Ben - Liebe ist ... - Adora Belle - E-Book

Ben - Liebe ist ... E-Book

Adora Belle

0,0
4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Im zweiten Band der "Böttinger-Saga" ist aus Ben und Manuel endlich ein Paar geworden. Aber das bedeutet nicht, dass der Himmel immer voller Geigen hängt. Die beiden so verschiedenen jungen Männer müssen sich bei aller Liebe doch immer wieder zusamenraufen und den gemeinsamen Weg erst finden. Als dann noch Hubert ins Spiel kommt, ein attraktiver Kommilitone von Ben, der durchaus näheres Interesse an dem zukünftigen Juristen zu haben scheint, kochen die Emotionen wieder einmal hoch und Probleme sind vorprogrammiert. Dabei ahnen jedoch weder Ben noch Manuel, welche unglaublichen Dinge tatsächlich hinter allem stecken und in wie weit sogar Bens Familie darin verwickelt ist. Wird das zarte Pflänzchen ihrer jungen Liebe sich behaupten oder ist das Ende absehbar?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Adora Belle

Ben - Liebe ist ...

Band II

Für Nat, der es immer wieder schafft, mich zu begeistern, zu beeindrucken und zu überraschen! Danke! Handlung und Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen daher rein zufällig und unbeabsichtigt. BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Von Männern und Mumien

 

Müde steige ich aus dem Fahrstuhl, lege die paar Meter zu meiner Wohnungstür zurück, schließe auf und werfe den Schlüssel anschließend achtlos auf die niedrige, stylische Dielenkommode. Mein Rucksack plumpst zu Boden und ich selber anschließend auf meine bequeme Wohnzimmercouch. Mit einem erleichterten Stoßseufzer schließe ich die Augen und lasse den Kopf rückwärts über die niedrige Lehne hängen.

Es ist Freitag, das Wetter mies, und die Vorlesungen waren ätzend. Staubtrocken und langweilig.

Meine Güte, wieso nehmen diese Professoren nicht einfach mal den Stock aus dem Arsch und …

Unwillkürlich muss ich grinsen, denn bei diesem Gedanken fällt mir sofort Manuel ein, mein Freund. Nicht dass der einen Stock im Allerwertesten hätte, Quatsch! Aber wir haben uns die Woche über praktisch nicht gesehen, und allein beim Gedanken an ihn, daran dass ich nachher zu ihm fahre und was wir dann mit ungefähr 1000prozentiger Wahrscheinlichkeit noch vor dem gemeinsamen Abendessen machen, wird mir ziemlich warm ums Herz.

Naja, und anderswo natürlich auch, logisch!

Noch immer kann ich es kaum glauben, dass wir wirklich zusammen sind! So richtig zusammen! Als Paar!

Eine Zeitlang sah es ja nicht gerade nach einem Happy End zwischen uns aus.

Manu habe ich kennengelernt, nachdem mein Vater mich vor etwa fünf Monaten aus der elterlichen Nobel-Villa rausgeschmissen hat, weil ich erstens schwul bin und zweitens – ich weiß nicht, was in seinen Augen schwerer wog? - weil ich mich geweigert hatte, ein (Jura)Studium aufzunehmen und in die Fußstapfen der übrigen Böttingers zu treten. Sprich, ein seriöser Juniorpartner der Kanzlei Böttinger und Söhne zu werden.

Gelandet bin ich dann schließlich in einer kleinen Bude in einem tristen Plattenbau, und eben dort hat Manuel einen Job als Hausmeister.

Ich bin ihm gleich am Tag meines Einzugs begegnet, und es muss wohl sowas wie Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, denke ich heute. Bei mir jedenfalls. Seine grünen Augen, die verwuschelten Haare mit ihrem warmen Honigton und sein schlanker, sehniger Körper hatten es mir gleich angetan. Aber weil ich ja nie wirklich eine feste Beziehung gewollt hatte bis dahin, hat es nochmal eine ziemliche Weile gedauert, bis ich das überhaupt kapiert und akzeptiert hatte.

Zu meiner Verteidigung sei aber gesagt, dass auch Manu sich erst mal arg schwer getan hat!

Wenn ich bloß daran denke, wie wir anfangs alle Beide drauf gepocht haben, ausschließlich Top zu sein! Meine Güte, waren wir bescheuert!

Naja, Manuel hat bis heute noch nicht unten gelegen, aber mir macht es mittlerweile nichts mehr aus.

Gut, so hin und wieder wäre ich auch gern mal wieder der aktive Part, aber ich übe mich in Geduld. Hab` mich ja selber lange genug geziert und weiß demnach, was es für eine Überwindung ist vor dem ersten Mal, Liebe hin, Geilheit her. Und Manuel gibt sich eben gerne cool und überlegen. Also bitte, dann soll er sich so viel Zeit lassen, wie er braucht. Wenn er es eines Tages doch tut, dann soll er es schließlich auch wollen.

Ich kenne ihn mittlerweile ja ein bisschen besser und weiß, oder vielmehr ahne ich, dass sich unter seiner rauen Schale ein ziemlich verletzlicher Kern verbirgt.

Was mir im übrigen auch Agnes, seine Pflegemutter immer wieder bestätigt!

Nicht dass ich ausgerechnet mit ihr über unser Sexualleben sprechen würde, ich will damit nur sagen, dass ich Manuel nicht bedränge, immerhin genieße ich unseren Sex auch so in vollen Zügen!

Ursprünglich hat mein Hausmeister ja Kunst studiert, das musste er dann aber an den Nagel hängen, weil er plötzlich Geld ans Sozialamt abdrücken durfte, für das Pflegeheim seiner alkoholkranken Mutter. Die hat ihn zwar als Kleinkind weggegeben, war auf dem Papier aber eben immer noch seine Mutter. Dafür ist dann die Kohle, die Manuel von seinen Pflegeeltern bekommen hat und die eigentlich für sein Studium bestimmt war, draufgegangen und aus war`s mit dem Studentenleben.

Blöderweise war der Anwalt, der die Rechtmäßigkeit des Zahlungsbefehls gegen ihn vor Gericht durchgefochten hat, ausgerechnet mein ältester Bruder Markus.

Als Manuel das eines Tages kapiert hat, herrschte einige Zeit absolute Funkstille zwischen uns. Er meinte, er könnte da nicht so einfach drüber weggehen zu können und all sowas. Aber dieses Ding mit dem Prozess von damals und dass Markus ihn eiskalt über den Tisch gezogen hätte, das war eigentlich nur vorgeschoben. Irgendwie hat Manu wohl die fixe Idee gehabt, nur weil ich aus einer Familie mit Geld und Beziehungen komme und früher immer alles gekriegt habe, was ich wollte, wäre er auch nur so was wie ein Zeitvertreib für mich, und ich würde ihn abservieren sobald ich genug von ihm hätte.

Um es kurz zu machen, ich habe ihn am Ende von der Echtheit meiner Gefühle überzeugt, indem ich ihm meinen Entschluss mitgeteilt habe, mehr oder weniger um seinetwillen nun doch Jura zu studieren und am Ende das Geld zurück zu holen, das er nach wie vor jeden Monat bezahlt.

Manuels Mutter ist nun zwar vor einer Weile gestorben, aber er muss ja weiter zahlen, bis die Vorleistungen vom Amt getilgt sind, und das wird noch ein paar Jährchen dauern. Macht nichts – bis ich mit meinem Studium, dem Referendariat und dem ganzen Kram fertig bin, gehen auch locker nochmal mindestens fünf bis sechs Jahre drauf.

Allerdings habe ich meinen Leuten den Grund für meinen Sinneswandel bezüglich des Studiums nicht gesagt. Den erfahren sie noch früh genug ...

Mittlerweile ist es Anfang November geworden, und das bedeutet, dass ich seit nunmehr gut zwei Monaten Student bin.

Leider ….

Gut, ich habe nicht erwartet, dass es einfach wird, schließlich habe ich mich ja vor der Einschreibung informiert, was in dem Studiengang auf mich zukommt, aber müssen Vorlesungen denn wirklich derart langweilig sein? Du meine Güte!

Ich meine, man könnte da durchaus was draus machen, so wahnsinnig uninteressant, wie ich anfangs dachte sind „Einführung ins StGB“ oder „öffentliches Recht“ wirklich nicht, was jetzt im ersten Semester auf dem Plan steht. Aber wenn vorne ein gelangweilter Professor steht, der wirkt, als hätte er mindestens schon hundert Dienstjahre auf dem Buckel und lediglich vergessen zu sterben, dann ist es doch kein Wunder dass einem im stickigen Hörsaal die Augen schwer werden, oder?

Also ehrlich! Jedes Mal wenn dieser Professor Hornung in den Saal kommt, erwarte ich halbwegs, dass hinter ihm ein buckliger Diener mit einem wachsverkrusteten Kerzenleuchter auftaucht, um ihm womöglich die letzten Spinnweben vom Anzug zu wischen?! Ich meine, jetzt mal ernsthaft – wo residiert diese Mumie, wenn er gerade keine Vorlesungen hält? In einem Sarg, weil er bei Tageslicht zu Asche zerfällt?

Wie soll man sich da konzentrieren und womöglich auch noch Notizen machen?

Bloß gut, dass ich schon in einer der ersten Wochen Hubert getroffen habe! Hubert ist eigentlich ein wandelndes Gesetzbuch, und wenn man ihn hört, fragt man sich manchmal ernsthaft, wieso der überhaupt noch studieren muss. Der weiß doch eh schon alles!

Auf jeden Fall ist er aber kein bisschen eingebildet, im Gegenteil wahnsinnig nett, und gut aussehen tut er obendrein. Wir haben ein paar Mal zufällig im Hörsaal nebeneinander gesessen und irgendwie gemerkt, dass die Chemie stimmt. Ich würde es zwar noch nicht mit meiner Freundschaft zu Robin, Manni oder Jörn vergleichen, aber die Sache ist definitiv auf dem besten Wege dahin. Und vor allem ist er immer wieder gern bereit, mir seine Notizen zu überlassen ...

Wieso er die überhaupt anfertigt, wo er doch sowieso schon alles weiß ist mir zwar ein Rätsel, aber bitte – einem geschenkten Gaul schaue selbst ich nicht ins Maul!

Ich lasse den Blick durch mein Wohnzimmer wandern und stelle wieder mal fest, dass es für mich alleine einfach nur zu groß ist. Genau wie die gesamte übrige Bude hier.

Und wenn Manuel bei mir einziehen würde?

Was für ein traumhafter Gedanke, der mir da plötzlich kommt! Er hat nur leider einen mächtigen Pferdefuß: Manuels Arbeitsplatz liegt am entgegengesetzten Ende der Stadt. Im Augenblick läuft es so, dass er während bestimmter Zeiten zuhause und erreichbar sein muss, sich wenn nichts anliegt eben solange in seiner Wohnung aufhält.

Wie sollte das funktionieren wenn er hier wohnen würde? Das geht nicht, da brauche ich mir gar nichts vormachen. Es würde rund eine halbe Stunde dauern, wenn er mit Bus oder Fahrrad quer durch die City müsste, in Stoßzeiten noch länger. Und den Mieter möchte ich sehen, der ein technisches Problem hat und dann geduldig wartet, bis Manuel angeradelt kommt! Mal ganz abgesehen davon, bezweifle ich auch, dass ihm das von Seiten seines Arbeitgebers überhaupt erlaubt werden würde.

Natürlich wäre er nicht auf den Job angewiesen, wenn wir zusammenleben würden. Mein Vater ist großzügig zu mir und überweist mir jeden Monat eine Summe, die auch für zwei Personen zum Leben reichen könnte, das wäre also unsere geringste Sorge.

Was allerdings geklärt werden müsste wäre, was aus den Zahlungen ans Sozialamt wird, denn ich weiß schon, dass Manuel das Geld dafür nicht von mir annehmen würde, aber ich möchte eben nur zu gern glauben, dass das alles irgendwie funktionieren könnte.

Ach ja, ein wirklich wunderschöner Traum!

Trotzdem weiß ich, dass ich mit so was Manu gar nicht erst zu kommen bräuchte, auch ohne ihn erst darauf ansprechen zu müssen. Wenn ich das auch nur anzudeuten wagte, würde er mir vermutlich den Kopf abreißen!

Okay, okay, ich kann es ja verstehen! Er hat nie irgendwelche Almosen genommen, und auch nachdem er sein Studium aufgeben musste nicht rumgejammert, sondern die Arschbacken zusammengekniffen und getan was getan werden musste. So ist er halt! Und dafür liebe ich ihn ja auch irgendwo.

Aber eine schöne Vorstellung ist es allemal! Manuel und ich in einer Wohnung. Morgens zusammen aufwachen, abends zusammen einschlafen.

Oder besser spät nachts, nach ausgiebigem Sex in allen Variationen!

Hach ja!

Das Klingeln meines Handys reißt mich aus meiner Träumerei, und das ist vermutlich auch gut so, denn wenn ich an Sex mit Manuel denke, werde ich automatisch hart, aber weil ich so natürlich nicht aus dem Haus gehen kann, müsste ich mir noch vorher selber Erleichterung verschaffen, und das will ich nicht.

Wir sind in einer knappen Stunde bei ihm zuhause zum Kochen und Essen verabredet, und „vernaschen“ fällt ja auch unter „essen“, oder? Da will ich mein Pulver nun wirklich nicht sinnlos zuhause verschießen. Nicht heute!

Es reicht wenn ich das unter der Woche mache, wenn ich allein in meinem Bett liege und nicht einschlafen kann, weil ich Sehnsucht habe und an ihn denken muss.

Ich nehme das Telefon aus meiner Hosentasche und melde mich.

„Ben? Hi!“, tönt mir Huberts Stimme ins Ohr, und ich setze mich grinsend auf.

„Hey, Kumpel!“, erwidere ich. „Was gibt`s?“

„Ach naja, eigentlich nichts Besonderes. Ich bin bloß heute Abend zu `ner Fete eingeladen und hab` mich gefragt, ob du nicht Lust hast mitzukommen?“

Ich blase die Wangen auf und strubble mir durchs Haar.

„Oh … naja, also eigentlich … hab` ich schon was vor heute Abend, weißt du?“

„So? Was denn?“, will er wissen, und ich überlege einen Moment lang. Bis jetzt hab` ich ihm nicht erzählt, dass ich schwul bin, oder einen Freund habe. Eigentlich will ich das auch nicht so am Telefon tun. Wer weiß wie er reagiert. Ich kann mir zwar irgendwie nicht vorstellen, dass Hubert homophob ist, aber sicher weiß ich es natürlich nicht.

„Ich treff` mich mit … einem Freund“, sage ich also ausweichend und nehme mir fest vor, ihm bei der nächsten Gelegenheit reinen Wein einzuschenken. Eigentlich mache ich kein Geheimnis mehr aus meiner sexuellen Orientierung, aber genauso wenig gehe ich damit hausieren. Ist schließlich meine Privatsache, und Heteromänner rennen ja auch nicht durch die Gegend und brüllen jedem ins Gesicht, dass sie Frauen bevorzugen, oder? Außerdem hat es sich einfach bis jetzt nicht ergeben, mit Hubert über dieses Thema zu reden.

„Ach so“, sagt der jetzt und klingt ein bisschen geknickt. „Naja, dann treffen wir uns vielleicht ein anderes Mal?“, schiebt er hoffnungsvoll nach, und ich beeile mich ihm zuzustimmen.

„Auf jeden Fall!“, sage ich, und wir beenden unser kurzes Gespräch nach ein paar Frotzeleien. Ich stecke das Handy weg, sehe auf meine Uhr und stelle fest, dass ich mich allmählich auf die Socken machen kann. Es ist zwar noch reichlich Zeit, zumal ich nicht mehr auf den Bus angewiesen bin, sondern einen eigenen Wagen fahre, aber ich habe solche Sehnsucht nach Manuel. Jede Minute, die ich ihn nicht bei ihm bin, kommt mir vor wie verschwendete Zeit.

Liebes Bisschen, was bin ich bloß für ein Softie geworden!?

 

 

 

Manuel öffnet mir die Tür, und ich fliege ihm buchstäblich um den Hals. Unsere Lippen treffen aufeinander, und wir versinken in einem tiefen und sehr langen Kuss. Ich fühle, wie er eine Hand in meinen Nacken legt und meinen Kopf zur Seite biegt, ergebe mich willig und weich seiner Führung und höre ihn leise und zufrieden seufzen, während seine und meine Zunge einen sinnlichen Tanz beginnen. Mein Herz schlägt schnell und hart, pumpt das Blut zwischen meine Beine, und als ich mich in zunehmender Erregung fest an Manuel presse, merke ich, dass es ihm nicht anders geht.

Kunststück – es ist schon eine Woche her, dass wir zuletzt Sex hatten!

Seine Arme legen sich um mich, und er lässt die Hände zielstrebig tiefer wandern, fasst meinen Arsch und drängt mich noch ein bisschen enger an seinen sehnigen Körper.

Er hat vor kurzem geduscht, ich rieche sein herbes Duschgel und natürlich auch diesen typischen, pritzelnden Manuel-Duft, verliere mich in dem Rausch, der uns beide gepackt hat ...

 

 

Eine gute halbe Stunde später sind wir fürs Erste befriedigt und widmen uns dem Essen, das Manuel vorbereitet hat. Gemeinsam kochen und essen wir, und weil wir Beide dabei noch halbnackt sind, dauert es nicht lange, bis wir wieder scharf aufeinander sind.

Kaum sind unsere Teller geleert und wir packen gerade das Geschirr in die Spüle, als sich Manuel plötzlich von hinten an mich drängt, seine in der Pants verpackte Erektion an meinem Hintern reibt und die Finger nach vorn auf meine Nippel gleiten lässt. Ich schnappe nach Luft, bekomme wohlig schaudernd eine Gänsehaut und lehne mich nach hinten, verstärke so den Druck und die Reibung.

Eine Hand fährt nach oben, streichelt sanft meinen Hals und schickt weitere Schauer über meinen Körper. Mein lauter Atem und Manuels leises Knurren, während er meinen Kopf nach hinten biegt und mir sanft in den Nacken beißt sind die einzigen Geräusche in der kleinen Küche.

„Soll ich es dir hier besorgen?“, raunt er mir ins Ohr. „Im Stehen?“

Bei den Bildern, die mein Hirn passend zu Manuels Worten liefert, stöhne ich lustvoll auf, und er setzt noch Einen oben drauf, indem er hinzufügt: „Oder ich leg` dich hier einfach über den Tisch und fick` dich da, dass dir Hören und Sehen vergeht? Was meinst du, hm?“Oh Gott! Er schafft es immer wieder problemlos, dass ich mich in Null Komma Nix in ein zitterndes Häufchen erregtes, williges Fleisch verwandle, nur indem er mir mit seiner sexy Reibeisenstimme solche Sachen ins Ohr flüstert! Das ist, als würde er mein Hirn ficken …

Ich kann nicht mehr klar denken, spüre nur noch seinen harten Schwanz an meiner Kehrseite und meine eigene zuckende Härte, die in meinem Slip stramm steht, pulsierend und bereits eifrig tropfend.

„Ist mir völlig egal!“, keuche ich dementsprechend heiser. „Hauptsache, du besorgst es mir bald! Wo ist mir völlig schnurz!“

Und das stimmt. Würde er mich jetzt aus der Wohnungstür in den Hausflur zerren, um mich dort zu vögeln, würde ich mich trotzdem nicht wehren. Ich will ihn einfach bloß noch spüren! Egal wo und wie, nur gleich!

Manuel lässt seiner Ankündigung Taten folgen. Er greift fest zu, reibt sich heftiger an mir, und ich denke schon, er nimmt mich wirklich im Stehen, aber dann dreht er mich um, und im nächsten Moment liege ich tatsächlich bäuchlings auf der Tischplatte.

Er streift mir die Shorts ab, biegt eins meiner Beine angewinkelt nach oben auf das Küchenmöbel, und dann drückt er seinen Schwanz gegen meinen engen Muskel, bis der nachgibt, und ich spüre, wie Manuel tief in mich gleitet. Gel ist nicht nötig, ich bin noch von vorhin weich und feucht, und Kondome benutzen wir schon eine ganze Weile nicht mehr. Wir haben uns beide testen lassen und genießen es jetzt, uns ohne störende Gummihülle zu spüren.

Ich ächze und klammere mich mit den Händen an der gegenüberliegenden Tischkante fest, schließe die Augen und keuche mit weit geöffnetem Mund im Rhythmus zu Manuels Stößen.

Eine heftige Nummer ist das, das Möbelstück rutscht quietschend über den Küchenboden, mein Schwanz wird fast schon schmerzhaft zwischen meinem Bauch und der Tischplatte eingeklemmt, und über meinem rechten Hüftknochen werde ich unter Garantie blaue Flecken bekommen.

Aber das ist es allemal wert.

Ich winsele und bin kurz davor, Manuel anzubetteln. Der Druck in meinem Unterleib ist unerträglich, aber in der Lage kann ich mir nicht mit der Hand selbst helfen.

Als hätte er meine Gedanken gehört, richtet sich Manuel jetzt auf, zieht mich mit, und während er mit einer Hand meine Hüfte festhält um weiter kräftig zustoßen zu können, fasst er mit der anderen nach meinem Schwanz und lässt die Finger auf und ab fliegen. So brauche ich nichts weiter zu tun, als mich auf meine Hände zu stützen und ihm meinen Hintern entgegen zu schieben, bis es in meinen Eiern zu ziehen beginnt und ich mein Sperma laut stöhnend und zuckend über die gesamte Breite der Tischplatte verspritze.

Alles in mir zieht sich zusammen, Manuel hinter mir versteift sich, stößt einen Laut irgendwo zwischen Stöhnen und Knurren aus und fängt tief in mir an zu pumpen. Heiß strömt sein Samen in meinen Darm, und atemlos hechelnd fallen wir gleich darauf zusammen vornüber.

Sein Mund haucht zärtliche Küsse über meinen schweißfeuchten Rücken, und als er sich aus mir löst, tut er es vorsichtig, befiehlt mir zu bleiben, wo ich bin und verschwindet kurz im Bad, aus dem er mit einem feuchten Lappen wieder auftaucht.

Nachdem er mich ein wenig gereinigt hat, zieht er mich in seine Arme und küsst mich, dirigiert mich dann grinsend in die Dusche und steigt mit mir unter den warmen Wasserstrahl.

Danach sind wir erst mal geschlaucht, ziehen nur Shorts und T-Shirts an und kuscheln vor dem Fernseher, er hinter mir, seine Arme locker um mich gelegt.

Zufrieden seufzend schließe ich die Augen.

Das hier ist Glück! Pures, reines, unverfälschtes Glück!

Mir fehlt es nicht, in Clubs herumzuhängen, und das ist erstaunlich genug, wo ich doch früher jeden Gedanken an eine Beziehung meilenweit von mir gewiesen habe und stattdessen lieber ein flüchtiges Vergnügen in Bars und Diskotheken gesucht habe. Immer oberflächlich und ohne Verpflichtungen. In meiner Vorstellung war eine Beziehung einfach nur anstrengend, lästig und hätte mich in meiner Freiheit und Persönlichkeit beschränkt.

Und heute?

Tun mir alle leid, egal ob schwul oder hetero, die nie in den Genuss dieses Gefühls kommen!

Klar, eine Beziehung bedeutet Kompromisse. Immer. Und wer sagt, dass das nicht stimmt, lügt. Ich bin mir auch durchaus im Klaren darüber, dass es keine Garantien gibt. Gefühle können abkühlen, und niemand ist vor Versuchungen oder Fehlern sicher. Manuels und meine Liebesgeschichte ist da ja das beste Beispiel.

Aber jetzt bin ich hier bei ihm, mit ihm zusammen und möchte gar nicht mehr, dass es anders ist. Im Gegenteil frage ich mich manchmal, wie ich das Leben ohne ihn je ausgehalten habe.

Das bedeutet dann wohl, dass ich ihm total verfallen bin? Und wenn schon! Ich kann mir Schlimmeres vorstellen.

Er schlingt die Arme von hinten eng um mich und gräbt die Nase in meine Haare.

„Was ist?“, fragt er, und ich hebe das Gesicht zu ihm. Wenn ich so in seinem Schoß liege, bin ich es, der zu ihm aufsehen muss, nicht er zu mir wie sonst immer. Lächelnd hebe ich eine Hand und streiche über seine Wange.

„Ich hab` nur gerade gedacht, was ich für ein Glück mit dir habe!“, sage ich, und sein Lächeln vertieft sich.

„Wird aber auch Zeit, dass du das mal merkst“, gibt er leise zurück, beugt sich tiefer und küsst mich zärtlich.

Und plötzlich reitet mich der Teufel.

Noch bevor ich richtig darüber nachgedacht habe, purzelt mir die verhängnisvolle Frage aus dem Mund: „Sag` mal, was hältst du eigentlich davon, wenn wir zusammenziehen würden?“

Schon im nächsten Augenblick möchte ich mir am liebsten selber in den Hintern treten, aber Manuels Reaktion ist zunächst mal sehr gelassen.

„Was denn?“, fragt er nur, ein kleines bisschen spöttisch. „Du willst ernsthaft bei mir einziehen?“

Seine grüne Augen blitzen warnend, während er das sagt.

Okay, Ben, jetzt gib bloß nichts Falsches von dir!

„Andersrum käme für dich wohl überhaupt nicht in Frage?“, versuche ich es vorsichtig und im harmlosesten, unschuldigsten Tonfall den ich drauf habe.

Während ich auf eine Antwort warte, sehe ich scheinbar konzentriert in den Fernseher, höre aber sehr wohl den genervten Seufzer hinter mir. Manuels Körper, an den ich mich so bequem gelehnt habe, verhärtet sich spürbar, und er greift nach der Fernbedienung, um die Goggelbox auszuschalten.

Ich setze mich auf, kann ihn aber irgendwie immer noch nicht ansehen und befasse mich deshalb intensiv mit einem Fädchen, das aus einer Seitennaht meiner Shorts heraushängt.

Mir ist schon klar, dass es blöd war, diese Frage einfach so ins Blaue hinein zu stellen, und ich weiß auch, was Manuel gleich sagen wird. Aber ich kann es nicht verhindern, dass mein dummes Herz trotzdem hoffnungsvoll dahinjagt und mir beim Gedanken an das bevorstehende „Nein!“ ein Bleiklumpen in den Magen zu sinken droht.

„Willst du das wirklich?“, höre ich Manuel fragen, und sehe verdutzt hoch. Seine Stimme klingt sanft, nicht so ablehnend wie ich erwartet habe und auch sein Blick ist überraschend weich. Stumm nicke ich, und er streicht sich über den Kopf.

„Mein Arbeitsvertrag beinhaltet, dass ich hier im Haus wohne, damit ich rund um die Uhr erreichbar bin. Wenn ich die Wohnung aufgebe, bedeutet das, ich verliere auch den Job.“

Zaghafte Hoffnung reckt in meiner Brust das Näschen, und ich halte den Atem an. Was kommt als Nächstes?

„Ich müsste mir eine andere Arbeit suchen, und da gibt es nicht sehr viel Auswahl für mich, ich hab` keine Ausbildung. Und was das Sozialamt dazu sagt, wenn ich hier einfach so kündige und einen Job annehme, der womöglich schlechter bezahlt ist, weiß ich auch nicht.“

Das klingt aber, als hätte er sich doch zumindest schon mal Gedanken über das Thema gemacht, oder? Mein Hoffnungstierchen stellt die Ohren auf.

„Und wir sind auch erst ein gutes Vierteljahr zusammen“, überlegt Manuel weiter, sieht mich fragend an. „Was wenn es nicht klappt?“

Mein Mund ist ganz trocken vor Aufregung, und ich greife nach seiner Hand, drücke sie und will sie am liebsten gar nicht mehr loslassen, so als könnte ich ihn auf die Weise überzeugen.

„Das klappt schon!“, sprudle ich heraus. „Wir lieben uns doch! Und das mit dem Amt kann man sicher regeln! Ich meine, du könntest ja auch … gekündigt werden, oder … dich plötzlich um Agnes kümmern müssen, oder so! Dann könntest du auch nicht mehr hier wohnen! Bitte, Manuel – lass es uns versuchen!“

Ich weiß, ich weiß, ich höre mich kindisch an und benehme mich auch so, aber die Vorstellung, mein Wunschtraum könnte unerwartet DOCH wahr werden, lässt mir die Synapsen durchknallen. Zum Glück ist Manu verständnisvoll. Er lächelt schief und zieht mich in seine Arme. Nach einem Kuss schiebt er mich ein Stückchen weg und sagt: „Ich weiß nicht. Ich finde es ist noch zu früh für so was.“

Das will ich nun gar nicht hören. Ich setze mich grade hin und bemühe mich, möglichst ruhig zu argumentieren. Manuel und ich sind ziemlich verschieden, ich reagiere oft rein emotional und will schon mal mit dem Kopf durch die Wand. Er ist im Gegensatz dazu ein ausgesprochener Kopfmensch, der erst denkt und dann handelt. Zumindest meistens. Gelegentlich schaffe ich es ja, dass er auch mal erst handelt und hinterher denkt, wenn überhaupt. Aber seid doch mal ehrlich, Leute: Beim Sex stört das Großhirn doch ohnehin bloß, oder?

Naja, es wäre vermutlich nicht schlecht, wenn seine bedachtere Art auch hin und wieder mal auf mich abfärben würde, gebe ich ja zu, aber das ist uns bis jetzt noch nicht wirklich gelungen.

Auf jeden Fall versuche ich jetzt, Manuel unbedingt von meiner Sicht der Dinge zu überzeugen.

„Also, ich glaub` nicht, dass das was damit zu tun hat, wie lange man zusammen ist. Entweder es funktioniert oder es funktioniert nicht. Und wenn man nicht wirklich zusammenpasst, dann ändert sich das doch auch nicht, nur weil man länger zusammen ist!“

Er wirkt noch immer skeptisch.

Zeit stärkere Geschütze aufzufahren!

Aber ganz vorsichtig! So vorsichtig, als wollte ich eine Bombe entschärfen! Zwar hat Manuel weder einen roten, noch einen blauen oder grünen Draht, aber trotzdem ...

Mit großen Augen schaue ich ihn an, rücke ein bisschen näher und lege ihm meine zweite Hand aufs Knie, während ich in einschmeichelndem Tonfall sage: „Und stell` dir doch bloß mal vor, wie schön das wäre, wenn wir jede Nacht im gleichen Bett einschlafen und jeden Morgen gemeinsam aufwachen? Wir könnten jeden Tag zusammen kochen und bräuchten nicht mehr aufs Wochenende zu warten um was voneinander zu haben! Wäre das nicht toll?“

Ich klimpere mit den Wimpern, und obwohl Manuels Blick mir eindeutig signalisiert, dass er mein Spielchen durchschaut, seufzt er und zieht mich wieder in seine Arme.

„Na gut, ich gebe zu, das klingt wirklich nicht schlecht. Aber ich weiß nicht, Ben ...?“ Er hält mich fest und ich spüre, dass es in ihm arbeitet, halte meine Klappe und warte, ob das Körnchen, das ich in ihn gepflanzt habe, aufgeht. Er seufzt ein zweites Mal. „Okay“, sagt er, „ich schlag` dir einen Kompromiss vor, okay?“

Kompromiss? Ich sehe ihn an und weiß nicht so richtig, was ich davon halten soll. Meine Hoffnung hat jedenfalls einen ziemlichen Dämpfer bekommen und rollt sich enttäuscht wieder irgendwo in meinem Bauch zusammen. Kompromiss – das klingt nach lauwarm und halbgar in meinen Ohren. Aber ich will ganz oder gar nicht!

„Ich hab` doch noch Urlaub zu kriegen“, fährt Manuel fort, und ich horche wieder auf. Worauf will er denn jetzt hinaus? Will er etwa mit mir verreisen oder was?

„Eine Woche noch. Eigentlich wollte ich mir die für die Weihnachtszeit aufsparen, aber was hältst du davon, wenn ich sie schon jetzt im November nehme und für die Zeit dann bei dir einziehe? Sozusagen Wohnen auf Probe? Dann bekommen wir beide einen Vorgeschmack darauf, wie es ist zusammen zu leben. Und wenn es klappt, fange ich vielleicht anschließend an, nach einem anderen Job zu suchen!?“

Mir liegt auf der Zunge, zu sagen dass es mit dem Job keine Eile hat, weil mein Vater mir Geld genug überweist, aber im letzten Augenblick schlucke ich es herunter. Nur nichts riskieren! Das hier, das ist einfach schon viel zu schön, um wahr zu sein!

Das vielleicht im letzten Satz überhöre ich mal geflissentlich, und weil ich mich kaum zu halten weiß vor Freude über seinen Vorschlag, falle ich gleich nochmal über ihn her.

Überflüssig zu sagen, dass wir vom Sofa sehr bald ins Schlafzimmer wechseln. Das Bett ist für manche Gelegenheiten eben doch das geeignetere Möbelstück …

Unverhofft - nicht oft ...

 

Als ich am Montag wieder in die Uni gehe, ist mein Glücksrausch immer noch nicht ganz wieder abgeflaut. Weder der Schneeregen, noch die Aussicht auf eine weitere Dosis Professor Hornung kann mir das debile Dauergrinsen aus dem Gesicht wischen, und als ich um die Mittagszeit mit Hubert in der Mensa sitze, will er wissen, was eigentlich mit mir los ist.

 

„Wieso? Was ist denn mit mir los?“, frage ich, die Mundwinkel noch immer aufwärts gebogen.

 

Er verdreht die Augen, sieht sich dann nach allen Seiten um und meint leise: „Na, dieses ständige Gegrinse! Hast du irgendwas genommen?“

 

„Was soll ich denn genommen haben?“, stelle ich mich weiter feixend doof.

 

Hubert schnaubt und rückt ein bisschen näher an mich ran. „Was weiß ich denn?“, gibt er leise und verschwörerisch zurück. „Jedenfalls ist das doch nicht mehr normal, wie du rumläufst! An einem Montagmorgen und bei dem Sauwetter, noch dazu mit der Aussicht auf den alten Hornung sollte niemand dermaßen gut drauf sein! Du am Allerwenigsten! Wenn ich bedenke, wie du sonst immer stöhnst, wenn wir bei dem Typen Vorlesung haben! Also – hast du Gras geraucht oder irgendwelche Pillen eingeworfen? Falls ja, dann will ich gefälligst auch was davon haben! Scheint ja tierisch guter Stoff zu sein!“

 

Ich kann nicht anders, ich muss lauthals lachen, was Hubert sichtlich nicht kapiert. Na schön, vielleicht ist es jetzt wirklich an der Zeit, den Guten aufzuklären … ?

 

Ich werde wieder halbwegs ernst und lehne mich nach vorne, ihm entgegen, sehe ihm in die Augen und hole tief Luft.

 

„Pass auf, Hubs, ich weiß, das kommt jetzt vielleicht ein bisschen unerwartet, aber ... weißt du - ich bin schwul. Der Freund mit dem ich am Freitag verabredet war, das ist … naja, MEIN Freund, verstehst du? Und ich bin so gut drauf, weil wir uns überlegen zusammen zu ziehen.“

 

Er blinzelt, dann schluckt er, weicht ein Stückchen zurück und atmet hektisch.

 

Wow? Hat ihn mein Geständnis schwul zu sein, jetzt doch so eiskalt erwischt, oder was? Aber seine erste Frage an mich lautet: „Du … hast einen Freund?“

 

„Ja.“ Ich nicke ernst. „Ist das ein Problem für dich?“, will ich wissen, und er schluckt erneut heftig, schüttelt aber mit einem verunglückten Lächeln den Kopf.

 

„Nein, Gott, ... nein! Es ist nur ...“ Er bricht ab, dreht das Gesicht zur Seite und schaut sich ein bisschen ziellos um. Ich fühle nun auch Druck auf dem Brustkorb, denn ziemlich unerwartet hat meine gute Laune kräftig eins aufs Dach bekommen.

 

„Du hast nicht gewusst, dass ich schwul bin“, vervollständige ich seinen Satz, und überrascht sieht er mich an.

 

„Hey, das ist schon okay! Ich gehe damit ja auch nicht gerade überall hausieren! War wohl eine ziemliche Überraschung für dich. Das hätte ich besser anders anfangen sollen?“, entkommt es mir. Ich bin jetzt auch ein bisschen konfus. Dass es ihn so mitnimmt, hätte ich nicht erwartet.

 

Was kann ich jetzt tun, damit unsere aufkeimende Freundschaft nicht den Bach runtergeht?

 

„Ich meine, … ich hätte dir das vielleicht nicht einfach so vor den Kopf knallen sollen! Das war echt ziemlich blöd von mir!“ In einer hilflosen Geste zerwühle ich mir die Haare und versuche mich an einem Lächeln, was aber ebenso misslingt wie seines. Ich schaue ihn an, versuche in seiner Miene zu lesen, aber die drückt nur Verwirrung aus, Unglauben und … Schock?

 

Na, das hast du ja wieder mal toll hingekriegt, Ben!

 

Scheiße verflucht! Ich will nicht, dass er jetzt diesen Blick bekommt, der mir sagt, er traut mir nicht mehr über den Weg, weil man ja nie weiß, wann „der Schwule“ den Raster kriegt und alles bespringt, was einen Schwanz hat! So bin ich nicht und das müsste Hubert doch eigentlich wissen!

 

So sind die allerwenigsten Schwulen, und unter Heteros gibt es diese Spezies schließlich auch, die alles angräbt, was nicht bei Drei auf dem Baum sitzt, oder?

 

Aber gerade als Schwuler begegnet man diesem Klischee ja doch immer wieder. Bloß komisch, dass es dann meistens diese gestandenen Alphamännchen sind, die da plötzlich Komplexe kriegen und nicht mehr mit dem ehemals besten Kumpel und Arbeits- oder Vereinskollegen zusammen duschen wollen oder so.

 

Aber egal jetzt – hier geht`s um Hubs!

 

„Sieh mal“, beginne ich und lege die Arme vor mich auf den Tisch, „dass ich schwul bin heißt ja nun nicht, dass ich über jeden Mann herfalle, der mir begegnet, verstehst du? Ich bin schließlich in einer festen Beziehung und würde die nie im Leben aufs Spiel setzen wollen. Ich liebe meinen Freund, also … was ich damit sagen will … ich würde nie … !“

 

Ich gebe mein Gestotter auf, reibe mir seufzend den Nacken und verwünsche zum millionsten Mal meine Angewohnheit, nicht zuerst das Hirn einzuschalten, bevor ich das Mundwerk in Betrieb nehme.

 

„Ach, Mist!“, fluche ich leise, doch da legt Hubert seine Hand auf meinen Arm. Überrascht schaue ich ihn an und tatsächlich: er lächelt! Und diesmal richtig.

 

„Schon gut!“, sagt er. „Entschuldige bitte. Das war im ersten Moment ein bisschen unerwartet für mich, aber keine Sorge, zwischen uns ändert sich dadurch überhaupt nichts, okay?“

 

Seine Miene ist warm und ehrlich, und ich atme erleichtert auf. Gott sei Dank! Also habe ich mich doch nicht in ihm getäuscht! Ich erwidere sein Lächeln und sage: „Wenn du wüsstest, wie froh ich jetzt bin! Mann, einen Moment lang dachte ich echt, du machst gleich das Zeichen gegen den bösen Blick oder so und lässt mich einfach hier sitzen!“

 

Hubert stutzt, dann lacht er, laut und lange.

 

Lauter und länger, als der kleine Scherz es verdienen würde, aber ich bin so froh darüber, wie sich die Sache entwickelt hat, dass ich nichts darauf gebe. Vermutlich ist er einfach noch ein bisschen aufgewühlt, genau wie ich auch.

 

Im Laufe des weiteren Tages bemerke ich jedenfalls, dass sich zwischen uns offenbar wirklich nichts geändert hat. Hubert ist wie immer, offen, freundlich, vielleicht sogar noch ein bisschen freundlicher als sonst, aber womöglich bilde ich mir das in meiner Erleichterung auch nur ein. Wie auch immer – ich bin jedenfalls einfach nur froh, dass ich dieses Outing ohne Blessuren überstanden habe.

 

 

 

 

 

Zurück in meiner Wohnung erwartet mich eine angenehme Überraschung: Manuel ist dort und steht in meiner geräumigen Küche am Herd. Der Tisch ist gedeckt, und es duftet verführerisch nach Essen. Also hat er endlich mal Gebrauch gemacht von dem Zweitschlüssel, den ich ihm vor Ewigkeiten gegeben habe. Wurde auch höchste Zeit!

 

Er hat mich noch nicht bemerkt, und ich stelle so leise wie möglich meinen Rucksack ab, schleiche mich auf Zehenspitzen an ihn ran und lege dann von hinten meine Arme um ihn. Leider zuckt er nur minimal zusammen, fängt sich für meinen Geschmack viel zu schnell wieder und dreht sich in meiner Umarmung zu mir um.

 

Seine Lippen sind fest und weich zugleich, schmecken nach … hmm, was ist das?

 

Ich linse über seine Schulter auf den Herd. „Lecker! Was wird das?“

 

Manu löst sich aus meinem Arm und greift wieder nach dem Pfannenwender, den er eben achtlos beiseite gelegt hat.

 

„Hühnchen in Erdnusssoße“, sagt er und rührt um. „Mit Reis und Sprossengemüse.“

 

Ich schnuppere noch einmal genießerisch. „Riecht lecker!“, sage ich, und mein Magen unterstreicht meine Worte mit einem behäbigen Knurren.

 

„Wasch` dir die Hände!“, befiehlt Manuel und deutet mit dem Kopf zum Tisch. „Und dann setz` dich. Ist praktisch fertig!“

 

Grinsend salutiere ich. „Aye, aye, Captain!“

 

Zwei Minuten später sitze ich erwartungsvoll an meinem Platz und sehe zu, wie Manuel uns von dem köstlich duftenden Essen auftut. Eine Weile lang sagt keiner von uns was, weil wir nur mit Essen beschäftigt sind.

 

Das Hühnchen schmeckt wirklich großartig, und ich leere meine Portion schneller als Manuel, stehe auf und hole mir mehr davon. Diesmal esse ich langsamer, genussvoller, nachdem der gröbste Hunger gestillt ist. Und jetzt frage ich mich auch, was Manuel eigentlich hier macht.

 

Die Gelegenheiten, an denen er mich hier besucht hat, kann ich an einer Hand abzählen. Und nie kommt er unangekündigt. Was nicht heißen soll, dass ich mich nicht freue, dass er da ist. Ganz im Gegenteil! Es ist nur so … unerwartet!

 

„Was?“, kommt es von ihm, und ein Blitz aus grünen Augen trifft mich. Er hat also bemerkt, dass ich ihn beobachte. Naja, war eigentlich auch nicht anders zu erwarten. Manuel mag oft wirken, als bekäme er nicht alles mit, was um ihn herum vorgeht, aber das täuscht. Er hat sogar ziemlich feine Antennen.

 

„Nichts“, sage ich und lächle. „Ich freu` mich einfach nur, dass du hier bist!“

 

Darauf erwidert er nichts, aber seine Mundwinkel heben sich ein Spur nach oben. Soll wohl heißen „Ich freu` mich auch“, oder so.

 

Mein Lächeln wächst in die Breite und mein Herz will sich ausdehnen, aus meiner Brust herauswachsen, weil die ganzen liebevollen Gefühle nicht mehr genügend Platz darin finden.

 

„Bleibst du über Nacht?“, will ich wissen, obwohl ich die Antwort schon kenne. Er muss am nächsten Morgen ab sieben Uhr auf Posten sein, da ist eine Übernachtung nicht …

 

„Ja“, erwidert er knapp, und überrascht halte ich mit Kauen inne.

 

„Im Ernst?“, hake ich nach, und diesmal grinst er.

 

„Nein. War nur ein Witz!“ Ich will mich schon beschweren, da lacht er und ergänzt: „Nein, kein Witz! Ich bleibe über Nacht und die ganze restliche Woche. Ich hab` heute früh bei meinem Chef angerufen wegen dem Urlaub, und der hatte zufällig gerade für diese Woche einen Ersatz an der Hand. Also hab` ich spontan zugegriffen und nun die ganze Woche frei.“

 

Atemlos höre ich ihm zu, und es ist gut, dass ich meinen letzten Bissen gerade runtergeschluckt habe. Mir klappt der Mund nämlich auf, und das wäre unter Garantie kein schöner Anblick. Zumindest keiner, den man vor seinem Liebsten bieten möchte!

 

„Heißt das, du bleibst die ganze Woche hier?“, will ich wissen, und er nickt grinsend.

 

„Mein Zeug steht drüben im Schlafzimmer.“

 

Wow! Damit hätte ich nicht gerechnet! Dass das so fix geht mit dem Probewohnen!

 

Meine Gabel knallt auf den Teller, ich springe vom Stuhl und ihm an den Hals. Manuel hat gar keine Chance mehr, irgendwas zu sagen, denn ich knutsche ihn buchstäblich halb zu Tode. Jedenfalls so lange, bis er auch aufsteht, mich um die Taille schnappt und sich meine Beine um die Hüften legt.

 

Weiter wild küssend stolpern wir so in mein Schlafzimmer und landen schwer auf der Matratze meines Doppelbetts.

 

Naja, und ab da sind auch eigentlich keine Worte mehr nötig …

 

 

 

Anschließend liegen wir eng umschlungen unter meiner Bettdecke und lauschen jeder dem raschen Herzschlag des Anderen. Nur langsam landen wir wieder auf dem Boden der Tatsachen, und eigentlich hätte ich nichts dagegen, noch ein bisschen länger so zu fliegen wie eben.

 

Der Moment fühlt sich aber auch so schon praktisch perfekt an, und ich schweige, um ihn nicht zu zerstören, kuschle mich nur noch etwas mehr in Manuels Arm und presse das Ohr auf seine Brust. Das regelmäßige, starke Pochen darin hüllt mich ein, und ich seufze leise und glücklich auf.

 

Im Kopf überschlage ich meine Vorlesungen für die restliche Woche und überlege, ob ich wohl Hubert bitten kann, mir seine Notizen der kompletten Woche zur Verfügung zu stellen. Denn eins ist ja wohl klar: Wenn Manuel schon die ganze Woche hier bei mir verbringt, dann werde ich diese Zeit garantiert nicht mit Professor Hornung und den übrigen Mumien der Rechtswissenschaften vertun!

 

Seine Hand streichelt meinen nackten Rücken und er sagt: „Meinst du nicht, wir sollten erst mal die Küche aufräumen?“

 

Unwillig brummelnd räkle ich mich und umschlinge ihn fester.

 

„Mein Freund, der große Romantiker!“, maule ich und er lacht. „Was gibt`s da zu lachen?“, beschwere ich mich. „Was soll ich denn davon halten, hm? Wir hatten gerade fantastischen Sex – für mich war er jedenfalls fantastisch! - und das Erste was dir anschließend einfällt ist die Küche!“

 

Ich habe meinen Satz kaum beendet, da finde ich mich auf dem Rücken wieder und Manuel mit funkelnden Augen über mir. Er küsst mich tief und dann sagt er grinsend: „Na endlich gibst du es mal zu!“

 

„Was?“ Verwirrt starre ich ihn an, wobei die Verwirrung nur zum Teil seiner Aussage geschuldet ist. Der weitaus größere Teil kommt daher, weil mein Körper schon wieder mehr als eindeutig auf ihn reagiert, soll heißen, ich werde schon wieder hart, obwohl ich erst vor kurzem hammermäßig gekommen bin.

 

Verrückt!

 

Wenn meine früheren Bettgespielen mich so sehen könnten, würden sie es vermutlich nicht glauben: Ich, Ben Böttinger, bis dato überzeugter Top, und nun werde ich allein schon beim Gedanken an Manuels Schwanz in mir hart!

 

„Dass der Sex mit mir fantastisch ist natürlich! Was dachtest du denn?“, feixt er und reibt seine Körpermitte an mir, wodurch ich spüre, dass auch sein kleiner Freund nichts gegen eine zweite Runde hätte. Na dann?

 

Auf in den Kampf, Torero!

 

Altlasten

 

Am nächsten Morgen bin ich als Erster wach. Erstaunlich genug, sonst ist Manuel ein eingefleischter Frühaufsteher und lange vor mir auf, wenn wir in einem Bett zusammen nächtigen. Ist er durch seinen Job wohl auch nicht anders gewöhnt.

 

Aber ich genieße es, meinen Freund mal so ungestört und ausgiebig betrachten zu können. Er sieht wahnsinnig sexy aus, wie er da so neben mir liegt, halb auf dem Bauch, einen Arm unter dem Kissen und den anderen zu mir hinübergereckt, die Haare zerwuschelt ums Gesicht und ein leichter Bartschatten auf Kinn und Wangen.

 

Dazu die sanft gebräunte Haut und dieser sinnlich geschwungene Mund … Mann, wenn ich nicht aufpasse, falle ich direkt wieder über ihn her.

 

Aber das wäre im Augenblick definitiv keine gute Idee. Mein Arsch brennt doch ziemlich von den zwei ausgedehnten Runden am Vorabend.

 

Vorsichtig rutsche ich also aus dem Bett und steige erst mal unter die Dusche. In meinem Badezimmerschränkchen finde ich auch noch einen Rest Wundsalbe und mache ausgiebig davon Gebrauch, bevor ich mich anziehe und die Kaffeemaschine in Betrieb nehme.