aber Sie können ihn nicht genug bemitleiden, dessen bin ich mir sicher. Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr ich leide, wenn ich Sie ständig vor mir sehe.

Ich verbringe nun ganze Monate, ohne diese Befriedigung genießen zu können; als weiteres Unglück sehe ich voraus, dass ich keinen einzigen Moment für mich haben werde; ich werde ein wenig bei Ihnen sein, niemals bei mir selber. Trösten Sie mich, tun Sie es auf jede erdenkliche Weise, das ist für meinen Seelenfrieden von größter Wichtigkeit. Sprechen Sie in Ihren Briefen immer nur von sich selbst, Ihrer Familie, Ihren Interessen, den Vorsichtsmaßnahmen, die Sie für Ihre Gesundheit treffen und den Erfolg, den Sie damit haben. Sie sind mir immer gegenwärtig. Ich zittere für Sie, und es gelingt mir nicht immer, mich zu beruhigen.

Sie wissen nicht, liebe Freundin, dass ich Paris sehr krank verlassen habe. Bevor ich Sie das zweite Mal besuchen kam, fühlte ich mich so unwohl, dass ich nicht wusste, ob ich die Reise überhaupt antreten konnte. All das ist jetzt Vergangenheit, geblieben sind meine üblichen Beschwerden. Wie sehr ich mich danach sehne, von Ihnen zu hören! So weiß ich z. B. gar nicht, was Sie morgen tun werden. Das ist mir, seit ich Sie kenne, noch nie passiert. Wir werden bald unsere Reise fortsetzen. Auf Wiedersehen, meine liebe Freundin. Denken Sie an alles, was Sie mir versprochen haben und tun Sie alles, um es zu bewahren, da mein Glück so wesentlich mit Ihrem Leben zusammenhängt. Meine Hochachtung und Komplimente, usw.“

Du antwortest auf Grimms Briefe

„Mein Freund, die wenigen Zeilen, die ich von Ihnen aus R*** bekam, haben mir mehr Freude bereitet als Ihr Brief aus Metz, den ich zur gleichen Zeit erhalten habe. Wenn Sie wüssten, wie dankbar ich für alles bin, was Sie für mich tun. Lieber Freund, können sie mir auch versichern, dass Ihre Krankheit auch keine negativen Folgen hatte? Ich glaube Ihnen ja, was Sie sagen, aber ich möchte, dass sie es mir noch einmal sagen.

Ich komme gerade aus Paris. Der Mietvertrag ist unterschrieben. Ich habe Ihnen viel zu erzählen, aber um Ihnen zu beweisen, dass ich auch etwas für mich tue, schiebe ich es auf und schreibe Ihnen davon erst morgen. Ich werde meine Mutter und meine Kinder wiedersehen und dann muss ich Rousseau Bescheid geben, dass ich zurückgekehrt bin und dann muss ich mich erst mal ein wenig ausruhen. Ich wollte Ihnen nur diese paar Worte schicken, ich hätte mich unwohl gefühlt, wenn ich es nicht getan hätte.“

Fortsetzung des gleichen Briefes:

„Ich fühle heute mehr als in den letzten zwei Monaten, dass ich am Leben bin. Es herrscht das schönste Wetter, das man sich vorstellen kann. Der Himmel ist klar und das Land ist so schön! Ruhe und Stille hier draußen harmonieren perfekt mit meiner Seele. [...] Ja, ich werde noch heute einen Brief von Ihnen bekommen. Ich werde mich mit Freude dieser Erwartung hingeben. Oh, mein einziger Freund, ich schreibe Ihnen, wenn ich morgens aufwache. Ich sehe das Tageslicht und denke an Sie, Ihnen gehört das erst Gefühl meiner Seele, der erste Gedanke meines Geistes. Die mir verbliebenen Ressourcen sind Einsamkeit und Ruhe; Ihnen hat man sie geraubt. Tröstet es Sie dann, wenn Sie häufig von mir hören? [...]

Ich muss Ihnen von meiner Reise nach Paris erzählen. Als ich im Haus des Baron ankam, litt er unter einer schlimmen Erkältung. Er hatte Fieber und war gerade zur Ader gelassen worden. Seine Frau war bei ihm. Ich machte ihr ein kleines Kompliment, was das Vergnügen betraf, sie in meiner Nachbarschaft zu haben. Sie antwortete nach ihrer üblichen Weise etwas kühl, aber höflich. Der Baron schickte sie weg, um sich anzuziehen. Wir haben dann gemeinsam den Mietvertrag durchgelesen. Ich habe ihn dann gemäß einer schriftlichen Regelung für meinen Mann unterschrieben. Danach bestätigte er meinen Verdacht und sagte, dass es Diderot gewesen war, der sich gegen die Vermietung ausgesprochen hatte. Er hat dem Baron alles erzählt, was er gegen mich aufzubringen hatte. Der Baron hat mir Details dieser Unterredung erspart, aber er hat sich erlaubt, meine alten Freunde derart heftig anzugreifen, dass ich vermute, Duclos arbeitet immer noch heimlich gegen mich. Er sagt, dass Desmahis und sogar Margency ebenfalls schlecht über mich reden würden. Sie haben vielleicht nicht die Absicht, Schaden anzurichten, aber beide haben eine merkwürdige Art, darüber zu reden.

Ich begnügte mich damit, dem Baron für das gezeigte Interesse an mir zu danken und fügte hinzu, dass ich ihm gegenüber glücklicherweise nicht verbergen musste, was ich tat oder was ich dachte und ergänzte: „Umso schlimmer für diejenigen die meine Offenheit missbraucht haben.“ „Ich vermute“, sagte ich zu ihm weiter, „dass Herr Diderot bestimmte Gründe hatte, mich zu meiden.“ Es ist zweifellos sehr bedauerlich, dass ich im Kopf eines Mannes, den ich sehr schätze, so ungünstig dargestellt wurde, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich kann nur hoffen, dass die Zeit diesen schlechten Eindruck auslöscht.

Nach Meinung Diderots war ich eine Kokotte, falsch und intrigant. Wenn er glaubt, dass ich das bin, ist es nur konsequent, dass er sich weigert, mich zu sehen. Ich frage mich, wie kann sich ein Mann erlauben, eine Person, die er nur dem Hörensagen nach kennt, in solch schwarzen Farben darzustellen? Trotz des Guten, das ich von ihm gehört habe, sollte ich aufgrund seines Verhaltens mir gegenüber berechtigt sein, ihn als einen boshaften Menschen zu bezeichnen. Er hat Ihnen gegenüber schlecht von mir gesprochen. Sie haben mir nie etwas darüber gesagt, aber ich weiß, dass er dem Baron und vielleicht auch vielen anderen üble Dinge über mich erzählt hat. Ich will ihn aber, solange ich ihn nicht persönlich kenne, nicht verurteilen.

Dieser neue Ärger hat mir, das will ich nicht vor Ihnen verbergen, einige unangenehme Gedanken beschert. Es ist schwer zu verstehen, warum gerade Diderot eine so ungünstige Meinung von mir hat. Nach der Vorstellung, die Sie mir von ihm gegeben haben, muss er sich ja ziemlich sicher gefühlt haben, in dieser Art und Weise über mich sprechen zu dürfen. Mein Freund, kann das die Ursache für Ihre Zurückhaltung gewesen sein, derentwegen ich Sie manchmal gescholten habe? Ich wage es nicht, mich auf diese Idee einzulassen, es würde mich traurig machen. Noch ein Wort dazu: Welche Gefühle es auch immer bei Ihnen hervorrufen mag, Sie sind es mir schuldig, mit mir darüber zu sprechen; mehr will ich dazu jetzt nicht sagen. Auf Wiedersehen, mein lieber Freund. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich den Marquis de Croismare zurückgebracht habe? Er bleibt bis morgen bei uns. Ich erwarte Sie zum Frühstück. Adieu!“

Immer wieder dieser Duclos, noch immer hat er seine Hände im Spiel. Er scheint der Bösewicht zu sein, der alles daran setzt, dass du weder mit Diderot noch mit dem Baron von Holbach in eine nähere Bekanntschaft trittst. Grimm sähe es gern, dass seine Freunde auch deine Freunde sind. Er hätte dann, wie er sagt, ein gutes Gefühl, weil er dich dann während seiner Abwesenheit in ihrer Obhut weiß. Noch ist nicht ganz klar, welche Absichten Duclos mit seinen Verleumdungen verfolgt. Ist es gekränkte Eitelkeit? Sieht er seinen Einfluss schwinden? Wurde ihm etwas genommen, worauf er Anspruch erhob? Vielleicht kann uns ein Gespräch zwischen Diderot und Duclos Aufklärung geben, dessen Protokoll in deinen Memoiren enthalten ist:

„Tatsächlich war es Duclos, der Diderot zur Intervention überreden wollte, als er hörte, dass der Baron Madame d’Épnays Bekanntschaft gemacht hatte. Da er wusste, dass der Baron sich schnell von einer Frau einfangen ließ, befürchtete er, dass Herr von Épinay ihm den Zugang zu seinem Haus, das nun fast das einzige war, das ihm offen stand, verwehren könnte. Mit dieser Idee im Kopf ging er zu Diderot.

„Was glauben sie“, sagte er, „wird der Baron von Holbach eine Bekanntschaft mit Frau von Épinay eingehen?“

„Ja“, antwortete Diderot.

„Hat sie schon bei ihm gegessen?“

„Ja, mehr als einmal.“

„Und, Sie haben sie auch gesehen?“

„Ja, natürlich.“

„Haben Sie den Verstand verloren, Diderot? Wie zum Teufel können Sie es zulassen, dass diese Frau auf der gleichen Ebene steht wie die Frau Ihres Freundes?“

„Wie kann ich bitte helfen? Es geht mich nichts an. Ich hasse Nörgelei und Geschwätz. Lassen Sie mich in Ruhe damit, Duclos. Ich will davon nichts hören.“

„Eh, warum sagen Sie das? Frau von Épinay hat Sie doch auch scharf gemacht. Sie werden die Anzahl ihrer Triumphe noch erhöhen. Aber ich sage Ihnen, es wird schmerzhaft ausgehen. Sie werden bald sahen, dass ich Recht habe.“

„Guter Himmel, Duclos! Lassen Sie mich doch damit zufrieden. Lassen Sie mich nicht sagen, was ich nicht sagen möchte und glauben Sie mir ein für alle Mal, wenn die Leute mich für einen Leichtgläubigen halten, dann bin nicht immer ich es, der ein Leichtgläubiger ist.“

„Wenn Sie es nicht sind, warum sprechen Sie dann nicht mit dem Baron? Es ist eine Pflicht, die man der Freundschaft schuldet.“

„In diesem Fall, Duclos, warum sprechen Sie nicht selbst mit ihm?“

„Ich bin nicht sein Freund, ich kenne ihn nicht einmal gut genug. Außerdem habe ich mich mit Frau von Épinay gestritten. Sie müssen ja das Gefühl haben, dass das, was für Sie eine Pflicht ist, auf meiner Seite ein Akt der Grobheit ist. Man kann jetzt, da allen klar ist, was Frau von Épinay für eine ist, nicht schweigen, es sei denn, ein Mann hat, so wie ich, delikate Gründe, die ihn am Sprechen hindern. Man kennt die Abenteuer nicht, die sie mit mir hatte; sie selbst wird nichts darüber sagen, sie wird sie leugnen oder sie bekennen, ganz wie es ihr gefällt, aber so viele andere sind so bekannt, dass ihr Ruf auch dann ruiniert wäre, wenn sie sich aus der Verbindung zu mir befreien könnte.“

Diderot, gelangweilt von diesem Gespräch, erklärte gegenüber Duclos, dass er niemals über eine Frau herziehen würde, die er nicht persönlich kenne. Es spielte keine Rolle, dass Duclos ihm verdächtig war, seine letzte Beobachtung hatte ihn doch beeindruckt. Außerdem war es klug, auf die Einwände zurückzugreifen, die sich aus dem Charakter des Barons, seiner Verliebtheit und seinen Widersprüchen ergaben. Duclos sagte ihm, dass der Baron von seinen Freunden verlassen würde, sollte er das Haus der Madame d’Épinay mieten und dass sich seine Frau vernachlässigt fühlen und vor Trauer sterben würde. „Es liegt an Ihnen“, sagte er, „das alles abzuwenden. Aber bitte, Sie müssen selbst wissen, was zu tun ist. Es war jedenfalls einen Versuch wert, Sie zu warnen.“

Duclos ließ Diderot in einem Zustand grausamster Verwirrung zurück und Diderot entschloss sich, zunächst einmal Stillschweigen zu bewahren. Aber als er am selben Abend den Baron besuchte, fand er einen Mann vor, der drauf und dran war, das Haus der Madame d’Épinay zu mieten. Der Baron war über alle Maßen von dieser Frau eingenommen, so dass Diderot alle seine Überlegungen vergaß und nichts mehr als einen Abgrund sah, der unter den Füßen des Barons gähnte. Er versuchte herauszufinden, welche Meinung die Frau des Barons zu all dem hatte, aber er sah, dass sie in dieser Angelegenheit keine entschiedene Meinung vertrat, denn es war Teil ihres Verhaltens gegenüber ihrem Ehemann, keine zu zeigen. Nun kamen ihm wieder Duclos’ Vorhersagen in den Sinn und er glaubte, dass er in Zukunft gezwungen sein würde, Madame d’Épinay häufiger zu sehen. In seinem Kopf machte sich die Vorstellung breit, er müsse nun ihre Vergehen teilen oder einen Dolch in das Herz seines Freundes Grimm stoßen. Er beschloss, den Baron zur Seite zu nehmen und ihm zu schwören, dass er niemals dessen neues Landhaus betreten werde. Der Baron verlangte seine Gründe anzugeben und Diderot sah sich verpflichtet, ihm alle müßigen Phantasien zu bekennen, die ihm Duclos in den Kopf gesetzt hatte.“

Anmerkungen des Autors

Die obenstehende Textpassage ist Teil deiner Memoiren und soll vermutlich dazu beitragen die Hintergründe einer gegen dich gerichteten Verschwörung ans Licht treten zu lassen. Möglich, dass dir später entweder Diderot oder Holbach davon berichtet haben, nachdem sie zu deinen Freunden gezählt werden können. Dass Diderot lange Zeit dein Haus mied, obwohl sein bester Freund, Friedrich Melchior Grimm, bei dir aus und einging, ist eine historisch verbürgte Tatsache. Das mag durch deinen schlechten Ruf begründet sein, könnte aber auch seine Ursache in einer Art Eifersucht haben, denn Diderot sah es gar nicht gerne, dass sein Freund so viel Zeit bei anderen Leuten, gar Frauen verbrachte.

Der eben zitierte Beitrag könnte aber auch eine nachträglich eingebaute, gedankliche Vorbereitung für bevorstehende Ereignisse sein. Ein Satz am Ende deines erklärenden Beitrags deutet in diese Richtung: „Es wurde erst viel später entdeckt, dass Rousseau hier seine Hand im Spiel hatte. Auch wenn er nicht offen agierte, so setzte er doch heimlich alle erdenklichen Mittel ein, um zu verhindern, dass Herr Diderot mit Frau von Épinay vertraut wurde.“

Als Rousseau um 1770 in Paris aus seinen Bekenntnissen öffentlich zu lesen begann, schicktest du ihm die Polizei auf den Hals. Dir konnte aus naheliegenden Gründen nicht gefallen, wie er die Ereignisse des Jahres 1757 darstellte. Dabei muss man sagen, dass er dich in seinen Bekenntnissen noch schonte. Grimm und Diderot kamen da wesentlich schlechter weg. Ihnen unterstellte er böswillige Absichten und intrigantes Verhalten. Als deren Freundin musstest du natürlich auch dein Fett wegbekommen. Es liegt also die Vermutung nahe, dass deine beiden Freunde im Nachhinein mit oder ohne deine Hilfe deine Memoiren für die Nachwelt etwas in ihrem Sinne verändert haben, so dass bis heute nicht mehr ganz klar ist, wer in diesem Verwirrspiel die Fäden zog.

Ich nehme an, du hast nichts dagegen, dass wir an dieser Stelle deiner Aufzeichnungen ein paar Fragezeichen anbringen mussten, bevor wir uns wieder deinen Briefen und Tagebuchaufzeichnungen zuwenden können.

Rousseau lässt wieder von sich hören

„Obwohl ich keine Angst vor der Hitze habe, fehlt mir doch der Mut, in der prallen Sonne zu Ihnen zu kommen. Ich kann nur im Schatten meines Hauses etwas herumlaufen und habe trotzdem einen heftigen Schweißausbruch. Ich muss Sie daher bitten, meinen vermeintlichen Mitbrüdern mein Bedauern auszudrücken; und da ich, seitdem sie zu „Bären“2 geworden sind, ziemlich galant geworden bin, seien Sie damit zufrieden, mit dem größten Respekt Ihre Hand zu küssen. Da ich Sie morgen nicht sehen kann, werde ich versuchen, am Freitag zu kommen.“

Wieder ein Brief von dir an Grimm

„Lieber Freund, wir haben gestern über Sie gesprochen und sehr bedauert, dass Sie nicht bei uns sein konnten. Ich muss Ihnen gestehen, dass ich, nachdem ich mich am Abend vom Maquis de Croismare verabschiedet hatte, ganz allein einen Spaziergang gemacht habe und meine Tränen nicht zurückhalten konnte, als ich an das Leben dachte, dass Sie zu führen gezwungen sind. Ich weinte auch, als ich daran dachte, dass ich Sie dieses Jahr vermutlich nicht wiedersehen werde. [...] Gehen Sie bitte, wenn möglich, keine Risiko ein und auch ich verspreche, sehr vernünftig zu sein. Ich schicke Ihnen eine Nachricht mit, die ich vor zwei Tagen von Rousseau erhalten habe. Das ist zwar nicht wichtig, dient aber dazu, Sie über alles auf dem Laufenden zu halten. Er ist gestern zu uns gekommen. Als wir allein waren, fragte ich ihn, ob er Diderot wieder gesehen habe. „nein“, sagte er, er versprach zu kommen, aber daraus wurde nichts. Er wird wohl Besseres zu tun haben, er muss jedem zur Verfügung stehen, außer mir.“ „Ist das“, fragte ich, „etwas Neues? Wie Sie wissen, kann auch er nicht frei über seine Zeit verfügen und er besitzt nicht die notwendigen Mittel.“ „Ah“, sagte er mit tief bewegter Stimme, „lassen Sie ihn kommen oder nicht kommen, wir lieben einander trotzdem, wir sind uns unserer Freundschaft so sicher, da kann passieren, was will.“

Mich erstaunte diese liebevolle Erklärung und ich sagte zu ihm: „Ich hoffe, dass Sie immer davon überzeugt sein werden.“ Ich gab ihm das Manuskript zurück, das er mir anvertraut hatte und sagte ihm mit der größtmöglichen Rücksichtnahme, was ich darüber dachte. Er schien nicht verletzt zu sein. Anstatt nun mehrere Tage bei uns zu bleiben, machte er sich gleich nach dem Abendessen wieder auf den Weg, nicht ohne in übertriebener Weise sein Bedauern darüber auszudrücken, uns nun wieder verlassen zu müssen. Wie Sie wissen, hat ihn meine Mutter nie besonders gemocht, aber ich war doch zutiefst beunruhigt, als ich merkte, wie entschieden sie ihn ablehnte. Was Margency betrifft, so konnte der nur über alles lachen. Es war recht amüsant, ihm und meiner Mutter zuzuhören, als sie über Rousseau sprachen. [...]

Gestern kamen zum Abendessen die Comtesse d’Houdetot und der Marquis de Saint-Lambert. Letzterer kam, um mir von seiner Abreise zur Armee zu erzählen. Madame d’Houdetot ist ganz verzweifelt. Mit dieser Trennung hatte sie offenbar nicht gerechnet. Vergebens versicherten wir ihr, dass in der Gegend, die Saint-Lambert aufsuchen soll, keine wichtigen Kampfhandlungen zu erwarten seien. Ihre lebendige Vorstellungskraft und die Sensibilität ihrer Seele lassen alles im schlechtesten Licht erscheinen. Sie kann sich nicht beherrschen und lässt zu, dass ihre Trauer mit einer Offenheit gesehen wird, die für diejenigen, die sie besonders gern haben, peinlich ist. [...] Wenn sie nur eine wenig mehr Selbstbeherrschung zeigen würde, wäre sie ein Engel. [...]

Lassen Sie mich ein paar Worte über meine Gesundheit sagen, denn Sie würden es mir niemals verzeihen, wenn ich darüber kein Wort verlieren würde. Ich habe gestern angefangen, Eselsmilch zu trinken und das scheint mir sehr zu bekommen. Ich ernähre mich so streng, dass Sie es nicht ertragen könnten. Ich schlafe erträglich gut; ich setzte mich weder der Sonne noch dem Abendtau aus; ich gehe nie spazieren, ohne dass mir der Wagen folgt. Das ist alles, was Sie empfohlen haben und was die Ärzte von mir verlangen. Ich bin da sehr streng mit mir, da können Sie sicher sein. Erzählen Sie mir bitte auch, was Sie für Ihre Gesundheit tun, und vergessen Sie in keinem Ihrer Briefe mich über den Stand Ihrer Heilung zu informieren.“

Grimm schreibt dir einen Brief aus dem Feldlager in Wesel

„Ich bin angekommen, Madame, und obwohl ich dringend Ruhe brauche, kann ich mich nicht entschließen, mich auszuruhen, bis ich Ihnen geschrieben habe. Ich habe durch Herrn von S*** zwei Briefe von Ihnen erhalten, die mich wieder zum Leben erweckt haben. Wie das mit den Kurieren funktioniert, ist mir noch unbekannt, aber ich weiß, dass der Maréchal morgen einen abschicken wird. Sollte er noch heute Abend abgesandt werden, wird er Ihnen diese Notiz bringen, wenn nicht, werden Sie morgen meinen Brief erhalten. Mir ist ganz und gar nicht behaglich zumute, wenn ich an das gestörte Leben denke, das ich bald führen werde. Oh, wie erbärmlich das alles ist! Adieu, Madame. Ich schreibe sonst niemandem. Ich bin bei bester Gesundheit, aber ich bin erschöpft. Meinen Respekt an Ihre Mutter.“

In deinen Briefen an Grimm berichtest du über dein Leben auf Schloss Chevrette: du erzählst von gemeinsamen Bekannten und Freunden, von familiären Begebenheiten und unglücklichen Entwicklungen. Du gibst ausführlich Auskunft über den Stand deiner Gesundheit, berichtest über deine Kinder, erzählst von deiner Mutter und informierst deinen Freund, was du Neues über Holbach, Diderot und Rousseau in Erfahrung gebracht hast. Nie vergisst du zu erwähnen, wie sehr es dich schmerzt, dass Grimm nicht bei dir sein kann. Voller Sehnsucht wartest du auf den Tag eures Wiedersehens.

Grimm erweist sich als guter und sorgender Briefpartner: „Die Traurigkeit, die Sorge, die Ungeduld und die Probleme begleiten mich in dieser Wüste, und sie werden mich erst verlassen, wenn ich Sie wieder treffen kann. Oh, meine zarte Freundin! Ich lebe nur für Sie; meine Seele wird ganz von diesem Gefühl eingenommen, jedes andere Gefühl ist ausgeschlossen.“

Grimms Briefe geben aber auch Anweisungen und erteilen Rat. Besondere Bedeutung kommt seinen Ratschlägen zu, wenn es darum geht, wie du dich Rousseau gegenüber verhalten sollst und wie deine ersten Schreibversuche zu bewerten sind.

Grimm bittet dich, ihm genauestens zu berichten, was du den ganzen Tag über machst und mit wem du zusammen bist. Dieser Bitte kommst du nur allzu gerne nach. Das Schreiben von Briefen und das Schreiben ganz allgemein hat bekanntlich viel mit Selbstvergewisserung zu tun – das ist genau das, was deine Tage ohne Grimm erträglich machen kann.

Grimm antwortet dir:

„Liebe Freundin, ich kann es kaum erwarten, mich für Ihre Briefe zu bedanken. Sie bereiten mir das lebhafteste Vergnügen. Wen ich sie lese, könnte ich einen Strom von Tränen vergießen, aber ich bin so unglücklich, dass ich weder aus Schmerz noch aus Freude weinen kann. Ihr armer Freund ist immer von Zeugen umgeben, so dass er sich dem nicht hingeben kann, was er fühlt. Er befindet sich ständig unter Zwang, Sie wissen ja, wie das bei mir ist. Denken Sie an meine Sorgen und schreiben Sie ihnen allein den schwachen Ausdruck meiner Dankbarkeit und Zärtlichkeit zu. Ich musste nicht erst von Ihnen gehen, um zu fühlen, dass mein Herz mit dem Ihren durch starke und unlösbare Bindungen verbunden ist. [...] Sie können sich gar nicht vorstellen, mit welcher Ungeduld ich Ihre Briefe erwarte. Große Sorgen bereitet mir Ihre Gesundheit. Ich weiß nicht warum, aber ich glaube nicht, dass es mit ihr zum Besten steht. Ihr Milchdiät müssen Sie mit allen erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen beginnen, berichten Sie mir, wie sie anschlägt. Ich bin froh, dass Sie die Reise nach Chantilly nicht angetreten haben, ich fürchte, das hätte Ihren Diätplan durcheinander gebracht. Sie finden sicher eine andere Beschäftigung, die Ihnen Spaß macht, ohne ihre Gesundheit zu schädigen. Was Sie mir über ihre Kinder erzählt haben, hat mir großes Vergnügen bereitet. Leider ist es mir nicht möglich, jetzt lange mit Ihnen zu sprechen, die Umstände sind hier für einen Briefschreiber nicht gerade ideal. Heute Morgen habe ich bei unserem General Ihren Freund, den Grafen von Lucé gesehen. Er wirkte auf mich weder gelassen noch gut gelaunt. Ich glaube, dass die Arbeit hier über seine Kräfte geht. Gerade werde ich darüber informiert, wann der Kurier abgeht, ich muss mein Paket jetzt schließen.“

Ein weiterer Brief von Grimm

„Meine liebe Freundin, über Diderot erzählen Sie mir nichts Neues. Ich hatte schon geahnt, dass er die Verhandlungen über La Chevrette behindern würde. Sie sehen an seinem Beispiel wie schwer es ist, Vorurteile abzubauen. Sie brauchen jetzt nichts zu machen, mit der Zeit wird sich schon alles regeln [...]. Was Holbach Ihnen erzählt hat, braucht Sie nicht zu bekümmern, leben Sie so, wie Sie es für richtig halten. Was kann ich Ihnen raten? Nun, sehen wir uns an, worüber wir nachdenken sollten: Duclos ist ein Schlingel, Sie haben ihn zu Recht davongejagt. Desmahis ist ein Verrückter, es ist nicht Ihre Aufgabe, ihn zu heilen. Margency redet viel Schwachsinn, aber er ist ein guter Gesellschafter. Je inniger er mit Ihnen wird, desto mehr Rücksicht wird er auf Sie nehmen. Er ist im Allgemeinen ein angenehmer Begleiter, gehen Sie mit ihm um, wie Sie es für richtig halten.

Mit dem Baron werden Sie gut auskommen, er mag Sie. Aber lassen Sie ihn nicht zu viel reden, das bringt oft nur Unheil.

Diderot wird Sie noch schätzen lernen, wenn er es nicht tut, umso schlechter für ihn. Suchen Sie Ihre Ressourcen in sich, meine liebe Freundin. Hat je ein Mensch mehr davon besessen als Sie? [...] Wenn Sie Ihre Freunde mit Rechtschaffenheit und ohne Argwohn behandeln, werden Sie eine sanfte und ehrliche Gesellschaft um sich haben [...].

Was Rousseau angeht, so rate ich Ihnen, äußerst vorsichtig vorzugehen. Sein Verhalten Ihnen gegenüber ist nicht ganz einfach. Er wagt es nicht, schlecht von Ihnen zu sprechen, aber er unternimmt keinen Versuch, Sie zu verteidigen [...].

Es ist schrecklich kalt hier. Es regnet immer, alles steht unter Wasser. Man sagt, dass dies hier für die Jahreszeit normal sei. Adieu, meine liebe und unvergleichliche Freundin. Ich trage Ihr Bild in meinem Herzen, Sie wissen gar nicht, wie lieb Sie mir sind. Adieu, grüßen sie Ihre Mutter, ich umarme Ihre Kinder, vorausgesetzt natürlich, dass ich damit nicht die Würde Ihrer Tochter Angélique verletze. Und ich segne die Gräfin von Houdetot, die verhindert hat, dass Sie die Reise nach Chantilly antreten.“

Dein Brief an Grimm

„Ich bin wütend. Herr von Épinay hat mir beim Verlassen des Hauses mitgeteilt, dass ich nur noch mit einer begrenzten Menge des Geldes rechnen könne, dass ihm aus seiner Steuerpacht zustehen würde. Von den zu erwartenden zweitausend Livres schickte man mir nur dreizehnhundert Franken in bar. Ich wollte diese misslichen Umstände vor meiner Mutter verbergen und schickte meinem Mann einen Boten hinterher, ich hatte weder genügend Geld für den laufenden Haushalt noch für meine Rente, noch für die Zinsen, weil die Einnahmen meines Mannes in Paris ebenso beschlagnahmt wurden wie auf dem Land [...] Was wird aus uns werden? Ich weiß nicht, wohin ich mich wenden soll. Wenn Herr von Épinay nicht innerhalb von acht Tagen zurückkehrt, bin ich ruiniert.

Am nächsten Tag

Ich konnte gestern meinen Brief an Sie nicht zu Ende bringen, weil Herr von Jully und die Comtesse d’Houdetot hier eingetroffen sind. Sie sah fröhlicher und gleichzeitig verrückter aus als je zuvor. [...] Sie will einige Tage hier bleiben und dabei auch den Baron und seine Frau kennenlernen. Ich werde nichts damit zu tun haben. Ich weiß, dass die Baronin meine Schwägerin nicht mag. Wenn der Baron mit mir darüber spricht, werde ich ihn bitten, mir keine Vermittlerrolle zuzuweisen. Ich werde ihren Charakter preisen, aber mehr auch nicht.

Gerade war Fräulein Le Vasseur bei mir. Sie erzählte mir, dass Rousseau vor eine paar Tagen einen furchtbaren Streit mit Herrn Deleyre hatte und ihn fast aus dem Haus gewiesen hätte. Sein Temperament wird von Tag zu Tag unbeherrschbarer. Sie sagt, dass er Tag und Nacht weint. Sie und ihre Mutter wissen nicht, warum. Nachts redet er auch viel mit sich. Neulich schrie er: „Arme Madame d’Épinay, wenn Sie nur wüssten!“ Niemand weiß, was er meint. Er lässt ausrichten, dass er zwei Wochen hier auf dem Schloss bleiben wird, dass er mir dann eine Reihe von Dingen anzuvertrauen hat und dass er immer von meinem Rat profitiert hat. Fräulein Le Vasseur berichtet mir auch, was ich kaum glauben kann, dass die Comtesse d’Houdetot fast jeden Tag meinen Einsiedler besucht und es ihr verboten wurde, es mir zu erzählen. Wenn die Comtesse Rousseau besuchen kommt, lässt sie ihre Diener im Wald zurück und kommt alleine. Die kleine Le Vasseur ist offensichtlich eifersüchtig. Ich weiß nicht, wie ich das Ganze beurteilen soll, entweder lügt sie oder alle da draußen haben den Kopf verloren.

Der Baron kam vorbei, um hier zu speisen und seinen Tag zu verbringen. Es herrschte elendes Wetter und so blieben wir am Kamin sitzen. Er will Ostern mit seiner Frau hier verbringen und ich denke, mehr werde ich von ihnen nicht zu sehen bekommen. Sie haben mir schon gesagt, dass sie Paris kaum verlassen können. Zum Glück bin ich nicht auf ihre Anwesenheit angewiesen.

Was den Marquis von Croismare angeht, so kann ich berichten, dass er in Fräulein von Grive verliebt ist. Sie hat ihm letzte Woche zu einem guten Preis ein paar Landkarten verkauft. Sie und ihre kleine Kartensammlung werden ihn für einige Zeit daran hindern, hierher zu kommen.

Oh, mein Freund, wie wählerisch Sie mich doch gemacht haben. Ich spüre es jeden Tag. Ich liebte die Gesellschaft von Herrn Margency sehr, als ich ihn von Zeit zu Zeit in Paris sah. Aber von morgens bis abends und tête-à-tête mit ihm zusammen zu sein! Ich glaube nicht, dass irgendjemand auf der Welt, außer Ihnen, eine solche Prüfung ertragen könnte. Mein Begleiter (Margency) ist ein Faultier, das einen betäubenden Einfluss auf mich hat. Er kann keine Viertelstunde bei einem Thema bleiben. Wenn ich mit ihm zu reden versuche, weicht er ständig aus und kommt von einer Idee zur anderen, wobei eine Menge davon bereits in der Luft verloren geht, bevor sie mein Ohr erreicht. Er beginnt von dreißig Dingen gleichzeitig zu reden und folgt doch keiner einzigen Spur. Er zeigt sich immer von dem begeistert, was ihn gerade bewegt und wird doch müde, von dem, was er tut. Die erhabenste Schrift straft er mit Verachtung, wenn sie auch nur einen Ausdruck enthält, der sein Ohr beleidigt. Ich bin überzeugt, dass er der schönsten Frau nicht verzeihen würde, wenn etwas an ihrer Frisur nicht stimmen würde. Er hasst auch alles, was ihm provinziell erscheint. Es fehlt ihm nicht an Finesse, aber ich habe noch nie erlebt, dass er von etwas stark ergriffen worden wäre oder dass ihn eine ungewöhnliche Idee begeistert hätte. Puh, ich musste Ihnen jetzt das alles erzählen. Ich mag ihn sehr, aber ich wäre lieber allein oder würde doch gerne jemanden an meiner Seite haben, der seine und meine Manien zusammenführen kann, ich habe schließlich auch Ideen und Gedanken. Ohne Ihre Erklärungen, die Sie mir über diesen Mann gegeben haben, hätte ich schon längst aufgegeben, mich mit Margency abzugeben. Was Sie zu diesem Thema gesagt haben, hat mich zum Lachen gebracht. Es ist wahr und genau so, wie Sie es gesagt haben, es ist unmöglich, nicht nachzugeben. Ja, mein lieber Freund, es ist heute nicht das erste Mal, dass ich das Gefühl habe, dass ich mich ohne Bedenken Ihrer Führung überlassen kann. Sie geben mir die Sicherheit, die ein schlafendes Kind auf dem Schoß seiner Mutter genießt.

Gestern habe ich angefangen abends Milch zu trinken, es scheint mir wirklich zu bekommen, ich habe mich selten in meinem Leben so gut gefühlt. Machen Sie sich also keine Sorgen um mich. [...] Im Gegensatz zu Ihnen kann ich mich ganz meiner Melancholie und meiner Niedergeschlagenheit hingeben, während Sie, der Sie immer neuen Ärger bekommen, kaum Zeit zum Schreiben haben. Aber Sie haben sich diese Entbehrungen selbst zuzuschreiben. Ich werde versuchen, mir eine nützliche und angenehme Beschäftigung zu verschaffen. Ich las Angélique den Abschnitt Ihres Briefes vor, in dem Sie von ihr und ihrem Bruder sprechen und wo Sie um Erlaubnis bitten, sie zu küssen. Sie sah meine Mutter an und sagte: „Ich denke, wir dürfen es ihm gestatten.“ „Ja“, sagte meine Mutter lachend, „aber nur, bis er zurückkommt.“3 „Also gut“, antwortete Angélique, „alles Weitere werden wir sehen.“

Grimms nächster Brief aus dem Feldlager

„Nach drei Tagesmärschen haben wir angehalten, bevor wir unsere Reise nach Münster fortsetzen, wo wir am 20. ankommen werden. Ich warte darauf, von Ihnen zu hören. Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich bin von Menschen umgeben, die sich weder für Sie noch für mich interessieren noch sonst über etwas nachzudenken haben. Schreiben Sie mir so oft Sie können. Wie es aussieht, wird es notwendig sein, die gesamte Kampagne mitzumachen ohne wirklich von Nutzen zu sein. Ich hatte der Comtesse von C*** einen Brief zu diesem Thema geschrieben, als ich Paris verließ. Sie zeigte meine Schreiben dem Dauphin (Herzog von Orléans) und ließ mir eine Antwort zukommen, die ganz seiner Antwort entsprach und die mich zu Tränen der Dankbarkeit rührten. Wir rücken vor, aber der Feind zieht sich nicht zurück. Trotzdem kann ich kaum glauben, dass es zu einer Schlacht kommen wird. Wir reden viel über Frieden und ich nehme diese Nachrichten begierig auf. Seien Sie so freundlich und schicken Sie mir regelmäßig die Gazetten. Glauben Sie mir, liebe Freundin, so gerne ich auch jetzt mit Ihnen sprechen möchte, es ist nicht möglich inmitten von fünfzehn Menschen, die einen ordentlichen Lärm machen. Ich werde Ihnen jedoch so oft wie möglich schreiben. Seien Sie nicht beunruhigt, wenn Sie nichts von mir hören; Sie können sicher sein, dass es mir dann unmöglich war, zu schreiben. Es tut mir gut, wenn Sie so regelmäßig schreiben. Liebe Freundin, machen Sie weiter so, ich bitte Sie. Ihre Briefe sind mein einziger Trost. Es freut mich, dass Sie die Schönheiten der Natur genießen können. Ich glaube, Sie wurden unter einem Glücksstern geboren. Ich flehe Sie an, verpassen Sie nicht Ihre Berufung; es liegt ganz allein bei Ihnen, das glücklichste und entzückendste Wesen auf Erden zu sein. Sie dürfen nur nicht die Meinung der anderen vor Ihre eigene stellen. Sie wissen ja, Befriedigung können Sie allein in sich selbst finden.

Die Nachricht über Ihre gute Gesundheit bereitet mir große Freude. Wenn Sie weiterhin so gut auf sich achten, während ich so weit von Ihnen entfernt bin, würde ich fast glaube, dass es gar nicht so schlecht ist, dass ich an dieser Expedition teilnehme. Wir führen hier ein hartes, aber großartiges Leben. Wir haben das schwere Gepäck bei Wesel zurückgelassen, trotzdem dauert es bei jedem Marsch drei Stunden, bis die sinnlos überfüllten Wagen nachgekommen sind.4 Das ist ein Skandal und ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass die Welt aus Missbräuchen besteht. Das muss einen Mann, der Abhilfe schaffen will, verrückt machen. Ich beneide Sie um Ihr Glück, Arbeitspläne erstellen zu können. Ich wünschte, ich wäre in der gleichen Position; aber wir leben zu dritt in einem Raum, manchmal sind es auch mehr. Ich wage es schon gar nicht mehr, mit Ihnen über meine Qualen zu sprechen. Adieu, meine liebe Freundin. Ich habe es schon und bitte Sie noch einmal, nicht auf meine Briefe zu warten. Ich bin bei bester Gesundheit und es kann mir weder etwas Gutes noch etwas Schlechtes passieren, wenn, dann nur von Ihrer Seite. Sie sprechen gar nicht über die Gesundheit Ihrer Mutter. Ich nehme an, es geht ihr gut. Versichern Sie ihr meinen Respekt. Ich hätte Ihnen noch so viele Dinge zu sagen, muss dies aber auf eine andere Zeit verschieben. Ich schreibe ein paar Zeilen an Herrn von Margency.“

Du antwortest deinem Freund Grimm

„Hier habe ich eine außergewöhnliche Nachricht für Sie, die Sie wohl kaum erwartet haben. Ich wusste, dass Herr von Jully sich schon lange darum bemühte, eine Stelle in der Abteilung für auswärtige Angelegenheiten zu bekommen, aber bislang kein Glück damit hatte. Nun hat er das Angebot angenommen, die Genfer Residenz zu übernehmen. Gestern ist er gekommen, uns davon zu unterrichten. Meine Mutter und ich haben vergebens versucht, ihm die Sache auszureden. Sein Entschluss, eine Familie im Stich zu lassen, die auf ihn angewiesen ist, ist schon sehr seltsam und macht uns, meine Mutter und meine Kinder, aber auch die Comtesse von Houdetot betroffen. Wir konnten ihn nicht halten, es war zwecklos. Er hat sich entschlossen, für ein paar Jahre ins Ausland zu gehen. „Aber, mein lieber Bruder“, sagte ich zu ihm, „wenn Sie nur vorhaben, Paris für ein paar Jahre zu verlassen, warum treten Sie dann nicht eine Reise an, ohne sich zu binden?“ Er antwortete wie die Gräfin vom Pimbeche5: „Meine liebe Schwester, ich möchte an etwas gefesselt sein.“ Wir verstehen nicht, was er meint. Was mir eigenartig erscheint, ist seine Wahl von Genf. Er will innerhalb der nächsten zwei Monate abreisen, aber ich fürchte, dass er damit eine Dummheit begeht. Wissen Sie, was ich voraussehe? Er wird sich in Genf zu Tode langweilen und dann nach Paris zurückkommen wollen, wo er allen Respekt verloren hat. Damit wird er die Überlegenheit verlieren, die er mit der Ehrlichkeit und der Mittelmäßigkeit seines Charakters erlangt hatte. Es wird gesagt, dass ihm die Marquise von Pompadour diesen Wahnsinn in den Kopf gesetzt hat. Fest steht, dass sie seine Patronin ist und er sie über alles lobt.

Die Torheit ihres Bruders hat Fräulein von Houdetot sehr betrübt und wir sehen es genauso. Noch trauriger ist für sie, dass die Abteilung, in der Saint-Lambert dient, nach Westfalen geht. Nachdem ich meinem Kummer freien Lauf gelassen habe, neige ich dazu, die Männer so zu nehmen, wie sie sind und mich auf ihre Kosten zu amüsieren. Ich werde bei Ihnen beginnen, mein Freund. Sagen Sie mir zum Beispiel, was Sie mit den Gazetten anfangen wollen? [...] Möchten Sie vielleicht erfahren, was Sie vor drei Wochen getan haben oder möchten Sie die Zukunft aus ihnen herauslesen? Da ich nicht weiß, was Sie mit ihnen machen werden, werde ich sie Ihnen schicken, damit Sie mir mitteilen, was man in ihnen sehen sollte.“

Grimm antwortet dir aus Münster

„Ich habe heute keine Briefe von Ihnen erhalten und ich falle zurück in die schreckliche Einsamkeit, in die meine Seele immer eingetaucht sein wird, wenn ich nicht mehr von Ihnen höre. Traurigkeit, Unbehagen, Ungeduld und Müdigkeit sind mein Gefährten in dieser Wüste und sie werden mich nicht verlassen, bis ich in der Lage sein werde, mich Ihnen wieder anschließen zu können. Oh, meine liebe Freundin, ich lebe nur für Sie. Mein Herz ist für jedes andere Gefühl verschlossen, außer für dieses, was es vollständig einnimmt. Um meine Abwesenheit zu ertragen, suche ich vergebens nach der Festigkeit und Energie, zu der ich manchmal fähig war, ich kann sie nicht mehr finden. Sie haben Mitleid mit mir und ich gestehe, ich brauche es sehr. Sie sind großzügiger, als ich geglaubt habe. Sie haben vom ersten Moment an gespürt, wie es mir geht und was für mich besonders schmerzhaft ist. Ihre Briefe sind voller Zärtlichkeit und Mitgefühl und mein Herz ist berührt von ihnen.

Wie freue ich mich, dass Sie bei guter Gesundheit sind, aber es scheint mir, dass Sie es sehr eilig haben, abends Ihre Milch zu trinken. Überstürzen Sie nichts, es ist einer Ihrer alten Fehler, zu schnell vorzugehen. Die Natur handelt langsam und unmerklich. Sie hat Ihnen schöne Augen geschenkt. Machen Sie Gebrauch von ihnen und handeln Sie, wie sie es tut.

Was Sie mir über Rousseau erzählen, kommt mir sehr merkwürdig vor und die mysteriösen Besuche der Gräfin von Houdetot sind noch merkwürdiger. Er ist ein armer Teufel, der sich selbst quält und es nicht wagt, die wahre Ursache seiner Probleme anzuerkennen, die in seinem verfluchten Kopf und in seinem Stolz zu suchen ist. Er erschafft sich imaginäre Gründe, um das Vergnügen zu haben, sich über die ganze Menschheit zu beklagen. Ich vertraue auf Ihre Umsicht im Umgang mit diesen Dingen [...]. Misstrauen Sie Ihrem guten Herzen und sorgen Sie sich um Ihr eigenes Glück und Ihre Ruhe. [...]

Ich bin erstaunt, dass so viele Leute Probleme mit Diderot haben. Ich bin seit fünf Jahren sein bester Freund und er ist der Mann, der mir auf dieser Welt der liebste ist. Während der ganzen Zeit habe ich nichts Ähnliches mit ihm erlebt. Es braucht immer zwei Leute, um Unheil zu stiften und all diese Schwätzer tun nichts anderes, als seine Offenheit und seinen guten Glauben zu missbrauchen.

Gestern kam hier der Marquis von Saint-Lambert an und ich konnte den Abend mit ihm verbringen. Sie können sich vorstellen, dass wir viel über sie gesprochen haben und ich war glücklich, einen Mann zu sehen, der gerade noch bei Ihnen war. Es ist ein großer Trost für mich, den Rest der Kampagne mit ihm zu verbringen. Er hat mit mir über Rousseaus Ungerechtigkeit mir gegenüber gesprochen. Er denkt, dass Sie sich von ihm abgewendet haben und dass ich sein Schreckgespenst geworden bin. Ist das wahr?

Warum ist eigentlich die Gräfin von Houdetot so fröhlich? Hat ihr Saint-Lamberts Weggang nicht wehgetan? [...] Sie haben recht, die Gesellschaft der Gräfin von Houdetot passt überhaupt nicht zum Baron und seiner Frau. Ich hoffe, dass diese Fantasie, wie viele andere auch, bald wieder aufgegeben wird.

Ihr Porträt von Margency ist ein Meisterwerk; nichts könnte wahrer, raffinierter oder feiner sein. Es gibt bestimmte Figuren, die sich nur in einer Gruppe gut zeichnen lassen; Margency ist einer von ihnen.

Ich habe gerade zwei Ihrer Briefe erhalten. Ich beginne zu befürchten, dass Sie sich überanstrengen, wenn Sie so oft schreiben. Meine liebe Freundin, denken Sie an Ihre Gesundheit und schreiben Sie mir keine Bände, das erhitzt nur das Blut und lässt mich um die Milch zittern, von der Sie in Ihrem letzten Brief kein Wort gesagt haben. Ich nehme das als ein gutes Zeichen. Mir geht es soweit ganz gut. Was soll ich über mich erzählen? Bisher war ich dem Maréchal zu nichts nütze. Ich weiß nicht, ob ich ihm jemals von Nutzen sein werde, ich habe meine Zweifel. Wir sind hier achtundzwanzig Sekretäre und ich frage Sie, was kann man mit Philosophie und Metaphysik in der Armee schon anfangen? Ich hoffe, dass der Dauphin nach dieser Erfahrung auch das Gefühl hat, dass ich mich besser in seiner und Ihrer Nähe niederlassen sollte.

Wissen Sie, dass das, was Sie mir über Herrn von Jully erzählt haben, für mich wie ein Lichtblitz war und ein Gerücht erklärt, von dem ich gehört hatte und das mir so absurd erschien, dass ich es nicht glauben konnte. Es könnte wahr sein, aber wenn ich es richtig sehe, wird er entsprechend den Ergebnissen belohnt werden. Da er aber nicht so sein kann, wie die Leute ihn gern haben würden, ist er ein verlorener Mann. Ich weiß nicht, ob das, was ich Ihnen schreibe, noch dem gesunden Menschenverstand entspricht. Man hat mich zusammen mit königlichen Küchenbeamten, die uns das Abendessen zubereiten, in einer verfluchten Mansarde untergebracht.

Mein Herz hängt mit den süßesten Fesseln an dem Ihren; ich spreche ununterbrochen mit Ihnen ,aber ich kann Ihnen jetzt nicht schreiben. Lesen Sie also, was ich Ihnen sage und nicht, was ich Ihnen schreibe. Adieu, liebe Freundin [...] Erzählen Sie mir von Ihren Angelegenheiten, von Ihrer Mutter, von Ihren Kindern und von allem, was Sie interessiert.“

Du antwortest Grimm

Du kommst Grimms Wunsch gerne nach und schilderst ihm in deinem nächsten Brief in ausführlicher Weise deinen Alltag:

„Da Sie, mein Freund wollen, dass ich Ihnen über unser Hausleben spreche, so sollen Sie wissen, dass wir uns alle Morgen wie gewöhnlich unten im kleinen Salon versammeln. Da nehmen wir, meine Mutter, meine Kinder, Linant und ich unser Frühstück ein. Ein wenig später ziehen sich Linant und mein Sohn zurück, um spazieren zu gehen oder um zu lernen. Wenn sie sich aber am Gespräch beteiligen wollen, können sie am Frühstückstisch sitzenbleiben. Das Faultier Margency steigt manchmal herab, ebenso wie jene, die bei ihm ihren Wohnsitz gefunden haben; aber es gibt keine Verpflichtungen, nur die Kinder müssen manchmal tun, was ich sage. Gegen 10 Uhr zieht sich jeder zurück, um das zu treiben, was ihm beliebt. Ich kümmere mich um die Angelegenheiten meines Haushalts