Pit! - Pit Boston - E-Book

Pit! E-Book

Pit Boston

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Beschreibung

Dies sind die Geschichten des kleinen, aber doch schon ziemlich erwachsenen Jungen Pit, der in einer wirklich schönen Stadt lebt, in Holiday. Allerdings könnte er auch überall auf dieser Welt leben. Denn die Abenteuer, die er so durchstehen muss, sind ganz sicher auch anderswo möglich. Nun scheinen bei Pit die schlimmsten Alpträume wahr zu werden. Denn von gefährlichen Erdstößen und wunderlichen Drachen, bis hin zu einem Vampir ist wirklich alles mit dabei! Gibt es da noch eine Rettung? Bei Pit allemal! Denn er ist mutig und couragiert. Und weil es immer wieder sonderbare Wunder gibt, die dem kleinen mutigen Pit zur Seite stehen, wird am Ende alles gut. Kommt mit in die märchenhafte Stadt Holiday und staunt über einen sonderbaren Zauberbriefkasten, der erstaunliche Wunder erfüllen kann.

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Seitenzahl: 218

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Inhalt

Der Zauberbriefkasten

Der Tunnel

San Francisco

Der Kompass

Papas Grab

Das Buch

Der Tote

Aliens 1–3

Die verrückte Schulstunde

Das verhexte Klassenzimmer

Das Lied der Träume

Die verlorene Zeit

Im Wachfigurenkabinett

Die Marsreise

Der Erdstoß

Der kleine Vampir

Die Botschaft

Rückkehr eines Freundes

Der Drache vom Gold-Lake

Der sagenhafte Vogel

Die schwarze Frau

Vor Gericht

Der Stern der Träume

Der Zauberbriefkasten

Weihnachten war nicht mehr weit. Und auch in Pits Heimatstadt freuten sich die Menschen wieder auf dieses wundervolle Fest. Der kleine Pit, der mit seiner Mami in einem kleinen Haus am Rande der Stadt lebte, fieberte schon seit Tagen dem Weihnachtsfest entgegen. Und nun hatte er etwas ganz Neues entdeckt. Man hatte nämlich begonnen, überall in der Stadt rote Weihnachtsbriefkästen aufzustellen. Auch vor Pits Haus stand ein solcher Briefkasten und Pit beobachtete nun den lieben langen Tag die Straße. Er wollte unbedingt wissen, wer den Briefkasten leerte. Seine Mami schaute sich dieses Spielchen nicht sehr lange an. Unbeeindruckt meinte sie, dass er endlich etwas im Haushalt helfen möge und nicht andauernd aus dem Fenster starren sollte. Pit sah das jedoch überhaupt nicht ein. In Gedanken sah er schon den Weihnachtsmann um die Ecke biegen, der dann schließlich diesen magischen Briefkasten leerte. Doch seine Mami schien das gar nicht zu interessieren. „Du musst warten, bis jemand etwas reingeworfen hat!“, rief sie aus der Küche. Und dann meinte sie noch, dass sich Pit ja einen besonders tollen Wunsch ausdenken möge, den er dann in den Briefkasten werfen könnte. Und so zerbrach sich Pit den ganzen Tag seinen Kopf, was er wohl am dringendsten brauchte. Ein Fahrrad hatte er schon und einen Computer auch. Ja, er besaß so viele schöne Sachen, was könnte er sich da noch wünschen? Und als er so aus dem Fenster schaute, kam er mal wieder ins Träumen. Ja, wenn er sich seinen Papa zurück zaubern könnte, dann würde er sich genau das wünschen. Aber so etwas passierte ja nicht. Allerdings hatte sich ja sein Papa schon einmal bei ihm gezeigt. Nur war er nie geblieben. Das war so schade. Traurig setzte er sich an seinen kleinen Schreibtisch und nahm einen Bogen Papier zur Hand. In großen Buchstaben schrieb er darauf: „An den Weihnachtsmann. Ich wünsche mir eigentlich nichts. Nur mein lieber Papa soll wieder zurückkommen. Ich und meine Mami vermissen ihn wirklich sehr. Also, wenn Du das kannst, dann würde ich ganz dolle glücklich sein, Dein Pit.“ Als er das geschrieben hatte, las er sich das Ganze noch mehrmals durch. Zunächst wollte er die Fehler suchen, die sich möglicherweise darin verbargen. Doch dann weinte er und seine Tränen weichten das Blatt ein wenig auf. So einen Wunsch würde ihm der Weihnachtsmann ganz sicher niemals erfüllen können, dachte er sich und wollte den Bogen gleich wieder zerreißen. Da kam seine Mami ins Zimmer und ein kräftiger Luftzug fegte durchs Zimmer. Er hob den Bogen in die Luft und wehte ihn durchs halboffene Fenster in den Vorgarten. Die Mami war ganz und gar nicht erbaut über Pits Untätigkeit. Doch als der ihr erzählte, dass er gerade einen Wunschzettel geschrieben hatte, war die Mami gar nicht mehr ernst. Sie setzte sich zu Pit und wollte den Wunschzettel sehen. Doch der war nicht mehr da. Pit schaute unter dem Schreibtisch nach und suchte schließlich das ganze Zimmer ab. Aber er konnte den Wunschzettel einfach nicht mehr finden. Wo der nur war? Irgendwann gab er seine erfolglose Suche auf und erzählte der Mami unter Tränen, dass er den Papa sehr vermisste und sich gewünscht hatte, dass der Weihnachtsmann ihn zurückbrächte. Die Mami streichelte ihren Sohn übers Haar und meinte dann, dass das leider nicht möglich sei. Aber der Papa im Himmel würde sich ganz bestimmt freuen, wenn er sehen könnte, dass sein Sohn fleißig im Haushalt mithilft. Und dann nahm sie Pit an die Hand und die beiden gingen in die Küche. Dort roch es ganz wunderbar nach Plätzchen und Pit vergaß ganz schnell seinen verloren gegangenen Wunschzettel. Neugierig schaute er durch die Scheibe der Backröhre und hätte am liebsten gleich all die knusprig braunen Plätzchen, die er dort sah, aufgegessen. Doch seine Mami bremste ihn und meinte, dass es noch eine Menge anderer Arbeit gab. Und Pit schaute die Mami mit großen Augen an, fand die Idee mit der Hausarbeit nicht sonderlich prickelnd und ließ sich dann doch die Kinderschürze umbinden. Die beiden backten und werkelten bis es Abend war. Dann genehmigten sie sich doch noch einige Plätzchen, denn Pit wollte unbedingt wissen, ob sie auch gelungen waren.

Die Mami warf ihm einen vielsagenden Blick zu, denn sie wusste nur zu gut, dass ihr kleiner Sohn so gern süße Sachen naschte. Bevor Pit müde in sein Bettchen fiel, schaute er noch einmal aus dem Fenster. Dunkel war’s geworden und der Weihnachtsbriefkasten hing einsam an dem Pfahl, den man extra dafür in die Erde gerammt hatte. Einen Weihnachtsmann konnte er nirgends sehen und auch sonst niemanden, der sich in der Nähe des Briefkastens aufhielt. Doch was war das? Der Briefkasten begann plötzlich hell zu leuchten. Er funkelte schließlich in allen Farben und Pit blieb vor lauter Staunen der Mund offenstehen. Was geschah da vor seinen Augen? Er konnte sich das einfach nicht erklären. Plötzlich fiel ein greller Lichtstrahl in den Vorgarten, genau unter Pits Fenster und schien dort irgendetwas anzuleuchten. Schließlich bewegte sich das Licht zum Briefkasten. Der leuchtete noch einmal hell auf und schließlich wurde es dunkel. Pit konnte noch gar nicht in sein Bettchen gehen. Er war noch zu aufgeregt und starrte andauernd zu dem Briefkasten hinüber. Was war das nur? Sollte das etwa der Weihnachtsmann gewesen sein? Aber es war doch nur buntes Licht? Nein, das war kein Weihnachtsmann. Sicher nur die weihnachtliche Straßenbeleuchtung, die ihn so getäuscht hatte. Aber es war wunderschön. Er legte sich in sein Bettchen und brachte doch kein Auge zu. Immerzu musste er an das soeben Erlebte denken und wusste nicht, was das gewesen sein konnte. Am nächsten Morgen erzählte er seiner Mami nichts von dem, was er gesehen hatte. Zu groß war die Angst, sie könnte ihm vielleicht nicht glauben oder ihn gar auslachen. Und so schlich er den ganzen Tag um seine Mami herum, als wäre der Weihnachtsmann bereits bei ihm gewesen. Die Mami ahnte schon, dass ihr kleiner Pit irgendein Geheimnis hatte und nicht darüber sprechen wollte. Doch sie sagte nichts und am Abend gingen die beiden noch einmal auf den wunderschönen Weihnachtsmarkt in die Stadt. Die vielen süßen Sachen, die es dort gab ... Pit wollte natürlich alles probieren und begann mit gebrannten Mandelkernen und Zuckerwatte. Und als es eine ordentliche Bratwurst gab, kam ihnen plötzlich ein Weihnachtsmann entgegen. Die Mami nahm gar keine Notiz von ihm, nur Pit stand mit großen Augen da und staunte. Der Weihnachtsmann blieb stehen und griff sich verlegen an seinen langen weißen Bart. Dann sagte er: „Da staunst Du Pit, aber ich habe ein Geschenk für Dich.“ Pit wusste nicht, was er sagen sollte, sogar seinen Namen wusste der Weihnachtsmann. Er rempelte seine Mami an und wollte ihr den Weihnachtsmann zeigen. Doch die bahnte sich gerade den Weg an einen Stand, wo es Handschuhe gab. Der Weihnachtsmann überreichte Pit einen dicken Briefumschlag und meinte dann: „Komm, wir gehen an die Bude, wo es die duftenden Plätzchen gibt.“ Und die beiden liefen Hand in Hand zu der Plätzchenbude und Pit durfte sich so viel Plätzchen aussuchen, wie er wollte. Und er wollte wirklich viel. Nur gut, dass seine Mami nichts davon mitbekam. Und dann gingen sie zu dem bunten Kettenkarussell. Pit fuhr so gern damit und er setzte sich auf das große braune Pferd. Er fühlte sich wie ein Cowboy, der durch die Prärie ritt. So etwas Aufregendes hatte er an diesem Abend gar nicht mehr erwartet. Die Zeit verging und die Mami suchte mal wieder fieberhaft nach ihrem Sohn. Sie ahnte bereits, dass er wieder etwas ganz Tolles entdeckt hatte und lief geradewegs zum Kettenkarussell. Dort fand sie ihren Pit und der aß Plätzchen aus einer großen Tüte. Neben ihm stand der Weihnachtsmann und winkte der Mami schon von weitem zu. Die schaute noch recht ungläubig. Und als sie ihren Sohn zufrieden schmatzen sah, küsste sie der Weihnachtsmann sacht auf die Wange und flüsterte ihr: „Frohe Weihnachten“ ins Ohr. Plötzlich flogen dutzende Sternschnuppen übers abendliche Firmament. „Schau dort!“, rief Pit und zeigte mit seinen zuckerbeschmierten Händen zum Himmel. Und die Mami hatte Tränen im Gesicht. Sie flüsterte nur leise: „Amen“, und als sie dem Weihnachtsmann etwas sagen wollte, war der verschwunden. Sie versuchte, ihn im Gewühl der Menschen noch irgendwo zu entdecken. Doch sie fand ihn nicht mehr. Und Pit war traurig, dass der Weihnachtsmann so schnell verschwunden war. Aber er hatte ja den Briefumschlag und er drückte ihn, um zu testen, was drin sein könnte. Leider fand er es nicht heraus und er nahm seine Mami an die Hand und rief vergnügt: „Weine nicht! Bald ist Weihnachten und dann essen wir wieder Plätzchen und lauter schöne Sachen.“ Dabei schaute er seine Mami mit seinen großen Kulleraugen an, dass die nur noch zustimmend mit dem Kopf nicken konnte. Ihre Tränen hatte sie längst aus dem Gesicht gewischt, denn sie wollte nicht, dass Pit sie bemerkte. Die beiden fuhren wieder nach Hause. Doch den Umschlag durfte er nicht öffnen. Den gab’s erst zu Weihnachten. Da war seine Mami streng. Doch sie wusste längst, wer der spendable Weihnachtsmann war. Als es schließlich Heiliger Abend war, saßen die beiden am Weihnachtsbaum und dachten an den Weihnachtsmann und an Papa. Die Mami brachte den Briefumschlag und hatte ihn sogar noch einmal in buntes Weihnachtspapier gehüllt. Als Pit ihn öffnete, hörten sie von fern die Kirchenglocken läuten. Pit zog einen Brief und eine wunderschöne goldene Uhr aus dem Umschlag. Und als er den Brief lesen wollte, konnte er es nicht glauben. Es war sein eigener Wunschzettel, den er eigentlich in den Weihnachtsbriefkasten werfen wollte. Doch er war auf sonderbare Weise verschwunden. Er erinnerte sich an den leuchtenden Briefkasten und den Lichtstrahl, der sogar bis zu seinem Fenster reichte. Sollte der etwas damit zu tun haben? Pit wusste es nicht und wollte sich auch keine Gedanken mehr darübermachen. Er legte den Zettel beiseite und betrachtete sich diese wunderschöne glänzende Uhr. Und er wunderte sich, denn seine Mami rang mit den Tränen. Er wollte sie trösten, doch sie nahm den kleinen Pit und sagte zu ihm: „Der Weihnachtsmann hat Deinen Wunsch erfüllt. Denn es war der Papa, der den Weihnachtsmann auf dem Weihnachtsmarkt gespielt hatte.“ Pit wollte das zunächst nicht glauben. Doch als er vor dem Fenster plötzlich wieder diesen merkwürdigen Lichtstrahl erblickte, der auch den Weihnachtsbriefkasten anleuchtete, wusste er, dass seine Mami Recht hatte. Und plötzlich begann ein wundersames Feuerwerk über der Straße. Bunte Leuchtraketen schossen aus dem Weihnachtsbriefkasten hoch in die Luft und erhellten die gesamte Gegend. Pit und seine Mami standen am Fenster und betrachteten das beeindruckende Schauspiel und sie wussten, dass all das nur für sie geschah. Und Pit wurde klar, dass sein Papa gekommen war, um mit ihm über den Weihnachtsmarkt zu gehen. Und dann fragte er noch, woran die Mami gemerkt hatte, dass es der Papa war. Die hob Pit auf ihren Schoß und lächelte ihn ganz seltsam an. Dann flüsterte sie ihm geheimnisvoll ins Ohr: „An seinem lieben Kuss und an der wunderschönen goldenen Uhr habe ich’s bemerkt. Denn die hatte ich ihm damals geschenkt, kurz bevor er uns verlassen musste.“

Der Tunnel

Der kleine Pit war mal wieder auf Abenteuersuche. Erst vor wenigen Stunden hatte er Mrs. Clearwater einen Ziegenbock vors Zimmer gestellt. Und nachdem daraufhin der Schultag ausfallen musste, weil Mrs. Clearwater einfach nicht aus dem Zimmer gelassen wurde, hatte die Mami mit ihm noch ein ordentliches Hühnchen zu rupfen. Deswegen sann er nach Ablenkungen. Er schritt den Sunset-Boulevard seiner Heimatstadt entlang und entdeckte ein großes Plakat an einer Häuserwand. Ein neuer Actionfilm wurde vorgestellt und Pit staunte über die verrückten Figuren, die darauf abgebildet waren. Er näherte sich dem Plakat und plötzlich ergriff ihn ein greller Lichtstrahl. Es war, als würde ihn der Strahl in das Plakat hineinziehen. Er konnte sich auch nirgendwo festhalten und fiel ins Bodenlose. Um ihn herum flirrten grelle bunte Lichter und er flog und flog und flog. Es war wie in einem riesigen Tunnel, dessen gewölbte Decke sich ständig veränderte. Mal verformte sie sich zu einem seltsamen eckigen Gebilde, dann wurde sie wieder schlank und rund wie eine endlose Röhre. Doch nirgendwo gab es ein Halten, er flog einfach nur durch Raum und Zeit und tauchte schließlich in einen weißen Nebel ein. Es roch nach Frühlingsblumen und Kräutern. Der Nebel verzog sich und Pit landete sanft auf einer grünen Wiese. Erschrocken schloss er seine Augen, weil er Angst hatte, in irgendeinem Erdloch zu verschwinden. Doch nichts dergleichen geschah. Zunächst blinzelte er noch, doch als er die helle Sonne über sich scheinen sah, öffnete er neugierig seine Augen. Die grüne Wiese hatte eine runde Form. Und sie war nicht so endlos, wie sie ihm anfangs erschien. Um die Wiese herum standen kegelförmige Gebilde. Und neben ihm blinkten bunte Lampen auf einer kleinen Metallkonsole. Was hatte das zu bedeuten? Am Rand der Wiese stand eine junge Frau in merkwürdiger Kleidung. Sie trug einen himmelblauen Overall und lächelte sympathisch zu Pit herüber. Der rief laut: „Wo bin ich?“ Die junge Frau kam über die Wiese gelaufen und meinte dann: „Na in Holiday. Am Sunset-Boulevard.“ Pit schaute sich um. Das konnte doch unmöglich sein. An diesem Ort sah es eher aus wie in einem Garten. Sollte das wirklich der Sunset-Boulevard sein? Vor der Wiese entdeckte er ein tropfenförmiges weißes Gebilde. Die junge Frau stellte sich vor: „Ich bin Lisa. Wenn Du willst, zeige ich Dir die Stadt? Das machen wir immer mit den Gästen, die durch den Transporttunnel gekommen sind.“ Pit schaute die vermeintliche Lisa misstrauisch an. Transporttunnel? Was war denn das? War er etwa durch diesen Tunnel gereist? Egal! Er wollte wissen, ob er sich wirklich in Holiday befand und lief Lisa entgegen. Die nahm Pit an die Hand und die beiden begaben sich zu dem weißen Tropfen vor der Wiese. Dieser öffnete sich, als die beiden davorstanden und drinnen sah es ähnlich aus wie in einem Auto. „Nimm Platz“, sagte Lisa freundlich und wies Pit mit einer Handbewegung ins Fahrzeug. Der nahm Platz und als Lisa sich neben ihn gesetzt hatte, schloss sich die ovale Luke und das Gefährt erhob sich geräuschlos in die Luft. Pit staunte, so etwas hatte er ja noch nie erlebt. Das Gefährt glitt elegant durch die Luft und blieb an so manchem Punkte stehen. Lisa erklärte dann, wo sie sich gerade befanden. Unter ihnen erstreckte sich der Holiday-Boulevard und plötzlich rief Pit: „Da, da unten, mein Stern!“ Lisa schaute den kleinen Pit interessiert an und wollte sehr gern Genaueres von ihm wissen. „Was denn, Du hast dort unten einen Stern? Das ist ja toll. Wo denn?“ Pit deutete auf das Theater, welches viel größer war, als er es kannte. Dann meinte er verblüfft: „Es sieht so anders hier aus. Alles ist viel größer und das Theater dort, es funkelt ja in allen Farben. Wie kann das sein?“ Lisa lächelte wieder so sympathisch wie eben und meinte dann: „Ach so, ja, so sehen unsere berühmten Bauten aus. Sie sind mit einer organischen Schicht überzogen, die von selber leuchten und durch eine Fotosynthese Licht erzeugen. Das Theater wurde in den letzten hundert Jahren vollkommen verändert und um das Doppelte vergrößert. Man kann nun auch mit einem Raumgleiter dort landen. So haben die Gäste aus den Marsstädten ebenfalls die Möglichkeiten nach Holiday zu kommen.“ Pit konnte kaum glauben, was er da hörte. Die Gäste aus den Marsstädten – lebten dort etwa Menschen? Er ahnte längst, dass er sich in der Zukunft befand. Nur, welches Jahr hatten die Leute hier gerade? Er fragte Lisa danach und die meinte, dass es das Jahr 2120 sei. Pit blieb mal wieder der Mund offenstehen, wie immer, wenn er sich wunderte. Er sagte, dass er aus dem Jahre 2010 käme. Doch Lisa schien sich überhaupt nicht zu wundern. Sie wandte sich kurz von Pit ab und plötzlich erhob sich vor ihr ein großes Hologramm. Pit sah die Person nur von hinten und er hatte den Eindruck, die Person ähnelte seinem Papa. Allerdings konnte das nun wirklich nicht sein, denn wie sollte sein Papa in die Zukunft gelangt sein? Das war vollkommen unmöglich.

Schließlich verschwand das rätselhafte Hologramm, und Lisa widmete sich wieder ihrem kleinen Gast aus der Vergangenheit. Sie sagte, dass der Transporttunnel noch ziemlich fehlerhaft sei. Er war ja eigentlich nur für intergalaktische Flüge gedacht. Aber weil es schon öfter diverse Fehler an diesem Tunnel gab, schien sie Pit alles zu glauben. Außerdem war er ja auch ein wirklich netter kleiner Junge, dem sie sehr gern alles erklärte, was sich so ereignet hatte in den vielen Jahren. Pit staunte, dass auf den funkelnden Bürgersteigen der Stadt lauter Sterne zu bewundern waren. Lisa bemerkte das und sagte schnell: „Ja, die Sterne sind nun auf allen Straßen Holidays zu bewundern, denn es gab und gibt viele große Stars und bemerkenswerte Menschen, denen man einen Stern gewidmet hat. Und da die Stadt größer geworden ist, hatte man schließlich diese wunderbare Idee.“ Pit fand das ganz toll und es sah von oben so schön aus, dass sich Pit gar nicht satt sehen konnte. Überall zwischen den neuen, pyramidenförmigen Häusern standen so merkwürdige Funktürme. Und Pit wollte wissen, was die zu bedeuten hatten. „Die sind für die Abschirmung gefährlicher UV-Strahlungen und Kleinstmeteoriten aus dem Weltraum erbaut worden“, entgegnete Lisa, „sie erzeugen ein Antigravitationsfeld und reflektieren die schädlichen Einflüsse und Strahlungen wieder in den Kosmos hinaus. So ist es sicherer für die Menschen. Denn über die Jahre ist die Atmosphäre dünner geworden und musste mit künstlichem Sauerstoff angereichert werden. Damit der auch auf der Erde bleibt, wurden diese Säulen errichtet. Den genauen Funktionsverlauf kann Dir das Observatorium in West-Holiday erklären.“ Pit hatte schon genug gehört. Er verstand ja gar nicht, wovon Lisa sprach. Er wusste nur, dass diese Türmchen gut für die Leute waren. Zum Observatorium wollte er nicht. Und das Gefährt flog weiter über die Stadt. Doch nicht nur dieses eine Fluggerät bewegte sich über den Pyramidenhäusern hinweg. Es gab unzählige solcher Fluggeräte. Sie bewegten sich alle nach einem bestimmten Schema durch die Luft. Es war, als gäbe es eine Luftordnung, nach der sich alle Fluggeräte richten mussten. Und als er Lisa danach fragte, erklärte sie es ihm. „Unsere Stadtgleiter halten sich an das Zufallsprinzip, welches von einem Rechner ständig neu berechnet wird. So wird jeder einzelne Stadtgleiter nach Bedarf höher oder niedriger am anderen vorbeigelotst, wenn die Flugbahn mal belegt sein sollte. So kommt sich niemand mehr in die Quere. Auch auf den unterirdischen Highways funktioniert das so. Es ist alles aufs Genaueste ausgeklügelt. Außerdem haben wir dann noch die Transporttunnel, durch welchen auch Du gekommen bist. Durch sie können weitere Strecken mühelos und sekundenschnell überbrückt werden. Nur aus der Vergangenheit, da kam noch keiner hierher.“ Pit musste grinsen. Denn solch ein Abenteuer würde ihm nicht einmal Mrs. Clearwater glauben. Und seine Mami würde staunen, wenn er davon erzählte. So langsam kam ein gewisses Hungergefühl in ihm auf. Und diese ganze faszinierende Welt in hundert Jahren wurde ihm ein wenig zu viel. Er begriff es ja doch nicht und wollte eigentlich wieder zurück nach Hause. Lisa schaute Pit nachdenklich an und sagte: „Nun müssen wir mal sehen, was wir mit Dir machen. Eigentlich solltest Du ja wieder in Deine Zeit zurückgehen. Ich muss mal sehen, was ich da tun kann. Denn die Transporttunnel verwenden eine Art Über-Raum im Raum-Zeitgefüge, um Objekte zu transportieren. Wir fliegen zu dem Tunnel, durch welchen Du hierher gelangt bist und sehen einfach weiter.“ Lisa sprach einen Zahlencode und bestätigte diesen mit ihrem Passwort. Der Gleiter änderte sofort seine Flugrichtung und segelte über die leuchtend hellen Boulevards und die unzähligen Pyramidenhäuser zu der runden Wiese zurück. Dort stiegen die beiden aus und liefen zu der Metallkonsole mit den bunten Lichtern darauf. Pit sollte sich neben die Konsole in einen Kreis stellen, der ihm bei seinem Erscheinen gar nicht aufgefallen war, und warten. Lisa trat an die Konsole und sprach wieder einen seltsamen Zahlencode. Doch nichts passierte. Schließlich gab sie Pit noch ein Küsschen auf die Stirn und sagte leise: „Grüß mir das Jahr 2010 und nimm dieses Foto. Es zeigt Holiday im Jahre 2120. Und nun gute Reise Pit!“ Sie berührte einen blinkenden Sensor und augenblicklich tanzten um Pit die buntesten Farben. Wieder hatte er das Gefühl, als ob er ins Bodenlose fiele. Er fühlte sich leicht und frei wie ein Vogel. Der Tunnel verwandelte wieder seine Form und am Ende der Röhre entdeckte Pit ein weißes Licht. Dann würde er müde, sehr müde. Als er seine Augen wieder öffnete, fand er sich auf der Wiese vor dem Plakat wieder. Irritiert schaute er sich um, war er wirklich wieder daheim? Doch dann entdeckte er ein Straßenschild über der Straße, Sunset-Boulevard, und er war sich sicher, dass er in der richtigen Zeit angekommen war. Allerdings schien niemand Notiz von ihm zu nehmen. Er stand auf und lief von der Wiese auf die Straße. Dann sprang er vergnügt über den Sunset-Boulevard und war doch froh wieder zu Hause zu sein. Ihm war es schon viel lieber, wieder die alt bekannten Autos und Häuser zu sehen. Nur die Mami, die würde wohl mit ihm schimpfen, denn den Streich mit der Ziege vor Mrs. Clearwater Zimmertür würde auf jeden Fall ein Nachspiel haben.

Als er sich der Schule näherte, sah er schon von weitem das blaue Polizeiauto. Schließlich wurde Mrs. Clearwater aus der Schule geführt. Als Pit seine Lehrerein erblickte, wollte er gleich wieder davonlaufen, Doch Mrs. Clearwater rief schon von weitem: „Pit, so warte doch! Ich muss Dir was sagen!“ Zögernd kam Pit näher und die Polizisten wollten von ihm wissen, ob er der kleine Junge war, der den wütenden Ziegenbock vor Mrs. Clearwater Büro angebunden hatte. Zunächst wusste Pit nicht, ob er alles zugeben sollte. Doch dann nickte er schuldbewusst mit seinem Kopf. Da klopfte ihm einer der Polizeibeamten freundschaftlich auf die Schulter und sagte dann: „Na, Du bist mir ja einer. Hast Mrs. Clearwater das Leben gerettet. Dafür müsste man Dir einen Orden verleihen!“ Pit verstand noch immer nicht, was los war. Doch schließlich erfuhr er von der vollkommen aufgelösten Mrs. Clearwater, dass es einen Amoklauf an der Schule gab. Der ehemalige Schüler sei betrunken durch die Schule gerannt und wollte sich an Mrs. Clearwater rächen. Angeblich hatte sie ihm mal mehrere schlechte Zensuren gegeben. Doch als er bei Mrs. Clearwater Büro eintraf, empfing ihn schon der Ziegenbock, der furchtbar schlecht gelaunt war, weil ihn jemand in dieses Gebäude entführt hatte. Der Amokläufer kam ihm wie gerufen. Er versetzte ihm einen derartig heftigen Stoß mit seinen Hörnern, dass der arme Junge meterweit durch die Luft flog und vor den verdutzten Polizisten, die Mrs. Clearwater bereits gerufen hatte, liegen blieb. Schließlich riss sich der Ziegenbock los und wollte sich auch noch auf die Beamten stürzen. Doch die konnten das aufgebrachte Tier überwältigen und den Amokläufer, der nun selbst der Gejagte war, festnehmen. Glücklicherweise blieb es nur bei dem schmerzenden Hosenboden des Amokläufers. Doch Mrs. Clearwater hatte der Vorfall stark in Mitleidenschaft gezogen. Pit musste sie erst einmal wieder auf andere Gedanken bringen. Und deswegen erzählte er ihr auch sogleich von dem merkwürdigen Zeittunnel und Lisa, die ihn durch Holiday des Jahres 2120 geführt hatte. Mrs. Clearwater verzog misstrauisch ihr Gesicht. Machte sich Pit etwa lustig über ihre missliche Lage? Sie spürte, wie ihre Kräfte zurückkehrten und wollte eigentlich gerade schimpfen. Doch dann fand sie, dass Pit eine Belohnung verdient hatte. Sie gab ihm für die nächsten drei Tage Sonder-Schulfrei und Pit wollte sich schon darüber freuen. Allerdings hatte er da die Rechnung ohne seine Mami gemacht. Die fand es zwar wunderbar, dass Pit Mrs. Clearwater auf eine solch kuriose Art und Weise das Leben gerettet hatte. Dennoch wusste sie, dass eigentlich ein ganz gemeiner Streich dahintersteckte und stellte ihren Sohn für die drei schulfreien Tage daheim für ihre recht üppige Hausarbeit an. Notgedrungen war Pit einverstanden, denn es hätte ja auch schlimmer kommen können. Immerhin war es ein ziemlich bösartiger Streich. Doch er fand sich mit allem ab, was die Mami mit ihm vorhatte und erzählte ihr schließlich von dem merkwürdigen Tunnel beim Plakat. Die Mami lächelte und schwieg. Dann erzählte sie ihm, dass sie auch an dieser Stelle war. Sie war nämlich mal wieder auf der Suche nach ihm, weil Mrs. Clearwater ihn nicht in der Schule gesehen hatte. Und schließlich zeigte sie Pit ein Foto von Papa. Er stand neben einer jungen Frau, die Pit recht bekannt vorkam, Lisa! Wie konnte das nur sein? Die Mami meinte, dass Lisa ein Engel war, der sich um Papa kümmerte. Und die beiden sprachen noch lange über ihre unfassbaren Erlebnisse. Das Plakat allerdings wurde schon bald durch ein anders, nicht mehr so großes ersetzt. Und Pit schaute sich das Foto von Holiday in der Zukunft an und wusste plötzlich, dass er dort vermutlich auch seinem Papa schon recht nahe gekommen war...

San Francisco

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