2,49 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 2,49 €
Viel habe ich erlebt seit ich auf der Welt bin. In diesem Buch - einer ergänzten Neuauflage meiner Biographie - erzähle ich von Ereignissen der letzten 84 Jahre. Allen, die mich ein Stück auf meinem Weg durchs Leben begleitet haben, danke ich sehr. Man sagt, Erinnerungen bleiben für immer. Ich habe versucht, sie in diesem Buch festzuhalten. Aber ich blicke auch hoffnungsvoll in die Zukunft und freue mich über jeden Tag, der mir noch vergönnt ist!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
84 Jahre
auf der Welt
Meine Biographie V
Diana Wolfbach
84 Jahre
auf der Welt
Meine Biographie V
Januar 2025
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Texte: © Copyright by Diana Wolfbach
Korrektorinnen: Barbara Winkels
Jutta Steinbach
Umschlaggestaltung und Illustrationen: Diana Wolfbach
Selbstverlag: Diana Winkels
Schlagwiesenstr. 12
36381 Schlüchtern
Druck und Vertrieb: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
INHALT
INHALT
Offenbach 7
Rheinland 15
Altenmittlau 18
Brake 20
Kirche 23
Schule 28
Kindheit und Jugend 33
Sport 41
Brieffreundschaften 46
Ich hasse Schule! 52
Noch ein Jahr 56
Verbotene Vorboten 60
Katastrophe zum Abschied 62
Bundeswehr – Das erste Jahr 65
Offiziersschule Neubiberg 72
Jever 78
Nach München 90
Familiengründung 92
Studium 98
Die ersten Dienststellen 101
Neuperlach 106
Urlaub in Spanien 114
Umzug 120
Neufinsing 122
Unterföhring 128
Fliegen 137
Noch zwei Urlaube in Europa 143
Rock’n’Roll 146
Ballett 148
USA 150
Square Dance 163
Verdrängung 166
Second Life 168
Warum so spät? 171
Autorin 179
Neubeginn 183
Wie lange noch? 187
Nachwort 190
CHRONOLOGIE 194
Der Main in Offenbach
Offenbach
Offenbach am Main, Bernardstraße. Eine enge Straße, verkehrsberuhigt, knappe Parkplätze, ein paar Bäume. Das Haus Nummer 37 ist in blassem gelb gestrichen, hat Balkone, die Eingangstür ist etwas zurückgesetzt.
Offenbach, Bernardstraße 37 – hier wurde ich am 15. Januar 1941 geboren. Damals sah das Haus anders aus. Irgendwann 1943 oder 1944 wurde es von Bomben getroffen und brannte aus. Der Plan der Stadt Offenbach gibt leider keine genaue Auskunft, wann die Bomben fielen und wer sie abgeworfen hat. Meine Mutter und ich waren zu der Zeit nicht zuhause, sonst wäre mein Leben wohl ziemlich kurz gewesen. Aus Erzählungen weiß ich, dass fast alles verbrannt war – außer einem drehbaren Klavierstuhl. Ich soll angeblich bei Fliegeralarm meine Mutter an der Hand genommen und in den Keller begleitet haben. Mein Vater war zu der Zeit Soldat.
Bernardstraße 37 in Offenbach am Main, mein Geburtshaus. Allerdings sieht es heute völlig anders aus als 1941. Das alte Haus wurde durch Bomben zerstört.
Eine Frau mit Kopftuch beäugt mich misstrauisch, als ich die Kamera zücke und mein Geburtshaus fotografiere. Keine Tafel erinnert daran, dass ich hier geboren wurde, bin ja nicht prominent. Auch keine Tafel, die auf die fürchterlichen Zerstörungen vor etwa 80 Jahren erinnert. Die Klingelknöpfe und die Namenschilder der Bewohner sehen nicht besonders einladend aus, überklebt, auf Leukoplast gekritzelte Namen. Fremd, nicht vertraut. Ein Elternhaus ist das nicht mehr.
Den Gedanken, einfach irgendwo zu klingeln und den Bewohnern mitzuteilen, dass ich mal vor langer Zeit hier geboren wurde, verwerfe ich schnell wieder. Den heutigen Mietern ist das vermutlich ziemlich egal.
Nach ein paar weiteren Aufnahmen gehe ich bis zur nächsten Querstraße. Hier finde ich den Hinweis, wer der Straße den Namen gab: Peter Bernard, Industrieller und Musenfreund, 1755 - 1805. Gerade mal 50 Jahre wurde er alt. Zeitgenosse von Goethe. Mit welcher Muse er wohl befreundet war?
Ich steige in meinen nagelneuen DS 5 und fahre davon, beende den emotionslosen Besuch des Ortes, an dem mein Leben begann.
Mein nächstes Ziel ist der Jossaweg in Tempelsee, einem Stadtteil von Offenbach, auch ‚Gemaa‘ genannt. Hier waren meine Großeltern mütterlicherseits zu Hause. Die enge Straße wurde inzwischen verbreitert. Das Haus meiner Großeltern ist völlig umgebaut worden. In den ehemaligen Garten wurde ein Anbau gesetzt. Der riesige Kirschbaum ist ebenso verschwunden.
Offenbach-Tempelsee, Jossaweg 27
heute
Meine Großeltern waren immer freundlich und nett zu mir gewesen. Sie waren beide sehr klein. Meine Oma kenne ich nur am Herd stehend und kochend. Egal, wer an dem großen Tisch in der Wohnküche Platz nahm, es war immer was zu essen da.
Zwei meiner Tanten wohnten ständig im Haus. Gegen Ende ihres Lebens haben sie sich ziemlich verkracht.
An eine Episode erinnere ich mich noch. Wir, meine Eltern und ich, waren zu Besuch gewesen. Mit meinen Großeltern fuhren wir zum nahegelegenen Flughafen Frankfurt. Beim Anblick eines startenden Flugzeuges entfuhr meiner Großmutter folgender Spruch – in astreinem Hessisch: Ey guggemol do, wie der da nuffmäscht!
Übersetzung: Schau mal, wie der da emporsteigt!
Ich muss in früher Kindheit Hessisch gebabbelt haben, denn meine Mutter hat bis zu ihrem Tod Hessisch gesprochen. Ich habe aber dann trotzdem Hochdeutsch gelernt. Lange Zeit hatte ich aber Mühe ‚technisch‘ zu sagen – bei mir kam immer ‚teschnisch‘ heraus.
Letzte Station meiner Reise in die Vergangenheit ist der Bieberer Berg, Heimat der Offenbacher Kickers. So lange ich zurückdenken kann habe ich mit dem OFC gefiebert, gelitten und manchmal gejubelt. Zwei verlorene Endspiele um die deutsche Meisterschaft 1952 und 1959 – beim zweiten Mal ausgerechnet gegen Eintracht Frankfurt!
Aufstiege, Abstiege, der Betrug bei Gründung der Bundesliga 1963, als der OFC zwar sportlich qualifiziert war, aber vom DFB nicht aufgenommen wurde.
1970 sensationeller DFB-Pokalsieger – wie habe ich gejubelt!
Ich bin Mitglied des OFC und leide Woche für Woche mit meinen Kickers. Ich hoffe unermüdlich auf bessere Zeiten.
Das älteste Bild von mir, vermutlich aufgenommen 1942/43 vor dem Haus Bernardstraße 37 in Offenbach.
Wer sieht auf dem Bild nicht ein süßes Mädchen mit leichtem Schmollmund?
Rheinland
Ich bin in Offenbach geboren, meine Mutter war Hessin. Mein Vater stammte aus dem Rheinland, geboren in Rheydt, heute ein Stadtteil von Mönchengladbach.
Nein, mein Vater war kein Nordrhein-Westfale. Nie hätte er sich so genannt. Er kam nicht aus NRW. Meine Vorfahren väterlicherseits stammen aus dem Rheinland. Einmal sagte mein Vater, in seinem Pass hätte ‚Preuße‘ gestanden. Vor 1945 gehörte Rheydt zu Preußen, zur Rheinprovinz.
Die föderale Gliederung Deutschlands ist nicht durch den Willen der Bevölkerung entstanden, also nicht demokratisch. Willkürlich zogen die Siegermächte Grenzen und schufen ‚Bundesländer‘. Die Deutschen haben das übernommen - klaglos. Nur eine Ausnahme gab es – im Südwesten entstand Baden-Württemberg. Ansonsten blieb der Auftrag des Grundgesetzes, die Länder neu zu ordnen, unbeachtet. Es ist nicht zu erwarten, dass 16 Parlamente und 16 Regierungen etwas von ihrer Macht abgeben werden.
Alle meine Vorfahren väterlicherseits stammen aus dem Rheinland. Sie hießen von Generation zu Generation immer Johann oder Josef. Lange Zeit musste ich als zweiten Vornamen ‚Josef‘ tragen. Ich habe ihn gehasst! Zum Glück war mein erster Vorname anders – war!
Mein Großvater übte den seltenen Beruf eines Kupferstechers aus. Zwei seiner Werke – Mozart und Beethoven – hingen seinerzeit in meinem Elternhaus, bis sie auf rätselhafte Weise verschwanden. Mein Großvater war ein großer Mann, soweit ich mich erinnere. Er starb, als ich etwa 12 Jahre alt war. Begraben ist er in Bad Orb.
Wie schon zu meiner Geburtsstadt Offenbach habe ich auch zur Heimat meines Vaters so gut wie keine Beziehungen. Erst im Alter zog es mich mal ins Rheinland, an den Niederrhein.
Der Name ‚Winkels‘ ist im Rheinland sehr gebräuchlich. Aber was besonders auffällig ist – in den USA gibt es mehr Winkels als in Deutschland, vor allem in Wisconsin. Vor über 200 Jahren wanderten viele Familien aus dem Rheinland nach Amerika aus.
Meine Vorfahren väterlicherseits waren alle katholisch, meine Großmutter sogar extrem! Meine Mutter konvertierte vor ihrer Hochzeit vom evangelischen zum katholischen Glauben.
Schloss Rheydt
Altenmittlau
Während des 2. Weltkrieges - irgendwann 1943 oder 1944, leider weiß ich das genaue Datum nicht - haben Bomben das Haus, in dem wir in Offenbach wohnten, zerstört. Meine Mutter und ich waren glücklicherweise nicht zu Hause. Wir wurden evakuiert – auf einen Bauernhof in Altenmittlau. Das ist – oder besser war – ein kleiner Ort östlich von Hanau. Altenmittlau gibt es nicht mehr. Natürlich existiert das Dorf noch, aber es ist jetzt ein Teil der Gemeinde Freigericht. Ich bin vor ein paar Jahren dorthin gefahren, auf der Suche nach der Vergangenheit. Seltsamerweise hatte ich den Namen des Bauern noch behalten – von Rhein. Das nützte mir aber wenig, denn den Namen gibt es in der Gegend sehr häufig.
1945 habe ich wohl den Kindergarten in dem idyllischen Ort besucht und später die Schule. In der damaligen amerikanischen Zone begann das Schuljahr im Herbst. Ich werde später noch berichten, was das für eine Bedeutung für mich hatte.