Alte Liebe rostet nicht? - Toni Waidacher - E-Book

Alte Liebe rostet nicht? E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer Sebastian Trenker hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen. Christian Albersdörfer war in den Vorstand der Raiffeisenbank von St. Johann berufen worden. Am nächsten Montag sollte der Siebenunddreißigjährige den Dienst antreten. Er fuhr aber bereits am Freitagnachmittag bei der Pension ›Alpenrose‹ vor, die etwas außerhalb St. Johanns lag und die seine Schwester Pauline zusammen mit ihrem Mann betrieb. Pauline erwartete ihren jüngeren Bruder schon. Sie stand am Fenster und schaute voller Ungeduld hinaus. Als nun der Wagen mit dem Münchner Kennzeichen anhielt rief sie aufgeregt: »Michel! Michel, sie sind da!« Michael Wagner kam aus dem Wohnzimmer. »Na endlich«, sagte er lächelnd. »Ich hab' schon befürchtet, du platzt vor Ungeduld.« »Ach du …« Pauline eilte nach draußen, ihr Gatte folgte ihr. Soeben stieg Christian Albersdörfer aus dem Auto. Er war dunkelhaarig, schlank und etwa eins achtzig groß. Sein schmales, markantes Gesicht zeigte ein natürliches Lächeln, als er seiner Schwester und deren Mann zuwinkte. Er öffnete die hintere Tür seines Autos und sagte: »Steig aus, Kleines. Den Gurt hast du ja schon geöffnet.

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Der Bergpfarrer Extra – 2 –

Alte Liebe rostet nicht?

Nadine – gefangen zwischen Bangen und Hoffen

Toni Waidacher

Christian Albersdörfer war in den Vorstand der Raiffeisenbank von St. Johann berufen worden. Am nächsten Montag sollte der Siebenunddreißigjährige den Dienst antreten. Er fuhr aber bereits am Freitagnachmittag bei der Pension ›Alpenrose‹ vor, die etwas außerhalb St. Johanns lag und die seine Schwester Pauline zusammen mit ihrem Mann betrieb.

Pauline erwartete ihren jüngeren Bruder schon. Sie stand am Fenster und schaute voller Ungeduld hinaus. Als nun der Wagen mit dem Münchner Kennzeichen anhielt rief sie aufgeregt: »Michel! Michel, sie sind da!«

Michael Wagner kam aus dem Wohnzimmer. »Na endlich«, sagte er lächelnd. »Ich hab’ schon befürchtet, du platzt vor Ungeduld.«

»Ach du …« Pauline eilte nach draußen, ihr Gatte folgte ihr.

Soeben stieg Christian Albersdörfer aus dem Auto. Er war dunkelhaarig, schlank und etwa eins achtzig groß. Sein schmales, markantes Gesicht zeigte ein natürliches Lächeln, als er seiner Schwester und deren Mann zuwinkte. Er öffnete die hintere Tür seines Autos und sagte: »Steig aus, Kleines. Den Gurt hast du ja schon geöffnet. Bist ein gescheites Madel.«

Die fünfjährige Jana strahlte ihn mit ihren braunen Rehaugen an und kletterte aus dem BMW.

Nun waren auch Pauline und Michael bei ihnen angelangt. Während Michael seinem Schwager die Hand reichte, hob Pauline ihre kleine Nichte in die Höhe und rief lachend: »Na, du kleine Maus, endlich seid ihr da, – du und dein Papa!« Sie küsste die Kleine, einen glücklichen Glanz in den Augen. »Freust du dich, Mauserl?«

Jana nickte und Pauline drückte sie wieder fest an sich. Ihr selbst waren Kinder versagt geblieben, und so gehörte die ganze Mutterliebe der kleinen Tochter ihres Bruders.

Michael und Christian hatten einen kräftigen Händedruck gewechselt, und nun fragte Michael: »Wie war die Fahrt? Wir haben euch schon vor zwei Stunden erwartet. Gab’s Probleme auf der Autobahn?«

»Und was für welche! Die Wochenendurlauber, die aus Richtung München nach Garmisch zum Schifahren unterwegs waren, haben die ganze Autobahn hoffnungslos verstopft. Kilometerlange Staus, Stop-and-go. Wir haben fast dreimal so lang für die Strecke gebraucht als sonst.«

»Ja, das kann ich mir denken«, nickte Michael und wandte sich seiner Frau zu. »Darf ich die Kleine auch begrüßen, Schatz?«, fragte er mit einem Lächeln um die Lippen. »Immerhin hab’ ich sie auch schon seit Allerheiligen nimmer gesehen.« Er nahm Jana auf die Arme und lächelte sie an. »Grüaß di, Jana-Maus …«

Indes umarmten sich Christian und seine Schwester, und Pauline sagte: »Ich freu’ mich ja so, Christian, ich kann es kaum beschreiben, wie ich mich freu’. Bei uns im Haus findest du mit deiner Tochter genügend Platz, auch wenn im Sommer die Urlauber wieder kommen und die Pension voll ist. Aber darüber haben wir uns ja schon unterhalten. Ich hab’ für dich und das Madel schon alles vorbereitet. Euer Gepäck holen wir dann ins Haus. Jetzt kommt erst mal herein.«

Sie gingen ins Haus. Michael trug die kleine Jana auf dem Arm, sie hatte ihre Ärmchen um seinen Hals geschlungen.

Schließlich saßen sie im Esszimmer am Tisch und Pauline sagte: »Ich koch’ uns Kaffee. Warum hast du denn net angerufen und uns gesagt, dass ihr im Stau steckt, Christian. Ich hab’ regelrecht auf glühenden Kohlen gestanden.«

»In der Hektik hab’ ich, ehe wir losgefahren sind, vergessen, mein Handy aufzuladen. Ich hab’ dann die Jana, damit ihr die Zeit net so lang’ wird, einen Videofilm anschauen lassen und Nullkommanix war der Akku leer.«

»Ich bin vor Sorge fast vergangen«, versetzte Pauline, zuckte mit den Schultern und fügte hinzu: »Aber jetzt seid ihr ja wohlbehalten angekommen. Ich geh’ jetzt und koch’ Kaffee.« Sie schaute Jana an. »Und du, kleiner Engel, bekommst wie immer, wenn du bei mir bist, deinen Kinderkaffee. Den magst du doch?«

»Ja, Tante, und Erdbeerkuchen«, antwortete das Kind mit heller Stimme und viel Begeisterung.

»Natürlich, Kleines. Die Tante hat alles besorgt, was du magst.« Sie verließ das Esszimmer.

»Und sonst?«, fragte Michael. »Alles klar?«

»Im Großen und Ganzen – ja«, antwortete Christian. »Alina macht keine Probleme. Ich hab’ mich des Eindrucks net erwehren können, dass sie ziemlich erleichtert war, weil sich alles in ihrem Sinn ergeben hat.« Ein bitterer Zug kerbte sich in seine Mundwinkel. »Ob sie glücklich wird, weiß ich net. Ich kann’s mir kaum vorstellen.« Mit einem vielsagenden Blick auf seine Tochter fügte er hinzu: »Reden wir jetzt net drüber. Es wär’ sicherlich net so gut.«

»Das denk’ ich auch«, pflichtete Michael bei und strich der kleinen Jana zärtlich über die dunklen Haare, die zu einem Zopf geflochten waren.

Pauline brachte den Erdbeerkuchen auf einem gläsernen Tablett herein und stellte es auf den Tisch. Sie hatte den Kuchen bereits geschnitten.

»Der schaut aber lecker aus«, lobte Christian.

»Ihr wollt sicher doch auch Sahne dazu?«, fragte seine Schwester.

Jana nickte eifrig.

»Dem kann ich mich nur anschließen«, lachte Christian.

Während Pauline den Tisch deckte, ergriff ihr Mann wieder das Wort: »Es ist schon Tagesgespräch in St. Johann, dass du als neues Mitglied des Bankvorstandes zurückkehrst. Ich schätz’, du wirst dich auch ganz offiziell beim Bürgermeister vorstellen.«

»Ja. Gleich am Montag, nachdem ich mich bei meinen Kollegen in der Bank vorgestellt hab’, hab’ ich beim Bruckner einen Termin. Ist er immer noch der Alte, der ständig bestrebt ist, sein St. Johann zu einer Touristenhochburg im Wachnertal zu machen?«

Michael nickte. »Da war einiges in den vergangenen zwei Jahren. Erst wollte er eine Freilichtbühne für Open-Air-Festivals in St. Johann etablieren, dann war’s eine Sommerrodelbahn, und jetzt will ein Unternehmen aus Innsbruck eine Biogasanlage und ein Blockheizkraftwerk auf dem Gelände des Bundschererhofs errichten. Vorige Woche war deswegen eine Gemeinderatssitzung, bei der auch Pfarrer Trenker gesprochen hat. Er war’s, der die Freilichtbühne und die Sommerrodelbahn verhindern hat können. Jetzt kämpft er gegen die Biogasanlage. Ich war net bei der Sitzung. Soweit ich aber gehört hab’, ist unser Gemeinderat auch dagegen. In Waldeck und Engelsbach hingegen ist man dafür. Ich denk’, da ist noch net das letzte Wort gesprochen.«

»Den Pfarrer möcht’ ich auch begrüßen«, erklärte Christian. »Wie geht’s denn der Nadine? Pauline hat mir erzählt, dass sie ihrem Bruder zwei Beziehungen ruiniert hat. Ist sie denn immer noch so verbiestert?«

»Dass sie so geworden ist«, mischte sich Pauline ein, »daran bist du net ganz unschuldig.«

»Ich weiß«, murmelte Christian. »Es hat halt net sollen sein. Sie hat net weg gekonnt von St. Johann, vielleicht hat s’ auch gar net weg gewollt. Wer weiß das schon so genau? Und dann ist alles so gekommen, wie’s gekommen ist. Dass die Entwicklung net so glücklich war, hat kein Mensch voraussehen können.«

»Schicksal«, philosophierte Pauline und verließ das Esszimmer, um den Kaffee zu holen.

»Der Thorsten ist wieder verliebt«, erzählte Michael. »Und zwar in die Lang-Annika. Anfangs hat die Nadine auch wieder versucht, querzuschießen. Das ist sogar so weit gegangen, dass sie den Hof verlassen hat. Ich glaub’, sie hat irgendwo im Bayrischen Wald eine Stellung angetreten. Aber schon nach kurzer Zeit ist sie wieder aufgetaucht. Warum, weiß ich net. Spielt ja auch keine Rolle. Ich denk’, es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie die Annika wieder vergrault hat.«

Pauline brachte die Kanne mit dem Kaffee und ein kleines Kännchen, in dem sie den mit Zucker und Milch verrührten Malzkaffee für Jana zubereitet hatte. Sie stellte alles auf den Tisch. »Ich schlag’ nur noch schnell die Sahne, dann setz’ ich mich zu euch. Schenkt euch nur schon Kaffee ein und bedient euch am Kuchen. Die Sahne kommt sofort.«

»Danke«, sagte Christian und sein Blick begegnete dem seiner Schwester. Es waren Blicke voller Wärme …

*

Es war ein klarer Samstagabend, an dem sich die Teilnehmer an der Nachtwanderung, die Pfarrer Trenker organisiert hatte, vor dem Pfarrhaus trafen. Der Mond hing über den Bergen im Osten, und die zerklüfteten Bergketten, die das Wachnertal begrenzten, hoben sich scharf und schwarz wie Scherenschnitte gegen den glitzernden Sternenhimmel ab. Das Mond- und Sternenlicht ließ den Schnee, mit dem dort oben alles bedeckt war, hell aufschimmern.

Da es sehr kalt war, bildeten sich vor den Gesichtern der Wanderer beim Atmen weiße Dampfwolken. Jeder hatte sich eine Mütze über die Ohren gezogen, trug eine dick gefütterte Jacke, Winterstiefel und warme Handschuhe.

Thorsten Sommerauer und Annika hatten sich ebenso wie Nadine bereit erklärt, an der Wanderung teilzunehmen. Wieder dabei war der ganze Deininger-Clan, inklusive Philipp, der fest entschlossen war, seine Nicole auf Händen zu tragen und ihr, wenn es nötig war, den Himmel zu Füßen zu legen. Und diesmal war auch Markus Bruckner, der Bürgermeister, mit von der Partie.

Die ganze Gruppe war versammelt und Sebastian sagte: »Der Georg und die Franzi bereiten alles vor. Es gibt wieder gegrillte Steaks und Bratwürsteln, außerdem Bier und Wein und natürlich auch nichtalkoholische Getränke.«

Der Pfarrer trug einen Packen Fackeln unter dem Arm, die er nun verteilte. Als er Bruckner eine reichte, sagte er: »Dass du gekommen bist, Markus, freut mich ganz besonders. Du wirst sehen, es wird gar net so schlimm, wie du vielleicht fürchtest. Und hinterher bist du stolz auf dich, weil du dich entschlossen hast, mitzugehen.«

»Tja, Hochwürden, was tut man net alles? Sie kennen mich doch. Wenn ich mich in eine Sach’ verbeiß’, dann geb’ ich mich net so schnell geschlagen. Nachdem sie mir die Wettschuld net erlassen, werd’ ich mit Ihnen die Wallfahrt nach Altötting machen. Und ich werd’ die Streck’ laufen ohne zu klagen. Die heutige Wanderung seh’ ich als spezielles Training an. Natürlich sind die Würsteln und das Bier hinterher eine schöne Dreingabe, aber der Hauptgrund dafür, dass ich mitgeh’, ist der Durchhaltewille.«

»Das ist lobenswert, Markus«, grinste Sebastian und sagte laut: »Und los gehts. Die Fackeln zünden wir an, sobald der Ort endet und uns die Straßenlaternen kein Licht mehr spenden. Es ist zwar eine ziemlich helle Nacht, aber das Licht der Fackeln bringt schon eine besonders stimmungsvolle Atmosphäre. In jedem von uns steckt doch ein kleiner Romantiker.«

Sie marschierten los. Sebastian, Severin Kaltenecker und der Bürgermeister gingen voraus, die Paare folgten.

Nadine ging am Schluss der kleinen Gruppe mit ihrem Bruder und Annika. Sie war bemüht, sowohl mit Thorsten als auch mit Annika ein gutes Verhältnis zu bewahren. Vor ihnen stapften Philipp Deininger und Nicole händchenhaltend durch den Schnee. Noch befanden sie sich innerhalb der Ortschaft. Die klare, eisige Luft war mit dem Geruch von Holzrauch geschwängert, der aus den Kaminen stieg; irgendwo bellte ein Hund.

Schließlich lag der Ort hinter ihnen und sie zündeten die Fackeln an. Die Flammen flackerten und rußten, Licht und Schatten wechselten auf dem Schnee, schließlich aber brannten sie ruhig, und man setzte den Weg zum Ainringer Forst fort.

»Am Montag, um neun Uhr, hat sich der Albersdörfer-Christian bei mir angekündigt«, sagte Bruckner. »Er und seine Tochter wohnen bei seiner Schwester. Ich hab’ ihn gefragt, ob er eine Wohnung mieten wird oder vielleicht sogar ein Haus hier baut, aber er hat gemeint, dass er und sein Töchterl bei der Pauline gut aufgehoben sind.«

Sebastian stutzte. »Er und seine Tochter? Was ist denn mit seiner Frau?«

»Er ist geschieden, hat er mir erzählt.«

»Dann hat wohl er das Sorgerecht für seine Tochter?«, murmelte Sebastian.

»Darüber haben wir net gesprochen«, antwortete der Bürgermeister. »Aber es wird wohl so sein, nachdem er die Kleine mitbringt.«

Sebastian begann sich Gedanken zu machen. War vielleicht sogar die Scheidung der Grund für Christian Albersdörfer, sich nach St. Johann versetzen zu lassen? »Ist was dagegen einzuwenden, Markus, wenn ich am Montag um neun Uhr dabei bin, wenn sich der Christian bei dir meldet?«

»Was sollt’ dagegen einzuwenden sein, Hochwürden?«, kam Bruckners Gegenfrage. »Ich würd’ mich sogar freuen. Denn wenn ich nix mehr zu sagen weiß, dann können ja Sie das Wort ergreifen.«

Sebastian lachte. »Du bist wieder mal sehr uneigennützig, Markus. Ich frag’ mich, ob die Nadine schon weiß, dass der Christian nach St. Johann zurückkehrt.«

»Es hat sich gewiss im Ort herumgesprochen«, versetzte der Bürgermeister.

»Ich hab’ mit der Traudl darüber gesprochen«, sagte Severin. »Sie hat’s tatsächlich schon gewusst. Die Erbling-Maria hat’s ihr beim Herrnbacher erzählt, und wenn’s die Erbling mal auf der Pfanne hat, dann weiß es bald das ganze Dorf.«

»Ob’s den Sommerauerhof schon erreicht hat, ist fraglich«, gab Sebastian zu bedenken. »Der Thorsten und die Nadine haben schon immer ein bissel zurückgezogen gelebt und sich verhältnismäßig wenig um andere Leut’ gekümmert. Ich glaub’, ich unterhalt’ mich mal ein bissel mit der Nadine. Wenn sie’s noch net gehört hat, kann ich sie schonend drauf vorbereiten.«

»Da bricht er mal wieder durch, der gute Hirte, der in Ihnen steckt, Hochwürden«, schmunzelte der Bürgermeister. »Der Platz da oben…«, er wies zum Himmel hinauf, »… ist Ihnen mal sicher.« Über Bruckners rundes Gesicht huschten Licht- und Schattenreflexe und in seinen Augen spiegelte sich die Flamme seiner Fackel.

Sebastian glaubte ein spitzbübisches Glitzern in ihnen wahrnehmen zu können. »Und dir ist das Fegefeuer gewiss, denn du den guten Hirten auf den Arm zu nehmen versuchst, Markus«, erwiderte er lächelnd. »Aber wenn deine schwarze Seele gereinigt ist, hol’ ich dich zu mir hinauf. Ohne dich wär’s da oben …«, jetzt deutete auch er hinauf zum flirrenden Firmament, »… sicher sehr, sehr langweilig.«

Nach diesen Worten blieb Sebastian zurück.

Er konnte noch hören, dass Bruckner etwas zu Severin sagte, was es war, hatte er allerdings nicht verstehen können.

Sicher ein nicht ganz ernst gemeinter Kommentar.

Jürgen Deininger und Katrin, Paul und Steffi, sowie Tanja und Harald Hohenegger stapften an ihm vorbei, ebenso Philipp und Nicole. Sie lächelten dem Pfarrer zu und der erwiderte das Lächeln, und dann kamen Thorsten, Annika und Nadine.

Sebastian hielt den Blick auf Letztere gerichtet und sagte: »Willst du die beiden frisch Verliebten net ein bissel allein lassen, Nadine? Sie haben sich gewiss Dinge zu sagen, die für das Ohr eines Dritten ganz und gar net bestimmt sind.«

»Die Nadine stört uns kein bissel, Hochwürden«, beeilte sich Annika zu sagen und nahm ihre zukünftige Schwägerin bei der Hand. »Wir unterhalten uns sehr angeregt.« Sie lachte auf. »Wenn der Thorsten und ich uns was zu sagen haben, das nur für uns bestimmt ist, finden wir schon eine Gelegenheit.«

»Das glaub’ ich gern«, erwiderte Sebastian. »Dennoch würd’ ich gern ein paar Schritte mit dir gehen, Nadine.«

»Gern«, sagte Nadine.

Annika und Thorsten gingen weiter.

»Was gibt’s denn, Hochwürden? Sie möchten doch net von ungefähr ein Stück mit mir gehen. Falls Sie wissen möchten, wie’s auf dem Hof läuft, dann kann ich nur sagen, wir vertragen uns. Die Annika und ich sind auf dem besten Weg, net nur Schwägerinnen zu werden, sondern auch beste Freundinnen.«