Alex Ferguson - Meine Autobiografie - Alex Ferguson - E-Book

Alex Ferguson - Meine Autobiografie E-Book

Alex Ferguson

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Beschreibung

Alex Ferguson gilt als einer der erfolgreichsten, charismatischsten und einflussreichsten Trainer der Fußballgeschichte. Über den unglaublichen Zeitraum von 27 Jahren war der Schotte als Manager und Trainer in Personalunion das Gesicht und die Seele von Manchester United. Er entdeckte und formte Weltstars wie Cristiano Ronaldo, David Beckham, Roy Keane, Eric Cantona oder Ruud van Nistelrooy. Unvergesslich das Champions-League-Finale 1999 gegen Bayern München, bei dem seine Mannschaft aus einem 0:1 Rückstand binnen 102 Sekunden in der Nachspielzeit ein 2:1 machte - die Queen schlug ihn danach zum Ritter. Ferguson blieb dabei immer er selbst, mit seiner Meinung hielt er nie hinter dem Berg. Mit bissigem Spot überzog er seine Lieblingsrivalen José Mourínho und Arsène Wenger. Bezeichnend daher auch sein Spitzname "Der Föhn", der auf seine mitunter deftigen und lautstarken Wutausbrüche zurückgeht, vor denen keiner seiner Spieler sicher war. In seinem Buch lässt Alex Ferguson nichts aus und berichtet von einem Vierteljahrhundert Fußball auf höchstem Niveau. Höchst unterhaltsam und absolut mitreißend!

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Für Cathys Schwester Bridget, unsere beste Freundin und

EINLEITUNG

Vor einigen Jahren begann ich, meine Ideen für dieses Buch zu sammeln und mir in der wenigen freien Zeit, die mir meine Arbeit ließ, Notizen zu machen. Ich hatte schon lange den Plan, ein Buch zusammenzustellen, das Menschen innerhalb und außerhalb der Welt des Fußballs interessieren könnte.

Auch wenn mein Rücktritt die Fußballwelt überrascht hat, trug ich mich bereits seit Jahren mit dem Gedanken, diese Autobiografie zu verfassen. Sie ist eine Ergänzung zu Managing My Life, meiner ersten Autobiografie, und konzentriert sich nach einem kurzen Rückblick auf meine Jugend in Glasgow und die guten Freunde, die ich in Aberdeen gefunden habe, auf meine märchenhaften Jahre in Manchester. Da ich selbst ein begeisterter Leser bin, wollte ich unbedingt ein Buch schreiben, das einige der Geheimnisse meines Metiers lüftet.

Im Laufe einer jahrzehntelangen Spieler- und Trainerkarriere erlebt man zwangsläufig Höhen und Tiefen, Niederlagen und Enttäuschungen. Schon während meiner frühen Jahren bei Aberdeen und Manchester United erkannte ich sehr bald, dass ich, wollte ich das Vertrauen und die Loyalität der Spieler gewinnen, ihnen beides zunächst einmal selbst entgegenbringen musste. Es ist die Grundlage für jenen Zusammenhalt, auf dem große Vereine zu ihrer vollen Blüte gelangen. Dabei half mir immer wieder meine Beobachtungsgabe. Manche Menschen betreten einen Raum und bemerken absolut nichts. Aber man muss einfach nur genau hinschauen, denn alles ist zu sehen. Ich habe diese Gabe und nutze sie, um die Trainingsgewohnheiten, Stimmungen und Verhaltensmuster der Spieler einzuschätzen.

Selbstverständlich werde ich die Späße in der Umkleide und alle meine Gegenspieler im Trainerlager vermissen: Diese wunderbaren Typen der alten Schule, die 1986, als ich zu United kam, zu den Großen der Branche zählten. Ron Atkinson zeigte keinerlei Verbitterung, als er den Club verließ, und er hat uns immer mit viel Lob bedacht. Jim Smith ist ein fantastischer Mensch und ein guter Freund. Seine Gastfreundschaft führte stets dazu, dass man bis in die frühen Morgenstunden blieb, und wenn ich dann nach Hause kam, war mein Hemd immer voller Zigarrenasche.

Der große John Sillett, Trainer von Coventry City, war ein weiterer guter Weggefährte, und ich werde den verstorbenen John Lyall nie vergessen, der mir in meinen Anfangsjahren zur Seite stand und mir so viel Zeit opferte. Meine erste Begegnung mit Bobby Robson fand 1981 statt, als Aberdeen Ipswich aus dem UEFA Cup warf. Bobby kam in unsere Kabine und schüttelte jedem einzelnen Spieler die Hand. Er war einsame Spitze, und seine geschätzte Freundschaft bleibt unvergessen. Sein Tod war für uns alle ein großer Verlust.

Es gab aber noch andere Männer der alten Schule, die quasi Relikte vergangener Zeiten waren, weil sie eine Arbeitsethik besaßen, die man nur bewundern kann. Wenn ich zu Amateurspielen ging, waren John Rudge und Lennie Lawrence immer da. Außerdem eine der ganz großen Persönlichkeiten des Fußballs, dessen Teams von Oldham Athletics eine einmalige Frische ins Spiel brachten. Ich meine den großen Joe Royle. Oldham hat uns das eine oder andere Mal wirklich Furcht eingeflößt. Ich werde das alles vermissen. Harry Redknapp und Tony Pulis sind weitere großartige Menschen meiner Generation, und Sam Allardyce ist einer meiner besten Kumpel geworden.

Ich hatte das Glück, bei United wunderbare, loyale Mitarbeiter zu haben. Einige von ihnen arbeiteten mehr als 20 Jahre für mich. Meine persönliche Assistentin, Lyn Laffin, ist mir in den Ruhestand gefolgt und noch immer meine persönliche Assistentin, jetzt in meinem neuen Büro. Des Weiteren Les Kershaw, Dave Bushell, Tony Whelan und Paul McGuinness. Kath Phipps vom Empfang, die im Old Trafford auch meine Lounge für die Treffen nach den Spielen managte, hat über 40 Jahre United die Treue gehalten. Außerdem möchte ich Jim Ryan, der inzwischen im Ruhestand ist, meinen Bruder Martin, der mehr als 17 Jahre als Spieler-Scout im Ausland unterwegs war (ein ungeheuer schwieriger Job) und Brian McClair nennen.

Und natürlich Norman Davies. Ein treuer Freund, der leider schon vor einigen Jahren verstorben ist. Sein Nachfolger als Zeugwart, Albert Morgan, ist ebenfalls eine hervorragende Persönlichkeit, die in ihrer Loyalität nie ins Wanken gerät. Nennen möchte ich auch unseren Mannschaftsarzt, Steve McNally, unseren Chefphysiotherapeuten, Rob Swire, und seinen ganzen Stab, Tony Strudwick und sein tatkräftiges Team aus Sportwissenschaftlern, unsere Wäscherinnen, die ganze Küchenbelegschaft; die Zentrale mit John Alexander, Anne Wylie und all die jungen Mitarbeiterinnen. Mein Dank gilt auch Jim Lawlor und seinem Scouting-Stab, Eric Steele, dem Torwarttrainer, Simon Wells und Steve Brown vom Team für Videoanalyse, unseren Platzwarten unter Leitung von Joe Pemberton und Tony Sinclair sowie unserem Wartungsteam mit Stuart, Graham und Tony: alles hart arbeitende Männer. Vielleicht habe ich den einen oder anderen vergessen, aber ich bin mir sicher, sie wissen, wie viel Respekt ich ihnen entgegenbringe.

Die ganzen langen Jahre haben mich Assistenten und Trainer fantastisch unterstützt. Archie Knox, in meinen Anfangsjahren ein echter Verbündeter, Brian Kidd, Nobby Stiles und Eric Harrison, ein wirklich hervorragender Jugendtrainer. Steve McClaren, ein sehr innovativer und tatkräftiger Coach. Carlos Queiroz und René Meulensteen – zwei fabelhafte Trainer – und mein Co-Trainer, Mick Phelan, ein wirklich gewitzter, aufmerksamer und echter Mann des Fußballs.

Die Grundlage für meine lange Karriere legten Bobby Charlton und Martin Edwards. Ihr größtes Geschenk an mich war die Zeit, die sie mir ließen, einen Fußballverein und nicht nur ein Fußballteam aufzubauen. Auf ihre Unterstützung folgte die wunderbare Verbundenheit, die sich in den vergangenen zehn Jahren zwischen David Gill und mir entwickelte.

Es gibt also jede Menge Stoff für dieses Buch. Ich hoffe, es macht Ihnen Freude, sich meinem Rückblick anzuschließen.

VORWORT

Als ich vor fast 30 Jahren für mein erstes Heimspiel durch den Tunnel aufs Spielfeld schritt, war ich nervös und fühlte mich sehr unter Druck. Ich hatte zur Fankurve am Stretford End hinübergewinkt und war im Mittelkreis als neuer Trainer von Manchester United vorgestellt worden. Jetzt ging ich voller Selbstvertrauen auf das gleiche Spielfeld, um mich zu verabschieden.

Meinen Job bei United machen zu dürfen, war ein Privileg, das wahrscheinlich nur wenige vom Schicksal bevorzugte Trainer erleben dürfen. So sicher ich mir meiner Fähigkeiten im Herbst 1986 beim Umzug von Aberdeen in den Süden auch war, niemand konnte vorhersagen, wie gut sich das alles entwickeln würde.

Nach meinem Abschied im Mai 2013 dachte ich an die vielen Schlüsselmomente zurück: den Gewinn jenes FA-Cup-Drittrundenspiels gegen Nottingham Forest im Januar 1990, bei dem uns ein Tor von Mark Robins ins Finale brachte und mein Job wahrscheinlich gerade am seidenen Faden hing, denn wir hatten einen ganzen Monat lang kein einziges Spiel gewonnen, und das hatte heftig an meinem Selbstvertrauen genagt.

Ohne den Sieg im FA Cup gegen Crystal Palace, knapp vier Jahre nach meinem Start, wären gewiss erhebliche Zweifel an meiner Eignung für diesen Job laut geworden. Vermutlich werde ich nie rausfinden, wie nahe ich meiner Kündigung war, weil diese Entscheidung dem Vorstand von United nie abverlangt wurde. Doch ohne diesen Triumph in Wembley wäre die Zuschauerzahl sicherlich gesunken, und wahrscheinlich hätte sich im Club viel Unzufriedenheit breit gemacht.

Bobby Charlton hätte sich jedem Versuch, mich zu entlassen, widersetzt. Er kannte die Arbeit, die ich leistete, und wusste, wie gut wir auf dem Gebiet der Nachwuchsförderung vorankamen, wie viel Mühe ich investierte und wie viele Stunden ich damit verbrachte, den Verein umzugestalten. Auch der Vorstandschef Martin Edwards wusste das, und es wirft ein gutes Licht auf diese beiden Männer, dass sie den Mut hatten, in diesen düsteren Zeiten an mich zu glauben. Martin wird wohl jede Menge wütender Briefe erhalten haben, in denen meine Entlassung gefordert wurde.

Der Gewinn des FA Cups von 1990 sorgte für eine Verschnaufpause und bestärkte mich in meiner Überzeugung, dass dies ein wunderbarer Club war, mit dem man Titel holen konnte. Der Gewinn des FA Cups in Wembley läutete die guten Zeiten ein. Aber am Morgen nach unserem Sieg hieß es in einer Zeitung: »O.K., Sie haben gezeigt, dass Sie den FA Cup holen können, gehen Sie jetzt nach Schottland zurück.« Das ist mir im Gedächtnis geblieben.

KAPITEL 1 ÜBERLEGUNGEN

Wenn ich ein Spielergebnis anführen müsste, das am besten versinnbildlicht, worum es bei Manchester United geht, dann wäre es das Spiel Nummer 1500, mein letztes. West Bromwich Albion gegen Manchester United 5:5. Verrückt. Wunderbar. Unglaublich.

Wann immer man zu einem Spiel von United ging, erwartete man Tore und Emotionen, und das Herz wurde oft auf eine harte Probe gestellt. Auch an diesem Tag war das so. Wir hatten innerhalb von neun Minuten eine 5:2-Führung gegen West Bromwich aus der Hand gegeben, und ich machte in der Umkleide meiner Verärgerung über die verschenkte Führung Luft. Aber die Spieler durchschauten mich, denn ich konnte meine verhohlene Begeisterung über das spannende Spiel mit dem historischen Unentschieden wohl nicht richtig verbergen. Also sagte ich einfach: »Danke, Jungs. Ihr habt mir einen verdammt guten Abschied geschenkt!«

David Moyes war bereits zu meinem Nachfolger ernannt worden und als wir nach dem Spiel in der Kabine saßen, witzelte Ryan Giggs: »David Moyes hat gerade sein Amt niedergelegt.«

Trotz unserer Abwehrschwächen an diesem Tag war ich stolz und erleichtert, dieses tolle Team von Spielern und den ebenso tollen Trainerstab in Davids Obhut zu übergeben. Meine Arbeit war getan. Meine Familie wartete in der Regis Suite auf dem Gelände von West Brom auf mich, und ein neues Leben lag vor mir.

Es war einer jener Tage, die einem wie ein Traum erscheinen. West Brom hatte alles erstklassig organisiert und sich bestens um mich gekümmert. Später schickten sie mir die von sämtlichen Spielern unterschriebenen Listen mit den Mannschaftsaufstellungen. Fast meine ganze Familie war bei mir: drei Söhne, acht Enkel und etliche gute Freunde. Ich freute mich, dass sie da waren und dass wir alle gemeinsam dieses letzte Spiel erleben konnten.

Als ich auf dem Gelände von West Brom aus dem Teambus stieg, wollte ich jeden Augenblick bewusst genießen. Das Loslassen fiel mir nicht schwer, weil ich wusste, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. Am Vorabend vor dem Spiel hatten die Spieler bekannt gegeben, dass sie mir zu meinem Ruhestand etwas überreichen wollten. Ihr besonderes Geschenk bestand aus einer schönen Rolex aus dem Jahr 1941, meinem Geburtsjahr, bei der die Zeit auf 15:03 Uhr eingestellt war, also genau jenen Zeitpunkt, an dem ich am 31. Dezember 1941 in Glasgow das Licht der Welt erblickte. Dazu überreichten sie mir ein Fotoalbum, das meine Zeit bei United Revue passieren ließ – mit Bildern meiner Enkel und meiner Familie auf der Mittelseite. Es war der Uhrennarr Rio Ferdinand, der die Idee für dieses Geschenk hatte.

Nachdem man mir das Album und die Uhr überreicht hatte und heftig applaudiert wurde, bemerkte ich auf den Gesichtern einiger Spieler einen besonderen Ausdruck. Manche waren sich wohl nicht ganz sicher, wie sie mit diesem Moment umgehen sollten, weil sie mich ja immer in ihrer Nähe gehabt hatten; einige seit 20 Jahren. Ich bemerkte den fragenden Gesichtsausdruck, der zu sagen schien: Wie wird es jetzt wohl weitergehen? Manche hatten nie einen anderen Trainer als mich.

Trotzdem war noch ein Spiel zu machen, und ich wollte, dass es gut wird. Schon nach einer halben Stunde lagen wir 3:0 in Führung, aber West Brom war nicht bereit, mir den Abschied zu versüßen. John Sivebæk erzielte am 22. November 1986 das erste Tor für United in meiner Zeit als Trainer. Den letzten Treffer landete Javier Hernández am 19. Mai 2013. Beim Spielstand von 5:2 hätte daraus auch 20:2 für uns werden können. Beim Stand von 5:5 hätten wir auch 20:5 verlieren können. Die Abwehr war das reinste Chaos. West Brom erzielte innerhalb von fünf Minuten drei Tore, alles Treffer von Romelu Lakaku, also ein Hattrick.

Trotz des späten Ansturms auf unser Tor war die Stimmung in der Umkleide ausgelassen. Nach dem Abpfiff blieben wir noch auf dem Spielfeld, um uns bei den United Fans zu bedanken. Giggsy schob mich nach vorn, und die Spieler hielten sich im Hintergrund. Ich stand allein vor einem Mosaik glücklicher Gesichter. Unsere Fans hatten den ganzen Tag über gesungen, skandiert und waren rumgehüpft. Wie gern hätte ich 5:2 gewonnen, aber das 5:5 war in gewisser Weise ein passender Abschluss. Es war das erste 5:5-Unentschieden in der Geschichte der Premier League und das erste in meiner Karriere: Ein abschließendes kleines Stückchen Geschichte in meinen letzten 90 Minuten als Coach.

Wieder zurück in Manchester erwartete mich in meinem Büro eine Flut von Post. Real Madrid schickte ein schönes Geschenk: eine Kopie des La Plaza de Cibeles aus massivem Silber, also jenes Platzes mit dem berühmten Brunnen in Madrid, auf dem die Madrilenen traditionell ihre Meister feiern. Dabei lag ein netter Brief von Florentino Pérez, dem Präsidenten von Real. Auch Ajax Amsterdam und Edwin van der Sar schickten Präsente, und Lyn, meine Assistentin, musste sich durch Berge von Briefen arbeiten.

Beim Heimspiel gegen Swansea City am Wochenende zuvor – meinem letzten Spiel im Old Trafford – hatte ich keine Ahnung, was mich außer einer Ehrenformation noch erwarten würde. Es war das Ende einer arbeitsreichen Woche, in der wir der Familie, unseren Freunden, den Spielern und dem Mitarbeiterstab beibringen mussten, dass ich beschlossen hatte, eine neue Lebensphase einzuläuten.

Der Keim meines Entschlusses, zurückzutreten, war im Winter 2012 gelegt worden. Um die Weihnachtszeit nahm ein Gedanke in meinem Kopf immer klarere und deutlichere Züge an: Ich werde aufhören.

»Warum hast du das vor?«, fragte Cathy.

»So etwas wie das Versemmeln des Titels im letzten Spiel, wie in der vergangenen Saison, halte ich nicht noch mal aus«, erklärte ich ihr. »Ich hoffe nur, wir gewinnen dieses Mal die Meisterschaft und erreichen das Finale der Champions League oder des FA Cups. Das wäre ein großartiger Abschluss.«

Cathy, die im Oktober ihre Schwester Bridget verloren und damit zu kämpfen hatte, über den Verlust hinwegzukommen, stimmte mir bald zu und hielt meine Entscheidung für richtig. Ihrer Meinung nach war ich noch immer jung genug, um in meinem Leben andere Dinge anzupacken, falls ich das wollte. Mein Vertrag verpflichtete mich, den Club bis zum 31. März in Kenntnis zu setzen, falls ich im Sommer zurücktreten wolle.

David Gill hatte mich an einem Sonntag im Februar spontan angerufen und gefragt, ob er bei mir zu Hause vorbeikommen könne. Am Sonntagnachmittag? »Ich wette, er legt sein Amt als Geschäftsführer nieder«, sagte ich. »Entweder das, oder du wirst gefeuert«, meinte Cathy. Tatsächlich hatte sich David entschlossen, am Ende der Saison zurückzutreten. »Mensch, David«, sagte ich. Und ich beichtete ihm, dass ich das Gleiche vorhatte.

An einem der folgenden Tage rief mich David an, um mir zu sagen, dass ich mich auf einen Anruf der Glazers, den amerikanischen Eigentümern des Clubs, die auch die beiden Vorstandsvorsitzenden von United stellten, gefasst machen sollte. Als es so weit war, versicherte ich Joel Glazer, dass meine Entscheidung nichts mit Davids plötzlichem Rücktritt zu tun habe. Ich sagte ihnen, dass mein Entschluss bereits zu Weihnachten festgestanden habe und legte ihm ausführlich meine Gründe dar: Nach dem Tod von Cathys Schwester im Oktober hatte sich unser Leben verändert, und Cathy fühlte sich einsam. Joel zeigte dafür viel Verständnis. Wir vereinbarten, uns in New York zu treffen. Dort versuchte er dann, mir meinen Rücktritt auszureden. Ich sagte ihm, dass ich seine Bemühungen zu schätzen wisse und dankte ihm für seine Unterstützung, und er brachte seine Dankbarkeit für meine Arbeit zum Ausdruck.

Da ich von meinem Entschluss nicht abzubringen war, drehte sich das Gespräch bald um die Frage, wer mein Nachfolger werden könnte. Wir waren uns einig: David Moyes war der richtige Mann.

David Gill kam bei mir zu Hause vorbei, um über die Verfügbarkeit von David Moyes zu reden, denn die Glazers legten großen Wert darauf, dass nach meinem Rücktritt, sobald dieser öffentlich gemacht wurde, keine lange Phase der Spekulationen über meine Nachfolge entstehen sollte. Sie wollten, dass mein Nachfolger sein Amt innerhalb weniger Tage antrat.

Vielen Schotten wird eine gewisse Sturheit und ein starker Wille nachgesagt. Wenn Schotten ihrer Heimat den Rücken kehren, dann meist nur aus einem einzigen Grund, der Suche nach Erfolg. Schotten verlassen das Land nicht etwa, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie ziehen fort, um sich selbst zu verwirklichen. Das kann man auf der der ganzen Welt feststellen, vor allem jedoch in Amerika und Kanada. Das Verlassen ihrer Heimat ist für die Schotten fast immer mit dem Entschluss verbunden, etwas zu erreichen. Diese schottische Sturheit, von der häufig die Rede ist, zeigt sich auch bei mir.

Dem im Ausland lebenden Schotten mangelt es nicht an Humor. Und auch David Moyes fehlt es nicht an ausgeprägtem Witz. Doch wenn es um ihre Arbeit geht, nehmen die Schotten die Sache sehr ernst – eine Eigenschaft von unschätzbarem Wert. Häufig bekam ich dehalb zu hören: »Während eines Spiels sieht man dich nie lächeln.« Darauf antwortete ich immer: »Ich bin nicht da, um zu lächeln, sondern um das Spiel zu gewinnen.«

David besaß einige dieser typischen Wesenszüge. Ich kannte seinen familiären Hintergrund. Sein Vater, David Moyes senior, war Trainer bei Drumchapel, wo ich als junger Bursche gespielt hatte. In seiner Familie gibt es ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Ich will nicht behaupten, dass dies ein Grund wäre, jemanden zu engagieren, trotzdem möchte man sich bei jemandem, der für einen so wichtigen Job vorgesehen ist, einer guten Basis sicher sein. Ich verließ Drumchapel im Jahr 1957, als David senior noch ein junger Typ war. Es gab also keine direkten Berührungspunkte, aber ich kannte die Familiengeschichte der Moyes.

Die amerikanische Eigentümerfamilie Glazer mochte David. Sie waren von Anfang an von ihm beeindruckt. Das Erste, was ihnen gewiss an ihm aufgefallen war, war die Tatsache, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Es ist eine Tugend, aufrichtig über sich selbst zu reden. Und um jeder Befürchtung zuvorzukommen: Ich werde David auf keinen Fall reinreden. Weshalb sollte ich nach 27 Jahren als Trainer den Drang haben, mich da einzumischen? Ich hatte den für mich richtigen Zeitpunkt gewählt, um diesen Abschnitt meines Lebens abzuschließen. Und David würde keine Schwierigkeiten haben, unsere Traditionen weiterzuführen. Er kann Talente gut beurteilen und hat in Everton wunderbaren Fußball gezeigt.

Ich bin mir sicher, dass ich meinen Rückzug nicht bereuen würde. Daran wird sich auch nichts ändern. Wenn man die 70 erst mal erreicht hat, kann es leicht passieren, dass man körperlich und geistig rasch abbaut. Aber ich war vom Augenblick meines Rücktritts an sehr beschäftigt und habe Projekte in Amerika und andernorts übernommen. Es bestand also keine Gefahr, dass ich mich dem Müßiggang hingeben würde.

In den Tagen rund um die Ankündigung meines Rückzugs bestand natürlich das großes Problem, meinen Entschluss den Leuten unseres Stabs in Carrington, dem Trainingsgelände des Clubs, beizubringen. Ich erinnere mich noch daran, dass, wenn ich von den Veränderungen in meinem Leben und vom Tod von Cathys Schwester gesprochen habe, ein mitleidvolles »Aaah« zu hören war. Das ging mir sehr nahe. Ich war wirklich sehr gerührt.

Am Vortag der offiziellen Ankündigung hatten erste Gerüchte die Runde gemacht. Zu diesem Zeitpunkt musste ich es noch immer meinem Bruder Martin beibringen. Das war kompliziert zu organisieren, vor allem mit Blick auf die New Yorker Börse. Deshalb brachte mich die Tatsache, dass die Nachricht langsam durchsickerte, wegen einiger Leute, die ich persönlich ins Vertrauen setzen wollte, in gewisse Schwierigkeiten.

Am Mittwochmorgen, es war der 8. Mai, trommelte ich den ganzen Trainerstab und getrennt davon in der Umkleide die Spieler zusammen. Ich ging in die Kabine, um dem Team mitzuteilen, dass wir die Ankündigung zuerst über die Website des Clubs laufen lassen würden. Keiner durfte sein Handy benutzen. Ich wollte nicht, dass irgendjemand die Nachricht verbreitete, bevor ich Gelegenheit hatte, jeden auf dem Trainingsgelände darüber zu informieren. Doch angesichts der kursierenden Gerüchte wussten sie bereits, dass etwas Wichtiges im Busch war.

Ich sagte zu den versammelten Spielern: »Ich hoffe, ich habe keinen von euch enttäuscht, weil ihr vielleicht geglaubt habt, ich würde ewig bleiben.« Ich hatte nämlich Robin van Persie und Shinji Kagawa bei ihrer Verpflichtung versichert, dass ich nicht so bald in Ruhestand gehen würde, was zum damaligen Zeitpunkt auch stimmte.

»Die Dinge verändern sich«, fuhr ich fort. »Der Tod der Schwester meiner Frau war ein dramatischer Einschnitt für uns. Außerdem möchte ich als Gewinner vom Platz gehen. Und ich werde als Gewinner gehen.«

Von einigen Gesichtern konnte man ablesen, wie schockiert sie waren. »Geht heute zu den Pferderennen und amüsiert euch«, sagte ich. »Wir sehen uns am Donnerstag.« Ich hatte den Spielern diesen Mittwochnachmittag bereits Tage zuvor frei gegeben, damit sie nach Chester fahren konnten. Alle wussten das. Es gehörte zum Plan. Ich wollte nicht, dass die Leute die Spieler für herzlos hielten, weil sie sich an dem Tag, an dem ich mit der Nachricht an die Öffentlichkeit ging, bei den Pferderennen in Chester vergnügten. Deshalb hatte ich großen Wert darauf gelegt, schon eine Woche zuvor anzukündigen, dass sie in Chester sein würden.

Dann ging ich zum Trainerstab hinauf und teilte ihnen meine Entscheidung mit. Alle applaudierten. »Gut, dich loszuwerden«, meinte der eine oder andere.

Von allen Beteiligten waren die Spieler wohl am stärksten vor den Kopf gestoßen. Ihnen werden sicherlich sofort solche Fragen durch den Kopf gegangen sein, wie ›Ob der neue Trainer mich wohl mag?‹ oder ›Ob ich in der nächsten Saison wohl noch hier bin?‹ Die Trainer werden gedacht haben: ›Das könnte für mich das Aus bedeuten.‹ Für mich rückte aber die Zeit näher, in der ich mich von der Bühne des Ankündigens und Erklärens zurückziehen und meine Gedanken ordnen konnte.

Ich hatte im Voraus beschlossen, direkt nach Hause zu fahren, da ich wusste, dass in den Medien ein Riesenwirbel losbrechen würde. Ich wollte Carrington nicht umringt von einer Pressemeute und im Blitzlichtgewitter verlassen.

Zu Hause schloss ich mich ein. Jason, mein Anwalt, und Lyn schickten gleichzeitig SMS, als die Ankündigung veröffentlicht wurde. Lyn schrieb eine Viertelstunde lang eine SMS nach der anderen. Offenbar brachten 38 Zeitungen weltweit, einschließlich der New York Times, die Nachricht auf der Titelseite. Britische Blätter planten zehn- bis zwölfseitige Beilagen.

Der Umfang und die Ausführlichkeit dieser Berichterstattung waren schmeichelhaft. Ich hatte im Laufe der Jahre mit der schreibenden Zunft so manchen Kampf ausgefochten, aber ich hegte nie Groll gegen sie. Ich weiß, dass die Leute von den Printmedien unter großem Druck stehen. Sie müssen gegen das Fernsehen, das Internet, Facebook, Twitter und viele andere Medien antreten und haben darüber hinaus womöglich ständig die Herausgeber im Nacken. Es ist eine harte Branche.

Die Berichterstattung bewies, dass auch die Medien trotz all unserer Konflikte keinen Groll gegen mich hegten. Sie hoben den Wert meiner Karriere hervor und wiederholten, was ich bei Pressekonferenzen gesagt hatte. Ich bekam von den Pressevertretern sogar Geschenke: einen Kuchen mit einem Föhn obendrauf und eine gute Flasche Wein. Beides wusste ich zu schätzen.

Beim Spiel gegen Swansea erklang im Stadion Sinatras My Way und Nat King Coles Unforgettable. Wir gewannen das Spiel so, wie wir so viele der 895 Spiele gewonnen hatten, in denen meine Teams siegreich vom Platz gingen: mit einem späten Tor von Rio Ferdinand.

Meine Rede auf dem Spielfeld hielt ich aus dem Stegreif. Ich hatte mir keine Notizen gemacht. Ich wusste nur, dass ich nicht jeden Einzelnen lobend hervorheben würde. Es ging nicht um die Vorstände, die Unterstützer oder die Spieler: Es ging um Manchester United.

Ich forderte die Fans auf, zu meinem Nachfolger David Moyes zu stehen. »Ich möchte euch daran erinnern, dass wir hier auch schlechte Zeiten hatten«, sagte ich über die Stadionsprechanlage. »Der Club hat zu mir gehalten. Deshalb ist es jetzt eure Aufgabe, zu unserem neuen Trainer zu halten. Das ist wichtig.«

Hätte ich David nicht erwähnt, dann hätten die Leute sich vielleicht gefragt: ›Wie? Wollte Ferguson Moyes nicht als Nachfolger haben?‹ Wir mussten unsere vorbehaltlose Unterstützung für ihn demonstrieren. Der Club muss weiterhin gewinnen. Das war der Wunsch, der uns alle verband. Wie alle anderen wünsche ich mir, dass er weiterhin erfolgreich bleibt. Jetzt kann ich die Spiele so genießen, wie Bobby Charlton es nach seinem Rücktritt konnte. Wenn man Bobby nach einem Sieg trifft, funkeln seine Augen und er reibt sich die Hände. Er freut sich. Dieses Gefühl möchte auch ich verspüren. Ich will in der Lage sein, Champions-League-Spiele anzuschauen und den Leuten zu sagen: Ich bin stolz auf diese Mannschaft, das ist ein großartiger Verein.

Bei dieser Gelegenheit ertappte ich mich dabei, Paul Scholes herauszuspicken. Ich wusste, dass er darüber nicht erfreut sein würde, aber ich konnte nicht anders. Auch Paul war im Begriff, seine Karriere zu beenden. Außerdem wünschte ich Darren Fletcher, der an einer Darmerkrankung litt, gute Besserung, was aber nur wenige mitbekamen.

Ein paar Tage später trat auf einem Flughafen ein Mann mit einem Couvert in der Hand auf mich zu und sagte: »Das wollte ich gerade an Sie einwerfen.« Es handelte sich um einen Artikel aus einer irischen Zeitung, in dem festgestellt wurde, dass ich den Club auf die gleiche Weise verlassen hätte, wie ich ihn gemanagt hatte: In meinem ganz eigenen Stil. »Typisch Ferguson eben«, hatte der Journalist geschrieben. Mir gefiel dieser Artikel. Genau so sah ich meine Zeit bei United, und ich war stolz, dass sie so beschrieben wurde.

Als ich von der Bühne abtrat, brachte David drei Männer seines eigenen Trainerstabs mit – Steve Round, Chris Woods und Jimmy Lumsden. Darüber hinaus übernahm er Ryan Giggs und Phil Neville, was bedeutete, dass René Meulensteen, Mick Phelan und Eric Steele ihre Jobs los waren. Das war Davids Angelegenheit. Ich hatte ihm gesagt, dass ich mich freuen würde, wenn er meine Leute übernehmen würde. Es war aber nicht meine Sache, mich hier einzumischen oder ihn zu hindern, seine eigenen Co-Trainer mitzubringen.

Jimmy Lumsden arbeitete schon lange mit David zusammen. Ich kannte ihn aus meiner Zeit in Glasgow. Jimmy kam etwa eine Meile von meinem Zuhause entfernt, in dem an Govan grenzenden Stadtviertel, auf die Welt. Er ist ein guter Kerl und ein großartiger Fußballspieler. Dennoch fand ich es schade, dass bewährte Männer ihre Jobs verloren, aber so ist das im Fußball eben. Die Angelegenheit wurde jedoch recht gut geregelt. Ich sagte allen dreien, wie leid es mir tue, dass sie nicht bleiben konnten. Mick, mit dem ich 20 Jahre zusammengearbeitet hatte, meinte, ich bräuchte mich für nichts zu entschuldigen, und er dankte mir für die großartige Zeit, die wir miteinander verbracht hatten.

Im Rückblick konzentrierte ich mich nicht nur auf die Triumphe, sondern auch auf die Niederlagen. Ich habe drei FA-Cup-Finales verloren – gegen Everton, Arsenal und Chelsea. Ich habe Ligafinales gegen Sheffield Wednesday, Aston Villa und Liverpool verloren und bin zweimal im Europapokalfinale gegen Barcelona gescheitert. Auch das gehört zur Komplexität von Manchester United: die Wiederauferstehung. Ich war mir stets bewusst, dass es nicht immer nur Siege und Triumphfahrten im offenen Wagen geben würde. Als wir 1995 im FA-Cup-Finale gegen Everton eine Niederlage einstecken mussten, sagte ich mir: ›Das war’s, jetzt werde ich hier einiges verändern.‹ Und das geschah dann auch. Wir stellten junge Spieler des sogenannten Jahrgangs ’92 auf. Wir konnten sie nicht länger zurückhalten. Es handelte sich um eine ganz besondere Gruppe von Spielern.

Wenn man mit dem Club verliert, wirkt das in einem nach. Sich eine Weile darüber zu ärgern und dann genauso weiterzumachen wie gehabt, das kam für mich nie infrage. Wenn man in einem Finale scheitert, trifft einen das tief, vor allem, wenn man 23 Torschüsse aufs Tor hatte und der Gegner gerade einmal zwei, oder wenn man am Ende im Elfmeterschießen unterliegt. Mein erster Gedanke war jedes Mal: ›Überleg dir schnell, was du in Zukunft machst.‹ Gedanklich konzentrierte ich mich sofort auf Maßnahmen zur Verbesserung und Neubelebung unseres Spiels. Ich wollte immer in der Lage sein, mir schnell neue Möglichkeiten auszudenken, während es natürlich viel bequemer gewesen wäre, einfach nur niedergeschlagen zu sein.

Manchmal sind Niederlagen das Beste, was einem passieren kann. Auf Widrigkeiten reagieren zu können, ist eine Gabe. Damit zeigt man selbst in den schlimmsten Phasen Stärke. Bei uns gab es einen großartigen Spruch: Es ist ja nur ein Tag in der Geschichte von Manchester United. Mit anderen Worten: Wieder zurückzukommen ist ein Teil unserer Identität. Wenn man auf Niederlagen lustlos reagiert, kann man sicher sein, dass weitere folgen werden. Häufig verloren wir in einem Match zwei Punkte, weil der Gegner mit der letzten Ballberührung zum Ausgleich kam, und gewannen dann aber sechs oder sieben Spiele in Folge. Das war kein Zufall.

Viele Fans gehen mit den Eindrücken des Spiels am Wochenende am Montagmorgen zur Arbeit. Im Januar 2010 schrieb mir ein Mann und forderte: »Bitte erstatten Sie mir die 41 Pfund, die ich am Sonntag für mein Ticket bezahlt habe. Sie haben mir gute Unterhaltung versprochen. Am Sonntag bin ich aber wirklich nicht gut unterhalten worden. Kann ich also meine 41 Pfund zurückhaben?« Ein schöner Fan war das! Ich überlegte mir, ob ich ihm antworten sollte: »Können Sie die 41 Pfund bitte von meinen Gewinnen der letzten 24 Jahre abziehen?«

Da gewinnt man all diese Spiele gegen Juventus Turin und Real Madrid, und einer verlangt nach einem etwas ruhigeren Sonntag sein Geld zurück! Gibt es irgendeinen Verein auf der Welt, der einem mehr Momente des Schreckens liefert als Manchester United? In jedem Programmheft hätte ich die Fans warnen können: Falls es 20 Minuten vor Spielschluss 1:0 gegen uns steht, gehen Sie lieber nach Hause, sonst könnten es am Ende sein, dass sie hinausgetragen werden müssen und im nächsten Krankenhaus landen.

Ich hoffe, dass mir keiner widerspricht, wenn ich sage: Niemand wurde übers Ohr gehauen. Langweilig war es jedenfalls nie.

KAPITEL 2 WURZELN IN GLASGOW

Das Motto des schottischen Ferguson-Clans lautet: Dulcius ex asperis, was sinngemäß so viel heißt, wie »Süßer nach Schwierigkeiten«. Dieser Wahlspruch leistete mir in meinen 39 Jahren als Fußballtrainer immer gute Dienste. In der gesamten Zeit, von den kurzen vier Monaten 1974 bei East Stirlingshire bis zu Manchester United im Jahr 2013, sah ich trotz vieler Widrigkeiten den Erfolg am Horizont immer aufscheinen. Mich Jahr für Jahr immer wieder neuen Aufgaben zu stellen, war von der Überzeugung getragen, dass wir jeden Herausforderer besiegen würden.

Vor Jahren las ich einen Artikel über mich, in dem es hieß: »Alex Ferguson hat es im Leben wirklich zu etwas gebracht, obwohl er aus Govan stammt.« Man beachte den herabwürdigenden Halbsatz! Aber eben weil ich im Werftenviertel von Glasgow aufgewachsen bin, habe ich im Fußball so viel erreicht. Die Herkunft sollte niemals ein Hindernis für den Erfolg sein. Ein bescheidener Start ins Leben kann sogar eher eine Hilfe sein als ein Hemmnis. Wenn Sie sich erfolgreiche Menschen ansehen, werfen Sie auch einen Blick auf deren Elternhaus und suchen dabei nach Hinweisen auf ihre Energie und ihre Motivation. Die Herkunft aus einer Arbeiterfamilie war für viele meiner besten Spieler im Verlauf ihrer Karriere keineswegs ein Hindernis. Im Gegenteil, sie war häufig der Grund für ihre hervorragenden Leistungen.

In meiner Zeit auf der Trainerbank stieg ich auf vom Trainer von Jungs, die in East Stirling sechs Pfund pro Woche verdienten, bis ich schließlich Cristiano Ronaldo für 80 Millionen Pfund an Real Madrid weiterreichte. Meine Mannschaft in St. Mirren verdiente 15 Pfund in der Woche, und die Spieler mussten sich im Sommer selbst über Wasser halten, weil sie befristete Verträge hatten. Die Höchstsumme, die in Aberdeen ein Spieler der ersten Mannschaft in meinen acht Jahren bei Pittodrie verdiente, waren 200 Pfund pro Woche. Diese Obergrenzen hatte Dick Donald, der Vorstandsvorsitzende, festgelegt. Die Einkommensspanne der vielen tausend Jungs, die ich in beinahe vier Jahrzehnten trainiert habe, reichte also von sechs Pfund pro Woche bis zu sechs Millionen Pfund im Jahr.

Vor längerer Zeit erhielt ich einen Brief von einem Mann, der mir schrieb, dass er in den Jahren 1959/60 in Govan in den Docks gearbeitet hatte und damals immer in ein bestimmtes Pub gegangen war. Er erinnerte sich daran, dass eines Tages ein junger Typ mit einer Sammelbüchse in das Lokal kam und für eine Streikkasse sammelte und dabei eine recht aufwieglerische Rede hielt. Das Einzige, was er von diesem jungen Mann wusste, war, dass er bei St. Johnstone Fußball spielte. Der Brief schloss mit der Frage: »Waren Sie das?«

Zunächst konnte ich mich an diesen kurzen Ausflug in die Politik gar nicht mehr erinnern, doch mir ging der Brief nicht aus dem Kopf, und schließlich fiel mir ein, dass ich in unserem Viertel tatsächlich durch die Pubs gezogen war, um für den Streik Geld zu sammeln. Ich hatte es nicht etwa auf ein politisches Amt abgesehen und mein Gebrüll als »Rede« zu bezeichnen, hieße, ihm rhetorische Qualitäten zuzuschreiben, die es mit Sicherheit nicht besaß. Ich erinnere mich dass ich wie ein Idiot wirres Zeug geredet hatte, nachdem man im Pub meinte, ich sollte meine Bitte um Geld doch begründen. Wahrscheinlich waren alle bereits ordentlich angetrunken und in der Stimmung, den wirren Erklärungen des jungen Spendensammlers zu den Gründen seiner Aktion zuzuhören.

Pubs spielten in meinen jungen Jahren eine ganz wesentliche Rolle. Meine erste Geschäftsidee bestand darin, mein sehr bescheidenes Einkommen dafür zu nutzen, mir als Absicherung für die Zukunft eine Konzession für ein Pub zu beschaffen. Mein erstes Lokal befand sich an der Kreuzung Govan Road und Paisley Road West und wurde meist von Hafenarbeitern besucht. In den Pubs lernte ich sehr viel über Menschen, ihre Träume, ihre Wünsche und ihre Frustrationen, und das half mir später, die Welt des Fußballs besser zu verstehen, auch wenn ich das damals noch nicht wissen konnte.

In einem meiner Pubs gab es beispielsweise einen Wembley Club, deren Mitglieder über zwei Jahre kleine Beträge einzahlten, um zum Spiel England gegen Schottland nach Wembley fahren zu können. Ich würde am Ende den Betrag, der sich angesammelt hatte, verdoppeln, und sie konnten dann für vier oder fünf Tage nach London fahren. So war zumindest die Theorie. Ich selbst würde dann am Tag des Spiels zu ihnen stoßen. Mein bester Kumpel Billy fuhr meist am Donnerstag nach Wembley und kam erst nach sieben Tagen wieder zurück. Diese ungeplante Verlängerung seines Aufenthalts führte bei ihm jedes Mal zu einem ausgewachsenen Familienkrach.

Eines Donnerstags nach einem Samstagsspiel in Wembley läutete bei mir zu Hause, als das Telefon. Anna, Billys Frau, wollte wissen, wo Billy steckte. Ich stellte mich ahnungslos. Etwa 40 unserer Kneipengäste waren in London unterwegs, und ich konnte unmöglich wissen, warum Billy weggeblieben war. Doch für die einfachen Leute meiner Generation war die Fahrt zu einem großen Fußballmatch nach London so etwas wie eine kleine Pilgerreise, und allen ging es sowohl um den Kameradschaftsgeist als auch um das Spiel selbst.

Das Pub, das wir an der Main Street führten, lag im Stadtteil Bridgeton, einem der größten Protestantenviertel Glasgows. Am Samstag vor dem Oraniermarsch kam der große Tam, ein Postbote, zu mir und sagte: »Alex, die Jungs wollen wissen, um welche Zeit du am Samstag aufmachst. Wegen des Marsches. Wir fahren nämlich nach Ardrossan« (an der schottischen Westküste; A.d.Ü.). »Die Busse fahren um zehn Uhr los«, erklärte Tam. »Alle Pubs haben geöffnet. Du musst unbedingt auch aufmachen.«

Ich war perplex. »Wann soll ich denn aufmachen?«

»Um sieben«, meinte Tam.

Ich war also am Samstagmorgen um 6:15 Uhr zusammen mit meinem Vater, meinem Bruder Martin und dem kleinen italienischen Barkeeper vor Ort. Wir hatten uns reichlich mit Getränken eingedeckt, weil mir Tam geraten hatte: »Deck dich mit reichlich Vorrat ein, du wirst jede Menge Getränke absetzen.« Ich öffnete also um sieben Uhr. Bald war das Pub berstend voll mit gut gelaunten, lärmenden Oranieren. Sogar die Polizei kam vorbei, sagte aber kein Wort.

In der Zeit von sieben bis halb zehn hatte ich 4000 Pfund eingenommen – mit doppelten Wodkas und ähnlichem. Mein Vater saß da und schüttelte den Kopf. Ab halb zehn waren wir dann damit beschäftigt, das Lokal für unsere Stammgäste herzurichten. Wir mussten das Pub regelrecht sauber schrubben. Aber immerhin hatten wir zusätzlich 4000 Pfund in der Kasse.

Ein Pub zu führen, war harte Arbeit. Aber im Jahr 1978 war für mich Schluss damit. Als Trainer von Aberdeen blieb mir keine Zeit, mich mit Betrunkenen herumzuschlagen oder mich um die Buchhaltung zu kümmern. Viele gute Geschichten aus jener Zeit sind mir in lebhafter Erinnerung geblieben. Man könnte ein ganzes Buch darüber schreiben. Die Hafenarbeiter kamen am Samstagvormittag mit ihren Frauen ins Pub, nachdem sie am Freitagabend ihren Lohn bekommen hatten, und deponierten das Geld in meinem Safe hinter der Theke. Am Freitagabend fühlte man sich vorübergehend irgendwie als reicher Mann. Schließlich wusste man nicht, ob das Geld im Safe oder in der Kasse deines war oder es ihnen gehörte. In der Anfangszeit zählte Cathy das Geld immer auf dem Teppich. Am Samstagvormittag war es dann wieder verschwunden, denn die Männer kamen und holten es wieder ab. Die Notizen zu diesen Transaktionen bezeichneten wir als Schuldbuch.

Eine Stammkundin, sie hieß Nan, war besonders geschickt darin, die Wege des Geldes ihres Mannes zu verfolgen. Sie redete wie die Hafenarbeiter. »Du hältst uns wohl alle für blöd?«, sagte sie und fixierte mich dabei.

»Wieso?«, fragte ich, um Zeit zu gewinnen.

»Du hältst uns wohl für blöd? Das Schuldbuch, ich will es sehen.«

»Nein, du kannst das Schuldbuch nicht sehen«, improvisierte ich. »Es ist tabu. Der Steuerprüfer hat was dagegen. Er prüft es jede Woche. Du kannst da nicht reingucken.«

Nan drehte sich, inzwischen etwas kleinlaut, zu ihrem Mann und fragte: »Stimmt das?«

»Hm, weiß nicht«, antwortete er.

Der Sturm hatte sich inzwischen etwas gelegt. »Wenn ich herausfinde, dass der Name von meinem Mann da drin steht, komme ich nie mehr hierher«, verkündete Nan schließlich.

Das sind so kleine Erinnerungen aus meinen jungen Jahren, die ich oft in Gesellschaft von rauen, aber häufig charakterstarken Leuten verbrachte. Von taffen Leuten eben. Hin und wieder kam ich mit einer Beule am Kopf oder einem blauen Auge nach Hause. So war das Kneipenleben nun mal. Wenn es zu wild wurde und es zu Handgreiflichkeiten kam, musste man dazwischen gehen und für Ordnung sorgen. Wenn man versuchte, die Kontrahenten zu trennen, kassierte man hin und wieder auch mal einen Kinnhaken. Im Rückblick war es dennoch ein wunderbares Leben – voller Dramen und Komödien.

Ich erinnere mich noch heute an einen Mann namens Jimmy Westwater, der hereinkam und nach Atem rang. Er war schon ganz fahl im Gesicht. »Um Himmels willen, ist alles in Ordnung?«, rief ich. Jimmy hatte sich in Schantungseide gewickelt, um sich aus den Docks zu schleichen, ohne erwischt zu werden. In einen ganzen Ballen Schantungseide. Aber er hatte sich darin so fest eingewickelt, dass er kaum noch Luft holen konnte.

Ein anderer Jimmy, den ich eingestellt hatte und der das Lokal tiptop in Ordnung hielt, tauchte eines Abends mit einer Fliege um den Hals auf. Einer meiner Stammgäste konnte es nicht fassen: »Eine Fliege in Govan? Das muss ein Scherz sein!« Eines Freitagabends kam ich ins Pub und stellte fest, dass jemand in der Bar tütenweise Vogelfutter verkaufte. In diesem Teil von Glasgow hielt jeder Tauben.

»Was ist das denn?«, wollte ich wissen.

»Na Vogelfutter, was sonst.« Als wäre die Antwort das Selbstverständlichste von der Welt.

Ein junger Ire namens Martin Corrigan brüstete sich gerne damit, jede Aufgabe im Haushalt perfekt erledigen zu können. Geschirr und Besteck spülen, den Kühlschrank reinigen – alles, was eben so anfällt. Ein anderer kam hereinspaziert und fragte: »Brauchst du ein Opernglas? Ich bin absolut pleite.« Er zog ein schönes, in Pergamentpapier eingewickeltes Opernglas hervor. »Einen Fünfer«, meinte er.

»Unter einer Bedingung«, antwortete ich. »Einen Fünfer, wenn du hier was trinkst. Und nicht zu Baxters rübergehst.« Er war ein netter Kerl, der einen Sprachfehler hatte. Ich bekam also das Opernglas, und er gab drei Pfund gleich wieder an der Theke aus.

Wann immer ich eine meiner Neuerwerbungen mit nach Hause brachte, drehte Cathy fast durch. Ich erinnere mich, dass ich einmal mit einer sehr hübschen italienischen Vase heimkam, die Cathy später in einem Laden für zehn Pfund entdeckte. Das Problem bestand darin, dass ich für unsere 25 Pfund bezahlt hatte. Ein andermal kam ich in einer nagelneuen, wirklich gut aussehenden Wildlederjacke heim.

»Wie viel?«, fragte Cathy.

»Sieben Pfund«, antwortete ich strahlend.

Zwei Wochen später wollten wir zu einer Party ihrer Schwester gehen. Ich schlüpfte also in die Jacke, stellte mich ganz stolz vor den Spiegel und bewunderte meine neue Anschaffung. Man kennt das ja, wie Männer an den Ärmeln ziehen, damit die Jacke auch richtig sitzt. Genau das machte ich auch – und hatte die beiden Ärmel plötzlich in der Hand. Da stand ich nun mit einer ärmellosen Jacke.

Cathy krümmte sich vor Lachen, während ich brüllte: »Den bringe ich um!« Die Jacke war nicht einmal gefüttert.

In meinem Billardzimmer hängt ein Bild von Bill, meinem besten Freund. Das war vielleicht ein Typ, dieser Billy! Er konnte nicht einmal eine Tasse Tee kochen. Als wir einmal, nachdem wir auswärts essen waren, zu ihm nach Hause kamen, sagte ich: »Stell doch mal den Wasserkessel auf den Herd, wir machen uns einen Tee.« Er verschwand und blieb eine Viertelstunde weg. Als ich ihn suchen ging, fand ich ihn beim Telefonieren mit seiner Frau, die er fragte: »Anna, wie geht das mit dem Teekochen?«

Eines Abends ließ Anna eine Fleischpastete für ihren Mann im Ofen, während Billy sich den Film Flammendes Inferno anschaute. Als Anna nach zwei Stunden wiederkam, quoll Rauch aus der Küche.

»Um Himmels willen, hast du denn den Herd nicht ausgeschaltet? Hier ist alles voller Qualm!«, schrie sie.

»Ich dachte, der käme aus dem Fernseher«, brüllte Billy. Er hatte es für einen Spezialeffekt des Films gehalten.

Billys Haus war ein beliebter Treffpunkt, wo sich früher oder später jeder einfand. Doch er war nicht als Billy bekannt. Alle nannten ihn McKechnie. Seine beiden Söhne, Stephen und Darren, waren tolle Jungs, und sie haben mit meinen Söhnen noch immer engen Kontakt. Billy gibt es nicht mehr. Aber ich denke noch oft an ihn und an den Spaß, den wir hatten.

Ich habe noch immer einen harten Kern von Freunden aus jener Zeit. Duncan Petersen, Tommy Hendry und Jim McMillan waren vier Jahre alt, als sie mit mir zusammen in den Kindergarten gingen. Duncan wurde Klempner, arbeitete für Imperial Chemical Industries in Grangemouth und ging sehr früh in Rente. Er besitzt ein hübsches, kleines Haus in Clearwater, Florida, und bereist mit seiner Frau gern die Welt. Tommy, der in jüngster Zeit ein paar Probleme mit dem Herzen hatte, war ebenso wie Jim Ingenieur. Der vierte aus unserer Runde, Angus Shaw, pflegt jetzt seine kranke Frau. John Grant, dem ich ebenfalls sehr nahe stehe, ist in den 1960er-Jahren nach Südafrika ausgewandert. Seine Frau und seine Tochter betreiben dort einen Großhandel.

Als ich als junger Mann das Team von Harmony Row verließ, waren die Jungs aus Govan sauer auf mich. Sie fanden es blöd, dass ich die Mannschaft verließ und zu den Amateuren von Drumchapel wechselte. Mick McGowan, der Harmony Row damals leitete, sprach nie mehr ein Wort mit mir. Er trug mir den Wechsel ewig nach. Er war ein eingefleischter Harmony-Row-Fan und ignoriert mich seither. Aber wir Jungs aus Govan gingen bis zum Alter von 19 oder 20 noch immer zusammen aus, und alle hatten zu dieser Zeit die erste Freundin.

Allmählich lebten wir uns aber auseinander. Ich heiratete Cathy und zog nach Simshill. Auch die anderen heirateten. John und Duncan spielten von 1958 bis 1960 mit mir zusammen bei Queen’s Park. Doch als Trainer blieb mir neben dem Job nur noch wenig Zeit für andere Dinge. Das war jedenfalls beim St. Mirren FC so. Aber die Verbindung riss nicht komplett ab. Etwa zwei Monate, bevor ich Aberdeen 1986 verließ, rief Duncan an und sagte, dass er im Oktober seine Silberhochzeit feiern würde. Ob Cathy und ich kommen wollten? Natürlich nahmen wir die Einladung gerne an. Das war zu jener Zeit, als ich an einem Wendepunkt meines Lebens stand. Die ganzen Jungs waren zum Fest gekommen, und wir fanden wieder zusammen. Alle hatten inzwischen Familien gegründet, und wir hatten uns zu reifen Männern entwickelt. Ich ging einen Monat später zu United, aber wir sind seither in engem Kontakt geblieben.

Mit 19 oder 20 kommt es ganz allmählich zu Veränderungen in den Lebensgewohnheiten, aber die Jungs aus Govan hielten weiterhin zusammen. Zwar führte ich inzwischen ein komplett anderes Leben, doch ich habe mich nie von ihnen abgewendet. Mein Leben hat sich einfach nur anders entwickelt. Ich betrieb zuerst zwei Pubs, war dann Trainer von St. Mirren und schließlich kam 1978 der Job bei Aberdeen.

Diese Freundschaften gaben mir bei Manchester United Kraft. Alle Freunde versammelten sich in unserem Haus in Cheshire, wir aßen ausgiebig, sangen und legten schließlich die alten Platten auf. Sie alle waren gute Sänger. Doch als ich an die Reihe kam, hatte der Wein schon dazu geführt, dass ich meine Sangeskünste stark überschätzte und meinte, Frank Sinatra beinahe das Wasser reichen zu können. Ich hatte keinerlei Zweifel, dass ich meine Zuhörer mit einer schönen Interpretation von Moon River erfreuen würde. Nachdem ich kaum zwei Takte gesungen hatte und die Augen aufmachte, war keiner mehr im Zimmer. »Ihr kommt her und schlagt euch mit meinem Essen den Bauch voll, und dann haut ihr ab, während ich singe, und schaut im Zimmer nebenan fern«, nörgelte ich. »Das hören wir uns nicht an. Das ist Scheiße«, war die Antwort.

Sie sind alle ganz normale, bodenständige Männer. Die meisten sind seit über 40 Jahren verheiratet. Gott, wie die mich runterputzen und fertig machen können. Ich nahm es ihnen aber nicht übel, weil sie mir so ähnlich sind. Sie sind vom gleichen Schlag. Sie sind mit mir aufgewachsen. Und sie haben mich auch unterstützt. Wenn sie zu einem Spiel kamen, waren wir meist die Sieger. Doch wenn wir ein Spiel versemmelten, dann sagten sie verständnisvoll: »Das war ein hartes Stück Arbeit«, nicht etwa »Das war Mist«, sondern »Das war ein hartes Stück Arbeit«.

Meine Freunde aus Aberdeen bleiben mir immer sehr nahe. Wenn ich eines über Schottland gelernt habe, dann dies: Je weiter nach Norden man kommt, umso verschlossener werden die Menschen. Sie brauchen länger, um Freundschaften zu schließen, aber dann ist diese Verbindung sehr tief.

Je mehr ich mich in den Job bei United hineinkniete, desto weniger Zeit blieb mir für mein privates Umfeld. Ich ging am Samstagabend kaum mehr aus. Der Fußball war für mich anstrengend genug. Wenn die Spiele um 15 Uhr angepfiffen wurden, kam ich meist erst gegen Viertel vor neun heim. Das war der Preis des Erfolgs: 76 000 Menschen, die alle zur gleichen Zeit nach Hause fuhren. Der Wunsch auszugehen ließ nach. Dennoch gewann ich ein paar gute neue Freunde: Ahmet Kurcer, Manager des Alderley Edge Hotels, Sotirios, Mimmo, Marius, Tim, Ron Wood, Peter Done, Jack Hanson, Pat Murphy und Pete Morgan, Ged Mason, den wunderbaren Harold Riley und natürlich die Leute aus meinem Stab, die immer loyal zu mir hielten. James Mortimer und Willie Haughey waren alte Kumpel aus meiner Heimatstadt, dann gab es Martin O’Connor und Charlie Stillitano in New York und Eckhard Krautzun in Deutschland. Das waren alles gute Menschen. Wir verbrachten gemeinsam schöne Abende, wenn wir noch Energie zum Ausgehen hatten.

Zu Beginn meiner Karriere in Manchester freundete ich mich mit Mel Machin an, der Trainer von Manchester City war und schon bald, nachdem sie uns 5:1 besiegt hatten, gefeuert wurde. Als Grund wurde angeführt, wenn ich mich recht entsinne, dass Mel nicht freundlich genug in die Kameras gelächelt habe. Mir wäre schon längst gekündigt worden, hätte so etwas bei United je eine Rolle gespielt. John Lyall, der Trainer von West Ham, war in jenen Tagen für mich ein Fels in der Brandung. Ich kannte bei Weitem nicht alle Spieler in England und war mir auch nicht sicher, wie gut die Scouting-Abteilung von United tatsächlich arbeitete. Häufig rief ich John an, und er schickte mir Berichte über Spieler, die meine eigenen Unterlagen oft gut ergänzten. Ich konnte mich auf ihn verlassen und vertraute ihm selbst vieles an. Wenn er mir sagen wollte, dass United gerade nicht gut spielte, dann mahnte er: »Ich sehe keinen Alex Ferguson in dieser Mannschaft.«

Jock Wallace, der temperamentvolle ehemalige Trainer der Rangers, sagte mir eines Abends etwas Ähliches: »Ich sehe keinen Alex Ferguson in dieser Mannschaft. Du solltest Alex Ferguson besser wieder zurückholen.« Diese Männer boten mir ihren Rat an, weil sie wussten, dass man auf unsere Freundschaft bauen konnten. Solche Freundschaften sind für mich die besten und wichtigsten im Leben. Bobby Robson war Trainer der englischen Nationalmannschaft, deshalb war unsere Beziehung am Anfang etwas anders, doch auch wir freundeten uns an. Lennie Lawrence war ein weiterer Freund aus dieser Zeit und ist es immer noch.

Bobby Robson und ich nahmen in Portugal, wo er zunächst Porto und dann Sporting Lissabon trainierte, anlässlich Eusébios Abschiedsspiel wieder engen Kontakt auf. Éric Cantona hatte bei diesem Spiel sein Debüt. Bobby kam aus unserem Hotel, und ich werde nie vergessen, wie er sich an Steve Bruce wandte und zu ihm sagte: »Steve, ich habe eine falsche Entscheidung getroffen. Ich hätte dir eine England-Kappe aufsetzen sollen, und ich entschuldige mich dafür.« Und das im Beisein aller Spieler.

Vieles von dem, was ich am Ende meiner Laufbahn wusste, habe ich in jener Anfangszeit gelernt, manchmal ohne es zu merken. Lange bevor ich mich in Richtung Süden zu United aufmachte, hatte ich bereits viel über die Menschen gelernt.

Häufig betrachten Außenstehende die eigene Branche oder die Welt drum herum anders als man selbst, und manchmal muss man sich der Realität anpassen. Bei Davie Campbell war es so ein Fall. Ich hatte den Spieler beim St. Mirren trainiert. Er konnte zwar laufen wie eine Gazelle, aber kein Kaninchen in die Falle locken. Als ich ihn mir eines Tages in einer Halbzeitpause deshalb gerade zur Brust nehmen wollte, ging die Tür auf und sein Vater erschien: »Davie, mein Sohn, du spielst hervorragend, gut gemacht!«, verkündete er und verschwand wieder. So unterschiedlich kann der Blick auf die gleiche Sache sein.

Eines Tages waren wir mit der Mannschaft von East Stirling in Cowdenbeath, hatten aber vor der Abfahrt nicht auf die Wettervorhersage geachtet. Das Spielfeld war hart wie Beton. Also fuhren wir ins Zentrum von Cowdenbeath und kauften zwölf Paar Baseballstiefel. Damals hatten die Fußballschuhe noch keine Gummisohlen. Zur Halbzeit lagen wir bereits 3:0 im Rückstand. Während der zweiten Spielhälfte klopfte mir plötzlich Billy Renton, ein ehemaliger Mannschaftskamerad, auf die Schulter und sagte: »Alex, ich will dir nur kurz meinen Sohn vorstellen.« Völlig entgeistert raunzte ich ihn an: »Billy, um Himmels willen, wir verlieren gerade 3:0.«

Genau an diesem Tag war der gegnerische Trainer Frank Connor, ein Typ mit sehr eigenem Temperament, bei einer Spielsituation der Meinung, dass der Schiedsrichter parteiisch gegen seine Mannschaft gepfiffen hätte und schleuderte deshalb voller Wut die Trainerbank aufs Spielfeld. Darauf ich: »Verdammt noch mal, Frank, ihr gewinnt doch gerade 3:0!«

»Eine Sauerei ist das!«, gab Frank zurück. Das war die Art von Emotionen, mit denen ich es oft zu tun hatte.

Dabei fällt mir die Geschichte von Jock Stein und seinen Streitereien mit Jimmy Johnstone ein. Jimmy war ein hervorragender Spieler und legendärer Trinker. Eines Nachmittags nahm Jock Stein Jimmy zur Strafe dafür, dass er nicht in einem europäischen Auswärtsspiel spielen wollte, aus dem Match. Als Jimmy vom Platz kam, schrie er ihn an: »Du einfüßiger Bastard, du dämlicher«, kickte gegen den Unterstand und rannte durch den Tunnel. Der große Jock hinterher. Inzwischen hatte sich Jimmy in der Kabine verbarrikadiert.

»Mach die Tür auf!«, brüllte Jock.

»Nein, dann verdrischt du mich«, heulte Jimmy.

»Mach diese verdammte Tür auf!«, brüllte Jock weiter. »Ich warne dich.«

Jimmy riss die Tür auf und sprang direkt in eine Wanne, die dort rumstand und voll heißen Wassers war.

Jock: »Komm raus da!«

»Nein, ich komme nicht raus.«

Unterdessen lief draußen auf dem Spielfeld das Match weiter. So ist das.

Die Arbeit als Trainer ist eigentlich eine niemals endende Folge von Herausforderungen. Ein großer Teil davon besteht im Umgang mit diversen menschlichen Schwächen. So zum Beispiel, als einige Spieler der schottischen Nationalmannschaft nach einem feuchtfröhlichen Abend beschlossen, einige Boote zu kapern und loszurudern. Das endete damit, dass Jimmy Johnstone, dem kleinen Jinky, die Ruder abhanden kamen und er von der Ebbe aufs Meer hinausgetragen wurde, während er noch immer vor sich hin grölte. Als die Nachricht schließlich Celtic Park erreichte, wurde Jock Stein darüber informiert, dass Jinky von der Küstenwache im Firth of Clyde aus einem Ruderboot gerettet worden war. Darauf Jock scherzhaft: »Hätte er nicht ersaufen können? Wir hätten ihm einen ehrenvollen Abschied verpasst, uns um Agnes gekümmert, und ich hätte immer noch Haare auf dem Kopf.«

Jock war einfach urkomisch. Ich erinnere mich noch, wie wir während unserer gemeinsamen Zeit bei der schottischen Nationalmannschaft im Mai 1985 England im Wembley-Stadion mit 1:0 besiegten und dann nach Reykjavik flogen, um gegen Island anzutreten, und wir sehr zufrieden mit uns waren. Nach unserer Ankunft fand sich der Trainerstab zu einem Festessen zusammen, das aus Garnelen, Lachs und Kaviar bestand. Big Jock trank niemals Alkohol, aber ich drängte ihn, zur Feier unseres Sieges über die Engländer wenigstens ein Glas Weißwein zu trinken.

Beim Spiel gegen Island schafften wir gerade einmal ein 1:0. Unsere Leistung war eine einzige Katastrophe. Danach kam Big Jock mit einem vorwurfsvollen Blick zu mir und meinte: »Siehst du? Das lagt nur an dir und deinem blöden Weißwein.«

Obwohl ich mich auf all diese Erfahrungen stützen konnte, tastete ich mich in meiner Anfangszeit bei Manchester United vorsichtig voran. Meine Temperamentsausbrüche waren dabei mitunter hilfreich, denn wenn ich die Beherrschung verlor, kam meine Persönlichkeit erst richtig zum Tragen. Ryan Giggs ist ebenfalls ein aufbrausender Mensch, aber eher langsam. Meine Hitzköpfigkeit war häufig ein recht nützliches Instrument. Sie sorgte dafür, dass ich respektiert wurde und half mir, meine Autorität durchzusetzen. Sie machte den Spielern, aber auch dem Trainerstab klar, dass ich mich nicht an der Nase rumführen lasse.

Es gibt immer Leute, die gegen dich antreten und dir die Stirn bieten wollen. Schon in den ersten Tagen bei East Stirling hatte ich eine eindrucksvolle Auseinandersetzung mit unserem Mittelstürmer, der der Schwiegersohn von Bob Shaw war, einem der Vereinsbosse.

Einer meiner Spieler, Jim Meakin, kam zu mir, um mich darüber zu informieren, dass seine ganze Familie an einem Septemberwochenende verreisen würde. Das sei so Tradition.

»Was meinst du damit?«, fragte ich.

»Na ja, dass ich am Samstag nicht spielen werde«, kam von Jim zurück.

»Tja, ich sag dir was«, erwiderte ich, »wenn du am Samstag nicht antrittst, brauchst du dir erst gar nicht die Mühe machen wiederzukommen.«

Also spielte er und fuhr direkt danach zu seiner Familie nach Blackpool.

Am Montag bekam ich einen Anruf: »Boss, ich habe eine Panne und bin liegen geblieben.« In Carlisle, wenn ich mich recht entsinne. Er muss mich wohl für blöd gehalten haben. Ich schaltete blitzschnell und sagte: »Ich kann dich nicht gut verstehen, gib mir deine Nummer, ich rufe zurück.«

Schweigen.

»Du brauchst gar nicht erst wiederzukommen«, bekam er dann noch von mir zu hören.

Bob Shaw vom Vorstand war richtig sauer auf mich. Und das wochenlang. Sogar der Vorstandsvorsitzende bekniete mich: »Alex, bitte, schaff mir Bob Shaw vom Hals und lass Jim wieder spielen.«

Darauf ich: »Kommt nicht in Frage, Willie, er ist draußen. Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass ich meinen Job vernünftig machen kann, wenn die Spieler selbst entscheiden, wann sie in Urlaub fahren?«

»Ich sehe das Problem, aber sind drei Wochen nicht genug?«, fragte er.

In der darauf folgenden Woche kam er in Forfar nach mir auf die Toilette, stellte sich neben mich und grummelte: »Bitte, Alex, wenn du nur einen Funken christliches Mitgefühl im Leib hast.«

Nach kurzer Überlegung antwortete ich: »In Ordnung.«

Spontan gab er mir einen Kuss. »Was machst du denn da, du alter Sack?«, rutschte es mir raus. »Gibst mir in einer öffentlichen Toilette einen Kuss!«

Im Oktober 1974 begann für mich der nächste Abschnitt meiner Lehrzeit, als ich beim St. Mirren FC zu arbeiten begann. Gleich am ersten Tag entdeckte ich ein Foto im Paisley Express. Ich bemerkte, dass der Mannschaftskapitän auf dem Bild eine Geste hinter meinem Rücken machte. Am folgenden Montag zitierte ich ihn in mein Büro und verkündete ihm: »Du kannst ablösefrei zu einem anderen Verein wechseln, wenn du willst. Hier ist kein Platz mehr für dich. Du wirst nicht mehr aufgestellt.«

»Warum?«, wollte er wissen.

»Wenn du das Victory-Zeichen hinter einem Trainer machst, sagt mir das, dass du weder ein erfahrener Spieler noch eine reife Persönlichkeit bist. Wenn ich nach einem Mannschaftskapitän suche, dann halte ich nach einem reifen Kerl Ausschau. Was du veranstaltet hast, war einfach kindisch. Also verschwinde.«

Es ist unabdingbar, sich Respekt zu verschaffen. Schon Big Jock sagte mit Blick auf die Spieler zu mir: »Schließe sie nie ins Herz, weil sie dich bescheißen werden.«

In Aberdeen hatte ich es mit allen möglichen Regelverstößen zu tun. Ich habe viele dabei erwischt, und im Nachhinein lacht man sich über ihre Reaktionen halb tot.

»Ich?«, fragten sie dann meist und guckten dich dann ganz beleidigt an.

»Genau du.«

»Ach, ich habe einen Kumpel besucht.«

»Tatsächlich? Drei Stunden lang? Und warst am Ende besoffen?«

Mark McGhee und Joe Harper stellten mich mehrfach auf die Probe. Und dann war da beim St. Mirren FC noch Frank McGarvey. Eines Sonntags im Jahr 1977 kamen 15 000 Fans zu einem Pokalspiel in den Fir Park, das wir aber 2:1 verloren. Motherwell warf uns aus dem Pokalwettbewerb, und der SFA, der Scottish Football Association, wurde zugetragen, ich hätte behauptet, dass der Schiedsrichter überfordert gewesen wäre.

An diesem Sonntagabend läutete bei mir zu Hause das Telefon. Mein Freund John Donachie war am anderen Ende der Leitung und sagte: »Ich wollte es dir vor dem Spiel nicht erzählen, weil ich wusste, dass du ausflippen würdest, aber ich habe McGarvey am Freitagabend im Pub gesehen, sternhagelvoll.« Ich rief bei ihm zu Hause an. Seine Mutter war am Apparat. »Ist Frank da?«

»Nein«, antwortete sie, »er ist in der Stadt. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«

»Sie können ihm ausrichten, dass er mich anrufen soll, sobald er nach Hause kommt. Ich bleibe auf. Ich gehe erst ins Bett, wenn ich mit ihm geredet habe.« Um 23:45 Uhr klingelte das Telefon. Es piepte in der Leitung, deshalb wusste ich, dass er von einem Münzapparat aus anrief. »Ich bin zu Hause«, sagte Frank. »Aber es piept in der Leitung«, erwiderte ich.

»Ja, wir haben in unserem Haus ein Münztelefon«, erklärte er mir. Das entsprach zwar der Wahrheit, aber ich glaubte ihm nicht, dass er von dort aus anrief.

»Wo warst du am Freitagabend?«

»Daran kann ich mich nicht erinnern«, antwortete er.

»Ich sag es dir. Du warst in der Waterloo Bar. Dort warst du. Du bist gesperrt, und zwar auf Lebenszeit. Du brauchst gar nicht erst wiederzukommen. Du bist raus aus dem schottischen U21-Team. Ich streiche dich. Du wirst in deinem ganzen Leben nie mehr auflaufen.« Und damit legte ich auf.

Am folgenden Morgen rief mich seine Mutter an. »Mein Frank trinkt nicht. Sie müssen ihn verwechselt haben.«

Ich erwiderte ihr: »Das glaube ich nicht. Ich weiß, dass jede Mutter immer nur das Beste in ihrem Sohn sieht, aber fragen Sie ihn doch mal selbst.«

Drei Wochen lang ließ ich ihn auf Lebenszeit gesperrt, und die anderen Spieler murrten heftig.

Wenig später stand ein entscheidendes Ligaspiel gegen Clydebank auf dem Plan, und ich sagte zu meinem Assistenten, dem großen Davie Provan: »Ich brauche ihn für dieses Spiel.« In der Woche vor dem Spiel gegen Clydebank fand das Vereinsfest im Rathaus von Paisley statt. Als ich mit Cathy reinkam, sprang Frank plötzlich hinter einer Säule hervor und bettelte: »Geben Sie mir noch eine Chance.« Das war ein Geschenk des Himmels, denn ich hatte mich schon gefragt, wie ich ihn wieder in die Mannschaft holen konnte, ohne mein Gesicht zu verlieren, und da kommt er plötzlich hinter einer Säule hervor. Ich sagte zu Cathy, dass sie schon einmal weitergehen solle, während ich Frank gegenüber meinen strengsten Tonfall anschlug: »Ich habe dir gesagt, dass du in deinem Leben nie mehr spielen wirst.« Tony Fitzpatrick, der uns beobachtet hatte, kam hinzu: »Chef, geben Sie ihm noch eine Chance, ich garantiere, dass er sich in Zukunft benimmt.«

»Sprechen wir morgen früh darüber«, blaffte ich. »Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.« Und ich schritt triumphierend in den Saal, um mich zu Cathy zu gesellen. Das Spiel gegen Clydebank haben wir dann 3:1 gewonnen, und Frank erzielte zwei Treffer.

Wenn man es mit jungen Leuten zu tun hat, muss man versuchen, ihnen Gefühl für Verantwortung zu vermitteln. Falls es ihnen gelingt, ihrer Energie und Begabung noch Charakterstärke hinzuzufügen, kann das der Anfang einer großartigen Karriere sein.