2012 - Christian Seegert - E-Book

2012 E-Book

Christian Seegert

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Beschreibung

Vor sieben Jahren entstand der Text - es war die Zeit des Aufbruchs der EU in das rettende Desaster! Als diese komplexe Institution aufgerüstet wurde - Maschine mit dark rooms, den tausend Finanzwegen, den Haftungsfreistellungen von Tätern und unter dem großen Schwurbeln beteiligter und der beiden hierzulande führenden Politiker. Da finden sich Skandale, die keiner mehr weiß, die große Enteignung der Nationen, was Staats- und Verfassungsrecht betrifft - und der Weg ins Transferregime, nachdem die Schleusen bereits 2010 geöffnet wurden. Und was könnte das Jahr schöner veranschaulichen als die Aktion des italienischen Kapitäns, der doch nur winken wollte - und dabei den prächtigen Dampfer auf Grund setzte. - Auf Grund ist nicht gesunken! Anders als der Käpptn geht MARIO D. nicht als Erster von Bord sondern daran, den Laden wieder aufzurichten, flott zu machen. Das geht aber nur, indem die Regularien (extra für Deutschland gemacht!) von Bord, sorry, vom Tisch gewischt und durch prozessierenden Anbau von Instituten, Fonds und Räten ersetzt werden. Die Regeln können Sie in Berlin auf dem Kudamm studieren.

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Seitenzahl: 369

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Vorwort

Vor sieben Jahren entstand der Text – es war die Zeit des Aufbruchs der EU in das rettende Desaster! Als diese komplexe Institution aufgerüstet wurde – Maschine mit dark rooms, den tausend Finanzwegen, den Haftungsfreistellungen von Tätern und unter dem großen Schwurbeln beteiligter und der beiden hierzulande führenden Politiker. Da finden sich Skandale, die keiner mehr weiß, die große Enteignung der Nationen, was Staats- und Verfassungsrecht betrifft – und der Weg ins Transferregime, nachdem die Schleusen bereits 2010 geöffnet wurden.

Und was könnte das Jahr schöner veranschaulichen als die Aktion des italienischen Kapitäns, der doch nur winken wollte – und dabei den prächtigen Dampfer auf Grund setzte. – Auf Grund ist nicht gesunken! Anders als der Käpptn geht MARIO D. nicht als Erster von Bord sondern daran, den Laden wieder aufzurichten, flott zu machen. Das geht aber nur, indem die Regularien (extra für Deutschland gemacht!) von Bord, sorry, vom Tisch gewischt und durch prozessierenden Anbau von Instituten, Fonds und Räten ersetzt werden. Die Regeln können Sie in Berlin auf dem Kudamm studieren.

Was ist, in Anlehnung an BERTOLT BRECHTS demagogisches Wort über die Gründung einer Bank, was ist der gröbste Verfassungsverstoß gegen den enteignenden Raubbau des EU-Regimes an der verfassungskonstituierten Souveränität der unterworfenen Völker! – Wie lächerlich dagegen die heutige Aufregung über diese oder jene Milliarden-Volte im Frankfurter Turm oder den Diesel-Wahn in Straßburg-Brüssel, nur noch von abstoßender Eilfertigkeit hierzulande übertroffen.

Debatte? Keine, in der grundversorgten Öffentlichkeit. – Widerstand? Eine Handvoll, die wieder und wieder vor das Verfassungsgericht ziehen. – Profiteure? In stetig wachsender Zahl. Soviel Bestechungsgeld war nie, nun, hier stehen ganze Staaten an der Kasse, das fordert außergewöhnliche Einsätze. Solche Lastzüge von Barem befeuern in den Zielgebieten ganz natürlich Korruption und Verbrechen, dem gilt auch der spürende Blick. Dabei bleibt auffällig der rote Faden, was diese Seite der Gesellschaft betrifft. Das Gröbste wird versammelt.

Auch kenne ich kein Halten, was den Arbeitseinsatz betrifft – und das kostet. Bei alledem, auch ohne den Status des Vielfliegers – der Planet bleibt ein Hingucker! Also wenig Sport, viel Spiel und reichlich Spannung. – Dazu wiederkehrende Rückblicke auf das Jahrhundert, welches nur kalendarisch vorüber ist. Gelegenheiten bieten sich zuhauf. Das Staunen kommt aus dem Detail, das Lernen auch – wenn ihr darauf noch Wert legt.

Ritterhude, Januar 2020

1.1. Bei den Nachbarn umstanden wir den Auftritt von ACDC. Da würde ich hingehen, wenn die noch können: so ein brillierender Wahnsinn – großartig. – Auf der Straße trafen wir uns zu den Salven aufs Neue Jahr, haben noch die Vorausschau des flüssigen Bleis verfolgt und gingen zu Bett. Die Nacht verfolgt mich den ganzen Tag.

Die vier Formate für das Cycladen-Thema sind hergestellt (Seite 9), der Auftrag auf das erste (2700 vor) fertig, das dritte (1000 nach), ‚Mittelalter‘, gewinnt Kontur, das zweite steht unter dem Bogen christlicher Reduktion auf Schuld und Kasteiung, das letzte hat bisher nur die Idee sparsamer Bekleidung: Bigotterie, Gleichstellung der Geschlechter, Mann und Frau als soziale Einheit, so unscharf ist das. Alle vier, „Geschichte der Cycladen“, behaupten einen Zeitraum von 4000 Jahren.

2.1. Zeit, viel Zeit, ich drehe die Zahlen des letzten Jahres, es hat gelohnt. – Das Format ‚Clint Eastwood‘ erscheint plötzlich fertig und kommt an die Wand. – Auf den Leserbrief antworten Leute.

Clint Eastwood, Acryl auf Holz (50 x 50 cm), verkauft

3.1. Ein Bundespräsident baut sich ab: in den Anrufspeicher der „Bild“-Zeitung soll er Forderungen und Vorschriften gestellt haben! Jetzt stehts in der Presse. Ihm fehlt die Mitte, er ist kleinlich, bieder und gebärdet sich plötzlich wie ein Putin, das paßt nicht. Es charakterisiert das politische Umfeld, daß auf ihn zurückgegriffen wurde, ein armer Mensch wie Barschel, der bei lebendigem Leibe verrottet. Der politische Grabgesang ist förmlich.

„CHRISTIAN WULFF kann sie nicht, die Rolle, für die er ausgewählt wurde. Verglichen mit SARKOZY, der mit Drohung nicht geizt, die körperliche Unversehrtheit seiner Gesprächs-, besser Zuhörpartner, zu beeinträchtigen. – Hier haben wir das genaue Gegenteil“,

so das Briefing des Handelsblatts. – Erinnerung an die alte Bundesrepublik mit dieser Kredit-von-Edith-Geschichte.

IAN KERSHAW umfaßt auf 700 Seiten (inklusive) das letzte Jahr des Naziregimes. Ich kann mich wie immer nicht frei machen davon und fange an. – Die Biographie ROBERT OPPENHEIMER liegt schon länger, THOMAS PYNCHONS drei Bände ohnehin.

Ein Anruf endet mit Auftrag.

4.1. Achttausend Jungen und Mädchen preßte das System, diese Dunkelmännerorganisation, in den Stasi-Zuträgerdienst, unkontrollierbarem Eigensinn „entgegenzuwirken“, erläutert ein Ex-Führungsoffizier. Die so Mißbrauchten schweigen.

Jahre nach der Beseitigung des Regimes zeigen die Farben des Arbeitsmarktes, auf die Bundesländer gelegt, die andauernde Teilung. Der wirtschaftlichen Ruinierung der Flächen des Ostens 1946 nach Ukraine-Muster 1928 folgte die Zerschlagung der sozialen Strukturen, die Zusammenpferchung der Bauern unter der Rattenfängerlosung „Junkerland in Bauernhand“ in Kolchosen, die Enteignung und Vertreibung der Selbständigen. Zurück blieben Massen ohne Eigentum, ohne Motiv, vollgestellt mit Parolen. Das war Entfremdung des eigenen Lebens im umfassendsten Sinn. Dagegen waren MARX’ und ENGELS’ Konstrukte der Entfremdung im kapitalistischen Arbeitsprozeß Fingerübungen.

Der seit Tagen tosende Sturm wird Andrea genannt. Das hilft dem Wetterdienst, nährt ansonsten Mißverständnisse. Die Eichen am Bahndamm neigen sich gefährlich zur Seite. Nachmittags um 3 ist es dunkel und ein Zug feinsten Materials rollt geräuschlos drunter weg.

Wieder kommt eine Einladung zur Teilnahme an einem „event, featured by 28 prestigious galleries at the culture coast of Florida, Sarasota.“ – In welchem Postkorb bin ich da gelandet, ich schreibe zurück – ohne Abenteuer keine Überraschung. ‚Your pictures are a lot of sophisticated, Mister, we don’t like it‘. Eine stille Arroganz treibt mich. – Marion provoziert, ich möchte alles unterbrechen. Sie weist das von sich, sowohl als auch, wenn Sie verstehen, was ich meine. Das passiert mir oft.

Abends „Die Firma“ mit GENE HACKMAN, TOM CRUISE (da ist er nicht fertig), jung aber energisch, von 1993. Eine Jeanne Triplehorn, mir unbekannt, ebenfalls stark und umwerfend schön.

Im Traum kam mir Jochen zu Pferde entgegen, im Galopp. Wir hatten keinen Kontakt. Wir haben keine getrennten Wege, ist mein Gedanke.

GABOR STEINGART kommentiert vollendet die Schlagzeilen des Handelsblatts, heute das Interview mit dem Bundespräsidenten. Die investigative und moralinsaure Attitüde der Journalistin gerät zur Peinlichkeit und stabilisiert seine stupende Haltung.

Die FDP liegt in Umfragen bei 2 (zwei) Prozent.

8.1. Moral kommt aus Gier, die unter Kontrollverlust rast. Sie ist daher vorzugsweise Männersache und benötigt Opfer. Nach der Selbst-Kasteiung sind das vorzugsweise Frauen. Die Ultras, die Jenseitigen, fraktionieren in allen monotheistischen Religionen zum Terror, aktuell in Israel, in vielfältigen Varianten weiter östlich. Der heißt auch Frömmigkeit. Mithin ist das Begehren die Ursache und Treiber dieser Projekte.

Figur: Halma Mann + Frau – Attraktion

Kompensation 1 – Moral, Religion,

Kompensation 2 – Krieg, Mord & Totschlag, Brandschatzen.

Da ist der Grund für mein Bretter-Quartett mit den vier Damen,

cycladischen Fundstücken nachgebildet.

KIELMANNSEGG resümiert die politische Kartellbildung im Thema Europa und das Ende des ‚aufgeklärten Absolutismus‘ – ohne Aussicht auf Besserung. – Erheiternd dagegen der Bericht der Staatssicherheit von 1969, tituliert: „Die Auswirkungen des Happenings auf die Gesellschaft“. In diesem Motiv war auf den sozialistischen Flächen Ungarn führend, ohne Absicht auf Illegales, bis sie vor den wachhabenden Organen kapitulierten. Als Dokumente sind die interpretativen Übungen der Spitzel unterhaltsam, als Voodoo, als Groteske des Gesehenen, vielleicht einfach als Annäherungsversuch eines Ordnungshüters.

9.1. GOODLUCK JONATHAN mahnt zur Ruhe angesichts des muslimischen Furors der Boko Haram in Nigeria. Er ist schließlich der Präsident.

Ich fahre zum Sport, eigentümlich versammelt, danach zum Alex vor dem Dom. Dort treffe ich die Personal-Chefin von Coca Cola-Nord. Wir kennen uns. Aber die internen Verhältnisse haben sich geändert. – Zur Probe in letzter Minute.

10.1. ANGELA MERKEL kommt von ihrem Franzosen und verkündet die nächste Auszahlung an Griechenland. Die investigative Troika folgt solchem Anliegen der Absolutisten. – Diese Eile macht erpressbar und Griechenland droht mit Pleite, wenn das Geld ausbleibt. Europa wird zum Schwarzen Loch, dessen Zentrifugalkraft zum Fluchtmechanismus wird.

Post auf meinen Leserbrief – in die Stadt zum Coaching – der Gewerbesteuerbrief der Gemeinde veranschlagt drei Jahre – die Entsorgungskosten der Wasserwerke erreichen das Doppelte der Verbrauchskosten. Die gemeindlichen Wasserspiele katapultieren den Preis in die europäische Spitze.

Zuletzt ins Hamme-Forum zur Startkonferenz des lokalen Unternehmensverbandes. Die Bürgermeisterin läßt es sich nicht nehmen und trägt vor: alle öffentlichen Dächer tragen Foto-Voltaik-Platten. Ich schnalle mich an.

11.1. Mir schlagen Großkataloge ins Haus, einer mit 336 Seiten Lebendgewicht richtet sich an den Betriebsrat meiner Firma und bietet Hunderte von Seminaren an, meist im Wochenumfang, darunter Rhetorik und Mobbing, in Aufbaustufen Teil 1, Teil 2, Teil 3, jeweils 4-lagig, Verzeihung, (das war Toilette), 4-tägig zuzüglich An- und Abreisetag, zu Preisen um 1000 € zuzüglich Reise, Unterbringung, Verpflegung und MWSt. – Als Ein-Mann-Unternehmen wehre ich mich gegen die Einrichtung dieser Institution. Gleichwohl werde ich bisweilen im Werbeanruf gefragt, ob ich der Vorsitzende sei. Bin ich, aber der Große! Und zum Glück der einzige – schon das ist kaum auszuhalten.

Solarenergie liefert 3% des Stroms, Lieferanten kassieren 50% aller Fördergelder fürs Erneuerbare, tolles Geschäft, vom Berliner Teatrium beschlossen. Doller könnte es der öko-sozialistische Block nicht treiben. Kassiert wird direkt am Kunden, wie Umsatzsteuer.

Das „Reddito metro“ ist in Italien ein Maßstab zur Umrechnung von Lebensstil, Ferienwohnungen und Luxusautos in minimal zu deklarierende Einkommenssteuer. Damit wurden in Cortina d’Ampezzo die Fahrer von 251 Luxuswagen per Anhalter zum Jahresende konfrontiert. Gut ein Drittel von ihnen hatte 2010 wie 2009 Jahreseinkommen unter 30.000 € erklärt. Das ist pfiffig und eleganter als Kavallerie. Über die Menge zu applizierender Nullen wird später entschieden.

12.1. Ein Staatssekretär ressortiert das hohe Wachstum des BIP zu den großartigen Erfolgen der Regierungskoalition. Solche Einschätzungen legen den nicht zu bremsenden Einfluß der Politiker für das Gedeihen des Landes nahe. Ein Abstand bleibt.

Ich verfahre mich zum dritten Mal nach Habenhausen zum Coaching, danach zügig nach Bremen-Nord, abends wieder in die Stadt zum Gehirn-Vortrag. – Zurück unter Chorälen von Cristobal de Morales, dem portugiesischen Manieristen. Es ist wie ein Prozeß der Einbalsamierung. Ich kenne das alles nicht, behaupte es aber, zwingend, chromatisch (?), konkord. – So eine Art Wink der Ewigkeit. Der Unterschied zum Kommunismus, der Blut frißt, so EUGEN RUGE, der läßt auch das sprechen:

„Kurt singt leise:

so aus Lenin’schem Geist,

wächst, von Stalin geschweißt,

die Partei, die Partei, die Partei.“

13.1. Familientreffen bei Kraft Foods. Marion kauft alles. Ich spreche mit der ehemaligen Kollegin über Chancen einer Ausstellung.

Später Tee im Wintergarten, hinter uns zieht ein Autozug nach dem anderen zur Küste, es ist mit Händen zu greifen. Marion möchte einen Abzweig für solche Preziosen einrichten.

THOMAS QUAST gibt auf. Seine Biographie beeindruckte mich vor Jahren.

Eurobonds sollen das Mißtrauen bannen. Wer seine Führer kennt, weiß: aus Staatsschulden- und Zahlungsbilanzkrise wird Währungskrise.

Ein Aktienbrevier zitiert zum 10-jährigen Bestand dieser Währung den seinerzeitigen Finanzminister GIULIO TREMONTI. Der habe die Startfeier mit den Worten abgelehnt, das sei etwas für „fahnenschwingende Primaten, Gesundbeter, Schamanen (mein Titel von Nr. 93 von 2011, siehst Du später!), Wundermacher und Bankiers.“ – Köstlich. – Und dann die wohlfeile Klage über die Dominanz der Wirtschaft. Die Primaten der Politik (schon wieder köstlich!) wollen frei sein in ihren Spielen, frei von Regeln, wie die Herrschaft in Brüssel. – Sie wünschen sich in schöner Politbüro-Phantasie die erste Geige. Wies klingt, hören ja die Anderen. Und drankommen tun sie eh wieder.

KARL KROLOWS „Gewißheit“ geht mir unter die Haut, es ist schrecklich, eine Abrechnung, die sich auf eine Feststellung zurückzieht, bitter, weil es am Ende so ist. Ohne Aussicht, da helfen kaum Freunde.

Guido kommt aus Birmingham, von Platz 8 des Elvis-Contests und tritt in Schwanewede auf. Ich muß hin und wir fahren. – Er macht es gut, Baßstimme, sehr breit. Die Kneipe ist ein Chaos, kein Licht, die Leute quatschen. Um Mitternacht zurück.

15.1. SONNTAG

Wir haben ein fröhliches Familienfrühstück, fahren sodann zum Neujahrsempfang nach Hamburg, Haynstraße. – Max fehlt, schade, aber lustig wird’s wie immer, der 6er-Tisch geht nochmal anständig durch Sekt und Schnittchen, dann brechen wir ab wegen Tatort. Marion muß fahren, der Film bleibt mir fremd.

Nach dreijährigem Aufenthalt in der Ukraine trägt JONATHAN WIDDER seine Schlußfolgerungen vor: „Deutschland kann mehr“. Er empfiehlt Audrey Hepburn in ‚Frühstück bei Tiffany’.

Und wer ist das: „Dess der Suizid einen positiven Nettonutzen stiftet, ist bei Protestanten wahrscheinlicher als bei Katholiken. Die sind bei Selbstmord auf dem direkten Weg in die Hölle. – Andererseits, wer will eigentlich in den Himmel! Dort solls fad sein.“ – Bestimmt so ein Bayer.

Die 500-Euro-Scheine in Spanien kursieren immer noch unter „Bin Ladins“. Dabei ist das Land schon weiter!

Die Konzernchefs von Volkswagen heißen liebevoll „Spaltmaß-Fetischisten“, sie lenken Deutschlands Superstar, mit Gewerkschaft und Politik am Tisch. Tja, wegen ihres „Managements by Angst“ muß man sich entscheiden. Es kann nur einen geben. Die Verwandtschaft fürchtet den Patriarchen (75) und kuscht. Fragil, fragil – und beeindruckend wie ein Märchen aus der Vorzeit.

16.1. Aus „Towards a Gentler, Kinder German Reich?“ – The Realpolitik behind the European FinCrisis“, erschienen im Small Wars Journal, Nov. 2011, formuliert Tony Corn weiter. D. in seinem Eurowahn in Form imperialer Wirtschaftsdominanz sei wieder mal, will sagen wie vor 1914 – ganz großes Geschütz, auf dem Holzweg, nämlich davon besessen, zwischen den USA und China das für Europa, den Euro-Raum, maßgebende Strukturelement zu spielen. Zwar seien in China mit FRIEDRICH LISZT und CARL SCHMITT zwei Deutsche Lieferanten von Theorie und Praxis, maßgebend sei aber die Demographie – soweit übereinstimmend mit der Orientierungsachse bei GUNNAR HEINSOHN, aber doch dem imperialen transatlantischen Blick folgend. Statt aus Griechen Deutsche zu machen und die Leistung der deutschen Diplomatie in die „Ecke aufgeblasener und sadistischer Schleifer“ zu schicken, sollten die Deutschen mehr Kinder machen, schließt der Autor, nicht ohne Bezug auf die Habsburger Monarchie. – Diese Kombination von Qualitäten kommt mir etwa in Gestalt des derzeitigen Außenamtschefs wirklich nicht in den Sinn (Anm.: GUIDO WESTERWELLE). Das ist der andere Blick, die andere Basis – der des Wettbewerbers auf dem Parkett der Welt.

China: zu den europäischen Theorielieferanten gehört ein weiterer, dessen Lektüre ‚das Politbüro dringend empfiehlt‘, so Mark Siemons: ALEXIS DE TOCQUEVILLES ‚Der alte Staat und die Revolution‘. – Denn die Freilassung kapitalistischer Wertschöpfung unter Parteiaufsicht gebiert einen Rausch, welcher der frommen Denkungsart marxistischer Kader so recht ins Gebein fährt, sodann deren Taschen füllt. Korruption, Bestechung und Machtmißbrauch zeigen die Kehrseiten des plötzlichen Reichtums selbst im Zentrum der Macht und wachsende Distanz zu den Massen – und der private Reichtum liegt zu 41 Prozent in den Händen von einem Prozent der Familien. Plötzlich steht das Land auf einer Stufe mit Familiendiktaturen rund um den Globus. Kampf gegen die Korruption kündigt Xi Jinping an – ein zweischneidiges Schwert in der Diktatur.

17.1. Im hundertsten Jahr der großen Kollision mit dem Eisberg setzt ein Kapitän das ihm anvertraute Kreuzfahrtschiff mit 5000 Leuten darauf gegen einen ufernahen Felsen, es kommt zur Ruhe bei 80 Grad Krängung. Die Leute sind von Deck gerutscht, die Rettungsboote klemmten. – Es heißt, der Käpptn tats für einen Freund, der winken wollte – und ging als einer der ersten von Bord.

Costa Concordia liegt

IRIS BERBEN in der besten Rolle, „Wer liebt, hat recht“, da steht sie drin, umgeben von Großartigkeit, die das Leben überschreitet. Es erfordert Kaskaden, bis der Boden erreicht ist. Dazwischen nur Liebe, nein Hoffnung, Erwartung, Haltung – die Toskana ist einfach zu schön.

Warum sind wir zu Pragmatismus nicht fähig, hängen uns ans Prinzip, hängen uns dran auf – weil wir uns im Spiegel nicht ertragen könnten?

18.1. Ich assistiere ehrenamtlich zu Klagen gegen den Konkursverwalter des Bremer Schmuckstücks Beluga vor dem Arbeitsgericht. Die Sache ist jedoch „masseunzulänglich“. Beide Seiten verabreden sich neu.

Als wäre jeder besser als der letzte Film CLINT EASTWOODS: der über EDGAR HOOVER, jenen Jäger alles Unamerikanischen, erfährt eine abgründig packende Besprechung.

19.1. Es häufen sich Abbildungen mit Objekten in 45-Grad-Stellung, mal ein Schiff, eine Bank. Zeit für ein Format „100 Jahre 45 Grad“.

Um 16 Uhr ist der Himmel schwarz, Sturm fegt übers Glasdach. Um halb fünf reißt der Horizont auf, weißgelbliches Licht erleuchtet matt den Platz.

Kleiner Aufschrei, als die Geldgeber GEORG PAPANDREOU angreifen. Der will das Volk übers Finanzpaket für das Land abstimmen lassen. Nostalgische Ideologen sehen einen klassischen Fall des Antagonismus von Volkssouveränität und dem Diktat des Kapitals. Volksabstimmung in Sachen öffentlicher Finanzen allerdings verbietet die griechische Verfassung. Sie bleibt auch aus, ein populistischer Bluff des Staatschefs.

Ein Tag ohne Termin, Telefonat für eine Mediation, klappt vorzüglich. Die vierte Cycladic Queen kommt in Stein. Das Haus im hellen Schein der Nachmittagssonne. Das angerichtete Essen geht gut über den Tisch. Exzerpt einer weiteren Präsentation übers Gehirn. – Marion gibt ihren Widerstand auf.

21.1. SIMON LORD WOLFSON, Baron von Asplay Guise und Oberhausabgeordneter, hat 250.000 Pfund ausgelost für das beste Konzept zum Ausstieg Großbritanniens aus dem Euro. Überraschend müsse das passieren, meint die Zeitung, „zum Beispiel von Karfreitag bis Ostermontag“.

Derweil stimmt Kroatien über den EU-Beitritt ab, viele haben Angst, aber das Geld lockt. In den Büchern der Ratingagenturen steht das Land knapp über Ramschniveau. Was haben die in Brüssel vor? Eine Union der verschuldeten & korrupten Ratlos-Republiken, genährt vom Politbüro. Ungarn liegt um die Ecke, es ist schon weiter.

2700 v. Chr. Zeitenwende

1300 n. Chr. 2000

Geschichte der Cycladenkönigin – je 100 x 40 cm, Acryl auf Holz

22.1. SONNTAG

Regen, Arbeit am Quartett der Königinnen, abends zum Gottesdienst mit Marions Chor, Predigt und Gesang gefallen mir, ich stehe mit ernstem Gesicht dabei. – GÜNTER JAUCH lädt zum „Wulffen-Abend“.

Meine Freude übers Abschmelzen der Kredite, schon kurz vor dem Unterschreiten der Million. Was, wenn sie getilgt sind – dann ist das Leben vorbei. Geldgeschäfte sind zuverlässige Gradmesser, Stundenuhren des Lebens. Ich packe die Auszüge weg. Die Rabbinerin hat recht, Schulden gehören zum, ja sind Leben.

23.1. Die „Ereignismeldungen“ des Reichssicherheitshauptamtes über den Massenmord der vier Einsatzgruppen seit dem 22.6.1941 werden dokumentiert, der Genozid in Litauen, das Leben eines Aktivisten, der zuvor Musikinstrumentenbauer war, in Waldkirch im Schwarzwald. Keinesfalls ungewöhnlich, resümiert WOLFRAM WETTE, denn unter den 200.000 Massenmördern fanden sich Zahnärzte und Opernsänger, Lehrer und Juristen, eben hinreichend Feinsinnige.

Abends fahre ich mit Jonas zum Probenraum. Dort warten die Rollen der letzten Stücke, Neurosenkavalier und Physiker. Im neuen gebe ich den Vater und Jonas den Sohn, das sind die schon gut durchgearbeiteten Familienverhältnisse auf der Bühne.

EUGEN RUGE ist am Ende harte Kost in der hohen Vereinzelung der Familiengeschichte. „Der Kommunismus ist wie der Kult der Azteken: er frißt Blut“. Dieser Satz begleitet die Lektüre, färbt sie ein und durch. Es ist, als sollte ich den Text fressen, das Buch. Tatsächlich wird die Schilderung der Umstände, der Verrichtungen so dicht, daß ‚kein Entkommen‘ scheint. – So bin ich gestern durch die bald 20-seitige Herstellung der Klostergans mit Rot-, später Grünkohl und Thüringer Klößen, halb und halb, gestiegen, zum wiederholten Mal. Dabei läuft das Leben dieser Weihnachtsgesellschaft ab, gefiltert durch die abnehmende Wahrnehmung Irinas, die eine Flasche Kognak leert, während sie vom ‚Ausverkauf der DDR‘ hört, wie das! Da war doch nix, immer Warteschlangen, leere Regale, und immer im Wechsel mit den gespeicherten Erlebnissen. Das abnehmende Licht ist auch das langsame Sterben. Besoffen rutscht Irina schließlich vorm Herd ab, die helfende Hand wehrt sie matt und entschieden ab: „fass mich nicht an, Du Aas“. – KARL MARX meinte früh: man muß den versteinerten Verhältnissen nur ihre eigene Melodie vorspielen, um sie zum Tanzen zu bringen: auf der Feier seines 90. Geburtstags fängt Wilhelm irgendwann an, den Song von der Partei, der Partei, die hat immer recht, zu winseln – und alles stockt, hört und fällt klatschend ein, bevor die Rede zur Verleihung des 19. Ordens weitergeht – am 1.10.1989, die Steine der Staatsgrenze rutschen bereits.

Ich schreibe ‚Tagebuch 1990‘ (guxdu Band 1) – so, wie es da steht, soll es bleiben, das ist hart.

Abends zur Patriotischen Gesellschaft in Hamburg zum ‚Seitenwechsel‘. Ein Manager berichtet über eine Woche in der Psychiatrie mit Drogenabhängigen.

Ein Bericht über in Afghanistan traumatisierte Soldaten dramatisiert die Zurichtung junger Männer bis zum Totalausfall unter zivilen Bedingungen.

26.1. ROLAND BARTHES: Mythen des Alltags, 1957 Frankreich, 1964 D, 2011 Neuausgabe: feuilletonistische Qualitäten versus terminologisches Trockenfutter, lässige Gallizität des Textes versus deutsche Methodenschärfe, Fukushima versus Frauen-Fußball-WM, Alltagszeichen versus Travestie des Sinns, Semiologie versus Paranoia.

Genauso endete eine Tagung aus Anlaß des 70. Jahrestages der Wannseekonferenz, als „typisch deutsches Selbstgespräch“, in dem die Frage, wann es genau begann und wer den Startschuß gab, strukturbestimmend und erkenntnisableitend blieb. Wir sind blind, schon lange, befangen, weil wir uns den Tatsachen nicht zu stellen vermögen. So geht das Graben weiter, eigentlich das Wiederholen, denn neue Fundstücke gibt es immer – nur, was tun damit. Sie werden kartografiert, nummeriert und in beschriftete Schachteln verpackt, das Geschehene archiviert. Wie Schiffe versenken. – So machen wir weiter, kein Fund wirft uns um, aus der Bahn, spornt vielmehr an, bestätigt, da ist noch mehr, weiter – so. Vergangenheit überwältigen durch Abheften – Ordnung muß sein. „Der Deutsche ist ein Abgrund – halten wir daran fest“, kapitulierte THOMAS MANN. Soll ich mir ‚Die deutsche Seele‘ (TH. DORN, R.WAGNER) reinziehen? Oder die ‚Diktatur der Kleinbürger‘ von JOSKA PINTSCHOVIUS, den mir der Galerist aus Baden-Baden so ans Herz legte!

Das anhaltende Ausgraben immer neuer „Geschäfte“ des Bundespräsidenten, neuestens ein sog. „Nord-Süd-Dialog-Event Niedersachsen-Baden-Württemberg“ hebt das Motiv ans Licht: die marode gefahrenen Haushalte ebnen den Weg ins Sponsoring und verführen auf schmalem Grat zur Korruption. Dazu die Eitelkeit.

Die Mediation bereite ich last minute vor, wir fahren nach Lesum, wo der Pastor die christliche Skifahrt versammelt und über allerlei Vorbereitung informiert.

Im Fernsehen „Das große Fressen“ von 1973.

27.1. Zur Mediation ins Marriott mit zwei Damen, ein unterhaltsamer Tag, abends liegt die nächste Anfrage im Postfach.

MARCEL REICH-RANICKI spricht zum 67. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz im Bundestag, von dem Tag, als er vom Ghettokommandanten HERMANN HÖFLE mit der Übersetzung der Beschlüsse zur Deportation ins KZ beauftragt wurde. HÖFLE, Tarnname Germann, den er 1945 nach westlicher Grenzquerung ablegte, kam in Salzburg zwei Wochen in Haft, ‚entschlug‘ sich im Wege des Rechts zur Aussageverweigerung und kam frei. Daher hatte seine Tätigkeit in einer der vier Einsatzgruppen unter ODILO GLOBOCNIK einstweilen keine Chance auf Beachtung, so THOMAS HARLANS Heldenfriedhof.

28.1. 10 Uhr Daimler, 10.30 Audi, 11 Uhr BMW, 11.30 VW, 12 Uhr BMW-Mini, 12.30 …, so geht das über den Tag – ich sehe jedesmal hin, Inhalation der produktiven Unruhe des Landes, Freude über den Zugbetrieb am Garten vorbei. Die Autozüge sind die leisesten, das erhöht die Sympathie. Das Ausland wird darin schon was zum Meckern finden! Dabei ist es nur Nachfrage.

Die Chancen auf eigene Steuerquellen des EU-Apparates steigen. Beharrlich und parallel zur Ausweitung der Geldströme nach Südeuropa wird am Einsehen der Steuerschuldner gearbeitet. Ihnen fehlt jede Übersicht, da Regeln und Zusagen über Begrenzungen im Winde verwehen. Der Apparat festigt sich, ihn kippt kaum ein Erdbeben.

30.1. Griechenland appelliert an die Würde, längst sei es Protektorat. Die Wut ‚der Italiener‘ auf ‚die Deutschen‘ wächst sprunghaft. Denn Letztere dominieren aktuell die Troika. Die Formulierung der Kanzlerin, hier handle es sich um eine Frage von Krieg und Frieden, nimmt Konturen an: es wird der größte Ruin ohne Waffen. – Die Europäer von Beruf, wahrscheinlich eine begriffliche Maskierung, ignorieren tiefe Lebenswahrheiten, Märkte, Meinungen und schichten Dämme auf: Tresore voller Papiergeld. Sie errichten ein Informationsministerium zu Propagandazwecken. – Was geschieht hier!

Erst wird eine Wohlfahrtspolitik seltenen Ausmaßes und mit ausuferndem Themenagglomerat losgetreten, – Verschuldung,dabei gehen Kernaufgaben staatlichen Auftrags den Bach hinunter, – Haushaltsdisziplin, Finanzmarktregulierung,darauf der Markt: Vertrauensverlust, Abzug, Kollaps. Jetzt tönt es: Bannung der Macht der Märkte, – Wahlkampfparolen als perfekte MaskierungZiel wird nun die Überwindung der Märkte durch den Primat der Politik. Inkompetenz wird zur Staatsdoktrin, Weg in den Abgrund.Isso!

„Ich komm nächstes Jahr wieder – zur Laudatio, wenn das Absagen nicht zur Pflicht wird“, beendet OTFRIED FISCHER seine Danksagung am Ende der Karnevalssitzung nach RÜTGERS und KTvG. Er ist vom Schlaganfall gezeichnet. Mitten drin steht immer das Ende.

IAN KERSHAW sieht Struktur und Mentalität charismatischer Herrschaft als entscheidendes Merkmal des Hitler-Regimes. Diese stärkste Bindungskraft liegt seiner Darstellung des letzten Kriegsjahrs zugrunde.

HEIKE GÖBEL, Exponentin ordnungspolitischer Beobachtung des Auflaufs, liefert eine Philippika an den peuple, der sich gerade, als Elite getarnt, in Davos illuminieren läßt. Dort gibt peinliches Gejammer den Ton an: keine Orientierung, ja keine Perspektive in einem System, das alles Mögliche reich macht, China eingeschlossen. Verharren in den erodierenden Komfortzonen.

2.2. Bisweilen fällt der Kommission etwas auf: was denn das „Bürgergeld“ solle, wenn doch die Nachfrage nach Arbeitskräften im Vordergrund stehe. – Die Politiker handeln eben wie Drogensüchtige. Sie haben nur ein Problem: Beschaffung, wofür jedes Argument recht ist. Danach folgt reine Bedürfniserweiterung auf 1000 Parallelstrecken, organisierter Stimmenkauf.

Die Ritterwürde wurde dem Ex-Chef der Royal Bank of Scotland entzogen, weil die Bank staatlicher Rettung unterstellt wurde. Der Beschluß vollziehe Volkes Abneigung gegen Banken, heißt es weiter, „wie Lynchen durch den Mob auf dem Marktplatz“, meint ein Beobachter.

Nach der Zeitungslektüre im sonnig-warmen Wintergarten sinniere ich: was für ein Planet, und ich in der Gelegenheit ihn zu bewohnen, voller Gelegenheiten, dazu der unendlichen Erinnerungen an frühere – ob den Orient-Expreß, die Kreativität der russischen Surrealisten, DANIIL CHARMS, verfolgt und im Krieg verreckt, ob Barcelona, die 5. oder der Karneval in Limoux. Oder Indien, grade kam ein Bericht von der Schwester, eine Mischung von abstoßend und anziehend.

3.2. Wohltuend, den Kursen zuzusehen. Hoffentlich hält Israel noch ein paar Monate still – und Griechenland auch. Und Portugal auch. Und die Irren im Iran, Amerika tauschte grade seine Träger in der Straße von Hormuz.

Täglich melden sich sechs Prozent in den Bremer Behörden krank, das Doppelte des Bundesdurchschnitts aller Branchen, und es würde schlimmer, warnt die Finanzsenatorin, psychisch und so. Was denn so belastet, bleibt im Dunkeln. – Meine Sammelmappe Bremen ist ein Giftschrank. Wofür ich den noch brauche, ist mir nicht klar. Ich sammle, also bin ich.

Määänzer Fastnacht und die Rückblenden ERNST NEGER: heile, heile Gänsche’, es is bal widder guhd …, ich erinnere mich und verstand nichts damals, heute sehe ich die tiefe Verbindung mit dem Auditorium, wenn er das sang. Jeder hatte seine Geschichte aus den Trümmern der Stadt.

‚Der Pianist‘ von ROMAN POLANSKI (2002).

… Ich werde Sie einschließen, also seien Sie so leise wie möglich. Niemand wird merken, daß Sie hier sind. … ich habe ihm einen zweiten Schlüssel gegeben. Er gehört zum Widerstand, ein guter Mann. – Nach zwei Wochen: ah, Sie leben ja noch, … das muß ich Ihnen erzählen, die Alliierten sind in Frankreich gelandet und die Russen sind bald hier.

Dann die Totale in eine endlose Straße, ein Ruinenfeld. Also totaler Ruin, den die Nachkriegszeit Warschaus aufnimmt, die das zerstörte, füsilierte und gemordete Juden- und Bürgertum programmatisch für obsolet erklärt. Das Jahrhundert war ein Räderwerk.

Ein schöner Abend im Wintergarten, die Freunde des Kochkreises bringen Vorzügliches, Vor-, Haupt- und Nachspeise, die Damen genießen es, wir auch, nach Mitternacht.

5.2. SONNTAG, klirrend kalt. – So auch tags drauf, der Finanzhorizont bleibt stabil. Abends besuche ich Jonas und wir fahren zur Probe. Der Regisseur stellt Tournee in Aussicht.

7.2. Ich ziehe durch die Stadt, vereinbare vier Trainings bei der Sparkasse, erlebe einen Mitarbeiterkonflikt hautnah, ein klarer Mangel an Spiegelneuronen, der den Kontakt zur Umwelt blockiert.

Den Bericht über RUDI ASSAUERS Selbstverlust verweigere ich, warum ist der ein Muß, wie die Reporterin meint? Vielleicht ist meine Zeit noch nicht heran.

ANTONI MARQUÉS de TÁPIES (88) starb.

9.2. Nach dem Rassenwahn, dessen Untergangsexzeß 1944/45 IAN KERSHAW ausbreitet, gefolgt vom Klassenwahn des Herrn Niemand, der schließlich doch die Absicht hatte, eine Mauer zu bauen, hat sich der vergleichsweise friedliche Klimawahn etabliert. Der Totalitarismus hat sich zivilisiert und unterwirft mit völlig neuer Beflaggung Menschen und Institutionen. Ohne geht es wohl nicht – bei uns.

Den Parteien fehlt das Bewußtsein ihres Verfassungsrangs. Sie verpassen ihre Grundaufgaben: Haushaltsstabilität ohne kontinuierlichen Verschuldensaufbau, Infrastruktur, Bildung. Ihr Gleichmaß an Europaflüchtigkeit gibt Grundprinzipien demokratischer Verfaßtheit (Wahlmandate, Budgetsouveränität) an das absolutistische Politbüroregime in einem undurchsichtig verlaufenden Prozeß ab. – Die SPD plant ein Anti-Banken-Wahlgetöse für 2013, mit wem wohl? – Der Berliner 5er-Block sollte auf Kommentarebene zurückgestuft und ein Exekutivverfahren auf Expertenebene installiert werden.

Vorbereitung und Inszenierung des neuen Stücks im Postamt 5 sind Knochenarbeit. Das Foyer macht großen Eindruck in der zehn Meter hohen Industriehalle, mit Feuerkörben und Decken wird die Kälte gemäßigt. Das Stück schwerfällig, aber viel Kontur im weiteren, unterhaltsam. Nicht allein das, zwei schöne Frauen stehen im Zentrum, ich folge schamlos ihren Leibern, von der Unmöglichkeit der Möglichkeiten getrieben. Als Kristina aufs Sofa fällt, … unerträglich leicht. Ich bin auch eine Sau, natürlich.

Das dritte Scheitern einer „Europäisierung Deutschlands“ nach dem untauglichen Einsatz einer übergreifenden Währung sieht ein Kommentar. Klima- und Energiepolitik, ebenso Außen- und Verteidigungspolitik markierten als Antikriegs- und Pro-Klima-Phantasmagorien erneut Elemente eines deutschen Sonderwegs. Die Bändigung will nicht gelingen.

Der ungarische Präsident von 1990 GÖNCZ wird 90 Jahre alt. Sein Lebensweg zwischen Diktaturen, Besatzungsmächten und Aufständen geht nahe. „Und so hat das ganze Volk gelitten“.

10.2. Der Foodhunter in China: Apfelstücke, Klarapfel, Fruchtsäure soll die Anisbasis custrieren (?), Hummerschwanz …?? David Lars, Australiene, in Shanghai: „mal sehen, ob die Fruchtsäure mit der Wunderessenz zusammengeht“, sagt der foodhunter. Er versiegelt seine Funde, „thanks very much Anthony“, der freut sich schon auf die nächste foodhunter-mission, quer durch Chinas Provinzen. – Welche abenteuerliche Intellektualität, aus der Steppe ein Geheimkraut zu bergen und im Labor zum Blühen zu bringen.

11.2. Sonne, kalt, Jonas zieht um, alles steht voll – und dann klingelts: die Zeugen Jehovas, das ist grade keine Hilfe! Wir haben Umzug, Samba in Bremen, ja! Emma in Simbach und der Hund steht und guckt – und einen Gott habe ich auch schon, schwer genug! Sorry!

„Niemand hat die Absicht …“, wird der Finanzminister illustriert, der grade dem portugiesischen Kollegen wohlwollende Prüfung zusagte. Der will Geld. Derweil läßt Griechenland drucken, was es zur Begleichung offener Rechnungen braucht. Der Neubau der EZB wird so hoch, weil in jedem Stockwerk andere Finanzierungstöpfe stehen, vom erforderlichen Stauraum für Staatsanleihen abgesehen. – Für sowas kämen Private ihr Leben lang nicht mehr aus dem Knast.

MANFRED KRUG und WOLF BIERMANN über Ausweisung und Flucht, die Stasi dokumentierte ohne Pause.

12.2. Sonntag + Zeitung: fast 1,8 Tonnen des Grundstoffs für Ritalin landet jährlich in den Körpern von Kindern. Interessanter als die Krankheiten sind die Diagnosen: für Jungen heißen sie ADHS, nicht auszusprechen! Für Erwachsene gilt Burnout. Beide Zuschreibungen gelten dem männlichen Geschlecht. Programme für Frauen gehen hingegen in die Dutzenden, seien sie finanzieller, ideologischer und sonstiger Art. Beim Mann reicht die Krankschreibung.

„Selten sieht die Gegenwart so vergangen aus wie im Schnee.“

Über den Tag auf Montage in den Präsentationen, abends zu den Bremer Stadtwerken, die haben eine halbe Stadt für sich. Da gibt’s einen tollen Vortrag, alte Kolleginnen und einen Nachbarn, der auch coacht, dazu Sekt und Schnittchen und mehr noch.

Die Referentin teilt die Generationenabstände nach Jahrzehnten, das ist eine radikale Verkürzung, Indizien zunehmender Beschleunigungen, die mehr zu trennen scheinen als zu verbinden. Schleichender Prozeß, etwa Jonas (21) heute in der Probe: was ist denn eine Altkleidersammlung? – Das Stück ist wohl zwanzig Jahre alt.

15.2.Bremen bekommt die „Grüne Karte“, weil keine Stadt ihre sogenannte Umweltzone so gründlich kontrolliert und daher mit 5464 Bußgeldbescheiden an der Spitze steht. Der Geschäftsführer der sogenannten Deutschen Umwelthilfe – wem wird da geholfen! – beklagt Kontrollverweigerung anderenorts und droht flächendeckendes Einklagen an. Die ärmsten Städte können es doch auch. Eine knappe Demonstration des grünen Kerns. – Wer möchte in dieser Mischung aus Schuldensozialismus und öko-neurotischem Kontrollwahn leben! – Die Wohnung bleibt vermietet, wir ziehen da nicht hin! – Es kostet mich einen Leserbrief, damit die Energie ihren Weg findet. Die Zeitung druckt ab.

16.2. Auf 10 Billionen wird das Vermögen der Deutschen geschätzt, ich fürchte, das spricht sich bis Berlin rum.

Der Staatsanwalt ermittelt, beantragt die Aufhebung der Immunität – nachmittags tritt der Bundespräsident zurück. Die öffentliche Zelebration eines persönlichen Desasters, ungeachtet der Details denke ich ständig an Barschel. – 29.8.2013: gestern wurde Anklage beschlossen … – Nun wird es wohl JOACHIM GAUCK.

18.2. Marion räumt um, nachmittags kurze Unterbrechung – abends fahren wir zu einem langwierigen Geburtstag nach Fischerhude. – ‚Gran Torino‘, zum dritten Mal. Der Ausdruck dieses Mannes.

Der Chef des IFO-Institutes erklärt: wir sitzen in der Falle – Staatsgerichtshof, sage ich! – Halb Europa steht im Ruin und Draghi garantiert – irgendwas. – Viele Stunden vor dem Bildschirm gesessen.

20.2. GAUCK ist der gemeinsame Vorschlag, das erfüllt mich mit Befriedigung, dieser Mann des Widerstands. Die Kanzlerin kann sich auch disziplinieren, naja, wenn die Optionen schwinden. – CLAUDIA ROTH halte ich aus. – Aber Tränen habe ich auch, funktioniert der Instinkt der politischen Klasse doch noch? – Das Handelsblatt sendet einen ergreifenden Kommentar zur Gauck-Kandidatur. Mir wird es leicht ums Herz, welches Bild habe ich von dem Mann!

Marion verkleidet sich als Hexe und fährt zur Schule. – Ich fahre zum Sport, später Treffen mit einem Trainer, sehr gegenseitig. Jonas kommt ins Café und wir fahren zur Probe. Die wird laut und herzlich.

KERSHAWS letztes Jahr, das Durchhalten und seine Motive: da ist der „Triumpf des Willens“, ein nahezu automatisches Pflichtgefühl, Führerglaube, unbeugsame Haltung mit Angst vor dem Ende, verzweifelte Weigerung nachzugeben, eine Gehorsamsachse im Rücken. Fragen an den Führer, was er denn zu unternehmen gedenke, tägliche Fragen nach und Glaube an Wunderwaffen, die das Kriegsglück wenden und natürlich: Frauen und Kinder schützen würden. 600.000 desertierten im Februar 45. MARTIN BORMANN deklamiert im Parteirundschreiben: „Es gibt nur eine Möglichkeit, am Leben zu bleiben: die Bereitschaft, kämpfend zu sterben und damit den Sieg zu erzwingen.“ – Der Satz ist das Psychogramm einer Nation.

HEINRICH HIMMLER spricht: „starke Herzen tragen über Masse und Material“, an die Verteidiger von Berlin: jedes Haus eine Festung. MARTIN BORMANN: die Standgerichte, insbesondere die fliegenden, seien eine Waffe zur Vernichtung aller Volksschädlinge. Im Falle innerer Unruhen solle die Reichskanzlei verteidigt werden – es ist Februar 1945! Ein deutscher General in britischer Gefangenschaft hingegen: „Dieses Volk kann nur in Ehren untergehen.“ Immerhin, der Mann weist einen Weg. – Warum es nicht nur keinen Aufstand gab sondern das Mitmachen, bis die Invasoren das Aufhören erzwangen, buchstäblich vor der Reichskanzlei, denn noch im U-Bahn-Tunnel wurde „zurückgeschossen“, das illustrieren schon die Zitate. Die militärische Elite war über Ehre, Eid, Pflicht und Gehorsam in Gefolgschaft gefesselt. Widerstand nach dem 20. Juli kaum organisierbar unter dem schnell dichtschließenden Terror und dem Kampf ums Überleben.

21.2. L.earn-Workshop in der Sparkasse im kleinen Kreis, ich bin platt, Capuccio und weg.

Die Zeitung ist voller Gauck, es ist, als bräche ein neues Zeitalter an. – Das kann nicht sein, denn kurz drauf rollt der Finanzminister (Verzeihung, das ist unflätig) vor die Kamera und erklärt schon wieder: es ist geschafft. Er meint diese Sache mit dem Euro, unvorstellbar, daß ihm jemand glaubt.

22.2. Einer der vollen Sparkassentage, neuer Auftrag, Termin verpaßt. – Abends: ‚Das Beste kommt zuletzt‘, auch zum dritten Mal.

23.2. Um 6 Uhr raus, 7 Uhr Hotel, 8.30: Start in einen SAP-Workshop, zu dem ich die Musik liefere, ich bin geschafft. – Schlafe auf der Hotelbank ein, zur Probe, danach wieder fit. – Jonas schäkert mit dem Regisseur, Brigitte gibt die Putze dramatisch gut, zumal im Punkte-Dirndl, das schlägt jedem Faß den Boden aus. – Aus Hamburg wird erneut ein Auftrag an Bord signalisiert, wir werden sehen.

Amerikanische Soldaten haben beim Aufräumen in einem amerikanischen Stützpunkt Koranbände verfeuert – das Land steht in Flammen: „Tod Amerika …“ – Dabei sollte der Westen Frieden und Demokratie dorthin bringen, kommentiert der Deutschlandfunk. Wenns sonst nichts ist, ich bin fassungslos.

24.2. New York: Promi haut Promi, im Meatpacking-District forcieren der Sohn von Caroline (von Monaco), sekundiert von Starros Niarchos, dem Dritten (in echt! Erbe griechischer Reedereien) und einem Vladimir Restein Reitfeld (Söhnchen der Vogue-Chefin und Kunsthändler) das Durchbeleidigen eines gewissen Adam Hock (Geschäftsmann, wichtiger aber: Football-Spieler) so lange, bis der zuschlägt – nicht zuletzt, weil sein 500 $- Wodka den zu gesprächigen Kontrahenten die Zunge gelöst hatte, ohne daß er eingeladen hätte. – Während die so Behandelten den Schönheitschirurgen konsultieren, sitzt Hock im Knast, bis Sal Strazzullo (Fragen?) seine Mandantschaft da rausholt. Die reizvollen Begleiterinnen, Treiber des Ereignisses, gedulden sich. Macht ja nichts, sie wirken einfach weiter auf die Umgebung, bis es wieder Zoff gibt.

Derweil treibt der Fanatismus der EZB den in Griechenland zu allen Verstiegenheiten, für die das verlaufene Jahrhundert die Folien liefert. WOLFGANG SCHÄUBLE hingegen plötzlich in frenetischer Klarheit, also knapp unterhalb des BILD-Aufrufs: „Verkauft doch Eure Inseln, ihr Pleite-Griechen.“ – Parlamentssprecher PETSALNIKOS hat einen Ordner angelegt, worin alle Schmähungen aus dem deutschen Raum abgelegt sind. Er studierte hier. Da muß nur noch die EU-Banderole rum mit dem Titel: die Früchte der Friedensdividende, womit die Kanzlerin den Wahnsinn zu schmücken pflegt.

Im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt standen Kerzen. Die Kerze des ermordeten Blumenhändlers, die Kerze des ermordeten Änderungsschneiders, die Kerze des ermordeten Gemüseverkäufers, …

ZDF: Pink in Sydney – es ist nicht zu beschreiben, die Frau, die Gruppe, der Gitarrist, die Bühne, die Performance des Ganzen – ich sitze fassungslos davor, in einer Sehnsucht, die zieht – unfaßbar!!! Das ist noch dreimal komplexer als ACDC, beides steht an.

Danach: ‚Das Leben der Anderen‘ – nur tonloses Hingucken, ich bin nicht geeignet, mir fehlt jeder Abstand, immer mitten drin, kein Überblick – das Bügeln gibt Orientierung … IM Martha – Ende des UV Laslo HGW 15.15, wer ist HGW 20?, trägt Zeitungen aus, ULRICH MÜHE stirbt kurze Zeit später. – In Berlin geht nichts verloren – keine Bomben, keine Aufmarschplätze, keine Stadtplanungen können zum Verschwinden bringen, was hier passiert ist. Eine Straße genügt, und alles ist gegenwärtig. Und dann stehen sie da, bezahlen – „es ist für mich“ – und gehen zurück, auf die Straße, wo alles sichtbar ist. Berlin ist die Stadt der Täter, ihr Reflex, das sehe ich in den Kulissen jedes Films, der dort spielt, selbst auf dem Kunstrasen in Mitte.

Der Innenminister empfiehlt den Austritt aus dem Euro –?–, das muß der Grieche sein, er will mehr Geld.

27.2. Wenn alle aus dem Haus sind, lege ich mich für fünf Minuten und genieße mein Dasein. Das ist wohlige Ganzkörperpackung, wie Glückskeks, wie es eben grade ist – wenn Sie verstehen, was ich meine: lege Deine Steine so, daß sie kleinen Gewinn bringen, lerne Text, genieße, was ist – mehr ist nicht, anders ist nicht. Der nächste Abschied kommt.

28.2. Die zweite Tranche Griechenland geht durchs Parlament, ohne Kanzlermehrheit, wer weiß, wo die ist!, aber mit Hilfe des oppositionellen Blocks der Europaflüchtlinge. Das ganze Haus ist auf der Sehnsucht nach dem Nirwana endloser Flächen zum Regeln und Finanzieren unterwegs – ohne verantwortlich zu sein oder auch: gemacht zu werden. – Das ist vornehme Ruinierung der Institutionen! – Das Verfassungsgericht befindet heute darüber, ob zukünftige Transfers allein von einem 9-köpfigen Gremium des Parlaments in geheimer Mission beschlossen werden können. Das ist verfassungswidrige Ruinierung der Institutionen! Was die sich nehmen lassen, wurde in Amerika einst revolutionär beansprucht, die Budgethoheit. Aber das ist veralteter nationalistischer Kram, gell Frau Grün! – Welche Unterwürfigkeit.

29.2. Alt – weiß – männlich geht es zu bei der Oscar-Verleihung. Wem sowas auffällt, was denkt der? Vielleicht: sind das die Richtigen, ich bin ja auch das alles! Schon gerät die vokalische Gebärde ins Rutschen – dieses Plädoyer für eine andere Verteilung, soll die nur ein schlechtes Gewissen beruhigen, ist etwas falsch? Wo soll begonnen werden? Es gibt ja alles, aber wie kommt es an seinen Platz, den richtigen und – wer sorgt dafür, stimmt das ab? Ohne Chance, so scheint es – was also soll der Satz!

Abenteurertum sei ihr verboten, sagt die Kanzlerin zur Begründung des 2. Griechenlandpaketes (voller Geld), und zwar durch ihren Amtseid. Das ist ein Steilpaß – wenn man diese Politik aus der aufklärenden Position des Kopfstands betrachtet. – So laufen die Spiele der Jubel-Europäer: die Notenbanken fluten die Flächen mit Geld kurz über dem Nulltarif, die Hedge-Fonds sammeln das ab, das Zeug liegt schließlich auf der Straße, risikofrei. Zwei Billionen sind schon vom Winde verweht. – Bis die Anklagen der nahen Zukunft wieder erklingen, seitens unserer Märchenonkels, der Clubs der Ruinierer: Banken und Hedgefonds, die dritte!

– „wer einmal auf dem Friedhof liegt …“, besser als „früh sterben hält jung“.

1.3. Nun ist meine Türklinke des Grand Hotel Heiligendamm in die Insolvenz gegangen, die verbliebenen zehn Prozent sind nach dem Kapitalschnitt auch verschwunden. – Ein neuer Investor wird’s nehmen, die Alteigentümer stehen hinterm Zaun. Bei wirtschaftlicher Betrachtung ist das alles nachvollziehbar, will sagen, ich habs verstanden, warum auch diese 30 weg sind. Mein dickster Ordner heißt „Vermögensabwicklung“, den Rest wird SCHÄUBLE abrufen. Schön, daß ich meinen Frieden mit dem Geld gemacht habe, einem meiner ärgsten Feinde im früheren Spiegelkabinett.

Die alten Europäer in der Wagenburg – die Zeitung bringts auf den Punkt, jene ‚ungerührte Seelenlage‘ des HELMUT KOHL paraphrasierend, dem seine Jünger mit stupenden Worten und Taten folgen. Bis die Trennung der „nordeuropäischen Turbo- und der südeuropäischen Feudalstaaten“ von den Märkten durchgesetzt ist, unter allerdings desaströsen Kosten für die nordischen Sozialstaaten. Dann ist der Eid vorbei und es kommt zum Schwur, oder wie geht die Mär! Es ist ein bißchen wie Frühjahr 45, als alle es denken, und keiner es wagt – dem Untergangswahn des Führers entgegenzutreten. Obs heute der ideologische Starrsinn eines Sklerose-Europäertums oder schlicht eine Verschwörung ist, wird sich zeigen. Vielleicht ist das eine die Tünche des anderen. Es ist jedenfalls mehr als allfällige Eitelkeit, mehr als ANKE ENGELKES Schlachtruf: Lassenses krachen.

The Talking Radio: Gee, gee, jo, jo, La, la – lets go Jeronemo …, das macht wenigstens Sinn, unglaublicher sound.

4.3. Der Stasi-injizierte Antifaschismus erfährt eine plastische Illustration in der Ohrfeige der BEATE KLARSFELD, die sie Kanzler GEORG KIESINGER vor 44 Jahren verabreichte. Die Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten wurde seinerzeit von ALBERT NORDEN betreut, allerdings trotz Drängens nicht finanziell. – Komplett wird das politische Schmierentheater durch die Autobiographie eines Kiesinger-Freundes im besetzten Paris und späteren SED-Kaders. Der beschreibt KIESINGER als Konservativen, der 1942 fragte, wo sich denn ein Mutiger fände, „der diesen Verbrecher über den Haufen schießt“.

5.3. Der Auszug unseres lieben Sohnes zeitigt Folgen. Ich räume in meinem engen Eck- und Arbeitszimmer und fördere Materialien aus der eigenen Adoleszenz zutage. Dokumente des letzten Jahrhunderts, vom Schwimmpaß, dem 2. Preis im Deutschland-Wettbewerb über skurile Klassenfahrtberichte bis zur Abiturprüfung und -rede, den Start-Vorlesungen an der Frankfurter Universität 1966, der Erklärung meines Kirchenaustritts und – bereits ein Jahr an der Uni Marburg immatrikuliert – einem Amtsärztlichen Zeugnis, worin die Kreismedizinalrätin attestiert, ich sei zum Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater Hannover „noch ausreichend geeignet“. – Da offensichtliche körperliche Gebrechen meiner Erinnerung nach nicht vorlagen, muß die Frau Mitte 1968 tief geblickt haben. Rückblickend erscheint mir die Formulierung angemessen, ich hätte das Studium antreten sollen – es hätte nichts geändert, fürchte ich. Mein Auftritt mit GEORG BÜCHNERS Wozzek im Jahr zuvor an der Essener Folkwang-Schule lag noch eine Stufe unter dieser Bewertung. – Von dieser allgemeinen Wirrnis war auch der Universitätswechsel geprägt: Immatrikulation dort 4.10.67, Exmatrikulation 12.2.68, Immatrikulation Frankfurt 19.4.68, sechs Monate in den Diensten der Deutschen Schlafwagen-Gesellschaft, Exmatrikulation Frankfurt 24.9.68, sodann nach Marburg mit Bart, ohne Überzeugung. Immer noch anstrengend, das zu notieren.

‚Unter Dämonen‘, Acryl auf Holz, Collage – 50 x 40 cm – 2011

7.3. Der Halbschlaf ist göttlich. Er erschließt Räume, zeigt die Dinge in sonst nicht verfügbarem Licht, die Autofahrt meines Vaters 1937, das Leben 1990 mit BERND SCHMELTER und BERND M.

Das Schlußwort von IAN KERSHAW faßt das Geflecht von Charisma und Unterwerfung, projizierter Sehnsucht und Verbrechensteilhabe und Fanatismus als Komplex für das Verstehen zusammen.

Weiteres Fundstück: WOLFGANG ABENDROTHS Kondolenz vom 2.8.1973 an ALBERT NORDEN, dem Zuständigen für die West-Betreuung im Politbüro, das Ableben von WALTER ULBRICHT am Vortag betreffend. Nichts Neues und dennoch die Notiz wert festzuhalten, wie anders die Dinge rückblickend „aussehen“:

der Mord an RUDI DUTSCHKE war stasi-inszeniertdie Ohrfeige für KURT GEORG KIESINGER war ZK-unterstütztdie Rolle WOLFGANG ABENDROTHS war – vereinbart.

Und ich bin allem gefolgt:

dem westdeutschen Militarismus und seinem „West-Berliner“ Ableger,dem Altnazi als Kanzler,dem Repräsentanten eines sozialistischen Ideals, fast charismatisch im Auftritt in Marburg, zu jenem Zeitpunkt bereits Parteimitglied. – Und meine wenigen Publikationen habe ich auch gefunden: bis 1991 habe ich diese Tendenz in den ZK-finanzierten Zeitschriften publiziert. Dann war ich 46.

Bei Credit Suisse werden im Einzelfall Kunden auch schon ab 250.000 genommen, da ist Bankhaus Plump ja großzügiger. – Ich fahre zur Probe.

Beginn der Biographie von ROBERT OPPENHEIMER.

8.3.