Bischofsgrüner Schneemann-Samba - Birgid Windisch - E-Book

Bischofsgrüner Schneemann-Samba E-Book

Birgid Windisch

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Beschreibung

Als Magda, Herbert und Hund Fränzchen in den Urlaub, nach Bischofsgrün fahren, beginnt ein spannendes Abenteuer. Wie ihr Lebensgefährte Herbert so schön sagt: "Leichen pflastern ihren Weg!" Denn wenn Magda Wild in den Urlaub fährt, machen die Mörder zuhause, im Odenwald, Pause. Dafür wird fleißig am Urlaubsort gemordet. So auch diesmal, als Magda und Herbert mit Fränzchen in Bischofsgrün Urlaub machen. Es beginnt mit einer Leiche am weißen Main, wo Magda und Herbert den ersten Toten finden! Ein verrückter Mörder mordet nach einem morbiden System, das nur für ihn Sinn ergibt und Magda und Herbert sind heilfroh, als sie in einigen Mümlingtaler- und Fichtelgebirgs-Kollegen, kompetente Unterstützung erhalten. Sie haben ganz schön zu tun und wirklich keine Langeweile. Dazu die traumhafte Kulisse von Bischofsgrün, mit seinen Wäldern, Bächen, Höhlen, Quellen, Wegen und Seen. Wird es den Mümlingtaler Ermittlern, zusammen mit den Bayreuther Kommissaren, Bella und Eduard auch diesmal gelingen, den Mörder zu fassen? Es wird nicht einfach werden, denn er lässt den Kommissaren kaum Zeit, für eine Atempause!

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Seitenzahl: 191

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Birgid Windisch

Bischofsgrüner Schneemann-Samba

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 – langersehnter Urlaub

Kapitel 2 – im Urlaubsquartier

Kapitel 3 – eine furchtbare Entdeckung

Kapitel 4 – glückliches Wiedersehen

Kapitel 5 – der heimtückische Mörder

Kapitel 6 – die Ermittlungen beginnen

Kapitel 7 – unverhoffte Verstärkung

Kapitel 8 – Erkenntnisse

Kapitel 9 – stille Beobachtung

Kapitel 10 – erster Kriegsrat

Kapitel 11 – ein merk-würdiges System

Kapitel 12 – der kleine Kurgarten

Kapitel 13 – guter Rat ist teuer

Kapitel 14 – fieberhafte Nachforschungen

Kapitel 15 – üble Gedanken

Kapitel 16 – Trauer und Schmerz

Kapitel 17 – neue Hoffnung

Kapitel 18 – ein Kunstwerk für Wanderer

Kapitel 19 – unter Druck

Kapitel 20 – furchtbarer Anblick

Kapitel 21 – Essen für Leib und Seele

Kapitel 22 – Ein guter Schauspieler

Kapitel 23 – Wasser ist für alle da, Fallerie

Kapitel 24 – und Fallera

Kapitel – erste Befragungen

Kapitel 26 – unerwartete Entdeckung

Kapitel 27 – Heimtücke

Kapitel 28 – Rückblick – ein verhängnisvolles Rendezvous

Kapitel 29 – zweiter Kriegsrat

Kapitel 30 – es geht voran

Kapitel 31 – es reißt nicht ab

Kapitel 32 – gefährlicher Leichtsinn

Kapitel 33 – die Egerquelle

Kapitel 34 – Spurensuche

Kapitel 35 – die Weissmainsquelle

Kapitel 36 – in tödlicher Gefahr

Kapitel 37 – letzte Befragungen

Kapitel 38 – gefährlicher Fluchtversuch

Kapitel 39 – ratlose Ermittler

Kapitel 40 – zu zweit ist besser, als allein

Kapitel 41 – der Verfolger

Kapitel 42 – der Suchtrupp

Kapitel 43 – im Berg

Kapitel 44 – wo sind sie?

Kapitel 45 – der Verfolger kommt näher

Kapitel 46 – die Sucher

Kapitel 47 – in Lebensgefahr

Kapitel 48 – Rettung naht!

Kapitel 49 – Mörder in der Grube

Kapitel 50 – böser Mensch und kühles Grab

Kapitel 51 – Feiere wer kann!

Nun aber wirklich:

Die Kommissare des Höchster Polizeireviers:

DANK:

Quellen:

Übrigens….

Impressum neobooks

Kapitel 1 – langersehnter Urlaub

Birgid Windisch

Bischofsgrüner Schneemann-Samba

Heimatkrimi

Mümlingtalkrimi, Band, Nr. 8

Mein Bischofsgrün

Lieb Heimatort auf freien Höhn,

umringt von Bergen wunderschön,

wo Waldesrauschen säuselnd grüßt

und Morgentau die Blumen küßt,

der Vogelsang in Busch und Hag

dir fröhlich kündet neuen Tag.

Willkommen all im Lenzerblühn!

Wie schön bist du, mein Bischofsgrün!

Wo sturmdurchbrauster Fichtenwald

kämpft wurzelfest, in Stein verkrallt,

aus Felsenburgen moosgekrönt,

geheimnisvoller Zauber strömt,

durch Wald und Flur kristallenrein

die Quellen fließen, rauscht der Main.

Wo Rehe grasen, Hirsche ziehn,

liegt meine Heimat Bischofsgrün!

Dir friedlich Dörfchen ewig Gruß,

wenn ich einst von dir scheiden muß

und schaue dich zum letztenmal,

du liebes, trautes Heimattal.

Im goldnen Abendsonnenschein

den ganzen Himmel schließt du ein.

Im Kranz der Berge, stolz und kühn,

behüt dich Gott, mein Bischofsgrün!

Ludwig Heidenreich, 1934

Für alle Bischofsgrüner und Mümlingtaler

Heimat- und Krimifreunde

gewidmet Ludwig Heidenreich

Birgid Windisch

Bischofsgrüner Schneemann-Samba

Mümlingtal-trifft Fichtelgebirge

2. Urlaubskrimi

MÜMLINGTALKRIMI

SONDERAUSGABE

„Uff!“ Magda ließ die Haustür mit einem Knall ins Schloss fallen, dass Herbert, der eben seine Schuhe im Flur in den Koffer packen wollte, erschrocken zusammenfuhr. „Mir reichts!“, verkündete sie laut. „Ich bin im Urlaubsmodus, komme, was wolle!“ Herbert zog sie liebevoll an sich. „Kein Wunder, der letzte Fall hat uns auch viel abverlangt.“ Müde strich er sich mit der Hand über die Stirn. „Wir sind urlaubsreif!“ „Wuff!“, meldete sich Fränzchen, Magdas überdimensionaler Dackel zu Wort. „Ja, du auch, ich weiß“, streichelte ihn Magda liebevoll über den Kopf. „Morgen geht es los! Diesmal ohne Wohnwagen, damit wir von Anfang an Urlaub haben.“ Sie lächelte Herbert liebevoll an. Der Urlaub vor einem Jahr, am Weißenstädter See, mit dem Wohnwagen, war zwar total schön gewesen, wenn auch begleitet von einigen abscheulichen Morden, doch diesmal hatten sie sich entschlossen, einmal gar nichts zu tun. Am Ende des letzten Urlaubs, hatten sie in Birnstengel, das zu Bischofsgrün gehörte, ein tolles Café gefunden. Die Torten dort waren legendär und einfach köstlich. Herbert hatte sofort den Frankfurter Kranz, den es dort als große Torte gab, zu seinem Favoriten auserkoren und Magda frönte der Schwarzwälder Kirsch-Torte. Durch Zufall hatten sie erfahren, dass die Wirtsleute auch Ferienwohnungen vermieteten und gleich Nägel mit Köpfen gemacht und sich für dieses Jahr eine Wohnung, direkt über dem Café, reservieren lassen. „Wenn ich nur an die köstlichen Torten denke“, schwärmte Magda mit leuchtenden Augen. „Diesmal versuche ich alle einmal durch“, verkündete Herbert und bekam einen gierigen Gesichtsausdruck. „Ich auch“, meinte Magda verträumt. „Schade, dass ich immer nur ein Stück packe, aber mehr geht einfach nicht rein!“ Sie lachte. „Wenn wir uns immer je ein Stück teilen, können wir mehrere Sorten probieren und sind schneller durch!“ Herbert sah sie triumphierend an und Magda stimmte ihm lächelnd zu. 

Er packte die fertigen Gepäckstücke in den Tiguan und schloss mit Nachdruck die Kofferraumklappe. „Dass du aber auch immer so viele Taschen haben musst.“ Missbilligend betrachtete er seine, stets etwas schusselige Magda, die zwar meistens alles dabeihatte, dafür aber in unzähligen Taschen verteilt, weil ihr immer noch etwas einfiel, wenn die Koffer bereits fest geschlossen waren und proppenvoll. Nachdem sie noch einen Abschiedskaffee bei Magdas Mutter Rosi getrunken hatten, ging es endlich los, Richtung Fichtelgebirge. Auf der A 3, als Magda schon ihr erstes Nickerchen hinter sich hatte, fuhr sie erschrocken hoch, weil ihr siedend heiß etwas einfiel: „Sag mal, Herbert, wollten Susi und Eddie, wieder campen in Weißenstadt?“ Der Angesprochene zuckte ratlos die Achseln. „Sie sind ja inzwischen zu dritt, da könnte es sein, dass Susi der Campingurlaub zu anstrengend geworden ist.“ Magda schüttelte den Kopf. „Das glaub ich nicht, unsere Susi ist hart im Nehmen und ich habe unser Urlaubsziel schließlich mehrfach verkündet.“ Sie sah auf. „Ich weiß, dass Eddie auch Urlaub genommen hat, was meinen Verdacht erhärtet, dass die drei ebenfalls in Urlaub gefahren sind!“ „Na dann“, meinte Herbert lächelnd, „besteht der dringende Verdacht, dass wir bald Besuch bekommen!“ „Hoffentlich“, meinte Magda inbrünstig, „brauchen können wir sie auf jeden Fall!“ „Wenn sie nicht da sind, müssen wir womöglich mit fremden Menschen zusammenarbeiten.“ Magda sah ihn mit düsterer Miene an. „Wenn sie uns überhaupt mitarbeiten lassen!“ Herbert zuckte bedeutungsvoll die Achseln. „Stimmt!“ Magda hob die Daumen, „hoffen wir das Beste.“ Herbert zog die Stirn in Falten. „Aber wir haben Urlaub und arbeiten nicht. Eddie, Susi und Ronja wären nette Gesellschaft, aber keine Arbeits-Kollegen!“ Magda nickte verschämt. Sie konnte immer schwer abschalten von der Arbeit. „Nach all der Aufregung, beim letzten Fall, hätten eigentlich alle Urlaub redlich verdient, aber wir können ja nicht einfach das ganze Revier schließen und den armen Helmut mit all den Leichen die anfallen, alleine lassen.“ Sie grinste und Herbert meinte trocken: „Die warten sicher, bis du wieder daheim bist, wirst schon sehen.“ Nachdenklich sah ihn Magda an. „Das war jedenfalls bisher immer so. Seltsam, oder?“ Herbert zuckte die Achseln. „Du hast einen Mordmagnet an dir. Ich habe mich schon damit abgefunden. Sie haben dich sogar letztes Jahr bis in den Urlaub verfolgt.“ „Nur gut, dass ich zwei so lässige Männer bei mir habe.“ Bedeutungsvoll sah sie Herbert und Fränzchen an. Sie hätte schwören können, dass der Hund einen Moment lang, gegrinst hatte.

„Vielleicht ist Camping für unsere Susi im Moment nicht das Richtige, immerhin ist Ronja erst sechs Monate alt, wenn ich mich nicht verrechnet habe.“ Sie zählte leise die Monate an ihren Fingern ab. Herbert lächelte nachsichtig. Seine Magda und Zahlen… „Na, da dürfte es doch kein Problem sein!“ Magda strahlte ihn an. „Ganz schön heiß, für Mitte Juli!“ Herbert nickte und ließ den Blick nicht von der Straße, wo bei der Hitze wieder lauter Verrückte unterwegs waren. Und lächelnd schloss Magda wieder die Augen und ließ den Kopf auf die Brust sinken, missbilligend von Herbert, mit kurzen Blicken beobachtet, dessen Nackenhörnchen sie wieder einmal verschmäht hatte.

Kapitel 2 – im Urlaubsquartier

Magda hatte die Adresse der Ferienwohnung ins Navi eingegeben. "Café Ruckdeschel" in Birnstengel und trotzdem fuhren sie beinahe eine Ausfahrt zu früh ab. Nach knapp drei Stunden waren sie jedoch endlich angekommen. Mit steifen Beinen stiegen sie aus und staksten zum Caféeingang. Die Wirtin strahlte sie freundlich an: „Schee, dass´ts gut angekommen seid, wiedä!“ Magda und Herbert lächelten sie glücklich an. „Wollt´s än Kaffee?“ „Ou ja!“, freute sich Magda und betrachtete hungrig die köstlichen Torten in der Auslage. „Da sagen wir nicht nein“, bestätigte Herbert ihre wortreiche Zusage und sofort suchten sie sich ihre Lieblingstorten aus, Schwarzwälder Kirsch für Magda und Frankfurter Torte für Herbert. Zufrieden setzten sie sich auf ihren Lieblingsplatz und stürzten sich kurz darauf auf die großen Tortenstücke, die ihre freundliche Wirtin brachte. „Lasst es euch munden!“ Inzwischen war es fast schon wie ein Heimkommen und die alte Vertrautheit vom letzten Besuch, war sofort wieder da. Satt und zufrieden saßen sie kurz darauf am Tisch. „Das war wieder lecker!“ Magda leckte sich genüsslich über die Lippen und Herbert nickte mit verzücktem Gesicht. „Schmeckt nach mehr, aber wir sind ja noch eine Weile da und können uns noch genug davon gönnen.“ Magda nickte lächelnd und dachte an die leckere Tortenauswahl in der Glastheke.

Zum Koffer- und Taschenhochtragen, hatten sie danach zwar immer noch keine Lust, aber was sein musste, musste sein. Magda räumte alles in die großzügigen Schrank-Fächer, danach ließen sie sich erschöpft auf Sofa, beziehungsweise Sessel, fallen und relaxten ein wenig. „Nachher gehen wir noch spazieren, gell?“ Magdas Stimme klang etwas undeutlich, weil ihr Kopf, nach hinten gefallen war. „Ja, mein Schatz“, murmelte Herbert verhalten. Kurz darauf, verkündete sein leises Schnarchen, dass er eingeschlafen war. Fast gleichzeitig driftete auch Magda ins Traumland. Doch lange war ihnen die Ruhe nicht vergönnt, denn Fränzchen forderte nachdrücklich sein Recht. Penetrant saß er neben Magdas Sessel und fixierte sie mit seinen dunklen Augen unentwegt, bis sich diese seufzend in ihr Schicksal ergab. „Du hypnotisierst mich schon wieder, Fränzchen. Das ist unverschämt.“ Sie betrachtete den Hund, der nun aussah, als ob er sie auslachte. Peinlich berührt schüttelte sie den Kopf und Herbert, der bereits aufgestanden war, legte ihm das Hundegeschirr an. Sie machten sich auf, um die kleine Runde, durch den Natur-Kurpark, zu laufen. Zufrieden marschierten sie in Richtung Feuerwehrhaus, wo die schmale Straße eine enge Rechtskurve beschrieb und weiter den Wiesenweg entlang. Hier konnte der Hund nach Herzenslust in fremden Gerüchen schwelgen, bis zu den ersten Häusern. Sie gingen durch den Dr. Dürrbeck-Weg, wo sie interessiert die schönen Häuser und Gärten bewunderten. Ein Stück weiter, ging es bergab, zur Talstation, wo im Winter der Skilift und die Skischule lockten. „Hier ist die Hammerschmiede!“ Magda deutete aufgeregt auf einen Hof, mit Gasthaus und Pension, rechts der Straße. „Da steht einiges in unserem Bischofsgrün-Büchlein darüber drinnen!“ „Ich hab`s gelesen“, meinte Herbert lächelnd, der sich für alles Geschichtliche interessierte.

Kapitel 3 – eine furchtbare Entdeckung

„Hier geht auch der Weg weiter, zum Natur-Kurpark!“ Er deutete auf den Durchgang, der mitten durch den Hammerschmiedehof führte und immer weiter geradeaus, mit sanft geschwungenen Wiesen, rechts und links des Wegs. Der Bach, den sie zuvor überquert hatten, begleitete sie auf der rechten Seite ein Stück. „Der weiße Main“, murmelte Herbert leise. Eine Kuh-Familie graste ruhig und zufrieden, auf einer der Wiesen, jenseits des Baches. Das Kalb trank an der Mutterkuh und der Stier ließ sich von den beiden nicht beim Fressen stören. Magda knipste die harmonische Familie eifrig mit ihrem Handy. Plötzlich ließ sie es erschrocken sinken und deutete erschrocken zum Bach hinunter, der sich zwischen ihnen und den Kühen, unten durch sein steiniges Bett schlängelte. „Sag mal Herbert, siehst du das auch?“ „Was denn?“ Er sah sie forschend an und bemerkte sogleich ihren wachsamen Gesichtsausdruck, der ihn nichts Gutes ahnen ließ. Erschrocken wandte er seinen Blick dem Bach zu und folgte Magdas Finger mit den Augen, wobei er murmelte: „Du hast schon wieder diesen Ausdruck in den Augen, der mir gar nicht gefällt – dein Mord-und-Totschlag-Gesicht.“ Plötzlich zuckte er alarmiert zusammen, setzte sich schnell in Bewegung und sprang mit einem Satz in den Bach. „Hey, was machst du denn?“ Ungehalten folgte ihm Magda auf dem Fuße, allerdings weit langsamer. „Da liegt einer!“, stieß Herbert atemlos hervor. „Hab ich mir doch gedacht!“ Magda stand neben ihm und betrachtete den Mann, der mit dem Gesicht nach unten, im flachen Wasser, zwischen den Steinen lag. Herbert schüttelte den Kopf. „Hast du noch Bellas Telefonnummer vom letzten Urlaub?“ Magda nickte eifrig. Damals hatten sie in Weißenstadt, zusammen mit den Wunsiedler Kollegen, einen gefährlichen Serienmörder dingfest gemacht. Sie wählte Bellas Nummer und hörte ungeduldig dem Tuten zu. Dann meldete sich endlich die erstaunt klingende Kollegin, die ihr zur Freundin geworden war. „Bella Ruckdeschel – Magda bist du`s?“ „Wer sonst, wenn du meine Nummer siehst“, antwortete Magda ungeduldig. „Ich ahne Schreckliches“, versetzte die Freundin langsam. „Zu Recht, zu Recht!“ Magda sah grimmig zu Herbert, der kommentarlos die Schultern zuckte. Dann kicherte sie unpassender Weise: „Wia habet ä Leich, hier in Birnstengel-Bischofsgrün!“ „He, he, wir sind hier nicht in Rosenheim!“ Bella lachte. Dann wurde sie schlagartig ernst. „Ihr wisst aber schon, dass in Bischofsgrün, nicht die Wunsiedler, sondern die Bayreuther Kollegen zuständig sind?“ „Echt?!“, rief Magda enttäuscht. „Hätte ich dir gleich sagen können“, gab Herbert nun auch noch seinen Senf dazu. „Hast du aber nicht“, raunte sie ihm augenrollend zu und sprach laut ins Telefon: „Was machen wir denn da jetzt?“ Voll Genugtuung antwortete Bella: „Ihr habt Glück, die Bayreuther haben Eduard und mich, als Urlaubsvertretung angefordert und der Chef hat zugestimmt, weil bei uns mal wieder gar nichts los ist.“ Sie kicherte. „Aber jetzt bist du ja da!“ Magda stimmte hemmungslos ein. „Da sagst du was. Die Leichen verfolgen mich bis in den Urlaub.“ „Wo seid ihr denn nun eigentlich genau?“ „Im Natur-Kurpark“, rief Herbert von hinten, der immer alle Schilder sorgfältig las und sich stets genau über ihre Wege informierte. „Ach da! Wir kommen!“ Magda nahm das Telefon vom Ohr. „Aufgelegt.“ Herbert deutete auf einen großen Findling, am Bachbettrand. „Hier könnten wir uns doch so lange hinsetzen! Wenigstens wäre so der Hund aus der Gefahrenzone und der Tatort nicht verunreinigt.“ „Hm“, machte Magda überlegend. „Stimmt. Fränzchen könnte seine Blase noch nicht ganz geleert haben. Setzen wir uns lieber so lange hin.“ Sie betrachtete den Toten stirnrunzelnd. „Wenn ich auch ein seltsames Gefühl habe, so, als ob mir etwas nicht einfallen würde“, murmelte sie leise und zuckte die Achseln. „Der ist höchstens vierzig Jahre alt“, brummte Herbert traurig. „Wenn überhaupt!“ Magda schnaubte böse. „So ein ekelhafter Saukerl. Den kriegen wir!“ Herbert sah sie nachdenklich an. „Aber der Mann könnte doch auch auf natürlichem Wege zu Tode gekommen sein.“ „Ach ja? Und wie, bitte schön? Im Handbreit-hohem Wasser ertrunken?“ „Warum nicht?“, versetzte Herbert ärgerlich. „Das ist schon mehr als einmal vorgekommen – zum Beispiel bei Betrunkenen!“ Magda zuckte wiederum die Achseln. „Das glaubst du doch selbst nicht.“ Herbert nickte grimmig. „Ja, das ist wahr. Ich glaube es leider wirklich nicht. So ein Glück werden wir nicht haben. Du hättest in dem Film mitspielen können – „Leichen pflastern ihren Weg“. Sie sahen sich an und prusteten los. Ein seltsamer Anblick, so fast neben einer Leiche sitzend. Fränzchen sah sie konsterniert an, als würde er sagen: „Jetzt spinnen sie total, die beiden.“

Kapitel 4 – glückliches Wiedersehen

Der Klang eines Martinshornes, das schnell näherkam, geriet in ihr Bewusstsein und Magda zog das Fränzchen, vom Rand weg, wo der Hund interessiert nach unten geschaut und dabei geräuschvoll geschnüffelt hatte. Keinen Moment zu früh, denn mit einem Mordskaracho, näherte sich ein Polizeiauto, mit Blaulicht und Tatütata. Direkt neben ihnen machte der Fahrer, bzw. die Fahrerin, nämlich Bella, eine Vollbremsung und mit einem letztem, eleganten Schlenker blieb das Auto stehen. Ein käseweißer Eduard stieg aus und hielt sich schwankend an der Autotür fest, bevor er entschlossen das Kreuz durchdrückte, die Tür schloss und zu Magda und Herbert hinüber wankte. „Na ihr drei!“ Er streichelte dem Hund über den Kopf und umarmte Magda und Herbert nacheinander. Magda drückte ihn ebenfalls herzlich und sah ihm lächelnd in die Augen. „Schön, euch zu sehen, wenn der Anlass auch nicht der Beste ist.“ Sie drückte Bella fest an sich, die eben neben Eduard auftauchte. Natürlich hatte die zuerst einen Blick auf die Leiche werfen müssen. „Der Ferdinand ist es!“, verkündete sie, wie nebenbei. Elektrisiert fuhr Eduard hoch. „Ferdinand von der Walachei?“ „Genau der“, nickte sie und bedrückt setzten sich die beiden neben Magda. „Wo ist denn eigentlich eure Susi? Suchend sah sich Bella um. „Wir sind alleine hier. Susi und Eddie haben Nachwuchs bekommen.“ „Stimmt ja, sie war ja schwanger!“ Eduard sah sie erwartungsvoll an. „Was ist es denn geworden?“ Ein kleines Mädchen haben sie!“ Herbert grinste Bella an. „Susis Ebenbild, wenn du mich fragst.“ Magda sah ihn aufgebracht an. Sie hatte unbedingt selbst von der kleinen Ronja erzählen wollen, aber Herbert war leider schneller gewesen. Besänftigend drückte er ihre Hand, dass sie ihn beschämt ansah. „Tut mir leid, mein Schatz“, flüsterte sie und senkte den Kopf. „Magda ist die Patentante“, verkündete Herbert stolz und mit blitzenden Augen hob Magda wieder den Kopf. „Die Kleine ist wunderschön und schaut genauso verschmitzt in die Welt, wie unsere Susi!“ Sie lächelte glücklich. „Sie geht gerne zu mir.“ „Das wundert mich nicht“, erklärte Bella lächelnd. „Sicher wird sie von ihrer Patentante so richtig verwöhnt, angefangen mit Leckereien, bis zu Beschäftigungen mit Fränzchen, oder?“ Magda kicherte und Herbert nickte lächelnd. „Aber so was von!“ „Sie wird uns ganz schön fehlen“, meinte da Eduard mit finsterer Miene. „Wir haben nur Notbesetzung bei der Gerichtsmedizin – Laien, mehr oder weniger.“ „Wenn ich da an unsere letzten Ermittlungen denke“, murmelte Herbert undeutlich. „Ja, die Obduktionen in der Metzgerei!“ Wildes Gekicher hub an. „Aber sie hat ihren Zweck erfüllt!“ „Keine Frage“, wehrte Herbert lachend ab. „Aber was ist denn nun? Wer untersucht die Leiche und wo kommt sie hin?“ Unbehaglich sahen sich Bella und Eduard an. „Wir haben zwar Bescheid gegeben, dass es einen Mord gibt, aber die klare Anweisung bekommen, dass das unser Problem sei momentan, weil sie keine Kapazitäten frei hätten.“ Bella zuckte die Achseln. Die Klänge eines zweiten Martinshornes zerrissen die Stille. Laut schnaufend, erschien kurz darauf ein uniformierter Polizist, mit einem älteren Arzt im Schlepptau. „Guten Tag!“, keuchte er. „Ich habe einen Arzt gefunden, der sich mit Toten auskennt und bereit war, mitzukommen!“ Magda lächelte zufrieden. „Endlich!“ Sie reckte dem Mann die Hand entgegen: „Magda Wild, Oberkommissarin aus dem Odenwald. Sehr erfreut!“ Der Mann sah sie grantig an: „Wilhelm Wasserträger, Arzt a.D., für alle Fälle!“ Er schlug die Hacken zusammen und Magda erriet unschwer, dass er früher bei der Bundeswehr gewesen sein musste. „Ich war Stabsarzt bei der Bundeswehr, wie sie sich vielleicht denken“, meinte er, leicht verunsichert, als er ihren verschmitzten Gesichtsausdruck bemerkte. „Umso besser!“, erklärte Magda forsch. „Dann haben sie sicher auch Erfahrung mit Ertrunkenen?“ Der Mann nickte. „Zwar nicht durch die Bundeswehr, die leben zum Glück noch alle, die ich dort auf meiner Liege hatte!“ Er lachte polternd, wobei er zwischen jedem Lacher grunzend Luft holte - „aber ich bin ja nun auch schon ein paar Jährchen wieder Hausarzt und habe tatsächlich auch schon mit Wasserleichen Bekanntschaft machen müssen.“ Magda schüttelte sich unbehaglich. „Öfter in letzter Zeit?“ Er nickte düster. „Gerade in letzter Zeit scheinen vermehrt Leute ins Wasser zu gehen, mit der Absicht, ihr Leben dort zu lassen.“ Erschrocken mischte sich Herbert ins Gespräch. „Wie meinen sie das?“ Der Arzt räusperte sich. „Nun, dieses Jahr, hatte ich bereits sechs Leichen. Man könnte direkt sagen, in jedem Monat eine.“ „Was?“, fuhr Magda erschrocken hoch. „Und alle auf eigenen Wunsch?“ Er nickte. „Das kann nicht sein“, erklärte Magda. „Nicht in dem Ausmaß!“ „Naja“, brummte der Arzt. „Wir haben hier einige Quellflüsse, die auf manche Menschen verlockend wirken könnten und dazu noch mehrere recht anziehende Seen.“ Er lachte wiederum polternd und Magda sah ihn befremdet an, woraufhin er sich sofort wieder fasste. „Entschuldigung, ich habe eine bildliche Fantasie und mir gerade die wirklich schönen Flüsse und Seen vorgestellt. „Wurden die Toten denn alle in Flüssen aufgefunden, die doch eigentlich alle recht flach daherkommen?“ Magda betrachtete missbilligend sein gerötetes Gesicht, die dicke Nase und die geplatzten Blutgefäße darauf. Ernst geworden, schüttelte er den Kopf. „Nun, die ersten beiden fanden wir in Flüssen, nämlich in der Eger. Dann einen im Nageler See, einen im Weißenstädter See und einen im Fichtelsee. Bei den See-Leichen“, er lachte wieder polternd, „war ich mir sicher, dass es Selbstmord war. Übrigens waren die Kriminalistischen aus Bayreuth da ganz meiner Meinung.“ Magda nickte nachdenklich. Sie hegte einen gänzlich anderen Verdacht. Herbert betrachtete ihre glänzenden Augen und seufzte leise. „Es fängt schon an.“ Sie fuhr hoch. „Was fängt an?“ Er zuckte die Schultern. „Wie ich dir gesagt habe – die Leichen verfolgen dich bis in den Urlaub und machen daheim so lange Pause!“ Bella grinste zustimmend.

Der Arzt richtete sich auf. „Also der Tote ist ganz sicher ertrunken, er hat den charakteristischen Schaumpilz an Mund und Nase.“ Er deutete auf den Kopf der Leiche. Die Ermittler beugten sich interessiert darüber. Magda nickte. „Hatten die anderen Leichen ebenfalls Schaum am Mund?“ Wilhelm Wasserträger räusperte sich. „Mehr oder weniger. Das Wasser wäscht ihn natürlich zum Teil ab.“ Seine Augen leuchteten auf: „Aber sie lagen immer auf dem Bauch, wie das bei Selbstmördern normalerweise stets der Fall ist!“ Verwirrt ließ Magda ihren Blick über den Toten gleiten. „Also ertrunken ist er ganz sicher?“ Der Arzt nickte. „Trotzdem“, murmelte sie bei sich. „Auf mich wirkt er überhaupt nicht friedlich, dafür sind seine Züge viel zu verzerrt.“ „Wieso friedlich?“ Der Arzt sah ihr befremdet ins Gesicht. „Wenn man freiwillig aus dem Leben scheidet, sollte man doch meinen, dass man entspannt aussieht, oder?“ Sie betrachtete gedankenverloren die Leiche. Herbert schüttelte den Kopf. „Wenn es dann ernst wird und die Luft ausbleibt, könnte es auch sein, dass die lebensmüde Person es sich plötzlich doch noch anders überlegt, aber körperlich nicht mehr in der Lage ist, ihre Entscheidung rückgängig zu machen.“ „Hm“, machte Magda nachdenklich. „Möglicherweise.“ „Papperlapapp!“, mischte sich der alte Arzt ein. „Ich schau sicherheitshalber in ihn rein, dann wissen wir wahrscheinlich mehr.“ „Können sie das denn?“, wollte Magda misstrauisch wissen. „Ich bin ein Allroundtalent!“, warf sich Herr Wasserträger in die Brust. Magda drehte sich Herbert zu und rollte mit den Augen, während sich Fränzchen zu dem alten Arzt vordrängelte. Erstaunt beobachtete sie, wie er ihm die Hand leckte. Das tat er sonst nur, wenn er den Menschen sehr mochte. Magdas Blick wurde weicher und sie beschloss, dem alten Grantler zu vertrauen. Sie warf einen Blick auf Bella und wie auf Kommando brachen die beiden Ermittlerinnen in haltloses Gekicher aus. Bella legte dem Alten die Hand auf die Schulter. „Unser Wilhelm ist der Beste und sogar mit unserem Eduard verwandt.“ Der nickte mit düsterem Gesicht und machte keinen begeisterten Eindruck dabei. Wilhelm lächelte versonnen. „Ja, ich bin der Bruder seiner Mutter, der lieben Ernestine, die ihr Lebtag brav und ordentlich war und ist.“ Er deutete auf Eduard. „Meine kleine Schwester ist die Mutter von Ede. Man könnte gar nicht meinen, dass er und ich so nahe verwandt sind.“ „Das könnte man wirklich nicht“, murmelte Eduard leise in seinen nicht vorhandenen Bart. „Und das ist auch gut so!“ „Das hab ich fei gehört, Eduard!“ Der Alte lachte grölend und sein Neffe zuckte gequält zusammen, während die anderen vor sich hin grinsten.