Am Ende des Tages - Bernhard Meuser - E-Book

Am Ende des Tages E-Book

Bernhard Meuser

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Beschreibung

Am Ende des Tages heißt es immer wieder von neuem: Loslassen und sich dem Schutz Gottes anvertrauen. Seit Jahrhunderten begehen Christen ein Ritual des Übergangs vom Tag zur Nacht. Es ist quasi ein Tagesabschluss, während dem sie sich fragen: Was ist mir heute gelungen? Wofür kann ich dankbar sein? Was ist schiefgelaufen? Wo habe ich mich den Herausforderungen nicht gestellt? Bin ich Menschen die Liebe schuldig geblieben? Was war hell an diesem Tag? Und was war dunkel? Was will nochmals speziell bedacht und bewegt werden? Was harrt des Bekennens und der Vergebung? "Am Ende des Tages" ist ein Andachtsbuch mit tiefen Texten und Gebeten. Es eignet sich für alle, die sich und ihre Gedanken, Anliegen und Lebensnöte zum Abschluss des Tages bewusst auf Gott ausrichten wollen. Und für alle, die nicht ohne Gottes Segen in die Nacht und den Schlaf eintauchen wollen. Es sind tägliche Abendgebete, die immer wieder neu zum Nachdenken anregen, zum Weiterbeten inspirieren und zum Ruhen herausfordern. Für den Autor und seine Leser sind sie "ein jahrealter, liebgewordener Schatz gesammelter Weisheiten".

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Bernhard Meuser Am Ende des Tages

Der Autor

Der bayerische Publizist und Verleger Bernhard Meuser (*1953) ist mit zahlreichen Veröffentlichungen zu den Themen «Spiritualität» und «Gelebtes Christentum» hervorgetreten, die sich besonders auch an jüngere Leser richten. Dabei vermeidet er stets theologische Fachsprache und die Fixierung auf binnenkirchliche Probleme und betont stattdessen die übereinstimmenden Grundsehnsüchte und Glaubensanliegen aller Christen, egal welcher Couleur. Meuser plädiert für ein engeres Miteinander aller Christen und Konfessionen.

Zu seinen Hauptanliegen gehören die 2011 von ihm initiierte deutsche Ausgabe des Jugendkatechismus «YouCat», das von ihm seit Mai 2012 geleitete «YouCat-Zentrum» in Augsburg und alle daran anschließenden publizistischen Projekte.

Bernhard Meuser ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Beim Fontis-Verlag erschienen bisher: «Beten: Eine Sehnsucht», «Christsein für Einsteiger», «Maschas Geheimnis (Roman)», «Weihnachts-Sehnsucht», «Sternstunden (35 Geschichten)».

Bernhard Meuser

Am Ende des Tages

365 Gebete und Impulse

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

© 2017 by Fontis – Brunnen Basel

Umschlag: Spoon Design, Olaf Johannson, Langgöns Foto Umschlag: Guitar photographer / Shutterstock.com E-Book-Vorstufe: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel E-Book-Herstellung: Textwerkstatt Jäger, Marburg

ISBN (EPUB) 978-3-03848-476-9 ISBN (MOBI) 978-3-03848-477-6

www.fontis-verlag.com

Vorwort

Am Ende des Tages

Irgendetwas hindert uns Menschen daran, nach der Hetze des Tages übergangslos in den Schlaf zu sinken. Anscheinend bekommt es der Seele nicht, wenn man nicht seinen ganz persönlichen Frieden mit dem Tag gemacht hat.

«Es ist», schreibt der französische Philosoph Alain in einer Reflexion über die Nacht und den Schlaf, «als würden wir aufgefordert, gut und gerecht zu sein; Zweifel und Argwohn gehen gewiss in Müdigkeit unter; aber ganz umfassend sollen wir gut und gerecht sein. Nicht morgen erst.»

Früher mündete diese Erfahrung eher selbstverständlich in die Sprache des Gebetes ein. Wenn auch viele Menschen diesen Überstieg lange nicht mehr schaffen, so haben sie sich doch einen Rest des Gefühls bewahrt. Sie hören am Abend ein Stück guter Musik. Sie trinken ein Glas Wein. Sie lassen den Tag an sich vorübergleiten. Und vielen ist es eine liebe Gewohnheit geworden, einen schönen Gedanken mit in den Schlaf zu nehmen.

Gemeint ist jener Geist, der schon aus dem Urchaos Ordnung zu schaffen wusste und den es nach dem Glauben von Christen noch immer gibt. Wer am Ende eines Tages Frieden mit der Welt schließen will, tut gut daran, hier Anschluss zu suchen.

Dabei kommen diese Gedanken oft gar nicht im Gewand überlieferter Frömmigkeit daher. Gedichte finden sich darunter, denn nicht nur nach der Auffassung John Henry Newmans wohnen Poesie und Religion geschwisterlich beisammen. Philosophische Einsichten haben hier ihren Platz, auch biografische Zeugnisse. Außen vor blieben allerdings all jene oft brillant formulierten Spruchweisheiten, Aphorismen und Epigramme, die wichtige Einsichten ins Menschlich-Allzumenschliche vermitteln, aber in der Vertikalen nichts bewegen.

Die Gedanken fügen sich in loser Ordnung dem Gang des Jahres. Ein Stichwortregister und ein Namenregister bieten eine zusätzliche Hilfe zum Gebrauch des Buches.

Was schließlich die Gebete betrifft, so sind sie aus der Idee heraus gewachsen, dass es nicht genügt, sich an schönen Gedanken zu berauschen. Darauf kommt es nicht an. Man muss aus dem Kreis der Reflexion, des Selbstbeschwätzens und des ln-den­Schlaf-Redens herauskommen. Alles in uns, was uns begegnet, was uns still, betroffen, traurig, glücklich, weise oder unruhig macht, sucht Gott. Ob wir es nicht mehr, noch nicht oder schon wieder wissen.

Wir Menschen sind geschaffen für das Gespräch mit Gott. Die vorliegenden Gebete sind Angebote für Leute, denen es in dieser Richtung vielleicht die Sprache verschlagen hat.

Diese Gebete sind in vielen stillen Nächten entstanden: in der Absicht schreibend-betender Kontaktnahme mit Gott, im Wunsch, für mich selbst eine authentische Sprache abseits ausgeleierter Gebetsformeln zu finden. Darum wäre ich glücklich, wenn man dieses Buch nicht einfach nur «lesen» würde.

Bernhard Meuser

I

Januar

1. Januar

Die ein gutes Leben beginnen wollen, die sollen es machen wie einer, der einen Kreis zieht. Hat er den Mittelpunkt des Kreises richtig angesetzt und steht der fest, so wird die Kreislinie gut. Das soll heißen: Der Mensch lerne zuerst, dass sein Herz fest bleibe in Gott, so wird er auch beständig werden in allen seinen Werken.

Meister Eckhart

Gott meiner Anfänge: Jeden Morgen sucht mein Leben ein Wofür.

Gott meiner Prüfungen: Jeden Mittag setze ich Dich aufs Spiel.

Gott meines Scheiterns: Jeden Abend

2. Januar

Was würden Sie tun, wenn Sie das neue Jahr regieren könnten?

Ich würde vor Aufregung wahrscheinlich Die ersten Nächte schlaflos verbringen Und darauf tagelang ängstlich und kleinlich Ganz dumme, selbstsüchtige Pläne schwingen.

Dann – hoffentlich – aber laut lachen Und endlich den lieben Gott abends leise Bitten, doch wieder nach seiner Weise Das neue Jahr göttlich selber zu machen.

Joachim Ringelnatz

Führe mich, o Gott, über die Grenzen meiner Klugheit. Hole mich heraus aus meiner kleinlichen Erwartung. Spring mit mir, o Gott, über die Mauern meiner Vorstellungskraft.

3. Januar

Niemals wieder Krieg, niemals! Niemals wieder die einen gegen die anderen und auch nicht der eine über den anderen, sondern immer und in jedem Fall die einen mit den anderen.

Papst Paul VI. vor der UNO

Ich bekenne, Herr, ein Urheber von Krieg zu sein. Ich bekenne die kleinen Kriege meiner Ehe. Ich bekenne die Revierkämpfe an meinem Arbeitsplatz. Ich bekenne die Waffen in meiner Hand. Ich bekenne mein friedloses Herz.

Ich kapituliere vor mir.

Ich bitte um Frieden. Und stelle keine Bedingungen.

4. Januar

Das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden; nicht ein Gesundsein, sondern ein Gesundwerden; nicht eine Ruhe, sondern eine Übung. Wir sind's noch nicht, wir werden's aber. Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg.

Martin Luther

Begraben hinter meinen alten Standpunkten warte ich auf den Tag der Erlösung, den Tag, an dem Du den Stein der falschen Sicherheit antippst.

Denn wenn Du mich einmal nur berührst,

5. Januar

ln Ihm sei's begonnen, Der Monde und Sonnen An blauen Gezelten Des Himmels bewegt: Du, Vater, Du rate! Lenke Du und wende! Herr, Dir in die Hände Sei Anfang und Ende, Sei alles gelegt!

Eduard Mörike

Wie schön ist es, guter Vater, dass wir nicht aus Deinen Händen fallen können. Sie sind unter uns, wenn wir fallen;

6. Januar

Daran musst du ein Leben lang arbeiten: am Stern, der in deine Kindheit gefallen ist. Niemals wirst du deine Ideale einholen. Glaub trotzdem an das Große. Bleib auf dem Weg, der dich in die Heimat führt. Gott wartet auf dich.

Alban Herbach

Herr, ich habe Angst, dass ich meinen Stern verlieren könnte. Ich habe Angst vor dem Tag,

7. Januar

Es ist nämlich besser, das vollkommene Leben zu suchen und dabei unterwegs zu sterben, als mit dem Suchen nach der Vollkommenheit nicht einmal den Anfang zu machen.

Origenes

Es gibt Tage, Herr, da bin ich eingegraben in Gewöhnlichkeit. Da liege ich im faulen Frieden mit einer faulen Welt. Es gibt Tage, Herr, da habe ich es nötig, dass Du mich aufstöberst in meinen trostlosen Verstecken. Reiß mich heraus! Stoße mich mit der Nase

8. Januar

Das ganze Christentum beginnt mit der Ge­ wissheit, dass Gott in ihm, wie es in einem der ältesten christlichen Dokumente heißt, «sein Schweigen brach». Vom Menschen ist nicht mehr gefordert, als dass er darauf hört, freilich auch nicht weniger. Daher entscheidet sich die Glaubensfrage heute wie damals daran, ob wir uns bereit finden, eine Wahrheit gelten zu lassen, die sich nicht unserer kognitiven Kraft, nicht unserem ent­ deckerischen Genie und nicht unserem spekulativen Vermögen, sondern dem Anruf des redenden Gottes verdankt.

Eugen Biser

Hättest Du nicht Dein Schweigen gebrochen, Gott, es wäre jetzt stumm und kalt in der Welt. Hättest Du Dich nicht so verraten, niemand wäre hinter die Liebe gekommen. Hättest Du Dich nicht ausgesprochen

9. Januar

Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. Aber dafür werden Schiffe nicht gebaut.

Englisches Sprichwort

Herr, ich danke Dir, dass ich ins Dunkle springen muss, um den Glauben zu lernen. Ich danke Dir, dass ich ein bisschen verrückt sein muss, um ernsthaft mit Dir zu rechnen. Ich danke Dir,

10. Januar

Das Licht ist in die Welt gekommen. Jeder muss sich entscheiden, ob er im Licht der Nächstenliebe oder im Dunkel der Eigensucht leben will. Danach werden wir beurteilt. Die wichtigste und dringlichste Frage lautet daher: Was hast Du für andere getan?

Martin Luther King

Eines Tages werden sie alle, die ich im Schatten ließ, mit mir vor Dir stehen. Und Du wirst mich fragen: Warum ist nicht mehr von meinem Licht auf sie gefallen? Und ich werde sagen müssen:

11. Januar

Die Welt emportragen zu Gott und Gott hinein in die Welt. Ein Anwalt der Menschen sein bei Gott und ein Bote Gottes, der Frieden bringt. Vor Gott und zu Gott unablässig und unverwirrt flehen: Dein Reich komme! Und mit den Menschen «warten und eilen», diesem Kommen entgegen. Ist das nicht das Höchste und Aussichtsreichste, was ein Mensch tun kann, wenn er's kann?

Karl Barth

Meine Gebete sind karg, Herr. Der Schmuck ist von ihnen abgeblättert. Manchmal sind sie nur noch Schatten und blasse Höflichkeit. Und doch meinen sie noch immer Dich. Sie finden Dich heraus. Sie wissen noch immer wohin. Und ich denke an meine Freunde,

12. Januar

Mag das Schiff diesen oder jenen Kurs nehmen, mag es nach Westen oder Osten, nach Süden oder Norden streben, mag die­ ser oder jener Wind es treiben, die Kompass­ nadel wird doch stets nach Norden zeigen. Mag nicht nur um uns herum, sondern auch in uns alles drunter und drüber gehen, mag unsere Seele traurig oder vergnügt und fröhlich, verbittert und unruhig oder friedlich, im Licht oder in der Finsternis der Versuchung, mag sie ruhig oder voll Freude oder voll Ekel sein, in Trockenheit oder Selig­ keit, mag die Sonne sie versengen oder der Tau sie erfrischen: Immer soll unser Herz, unser Geist und der höhere Wille gleich der Kompassnadel unablässig auf die Gottes­ liebe als ihr einziges und höchstes Gut schauen und ausgerichtet sein.

Franz von Sales

Sieh mich an, Herr, wie ich aus wirren Geschäften, aus Stundentotschlagen und Zerstreuung

13. Januar

Herr, schicke, was Du willst, Ein Liebes oder Leides; Ich bin vergnügt, dass beides Aus Deinen Händen quillt.

Wollest mit Freuden Und wollest mit Leiden Mich nicht überschütten! Doch in der Mitten Liegt holdes Bescheiden.

Eduard Mörike

Herr, lehre mich die Weisheit, die Begegnungen und Geschehnisse meines Lebens immer umfassender und genauer mit Dir und Deiner Liebe in Verbindung zu bringen.

14. Januar

Es müsste doch so sein, dass jeder Mensch irgendwo hingehen könnte. Denn es kommen Zeiten, wo man sich unbedingt an irgendjemand wenden muss … Es müsste doch so sein, dass jeder Mensch wenigstens eine Stelle hätte, wo er Mitleid fände.

Fjodor M. Dostojewskij

Menschenfreundlicher Gott, sieh auf die vielen und gleichzeitigen Einsamkeiten in dieser Welt und die Mauern, die so schwer zu durchbrechen sind. Ich glaube an Dich und daran, dass Du ein Gott der Nähe und

15. Januar

Fürchte kein Leiden; wenn es da ist, kommt Gottes Gnade vorher oder mit und stärkt dich; und sobald es fort ist, ist es ein Stern des Heiles geworden.

Johann Michael Sailer

Herr, ich brauche so viel Kraft für ein intensives Leben. Denn ich möchte dieses eine Leben so annehmen, wie Du es mir schickst. Ohne Abstriche. Ohne Kompromisse. Lieber würde ich mich durchschlängeln, das Widerständige umgehen, mich um die Wahrheit drücken und alle Leiden und Schmerzen betäuben. Oder ausradieren. Oder fortlügen.

16. Januar

Gott ist unser Vater, der Vater Breschnews und Reagans, Begins und Arafats und der von Mutter Teresa, auch Hitlers Vater. Der Vater der entführten Kinder, aber auch der Entführer, der vergewaltigten und verprügelten Frauen, aber auch der Männer, die vergewaltigen und verprügeln, der Vater der Opfer und ihrer Mörder. Der Vater derer, die Reichtümer aufhäufen und Zinsen einstreichen, wie derer, die betteln …

Vilma Sturm

Vater, wie oft, wie leicht, wie unbedacht sage ich «Vater» zu Dir. Wie müsste mir das Herz weit werden! Deine grenzenlose göttliche Art von Liebe – müsste sie nicht wenigstens manchmal

17. Januar

Ich hätte nicht gedacht, dass dies mein Weg sein könnte. Alle meine Segel sollten steif vor dem Wind stehen; mein Schiff sollte auf große Ausfahrt, die Fahnen und Wimpel sollten stolz und hoch in allen Stürmen gehisst bleiben. Aber vielleicht wären es die falschen Fahnen geworden oder die falsche Richtung oder für das Schiff die falsche Fracht und unechte Beute. Ich weiß es nicht.

Alfred Delp (vor seiner Hinrichtung)

Wo ich an meine Grenzen stoße, wohnst Du; wo mir die Zügel aus der Hand genommen werden, fängt Deine Führung an;

18. Januar

Keine Freundschaft, keine Kameradschaft, keine Ehe ist imstande, die uns wesenhafte Sehnsucht nach dem Du ganz zu erfüllen. Es bleibt mitten in inniger Gemeinschaft eine unaufhebbare Einsamkeit. Unsere Sehnsucht, ganz erkannt, ganz verstanden und darin ganz geborgen zu sein, zielt über jeden menschlichen Partner hinaus. Sie zielt auf das ewige, allgegenwärtige Du.

Paul Althaus

Dich, Gott, meine ich, ziellos herumgetrieben, sehnend,

19. Januar

Gott ruft uns in unserem tiefsten Sein, so tief, dass wir denken könnten, Er wäre außerhalb unserer Seele. Er wohnt aber tiefer als unser Gewissen und unsere Träume.

Ernesto Cardenal

Keine Sekunde, o Gott, gibt es in meinem Leben, in der Du mir nicht näher gewesen wärest, als ich mir selber bin. Denn ich bin oft in der Fremde, bin fern von Dir und mir. Lass mich heimkehren in den Punkt,

20. Januar

Wir sprechen von unserem gütigen und verständnisvollen Gott; sind wir der lebendige Beweis dafür?

Mutter Teresa

Heiliger Geist, berühre meine Augen, dass sie leuchten vom göttlichen Licht; berühre meine Hände, dass sie aufgehen und austeilen; berühre meine Füße,

21. Januar

Es war die große Krise meines Lebens, jene geistige Auseinandersetzung auf Leben und Tod, von der Arthur Rimbaud geschrieben hat: «Der geistige Kampf ist ebenso brutal wie das Schlachtgetümmel der Menschen: Harte Nacht! Noch dampft das trockene Blut auf meinem Gesicht!» Junge Menschen, die so leichtfertig ihren Glauben wegwerfen, wissen nicht, was es kostet, ihn wiederzuerlangen, mit was für Qualen sie dafür zahlen müssen.

Paul Claudel

Herr, im Sieb meiner Erinnerungen zerrinnen die Gewissheiten, das Angelernte und Angelesene. Schenke mir Erfahrungen des Glaubens, die so sperrig sind,

22. Januar

Lass niemals von Gott! Liebe ihn! Wenn du das im Augenblick nicht kannst, dann streite mit ihm, klage ihn an und rechte mit ihm wie Hiob, ja, wenn du kannst, lästere ihn, aber – lass ihn nie! Sonst wirst du zum lächerlichsten Lappen, und das Schrecklichste, du wirst es selber gar nicht merken.

Theodor Haecker

Man sagt von Dir, Gott, dass Du dem Verlorenen nachgehst in seine Verlorenheit. Ich bitte Dich: Bleib auch mir auf den Fersen, wenn ich die Seitenwege suche.

23. Januar

Ich bin berufen, etwas zu tun oder zu sein, wofür kein anderer berufen ist. Ich habe einen Platz in Gottes Plan auf Gottes Erde, den kein anderer hat. Ob ich reich bin oder arm, verachtet oder geehrt bei den Menschen, Gott kennt mich und ruft mich bei meinem Namen.

John Henry Newman

Ich freue mich, o Gott, und denke lange nach über das Wunder, dass Du mich kennst und betrachtest, als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt und der ausschließliche Gegenstand

24. Januar

Die beginnende Liebe wünscht Gott und sucht ihn; die reuige Liebe sucht ihn und findet ihn, die vollkommene umfasst und besitzt ihn. – Wer noch nicht von sich weiß, dass er Gott liebt, der ist ein Armer, und wer sehnsüchtiges Verlangen hat zu lieben, ist ein Bettler – aber: «Selig die Armen und Bettler im Geist, denn ihrer ist das Himmelreich.»

Franz von Sales

Herr, mach, dass im Fluss der Zeit, in dem ich mich treiben lasse, meine innere Entwicklung nicht stehen bleibt. Du kennst das Stocken meiner Schritte,

25. Januar

Gott, der an alle denkt, beruft einige von ihnen. Diese bestimmt er, ins Dunkel hineinzuspringen, aufzubrechen, vorwärtszugehen. Er prüft sie durch schreckliche Opfer. Aber er hält sie aufrecht, er ermutigt sie … Er wirft sie auf den Weg, um die anderen, viele andere, mitzuziehen.

Dom Hélder Câmara

Ob Du mich für die großen oder die kleinen Dinge bestimmt hast, werde ich erst später wissen, mein unerforschlicher Gott.

26. Januar

Darin liegt der Adel und die Schönheit des Glaubens: dass wir das Herz haben, etwas zu wagen.

John Henry Newman

Gib mir, Gott, ein begeisterungsfähiges Herz! Schenke mir Leidenschaft für Dein Wort und Kühnheit im Glauben! Wenn ich mich aufmache zu Dir, so gib mir den Mut eines Abenteurers und die Entdeckerlust eines Seefahrers! Lass mich einmal im Leben alles auf eine Karte setzen!

27. Januar

Mache dich selbst zuerst zu dem, wozu du andere machen willst.

Angela Merici

Vor einer doppelten Moral bewahre mich, o Herr. Vor Feigheit und Menschenfurcht bewahre mich, o Herr. Vor zu kleinen Zielen bewahre mich, o Herr. Vor engherziger Kritiksucht bewahre mich, o Herr.

28. Januar

Ich komme wie ein Kranker zum Arzt des Lebens, wie ein Unreiner zum Quell des Erbarmens, wie ein Blinder zum Licht der ewigen Klarheit, wie ein Armer zum Herrn des Himmels und der Erde.

Thomas von Aquin

Erst in Deinem Licht erfahre ich alles über mich. Da zählen Ansehen, Stellung und Ruf nicht mehr. Es ist egal, ob mir die Menschen zujubeln oder nicht. Denn alles fällt von mir ab,

29. Januar

Mit Gottes Liebe das Leben und die Menschen lieben – um der unendlichen Möglichkeiten willen, warten wie Er, beurteilen wie Er, ohne zu verurteilen, dem Befehl gehorchen, wenn er ergeht, und niemals zurückschauen – dann kann Er dich brauchen – dann, vielleicht, braucht Er dich.

Dag Hammarskjöld

Hier bin ich, Gott, arbeite an mir und mache mich brauchbar für den Einsatz in Deinem Reich. Ich bin bereit, dass Du meine Vorbehalte

30. Januar

Liebe deinen Nächsten, wo auch sein religiöser oder ideologischer Standort sein mag. Finde dich niemals ab mit dem Skandal der Spaltung unter den Christen, die alle so leicht die Nächstenliebe bekennen und doch getrennt bleiben. Habe die Leidenschaft für die Einheit des Leibes Christi.

Regel von Taizé

Komm, Heiliger Geist, komm mit Feuer, Wärme und Leidenschaft. Komm, breite Dich aus in einer kalten, zerstrittenen und getrennten Christenheit.

31. Januar

Wenn ihr hier eintretet, so versöhnt euch: der Vater mit seinem Sohn, der Mann mit seiner Frau, der Gläubige mit dem, der nicht glauben kann, der Christ mit seinem getrennten Bruder.

Tafel an der Versöhnungskirche in Taizé

Wie kann ich für Frieden kämpfen, für Ausgleich und Versöhnung, wenn ich selbst friedlos, unausgeglichen und unversöhnt bin! Wie kann ich Deinen Namen tragen, Herr,

II

Februar

1. Februar

Die Berufung ist nicht bloß etwas Einmaliges, sondern geschieht oft. Das ganze Leben hindurch ruft uns Christus.

John Henry Newman

Herr, ohne Dein Rufen werden wir sesshaft, wo wir nicht bleiben dürfen: fern der Heimat, fern vom Paradies, fern von Dir. Mitten auf dem Weg bleiben wir hocken und lamentieren über die falschen Zustände. Und sind doch selbst falsch, sind arm an Visionen, antriebslos, wunschlos, unglücklich.

2. Februar

Gott ist allezeit bereit, aber wir sind sehr unbereit; Gott ist uns nahe, aber wir sind ihm ferne; Gott ist drinnen, wir sind draußen; Gott ist in uns heimisch, wir sind Fremde.

Meister Eckhart

Herr, wenn Du anklopfst bei mir, dann rechne damit: Ich werde nicht zu Hause sein. Mach Dich darauf gefasst, dass Du einen anderen antriffst, einen, der ich nicht bin:

3. Februar

ln jedem Menschen ist ein Abgrund, den kann nur Gott ausfüllen.

Blaise Pascal

Welch eine nutzlose Leidenschaft wäre meine Sehnsucht, wenn sie nicht über alle Dinge hinaus mitten in Dich zielen würde! Wie unerträglich wäre jede Schranke, wenn Du nicht auch auf der anderen Seite der Grenze wohnen würdest!

4. Februar

Was den Menschen zur Sünde fähig macht, das ist die Leere. Alle Sünden sind Versuche, eine Leere auszufüllen.

Simone Weil

Herr, ich bin leer. Die Türen meiner Seele stehen offen. Ein kalter Wind fegt durch die kahlen Räume.