Mimlinger Stampes Blues - Birgid Windisch - E-Book
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Birgid Windisch

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Beschreibung

Der Fall nimmt seinen Anfang, als Magda, die Leiterin des Höchster Polizeireviers, beim Spaziergang mit ihrem Hund Fränzchen, einen Toten auf dem Mömlinger Spielplatz findet. Langsam häufen sich die Leichen und das Ermittlerteam um Magda, muss schnell hinter den verrückten Plan des Mörders kommen, um seinem Treiben ein Ende zu bereiten!

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Seitenzahl: 253

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Birgid Windisch

Mimlinger Stampes Blues

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Die Mimlinger Stampes:

Vorschau auf den nächsten Mümlingtalkrimi – „Apfelblüten-Twist“:

Impressum neobooks

Kapitel 1

Birgid Windisch

Mimlinger Stampes-Blues

Mümlingtalkrimi - Band Nr. 7

Für alle Mömlinger

und Mümlingtalliebhaber

Mimling

Dort drunten im Tal, da liegt ein Ort

Der ist von Wald umgeben

Wenn auch geschieht, dort mancher Mord

Lässt es sich hier gut leben.

Der Mimlinger Luft, besonderer Duft

Rundum Wiesen und Wald

Wer es verlässt, hört gleich den Ruf:

„Komm doch wieder, bald!“

Drum bleiben wir in unserem Mömlingen

Sind glücklich, hier zu leben

Mit frohem Herz und leichtem Sinn

Bleiben wir dir treu ergeben

Mimling, du schönes Ort

Ich bleib für immer dort!

Der Mörder saß geduldig hinter dem Häuschen, auf dem Spielplatz am Ploimer (Pflaumheimer) Gäßchen und lauerte auf potentielle Opfer. Heute hatte er so richtig Lust, jemanden um die Ecke zu bringen. Der Onkel hatte ihn sein Leben lang getriezt und gedemütigt. Er hatte ihm stets nach außen hin gefolgt, jedoch - besonders zuletzt - seine Mordlust kaum noch bändigen und verbergen können. Wenn er halt nicht immer gar so dappisch (tollpatschig) gewesen wäre, dann hätte der Onkel nicht so viele Angriffsflächen gehabt. Je mehr er jedoch achtgab und je vorsichtiger er sich bewegte, desto mehr ging durch seine Schusseligkeit zu Bruch und der Onkel hatte oft schon allein bei seinem Anblick, begonnen zu zetern. Dabei war er doch sein einziger, noch lebender Verwandter! Seine Eltern hatte er bereits in der Kindheit, durch seltsame Unfälle verloren. Vor seinem Onkel hatte er, als einzigem Menschen, Respekt gehabt – schon als Kind. Von seinen Eltern wusste er nicht mehr viel – nur, dass sie irgendwie langweilig und farblos gewesen waren und immer alles getan hatten, was er wollte. Es war nicht schade um sie gewesen. Doch der Onkel, der war ein anderes Kaliber. Eher so, wie er selbst, bösartig und gemein. Er hatte sich von Anfang an nicht von ihm auf der Nase herumtanzen lassen. Doch sein ewiges Gemeckere war auch nicht nach seinem Geschmack. Wenn er ihn jetzt sehen könnte, würde er Augen machen. Jede Gelegenheit, zu üben und seine Fertigkeiten zu perfektionieren, hatte er eifrig genutzt. Nie wieder würde ihm jemand nachsagen, ein dappischer Nichtsnutz zu sein – jedenfalls nicht ungestraft! Das Leben bot ihm reichlich Übungsstoff, oder sollte er lieber sagen - Übungsobjekte? Er lachte laut, beim Gedanken daran. Sie kamen praktisch auf dem Präsentierteller an. Er linste lächelnd hinter dem Unterstand hervor, für die Eltern der Blagen, die hier spielten und Krach machten. Vom Bach her, kam ein dicker Mann angekeucht. Der war ihm gerade recht. Durch seine Leibesfülle würde er nicht so schnell rennen und entkommen können – das beste Übungsobjekt! Er lächelte erfreut, nahm einen Pfeil aus dem Köcher auf dem Rücken und hob seinen Bogen, den er sich gebraucht gekauft hatte, um den Pfeil einzulegen. So ein schönes, großes Ziel bot sich ihm selten! Er zog die Sehne zu sich heran und als er die Mitte des Mannes schön im Visier hatte, ließ er sie schnalzen und der Pfeil sauste los. Leider nicht fest genug, registrierte er und legte sofort den nächsten ein, den er ein wenig fester von der Sehne schnellen ließ. Seit er von der Armbrust auf den Bogen umgestiegen war, war das Erlebnis irgendwie unmittelbarer und persönlicher! Befriedigt, lauschte er dem satten Plopp und sah einen Blutfleck auf der Jacke des Mannes sich ausbreiten. Na also, ging doch! Hatte sich der Übungsnachmittag beim Bogenschießverein Collenberg doch gelohnt! Verstohlen sah er sich um, aber um diese Uhrzeit waren nur eingefleischte Fitnessverrückte oder pflichtbewusste Hundebesitzer unterwegs. Anscheinend war der Dicke auch dem Fitnesswahn erlegen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er kicherte in sich hinein. Sich mehrmals umschauend, lief er mit schnellen Schritten zu seiner wohlverdienten Beute, wie er das Opfer stolz nannte. Als er bei dem Mann ankam, sah er, dass er noch gar nicht ganz tot war. Der Pfeil war in der Herzgegend, mehr seitlich eingedrungen. Umso besser, dann musste er sich nicht so plagen! Er half ihm vorsichtig auf die Füße und führte ihn durch den Spielplatzeingang zur Rutsche hoch. Dort nötigte er den Benommenen, sich hinzusetzen und nahm sein scharfes Jagdmesser aus der Hosentasche. Ohne Zögern schnitt er dann dem armen Mann, der ihn mit großen Augen ansah, die Kehle durch. So, das war erledigt, die Beute erlöst, wie sich das gehörte. Sollte noch einer sagen, dass er nichts hinbekam, weil er zu tollpatschig war. Dem würde er gleich vorführen, wie gut er inzwischen im Beute machen war! Er riss den Pfeil mit Gewalt wieder heraus, schob und zerrte an dem Opfer, bis er ihn ein Stück in die Rutsche hineingedrückt hatte, damit er nicht gleich zu sehen war. Es ging jedoch nur ein Stück weit, dann blieb er leider in der Röhre stecken. Da bekam doch der Ausdruck Rohr-Krepierer eine völlig andere Bedeutung, schoss es ihm durch den Kopf. Er lachte laut, stand auf, tauchte sein Taschentuch in das Blut des Mannes und entfernte sich schnell vom Ort des Verbrechens. Zwei große Hunde in einem Garten in der Nähe bellten plötzlich ziemlich laut und aufgeregt. Er blieb kurz vor dem Zaun stehen und drohte ihnen knurrend mit der Faust, woraufhin sie noch wütender kläfften, dann lief er zur Löwenparkplatztreppe und versteckte sich hinter der Brüstung. Eigentlich hatte er gleich losfahren wollen, mit seinem Auto das gleich dort unten, auf dem Parkplatz stand, aber ihm war, als hätte er etwas gehört. Da wartete er lieber noch einen Moment. Es wäre doch zu köstlich, wenn sein Arrangement gleich gefunden werden würde! Vielleicht würden sie seinen Rohrkrepierer sogar als solchen erkennen!

Kapitel 2

Als pflichtbewusste, liebevolle Hundebesitzerin, machte sich Magda frühmorgens um sechs Uhr bereits mit Fränzchen auf den Weg, um ihm ausreichend Gelegenheit für seine Morgentoilette zu geben. Momentan waren sie ziemlich früh bereits unterwegs, weil in der Nachbarschaft wieder etliche Hündinnen heiß waren und Magda nicht so genau unterscheiden konnte, ob er nun wirklich so dringend musste, oder (nur) einen besonderen Duft in der Nase hatte, dessen Ursprung er unbedingt ergründen musste. Wahrscheinlich beides, vermutete sie, überquerte mit ihm zügig die Hauptstraße – Fränzchen eifrig nach allen Seiten schnuppernd und beinhebend. So dirigierte der Riesendackel, seine Magda immer schön an Bäumen und Sträuchern entlang, nach links. Von besonders markanten Stellen, nämlich da, wo auf der anderen Straßenseite die jeweilige Hündin zuhause war, deren verlockender Duft ihm in die Nase stieg, konnte er sich kaum losreißen. Magda seufzte ungeduldig und zog ihn resolut weiter, wobei sie ihm streng erklärte, dass sie sich beeilen müssten, weil die Arbeit schließlich auf sie warten würde. Fränzchen warf ihr einen unschuldigen Blick zu und wandte den Kopf wieder nach unten, wie gebannt von einer besonders exponierten Stelle. Energisch zerrte Magda ihn diesmal jedoch unnachgiebig weiter, denn ihr war noch siedend heiß, der gestern nicht ganz fertig gestellte Bericht eingefallen, den sie unbedingt noch zu Ende bringen musste, bevor die Kollegen eintrafen. Von hinten hörten sie aufgeregtes Hundegebell, das Fränzchen aber momentan kalt ließ. Sie folgten der Straße auf dem Trottoir über die Brücke weiter, unter der sich die Amorbach schlängelte und liefen, nun bereits wieder auf dem Rückweg, an der gegenüberliegenden Bachseite entlang, wo der Hund die Wahl hatte, zwischen den linken oder rechten Wegrändern. Er konnte sich kaum entscheiden, welche Seite es mehr wert war, beschnuppert und bepieselt zu werden. Daher lief er im Zickzack, kopfschüttelnd gefolgt von Magda. Als sie am Ende des Weges die Straße überquerten, um ins Pflaumheimer Gäßchen, Ploimer Gäßchen hier genannt, zu gelangen, befiel Magda unvermittelt ein mulmiges Gefühl. Es war zwar nicht mehr ganz dunkel, aber hell konnte man es auch noch nicht nennen. Die Sonne ging eben hinter der rechten Häuserreihe auf, quasi rückseitig ihres Hauses, das sie auf dem kurzen Stück nach den Glascontainern, bevor sie ins Pflaumheimer Gäßchen einbogen, einen Momentlang sehen konnte. Die Hunde hatten in zwischen aufgehört zu bellen und es herrschte eine seltsame, atemlose Stille. Magda schüttelte sich unwillkürlich. Links standen einige Autos auf dem großen Parkplatz vor dem Spielplatz, die sie misstrauisch ins Auge fasste. Dahinter konnte sich, Gott weiß wer, verstecken! Fränzchen war momentan nicht unbedingt als Beschützer zu gebrauchen. Zu sehr drängten sich die läufigen Hundeweiber in den Vordergrund. Magda lächelte und betrachtete ihren eifrigen Schnüffler liebevoll. Gedankenverloren glitt ihr Blick über den Spielplatz, den Unterstand, das Kinderhäuschen, über das eine Balancier-Brücke zu einem weiteren Häuschen führte, von dem dann eine Röhren-Rutsche die Kinder nach unten beförderte. Heute allerdings wohl nicht, fuhr es ihr durch den Kopf, als ihr verständnislos das Hindernis, das im Röhrenschlund steckte, ins Auge fiel. Ein Ruck durchfuhr sie: Das war ja ein Mensch! Sie ließ, ohne nachzudenken, die Hundeleine fallen und preschte wie der Wind durch das Spielplatztürchen, zu der Rutsche hin, von Fränzchens erschrockenem Bellen begleitet. Mit einem Blick erkannte sie, dass dem Mann nicht mehr helfen war. Der Hund neben ihr, der sich endlich von sämtlichen Hündinnen-Fährten losgerissen hatte, beschnupperte vorsichtig den Kopf des feisten Mannes und Magda schob ihn automatisch sanft beiseite. „Nicht Fränzchen, du weißt doch, das ist ein Tatort!“ Der Hund sah sie treuherzig an und sie strich ihm zärtlich über den Kopf. Wie tröstlich, dass sie nicht alleine mit dem Entsetzlichen war. Sie zog ihr Handy aus der Westentasche und wählte Bens Nummer. „Ben, sei so gut, trommle unser Team zusammen und kommt alle zu mir.“ Sie hörte einen Moment zu. „Ach so, ja!“ Sie schluckte beklommen. „Wir sind auf dem Spielplatz am Ploimer Gässchen!“; sie hörte ihm zu und schüttelte den Kopf. „Es heißt Pflaumheimer Gässchen auf Hochdeutsch, wo ein Mann in der Rutsche steckt. Ein mausetoter Mann, wohlgemerkt.“ Sie nickte erleichtert. „Gut, dann bis gleich!“ Sie steckte das Handy rasch ein und bückte sich eben zum Hund hinab, als knapp über ihr, etwas vorbeizischte. Ohne nachzudenken, warf sie sich unter die Rutsche, den Hund dabei mit sich ziehend. Sie schob das protestierende Fränzchen halb unter sich und fasste automatisch an ihre Hüfte, wo sie immer ihre Dienstwaffe bei sich trug, aber wie das Wort DIENST schon sagt, benutzte sie sie im Dienst und nicht privat. Nur im Wald legte sie sie manchmal an, weil sie sich dann sicherer fühlte. Ersatzweise nahm sie wieder das Handy in die Hand und drückte auf Wahlwiederholung. „Ich werde beschossen!“, flüsterte sie, als Ben sich meldete. „Wir sind gleich da!“, hörte sie seine beruhigende Stimme und entspannte sich unwillkürlich leicht, dabei angestrengt lauschend. Mit forschenden Blicken sah sie sich um, so gut es in ihrer unbequemen Position möglich war und bemerkte dabei verständnislos einen hellen Pfeil, knapp zwei Meter von ihr entfernt, im kurzen Gras liegend. Hoffentlich kam der Besitzer nicht auf die naheliegende Idee, ihn wieder einsammeln zu wollen und sie so ganz nebenher, dabei abzuschießen! Sie spürte, wie ihr unvermittelt heiß wurde und der Schweiß ausbrach und hörte, wie der Hund leise unter ihr zu knurren begann. Nun drangen auch verstohlen schleichende, näherkommende Schritte allmählich in ihr Bewusstsein. Fränzchens Knurren steigerte sich zu einem lauten Grollen. Ihr wurde vor Angst übel, als ihr plötzlich ein wunderschönes Geräusch gewahr wurde – die zunehmend lauter werdenden Sirene eines Polizeiautos! Sie atmete erleichtert aus, merkte dabei erst jetzt, dass sie anscheinend unbewusst die Luft angehalten hatte und entspannte sich etwas, als sie das Stakkato sich schnell entfernender Schritte hörte und die Hunde im Garten, gegenüber des Spielplatzparkplatzes wieder aufgeregt zu bellen begannen. Ein Knall, als ob jemand an einem Verkehrsschild oder Ähnlichem hängengeblieben war, gefolgt von einem Fluch, zauberte ein Lächeln in ihr Gesicht und als sich ihre Kollegen Ben und Anne, als Erste über sie beugten, konnte sie sogar schon wieder strahlen! „Dich kann man aber auch nicht alleine lassen!“, schimpfte Anne lauthals, während sie ihr erleichtert übers Haar strich und Magda lachte glücklich. „Wo ist denn Herbert?“ „Der kommt erst heute Abend wieder!“ Stirnrunzelnd betrachtete Ben, seine Chefin, als er plötzlich energisch beiseitegeschoben wurde und Eddie und Freddy, sich Magdas Armen bemächtigten und sie zusammen auf die Beine stellten. „Du erstickst noch das arme Fränzchen“, schimpfte Eddie liebevoll und Freddy streichelte den Hund vorsichtig, der sich das gerne gefallen ließ. „Er ist in Richtung Löwenparkplatz gelaufen! Wenn ihr euch beeilt, seht ihr ihn vielleicht noch!“ Sie deutete in Richtung Rathaus. „Er muss sich an einem Schild oder ähnlichem den Kopf gestoßen haben, es hat laut gescheppert! Ben nickte und nahm unverzüglich mit Eddie die Verfolgung auf, während Magda und Anne den Tatort mit Absperrband sicherten. Freddy knipste eifrig wie immer und hob nur kurz den Kopf, als Ben und Eddie mit enttäuschten Gesichtern zurückkamen. „Er wart nicht mehr gesehen, leider!“. Eddie ballte die Faust. „Von dem infrage kommenden Schild nehme ich gleich noch Fingerabdrücke!“ Magda nickte, sank erschöpft neben Ben auf der Bank zusammen und sah ihnen dabei zu, wie sie den Tatort genau untersuchten. Fränzchen saß ruhig zu ihren Füßen und sprang erst wieder auf, als Susi auf der Bildfläche erschien. Sie brachte einen leichten Stallgeruch mit sich, der Magda lieber war, als der metallische Blutgeruch, der von dem toten Mann ausging. „Hallo Magda!“, begrüßte Susi sie freundlich. „Hallo Ben!“ Sie nickte dem Kollegen zu und Magda sah ihr unbehaglich in die Augen. „Hat er arg leiden müssen?“ Susi zuckte die Achseln. „Zumindest hat er es nun hinter sich. Wie geht es denn dir?“ Sie sah ihr prüfend in die Augen und nahm ihre Hand. „Eiskalt!“, schimpfte sie. „Du hast einen Schock!“ Sie bedeutete Ben, aufzustehen, legte Magda ohne Federlesen auf den Rücken und hob ihre Beine an. „So, die hältst du jetzt eine Weile!“, kommandierte sie ihn zum Beine halten ab und ging zur Leiche hinüber. „Ich schick dir nachher Ablösung!“ Sie zwinkerte Eddie zu, der die Gelegenheit nutzte, sie kurz in die Arme zu nehmen. Ben nickte nur und ließ Magda nicht mehr aus den Augen, deren Blässe ihm erst jetzt so richtig ins Auge fiel. Der Hund blieb treu neben ihr sitzen und ignorierte sogar eine vorbeistolzierende Hundedame, mit dazugehörigem Frauchen, geflissentlich. „Weißt du was, Ben?“ Er schrak zusammen und sah Magda fragend an. „Können wir nicht einstweilen schon ins Revier fahren? Die brauchen hier doch noch einige Zeit und wir können sowieso nichts mehr tun und stehen, oder liegen, hier nur im Weg herum!“ Ben seufzte. „Hast recht, Magda.“ Laut rief er: „Wir fahren schon mal ins Revier, ok?“ „Alles klar!“, riefen die anderen im Chor, woraufhin Ben, Magda beim Aufstehen half und einträchtig mit ihr und Fränzchen zu ihrem Haus wanderte, wo Magdas Meriva mit dem Hundetransportkäfig in der Garage stand. Magdas Mutter Rosi war noch nicht zu sehen. Sicher ist sie gerade am Frühstücken, dachte Magda erleichtert, die sie ungern beunruhigen wollte und auch keine Lust darauf hatte, noch einmal ihr Erlebnis zu erzählen. Zudem hätte sich Rosi sicher arg aufgeregt und würde sich nur unnütze Sorgen um sie machen. „Wenn wir dort sind, müssen wir gleich noch die bayrischen Kollegen verständigen“, murmelte Magda erschöpft. „Sonst fühlen die sich auf den Schlips getreten!“ Ben nickte. „Machen wir sofort.“ Zügig fuhr er los.

Kapitel 3

Kaum in Höchst angekommen, zog Magda sogleich das Telefon zu sich heran und wählte die Nummer des Polizeireviers Obernburg, die sie zum Glück noch eingespeichert hatte. Der diensthabende Kollege klang nicht gerade begeistert, als Magda ihm die Lage schilderte. Sie redete wie mit Engelszungen, um ihm die Übernahme „ihres“ Falles plausibel und schmackhaft zu machen. „Und darum müssen wir uns um diesen Fall kümmern!“, schloss sie mit Nachdruck und hörte dabei, wie der Kollege sich umständlich räusperte. „Sie wissen aber schon, dass das nicht so einfach geht, oder?“ Magda brummte zustimmend. „Wir müssen zumindest einen Kollegen, oder eine Kollegin zu ihnen abstellen, das ist ihnen klar, oder? Das ist das Mindeste!“ Magda rollte mit den Augen, hörte ihm noch eine Weile zu, stimmte dann aber brav zu und legte kurz darauf ernüchtert auf. „Der war ganz schön penetrant!“ „Ja, ja, die Bayern!“, meinte Ben grinsend. „Nix, ja, ja, schließlich bin ich selbst auch eine Bayerin“, erklärte Magda müde lächelnd. „Aber manche Männer, egal ob Hessen oder Bayern, sind dermaßen kleinkariert, dass die Frau daheim sicher mit dem Bügeln nicht nachkommt, weil die Unterhosen auch unbedingt eine Bügelfalte haben müssen!“ Ben zuckte die Achseln. Er trug, im Gegensatz zu Magda, gebügelte T-Shirt, die ihm seine Mutter, sorgfältig zusammengelegt, in den Schrank legte. „Aber eine gute Nachricht habe ich!“ Magda sah ihn triumphierend an. „Steffi kommt! Du weißt doch, die bayrische Kollegin, die damals beim Dudelsackfall mit uns ermittelte.“ Sie sah ihn anzüglich an. „Weißt du noch? Die Hübsche, mit der du dich so gut verstanden hast!“ Nun konnte sie ihr Lächeln nicht mehr verbergen. Ben sah sie erfreut an. „Das ist ja schön!“ „Ich verstehe bis heute nicht, warum aus euch beiden nichts geworden ist!“ Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. „Wahrscheinlich, weil wir so schüchtern sind“, erklärte Ben mit rotem Kopf und Magda nickte verständnisvoll. „Ich hätte halt mehr nachhelfen müssen!“ „Untersteh dich!“, rief er ungehalten, der seine Chefin und ihr Bedürfnis, zu helfen, zu gut kannte. „Wir schaffen es allein, oder gar nicht. Manchmal soll es eben nicht sein – Punkt!“ Magda seufzte mit trauriger Miene. „Hast ja recht. Wer seine Freiheit liebt, bleibt eben alleine und wird im Alter einsam.“ Ben schüttelte den Kopf. „Du und deine Sprüche.“ Das Telefon klingelte aufdringlich in die nachdenkliche Stille und beide fuhren erschrocken hoch. Nur Fränzchen blieb liegen und öffnete widerwillig, aber pflichtschuldigst, ein Auge. Da keine Gefahr für sein Rudel drohte, schloss er es sogleich wieder. Magda hob schnell ab und meldete sich atemlos. „Was sagst du, Wolfi?“ Sie deutete für Ben auf den Hörer und formte das Wort Wolfi mit den Lippen. Ben nickte lächelnd, da sie den Namen gedankenlos sogar laut genannt hatte. „Zwei ähnlich gelagerte Fälle, die sich hier bei uns, also in Hessen ereigneten?“ Sie nickte begeistert. „Das ist ja gut! Da kann uns der bayrische Kollege nicht mehr so leicht in die Suppe spucken!“ Als sie die Beamten benachrichtigte, hatte Wolfi automatisch eine Nachricht über den Spielplatzmord bekommen und hatte, ebenso mechanisch, sofort die Eckpunkte durchs System gejagt. „Er hat einen Treffer!“, rief Magda begeistert und zeigte Ben die Siegerfaust. „Klasse Wolfi!“, rief Ben laut, damit der es auch hören konnte. „Gut Wolfi, schick uns bitte gleich die Infos!“ Magda schaltete den Laptop ein, der noch immer zugeklappt, vor ihr lag. „Hast du schon? Echt? Du bist der Beste!“, schloss sie lachend. „Wenn du bei uns vorbeikommst, bekommst du einen dicken Kreppel oder Zuckerweck zur Belohnung!“ Sie legte lächelnd auf und warf einen Blick in ihren Posteingang. „Ja, da ist die Nachricht“, murmelte sie dabei. Ben, der sie bereits in seinem Laptop gelesen hatte, räusperte sich leise. „Soll ich schon mal was an die Wand schreiben?“ „Mach das bitte“, brummte Magda zerstreut, noch immer Wolfis Mail studierend.

Ben schrieb als Überschrift:

Der Pfeil-und-Bogen-Mörder

Er mordet gerne auf öffentlichen Plätzen

1. Mord – Obrunnschlucht Höchst

2. Mord – Hof des Jagdschlösschens Carlsruhe, (heute ev. Gemeindehaus) in Sandbach

3. Mord – Spielplatz im Pflaumheimer Gäßchen in Mömlingen

Darunter schrieb er:

Bisher keine Verdächtigen.

Zeugen des 3. Mordes: Magda und Fränzchen (ohne Sichtkontakt)

Spuren und Artefakte: je ein Pfeil im ersten Fall in der Obrunnschlucht, ein Pfeil beim Mord auf dem Feld und ein Pfeil beim Spielplatzmord.

Magda sah gedankenverloren an die Tafel, ohne zu realisieren, was dort stand. Langsam kam sie zu sich und las Bens Worte durch. „Das hast du schön formuliert“, sagte sie begeistert. „So kann ich es viel besser verinnerlichen.“ „Das ist ja auch Sinn der Sache“, meinte Ben trocken. Die Tür flog auf und Anne, gefolgt von Eddie und Freddy trat ein. „Wir haben einiges gefunden an Magdas Tatort!“ „Das klingt ja fast, als ob ich die Täterin wäre!“, rief Magda, gespielt beleidigt. Anne warf ihr einen konsternierten Blick zu, zuckte aber erleichtert die Achseln, als sie deren heimliches Schmunzeln bemerkte. Sie räusperte sich bedeutsam. „Hinter dem Häuschen, oder besser gesagt, Unterstand, fanden wir einen Zigarrenstummel, Marke Handelsgold.“ „Gibt es die immer noch?“, rutschte es Magda, die früher auch Zigga geblotscht hatte, heraus. „Na klar, die sind nicht so arg teuer und bieten für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas.“ „Hm“, machte Magda und dachte an ihren Dudelsackfall, wo sie beim abendlichen Blotschen ihre tote Zimmernachbarin Sabine im Burggraben gefunden hatte - und wie ihr danach die Lust an der Blotscherei vergangen war. Ihr Schatz stand auch nicht so auf Rauchen und so hatte es sich angeboten, gleich ganz mit dem Laster aufzuhören. Heute war sie froh darüber, wenn sie auch den Stummel interessiert betrachtete, den ihr Anne in einem Spusitütchen hinhielt. „Eher eine von den besseren“, murmelte sie mit Kennerblick dabei. Anne zuckte die Achseln und Eddie hob ein weiteres Tütchen hoch. „Diesmal habe ich Annes obligatorisches Taschentuch gefunden!“ „Das ist ja ein Stofftaschentuch!“, rief Ben überrascht. „Genau!“, nickte Anne wichtigtuerisch. „Deswegen hat es ja auch Eddie gefunden – ein sogenanntes Sacktuch - Rotzfahne will ich es nicht nennen. Für die aus Papier bin nach wie vor ich zuständig! Alle lachten und betrachteten dabei Annes nächstes Tütchen, in dem sich das besagte Papiertaschentuch befand. „Habt ihr die alle hinter dem Unterstand gefunden?“, erkundigte sich Magda mit gerunzelter Stirn. Kleinlaut schüttelte Anne den Kopf. „Meins lag am Fuß der Rutschbahn.“ „Und meins am Spielplatztörchen zum Parkplatz hin.“, warf Eddie ein. „Also da, wo er rausgerannt sein muss“, meinte Magda nachdenklich. „Genau!“, erklärte Eddie mit Nachdruck. „Außerdem ist es ein Männertaschentuch, was den Verdacht nahelegt, dass es dem Mörder gehörte und außerdem, voller Blut.“ „Wie auch immer“, erklärte Magda und betrachtete unbehaglich den großen Blutfleck, der aussah, als habe ihn der Mörder in das austretende Blut getaucht. „Ihr werdet beide untersuchen und vergleichen müssen. Möglicherweise gehören sie dem Mörder, oder eventuell eins dem Opfer.“ Anne und Eddie nickten und Freddy hob die dritte Tüte hoch. „Hier ist übrigens der Pfeil, der dich treffen sollte und zum Glück verfehlt hat.“ Alle starrten, wie gebannt, den Pfeil an. „Die Spitze ist aus Metall, der Schaft aus Carbon“, erläuterte Eddie fachkundig. „Übrigens kann man die Spitze sogar nachschärfen!“ Er gab die Tüte reihum. „Diese hier, wurde bereits mindestens einmal nachgeschärft, wahrscheinlich sogar öfter.“ „Lohnt sich das denn überhaupt?“ Magda sah ihn interessiert an. „Klar lohnt es sich!“, meinte Eddie eifrig. „Eine Spitze kann fast hundert Euro kosten und mit einem Schärfstein lässt sie sich beliebig oft nachschärfen, wenn man ein wenig Geschick dafür hat.“ „Ein teures Hobby also“, meinte Magda unbeeindruckt und wandte sich Freddy zu. „Hast du Bilder gemacht?“ „Logisch“, hob Freddy seine Kamera, die er noch immer um den Hals trug. „Ich werde gleich ein paar ausdrucken, damit ihr sie an die Tafel hängen könnt!“ „Tu das, danke!“ Plötzlich fuhr Magda hoch. „Habt ihr schon das Schild untersucht, an dem er hängengeblieben ist? “ Eddie stöhnte. „Ich habe es von oben bis unten nach DNA-Spuren abgesucht. Er war anscheinend nicht der Einzige, der daran hängengeblieben ist.“ Magda nickte nachdrücklich: „Das, glaube ich dir, aber es reicht, wenn ihr nur in Kopfhöhe Abdrücke und DNA-Spuren nehmt!“ „Hab ich schon! Einen Wangenabdruck, ziemlich frisch und auch DNA.“, erklärte Eddie beleidigt. Sie nickte zufrieden und konnte den Blick kaum von der Tafel lösen. „Wir haben noch keinen Verdächtigen bisher, auch nicht von den beiden älteren Fällen.“ Mit unglücklichem Gesicht warf sie den Kugelschreiber hin. „So arg alt sind die noch gar nicht“, bemerkte Ben und deutete auf seinen Laptop. „Wolfi hat noch mal geschrieben und die genaueren Daten geschickt. Die Morde waren vor fünf Jahren einer im Frühjahr und einer im Herbst!“ „Warum wissen wir dann nichts davon?“ Zornig betrachtete Magda Wolfis Mail in ihrem Laptop. „Das ist mir allerdings auch ein Rätsel“, sagte Ben langsam. „Warte mal“, er sah grübelnd zur Decke. „Unser Team ist, so wie es momentan besteht, erst seit ungefähr vier Jahren zusammen.“ Er sah Magda an. „Warst du schon vorher da?“ „Ich war bereits im Revier“, antwortete die nachdenklich, „aber noch nicht als Leitung, sondern einfach im damaligen Team. Die Kollegen waren alle schon älter, beziehungsweise standen kurz vor der Rente. Und ich“ – sie dachte nach - „Ich war für ein Jahr zu einer Spezialausbildung bei der Mordkommission in Darmstadt und nur sporadisch da.“ „Deswegen konntest du von den beiden Fällen nichts wissen!“, rief Anne strahlend. „Genau!“, antwortete Magda beruhigt. „Wer waren eigentlich damals die Opfer?“. Ben beugte sich vor und las laut: „Das erste Opfer, aufgefunden in der Obrunnschlucht in Höchst, war ein alter Mann, der mit seinem Nachbarn in ständigem Zwist lebte. Da der Nachbar allerdings einen Tag danach einem Herzinfarkt erlag, hat man den Fall als erledigt zu den Akten gegeben und uns gar nicht erst informiert!“ „Und der andere Fall?“ Aufgebracht stand Magda auf. „Das ist noch seltsamer“, erwiderte Ben zweifelnd. „Das Opfer, aufgefunden im Jagschlösschen Carlsruhe in Sandbach, war ebenfalls ein alter Mann und der dringend Tatverdächtige verstarb, genau wie beim ersten Fall, einen Tag nach der Tat.“ „Wieder an einem Herzinfarkt?“, wollte Magda grimmig wissen. „Nein, diesmal an einem Schlaganfall!“ „Das stinkt doch zum Himmel!“, rief Anne empört. „Finde ich auch“, stimmte ihr Magda, mit zusammengezogenen Augenbrauen zu, während die anderen nickten. „Also, wie gehen wir vor? „Zu allererst lassen wir uns die anderen Fallakten zukommen“, bestimmte Magda, als es plötzlich klopfte und auf ihr einstimmiges „Herein!“, Steffi, vom Obernburger Polizeirevier eintrat. „Hallo liebe Höchster Kollegen!“, rief sie strahlend. „Hier bin ich wieder. Ich darf bei euch mitmachen, im Mömlinger Fall.“ Düster antwortete Magda: „Das ist leider inzwischen kein reiner Mömlinger Fall mehr, sondern ein Höchst-Sandbach-Mömlinger Fall. Aber zuerst einmal – Herzlich Willkommen in Hessen!“ Sie trat zu ihr und schloss sie herzlich in die Arme. Steffi lächelte zufrieden und Ben betrachtete sie glücklich und zwinkerte ihr lächelnd zu.

Kapitel 4

Er saß zuhause, in seinem Zimmer, anstatt sich unten ins Wohnzimmer zu setzen, wie es jetzt, nach der Abwesenheit des Onkels, sein gutes Recht gewesen wäre. Aber es war seltsam, er fühlte sich dort nicht wohl. So, als ob da immer noch der Onkel weilte und auf jede kleine Unachtsamkeit von ihm lauerte, um ihn damit lächerlich zu machen. Ein Glück, dass er keine Gelegenheit mehr dazu bekam. Er hatte ihn an einem sicheren Ort, wohl verwahrt. Tot war er nicht – noch nicht! Zuviel Freude machte es ihm, dem alten Nörgler sein mörderisches Talent vorzuführen, so wie vorhin, als er ihn besuchte und ihm von seinem jetzigen Leben erzählte. Schließlich war er ein pflichtbewusster Neffe und kam seiner Sorgfaltspflicht gerne nach. Sogar sehr sorgfältig! Er grinste bei dem Gedanken. Seltsamerweise hatte der Onkel seitdem noch keinen Mucks von sich gegeben. Es war, als sei er plötzlich stumm geworden. Möglicherweise konnte es aber auch an dem Knebel liegen, den er ihm in den Schlund geschoben hatte! Er schmunzelte verschmitzt. Es war zu schön, zu beobachten, wie dem Onkel die Augen schier herausquollen, wenn er ihn besuchte und ihm von seinen Taten vorschwärmte. Alles hatte mit dem Büchlein begonnen, das er durch Zufall auf dem Dachboden, bei den Sachen seiner Mutter, gefunden hatte. Als er den Hinweisen darin folgte, hatte er den Ort entdeckt, an dem er seine wahre Identität und Bestimmung fand und dadurch ein Selbstbewusstsein entwickelte, wie er es bis dahin nie gekannt hatte. Es war, als sei er plötzlich in der Haut eines anderen aufgewacht! Er lächelte glücklich. Seitdem er ein anderer war, verletzte ihn niemand mehr, oder kam ihm blöd. Es war, als spürten die Menschen, dass mit diesem neuen Mann nicht gut Kirschen essen war. Sie hielten seither Abstand und ließen ihn in Ruhe. Sinnend betrachtete er das Foto des Onkels, das er gestern gemacht hatte, um sich daheim daran erfreuen zu können. Damit er noch eine Weile durchhalten würde, hatte er ihm sogar einen Venenzugang gelegt. Eine Fertigkeit, die er sich durch ein Internetvideo angeeignet hatte. Natürlich bedurfte es einiger Übung, bevor er es richtig hinbekam, aber er hatte ja ein mehr oder weniger freiwilliges Übungsobjekt! Beifällig ruhte sein Blick auf den blauen Flecken an den beiden Armen des Onkels, die von seinen anfänglich vergeblichen Versuchen zeugten. Zu guter Letzt hatte er es aber doch noch geschafft. Im Internet hatten sie geschrieben, dass ein Zugang nur ein paar Tage halten werde, dann müsste ein neuer gelegt werden, aber wie gesagt, er hatte ja sein Übungsobjekt und viel Zeit und Muße zum Üben. Venen gab es an ihm in Hülle und Fülle, zum Beispiel an Händen, Armen und Füßen. Stirnrunzelnd betrachtete er den Pegel der Ringerlösung, die am Ständer hing und der nur wenig gesunken war, seit dem Bild, das er eine Stunde vorher geschossen hatte. Tropft aber schon sehr langsam, schoss es ihm durch den Kopf. Nachher würde er den Onkel informieren müssen, dass es bald wieder an der Zeit war, den Zugang zu erneuern. Bei seinen Worten: „Lange wird der Zugang nicht mehr funktionieren, Onkelchen. Aber das ist nicht schlimm, dann werde ich dir einfach einen Neuen legen. Du weißt ja inzwischen, wie das geht!“, würde er sicher noch blasser werden, als er jetzt schon war und seine Augen noch ein bisschen weiter aus den Höhlen quellen! Er lachte laut und freute sich unbändig auf diesen Anblick!

Kapitel 5