Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Dieser Band enthält folgende Western aus der Serie US Marshal Bill Logan: Neal Chadwick: John Dewey trägt den Stern Neal Chadwick: John Dewey rechnet ab Pete Hackett : Marshal Logan Band 65 Handlanger des Teufels Pete Hackett : Marshal Logan Band 66 Der Sohn des Comancheros Pete Hackett : Marshal Logan Band 67 Pulverfass Amarillo Pete Hackett : Marshal Logan Band 68 Partner des Todes Pete Hackett : Marshal Logan Band 69 Gnadenlose Jagd Pete Hackett : Marshal Logan Band 70 Hexenkessel am Ende des Schienenstrangs Pete Hackett : Marshal Logan Band 71 Mit eisernem Besen Pete Hackett : Marshal Logan Band 72 Ich bring den Mörder … Henry Herbert Knibbs: Zufallsgefährten Henry Herbert Knibbs: Jim Waring aus Sonora-Town Panhandle, Texas, im Sommer 1858. Fünf Reiter näherten sich der kleinen Station John Walkers. Er lebte hier mit seiner indianischen Frau Yanomi und seinem zweijährigen Jungen Jesse. John Walker handelte mit Comanchen und Cheyenne, die zu dieser Zeit den Pfannenstiel von Texas besiedelten. Walker sah die fünf Kerle langsam näher reiten. Er griff nach seinem Gewehr, einer Volcanic, und repetierte. Seine Lippen waren zusammengepresst. Weiße Reiter mitten im Indianerland bedeuteten nichts Gutes. Meistens waren sie vor dem Gesetz auf der Flucht und wollten hinauf nach Kansas oder Wyoming. Mit den Indianern hatte der Comanchero ein gutes Verhältnis. Den Weißen misstraute er. Was er sah, gefiel ihm nicht. Fünf bärtige, verwegene Gestalten, deren Gesichter von einem unsteten Leben geprägt waren...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 1703
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
12 Grandiose Western September 2025
Copyright
John Dewey trägt den Stern
John Dewey rechnet ab
U.S. Marshal Bill Logan
Band 65 Handlanger des Teufels
Band 66 Der Sohn des Comancheros
Band 67 Pulverfass Amarillo
Band 68 Partner des Todes
Band 69 Gnadenlose Jagd
Band 70 Hexenkessel am Ende des Schienenstrangs
Band 71 Mit eisernem Besen
Band 72 Ich bring den Mörder...
Zufallsgefährten
Jim Waring aus Sonora-Town: Wichita Western Roman
Titelseite
Cover
Inhaltsverzeichnis
Buchanfang
Dieser Band enthält folgende Western
aus der Serie US Marshal Bill Logan:
Neal Chadwick: John Dewey trägt den Stern
Neal Chadwick: John Dewey rechnet ab
Pete Hackett : Marshal Logan Band 65 Handlanger des Teufels
Pete Hackett : Marshal Logan Band 66 Der Sohn des Comancheros
Pete Hackett : Marshal Logan Band 67 Pulverfass Amarillo
Pete Hackett : Marshal Logan Band 68 Partner des Todes
Pete Hackett : Marshal Logan Band 69 Gnadenlose Jagd
Pete Hackett : Marshal Logan Band 70 Hexenkessel am Ende des Schienenstrangs
Pete Hackett : Marshal Logan Band 71 Mit eisernem Besen
Pete Hackett : Marshal Logan Band 72 Ich bring den Mörder…
Henry Herbert Knibbs: Zufallsgefährten
Henry Herbert Knibbs: Jim Waring aus Sonora-Town
Panhandle, Texas, im Sommer 1858. Fünf Reiter näherten sich der kleinen Station John Walkers. Er lebte hier mit seiner indianischen Frau Yanomi und seinem zweijährigen Jungen Jesse. John Walker handelte mit Comanchen und Cheyenne, die zu dieser Zeit den Pfannenstiel von Texas besiedelten.
Walker sah die fünf Kerle langsam näher reiten. Er griff nach seinem Gewehr, einer Volcanic, und repetierte. Seine Lippen waren zusammengepresst. Weiße Reiter mitten im Indianerland bedeuteten nichts Gutes. Meistens waren sie vor dem Gesetz auf der Flucht und wollten hinauf nach Kansas oder Wyoming.
Mit den Indianern hatte der Comanchero ein gutes Verhältnis. Den Weißen misstraute er. Was er sah, gefiel ihm nicht. Fünf bärtige, verwegene Gestalten, deren Gesichter von einem unsteten Leben geprägt waren...
Alfred Bekker
© Roman by Author
Cover Edward Martin
© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Folge auf Facebook:
https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Erfahre Neuigkeiten hier:
https://alfred-bekker-autor.business.site/
Zum Blog des Verlags!
Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!
https://cassiopeia.press
Alles rund um Belletristik!
von NEAL CHADWICK
xx
Menschen kamen und gingen in Abilene, wie die Winde auf der Prärie. Immer unterwegs, immer auf der Suche nach etwas. Seelen, die nichts festhielten, was nicht in ihre Satteltaschen oder auf ihre Planwagen passte. Und nun, mit dem Röhren der Lokomotiven und dem Rauschen der vorbeiziehenden Schienen, hielt Abilene den Atem an. Meile für Meile legten die Arbeiter die Schienen in Richtung unserer Stadt, und ihnen folgte ein Heer von Männern und Frauen, Frachtunternehmern, Händlern, Saloonbesitzern, Spielhöllenbetreibern, Glücksrittern und Bodenspekulanten.
Ich stehe auf der Veranda des Sheriffbüros und betrachte die Szene, die sich vor mir entfaltet. Ein rauer, bunt zusammengewürfelter Haufen, und die Revolver sitzen locker. Mein Stern schimmert in der Morgensonne – Sheriff von Abilene. Ein Titel, der in diesen Tagen mehr Probleme als Ruhm bringt. Die Ordnung aufrechtzuerhalten in einer Stadt im Aufbruch – oder besser gesagt, im Abbruch – ist kein leichtes Unterfangen. Jedes Gesicht, das in meiner Stadt auftaucht, bringt neue Geschichten, neue Geheimnisse und oft auch neue Probleme mit sich.
Die Sonne steht hoch am Himmel, als der Zug endlich in den kleinen Bahnhof einrollt. Der Dampf steigt auf, und mit ihm der Lärm der metallischen Bestie. Männer springen von den Waggons, Frauen folgen in ihren bunten Kleidern, und die Kinder, die hinterher trippeln, sind müde von der langen Reise, aber auch neugierig auf das Versprechen eines neuen Anfangs.
Ich sehe bekannte Gesichter unter den Fremden. Da ist Jake, der Frachtunternehmer, mit seinem breiten Grinsen und dem übergroßen Hut. Und da ist Sally, die Saloonbesitzerin, ihre Augen funkeln wie immer verschlagen. In der Menge entdecke ich auch einige der alten Gang aus besseren, ruhigeren Tagen. Doch die Ruhe hat Abilene verlassen, ebenso wie die endlosen Felder von unberührter Prärie.
„Verdammt, John, das wird eine Heidenarbeit,“ murmelt Deputy Tom Merrick neben mir, seine braunen Augen stur nach vorn gerichtet. Tom hatte nicht viel zu bieten außer Loyalität, und das war in meinen Augen mehr wert als Gold.
„So ist es, Tom. Aber irgendwer muss den Laden hier zusammenhalten.“ Ich klopfe ihm auf die Schulter und mache mich auf den Weg, die Angekommenen zu begrüßen.
Unter all den neuen Gesichtern fällt ein Mann besonders auf. Ein dunkelhaariger Kerl mit einem bösen Blick und einer Narbe quer durchs Gesicht. Sein Blick trifft meinen, und ein spöttisches Grinsen zieht sich über seine schmalen Lippen. Ein weiteres Problem in der Masse, denke ich mir, doch ich lasse es mir nicht anmerken. Wer auch immer er ist, er wird schon früh genug herausfinden, dass Abilene meine Stadt ist.
*
Später an diesem Abend, nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist und die Dunkelheit ihren Mantel über die Stadt gelegt hat, finde ich mich bei Kitty wieder. Sie ist mehr als eine Hure für mich. Während sie sich neben mich auf das Bett setzt, ihre Brüste unter dem dünnen Nachthemd schimmern, finde ich in ihren Augen den einzigen Frieden, den Abilene mir nicht schenken kann.
„Du siehst müde aus, John,“ flüstert sie, ihre Stimme weich und mitfühlend.
„Es sind harte Zeiten, Kitty. Aber ich bin hier.“ Ich halte ihre Hand und spüre die Wärme, die mir oft fehlt.
Bei all dem Chaos da draußen ist Kitty mein Anker, mein emotionaler Hafen. Wenn ich in ihre Augen sehe, finde ich die Kraft, am nächsten Morgen wieder aufzustehen, den Stern anzulegen und hinauszugehen. Denn Abilene braucht einen Sheriff – und bei allen Prüfungen, die diese Stadt mit sich bringt, bin ich bereit, dieser Mann zu sein.
Während der erste Zug aus der Ferne pfeift, schließe ich die Augen und nehme mir vor, dass kein Mann und kein Umstand mich von meinem Pfad abbringen wird. Abilene mag sich im Wandel befinden, aber eines wird sich nicht ändern: Mein Stern wird weiterhin leuchten und für Ordnung sorgen inmitten des Chaos.
Die Nacht war sternenklar und ruhig, doch ich wusste, dass diese Ruhe trügerisch war. Die Nächte in Abilene hatten etwas Verstohlenes an sich, als ob die Dunkelheit die Geister der Menschen – ihre gehegten Geheimnisse und ungesühnten Sünden – ans Licht zerrte.
„Du machst dir zu viele Sorgen, John,“ sagte Kitty mit einem Hauch von Traurigkeit in ihrer Stimme. Sie legte eine Hand auf meine Wange, ihr Blick zärtlich und voller Verständnis.
„Es kommt mit dem Job, Kitty. Ich kann mir keine Schwäche leisten.“ Ich seufzte und zog sie näher an mich heran, versuchte, ihre Wärme in mich aufzunehmen, als könnte sie die Kälte der Verantwortung vertreiben, die wie eine Decke auf meinen Schultern lag.
Wir schwiegen einen Moment, und ich ließ meinen Blick über das Zimmer wandern. Die roten Vorhänge, die altmodische Kommode, der Spiegel, der unsere Umrisse verzerrt reflektierte – es war vertraut, und doch fühlte es sich immer ein bisschen fremd an. Ich war ein Mann des Gesetzes, und in diesem Raum war das Gesetz ein ferner Gedanke. Hier war nur Platz für Verletzlichkeit und Sehnsucht, zwei Dinge, die ich mir tagsüber nicht erlauben konnte.
*
Plötzlich klopfte es an der Tür. Drei harte, schnelle Schläge, und mein Körper spannte sich an. Kitty schob sich zur Seite, als ich aufstand und nach meinem Revolver griff, der immer griffbereit auf dem Nachttisch lag.
„John, bist du es?“ Die Stimme von Deputy Tom drang durch die Tür.
Ich öffnete die Tür einen Spalt und sah sein sorgenerfülltes Gesicht im Licht der Öllaterne. „Was ist los, Tom?“
„Es ist eine Schlägerei ausgebrochen bei Sally's Saloon. Einige der neuen Männer haben wohl zu tief ins Glas geschaut und lassen jetzt die Fäuste sprechen.“
Verdammt noch mal. Ich ließ Kitty mit einem flüchtigen Kuss zurück und folgte Tom hinaus in die kühle Nacht. Der Mond warf sein kühles Licht auf die staubigen Straßen, als wir hastig in Richtung Saloon gingen.
Der Lärm war von weitem schon zu hören – das Krachen von Möbeln, das Klirren von Glas und das dumpfe Geräusch von Schlägen. Als wir den Saloon erreichten, stürmte ich mit gezücktem Revolver hinein. Die Szene, die sich uns bot, war ein wahres Chaos. Männer lagen auf dem Boden, prügelten wild aufeinander ein, während andere sich an den Tischen festhielten, um nicht hineingezogen zu werden.
Mein Blick fiel auf den dunkelhaarigen Mann mit der Narbe, den ich bereits bei der Ankunft der Eisenbahn bemerkt hatte. Er war mitten im Getümmel, seine Augen funkelten vor Zorn und Wahnsinn. Ich drängte mich durch die Menge, packte ihn am Kragen und zog ihn hoch.
„Sheriff Dewey. Wir haben uns noch gar nicht offiziell kennengelernt,“ spottete er und spuckte Blut auf den Holzboden.
„Das reicht jetzt. Ihr alle hört auf zu kämpfen, oder ihr verbringt die Nacht hinter Gittern!“ rief ich in die Menge, meine Stimme so hart wie Stahl.
Langsam beruhigte sich die Meute, und die Schläger ließen voneinander ab, einige wischten sich das Blut von den Lippen, andere tasteten vorsichtig ihre schmerzenden Rippen ab.
Ich schob den Narbenmann hinaus, Tom und die anderen Deputies brachten die restlichen Raufbolde ebenfalls zur Tür hinaus. „Wie ist dein Name?“ fragte ich, während ich ihn festhielt und zu unserem kleinen Gefängnis führte.
„Dawson. Jack Dawson,“ antwortete er mit einem hämischen Grinsen. „Und ich bin hier, um diese Stadt zu meinem Spielplatz zu machen.“
„Nicht solange ich das Gesetz hier vertrete,“ knurrte ich und warf ihn unsanft in eine der Zellen.
Später, als die Stadt wieder zur Ruhe gekommen war und die ersten Sonnenstrahlen am Horizont erschienen, saß ich in meinem Büro und starrte gedankenverloren in die Ferne. Das war erst der Anfang, und ich wusste, dass Abilene einen langen, harten Weg vor sich hatte. Aber solange ich atmete und den Stern auf meiner Brust trug, würde ich kämpfen. Es gab keine andere Wahl.
Mit diesem Gedanken schloss ich die Augen für einen kurzen Moment der Ruhe, bevor der nächste Tag – und die nächsten Herausforderungen – auf mich zukommen würden.
*
Die Sonne kroch langsam über den Horizont und beleuchtete die staubigen Straßen von Abilene, als ich mich nach der langen Nacht aus meinem Stuhl erhob. Der Duft von frischem Kaffee durchdrang die Luft und lockte mich in Richtung des kleinen Ofens in der Ecke des Büros. Tom hatte bereits eine Kanne aufgesetzt und schenkte uns beiden eine Tasse ein.
„Das wird ein langer Tag, Sheriff,“ sagte er und überreichte mir die dampfende Tasse. Die Müdigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben, aber er hielt sich tapfer. Guter Kerl, der Tom.
„Das wird es, mein Freund,“ erwiderte ich und nahm einen Schluck. Das heiße Gebräu brannte angenehm in meiner Kehle und ließ mich für einen Moment den Kummer und die Verantwortung vergessen, die auf meinen Schultern lasteten.
Kurz darauf traten wir hinaus in die aufwachende Stadt. Händler und Handwerker begannen ihre Geschäfte zu öffnen, und die ersten Bürger stießen in kleinen Grüppchen auf der Hauptstraße aufeinander, um den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen.
„Was machen wir mit Dawson?“ fragte Tom, während wir auf das Gefängnis zusteuerten. Die Zellen waren klein, aber stabil, und für manche der Gäste war es beinahe wie ein zweites Zuhause.
„Wir werden ihn verhören,“ antwortete ich knapp. „Dieser Kerl plant etwas Größeres, das spüre ich. Und bevor er uns allen hier Schwierigkeiten macht, müssen wir herausfinden, was er im Schilde führt.“
Als wir das Gefängnis betraten, sah ich, dass Dawson bereits wach war. Er saß lässig auf der Pritsche und sah uns mit einem teuflischen Grinsen entgegen.
„Guten Morgen, Sheriff. Bereit für eine weitere Runde?“ spottete er.
Ich ignorierte seinen provokanten Ton und stellte meine Tasse auf dem kleinen Tisch ab. „Was hast du hier verloren, Dawson? Und was planst du?“
Er zuckte nur die Schultern. „Nur ein Wanderer, der nach Abenteuern sucht.“
„Verschone mich mit deinen Lügen,“ knurrte ich und trat näher an die Zelle. „Abilene hat genug Probleme ohne Typen wie dich. Also rede.“
Sein Grinsen verblasste und machte einem harten, kalten Blick Platz. „Na gut, Sheriff. Ich sage dir was: Ich beantwortete deine Fragen, aber nicht hier. Mach mich raus aus der Zelle, dann können wir reden.“
Ich sah Tom an, der ein skeptisches Augenbrauenheben andeutete. Aber mein Instinkt sagte mir, dass Dawson, obwohl er gefährlich war, auch ein Mann seines Wortes sein könnte – zumindest dann, wenn er sich einen Vorteil davon versprach.
„In Ordnung. Aber versuch keine Dummheiten,“ warnte ich und öffnete die Zellentür. Dawson trat heraus, rieb sich die Handgelenke und setzte sich dann an den Tisch.
„Danke, Sheriff,“ sagte er, bevor er ernst wurde. „Was hier passiert, ist größer als wir beide. Die Eisenbahn ist nur der Anfang. Es gibt Männer, die wissen, dass Abilene das Epizentrum des neuen Westens wird. Bodenspekulanten, Geschäftsleute mit dubiosen Absichten und Banditen – sie alle wollen ein Stück vom Kuchen. Und ich … nun, ich bin nur ein Bote.“
„Ein Bote wofür?“ fragte ich und lehnte mich dicht zu ihm hinüber.
„Chaos, Sheriff. Reines Chaos. Und wenn du mich nicht rechtzeitig aufhältst, wird es dein kleines Paradies hier verschlingen.“
Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich fühlte, wie ein Kloß in meinem Hals aufstieg. Dawson spielte ein gefährliches Spiel, aber es war deutlich, dass er nicht die einzige Gefahr war.
„Wer ist hinter dir her, Dawson?“ bohrte ich weiter.
Er lehnte sich zurück, als genieße er das Katz-und-Maus-Spiel. „Ein Mann namens MacGregor. Er hat große Pläne, und ich bin nur der Auftakt. Wenn du schlau bist, Sheriff, sorgst du dafür, dass deine Stadt vorbereitet ist. Denn wenn er hier auftaucht, wird es kein Zurück mehr geben.“
MacGregor. Der Name hallte in meinem Kopf wider, und ich wusste, dass das nur der Anfang eines langen, notwendigen Kampfes war. Dawson könnte unsicher sein, aber die Bedrohung war real und greifbar.
Ich sah Tom an, der mir einen festen, entschlossenen Blick zuwarf. „Wir werden bereit sein,“ sagte ich und wandte mich wieder an Dawson. „Aber mach dir keine Hoffnungen, Dawson. Du bleibst in unserer Obhut, bis das alles vorüber ist.“
„Das ist fair,“ sagte Dawson und das teuflische Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück. „Aber pass auf, John Dewey. Der Sturm braut sich zusammen, und niemand bleibt unverschont.“
Mit diesen Worten ließ ich ihn zurück in seine Zelle sperren. Während wir das Gefängnis verließen, lag eine greifbare Spannung in der Luft, als ob die Stadt selbst den heraufziehenden Sturm spürte.
Abilene stand vor einer Bewährungsprobe, und ich wusste, dass es mein Job war, diese Stadt durch die Dunkelheit zu führen – egal, was es kosten würde. Der Tag hatte gerade erst begonnen, aber die kommenden Herausforderungen würden uns bis ans Limit treiben. Der Stern auf meiner Brust schien schwerer als je zuvor, doch es war meine Aufgabe, ihn zu tragen und als Schild gegen die heraufziehende Gefahr zu schützen.
Die nächsten Tage verbrachte ich damit, Stück für Stück mehr über Jack Dawson und seine Pläne herauszufinden. Es war, als ob ich ein vertracktes Puzzle zusammensetzte, bei dem jeder neue Teil ein noch düsteres Bild zeichnete. Dawson war kein einfaches Schlitzohr; er war berechnend und gefährlich. Sein plötzliches Auftauchen in Abilene war kein Zufall, sondern Teil eines größeren Plans, angeführt von einem Mann namens MacGregor.
Durch Gespräche mit anderen Neuankömmlingen und ein paar gut gezielte Fragen bekam ich langsam ein schärferes Bild von Dawson. Er stammte aus dem Osten, der Sohn eines wohlhabenden Industriellen, der in Ungnade gefallen war. Die Geschichte besagte, dass er als junger Mann das harte Leben und die Brutalität der rauhen Landschaft sucht hatte, um den Schatten seines Vaters und dessen Erwartungen zu entkommen. Das hatte ihn unter anderem in die Arme von Gesetzlosen und harten Kerlen getrieben, mit denen er sich rasch einen Namen machte.
Doch was ihn wirklich besonders machte, war seine Intelligenz. Er war kein einfacher Schläger oder Bandit. Dawson hatte die Fähigkeit zu planen, strategisch zu denken und Menschen zu manipulieren. Er war MacGregors rechte Hand, und zusammen hatten sie bereits mehrere kleinere Städte geplündert und zerstört – immer mit dem Ziel, Land und Einfluss zu gewinnen.
Eines Abends, als die Sonne langsam hinter den Hügeln verschwand, beschloss ich, Dawson erneut aufzusuchen und ihm ein paar gezielte Fragen zu stellen. Die Zelle war düster, nur eine einzelne Lampe warf unruhige Schatten an die Wände. Dawson saß auf seiner Pritsche, die Beine baumelnd, und betrachtete mich mit einem undefinierbaren Ausdruck.
„Du und MacGregor, was plant ihr wirklich?“ begann ich ohne Umschweife und stellte mich vor die Zelle.
Er ließ ein trockenes Lachen hören. „Der Sheriff ist neugierig. Das gefällt mir.“ Er lehnte sich vor, seine Augen funkelten im schwachen Licht. „Weißt du, John, die Eisenbahn verändert alles. Sie bringt Wohlstand und Wachstum, aber auch Chaos. MacGregor weiß, dass Städte wie Abilene entscheidend sind. Wenn wir sie kontrollieren, können wir den Fortschritt lenken.“
„Lenken? Ihr meint zerstören.“
„Aus Zerstörung kann Wachstum entstehen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Abilene ist nur der Anfang. MacGregor hat seine Augen auf die gesamte Region gerichtet. Er wird nicht ruhen, bis er alles kontrolliert, von den Handelsrouten bis zu den Bahnhöfen. Es geht um Macht, Sheriff. Pure, unverfälschte Macht.“
„Und du? Was bekommst du dafür?“ fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Dawson lächelte kalt. „Ich bekomme genau das gleiche: Macht. Einfluss. Und in einer Welt, die von Männern wie dir regiert wird, ist das das einzig Wahre, das zählt.“
„Du bist bereit, Menschenleben zu opfern für diese Macht?“ entgegnete ich.
„Was sind Menschenleben in einem größeren Spiel? In einem Krieg gibt es immer Verluste, John. Und das hier ist ein Krieg um die Zukunft des Westens.“
Nachdem ich den Raum verlassen hatte, kehrten die Worte von Dawson immer wieder in meinen Gedanken zurück. Es war klar, dass MacGregor und Dawson eine größere Welle der Gewalt und der Machtübernahme planten, die weit über Abilene hinausging. Diese Erkenntnis lastete schwer auf mir. Wenn wir gegen diese Männer bestehen sollten, benötigten wir mehr als nur Mut – wir brauchten Verbündete, Strategien und vielleicht ein wenig Glück.
Als ich zurück in mein Büro ging, fand ich eine Nachricht vor, die bei mir einen Funken Hoffnung entzündete. Ein alter Bekannter, Marshal Frank Harding, war in den letzten Monaten damit beschäftigt gewesen, ähnliche Bewegungen in anderen Städten des neuen Westens zu überwachen. Wenn jemand mir helfen konnte, Abilene zu verteidigen und MacGregors Pläne zu durchkreuzen, dann war es Frank.
Ich schrieb ihm umgehend eine Nachricht und bat ihn, so schnell wie möglich nach Abilene zu kommen. Jeder Tag zählte, und die Zeit arbeitete gegen uns. Gemeinsam würden wir einen Plan entwickeln müssen, um Dawson und MacGregor den Wind aus den Segeln zu nehmen und sicherzustellen, dass unsere Stadt nicht als weiteres Opfer im aufkommenden Krieg endete.
In dieser Nacht, als ich mich erneut zu Kitty begab, fühlte ich die Verantwortung schwerer denn je. Doch in ihren Augen fand ich wieder die Kraft, die ich brauchte. Abilene war mein Zuhause, und ich würde sie bis zum letzten Atemzug verteidigen. Der Sturm mag heraufziehen, aber solange ich den Stern trug, mischten sich auch Entschlossenheit und Gerechtigkeit in den bevorstehenden Kampf.
Die Tage, die folgten, waren angespannt. Jeder Sonnenaufgang brachte eine neue Ungewissheit mit sich, und die Stadt wurde zu einem unruhigen Bienenstock. Die Neuankömmlinge wussten nicht, dass eine Bedrohung über ihren Köpfen hing, aber die alten Bewohner, jene, die Abilene durch die Jahre der harten Arbeit und Entbehrungen aufgebaut hatten, spürten es in jeder Faser ihres Seins.
Schließlich, nach Tagen des Wartens, kam Marshal Frank Harding an. Sein Anblick allein war schon eine Erleichterung. Ein großer, kräftiger Mann mit durchdringenden blauen Augen und einem Schnurrbart, der seine Gesichtszüge markanter machte. Frank war ein Mann, dem man vertrauen konnte, jemand, der schon viele Stürme überstanden hatte.
„John, alter Freund,“ begrüßte er mich, als er vom Pferd stieg. Wir drückten uns die Hände fest und klopften uns auf die Schultern. „Sieht aus, als wäre ich genau zur richtigen Zeit gekommen.“
„Das bist du, Frank,“ erwiderte ich mit einem leichten Lächeln. „Die Lage ist ernster, als ich mir anfangs vorgestellt habe. Dawson und MacGregor planen etwas Großes, und sie setzen alles daran, Abilene zu ihrem ersten großen Ziel zu machen.“
Ich brachte Frank auf den neuesten Stand und erzählte ihm alles, was ich über Dawson herausgefunden hatte. Wir hatten bereits frühmorgens ein Treffen im Sheriffbüro angesetzt, und dort machten wir uns an die Planung für die kommenden Tage.
„Das Wichtigste ist, dass wir die Stadt sichern,“ sagte Frank, während er eine grobe Skizze von Abilene auf den Tisch legte. „Wir brauchen Augen und Ohren an jeder Ecke. Die Leute müssen wissen, dass sie auf uns zählen können.“
Wir teilten Aufgaben auf und rekrutierten vertrauenswürdige Männer aus der Stadt, um als zusätzliche Deputies zu dienen. Jeder Saloon, jedes Bordell und jedes Geschäft musste informiert und gesichert werden. Es würde keine blinden Flecken in unserem System geben.
Eines Abends, als ich durch die Hauptstraße streifte, um sicherzugehen, dass die Patrouillen ihre Arbeit machten, stieß ich auf Kitty. Sie stand vor ihrem Etablissement und schaute hinaus in die Nacht. Ihre Präsenz war ein Trost inmitten des Chaos.
„John,“ sagte sie leise, als sie mich sah. „Du siehst erschöpft aus.“
„Es sind harte Zeiten, Kitty,“ gab ich zu und lächelte müde. „Aber wir bereiten uns vor. Ich habe Frank hier, und wir werden alles tun, um die Stadt zu schützen.“
Sie trat näher an mich heran und legte eine Hand auf meinen Arm. „Ich habe Vertrauen in dich, John. Du hast uns nie im Stich gelassen.“
Ihre Worte stärkten meinen Entschluss. Abilene war mehr als nur ein Ort; es war ein Zuhause, und die Menschen, die hier lebten, verdienten es, in Sicherheit zu sein.
Die kommenden Tage waren eine Mischung aus Warten und Vorbereitungen. Wir platzierten Wachposten und koordinierten Observationspunkte rund um die Stadt. Frank und ich verbrachten Stunden damit, mögliche Angriffspläne durchzugehen und Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Dann, wie aus dem Nichts, kam der Tag, an dem der Sturm tatsächlich aufzog. Es begann mit einem ungewöhnlichen Anstieg der Aktivität am Stadtrand. Männer, die wir noch nie zuvor gesehen hatten, tauchten auf, und es herrschte eine angespannte Atmosphäre.
Ich versammelte unsere Deputies und gab letzte Anweisungen. „Denkt daran, wir wollen das Blutvergießen minimieren, aber wir müssen entschlossen sein. Unsere Stadt, unsere Familien – das ist es, was wir verteidigen.“
Kurz vor Sonnenuntergang tauchte eine Reitertruppe aus Richtung Osten auf. Angeführt von einem Mann, der uns in den letzten Tagen immer wieder genannt worden war – MacGregor. Er war groß, breitschultrig und hatte eine Aura um sich, die einschüchternd und kalkulierend zugleich wirkte.
„Sheriff Dewey,“ grüßte er mich mit einer Stimme, die vor Selbstsicherheit nur so troff. „Ich nehme an, Sie wissen, warum ich hier bin.“
„Das weiß ich, MacGregor. Aber lassen Sie es mich klarstellen: Abilene wird sich nicht kampflos ergeben.“ Ich stellte mich ihm entgegen, meine Hand ruhte locker auf dem Griff meines Revolvers.
Er nickte, als ob er genau das erwartet hätte. „Das wird es interessanter machen.“
Dann ging alles blitzschnell. Ein Schuss löste sich, und die Hölle brach los. Patrouillen stürmten aus ihren Verstecken, und die Straßen von Abilene verwandelten sich in ein Schlachtfeld.
Frank und ich kämpften Seite an Seite, während wir versuchten, die Angreifer zurückzudrängen. Der Rauch und das Adrenalin schienen die Zeit zu dehnen, und jeder Moment war voller Gefahr. Doch die Vorbereitung und das Vertrauen in unsere Männer zahlten sich aus. Stück für Stück drängten wir MacGregors Männer zurück, bis sie schließlich gezwungen waren, sich zurückzuziehen.
Als der Rauch sich endlich legte und die erste Stille nach dem Sturm einkehrte, atmete ich schwer. Abilene hatte standgehalten, zumindest für diese Nacht. Aber ich wusste, dass dies nur die erste Schlacht in einem viel größeren Krieg gewesen war. Während ich in die Dunkelheit blickte, spürte ich, dass noch viele Herausforderungen vor uns lagen. Doch eines war sicher: Solange ich hier war, würde Abilene niemals fallen.
Mit abgesplittertem Glas in einer aufgewühlten Stadt begann ein neuer Tag, und ich schwor mir selbst, dass ich keinen Zentimeter Boden preisgeben würde. Egal, was kommen würde, ich würde für diese Stadt kämpfen – für meine Stadt und die Menschen darin.
Nach dem Rückzug von MacGregors Männern kehrte langsam wieder Leben in die Straßen von Abilene. Die Bürger, die sich in ihren Häusern verschanzt hatten, traten vorsichtig ans Licht, prüften die Schäden und kümmerten sich um die Verletzten. Der Kampf hatte seine Spuren hinterlassen, das war sicher, aber die Stadt lebte – und das war ein Sieg für sich.
Frank und ich versammelten unsere Männer, zählten die Verluste und sorgten dafür, dass Dawson in seiner Zelle fest verschlossen blieb. Das Geplänkel in der Nacht hatte bewiesen, dass MacGregor uns nicht einfach kampflos überlassen würde, aber es hatte auch gezeigt, dass wir in der Lage waren, gegen ihn zu bestehen.
„Wir haben sie zurückgedrängt, John,“ sagte Frank, als wir uns vor dem Sheriffbüro niederließen. „Aber du weißt, dass das nur der Anfang war. MacGregor wird nicht aufgeben.“
Ich nickte. „Ja, das weiß ich. Aber heute haben wir ihm gezeigt, dass wir hier keine leichte Beute sind. Und das bedeutet, dass er sich beim nächsten Mal zweimal überlegen wird, bevor er einen Angriff wagt.“
*
In den folgenden Tagen arbeitete die gesamte Stadt gemeinsam daran, Abilene zu befestigen und zu stärken. Unsere Entschlossenheit war ungebrochen, doch mit jedem Sonnenaufgang wuchs auch die Sorge, was MacGregor als nächstes planen würde.
Eines Morgens, als ich am Schreibtisch saß und versuchte, einen Plan für potenzielle Notfallsituationen zu entwickeln, klopfte es an meiner Bürotür. Es war Kitty, ihr Gesicht besorgt und angespannt.
„John, da ist jemand, der dich sehen will. Eine Frau – sie sagt, sie habe wichtige Informationen über MacGregor.“
Ich erhob mich sofort und folgte Kitty hinaus. Vor der Tür wartete eine Frau mittleren Alters, ihr Blick entschlossen und doch unsicher. Ihre Kleidung war abgetragen, aber ihre Augen zeigten, dass sie mehr gesehen hatte, als die meisten Menschen ertragen könnten.
„Sheriff Dewey? Ich bin Martha," stellte sie sich vor. "Ich habe Neuigkeiten über MacGregor und seine Pläne. Er … er hat mich gezwungen, für ihn zu arbeiten. Aber ich konnte fliehen.“
Wir gingen zurück ins Büro, wo sie uns die Einzelheiten ihrer Erfahrung offenbarte. Martha erzählte uns von einem geplanten Großangriff auf Abilene – ein Versuch, die Stadt endgültig zu übernehmen, indem er Männer aus mehreren umliegenden Dörfern zusammenzieht und mit brutaler Gewalt vorgeht. Sie wusste von verschiedenen Verstecken, in denen MacGregor Waffen und Männer lagerte und wartete auf den richtigen Moment für den Angriff.
Während sie sprach, notierte ich mir alles, was sie sagte. Jeder Hinweis, jeder kleine Teil des Puzzles kam uns zugute. Als sie fertig war, sah ich Frank an, der still zugehört hatte, seine Stirn in tiefen Falten.
„Martha, du hast unschätzbare Informationen geliefert,“ sagte ich und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Mit deiner Hilfe können wir uns besser vorbereiten. Du hast Abilene vielleicht sogar das Leben gerettet.“
Sie lächelte schwach, und ich wusste, dass sie mehr durchgemacht hatte, als sie jemals erzählen würde. „Ich hoffe nur, dass es hilft,“ sagte sie leise.
Die nächsten Tage verbrachten wir damit, uns auf das vorzubereiten, was wie das unvermeidliche letzte Gefecht aussah. Wir riefen alle bewaffnungsfähigen Männer zusammen, verstärkten die Barrikaden und verteilten Munition. Wir wussten, dass MacGregor bald kommen würde, und dieses Mal würden wir ihm eine Falle stellen müssen.
Schließlich brach der Tag des entscheidenden Kampfes an. Die Morgendämmerung war ruhig, doch in der Ferne konnte man das Donnergrollen der näherkommenden Feinde hören. MacGregors Männer rückten vor, mehr und besser bewaffnet denn je.
„Heute ist der Tag, an dem Abilene zeigen wird, wofür sie steht,“ rief ich den Männern zu, die sich um das Sheriffbüro versammelt hatten. „Wir verteidigen nicht nur unser Land. Wir verteidigen unsere Familien, unsere Freunde und unsere Freiheit. Kämpft mit allem, was ihr habt, und erinnert euch daran: Wir lassen uns nicht unterkriegen!“
Die Männer grölten auf und wir verteilten uns auf die verschiedenen Positionen. Während die feindlichen Linien näher kamen, spürte ich eine unerschütterliche Entschlossenheit in mir wachsen.
Die Schlacht war wild und gnadenlos. Es wurde gekämpft und geschossen, der Lärm von Waffen und Schreien erfüllte die Luft. Doch trotz ihrer Überzahl zeigten wir, dass unsere Gemeinschaft und unser Zusammenhalt stärker waren als jegliches brutale Aufgebot von Gewalt.
Mit geschickten Manövern und taktischer Planung, die wir durch Marthas Informationen ermöglicht hatten, gelang es uns, MacGregors Männer in die Enge zu treiben. Wir nutzten jede Straßenecke, jedes Gebäude, um den starken Vorteil der Heimführung auszuspielen. Schließlich war es soweit: Die feindlichen Reihen begannen zu brechen. Männer flohen, und MacGregor selbst stand plötzlich allein inmitten der aufgelösten Truppen.
Frank und ich näherten uns ihm, unsere Revolver schussbereit. „Es ist vorbei, MacGregor,“ sagte ich und spürte das Adrenalin noch immer durch meine Adern rauschen. „Gib auf.“
Er blickte mich an, seine kalten Augen blitzten vor Zorn. Doch anstatt sich zu ergeben, zog er unerwartet schnell seine Waffe. Reflexartig schossen Frank und ich gleichzeitig, und MacGregor fiel zu Boden, seine Hand noch immer fest auf dem Griff seines Revolvers.
Die Stille, die daraufhin folgte, war erdrückend. Aber sie war auch ein Zeichen unseres Sieges. Abilene hatte sich verteidigt und stand weiterhin stark.
Mit jedem Schritt, den wir durch die aufgeräumten Straßen machten, fühlte ich eine Mischung aus Erleichterung und Erschöpfung. Wir hatten es geschafft, unsere Stadt zu schützen. Und auch wenn die Bedrohung von MacGregor nun gebannt war, wusste ich, dass die Arbeit nie enden würde. Ein Sheriff musste stets wachsam sein, bereit für das Unvorhersehbare.
Doch für diesen einen Moment, in dem die Sonne wieder über Abilene aufging und die Menschen aus ihren Häusern traten, um sich in den Armen zu liegen und das Leben zu feiern, war ich zufrieden. Die Stadt hatte einen neuen Tag gewonnen, und ich war stolz darauf, Teil von etwas Größerem zu sein – eine Gemeinschaft, eine Familie.
Während ich in Kittys Augen schaute, als sich die Nacht über uns senkte, wusste ich, dass ich nicht nur für Abilene kämpfte, sondern auch für all diejenigen, die mir nah und teuer waren. Hier fand ich den Frieden, die Bedeutung und das, was es hieß, ein wahrhaftiger Sheriff zu sein.
Mit dem Sieg über MacGregor und seine Männer kehrte allmählich wieder Ruhe in Abilene ein. Die Menschen begannen damit, die Schäden zu reparieren und das Leben in unserer Stadt neu zu ordnen. Trotz der Verluste und der Narben, die die Schlacht hinterlassen hatte, war die Gemeinschaft enger zusammengerückt als je zuvor.
In den Wochen nach dem Kampf regierte eine seltsame Mischung aus Trauer und Hoffnung die Straßen. Es war, als ob Abilene selbst tief durchgeatmet hätte, während jeder Einzelne die Neugestaltung und Heilung in Angriff nahm.
Marshal Frank Harding blieb noch eine Weile, um beim Wiederaufbau und der Sicherung der Stadt zu helfen. Seine Anwesenheit war ein starker Rückhalt für uns alle, und bald begannen wir damit, die früheren Strukturen wiederherzustellen und neue Allianzen zu schmieden. Gemeinsam stellten wir sicher, dass Abilene niemals wieder so verletzlich werden würde.
Eines Abends saßen Frank, Kitty und ich zusammen im Saloon. Der Raum war erfüllt von Lachen und Musik, und die Stimmung war so heiter wie schon lange nicht mehr. Kitty legte ihre Hand auf meinen Arm und schenkte mir ein Lächeln, das einen Hauch von Frieden in mein Herz brachte.
„Du hast gute Arbeit geleistet, John,“ sagte Frank und hob sein Glas. „Abilene hätte keinen besseren Sheriff finden können.“
„Danke, Frank. Ohne dich hätten wir es nicht geschafft,“ erwiderte ich und stieß mit ihm an. „Und danke dir, Kitty, dass du immer für mich da warst.“
Kitty lächelte und neigte den Kopf. „Du hast uns nie im Stich gelassen, John. Wir werden dir immer dankbar sein.“
In den kommenden Monaten wuchs Abilene weiter. Die Stadt wurde zu einem sicheren Hafen für Reisende und ein lebendiges Zentrum des Handels. Neue Geschäfte öffneten ihre Türen, und die Eisenbahn brachte ständig frischen Wind und neue Gelegenheiten.
Die Bedrohung durch MacGregor und seine Männer verblasste allmählich in den Erinnerungen der Menschen, obwohl die Lehren aus dieser Zeit für immer bleiben würden. Wir stärkten unsere Beziehungen zu den umliegenden Städten und schufen ein Netzwerk von Unterstützung und Zusammenarbeit, das dafür sorgte, dass keine Stadt jemals wieder allein stehen würde.
Marshal Frank Harding zog schließlich weiter, um seine Pflicht in anderen Teilen des Westens zu erfüllen. Wir verabschiedeten uns wie Brüder, die durch das Feuer gestärkt worden waren. „Passt auf euch auf, John. Wenn ihr mich braucht, wisst ihr, wo ihr mich findet,“ sagte er mit einem festen Händedruck.
Die Tage vergingen, jeder neue Sonnenaufgang brachte weitere Möglichkeiten und Herausforderungen. Doch in mir wuchs eine tiefe Zufriedenheit. Ich wusste, dass Abilene stark und widerstandsfähig war. Wir hatten bewiesen, dass wir, egal wie groß die Gefahr auch sein mag, zusammenhalten und für das kämpfen würden, was uns lieb und teuer war.
Eines Abends, als die Sterne klar am Himmel funkelten, ging ich allein durch die vertrauten Straßen. Die Stadt war ruhig, und ich genoss den Moment der Stille. In der Ferne hörte ich das leise Summen der Eisenbahn, ein Symbol des Fortschritts und der Unvermeidbarkeit des Wandels.
Ich blieb vor dem Sheriffbüro stehen und betrachtete den Stern auf meiner Brust. Er fühlte sich leichter an als je zuvor, nicht weil die Verantwortung geschwunden war, sondern weil sie geteilt wurde – mit einer Gemeinschaft, die bereit war, für ihre eigene Zukunft einzustehen.
Mit einem tiefen Atemzug drehte ich mich um und ging zurück zu dem Ort, der immer mein sicherer Hafen gewesen war – zu Kitty. Sie wartete auf mich, wie sie es immer tat, und ich wusste, dass ich gefunden hatte, wonach ich immer gesucht hatte: einen Platz, an dem ich wirklich zuhause war.
Während wir uns in der lauen Nacht in die Arme fielen, wusste ich, dass die Geschichte von Abilene – und die meine – weitergehen würde. Geprägt von Mut, Freundschaft und der unverwüstlichen Entschlossenheit, das zu bewahren und zu beschützen, was uns am meisten am Herzen lag.
Und so lebte Abilene weiter, durch die Höhen und Tiefen, immer gewachsen, immer gelebt, immer geliebt – ein Leuchtfeuer der Hoffnung inmitten des wilden Westens. Und ich, John Dewey, ihr ewiger Hüter des Friedens.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Folge auf Facebook:
https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Zum Blog des Verlags!
Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!
https://cassiopeia.press
Alles rund um Belletristik!
von Neal Chadwick
x
Das Klima in Abilene ist trocken und hart, aber das gilt auch für die Leute hier. Mein Name ist John Dewey, und ich trage den Sheriff-Stern dieser Stadt. Der Stern ist schwer, nicht nur wegen des Metalls, sondern wegen der Verantwortung, die auf meinen Schultern lastet. Wenn ich meinen Blick über die Hauptstraße schweifen lasse, sehe ich mehr als nur einfache Holzhäuser und Saloons; ich sehe ein Durcheinander von Leben, Hoffnung, Gier und Verzweiflung.
Heute ist wie jeder andere Tag - die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel herab, und der Staub liegt schwer in der Luft. Die Bahnarbeiter legen Meile für Meile die Schienen in Richtung Abilene, und ihrer Spur folgen wie Ameisen die Männer und Frauen, auf der Suche nach einem besseren Leben oder schnellen Reichtum. Händler packen ihre Wagen aus, Saloonbesitzer kehren den Staub von ihren Veranden, und die luftigen Kleider der Saloon-Girls und Bordellbetreiber flattern in der trockenen Brise.
Doch wo Glücksritter und Goldsucher ihre Träume verfolgen, sind auch die Schatten nie weit. Revolverhelden, wilde Cowboys und Banditen durchstreifen die Gegend wie Raubtiere auf der Jagd. Postkutschenüberfälle und Zugüberfälle sind schon fast zur Routine geworden, und es liegt an mir, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Jeden Tag aufs Neue.
Ich mache meinen üblichen Rundgang durch die Stadt. Die Leute nicken mir zu, wenn ich vorbeigehe; manche begrüßen mich freundlich, andere werfen mir misstrauische Blicke zu. Der Saloon am Ende der Hauptstraße zieht mich wie stets magisch an. Matthias, der Barkeeper, ist ein alter Freund von mir. Er sieht mich, nickt und klopft auf den Tresen. Ich trete ein, und sofort umfängt mich die Mischung aus Tabakrauch, Schweiß und billigem Whisky.
"John, wie geht's dir?" fragt Matthias mit rauer Stimme, während er sich ein sauberes Glas schnappt und einen Schuss Bourbon einschenkt. "Ruhiger Tag bis jetzt?"
Ich nehme einen großen Schluck, der mir warm den Rachen hinunterbrennt. "Ruhig genug", antworte ich. "Hatte heute Morgen nur ein paar kleine Streitigkeiten zu schlichten."
Matthias grinst wissend. "Na, ich hoffe, es bleibt dabei. Aber mit dem neuen Trupp von Bahnarbeitern, die heute reinkommen, weiß man nie."
Ich nicke. Es ist immer dasselbe: neue Leute bringen neue Probleme. Und wie immer werde ich derjenige sein, der die Scherben zusammenkehrt.
Plötzlich öffnet sich die Tür mit einem Krachen, das jeden im Raum zusammenzucken lässt. Ein Mann stolpert herein, blutüberströmt und mit panischem Blick. Sein Atem geht stoßweise, als er nach mir ruft. "Sheriff! Sie haben den Zug überfallen!"
Ich springe auf, die Hand instinktiv zum Revolver an meiner Hüfte. "Wer? Wie viele?"
"Zwölf, vielleicht fünfzehn", stammelt der Mann, bevor er bewusstlos zu Boden sinkt.
Ich werfe Matthias einen schnellen Blick zu. "Zieh Carter und McGowan zusammen. Wir haben Arbeit."
Matthias nickt und verschwindet aus der Hintertür. Ich kniete mich neben den blutenden Mann und untersuche seine Wunden. Zeit ist von entscheidender Bedeutung, und jeder Augenblick könnte das Leben neuer Opfer kosten. Dies ist erst der Anfang eines weiteren chaotischen Tages in Abilene, und ich weiß, dass der Frieden, den ich heute vielleicht wiederherstellen kann, nur von kurzer Dauer sein wird.
Aber das ist der Preis, den ich zahle, um diesen Stern zu tragen. Es ist meine Stadt, und ich halte sie so sicher, wie ich kann. Das Leben ist hart in Abilene, aber ich werde härter sein.
Während ich mich weiter um den verwundeten Mann kümmere, höre ich bereits die hastigen Schritte von Carter und McGowan, meinen treuen Deputies. Carter, ein bulliger Mann mit Narben, die von zu vielen Duellen erzählen, beugt sich herunter, um den Verwundeten zu begutachten.
"Er wird es schaffen," stellt er trocken fest, während er sich wieder erhebt. "Wir sollten uns beeilen."
McGowan, immer die stille Wasser, die tiefen, durchdringenden Augen wachsam auf der Umgebung, nickt knapp. "Der Zug war nur das Vorzeichen. Was auch immer diese Bande sucht, sie wird hier in der Stadt Unruhe stiften."
Ich nicke, richte mich auf und klopfe mir den Staub von der Hose. "Wir haben keine Zeit zu verlieren. Carter, benachrichtige das Lazarett. McGowan, bring die Frauen und Kinder in Sicherheit. Ich werde Matthias und die anderen Männer zusammentrommeln."
Der Staub wird dichter, als wir hinaus in das gleißende Sonnenlicht treten. Abilene hat sich verwandelt; die sonst so lebhaften Stimmen und die Musik aus den Saloons sind verstummt. Eine düstere Vorahnung liegt in der Luft.
*
Während die Bewohner der Stadt sich in ihre Häuser zurückziehen, ergreife ich das Wort. "Leute! Wir haben einen Überfall. Ich brauche jeden Mann, der mir helfen kann, diese Stadt zu verteidigen."
Ein paar harte Burschen, darunter auch Rancher und Frachtunternehmer, treten vor, die Hände fest um ihre Revolver. Saloonbesitzer und Händler schließen ihre Läden und holen ihre Gewehre hervor. Mutige Seelen sind bereit, alles zu geben, um ihre Stadt zu schützen.
Ich verteile die Männer strategisch an verschiedenen Punkten in der Stadt. Der Bahnhof, die Bank, das Lazarett und der Saloon sind unsere Brennpunkte. Dann trete ich hinaus auf die Straße, die Hand immer am Revolvergriff. Ich weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Banditen hier auftauchen.
Plötzlich höre ich das entfernte Grollen von Pferdehufen, die sich schneller nähern. Staub erhebt sich am Horizont, und ich weiß, dass wir bereit sein müssen. Anspannung liegt in der Luft, und Adrenalin pumpt durch meine Adern. Ich ziehe meinen Revolver, die Waffe fühlt sich vertraut und beruhigend in meiner Hand an.
"Jetzt kommen sie," murmelt Matthias, der sich mit einem Gewehr an meiner Seite aufstellt. Der Rest der Männer positioniert sich ebenfalls, bereit zum Kampf.
Das Grollen der Hufe wird lauter, und schließlich erscheinen die Banditen am Ende der Straße. Sie reiten in wilder Formation, die Gesichter durch Halstücher verhüllt, die Augen kalt und entschlossen. Sie schwenken ihre Waffen bedrohlich, bereit, Angst und Chaos zu verbreiten.
Schweigend treten sie näher, bis ein Mann in einem staubbedeckten Hut, anscheinend ihr Anführer, vortritt.
"Sheriff Dewey," ruft er, seine Stimme laut und arrogant, "wir sind hier für die Beute. Übergebt uns die Wertgegenstände und niemand muss sterben."
Ich trete in die Mitte der Straße, meine Haltung aufrecht und entschlossen. "Das wird nicht passieren. Dies ist meine Stadt, und ich werde sie bis zum letzten Atemzug verteidigen."
Ein zynisches Lächeln umspielt seine Lippen. "Wie du willst, Sheriff. Aber wir nehmen, was wir wollen. Mit oder ohne deine Erlaubnis."
Damit beginnt das Chaos. Schüsse hallen durch die Luft, und die Welt um mich herum explodiert in Lärm und Bewegung. Kugeln durchbrechen Fenster und treffen Mauern, und Schreie mischen sich mit dem Klingen von Metall.
Ich kämpfe, schieße und duckte mich hinter Deckung, mein Blut pumpt vor Aufregung und Entschlossenheit. Der Kampf ist erbittert, doch die Männer von Abilene kämpfen mit der Zähigkeit, die nur Verzweiflung und Liebe zu ihrem Zuhause hervorbringen kann.
Jede Sekunde fühlt sich wie eine Ewigkeit an, und doch verfliegt die Zeit wie im Fluge. Schließlich, nach einer qualvollen Weile, lässt das Grollen der Hufe und das Splittern der Kugeln nach. Die Banditen, dezimiert und demoralisiert, ziehen sich zurück.
Die Stille, die folgt, ist fast greifbar. Ich schaue mich um, meine Brust hebt und senkt sich schwer. Die Stadt hat gelitten, doch sie steht noch. Langsam erhebt sich ein Gefühl des Triumphs, gemischt mit der Trauer um die Gefallenen.
Matthias tritt an meine Seite und legt mir eine Hand auf die Schulter. "Gut gemacht, John. Wir haben es geschafft."
Ich nicke, doch die Erschöpfung beginnt sich schwer auf meine Schultern zu legen. Es ist ein hartes Leben in Abilene, und wir haben heute einen weiteren Beweis dafür geliefert. Doch eins weiß ich: Solange ich den Stern trage, wird diese Stadt immer jemanden haben, der für ihren Frieden kämpft.
*
Die ersten Strahlen der Morgensonne durchbrechen gerade den Dunst des Staubs, als ich auf die Veranda des Sheriff's Office trete. Der Kampf von gestern hat seine Spuren hinterlassen, aber Abilene hat sich gefangen. Genauso wie ich. Doch mein Gefühl der Unruhe lässt mich nicht los, und der Tag scheint zu ruhig für eine Stadt, die gestern noch im Chaos versank.
Meine Hand gleitet instinktiv zu meinem Revolver, als ich eine Gruppe Reiter am Horizont erblicke. Sechs Männer, alle schwer bewaffnet und finster dreinblickend, reiten in die Stadt. Allen voran ein Mann, dessen Gesicht mir nur zu vertraut ist. Jason Grant. Mein alter Widersacher, der mir vor Jahren Rache geschworen hat und dessen düstere Augen nun zu mir hinauf blicken, erfüllt von tödlicher Entschlossenheit.
Grant und seine Bande bringen ihre Pferde vor dem Saloon zum Stehen. Ein schiefes Grinsen spielt auf seinen Lippen, als er den Sheriff-Stern auf meiner Brust mustert. "Dewey," ruft er laut, sein Tonfall triefend vor Spott, "ich hoffe, du hast dich gebührend von dieser Stadt verabschiedet."
Ich trete vor, meinen Blick fest auf ihn gerichtet. "Grant," entgegne ich ruhig, "ich hatte gehofft, du wärst klug genug, deine Drohungen zu vergessen."
Grant lacht, ein raues, heiseres Geräusch, das den kalten Knoten in meinem Bauch nur noch enger schnürt. "Vergessen? Auf keinen Fall. Heute ist der Tag der Abrechnung, Dewey. Und ich werde dich bluten sehen."
Die Stadtbewohner beginnen, sich in sicherer Entfernung zu versammeln, ihre Gesichter spiegeln eine Mischung aus Angst und Entschlossenheit wider. Die Spannung ist zum Greifen dick, und ich weiß, dass es kein Entrinnen gibt. Nicht heute.
Matthias und Carter treten an meine Seite, ihre Blicke entschlossen. "Wir stehen hinter dir, John," sagt Matthias leise.
Ich nicke, mein Griff um den Revolver fest und sicher. "Es endet heute, Grant. Ob blutig oder friedlich, das liegt bei dir."
Grant verengt die Augen, und seine Männer ziehen ihre Waffen. "Dann lass es blutig enden."
Der nächste Moment vergeht in einem Wirbel aus Lärm und Bewegung. Schüsse hallen wider, und die Luft wird von aufgewirbeltem Staub und Schreien durchzogen. Ich kämpfe, als hinge mein Leben davon ab – und das tut es. Mein Revolver spuckt Blei, während ich mich hinter einem Wasserschuppen in Deckung ducke. Carter und Matthias erwidern das Feuer, gezielte Schüsse durchdringen die heulenden Schreie der Banditen.
Grant bewegt sich wie ein Raubtier durch den Kampf, unaufhaltsam auf mich zu. Mit einer Eleganz des Todes weicht er Kugeln aus und schickt seine eigenen präzise ins Ziel. Der Schweiß rinnt mir in die Augen, aber ich verliere ihn nicht aus den Augen.
Dann steht er plötzlich vor mir, das Echo eines Schusses klingend in meinen Ohren. Mein Revolver ist leer, und Grant lächelt triumphierend, sein Revolver auf mein Herz gerichtet.
"Dewey, es ist vorbei," zischt er, während er näher tritt. "Jetzt zahlst du für das, was du mir genommen hast."
Ich erinnere mich an den alten Verrat, die gefallenen Freunde und das Blutvergießen, das all dies entfacht hat. Mit einem letzten Kraftakt springe ich vor, stoße ihn zu Boden und wir rollen kämpfend im Staub umher. Ein Handgemenge, das den Ausgang unserer Geschichte bestimmt.
Mit einem finalen, brutalen Schlag gelingt es mir, seinen Revolver wegzuschlagen. Meine Stimme ist heiser, als ich ihm ins Gesicht sehe. "Grant, es endet jetzt."
Er lacht schwach, Blut rinnt ihm aus der Mundwinkel. "Ja, das tut es. Aber denk nicht, dass deine Wunden jemals verheilen werden."
Ich richte mich auf, den Revolver fest in meiner Hand. Die verbliebenen Banditen haben aufgegeben oder sind tot, und die Bewohner von Abilene kommen näher, Erleichterung auf ihren Gesichtern. Grant wird abgeführt, und ich stehe allein auf der Hauptstraße, die Nachmittagssonne reinstrahlend herab.
*
Die Schlacht ist gewonnen, aber die Narben werden bleiben. Abilene wird sich wieder erholen, wie sie es immer tut, und ich werde weiterhin den Stern tragen, weiterhin für den Frieden kämpfen. Doch heute habe ich einen weiteren Feind bezwungen, einen weiteren Dämon zur Ruhe gelegt.
In einer Stadt wie dieser ist es nie wirklich ruhig – aber solange ich lebe, werde ich kämpfen. Für Abilene, für die, die ich liebe, und für wirkliches Recht und Ordnung.
Der Morgennebel lichtet sich langsam, während ich auf meiner Veranda sitze und die kühle Brise genieße. Meine Gedanken treiben zurück in die Vergangenheit, zu den dunklen Schatten, die mich bis heute verfolgen. Jason Grant war nicht immer mein Erzfeind. Einst waren wir Freunde, Brüder im Geiste, die gemeinsam für das Recht kämpften.
Es ist jetzt fast zehn Jahre her. Grant und ich lernten uns in einem kleinen Kaff im Osten kennen. Er war damals ein ambitionierter Deputy, ehrgeizig und unerschrocken. Wir hatten eine Art von Kameradschaft, die nur diejenigen verstehen können, die gemeinsam in der Schusslinie standen. Zusammen patrouillierten wir die Straßen, jagten Banditen und versprachen uns einander, dass wir das Gesetz aufrechterhalten würden, egal um welchen Preis.
Doch als ich in einer spektakulären Schießerei den Sheriff-Stern gewann, begann sich etwas zu ändern. Grant wurde verbittert, eifersüchtig. Er konnte seinen eigenen Ehrgeiz kaum im Zaum halten. Ein großer Goldtransport war der Wendepunkt. Ein paar korrupte Männer planten, den Transport zu überfallen, und Grant verstrickte sich tief in ihr Netz.
Ich erinnere mich an die Nacht, als alles zusammenbrach. Es war dunkel, und der Regen prasselte auf die Dächer, als wir den Tipp bekommen hatten, dass der Überfall bevorstand. Ich ahnte nicht, dass Grant involviert war. Aber als ich ihn im Versteck der Banditen sah, das Gold in der Hand, traf es mich wie ein Blitz.
"Jason," schrie ich, "was zur Hölle machst du hier?"
Sein Blick war voller Hass und Reue. "John, du verstehst es nicht. Sie haben mir mehr versprochen, als du es je gekonnt hättest."
Doch ehe ich weiter fragen konnte, brach das Chaos über uns herein. Kugeln flogen, und Freund verwandelte sich in Feind. Inmitten des Durcheinanders gelang es mir, einige der Banditen niederzustrecken, doch Grant schaffte es, zu entkommen.
Später in dieser Nacht stellte ich ihn in einem verlassenen Stall. Der Regen peitschte uns ins Gesicht, und der Boden war eine Mischung aus Schlamm und Blut. Wir kämpften verbissen, zwei einstige Brüder gegeneinander. Es war kein Duell – es war ein reiner Überlebenskampf. Schließlich überwältigte ich ihn, und er landete schwer atmend und blutend im Schlamm.
"Es ist vorbei, Jason," keuchte ich. "Stell dich und wir können das klären."
Sein Blick war eisig. "Es wird nie vorbei sein, bis einer von uns tot ist, Dewey. Du hast mir alles genommen."
*
Ich brachte ihn ins Gefängnis, doch seine Worte verfolgten mich. Er schwor Rache und entkam später unter mysteriösen Umständen. Seitdem waren unsere Wege immer wieder verflochten. Überfälle, Schießereien, jede Begegnung blutiger und bitterer als die vorherige.
Zurück in der Gegenwart sehe ich hinüber zu Matthias, der mit dem Besen den Staub von der Veranda kehrt. "Es ist manchmal schwer zu glauben, dass er einst mein Freund war," murmele ich.
Matthias nickt. "Die Vergangenheit hat ihre melancholische Art, uns einzuholen, John. Aber du hast getan, was getan werden musste."
Meine Augen wandern in die Ferne. "Ja, aber manchmal frage ich mich, ob ich nicht mehr hätte tun können, um ihn zu retten."
Plötzlich wird meine Aufmerksamkeit auf den Ruf eines kleinen Mädchens gelenkt, das die Straße hinunterrennt. "Sheriff! Da ist jemand am Bahnhof, der nach dir fragt!"
Ich erhebe mich und atme tief durch. Die Vergangenheit mag mich verfolgen, aber die Gegenwart verlangt meine volle Aufmerksamkeit. "Ich komme sofort," rufe ich zurück.
Noch einmal schaue ich zurück auf die blutigen Kapitel, die Grant und ich geschrieben haben. Unsere Geschichten sind verwoben, ein Netz aus Verrat, Eifersucht und verlorener Bruderschaft. Und wenn das Schicksal es will, werden wir uns noch einmal gegenüberstehen.
Langsam mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof, immer wachsam, immer bereit, denn in Abilene hört das Blutvergießen nie wirklich auf – es wartet nur auf die nächste Gelegenheit, sich zu zeigen.
Ich schnalle meinen Revolver fester an, während ich mich in Richtung Bahnhof bewege. Jeder Schritt erinnert mich daran, dass die Vergangenheit nie wirklich verschwindet – sie lauert nur im Schatten und wartet auf den richtigen Moment, wieder emporzutauchen. Die Menschen auf der Straße nicken mir zu und weichen respektvoll zurück. Sie wissen, dass der Frieden oft brüchig ist in Abilene, und sie vertrauen darauf, dass ich ihn bewahre.
*
Der Bahnhof ist ein lebendiger Ort, eine pulsierende Ader, durch die neue Gesichter und Geschichten in unsere Stadt strömen. Doch heute steht die Zeit still, als ich den Bahnsteig betrete. Da, an der Ecke der Ankündigungstafel, steht ein Mann, der mir seltsam vertraut vorkommt.
"John Dewey?" ruft er, als er mich sieht. Seine Kleidung ist einfach, ein abgetragener Hut tief ins Gesicht gezogen, aber seine Augen blitzen scharf und klug.
"Ja, das bin ich. Was wollen Sie?" antworte ich, meine Hand bleibt nah am Revolver.
Er tritt näher, und als er in die Sonne tritt, erkenne ich die Gesichtszüge. Es ist Henry Blake, ein ehemaliger Pinkerton-Agent und ein alter Bekannter. Wir haben früher zusammengearbeitet, bevor er verschwand und ich Sheriff von Abilene wurde.
"Henry? Was führt dich in diese Ecke der Welt?" Frage ich und sehe die Besorgnis in seinen Augen.
"John, ich habe Informationen über Grant," sagt er leise, und eine schwere Last scheint auf seinen Schultern zu lasten. "Er plant etwas Großes. Größer als alles, was du dir vorstellen kannst."
Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken hinab. "Sprich weiter," fordere ich ihn auf.
Henry zieht ein zerknittertes Papier aus seiner Tasche und reicht es mir. "Er hat sich mit einer Gruppe von Desperados zusammengetan. Sie planen, den großen Goldtransport morgen zu überfallen. Es wird nicht nur ein einfacher Überfall. Sie wollen das gesamte Schienennetz in die Luft jagen und die Stadt in Chaos stürzen."
Mein Griff um das Papier wird fester. Ich sehe die geplanten Sprengstellen und die Route des Konvois. "Warum kommst du zu mir, Henry?"
"Grant hat nicht nur eine Rechnung mit dir offen," sagt Henry düster. "Er will eine Botschaft senden. Niemand, der sich ihm widersetzt, wird verschont."
Ich nicke langsam, mein Verstand arbeitet fieberhaft, um einen Plan zu entwickeln. "Wir müssen ihn stoppen. Heute Nacht."
Henry schüttelt den Kopf. "Das wird nicht reichen, John. Er ist vorbereitet. Wir brauchen mehr Männer und einen verdammt guten Plan."
Ich drehe mich zu Matthias, der mir gefolgt ist und im Schatten des Bahnhofs steht. "Matthias, wir brauchen Carter und McGowan, und bereite die Stadt darauf vor. Jeder Mann, der bereit ist zu kämpfen, muss gerüstet sein. Henker am Wasserturm, das ist der Schlüsselpunkt."
Matthias nickt und macht sich sofort auf den Weg. Ich wende mich wieder an Henry. "Wie viele Männer hat er?"
"Zwanzig, vielleicht mehr. Und sie sind alle bis an die Zähne bewaffnet," antwortet Henry. "Aber wir haben etwas, was sie nicht haben: den Einsatzwillen, diese Stadt zu verteidigen."
Der Nachmittag vergeht in einem hektischen Treiben. Männer marschieren durch die Straßen, Barrikaden werden errichtet, und Frauen und Kinder werden in die sichersten Bereiche der Stadt gebracht. Das Knistern der Anspannung liegt in der Luft. Die Bewohner von Abilene haben schon viele Schlachten geschlagen, aber diese fühlt sich endgültig an, wie die Entscheidungsschlacht, die alles ändern könnte.
Als die Sonne hinter den Hügeln verschwindet und die Nacht hereinbricht, nehme ich meinen Platz am Wasserturm ein. Mit mir sind Matthias, Carter, McGowan und eine Handvoll mutiger Männer, die wissen, dass dies ein Kampf auf Leben und Tod wird.
Im Dunkel der Nacht höre ich das entfernte Grollen der herannahenden Pferde. Die Banditen nähern sich, wie ein Sturm, der über die Ebene zieht, bereit, alles zu verschlingen. Ich atme tief durch und richte meinen Fokus auf das, was kommen wird.
Grant wird bald hier sein, und ich werde ihm entgegensehen. Seite an Seite mit den Männern und Frauen, die ich geschworen habe zu schützen. Heute Nacht wird Abilene aufstehen und kämpfen. Für die Vergangenheit, für die Gegenwart und für eine Zukunft ohne das Schattenkabinett einer längst vergangenen Bruderschaft, die in Blut und Verrat endete.
Die Dunkelheit gibt mir Deckung, doch in meinem Herzen lodert ein Feuer, das ewig brennen wird. Der Showdown ist unausweichlich, und ich bin bereit. Für mich, für Abilene, für alles, was auf dem Spiel steht.
*
Die Nacht ist noch jung, aber die Kämpfe und die Erinnerungen an alte Freundschaften, die in Blut endeten, lasten schwer auf meiner Seele. Die erschöpfende Schlacht gegen Grant und seine Männer hat mir jede Faser meines Wesens abverlangt. Ich spüre, wie der Adrenalinschub langsam nachlässt, meine Beine sich schwer anfühlen und meine Gedanken trüber werden.
Es gibt nur einen Ort in Abilene, an dem ich diesen Schmerz und die Müdigkeit für eine Weile vergessen kann. Kitty - die schönste und klügste Frau, die ich je getroffen habe. Jeder Mann in der Stadt bewundert ihre üppigen Kurven und ihre sinnliche Präsenz, doch für mich ist sie mehr als das – sie ist ein sanfter Zufluchtshafen inmitten dieses rauen Lebens. Kitty hat eine Art, die Schwere des Lebens mit einem einzigen Lächeln zu lindern.
Ich trete durch die Schwingtüren des Saloons, und der würzige Duft von Tabak und Whiskey umfängt mich. Die Luft ist erfüllt von gedämpften Gesprächen und dem leisen Klingen der Gläser. Kitty sitzt an der Bar, ihre elfenbeinfarbene Haut schimmert im Licht der Öllampen, und ihr Blick trifft meinen. Ein wissendes Lächeln umspielt ihre Lippen, und sie winkt mich heran.
"John," sagt sie leise, als ich näher komme. Ihre Stimme ist wie warmer Honig, beruhigend und verführerisch zugleich. "Du siehst aus, als bräuchtest du eine Pause von all dem."
Ich nicke, unfähig, die wahren Tiefen meiner Erschöpfung in Worte zu fassen. "Es war ein langer Tag, Kitty. Ein sehr langer Tag."
Sie steht auf und legt eine Hand auf meine Brust, spürt meinen schnellen Herzschlag. "Komm mit mir," flüstert sie, und ihre Berührung schickt eine Welle von Wärme durch meinen Körper.
Gemeinsam steigen wir die knarrenden Treppen hinauf in den oberen Teil des Saloons, wo die Zimmer diskreter und die Geräusche der Stadt gedämpfter sind. In ihrem Zimmer duftet es nach Lavendel, und die weichen, warmen Töne der Einrichtung bieten einen sicheren Kontrast zu der Härte draußen.
Kitty schließt die Tür hinter uns und tritt näher. Sie lässt das Kleid zu Boden sinken. Ich sehr auf ihre Brüste. So was Wunderbares gibt es im Umkreis von 1000 Meilen nicht.
Kitty ist eine Hure.
Aber was für eine!
Ihre Hände gleiten über meine Schultern und den harten Stoff meines Hemdes. "Lass mich dich eine Weile vergessen lassen, John," sagt sie sanft und beginnt, mir die Kleider auszuziehen.
Ich lasse das Gewicht meines Sheriff-Daseins von mir abfallen, während ihre Hände und Lippen mich mit einer Hingabe berühren, die weit über körperliche Lust hinausgeht. Kitty ist erfahren und weiß genau, wie sie mir nicht nur Ruhe, sondern auch eine tiefe, wilde Leidenschaft schenken kann. Ihre Berührungen sind wie Feuer, entzünden etwas in mir, das ich fast vergessen hatte.
Auf dem Bett, als Kitty mich reitet wie einen wilden Hengst und ihre prallen Brüste dabei auf und nieder wippen, erlebe ich eine Nacht der Ekstase und des Trosts. Kittys Haut fühlt sich seidig unter meinen rauen Händen an, ihre weichen Rundungen passen perfekt gegen meine Härte. Unsere Körper bewegen sich im Einklang, unsere Atemzüge werden schneller, und alle Gedanken an Gefahr und Tod sind für diesen kurzen Moment verschwunden.
Dann tauschen wir und ich reite sie, diese wilde Stute.
Ihre Brüste, die schönsten im Westen, sind eine Quelle endlosen Verlangens. Mein Mund umfängt sie, neckt und verehrt sie, während sie sich unter mir windet und sehnsüchtige Laute von sich gibt. Die Intensität unserer Vereinigung ist wie ein Sturm, der alles hinwegfegt, bis nur noch das pure Jetzt existiert.
Als wir schließlich erschöpft nebeneinander liegen, ist mein Atem ruhig, und mein Geist fühlt sich leichter an. Kitty streicht mir sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelt mich an. "Du musst auf dich aufpassen, John. Die Stadt braucht dich, aber du musst auch dich selbst brauchen."
Ich küsse ihre Stirn, dankbar für diese Momente der Vergessenheit. "Danke, Kitty. Für alles."
*
Die Nacht vergeht, und als die ersten Lichtstrahlen des Morgens durch die Fenster blitzen, weiß ich, dass ich zurück zu meiner Pflicht muss. Aber fürs erste habe ich ein Stück Frieden gefunden, eine Erinnerung an Zärtlichkeit inmitten der Härte des Lebens.
Ich ziehe mich an, Kitty sieht mir dabei zu, ihre Augen still und verstehend. Bevor ich gehe, küsse ich sie ein letztes Mal. "Ich komme zurück," verspreche ich, und sie nickt.
Die Sonne steht nun hoch am Himmel, und die Stadt erwacht zu einem neuen Tag. Ich betrete wieder die staubigen Straßen von Abilene, bereit, meinen Platz als Hüter von Recht und Ordnung einzunehmen – gestärkt durch die liebevolle, wilde Nacht, die mir Kitty geschenkt hat.
Die Morgensonne, gerade aufgegangen, gießt goldenes Licht über Abilene und lässt die Szene still und friedlich erscheinen – eine trügerische Ruhe nach der Schlacht. Als ich das Sheriffbüro betrete, begrüßen mich Carter und McGowan mit respektvollen Nicken. Die Menschen arbeiten bereits daran, die Schäden der letzten Nacht zu beseitigen. Balken werden gerichtet, Fenster neu verglast, und der allgegenwärtige Staub wird weggekehrt.
Ich trete an meinen Schreibtisch, nehme die Karte der Stadt zur Hand, auf der die Sprengstellen von Grant markiert sind. Es ist ein Wunder, dass wir es geschafft haben, den Plan zu vereiteln, aber das bedeutet nicht, dass wir uns zurücklehnen können. Sollte es noch Komplizen geben, die sich in der Stadt versteckt halten, könnten sie weiterhin eine Bedrohung darstellen.
Matthias tritt ein, ein Stapel Papierkram in der Hand. "Morgen, John. Hast ja spät Schluss gemacht gestern Abend."
Ich nicke und erhebe mich, bevor ich ihm leise antworte. "Es war notwendig. Wir müssen sicherstellen, dass diesmal niemand und nichts übersehen wird. Und ich habe von Henry eine Zusage bekommen, dass er uns weiterhin unterstützen wird."
"Das ist gut zu hören," meint Matthias und reicht mir die Unterlagen. "Wir haben viele Verhaftete von gestern Nacht. Müssen die Aussagen und Beweise sammeln."
Ich nehme die Papiere entgegen und blättere durch sie. Die Namen und Gesichter derer, die uns angegriffen haben, starren mich an – es sind Menschen, die durch Gier und Hass dazu getrieben wurden, ihrem ehemaligen Anführer in den Tod zu folgen.
Während ich lese, fällt mein Blick auf eine Notiz, die mir den Atem stocken lässt. Eine Beschreibung der Explosionen, geplant von einem Sprengstoffexperten, der, wie es aussieht, noch nicht gefasst wurde. Eine weitere Bedrohung, die über uns schwebt.
Plötzlich öffnet sich die Tür und ein aufgelöster Henry Blake betritt den Raum. "John, wir haben ein Problem. Ein großer."
Ich falte die Unterlagen zusammen und blicke ihn ernst an. "Was ist los, Henry?"
"Eine Gruppe von Männern wurde in der Nähe des Bahndepots gesehen. Sie haben schwere Kisten bei sich – vermutlich Sprengstoff."
Die Neuigkeit trifft mich wie ein Schlag. „Verdammt,“ murmele ich und trete näher zu Henry. „Sie versuchen es erneut. Wir müssen schnell handeln.“
Carter und McGowan haben die Unterhaltung mitbekommen und spannen sofort ihre Revolver. „Was ist der Plan, John?“ fragt Carter entschlossen.
Ich wende mich an die drei Männer, die mir in den letzten Tagen so oft ihr Leben anvertraut haben. „Wir gehen raus und stellen sie. Wir können es uns nicht leisten, dass unser Schienennetz zerstört wird. Das verdirbt nicht nur unseren Handel, sondern auch die Hoffnung der Menschen hier.“
Matthias schlägt die Hand auf den Tisch. „Dieses Mal werden wir ihnen eine Falle stellen.“
Gedämpft aber entschlossen machen wir uns fertig. Wir schleichen uns durch die schmalen Gassen, hin zum Bahndepot. Dort, im Schatten der großen Lagerhäuser, sehen wir die Gruppe von Männern, schwer bewaffnet und offensichtlich an ihrem Ziel arbeitend.
Mit einem Nicken geben Carter und ich das Zeichen und wir umzingeln sie leise. Blitzschnell stürmen wir vor, während sie arbeiten. Überraschung und Panik spiegeln sich in ihren Augen, als sie von allen Seiten bedroht werden.
"Stehenbleiben! Sheriff's Office! Hände hoch und keine Bewegung!" schreie ich und meine Stimme hallt durch das luftige Lagerhaus.
Die Männer zögern, doch der Anführer, ein kantiger Kerl mit entschlossenem Blick, reagiert schnell. Er zieht eine Dynamitstange und hebt sie bedrohlich hoch. "Kommt näher, und ich sprenge uns alle in die Luft."
Für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen. Die Pattsituation droht jeden Moment zu eskalieren. Doch Henry, erfahren wie er ist, bleibt ruhig und nähert sich langsam, die Hände erhoben. "Lass es uns ruhig angehen. Es gibt keinen Grund zu sterben, für niemanden."
Der Mann blickt ihn an, Unsicherheit flackert in seinen Augen. „Wir wollen nur unseren Anteil und verschwinden,“ sagt er, aber es ist klar, dass er es nicht wirklich glaubt.
In diesem Moment bin ich allem ausgeliefert. Eine falsche Bewegung könnte alles beenden. „Ich verspreche dir, dass du und deine Männer einen fairen Prozess bekommen. Aber nur, wenn du das Ding runterlegst und die Zündschnur löschst!.“ Meine Stimme ist ruhig, aber fest.
Es folgt ein Zögern, ein Moment des Nachdenkens, und dann – er senkt langsam das Dynamit und löscht die Zündschnur mit den Fingern. Seine Männer lassen ihre Waffen fallen, und Erleichterung breitet sich in mir aus.
Unsere Männer stürmen vor, um die Situation zu sichern. Ich atme tief durch, die Anspannung fällt von mir ab. Ein weiterer Schatten ist beseitigt, eine weitere Bedrohung abgewendet.
*
Der Tag wird allmählich wieder heller, als die ersten Sonnenstrahlen über die Dächer von Abilene gleiten. Erschöpft, aber entschlossen, mache ich mich auf den Heimweg. Noch einmal trete ich vor die Saloon-Tür, um mich zu vergewissern, dass Kitty und die anderen sicher sind.
Kitty tritt heraus, und als sie mich sieht, umarmt sie mich fest. „Du bleibst mein Held, John Dewey,“ sagt sie leise und drückt mir einen sanften Kuss auf die Stirn.
„Ich tue nur, was ich tun muss.“ Antworte ich, halte sie noch einen Moment länger.
Die Stadt Abilene wird immer wieder neu erstehen müssen, mit jeder Welle des Schicksals, die sie trifft. Doch in diesen Momenten, in diesen geschlagenen Schlachten und festen Umarmungen, finde ich den Mut weiterzumachen – denn jemand muss es tun. Jemand muss dieses Licht in der Dunkelheit sein, selbst wenn die Dunkelheit nie wirklich verschwindet.
Der Nachmittag bringt neues Licht, doch auch neue Sorgen. Kaum habe ich meinen Kaffee getrunken und die unerlässlichen Papiere sortiert, erreicht mich ein aufgeregter Ruf von der Hauptstraße.
„Sheriff! Da gibt’s Ärger im Saloon!“ Ein junger Bursche, der Laufbursche vom General Store, steht keuchend in der Tür.
Ich seufze und verlasse meinen Schreibtisch. Ärger im Saloon ist selten etwas Gutes, und meistens bedeutet das Hände, die schneller zum Revolver greifen, als es einem lieb ist. Mit einem Nicken zu Carter und McGowan machen wir uns auf den Weg.
Als wir den Saloon betreten, ist das Bild vertraut und doch alarmierend. Tische umgestürzt, Stühle liegen verstreut, und eine Traube Leute bildet sich um das Epizentrum des Problems. Ein Mann, groß, schmierig und selbstgefällig, steht mitten im Raum, umringt von aufgebrachten Bürgern.
„Ich hab' nichts falsch gemacht! Die Karten lagen zu meinen Gunsten!“ Der Mann, offensichtlich ein Spieler, verteidigt sich lautstark. Doch meine Aufmerksamkeit wird auf den Tisch gelenkt, auf dem offenbar ein Spiel stattfand.