A Million Sins - Nancy Salchow - E-Book

A Million Sins E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Er ist bekannt für sein Bad-Boy-Image: der berühmte Rockstar Jesper, durch seine einzigartige Karriere zum Millionär geworden, aber ebenso unnahbar und eigensinnig. Er hasst Vorschriften, hat seinen eigenen Kopf und ist nur schwer von seinen Mitmenschen zu durchschauen. Dass ausgerechnet die bodenständige Vivian ihn persönlich kennenlernt, verdankt sie der Tatsache, dass ihre Schwester heimlich ein Demo von Vivians Stimme bei einem Online-Gesangswettbewerb von Jespers Band einreicht. Schon bei der ersten Begegnung zwischen Vivian und Jesper stellt sich heraus, dass sie trotz ihrer unterschiedlichen Leben sehr viel gemeinsam haben. Als sie als Gewinnerin des Gesangswettbewerbs gemeinsam mit Jesper einen Song aufnehmen darf, entwickelt sich zwischen den beiden eine ganz besondere Leidenschaft, die sowohl auf körperlicher als auch auf seelischer Ebene alle Grenzen sprengt. Aber schon bald wird Vivian durch eine ominöse Quelle eindringlich vor Jesper gewarnt: Verliebe dich bloß nicht ihn! Du kannst ihm nicht trauen. Sein dunkles Geheimnis wird seine Schatten bald auch auf dich abwerfen. Aber kann ihr Herz sie wirklich derart täuschen? Was soll er schon Schlimmes zu verbergen haben? Eine derart tiefe Bindung, die sich durch und durch richtig anfühlt, kann einfach nicht falsch sein. Oder? Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Epilog

Impressum

Nancy Salchow

___________________________

A Million Sins

Vertrau ihm nicht

Roman

Über das Buch

Er ist bekannt für sein Bad-Boy-Image: der Rockstar Jesper, durch seine einzigartige Karriere reich und berühmt geworden, aber ebenso unnahbar und eigensinnig. Er hasst Vorschriften, hat seinen eigenen Kopf und ist nur schwer von seinen Mitmenschen zu durchschauen.

Dass ausgerechnet die bodenständige Vivian ihn persönlich kennenlernt, verdankt sie der Tatsache, dass ihre Schwester heimlich ein Demo von Vivians Stimme bei einem Online-Gesangswettbewerb von Jespers Band einreicht.

Schon bei der ersten Begegnung zwischen Vivian und Jesper stellt sich heraus, dass sie trotz ihrer unterschiedlichen Leben sehr viel gemeinsam haben. Als sie als Gewinnerin des Gesangswettbewerbs gemeinsam mit Jesper einen Song aufnehmen darf, entwickelt sich zwischen den beiden eine ganz besondere Leidenschaft, die sowohl auf körperlicher als auch auf seelischer Ebene alle Grenzen sprengt.

Aber schon bald wird Vivian durch eine ominöse Quelle eindringlich vor Jesper gewarnt: Verliebe dich bloß nicht ihn! Du kannst ihm nicht trauen. Sein dunkles Geheimnis wird seine Schatten bald auch auf dich abwerfen.

Aber kann ihr Herz sie wirklich derart täuschen? Was soll er schon Schlimmes zu verbergen haben? Eine derart tiefe Bindung, die sich durch und durch richtig anfühlt, kann einfach nicht falsch sein.

Oder?

Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen.

In sich abgeschlossener Einzelroman. Keine Serie.

Prolog

Eine gewisse Weile lang schweigen wir und schauen uns einfach nur an. Doch lange kann ich den Drang nicht unterdrücken. Wie von selbst komme ich näher, lege meine Finger um ihre und beuge mich erneut für einen Kuss zu ihr herunter.

Sie tritt nicht zurück und macht auch sonst keinerlei Anstalten, mich aufzuhalten. Fast scheint es, als hätte sie trotz aller Zweifel nur darauf gewartet.

Meine Finger fahren durch ihre weichen Locken, während ich mich in ihren süßen Lippen verliere.

Scheiße, warum bringt mich diese Frau nur dermaßen um den Verstand? Und warum vergesse ich alles um mich herum, sobald sie bei mir ist? Muss so eine Gedankenlosigkeit nicht früher oder später zwangsläufig in die Irre führen? In eine sehr gefährliche Irre?

Doch anstatt uns gegen dieses Gefühl zu wehren, pressen sich unsere Körper instinktiv noch fester aneinander.

Ich spüre ihre Wärme an meinem Unterleib, als ich sie sanft an mich ziehe. Mit jedem Kuss breitet sich das Verlangen in mir nur noch weiter aus.

Ich will sie.

Ich brauche sie.

So, wie sie vor mir steht. In all ihrer geheimnisvollen Schönheit, die mir noch immer den Atem raubt. Eine Schönheit, die vor allem auf den zweiten Blick meine Sinne vernebelt. Eine Schönheit, die genauso von innen wie von außen zu kommen scheint.

Sie legt ihre zarten Finger an meinen Nacken und zieht mich an sich, während die Leidenschaft unserer Küsse nur noch mehr zunimmt.

»Was ist das hier?« Atemlos legt sie die Stirn an meine Brust, offensichtlich darum bemüht, einen klaren Kopf zu bekommen.

Doch noch bevor ich etwas antworten kann, suchen ihre Lippen erneut die meinen. Dieses Mal ist der Kuss noch stürmischer, die Kraft, mit der wir uns aneinander pressen noch stärker.

Meine Hand wandert an ihren Hinterkopf.

Alles in mir sehnt sich danach, sie noch fester an mich zu ziehen. Beinahe so, als bräuchte ich diese Berührung, um den Moment wirklich zu begreifen. Um zu verstehen, dass das alles gerade wirklich passiert.

Die Leidenschaft unserer Atemzüge scheint sich mit jeder verstreichenden Sekunde zu vergrößern.

Ich spüre, wie die Erregung langsam die Kontrolle über mich gewinnt. Ob mich die Mitte meines Körpers bereits jetzt verrät?

Sicher merkt sie etwas. Oder ist sie zu abgelenkt?

Aber selbst wenn sie es spürt, ist sie besonders gut darin, es zu verbergen.

Wie weich ihre Lippen sind, wie süß der Duft ihres Haars!

Immer wieder schleicht sich derselbe Wunsch in meine Sinne.

Ich will sie.

Ich brauche sie.

Jetzt.

Wie automatisch wandern meine Finger unter den Stoff ihres Shirts, bis sie sanft auf ihrem Rücken zur Ruhe kommen. Doch ihre seidene Haut unter meiner Hand zu spüren, weckt das Verlangen in mir nur noch mehr.

»Ist es eine gute Idee, dass wir hier sind?«, frage ich mit schnellem Atem, als sich unsere Lippen für einen flüchtigen Moment voneinander lösen.

»Hier?« Mit schnellem Atem schaut sie zu mir auf.

»Hier draußen.« Ich lächele.

Sie neigt den Kopf zur Seite und schaut mich eindringlich an. Ein Blick, der mich regelrecht zu durchleuchten scheint. Dann nimmt sie ohne ein weiteres Wort meine Hand und zieht mich mit geheimnisvollem Lächeln hinter sich her.

An der Tür des Seehäuschens angekommen, zieht sie ihr Schlüsselbund aus der Hosentasche und öffnet die Tür, als wäre ebendiese Tür eine Art Übergang in eine andere Welt. Eine Welt, die bereit ist, unser Geheimnis um jeden Preis zu schützen.

Ich folge ihr ohne Zögern.

Im Haus angekommen schließt sie die Tür hinter sich und lehnt sich mit erwartungsvollem Blick gegen das Holz.

Eine Weile schauen wir einander regungslos und ohne jeden Kommentar an. Doch schon wenige Sekunden später stürme ich wie wach geworden auf sie zu und ziehe ihr Gesicht wie ein Ertrinkender an mich.

Sie lässt es ohne Gegenwehr geschehen.

In stürmischen Küssen versunken taumeln wir zu dem schmalen blaukarierten Sofa, das in der Mitte des rustikal eingerichteten Wohnzimmers steht.

Halb stehend, halb auf der Seitenlehne sitzend ziehe ich sie begierig an mich.

Ohne sich auch nur eine Sekunde von meinen Lippen zu lösen, hebt sie die Arme, woraufhin ich ihr das Shirt über den Kopf schiebe. Während ich mich an ihrem BH zu schaffen mache, zerrt sie ungeduldig an meinem Hemd herum.

Die Hose, die sie offensichtlich zum Joggen angezogen hatte, streift sie in einer einzigen geschmeidigen Bewegung zu Boden, bis sie nur noch in einem hauchdünnen schwarzen Spitzenslip vor mir steht, der ihre samtweiche Haut nur noch intensiver schimmern lässt.

Du musst einen klaren Kopf bewahren, meldet sich eine zaghafte Stimme in mir, doch die Lust auf sie scheint übermächtig und blendet augenblicklich jeden Zweifel aus.

Es ist egal, was der Verstand sagt. Alles, was zählt, ist dieser eine endlose Moment.

In ungeduldigen Bewegungen erhebe ich mich vom Sofa und zerre an meiner Jeans. Die Tatsache, dass sie mir dabei hilft, turnt mich nur noch mehr an.

Als die Hose samt Shorts zu Boden fällt, dauert es nur Bruchteile von Sekunden, die sie benötigt, um sich auf mich zu setzen.

Mit dem letzten Hauch meines Verstandes wird mir klar, dass das Verlangen dabei ist, komplett die Kontrolle zu übernehmen.

Da sind sie wieder, diese samtweichen Lippen, die meine berühren. Die warmen Hände, die meine Wangen umschließen und mir das Gefühl geben, jeden Moment vor Lust zu explodieren.

Ein lauter Knall zerschlägt den Augenblick mit fast schon brutaler Härte. Verschlafen fahre ich in die Höhe.

Erst jetzt merke ich, dass ich im Sessel eingeschlafen bin. Ein Sessel, der an Unbequemlichkeit kaum zu überbieten ist. Und doch war die Erschöpfung stärker und hat mich alles andere vergessen lassen.

Was war das für ein Knall, der mich geweckt hat? Habe ich mir das Geräusch womöglich nur eingebildet?

Erschöpft sinke ich erneut zurück und schließe die Augen. Gedankenverloren fahre ich mir mit der Hand über das geräderte Gesicht.

Alles war so real.

Zum Anfassen echt.

Und doch war es nur ein Traum.

Ein verdammter Scheißtraum, mit dem keine Realität der Welt mithalten kann.

Kapitel 1

Vivian

»Moment«, ich setze die Schere unter dem rechten Hundeohr an, »hier haben wir noch eine etwas zu lange Fellsträhne ... So, das wäre auch erledigt.« Ich lasse die Hand sanft durch das weiße Rückenfell des Pudels fahren. »Nun bist du wieder eine ganz besonders Hübsche.«

Die Kundin, eine kurzgewachsene Frau in den Sechzigern, nimmt ihre Hündin auf den Arm und hebt sie vom Frisiertisch.

»Na, das war doch gar nicht so schlimm, Polly«, sagt sie, während ihre Stimme automatisch eine Oktave höher wird. »Du warst so tapfer, mein Schatz.«

Polly empfängt aufgeregt ein Hunde-Leckerli, das Frauchen aus ihrer Handtasche zieht. Danach wendet sich die Frau mit einem Fünfziger zu mir. »Danke für Ihre Mühe, meine Liebe. Es ist wie immer toll geworden.«

»Oh«, irritiert nehme ich den Geldschein entgegen, »das ist aber zu viel, Frau Münter.«

»Nein nein, das stimmt schon. Sie haben es sich verdient, meine Liebe.« Sie steckt der Hündin die Leine an. »Komm, Polly, wir gehen jetzt nach Hause, ja?«

Schwanzwedelnd folgt ihr die Hündin, während ich den Schein in meine Hosentasche schiebe.

»Hat mich wie immer sehr gefreut, Frau Münter.« Ich folge ihr zur Wohnungstür. »Bis zum nächsten Mal.«

»Ja, meine Liebe«, sie tätschelt mir mütterlich die Schulter, »Sie werden bald wieder von mir hören.«

Ich schaue ihr einen kurzen Moment hinterher, während sie die knarrenden Holzstufen des Wohnhauses hinuntergeht. Als ich die Tür wieder schließe, ziehe ich den Geldschein aus der Hosentasche.

50 Euro für ein bisschen Spitzenschneiden, das keine dreißig Minuten gedauert hat. Noch ein paar mehr von solchen Terminen und ich kann mir endlich die Miete für einen eigenen Laden leisten.

Ich gehe in die Küche, um das Geld in die Kasse zu legen, als mich plötzlich die Türklingel aus den Gedanken reißt.

Hat sie etwas vergessen? Es ist kurz nach vier, sie war die letzte Kundin für heute. Oder habe ich einen Termin, von dem ich nichts mehr weiß?

Ich gehe zurück zur Tür. Als ich sie öffne, stürmt mir Michelle direkt in die Arme.

»Sie haben angerufen!«, jubelt sie. »Sie haben wirklich angerufen. Ist das nicht unglaublich? Eigentlich habe ich es ja von Anfang an gewusst, aber als sie dann wirklich am Telefon waren ... Ich fasse es einfach nicht!«

»Nun mal langsam.« Verwirrt löse ich mich aus ihrer Umarmung. »Wer hat angerufen?«

Statt wie wild weiter zu plappern, beißt sie sich auf die Unterlippe und starrt mich mit zusammengekniffenen Augenbrauen an.

»Was ist los?« Ich schließe die Tür hinter ihr. »Hat es dir plötzlich die Sprache verschlagen?«

Nervös fährt sie sich mit den Fingern durchs Haar, während sie in meiner Wohnküche auf und ab geht. »Ich ... ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es ist alles so ... so verrückt.«

»Wie wäre es, wenn du dich erst mal setzt?« Ich nicke zu meinem Sofa herüber. »Und dann fängst du ganz von vorn an, okay?«

Michelle presst die Lippen zusammen und starrt mich an, als würde sie jeden Moment vor Aufregung platzen. Widerwillig setzt sie sich schließlich, während sie mit ihren eigenen Fingern spielt, als könnte ihr das dabei helfen, ihre eigenen Gedanken zu sortieren.

Wie sie so da sitzt, mit den weizenblonden, langen Locken, die ihr weich auf die Schultern fallen und den schmalen Gesichtskonturen könnte sie optisch glatt mein Spiegelbild sein. Trotzdem ist sie derart hibbelig und ständig auf dem Sprung, dass wir unterschiedlicher nicht sein könnten.

»Und nun ganz langsam«, ich setze mich neben sie und lege die Hand auf ihr Knie, »wer hat angerufen? Hast du dich irgendwo beworben?«

»Nein nein, ich bin superglücklich mit meinem Job im Fitnesscenter, das weißt du doch.«

»Was ist es dann?« Ich schaue sie eindringlich an. »Hast du dich wieder mal für irgendeine verrückte Quizshow angemeldet?«

Sie atmet lautstark aus, während sie mich aufmerksam, beinahe ängstlich betrachtet.

»Verdammt nochmal, was ist los, Michelle?« Langsam werde ich ungeduldig. »Nun rück endlich mit der Sprache raus!«

Sie schaut zu Boden. »Vorher musst du mir versprechen, dass du nicht sauer wirst.«

»Sauer?« Ich rutsche ein Stück näher. »Warum sollte ich sauer werden? Ich denke, du freust dich über irgendetwas ganz besonders? Ist es denn keine gute Sache?«

»Natürlich ist es eine gute Sache.« Sie lächelt mechanisch. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob du das auch gleich erkennen wirst, weil ich dazu ...«, sie kratzt sich am Kopf, »etwas ungewöhnliche Wege gehen musste.«

»Ungewöhnliche Wege?« Ich runzele die Stirn. »Michelle, ich schwöre dir: Wenn du mir nicht sofort sagst, was hier los ist, platze ich.«

Sie nimmt meine Hand und umschließt sie fest mit ihrer, während sie versucht, den richtigen Anfang zu finden.

»Erinnerst du dich an unseren Karaoke-Abend neulich, als ich bei dir geschlafen habe?«, fragt sie.

»Klar, wie könnte ich das vergessen? Zu viel Rotwein, zu viele Chips und zu viele falsche Töne.«

»Jaaaa, aber die falschen Töne kamen dabei nur von mir. Du hast jeden einzelnen getroffen.«

Ich lege den Kopf schräg und sehe sie aufmerksam an. »Keine Ahnung, wie viele Töne ich getroffen habe oder nicht. Welche Rolle spielt das?«

»Ach Süße.« Seufzend legt sie die Hand auf die Brust. »Du weißt, wie sehr ich deine Stimme liebe, oder?«

Ich werde skeptisch. »Worauf willst du hinaus, Michelle?«

Ihr Blick wandert ins Leere. Scheinbar sucht sie noch immer nach den richtigen Worten.

»Du wirst es nicht mitbekommen haben«, fährt sie schließlich fort, »aber als du deine Jesper & The Black Tears-Karaoke-Session hattest, habe ich das Ganze heimlich aufgenommen.«

»Was hast du?« Ich schaue sie verwirrt an. »Und warum überhaupt? Diese Karaoke-Sache war doch nur ein Spaß unter Schwestern.«

»Na ja, aber ich weiß, wie sehr du die Band magst. Und dementsprechend genial war deine Stimme auch bei ihren Songs.«

»Moment mal.« Langsam werde ich hellhörig. »Du hast die Aufnahmen doch wohl hoffentlich niemandem gezeigt?«

Sie weicht meinem Blick aus. »Ich wusste einfach, wie gern und vor allem, wie wahnsinnig gut du singst. Und ich wusste auch, dass du die Idee super fändest, auch was von Jesper und seiner Band zu singen. Deshalb habe ich besonders viele Tapes von ihnen unter die Karaoke-Songs gemischt.«

»Moment mal, du hast das absichtlich gemacht? Aber was für einen Sinn hatte das?«

Sie presst ihre Lippen fest aufeinander. Ich kann sie regelrecht atmen hören, sorgsam darum bemüht, nicht das Falsche zu sagen.

»Also schön.« Sie lässt die Schultern sinken. »Ich sag’s einfach, okay?«

»Das hoffe ich.« Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Bisher hast du ja nur herumgedruckst.«

»Ich weiß, dass du mit Facebook und Co. nicht allzu viel am Hut hast, deswegen hast du es nicht mitbekommen. Aber seit einigen Wochen rufen Jesper & The Black Tears ständig zu ihrem großen Gesangswettbewerb auf. Und die Gewinnerin des Wettbewerbs hat die große Chance, mit Jesper ...«

»Oh mein Gott«, falle ich ihr ins Wort, während ich vom Sofa aufspringe, »sag jetzt bitte nicht, dass du mich dort angemeldet hast!«

»Komm schon, Süße.« Nun steht auch sie auf und legt die Hände an meine Oberarme. »Ich musst es tun. Es war die Chance, der Welt endlich deine Stimme zu zeigen. Sie durfte einfach nicht länger unter Verschluss bleiben.«

»Sag mal, spinnst du jetzt total? Wie peinlich ist das bitte? Weißt du, was da für Talente mitmachen? Dagegen kacke ich doch total ab. Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich mir doch beim Karaoke-Abend viel mehr Mühe gegeben.«

»Heißt das etwa, du hättest zugestimmt, dass ich das Tape hinschicke?«

»Natürlich nicht.« Ich reiße mich aus ihrer Berührung los. »Das war nur eine theoretische Feststellung. Du weißt genau, dass ich so etwas hasse. Es hat seinen Grund, warum ich nicht auf Facebook und Co. unterwegs bin. Du hattest kein Recht, das einfach hinter meinem Rücken zu machen.«

»Ich weiß.« Sie greift nach meiner Hand. »Ich weiß das wirklich, Vivian. Aber ich musste es trotzdem tun. Du bist manchmal so engstirnig und stur und siehst die besten Chancen nicht, selbst wenn sie sich dir regelrecht in die Arme werfen.«

Ich reiße meine Hand aus ihrer. »Ich kann einfach nicht fassen, dass du das getan hast.«

»Nun hör mir doch erst mal zu.« Sie packt mich bei den Schultern. »Wenn du mich nur eine Sekunde aussprechen lassen würdest, dann wüsstest du, dass es die absolut richtige Entscheidung war, dass ich das Tape einsende. Denn du standest nicht nur in der Endauswahl, du hast das Voting auch gewonnen, Süße.« Sie wird lauter. »Kapierst du nicht? DU hast gewonnen!«

»Gewonnen?« Ich schaue sie ungläubig an. »Du verarschst mich doch.«

»Ich verarsche dich nicht! Du fährst nach Hamburg und nimmst mit Jesper einen Song für das nächste Album auf.«

Ich brauche einen Moment, um ihre Worte zu erfassen.

Jesper Meynen und ich in einem Studio.

Jesper Meynen und ich in einem Studio.

Jesper Meynen und ich ...

»Ich begreife einfach nicht, wie du das tun konntest«, fauche ich, als ich langsam wieder klar denken kann.

»Sag mal, hörst du mir überhaupt zu? Wie kannst du wütend auf mich sein, wenn du dafür ein Treffen mit Jesper gewinnst? Ich dachte, der Kerl ist der Größte für dich?«

»Aber das heißt doch noch lange nicht, dass ich einfach in dieses Studio gehen werde. Ich ... ich habe doch überhaupt keine Erfahrung in solchen Dingen.«

»Die wissen doch, dass du kein Profi bist. Die sind auf so etwas vorbereitet. Sie werden dir alles erklären, was du wissen musst und sich ganz viel Zeit für die Aufnahme nehmen.«

Das Chaos in meinem Kopf macht jeden klaren Gedanken unmöglich. Völlig verwirrt lasse ich mich erneut auf die Couch fallen und stütze das Gesicht auf meine Hände.

»Das ist doch verrückt«, murmele ich. »Das ist einfach nur verrückt.«

»Verrückt. Stimmt.« Michelle setzt sich neben mich und legt den Arm um mich. »Aber es ist auch die geilste Chance, die du je bekommen hast. Die ganze Welt wird deine Stimme hören, Vivian. Kapierst du denn nicht, wie großartig das ist?«

»Und du bist dir sicher, dass dieser angebliche Contest kein Fake ist?«

»Absolut sicher. Das Management hat mich doch höchstpersönlich angerufen. Natürlich musste ich so tun, als wäre ich du, weil ja niemand wissen durfte, dass ich dich gegen deinen Willen angemeldet habe. Du kannst das alles auch auf der offiziellen Webseite nachlesen. Da steht sogar dein Name, Süße.« Ihre Stimme überschlägt sich beinahe. »Ach, es ist alles so aufregend. Ich kann es noch immer nicht glauben.«

Ich lehne mich fassungslos zurück. »Und ich kann noch immer nicht glauben, dass du das getan hast.«

»Mensch, Schwesterchen.« Sie tätschelt meine Wange, als müsste sie mich aus einem Tiefschlaf aufwecken. »Bedeutet es dir denn gar nichts, dass du die Gewinnerin dieses Wettbewerbs bist? DU bist die Beste. Wie oft muss ich das eigentlich noch sagen, bis es dir klar wird?«

»Das alles ist einfach zu absurd, um es zu kapieren.«

»Das weiß ich, aber das macht es nicht weniger wahr. Du kannst es mir ruhig glauben. Ich habe denen vorhin sogar deine E-Mail-Adresse für die letzten Details gegeben und auch deine Telefonnummer. Ich habe gesagt, dass die andere Handynummer mein Firmenhandy ist und sie besser auf der zweiten Telefonnummer anrufen. Das Gute ist, dass unsere Stimmen am Telefon ziemlich ähnlich klingen, so wird niemand etwas merken.«

»Wie jetzt, heißt das etwa, die werden mich einfach anrufen?«

»Keine Ahnung. Eigentlich haben sie gesagt, dass sie dir die letzten Details per Mail mitteilen wollen. Na ja, also, dass sie mir die letzten Details per Mail mitteilen, weil sie ja dachten, ich wäre du ... na, du weißt schon. So landen alle wichtigen Infos von jetzt an bei dir – denn immerhin bist du ja diejenige, deren Stimme sie verzaubert hat.«

Wieder versuche ich, ihre Worte zu verinnerlichen.

Ist das alles denn überhaupt möglich?

Jesper Meynen und ich in einem Studio.

Jesper Meynen und ich in einem Studio.

Jesper Meynen und ich ...

Ich erinnere mich nur zu gut an die vielen Heimfahrten, bei denen ich immer wieder Umwege gefahren bin, nur um Jespers Stimme im Autoradio noch ein wenig länger zu hören. Und ausgerechnet mit ihm soll ich einen Song aufnehmen? Allein der Gedanke ist so weit weg von der Wahrheit, wie er nur sein kann.

Ich meine: Jesper Meynen! Dieser Mann ist einfach ein Gott an der Gitarre – und seine rehbraunen Augen können einen den Rest der Welt für eine Weile vergessen lassen. Und wenn ich nur an seine Songtexte denke. All diese klugen Wortspiele, all diese versteckten Botschaften in den Zeilen seiner Songs.

»Vivian?« Sie wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht herum. »Bist du noch da oder hat es dir die Sprache verschlagen?«

Ich atme tief durch.

»Selbst, wenn ich wollte«, sage ich schließlich, »ich würde das niemals fertigbringen, dort einfach so aufzutauchen und mich hinter das Mikro zu stellen. Ich meine, die erwarten sicher viel zu viel von mir und sind am Ende enttäuscht, weil ich nicht mal Noten lesen kann.«

»Scheiß auf Noten!« Sie macht eine wegwerfende Handbewegung. »Du triffst die richtigen Töne einfach aus dem Bauch heraus. Es gibt so viele weltberühmte Stars, die keine Noten lesen können. Außerdem geht es nur um einen Song. Und selbst wenn du wie von Zauberhand plötzlich keinen einzigen Ton mehr triffst, so wirst du trotzdem Jesper Meynen sehen. Live und in Farbe.« Sie quiekt begeistert auf. »Begreifst du denn nicht? JESPER MEYNEN!«

Nun kann ich mir trotz all meiner Verunsicherung ein Grinsen nicht mehr verkneifen. »Habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich dich dafür hasse, dass du das getan hast?«

»Nein, Süße«, sie zieht mich in ihre Armbeuge, »du liebst mich dafür. Und wir beide wissen das.«

Ich muss über ihre Worte lachen, doch die Unsicherheit schleicht sich immer wieder in meine Sinne.

Wie zum Teufel soll ich den Mut aufbringen, Jesper und der Band wirklich gegenüberzutreten? Werde ich hinter dem Mikro überhaupt einen einzigen Ton herausbekommen?

»Du wirst schon sehen«, säuselt Michelle mit verträumter Stimme, »das wird einfach großartig werden.«

Ich lehne meinen Kopf gegen ihre Schulter, während meine Gedanken erneut auf Wanderschaft gehen. Wer weiß, vielleicht stellt sich das alles ja doch nur als alberner Irrtum heraus. Ich meine, wie groß ist bitteschön die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet ich, eine Hundefriseurin aus der Provinz an der Ostsee, einem der berühmtesten Musiker Deutschlands persönlich begegne? Und das nur, weil ich nach zwei Gläsern Wein etwas zu enthusiastisch ins Karaoke-Mikrofon geträllert habe?

Allein der Gedanke ist doch völlig absurd.

Ja, das wird es sein. Ein Missverständnis. Und je eher ich mich damit abfinde, desto schneller kann ich auf den Boden der Tatsachen zurückkehren.

Kapitel 2

Jesper

Die Lichter der Stadt ziehen wie ein Daumenkino an mir vorbei. Immer wieder komme ich an einer roten Ampel zum Stehen, während mich die Rücklichter der anderen Autos blenden.

Ich schaue zum Autoradio. Erst kurz nach 20 Uhr, trotzdem kommt es mir nach einem endlos langen Tag im Studio so vor, als wäre es mitten in der Nacht.

Als mir das Display einen Anruf von Matthes verkündet, bin ich entsprechend genervt. Ich bin zu müde für neue Termine, die er mir sicher mitteilen will. Zu müde für irgendwelche bahnbrechenden Ideen, die ihm vermutlich gerade eben gekommen sind.

Trotzdem weiß ich, dass es keinen Sinn macht, den Anruf zu ignorieren. Erfahrungsgemäß probiert er es dann wieder und wieder und wieder ...

»Matthes. Hallo! Wir haben uns doch vorhin erst gesehen. Hast du was vergessen?«

»Du wirst es nicht glauben, Jesper!«

Die Begeisterung in seiner Stimme gleicht dem Tonfall eines Autoverkäufers. Entsprechend schwer fällt es mir auch dieses Mal, Neugier vorzutäuschen.

»Na, sag schon«, antworte ich schließlich. »Was gibt’s Neues?«

»Ich hab’s gerade erst erfahren. Nils Olsberg will dich in seiner Talkshow haben. Ist das nicht der absolute Wahnsinn?«

»Nils Olsberg?« Es fällt mir schwer, meine Abneigung zu verbergen.

»Ja genau. Ist das nicht unfassbar? Er hat uns drei Aufzeichnungstermine genannt. Wir können aussuchen, in welcher Show du dabei sein willst. Also, ich persönlich finde ja, dass wir den Termin in fünf Wochen nehmen sollten. Das ist die erste Aufzeichnung im August und ...«

»Nun mal langsam, Matthes.

---ENDE DER LESEPROBE---