Bewegung bewahren - Jürgen Bacia - E-Book

Bewegung bewahren E-Book

Jürgen Bacia

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Beschreibung

Freie Archive bewahren die Geschichte von unten: die Dokumente der Spontis und der Autonomen, der linken Polit- und Basisgruppen, der Frauen und der Schwulen, der Friedens- und der Umweltbewegungen, der Internationalismusinitiativen und der Jugendszenen, der DDR-Oppositionsgruppen, der Selbsthilfebewegungen und vieles mehr. Freie Archive sind das Gedächtnis der Bewegungen. Eine bunte Vielfalt, die Gegenüberlieferung sichern will und doch oft selbst ums Überleben kämpft. Dieses Buch wirft einen Blick auf den Zustand, die Geschichte und das Selbstverständnis der Freien Archive in Deutschland.

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Bewegung bewahren

Freie Archive und die Geschichte von unten

Jürgen Bacia

Cornelia Wenzel

Originalausgabe

© 2013 Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, Berlin; [email protected]

Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage April 2013

Unterstützt von

Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur

Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA)

Vertrieb für den Buchhandel: Bugrim (www.bugrim.de)

Auslieferung Schweiz: Kaktus (www.kaktus.net)

E-Books, Privatkunden und Mailorder: shop.jugendkulturen.de

Lektorat: Klaus Farin

Umschlaggestaltung und Layout: Conny Agel

unter Verwendung eines Fotos von Jürgen Bacia (Buttons aus der Sammlung des Archivs für alternatives Schrifttum)

ISBN 978-3-943774-19-1 (epub)

Unsere Bücher kann man auch abonnieren: shop.jugendkulturen.de

Das Berliner Archiv der Jugendkulturen e. V. existiert seit 1998 und sammelt – als einzige Einrichtung dieser Art in Europa – authentische Zeugnisse aus den Jugendkulturen selbst (Fanzines, Flyer, Musik etc.), aber auch wissenschaftliche Arbeiten, Medienberichte etc., und stellt diese der Öffentlichkeit in seiner Präsenzbibliothek kostenfrei zur Verfügung. Darüber hinaus betreibt das Archiv der Jugendkulturen auch eine umfangreiche Jugendforschung, berät Kommunen, Institutionen, Vereine etc., bietet jährlich bundesweit rund 80 Schulprojekttage und Fortbildungen für Erwachsene an und publiziert eine eigene Zeitschrift – das Journal der Jugendkulturen – sowie eine Buchreihe mit ca. sechs Titeln jährlich. Das Archiv der Jugendkulturen e. V. legt großen Wert auf eine Kooperation mit Angehörigen der verschiedensten Jugendkulturen und ist daher immer an entsprechenden Reaktionen und Material jeglicher Art interessiert. Die Mehrzahl der Archiv-MitarbeiterInnen arbeitet ehrenamtlich.

Schon mit einem Jahresbeitrag von 48 Euro können Sie die gemeinnützige Arbeit des Archiv der Jugendkulturen unterstützen, Teil eines kreativen Netzwerkes werden und sich zugleich eine umfassende Bibliothek zum Thema Jugendkulturen aufbauen. Denn als Vereinsmitglied erhalten Sie für Ihren Beitrag zwei Bücher Ihrer Wahl aus unserer Jahresproduktion kostenlos zugesandt.

Weitere Infos unter www.jugendkulturen.de

Inhalt

Vorwort: The times they are a-changin

Wer, wenn nicht wir? Zur Bedeutung und Befindlichkeit Freier Archive

Unsere Geschichte gehört uns

Archive bergen Sprengstoff

Arbeitsbedingungen und Finanzierung

Die soziale Lage der MitarbeiterInnen

Viel erreicht mit wenig Mitteln

Etablierte Archive sind keine Alternative

Wachsende Anerkennung

Wann, wenn nicht jetzt? Entstehung und Entwicklung Freier Archive

Wo, wenn nicht hier? Berichte aus dem Innenleben

Autonom, egal wie?

Aneignung der eigenen Geschichte: Das Archiv der sozialen Bewegungen Hamburg

Das Objekt hält (nicht) still: der Papiertiger im Prozess vom Bewegungsarchiv zum Dienstleister

Zwischen Modernisierung und Werteverlust: Der Leipziger Infoladen im Conne Island

„Handelndes Sammeln“: Das Archiv aktiv in Hamburg

Zuerst starben die mit dem großen E: Das Archiv des iz3w

Das Archiv einer Geschichte, die noch nicht Geschichte ist: Ein Besuch im Gorleben Archiv

Staatsknete für Freie Archive!

Von der Kunst des Fahrens auf einem Rad: Das Archiv für alternatives Schrifttum (afas)

Alles lesbisch – oder was? 40 Jahre Lesbengeschichte: Spinnboden – Lesbenarchiv und Bibliothek e. V.

Kontinuitäten, Brüche, Entwicklungen: Das Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“

Ein Archiv von unten – finanziert von oben? Das Schwule Museum in Berlin

Den großen Sprung wagen?

Das Archiv der Jugendkulturen: Porträt einer (leider) einmaligen Einrichtung

Springen, Schreiten, Tanzen: Die Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung

Wenn nichts mehr geht

45 m³ Umweltgeschichte netto: Bemerkungen über das eco-Archiv

Das Internationale Frauenfriedensarchiv Fasia Jansen e. V.

Der diskrete Charme von Hausstaubmilben und Anarchie: Geschichte, Blüte und Scheitern des Münsteraner Umweltzentrum-Archivs

Wie, wenn nicht so? Krise und Zukunft Freier Archive

Erschreckende Planlosigkeit

Problemfelder in einzelnen Milieus

Verhalten in Krisensituationen

Defizite der Überlieferungssicherung

Lösungssuche im Verbund?

Autorinnen und Autoren

Literatur

Auszug aus dem Verzeichnis Freier Archive, Bibliotheken und Dokumentationsstellen

Werft Eure Geschichte nicht weg!!

Vorwort: The times they are a-changin

Freiheit ist ein schillernder Begriff. Man kann frei sein für etwas und frei von etwas. Manchmal meint Freiheit nur eine Banalität wie die Aufhebung von Geschwindigkeitsbegrenzungen („Freie Fahrt für freie Bürger!“), manchmal so etwas Gravierendes wie die Deregulierung der Märkte, manchmal wird damit ein Land beschrieben, in dem Milch und Honig fließen, in dem die Menschen frei und gleich sind, manchmal ist Freiheit „just another word for nothing left to loose“ – und über den Wolken zumindest soll sie wohl grenzenlos sein, die Freiheit.

In diesem Buch geht es um „Freie Archive“, jene seit den 1970er Jahren aus den verschiedenen Bewegungen und Szenen heraus entstandenen Sammelstätten der papiergewordenen Relikte des linken, autonomen, feministischen, antifaschistischen, alternativen (und und und) Spek-trums. Als übergeordneter Begriff für die Archive sozialer und politischer Bewegungen setzt sich seit einigen Jahren in den verschiedenen Milieus und Archivlandschaften die Bezeichnung „Freie Archive“ durch. Wir greifen diesen kurzen und prägnanten Arbeitsbegriff auf, ohne damit sagen zu wollen, alle anderen – von uns als etabliert oder konventionell bezeichneten – Archive seien unfrei. Vielmehr orientieren wir uns daran, dass dieser Sprachgebrauch auch in anderen Bereichen durchaus üblich ist, etwa wenn von der Freien Kulturszene, von Freien Künsterlnnen, Freien JournalistInnen oder, neudeutsch, von freelancern gesprochen wird. Die Freiheit, die hier gemeint ist, birgt durchaus Ambivalentes: Einerseits arbeiten Freie Archive häufig ohne Hierarchien, ihre Entscheidungen fallen selbstbestimmt und zumeist kollektiv und sie unterliegen nicht den Zwängen großer Institutionen; andererseits sind die in diesen Projekten arbeitenden Menschen häufig frei von regelmäßigen Einkünften und arbeiten unter ökonomischen Bedingungen, die keine Gewerkschaft akzeptieren würde.

Freie Archive stehen zurzeit vor allerlei Herausforderungen; sie sehen sich gleich mit mehreren – mehr oder weniger bedrohlichen – Entwicklungen konfrontiert:

ƒ•Die Bewegungen, die sie hervorgebracht haben, verlaufen im Sande, transformieren sich in Institutionen, werden zu Nichtregierungsorganisationen, erübrigen sich oder erfinden sich neu, kurz: Sie sind nicht mehr oder zumindest nicht mehr in der ursprünglichen Gestalt vorhanden – was heißt das für die aus ihnen und für sie entstandenen Archive?ƒ•Die erste Generation von Aktiven, auf deren Initiative auch viele Freie Archive zurückgehen, steht nicht mehr (oder jedenfalls nicht mehr lange) zur Verfügung – können und wollen die NachfolgerInnen das Werk der Altvorderen weiterführen? ƒ•Obwohl es viele Freie Archive seit Jahrzehnten gibt, ist es ihnen nur in wenigen Ausnahmefällen gelungen, eine halbwegs tragfähige finanzielle, personelle und räumliche Absicherung zu erreichen. Der ganz überwiegende Teil lebt mit Projektförderung und/oder privaten Spenden von der Hand in den Mund oder wird gänzlich „ehrenamtlich“ betrieben. ƒ•Die Elektronisierung und Digitalisierung des Lebens im 21. Jahrhundert trifft Freie Archive nicht nur in der Notwendigkeit, sich auf den Umgang mit neuen Speichermedien einzustellen. Sie hat auch die Mobilisierungs- und Aktionsformen von Bewegungen in einer Weise verändert, die schon den Zugriff auf Teile des Sammlungsgutes schwer macht. Flugblätter und Plakate, Buttons und Sticker kann man fürs Archiv einsammeln. Bei nur im Internet veröffentlichten Aufrufen und Plakaten, bei der Spontaneität von Flashmobs oder bei der Flüchtigkeit von Blogs aber scheint nichts so fern zu liegen wie der Gedanke an langfristige Sicherung dieser Dokumente – mit weitreichenden Folgen sowohl für die Überlieferung zeitgeschichtlicher Dokumente als auch für die zeitgeschichtliche Forschung.

All diese Herausforderungen treffen die Freien Archive nicht in gutsituierter Behaglichkeit. Fast alle befinden sich in labiler, oft prekärer Situation und haben über die Jahre ihren Laden so gut es ging zusammengehalten. Es sind großartige Sammlungen von hohem kultur- und zeitgeschichtlichem Wert zu den sozialen und politischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts entstanden, aufgebaut mit viel Herzblut und wenig Geld. Abgesichert ist hier fast nichts. Es droht nicht nur vielen ArchivarInnen die Altersarmut, sondern auch den Bewegungen der Geschichtsverlust, künftigen HistorikerInnen der Quellenmangel und der Gesellschaft insgesamt könnte jener Teil ihres Gedächtnisses verlorengehen, in dem die Erinnerungen an Aufmüpfiges, Unbequemes und Nichtkonformes gespeichert wären.

Wenn uns daran liegt, dass Freie Archive und ihre Sammlungen eine Zukunft haben, ist es an der Zeit, innezuhalten und einen Blick auf ihre Geschichte und Gegenwart zu werfen – und Schlüsse daraus zu ziehen.

Das ist das Anliegen dieses Buches.

Anmerkungen und Dank

Wir arbeiten beide seit etwa 30 Jahren in Freien Archiven und haben dort auch das eine oder andere Netzwerk mit aufgebaut. Bei diesem Buch handelt es sich daher nicht um eine wissenschaftliche Untersuchung, sondern eher um eine Art Praxisbericht, mit dem wir Erkenntnisse und Erfahrungen, die wir im Laufe der Zeit gesammelt haben und aus denen wir unsere Schlüsse ziehen, zur Diskussion stellen. Wir haben außerdem 2011 und 2012 eine Fragebogenaktion durchgeführt, aus der zum einen das elektronische Verzeichnis Freier Archive entstanden ist (www.afas-archiv.de/vda.html), zum anderen vieles daraus in dieses Buch eingeflossen ist. Eingebettet in unsere Beschreibungen, Analysen und Schlussfolgerungen präsentieren wir im dritten Kapitel fünfzehn Beiträge, in denen Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedensten Freien Archiven „aus dem Innenleben“ berichten. Sie schreiben dort von Hoffnungen und Erfolgen, aber auch von Grenzen und Schwierigkeiten; einige beschreiben, warum sie bereits kapitulieren mussten.

Selbstredend ist es uns ein Anliegen, Sprache geschlechtergerecht zu verwenden. Wir benutzen das große Binnen-I, in den Beiträgen anderer AutorInnen werden gelegentlich auch andere Formen verwendet.

Unser Dank gilt dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen und der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur für die finanzielle Unterstützung des Vorhabens, dem Verlag des Archiv der Jugendkulturen für die Bereitschaft, das Buch zu veröffentlichen, und dem Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) für die Gewährung eines großzügigen Druckkostenzuschusses. Das Archiv für alternatives Schrifttum stellte die Infrastruktur zur Verfügung, dort und im Archiv der deutschen Frauenbewegung standen uns bei Bedarf auch die Kolleginnen zur Seite. Gespräche und Diskussionen mit den Menschen in und rund um die Netzwerke der Freien Archive, aber auch im VdA, haben viel zur Klärung der Gedanken für dieses Buch beigetragen. Bei der Endfassung des Manuskriptes haben uns Petra Heine, E. Jürgen Krauß, Nina Matuszewski und Jürgen Sickelmann ebenso kritisch wie wohlwollend unterstützt – danke an alle!

Duisburg/Kassel/Berlin, den 25. Februar 2013

Jürgen Bacia / Cornelia Wenzel

Wer, wenn nicht wir? Zur Bedeutung und Befindlichkeit Freier Archive

Die Archive, von denen in diesem Buch die Rede ist, sind politische Archive. Sie sind in oder am Rande von politischen Gruppen und Bewegungen der Neuen Linken und all der später daraus hervorgegangenen Milieus und Submilieus entstanden. Sie gehen zurück auf die Oppositions- und Protestbewegungen seit den 1960er Jahren, die Missstände aufgedeckt und sich eingemischt haben, die auf die Straße gegangen sind, die Alternativen zu bestehenden, von ihnen als falsch oder ungerecht empfundenen Strukturen entwickelt haben, die mit Flugblättern, selbstverlegten Broschüren, Zeitschriften und Büchern ihre Anliegen in die Öffentlichkeit getragen haben. All diese Bewegungen waren unbequem, störten nicht nur den gewohnten Betriebsablauf der Gesellschaft und ihrer Institutionen, sondern hinterfragten diese Gesellschaft zum Teil sogar grundsätzlich.

Ab Anfang der 1970er Jahre bildete sich ein breites und politisch durchaus disparates Milieu heraus, bestehend aus maoistischen und trotzkistischen Parteiansätzen, antiautoritären, linkssozialistischen, anarchistischen und alternativen Gruppen und Initiativen. Es entstanden marxistisch-leninistische Parteien oder Partei-Aufbauorganisationen, die sich an der Politik der Volksrepublik China orientierten, es gab die Gruppe Internationaler Marxisten, die sich an der trotzkistischen IV. Internationale orientierte, es gab das politisch undogmatische Sozialistische Büro, das den Revivals historischer Kämpfe kritisch gegenüberstand, es formierten sich aber auch die Kräfte neu, die sich an der Politik der Sowjetunion orientierten. Daneben entstand eine breite, dezentral und in sehr verschiedenen Bereichen arbeitende Alternativbewegung, die zentralistische Organisationsformen und traditionelle Politikkonzepte explizit ablehnte und stattdessen Wege zu herrschaftsfreien, selbstbestimmten und selbstorganisierten Arbeits-, Lebens- und Gesellschaftsformen suchte. Man baute selbstverwaltete Zentren auf, setzte sich mit den Problemen in den Stadtteilen auseinander und besetzte leerstehende Häuser, beschäftigte und solidarisierte sich mit den Befreiungsbewegungen, die überall auf der Welt um die Befreiung von kolonialer Abhängigkeit kämpften, kritisierte die Großmächte und Industrieländer, die zur Aufrechterhaltung ihrer Interessen genau diese Unabhängigkeit verhinderten.

Fast alle Gruppen und Initiativen standen in Konflikt mit den Institutionen der Mehrheitsgesellschaft. In diesem Prozess der Auseinandersetzung bildeten sie ein eigenes politisches Selbstverständnis und eine eigene politische Identität heraus. Zu dieser Identität jenseits der Mehrheitsgesellschaft gehörte es auch, die Dokumente der eigenen Arbeit und die Dokumente der Auseinandersetzung mit dem Staat und seinen Institutionen, mit Politik und Verwaltungen aufzuheben – und genau hier liegen die Keimzellen der Freien Archive, die quasi parallel zur politischen Arbeit entstanden und zunächst besser als Handapparate der Gruppen und Initiativen bezeichnet werden sollten.

Aus zwei Gründen war es also notwendig, Freie Archive als unabhängige Orte der Überlieferung der eigenen Geschichte aufzubauen: Zum einen brauchte man diese Orte, um sich der eigenen Geschichte, der eigenen Aktivitäten, der eigenen politischen Identität vergewissern zu können; zum andern wollte man die Sicherung der Dokumente des eigenen, (system-)oppositionellen Handelns nicht ausgerechnet dem Staat und seinen Archiven überlassen. Nebenbei bemerkt waren die meisten etablierten Archive weder willens noch in der Lage, die Dokumente der Oppositionsgruppen zu sammeln1. Ihr Sammelauftrag sah das nicht vor, folglich fehlte ihnen sowohl ein Konzept als auch das erforderliche Personal, und wenn sich vereinzelt MitarbeiterInnen etablierter Archive um die Beschaffung dieser Materialien bemühten, stießen sie bei den Objekten ihrer Begierde zumeist auf Ablehnung.

So vielschichtig, uneinheitlich und bunt die Bewegungslandschaft war, so bunt und disparat entwickelte sich auch die Archivlandschaft, die sie hervorgebracht hat. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden Archive der Spontis und der Autonomen, der Frauen und der Schwulen, der Friedens- und der Umweltbewegungen, der Internationalismusinitiativen und der Geschichtswerkstätten, um nur die wichtigsten Bereiche und Milieus zu nennen. Die Selbstbezeichnungen bringen die Buntheit und Uneinheitlichkeit auf den Begriff: Sie nennen sich Archiv, Informationsstelle, Dokumentations- oder Bildungszentrum, Anarchiv, Pressearchiv oder Bibliothek, und bei diesen Selbstbezeichnungen scheren sie sich nicht um die historisch entstandenen Definitionen der „klassischen“ Einrichtungen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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