2018 (2) - Christian Seegert - E-Book

2018 (2) E-Book

Christian Seegert

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Beschreibung

Das Bild auf dem Umschlag von einem zweiten überzogen - mein Vier-Wochen-Ritt im Fond eines Lincoln war schon das stärkste Erlebnis, im Land, welches die eine Hälfte des Sandwich gibt. Und dieses Bild auf Holz, mit Schilfgras, der im Wind zerfetzten Flagge und einem greifenden Weißkopfadler vermittelt eher Anarchisches, wie der Text geradezu vergewissert: das Land der Freien! Und dafür dieser unendliche leere Raum, in dem die Siedler ewig auf Selbstverteidigung angewiesen waren, auf dem Weg der Eroberung des Landes gegen die wohl einhundert indianischen Stämme, in dem die Menscheneinfuhr aus Afrika das archaische Sklaverei-System fütterte. Daß der dort bilderbuchhaft explodierte Kapitalismus mit seinen den politischen Überbau prägenden Einflüssen gleichwohl zweimal entscheidend zur Beendigung europäischen bzw. deutschen Größenwahns beitrug, zeichnet dieses System ebenso aus, wie die Abgründe, die es durchlief. Und auch dies: den archaischen Kommunismus versenkt zu haben, bleibt ebenso dieser imperialen Großmacht geschuldet, deren republikanische Verfassung unverändert - oder immer wieder - das Dach über innerer Zerrissenheit bildet. - Soviel Amerika muß sein, denn »die Welt ist dreckig«, wie KEITH RICHARDS auf der Tour mehrfach mitteilte. Das ist die rechte, natürlich erfährt auch die linke Seite des Sandwich wiederkehrende Betrachtung, denn Xi donnert über den Planeten, daß es eine Art hat! Sodaß es JOHNNY TRUMP richtig auf den Sack geht, denn XIS Exporte gelangen bis vor die Haustür - kurz, das Sandwich »entwickelt« sich weiter - oder: die Packung wird zur Kompresse, der die Verlierer-Koalition dieses an sich so lebenswerten Fleckens in Zentraleuropa keine Substanz entgegensetzt. Ihre Kernthemen nehmen sie völlig in Anspruch: das Umwelt-Dieseln, Migrantenereignisse beschwichtigen und natürlich Soziales, da es an allen Ecken einfach zu knapp ist, im Land mit der 30%-Quote. Ihr Lotterleben führt solche Regierung auf der Grundlage eines weiteren Jahres produktiven Arbeitens »draußen im Land« mit glänzenden Geschäften, vulgo: auf Basis gefüllter Keller des Kassiers. Daraus gewinnt die Wähler-Bestechungsdemokratie ihr Treiben. Gezahlt wird später - für Unbezahlbares, für Unterlassungen, bei steigendem Zins.

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Seitenzahl: 309

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Vorwort

Im Sandwich – zwischen Amerika und Xi

Das Bild auf dem Umschlag von einem zweiten überzogen – mein Vier-Wochen-Ritt im Fond eines Lincoln war schon das stärkste Erlebnis, im Land, welches die eine Hälfte des Sandwich gibt. Und dieses Bild auf Holz, mit Schilfgras, der im Wind zerfetzten Flagge und einem greifenden Weißkopfadler vermittelt eher Anarchisches, wie der Text geradezu vergewissert: das Land der Freien! Und dafür dieser unendliche leere Raum, in dem die Siedler ewig auf Selbstverteidigung angewiesen waren, auf dem Weg der Eroberung des Landes gegen die wohl einhundert indianischen Stämme, in dem die Menscheneinfuhr aus Afrika das archaische Sklaverei-System fütterte.

Daß es gelang, diese Weiten unter eine Flagge zu binden, die heute jede Baustelle, im Süden bald jeden Zaun und jeden Ort eines Unglücks zeichnet, das ist beeindruckend, dazu unter einer der ersten republikanischen Verfassungen zum Kopieren.

Daß der dort bilderbuchhaft explodierte Kapitalismus mit seinen den politischen Überbau prägenden Einflüssen gleichwohl zweimal entscheidend zur Beendigung europäischen bzw. deutschen Größenwahns beitrug, zeichnet dieses System ebenso aus wie die Abgründe, die es durchlief. Den archaischen Kommunismus versenkt zu haben, bleibt ebenso dieser imperialen Großmacht geschuldet, deren republikanische Verfassung unverändert – oder immer wieder – das Dach über innerer Zerrissenheit bildet. – Soviel Amerika muß sein, ihr Frühlings-Sonetten, denn ‚die Welt ist dreckig‘, wie KEITH RICHARDS auf der Tour mehrfach mitteilte.

Das ist die rechte, natürlich erfährt auch die linke Seite des Sandwich wiederkehrende Betrachtung, denn Xi donnert über den Planeten, daß es eine Art hat! Sodaß es JOHNNY TRUMP richtig auf den Sack geht, denn XIS Exporte gelangen bis vor die Haustür – kurz, das Sandwich ‚entwickelt‘ sich weiter – oder: die Packung wird zur Kompresse, der die Verlierer-Koalition dieses an sich so lebenswerten Fleckens in Zentraleuropa wenig Substanz entgegensetzt. Ihre Kernthemen nehmen sie völlig in Anspruch: das Umwelt-Dieseln, Migrantenereignisse beschwichtigen und natürlich Soziales, da es an allen Ecken einfach zu knapp ist, im Land mit der 30%-Quote. Ihr Lotterleben führt solche Regierung auf der Grundlage eines weiteren Jahres produktiven Arbeitens ‚draußen im Land‘ mit glänzenden Geschäften, vulgo: auf Basis gefüllter Keller des Kassiers. Daraus gewinnt die Wähler-Bestechungsdemokratie ihr Treiben. Gezahlt wird später – für Unbezahlbares, für Unterlassungen, bei steigendem Zins.

Bleibt noch Loki, das ist der neue Hund – kriegstn Föhn! – Und ‚gMv‘, meint: gesunder Menschenverstand – der auch mal einräumt, daß ers nicht weiß, nicht versteht, statt unentwegt auf planetarischem Fuß zu reden.

1.7.2018

noch auf Schloß Neuhaus Der Frühstücksraum füllt sich – wir bleiben und reden – Roger erzählt vom Parkplatz in Amerika – wieviel Uhr ist es, fragten die Jungs und zack, hatte er die Kanone am Kopf, Hände hoch und so, das Auto ausgeräumt – der ganze Dialog noch präsent bis zur polizeilichen Gegenüberstellung mit den Gangstern.

Wir sagen ‚tschüß‘ und machen uns nach Konstanz auf. – Die Einfahrt in die Stadt ist wie das Passieren einer Großbaustelle, erst im Kern leuchtet Italienisches und die Stadt am großen Bodensee. Zimmer – Garage? – umpacken – Auto weg – zurück in die Stadt.

Im Hafen fängt eine hünenhafte Frauenfi gur auf hohem Sockel meinen Blick. Sie hat die Arme zur Seite ausgestellt und trägt in den offenen Handflächen, einem Sitzplatz gleich, jeweils einen Kirchenfürsten, mit herabbaumelnden bzw. überschlagenen Beinen. Unter mächtigen, ja machtvollen Brüsten öffnet sich ihr bodentiefes Gewand, aus dem, übermächtiger noch, das rechte Bein heraustritt, der Fuß im Schuh steht frei über dem metallenen Sockel.

Das ist die ‚Imperia‘ des PETER LENK. Sie war, so die Botschaft , die eigentlich zentrale Teilnehmerin des Konstanzer Konzils von 1414 bis 1418. Das vom Dogma her keusche Publikum wählte daselbst Martin V. als ‚alleinigen Papst der katholischen Kirche‘ und befaßte sich gewiß noch mit allerlei Schriftgut und focht wohl manch dogmatischen Strauß aus. – Allein die Nächte dieses vierjährigen Kongresses waren so zahlreich wie die Tage – und diese Figurine rückt schlicht das Verhältnis von geistiger Anstrengung und körperlichem Drang ins rechte Licht, vulgo: würdigt die Arbeit der zahllosen Kurtisanen, welche allnächtens jenem Drang unter der Kutte zur Abfuhr verhalfen – und so sicherlich die Arbeitsfähigkeit des großen Consiliums am folgenden Tag nicht unwesentlich gewährleisteten – und seis nur als Aussicht auf die folgende Nacht.

Imperia (1993) PETER LENK 9 m Höhe

In diesem seinerzeit 8000-Einwohnerflecken erschienen mehr als 72 Tausend Konzilianten, bisweilen 30 Tausend zur gleichen Zeit. Allein der Papst führte 600 Begleiter im Schlepp, den 33 Kardinälen folgten 3056 Adlati, 47 Erzbischöfe fielen ein mit 4007 Mann Besatzung – denen allen 700 Frauen nach des Tages Last nächtlicher Lust frönten, die ‚heimlichen‘ nicht gezählt. So wird der Chronist dieses Ereignisses zitiert.

Durch die folgenden Jahrhunderte gab es keinen der berühmten Wortgewandten, der sich dieses weltlichen Großereignisses nicht annahm, in Sonderheit der ‚Kaiserin der Liebe und Schönheit‘, einer Kurtisane, die noch im Vatikan verehrt und dort ihre letzte Ruhe fand.

Alle Gaststätten sind mit großem Bildschirm bestellt, Kroatien gegen Dänemark. Wir teilen den Burger, das genügt. Viel Lärm schlägt durch die Stadt, nach dem 5:3 machen die Russen mit riesigen Fahnen Corso in offenen Wagen. In jedem hat einer die Hand auf der Hupe. – Neben uns wird der schwere Mustang rückwärts hart an die Hauswand rangiert, ein massiger Mittfünfziger steigt aus, danach eine junge Schwarzhaarige, der Wagen bleibt unverschlossen. Er nimmt sie an der Hand und sie verschwinden im Haus gegenüber. Nach so 90 Minuten zurück und der schwere Wagen rollt langsam zur Straße und davon.

22.45 – nach den Russen ziehen die Kroaten durch die Stadt, Sieg gegen die Dänen im Elfmetern. 23.30, das Hupkonzert bleibt infernalisch, mindestens zwanzig Autos voll, Hupen auf Dauerkreisch, die Frauen kreischen auch, dazu aufheulende Motorräder, ein Gleichmaß von Hochfrequenz. – Wie erst muß es jetzt in München zugehen, wo sonntags der kroatische Prediger vor vollem Haus steht. – Die kommen alle aus der Schweiz rüber, erläutert morgens ein Ortsansässiger, –? –, weils der Schweizer gern gemäßigt hat und dann schon mal zur Akkordschaufel greift – ein Lob für unser Land? – Der corso zieht weiter, nach zehnmaliger Durchfahrt schallen die Fernsehprogramme noch aus etlichen Wohnungen.

2.7.

Früh drückt ein Dreiachser rückwärts in die Gasse unterm Fenster, kommt zum Stehen – und aus gefühlt vierzig Metern fallen so zwei Tonnen Glas in leere Behälter, mich wirfts in die Senkrechte, das war Absicht!

Wir machen uns zum Bahnhof auf, holen das Auto im Stadtteil Wolmatingen und sodann die Räder ganz woanders ab. Setzen uns vor den Bodensee, die Schweizer Alpen im Blick, darüber Termik. Der Ausflugsdampfer legt an. Zurück in die Stadt, schallt da 2 zu 2 durch die Straßen, eben hatten die Japaner noch zwei im Vorsprung – also im nächsten Open Air-Restaurant noch zweimal trocken Weiß, als der Belgier, 94.Minute, dem Gegner das 3 zu 2 in die Hütte drischt, sehr elegant. Alles rast, die Gläser sind voll. – Zurück zu den Rädern, vorbei an steinernen Zeichen vergangener Zeit, vor einem schier achtstöckigen Giebel bleibt mir der Mund offen. Welch schöne Stadt.

3.7.

Konstanz – Lindau – Horn

Bevor wir auf die Räder steigen, fällt ein Berg von Wasser aus dem Himmel, begleitet von Blitz und Donner á point! Also bauen wir die Sitzecke um und gucken endlich, einen Tag vor Ablauf, ‚Men and Chicken‘.

Das ist nun über englischen hinaus abgründiger Humor aus Dänemark. Zwei Ungleiche erfahren, sie seien Brüder und machen sich auf die Erkundung ihrer Herkunft. Sie setzen über und treffen auf einer Insel weitere Brüder, die jedoch erstmal mit ausgestopftem Vieh auf sie einschlagen, sie sollten sich davonmachen. Es spitzt sich zu in einer Frankenstein-Groteske, der Nichts Abartig-Abwegiges fremd ist – feiner Männerwahn der entwickelten Art.

Um elf Uhr geht’s los und wir erreichen Bregenz. Dort ist ‚Carmen‘ plakatiert. Auf der Seebühne geraten wir in eine Probe, das hält uns 90 Minuten in den Sitzen. Machen statt probieren, heißt es. Erinnerungen treiben die Tränen. Keine Chance für Karten. – Als der Speicher voll ist, ziehen wir weiter.

Jetzt wird es lang – beim nächsten Bier bleibt die Karte liegen und wir fahren auf Sicht, ohnehin! Zum Start England gegen Kolumbien sind wir am Platz – bis ins Elfer-Schießen, beim 3 : 3 machts der Brite, Kolumbien heult, in Bogota stand der Flughafen! Wir machen wohl eine WM-Tour.

4.7.

Mittwoch, von Horn nach Elmatingen

Ab geht’s in die Hitze, das Frühstück war einfach, der Preis gehoben in dieser wohlhabenden Gegend. Irgendwann bin ich schlagartig unterzuckert, isso – so ein Terminator düst vorbei in Höhe der Station ‚Landschlacht‘, wann zieht der sein Endrohr. Marion zieht den Rest Trockenfutter aus dem Rucksack, dazu Fanta, ich fange mich wieder. Auch die nächstliegende Schwarzwälder Kirsch, mit Messer und Gabel geliefert, passiert meine Erwartungen, dabei erscheint sie lege artis hergestellt.

Anschließend ist mir schlecht und wir fahren weiter, geben Gas, auf der Flucht vor der Schlechtwetterfront, im Gebirge donnert es bereits in Folge – über Kreuzlingen erreichen wir das Ziel. – Die Hotelempfehlung hats in sich, so wie Groß Gerau 1958, kommts mir in den Sinn – als es wieder gut zu essen gab und im Land die Führer-Bilder noch im Holzschrank standen und davor die kontaminierten Volkslieder besungen wurden. Das Lied an sich ist ja nicht schlecht. An der Wand die ewigen Sonnenblumen in Schweröl, darunter Allibert, im Bad die Kacheln als Wachstapete, die Wand in zeitlosem Rauhputz. Ja, es kotzt mich eben gerade an, Leute. – Oh, wir sind noch Schweiz, odr! Also nehme ich die Führerbilder zurück, die hätten aber gepaßt – das ist wohl der Unterschied.

Nach kleiner Ortspassage, drei Friseure weisen Marion ab wegen Terminat, sitzen wir mit kleinen Vorsorgemengen am Anleger unter Platanen, bei konstanter Brise. Das ist gut. Sonst ist nichts los, bis auf zwei strahlende Radler, er Jahrgang 46, zehn Jahre hätte er noch Gesundheit und Geld – das sehe ich (73) auch so – mit dem Rad die Rhone runter, Genf, Venedig und zurück eben.

Wir essen nun doch in unserm Hotel, das Essen gut, der Wein sehr gut, ‚Schwimmen‘ geht wieder an Marion, 10 zu 8 – seit 1989 stabil.

5.7.

7 Uhr: das Inferno röhrt, in Form zweier Kettensägen, die eine mannshohe Hecke abfahren für einen 90-Grad-Winkel. Dabei ist dein Geburtstag. Wir packen, satteln die Räder, die Fliegen treiben uns aus dem stinkenden Unterstand. Frühstück in Mammern, mittags in Stein am Rhein, steinalt! Wir machen Museum, Landwirtschaft vor hundert Jahren, nicht zu glauben, etwas Quiche und zügig weiter. Um 15 Uhr erreichen wir Radolfzell, ein Hotel gegenüber den Gleisen – wir suchen es, denke ich, bestimmt rangieren die heute Nacht, meinst du.

Wir packen aus, das Zimmer im Nu Wäschekammer oder Flohmarkt, machen uns frisch und erreichen in Minuten die Altstadt – hier erwischts uns unvorbereitet und widerstandslos: der ‚Radolfzeller Abendmarkt‘ konzentriert zehntausend auf engstem Raum – das geht ein Vierteljahr lang so! Heute heißt er ‚Rund ums Fahrrad‘, sehr päßlich, nächste Woche ist ‚Französischer Abend‘, später ‚Tag der Vereine‘, sodann ‚Spanischer Abend‘, Mittelalter und ‚Scharfer Donnerstag‘, vom ‚Oktoberfest warm up‘ am 6.9. nicht zu reden. Welch unbändiger Einfallsreichtum, damits wöchentlich rund geht – Jahr für Jahr, donnerstags.

Bei schönstem Wetter orientieren wir uns zügig, wechseln ins ‚5. Element‘, ich an eine scharf-asiatische Suppe. Den Rest des Abends und des Geburtstags verbringen wir im ‚Baum‘. Da stehen schon so 5000 Fröhliche unter vier großen Schirmen, drinnen ist eh der Teufel los. Soviel Aperol Spritz-Spratz-Sprotz kannst du nicht abfüllen, wie hier auf den Rundtischen steht. Wir fügen uns und machen mit. Das erste Paar recht nett – unserem Unterhaltungsbedürfnis kann sich eh niemand entziehen, das zweite Pärchen aber sehr aufgeschlossen und willig – wir lernen alles über die Schweiz, den natürlichen Feind des deutschen Nachbarn, der morgens hier einfällt und sich über die anwesenden Deutschen beklagt, Motto: was wollt ihr denn hier, ihr wißt doch, daß wir kommen. Auf dem Rückzug ins eigene Gebiet läßt man sich dann ein Fünftel der Verausgabungen für die günstig erworbenen Lebensmittel erstatten, vulgo die Mehrwertsteuer. Also in der Schweiz schaffe’ und hier leben, ist das Geschäftsmodell. Daß auch der Schweizer mal Anlaß hat für ordentliches Niedermachen des Nachbarn, steht auf einem anderen, unleserlichen Blatt. – Wir haben allen Grund zur Freude, denn zweimal schlägt das Wetter um, daß es eine Art hat. Uns läuft das Wasser durch die Schuhe zu Gewitter und die Axt! Um Mitternacht sind wir glatt der letzte Tisch, um den das Abräumpersonal respektvoll herumwirtschaftet. Wir sagen daher Adé, notieren die Radolfzeller Fastnacht im Februar und erreichen unfallfrei das Hotel.

6.7.

Eins von den 18 Gläsern war wohl schlecht – leicht komatös erheben wir uns, ich jedenfalls – Marion bekam im vierten Anlauf einen Friseurtermin und muß um halb neun auf dem Stuhl sitzen! Das ist vor Ladenöffnung, so. Die Lady arbeitet zügig und gut – und nimmts vom Lebendigen, vulgo 42 – da ist es wieder, das Wohlfahrtsgefälle zwischen Nord und Süd unseres prachtvollen Landes. Das wollen ja einige auch noch egalisieren.

Alsdann auf die Räder und regenfrei ,zz‘ nach Konstanz ins ‚Bella Vista‘. Wir packen ab und fahren mit dem Bus ins Zentrum, am Hafen gibt’s ‚Sealife‘. Wenn man lange genug vor so einem Großfisch gestanden und ihm zugesehen hat, wie er im Wasser steht, kann man zum Fischfreund werden. Ess’ ich aber weiter, liegt ja schließlich in der Auslage. Bei der Kuh stellt sich so ein Gefühl weniger ein. – Nach der Bierpause wandern wir in die Stadt. Die ist voll, sehr voll. Denn es ist Chorfest, in allen Kirchen des Zentrums treten sie an und machen Stimmung, nach 40 Minuten wechseln wir die Kirche, zwischendurch drei Tonnen Wasser pro Quadrat, jawohl! Das treibt uns in eine Frittenbude, wo die Gesundheitsbehörde noch nicht war.

Die Truppe aus Stuttgart, ein Jazzchor, mit ihrem ‚Uptown Funk You Up‘ macht für uns das Rennen. Abschluß im Münster, das mit Vorläufern seit 640 steht, kurz vor Mitternacht mit 500 oder 600 Sängern und 1000 Sitzenden und Stehenden. – Knapp kapern wir den letzten Bus bergan ins Hotel.

Das war eine kurze Tour, aber mit drei Überraschungen gespickt: Seebühne in Bregenz – Fahrradfest in Radolfzell – Chorfest in Konstanz, übertraf jede Erwartung.

7.7.

Sonnabend

Abreise aus Konstanz, mit den Rädern zum Auto und raus. Um 3 Uhr treffen wir in Seeheim wieder Monika und Klaus – durch einen sonnigen Nachmittag bis zum Elferentscheid für Kroatien, dazwischen die Schildkröte (40) und mit dem e-Bike in den Berg zum Lufthansa-Ausbildungszentrum. – Am nächsten Morgen zurück aufs Land.

Und zum Feinsten, was sich hier türmt, gehört des Grafen ‚Verteidigung der Politik‘. PETER GRAF KIELMANNSEGG entwickelt die Mühsal des Politischen bis in die Überforderungen der Gegenwart.

,Der Mensch, die meisten davon sind eben keine ‚politischen Lebewesen‘, wie Aristoteles im Stadtstaaten-Duopol von Sklaven und Freien postulieren mochte. Findet er ‚sein (privates!) Interesse schon kaum in politischer Praxis und ihren exekutiven Formen wieder, eine unrealistische Erwartung, so treibt ihm die negative Professionalisierung der politischen Klasse (meine Betonung) jenes Grundvertrauen aus, das unabdingbar ist für Zusammenhalt.‘

KIELMANNSEGG summiert sodann – in Verteidigung der Politik gegen die Politiker – erneut jene Prozesse, die diesem Vertrauensschwund das Futter liefern:

das Ausweichen

vor anstehenden und offensichtlichen (FIENKELKRAUT!) und für die Gesellschaft vorrangigen Themen,

die Diskussionsverweigerung

unter dem

dictum

alternativlos,

die moralische Aufladung

, welche jeden Dissens zum Identitätskonflikt aufbläst,

die kartellartige Abschottung

der Dominanzparteien, selbst wenn sie auf der Verliererstraße unterwegs sind und natürlich

die skandalisierende Berichterstattung

, große Hebel solcher Entfremdung, des wohl ausgesuchten Themenmaterials durch die, wie er es so schön nennt, ‚traditionellen Massenmedien‘, also ZDF für 60 plus und Tante Tagesschau, beide nebst verbundenen Vervielfältigern.

Die neuen Medien wie das auf Smartphone-Format reduzierte Internet bilden keinen Gegenraum, insbesondere keinen politischen, da sie der Dramatisierung von Subjektivität, oft auch Wirklichkeitsferne und vor allem der ‚Verrohung des politischen Streits Tür und Tor öffnen.‘ – Auf der Suche nach einem Fixpunkt in der großen Unübersichtlichkeit finden viele dann die eine Sache, für die sie bis zur Hergabe des letzten Hemdes eintreten, dann auch gerne sich einklinkend in die passende moralische Attitüde – damits reißfest wird und abgrenzt. Da gibt’s keinen Weg für Kompromiß, für pragmatischen Umgang mit Differenz. – Großer Text.

8.7.

Sonntag

Zurück wie aus Weltvergessenheit türmen sich Berge von Nachricht. – Dem Reichtum dieser Welt beizukommen, in den verkommenen Ecken, auf gestreamten Flächen des Posierens, der Raserei, den Annoncen der Vorsätze und dem ‚Geld stinkt nicht‘, also die Spur im Stein zu finden, ihr zu folgen, fordert Disziplin. – Immerhin gelang es, die ‚Salome‘ des OSCAR WILDE von 1893 durchzugehen, den ‚Höllendämpfen unterm Blutmond‘ am Stuttgarter Schauspiel folgend. Dort geht es anders zu und zu Ende, während im Trauerspiel des Oscar Wilde das Leben der Salome auf Befehl des Herodes ausgelöscht wird. Die verlangte und erhielt den Kopf des Propheten, dem sie nichts galt. Herodes hingegen war ihr verfallen, den sie zur Bluttat zwang. – Liebe und Verführung liegen bei der Frau. Das hat Ausdruck seit 2000 Jahren, davor auch – mit Konsequenz.

‚Das männliche Christentum braucht das weibliche Opfer‘, wird EINAR SCHLEEF zitiert und für Salome wird der Prophet

‚der Hammer, während sie für ihn nur die Hure Babylon, der Amboss dröhnender Moralpredigten (bleibt)‘,

so der Rezensent aus Stuttgart. Kurz drauf das gleiche Thema in Salzburg, mit dem himmelstürmenden Auftritt der ASMIK GRIGORIAN aus Litauen, wovon Jürgen Kesting berichtet. – Die Bilder des AUBREY BEARDSLEY in der Ausgabe von 1919 sind ein Schauspiel im Schauspiel.

Und das Ganze in dauernder Wiederkehr – wie auch anders! Gestern Abend diese Kristina von Schweden, diese Maria Theresia, …

‚Wer sich in der digitalen Welt nicht zurechtfindet, wird zunehmend isoliert und unsichtbar‘, heißt es beim start up ‚Nepos‘ – kein Anschluß mehr ohne die unsichtbaren Kanäle? Verliere ich mein Gesicht? Werde ich allenfalls Teil einer Parallelgesellschaft, die im Analogen vegetiert – in der Hoffnung, daß auch andere ihre Anschlüsse verlieren? – Ab 5000 Beteiligung bietet das Unternehmen ein tablet for free an, vielleicht sollte ich das machen.

Aber weiter, was liegt vor: da ist CLAUDE LANZMANN, letztes Schwergewicht aus dem vergangenen Jahrhundert, der gerade 93-jährig verstarb. Er dokumentiert den industriellen, von ‚kaltem Haß‘ getragenen Massenmord in Interviews mit Opfern und Tätern, zuletzt in den ‚Vier Schwestern‘, Überlebenden des KL-Systems. Ruth Elias gebar in Auschwitz.

Der JOSEF MENGELE, der seine SS-Haltung im Arztkittel drapierte, ‚ließ ihre Brüste verbinden, um zu erfahren (!), wie lange ein Säugling ohne Nahrung überlebt‘, berichtet Jörg Altwegg. So gingen die Spiele der Sadisten mit den Menschen. – Ada Lichtman hatte Puppen zu flicken in Sobibor, die ankommenden Kindern genommen wurden, um sie deutschen Kindern zu schenken. Niemand hat das Plünderersystem übertroffen. Wie die ‚christlichen Polacken‘ Häftlinge bestahlen und Tote plünderten, erzählt die Überlebende auch.

Da kommt mir die abgelegte Preziose des CHRISTOPH NEH-RING über ‚Millionäre in der DDR‘ zupaß, besprochen von Stefan Locke. Dieser erneut recherchierte Gang des Stasiobersten SCHALCK-GOLODKOWSKI vergewissert einen weiteren Grundzug, der beiden Diktaturen gemeinsam war: das Plündern. Was als privates Gewerbe begann und Siegfried Kath in völlig unsozialistischen Reichtum brachte, zog KoKo-Chefe an sich und lockte mit steuerfreien Prämien, um an Devisen zu kommen. – Bis ihn die diktaturübliche Beseitigung erwischte: ‚Betrug am sozialistischen Eigentum‘ – 18 Monate U-Haft – Abschiebung in den Westen und Ausbau seines Geschäftsmodells für die Devisenbeschaffung durch das Regime. 150 weitere Händler wurden mit gleichen Intrigen, also Unterschlagungs- und Steuerstrafverfahren, enteignet, ihr Besitz konfisziert.

Sodann der ‚Bericht‘ aus dem ‚musikalischen Stalinat‘: der Gigant VALERY GERGIEV brachte zum 125. Geburtstag des SER-GEJ PROKOFJEW (guxdu Bd. 9, Seite 251 f.) dessen sämtliche Solokonzerte, Symphonien und fünf Chorwerke zur Aufführung – an zwei Tagen, Tag eins in Moskau, Tag zwei in Sankt Petersburg. Der 1917 emigrierte Komponist kehrte 1936 zurück und krönte das Jahr des ‚Großen Terrors‘ – 1937 – mit einer Kantate zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution. Deren Aufführung nun unterbricht GERGIEV ‚bei Minute zwanzig‘ mit einem Auftritt Lenins über dem Orchester und dessen heiserem Schrei, jetzt gehe es um alles oder nichts. Berichtet Max Nyfeller.

Für die Umsetzung dieses Aufrufes sorgte jener erste Führer LENIN in den ihm verbleibenden sieben Jahren mit ‚Mordbefehlen, Massenliquidationsordern, Anweisungen, wie aufständische Städte mit Feuer oder durch Hunger ausgelöscht werden sollen‘, berichtet JAN FAKTOR, der zur Verleihung des ITALO SVEVO-Preises in Hamburg spricht.

Das Jahr 1936 kreuzten diese Gewaltregime auf irritierende Art: Olympiade beim deutschen Führer, Verabschiedung der ‚freiesten Verfassung‘ beim russischen. – Der ließ zeitgleich Listen in nie dagewesenem Umfang derer erstellen, die zu deportieren oder gleich zu erschießen waren, bevor über die Verfassung abgestimmt wurde. Seine bekannte Verfolgungsparanoia als permanenter Antrieb war nur zu verständlich.

Das alles marodierte das Land, so auch die Kunst – und den Sport: unter neunzig Spielen, die CHRISTIAN EICHLER zur ‚Geschichte des Fußballs‘ aufreiht, ist auch jenes vom 18. Juli 1936 auf dem Roten Platz in Moskau, ‚Vorspiel … für den Großen Terror‘ – alle Vorsicht, alle manipulativen Absprachen, etwa 7 Tore!, halfen nichts: zwar steht der Chef des Partei-Jugendverbandes, Aleksander Kossarew, auf der Tribüne neben seinem ‚Väterchen‘. Er ist Freund des Nikolai Starostin und seines Teams ‚Spartak‘ und will mit einem weißen Taschentuch winken, falls STALIN Mißgunst zeigt. Das Taschentuch bleibt stecken, doch nichts hilft im weiteren Verlauf. Denn der Fußballrivale LAWRENTI BERIJA folgt dem selbst liquidierten Organisator des Massenmordens im Amt. Sechs Jahre später werden Starostin und seine Brüder nachts aus dem Bett geholt unter dem Vorwurf, ‚Aufbau einer terroristischen Kampfgruppe von Sportlern gegen Parteiführung und Regierung‘, natürlich mit dem Plan der Ermordung STALINS. ‚Hochrangige Protektion‘ allein schützt Starostin und seine Brüder vor der Erschießung, zehn Jahre Arbeitslager bleiben ihm jedoch, wogegen viele Spieler und Schiedsrichter zu den Liquidierten zählen. – Dem Tod des Diktators 1953 folgte die Hinrichtung des ‚russischen Himmler‘ BERIJA und die Rehabilitierung der Starostins. – Warum ich das schreibe? Weil es passiert ist. Und wieder passiert, wenn du einen ranläßt, der den Unterwürfigen freie Hand läßt. Denn die wollen perfekt sein im Gehorsam der Unterwerfung.

Zurück zu JAN FAKTOR, dieser Mann aus Tschechien greift in seiner Rede über die Massenmordsysteme des 20. Jahrhunderts hinaus auf Plünderung & Brandschatzung des 17. und 18. Jahrhunderts. Das geht in die Zeit der Räumung und des Abtransportes des katholischen Prag 1656, zuvor der großen Plünderungen seiner Heimat durch die Schweden nach dem 30-jährigen Krieg, der Re-Katholisierung seines Landes, die Zeit der MARIA THERESIA – bis dieser steinerweichende Kommunismus hinter den Spiegelungen von Jubiläen, des KARL-MARX-Geburtstages, des ‚Kapitals‘, Band 1 und so weiter sein Land leer- und auslaufen ließ. – Da war er schon gegangen in diese ‚verwischte Fremde‘ der DDR, wo er erst in die richtig marxistischen Kreise geriet, ‚links von der SED‘. Und wohl kapitulierte vor ihrem ‚Selbstbewußtsein, (der) Lautstärke ihrer Stimmen und ihr(em) germanisch-tribalistische(n) Gruppenzusammenhalt‘.

Und wie er ‚in diesem verdammten Lutherjahr gelitten (hat)‘, wo doch JOHN WICLIF und JAN HUS schon hundert Jahre zuvor Reformation und Protestantismus in Böhmen aufbrachten, fast ausgesöhnt mit dem Katholizismus. – Und warum sie denn jetzt mit Kriegsflüchtlingen nicht teilen wollten, wird er gefragt. – Der 400-jährige Raub, die Verarmung des Landes nach 1948 sind nicht vergessen, woher soll Großzügigkeit also kommen! – Welch eine Erschütterung durch das Vergessene über sechs Spalten, in die JAN FAKTOR den ITALO SVEVO einflicht.

Wo grade von den Flüchtlingen und Fremden die Rede ist, kommt die Antwort der SEMA ZU SAYN-WITTGENSTEIN auf die Klage der SERAP GÜLER zupaß. Es sei die Weigerung von bis heute drei Viertel der hier lebenden Türken, das Gebot von Integration zu nehmen: ‚Fast 80% … waren noch nie in ihrem Leben in anderen Ländern, außer bei der Durchfahrt in die Türkei‘, wo die kulturelle Repression von Ehre, Gesichtsverlust, auch Zwangsehe revitalisiert wird. – Nur mangelndes Selbstverständnis und Selbstbewußtsein und Eintritt dafür läßt solche Zustände reifen. Bis sich das im Kranz von Parallelgesellschaften findet.

Einwanderung aus dem Süden: THILO SARRAZIN betrachtet – erneut – den demografischen Koller, der sich in Afrika und Arabien vorschiebt. Er vergleicht die Geburtenraten, dahinter die Lage der Frauen als Schlüsselfaktoren. Bisherige Entwicklungshilfe sei günstigstenfalls wirkungslos, häufig schädlich. – Die effektive Sicherung der EU-Außengrenzen sei wesentlich, eine Botschaft, die FRANS TIMMERMANS möglicherweise nicht begreife. – TS schließt mit Hinweisen auf die destruktiven Folgen ‚umfänglicher kulturfremder Einwanderung‘. Europa zerstöre seine Grundlagen, ohne daß den Auswanderungsländern geholfen werde. – Solches wird wohl auch zum hundertsten Mal annonciert, gleiches gilt für den Topos der Einwanderung in die Sozialsysteme, gleiches gilt für den defizitären Ausbildungsstand der übergroßen Zahl … es interessiert nicht, entschieden wird im Modus der Seligen und Einfältigen. Isso.

Urteil im NSU-Prozeß, lebenslänglich wegen Mittäterschaft. BEATE TSCHÄPE wurde verurteilt, die Unterlagen beim hessischen Verfassungsschutz für 120 Jahre gesperrt, weitere im Bundesamt nach einem Beweisantrag aus 2011 vernichtet, wie viele, kann nicht genannt werden. Nähere Einsicht sei daher in 2138 möglich, wird bemerkt.

Bildungsetats bleiben Sparprogramm: Tausende Lehrer wiederholt am Ende ihrer befristeten Verträge.

Als Bundeskanzler HELMUT SCHMIDT einmal die DDR besuchte, 1980 war es wohl, wollte er auch ein Dorf sehen, wie es einfach ist. – Das wurde daraufhin blitzschnell präpariert mit ergebenem Personal, also Partei & Stasi bevölkerten die Straßen, niemand durfte aus dem Fenster teilnehmen. Hunderte Unzuverlässige wurden in eine Turnhalle gesperrt, sodaß nur Kleingruppen, sogenannte ‚Erich-Claqueure‘ unterwegs waren. – Dabei kam doch Helmut! – Im übrigen durchweg Männer. Wie der Kommunismus ja überhaupt eine dieser Männer-Wahn-Veranstaltungen ist. Im Steinbeißer-Modus hält kaum eine Frau mit, allenfalls bei mentaler Geschlechtsumwandlung.

Gleich noch einer drauf: der Prunk mittelalterlicher Malerei ist männlich. Dabei siehts so aus, als gäbs vergleichbare Mengen von weiblicher Hand, die einfach nur vergessen im Fundus von 1000 Kirchen, Museen und sonstwo lagern. Ein halbes Dutzend ‚geborgener‘ Werke restauriert die Organisation ‚Advancing Women Artists‘, unter zwei Bedingungen: das restaurierte Bild verschwindet nicht wieder im Depot (vulgo Schuppen), und: sie machen es selbst, die Frauen. – Nach zweitausend Jahren ist ein gewisses Mißtrauen ja verständlich. Davon berichtet ‚artnet news‘.

11.7.

Wir sind zu dritt beim Halbfinale, begleitet von drei Flaschen Weißwein, vom Feinsten, wenn die Bemerkung gestattet ist – mit leicht desaströsem Abgang – und was tut der Kroate, er schießt ein zum 2 zu 1. Als das Tor fällt, stehen hunderte Liter Bier in der Luft. Wenn der Mensch sich freut, teilt er gern. Grandioser Talk von Michael Martens über die Ereignisse in Wiens 16. Bezirk, wo Kroatisches beträchtlich zur südosteuropäischen Belegung beiträgt.

Jeden Abend um 20 Uhr wird am Menentor in Ypern der Verkehr angehalten, für ein Gedenken der Verschollenen des 1. Weltkriegs – seit 1928, täglich. Lorenz Henocker berichtet von der Ausgrabung eines deutschen Stellungssystems und der Bergung von Toten und Utensilien.

Patrick Bahners legt JÜRGEN HABERMAS aus, der anläßlich einer Preisverleihung über HELMUT KOHL und sein ‚loyales Mädchen‘ redet. – Diese Loyalität erfaßt Sache wie Person. So wie der exKanzler vorgearbeitet und über ein Jahrzehnt wirtschaftlichen Sachverstand erfolgreich marginalisierte, so tuts die Nachfolgerin im Ökologismus, im Euro und dem Europavorrang in allem. Loyalität hat einen wertigen Kern, der, in Starrsinn mutiert, zu blinder Gefolgschaft werden kann. – Unter Bedingungen wachsender Orientierungslosigkeit ein verständlicher Modus.

13.7.

Die Filmographie des STEVE MCQUEEN (er starb 1980 mit 50 Jahren) wird gezeigt. Ein Mann durchmißt sein Leben in seinen Fluchtfahrzeugen. Zum Glück hatte er Kontakt zur Liebe, welche ihm die Frauen vermittelten. Sie liebten ihn, den Vertreter des amerikanischen Traums und ließen von ihm ab, sofern er sie nicht schon ließ, weil er ihnen davonfuhr. Übrig blieben immer diese 100 Prozent, mit denen er das Leben passierte und genommen haben soll. – Er wußte, so alle Darstellung, so genau, was er wollte, daß für einen Zweifel, gar ein Anhalten kein Raum blieb, keine Zeit! Der Krebs erst unterbrach diesen Lauf. – Die große Verfolgung dieses Laufs räumt meine Wahrnehmung nicht aus, daß niemand ihn verstanden hat – allein seinen Aktionsdrang zu erfassen, nahm alle Aufmerksamkeit in Anspruch. Dabei die Größe der gebliebenen Frauen. Welch ein Glück, das uns überfordert. Als sei es das, was die Sache zusammenhält, immer wieder.

14.7.

Jonas kommt, wir fahren ins Fernsehgeschäft und kommen mit einem neuen Bildschirm zurück. Mit dem kann man sprechen, heißt es. Hauptsache nur, wenn wir es wollen, schlimm genug das Ganze. Mit Tobias baut er alles zusammen und auf. Wir machen den Beikoch. – Jonas fährt, Chrissi ihre Sachen bringen … Belgien macht den 3.Platz … die Freunde laden zu Wein und sticks.

15.7.

Der Garten wie Baustelle … die Nachbarn zum Tee … später zum Endspiel, Vive la France, isso.

16.7.

ROBERT GROZINGER empfiehlt den AfD-Leuten im Bundestag, Ruhe zu bewahren ‚angesichts des öffentlichen Selbstkompostierungsprozesses‘ der anderen Fraktionen. Gegen diese letzte Stufe des ‚zurück zur Natur‘ sehe ich noch Licht überall, aber eine gewisse Verpuppung im Moral-Kokon ist deutlich hörbar, zum Teil sichtbar.

17.7.

Das Familienkarussell dreht – wo? – ei im Kreisel! – 16.00 Leon schreibt ‚hol mich ab‘ – wie jetzt, ich mähe Rasen – hol mich ab! – hääh? – in Bremen Nord! – ach was! – jetzt! –? – sag ich später – wo bist du! – hier! – ich finde auf verschlungenen Wegen den Ort – Leon verläßt das Haus mit Fahrrad, vier Netto-Tüten voll am Lenker – alles klar, Jonas trennte sich vor drei Tagen, Leon wohl im Moment – wie neulich – muß ja, oder wie – Leon zerlegt sein Fahrrad – wir rollen zurück – im gleichen Moment kommt das Auto mit Jonas und Chrissi an – alles ohne Absprache! – was ist mit uns los – was zieht die Fäden in unserer Familie? – Dann kommt Marion, hat das Töpfergruppe-Frauen-Eis abgesagt – und schreit! – Leon zieht wieder ein! – Pamela, hast du ein Zimmer frei – nein, kommt die Antwort, da wohnt mein 29-jähriger Sohn! – Leon prüft den Kühlschrank – endlich wieder zu Hause, obwohl nichts da drin eßbar ist – ich glaube, ich nehm’ mir bei Birgit ein Zimmer, bemerkt Marion noch.

Wir beschließen, einfach essen zu gehen, alles zu, aber der Großgrieche ‚Sparta‘ ist knattervoll – Vierertisch hinten rechts – warum denn nicht? weil er rülpst, furzt, stinkt, laut ist … und Messi! – am Ende kommt Chrissi nach – alle zurück ins Haus, wo Tobias steht, die Nachbarn winken – warum nur! – wir machen fix Lauras Weißwein auf, dazu Rum – und es wird ruhig an diesem Tag.

Von den Frauenmorden in Mexiko, aktuell täglich sieben, berichtet FRANZISKA PRÖLL. Die Erhöhung der Strafe für ‚Fe minizid‘ von 40 auf 60 Jahre bleibt ohne Wirkung auf die jährliche Steigerungsrate, andere Treiber sind stärker. Staatsorgane, möglicherweise von Männern besetzt, nehmen gerne Suizid an.

In einem leerstehenden Wohnblock in Indien vergewaltigen siebzehn Männer ein elfjähriges Mädchen über Wochen, der Klempner fing an und rief Freunde. Die betäubten das Kind, um sich den halbtoten Leib gefügig zu machen. Jetzt wird das Elend behandelt, damit es den aussichtslos trüben Rest seines Lebens übersteht. – Da gibt die mitteleuropäische Quote doch Anlaß zu Hoffnung: in Deutschland wird nur alle zweieinhalb Tage eine Frau von ihrem Partner getötet, 147 in 2017. Davon berichtet HEIKE SCHMOLL aus den Daten des BKA. – In den USA steige die Frauentod-Rate, sagt eine Studie, zur Hälfte als ‚Beziehungstat‘. Da macht der Mann gerne Schluß, wenns nicht mehr will. Vom Gesamt von 19 Tausend an Mord & Totschlag bleiben allerdings mehr als 15 beim Mann hängen, der Streit gerne mit Smith & Wesson austrägt, in Sonderheit an hot spots wie Chicago.

Der Ökologismus siedelt nahe beim ‚bösen Blick der Frau‘, die über Jahrhunderte auf den Scheiterhaufen genötigt wurde. Der monstranzengleiche Auftrieb der Autojäger mit seinen Totenbannern, mal 8000, 30 Tausend, gerne auch 80 Tausend statistisch Dahingegangenen sei dem erlaubten Privat-Wahn eitler Selbst-Damen- und Herrlichkeit überlassen. Dieser hat sich jedoch längst als verbindliche Öffentlichkeit inthronisiert. Die imperiale Diktatur solchen Wahns, vulgo, der Mißbrauch parlamentarischer Repräsentanz fürs masseninszenierte Lamento als Geschäftsmodell frommer Selbstgefälligkeit hat an Dreistigkeit nichts über sich, in der Neuzeit. (ei, wennse all mitmache, du Babbsack! mit drei b, wird in Offebach erklärt, der Autor dreht sichtlich am Rad und bittet, wie regelmäßig, um Nachsicht). Und das Mitmachen des unkundigen Fußvolks, des gewählten, gibt dem gMv den Rest. Ich habe auch meine Abkürzungen, nicht nur die EU!

Hier kommt son Wissenschaftler zum Thema! MATTHIAS KLINGNER vom Fraunhofer Institut spricht von Sonne, Wind & Wetter und fährt die Groteske von Grenz-, Höchst- und Nullwerten und ihre Übersetzungen in Verkehrsbehinderung ab. – Die Abgasbelastung sei minimal gegenüber der natürlichen, hingegen maßgebend die ‚InversionsWETTERlagen‘. Verkehrssperrung ‚reduziert die Spitzenbelastung faktisch gar nicht. Ließe man die ‚unsinnigen Grenzwerte‘ fallen, gingen auch die Stickoxid-Belastungen zurück‘. – Jedoch: was steckt in Immission? Ei Mission, ihr Allürenprediger! Und ohne sowas ist der Deutsche kein Mensch! Wenn der Welt das mal endlich in ihre Hohlblocks ginge. Also, der Missionar mißt so lange, bis es paßt, dann kommt noch ein Sinnspruch drauf, etwa: ‚von der Emission zur E-Mission‘ (obacht: ©) und sattelt die Hühner, sorry, seinen Elektro zum ‚Ausrollen‘. Das macht Mr. DUH, also olle Resch, staatsfinanziert, also Auftragsarbeit – Luftreinhalteplan, da können sich Sonne und Wetterlagen gehackt legen, jawohl! – Verwaltungsgericht – Fahrverbot, aber anständig! – wenns sein muß Verwaltungsvollstreckungsverfahren, so!

Das ist Tollhaus vom Feinsten, das brauchen wir, rein energetisch – besser als einmarschieren, das geht ja wieder nach hinten los – wir halten den Terror im Land – und Geld verdient wird ja auch genug damit, nur alles ein bißchen invers, was meinen Sie?

Da heißt es gleich – PS! PS! – noch einen Mann der Wissenschaft aus Leipzig aufrufen, der – nach wohl zehn Jahren – die Urfrage des globalen Spektakels ‚Klimapolitik‘ erneut hochwirft: was eigentlich das CO-Zwei, zumal das anthropogene, mit realer Klimaentwicklung zu tun habe! Auf Tausenden Seiten des IPCC (so ein UNO-Anhänger) finde sich kein nachgewiesener Zusammenhang, aber in Tausenden Broschüren von Tausenden Klima-Begeisterten dieser nepalesische Orgelzirkus, vulgo: Gebetsmühle. – Und der Finanzamts-Staat macht gerne mit, wo dreister Zugriff – jaja, ihr Freudenhäuser, parlamentarisch abgestimmt – ins Private unterm Klimasegen möglich, ja geboten ist, best of unverändert: Steuerplünderei auf Strom und Kraftstoff, echte Massensteuern, welche die Staatskasse zum Überlauf bringen.

Motto: reines Gesundheitsprogramm! – Ab Herbst wird mit WLPT gemessen, Freunde, also breiter, höher, tiefer, da wird sich das Kohlen-Dixi richtig zeigen, wo nicht, bleibt das brandneue Material einfach auf dem Hof stehen, wollen doch mal sehen, … nicht wahr! Und 100 Euro auf die Autosteuer bringts auch noch, pro Dieselnase, einfach geil dieses ZehOhZwei. Einer wird gewinnen, ihr Rechtsgrundlagen-Baumeister-Bobbies.

Wie sagt doch der Prediger? Es ist alles eitel. Und Eitelkeit hat ihre Zeit – und kollabiert, aber unsere nationale Klimakammer befriedigt ein Bedürfnis. – Es fehlt an Zug in den parlamentarischen Wärmestuben, Leute, keine Gangster, obwohl so ein FRANK ZAPPA da mal durchstreunen sollte, oder KEITH RICHARDS, von Aussehen bekannt. Ich denke ja an gMv in Form gesetzter Expertengremien, die nicht ‚zur Seite gestellt‘ sondern entgegengesetzt sind und ab einem bestimmten Wahn-Prozentsatz, sagen wir 30 Prozent, den Spülmaschinenmodus einfach derogieren. Durch Einbringung eines eigenen Vorschlags, der vorrangig ist.

Der deutsche Target-Saldo berührt die Billionengrenze und AN-GELA MERKEL begrüßt den Draghonauten italienischen Geblüts aus Frankfurt voller Freude vor dem Bundesverfassungsgericht. Sie bekundet ihre volle Unterstützung des Billionenkaufprogramms in einem gut gepolsterten Verharmlosungsstatement. – Aus Berlin heraus läßt sie über Jahre großes Schweigen abfahren. Für Schweigen erntet sie bis zur Stunde Applaus.

HANS-WERNER SINN bricht es zum wiederholten Mal, wenn auch ohne Aussicht auf Gehör. Er schildert die ‚fünf institutionellen Regelungen‘, durch die beliebiges Gelddrucken, Befreiung von Privatgläubigern und ihre Ersetzung durch ‚Buchschuld beim Euro-System‘, ja der preiswerte Einkauf im ‚Selbstbedienungsladen Deutschland‘ in Szene gesetzt ist. – Dagegen, so mein Eindruck, sind alle Schwarzgeld-Waschmaschinen dieser Welt auf Frittenbudenformat, sei es Malta, Tschetschenien oder der Russ’! – Und die Mehrheit der Profiteure verhindert in den Euro-Clubs ein Ende. – Da Deutschland vom ‚Best European‘-Wahn befallen, nein, besessen, nein verzehrt ist, trifft solche Usance auf keinen hör- oder sichtbaren Widerstand, eben auf Schweigen, gell Frau Merkel. Diese Deutschen, reich und guten Willens.

Es kommt, wie kurz nach 1989 prognostiziert: auf das Comecon-System folgt das Euro-System. Damals, so THORSTEN POLLEIT, waren ‚die noch leidlich produzierenden Länder‘ dem Zentrum Moskau tributpflichtig. Diese Funktion hätten heute die Target-2-Salden – Substanzentzug zur Umverteilung in die Geschäftsmodelle des Staatsschulden-Sozialismus. Dumm nur, wenn der Billionen-Müllberg schneller ins Rutschen kommt, als die Vergemeinschaftungskessel beheizt sind. Der Zinsanstieg bei der FED werde, so der Autor, den Druck weiter erhöhen und ‚die natürliche Tendenz zur Auflösung‘ befördern, die jedem ‚Mehrländer-Sozialismus‘ eigen sei. – Was das bedeutet? Ei, anschnallen im rechten Augenblick, Herrschaften, denn wir sitzen im Troß.

18.7.

Der Finanzminister reicht die Konsumfröhlichkeit der Ministerien sprachlos durch. Als bliebe die Zukunft so sozialdemokratisch, treidelt OLAF SCHOLZ durchs Plenum. Dabei treibt die Neu-Diskontierung der Beamtenpensionen grade von 478 auf 520 Milliarden Nasse. – Und HUBERTUS HEIL, ganz der Rührige wie seine Vorsitzende aus dem letzten Kabinett – wieder wird der Koalitionspartner, wenngleich der stärkere Verlierer, der erfolgreichere sein. Das geht auf keinen Bierdeckel, was der raushaut unterm Schweigen der Chefin – die ja bei dem Schmuckstück Koalitionsvertrag wenig zu sagen hat. – BDA und IW liefern kurz drauf die Kostenübersicht, die im Schwurbel der Verantwortlichen eher fehlt. So steigt der Rentenzuschuß von aktuell kurz unter 100 bis 2030 160.000.000.000 jährlich, geht aber, mußt du nur wieder reinholen, also Umsatzsteuer auf 25%, das Asozialste, was geht! Steht an der Grenze der Zurechnungsfähigkeit – oder zum Amtsmißbrauch.