(C) DER LETZTE BUS - Urs Aebersold - E-Book

(C) DER LETZTE BUS E-Book

Urs Aebersold

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Beschreibung

Der tödliche Autounfall eines betrügerischen Finanzhais und der Mord an einer Domina stoßen Hauptkommissarin NINA BRANDNER tief in die Abgründe menschlicher Enthemmung. Erst als sie zwischen den beiden Fällen einen Zusammenhang entdeckt, gelingt ihr bei ihren Ermittlungen der Durchbruch, doch ihr Erfolg läßt sie ausgelaugt und desillusioniert zurück.

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Urs Aebersold *

1944 in Oberburg / CH

1963 Abitur in Biel/Bienne (CH)

1964 Schauspielschule in Paris, Kurzspielfilm "S"

Studium an der Universität Bern

Weitere Kurzspielfilme. "Promenade en Hiver",

"Umleitung", "Wir sterben vor"

1967-70 Studium an der HFF München

1974 Erster Kinospielfilm DIE FABRIKANTEN

als Co-Autor, Co-Produzent und Regisseur

Diverse Drehbücher für "Tatort"

Ab 2016 erste Buchveröffentlichungen

VERZAUBERT / NOVEMBERSCHNEE / DAS BLOCKHAUS - Drei Erzählungen

JULIA / AM ENDE EINES TAGES / DUNKEL IST DIE NACHT - Drei Erzählungen

NUITS BLANCHES - Roman

DER BAUCH MEINER SCHWESTER / EIN PERFEKTES PAAR / DIESES JÄHE VERSTUMMEN - Drei Erzählungen

BLUT WIRD FLIESSEN - Psychothriller TÖDLICHE ERINNERUNG - Psychothriller

DER LETZTE BUS

Psychothriller

Urs Aebersold

© 2019 Urs Aebersold

Coverfoto: Pixabay

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback:

978-3-7469-7720-1

Hardcover:

978-3-7469-7721-8

e-Book:

978-3-7469-7722-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

DER LETZTE BUS

Mit herrischer Geste ließ sie den Verschluß um sein rechtes Handgelenk zuschnappen, dann hing er nach vorne geneigt nackt und hilflos in dem Metallgerüst, an Armen und Beinen mit Eisenketten gefesselt, um den Hals ein breites Lederhalsband, von dem eine kurze Leine herunter hing. Fast sah es so aus, als machte er Schwimmübungen oder als wollte er fliegen. Mühsam hob er den Kopf und sah seine Herrin ängstlich an, und sofort verengten sich ihre Augen zu schmalen Schlitzen.

"Hab' ich dir nicht verboten, mich anzuschauen? Du weißt, was das bedeutet…"

Ihr großer, üppiger Körper war ganz in glänzendes, schwarzes Latex gehüllt, nur die Augen, die Nase, der Mund, die Hände, ein Teil ihrer vollen Brüste mit den rosa Nippeln und ihr Venushügel waren zu sehen. Sie trat einen Schritt vor und stand nun seitlich vor ihm, ihre Augen blitzten, als sie die Peitsche hob. Er schielte zwischen ihre Beine, als die ersten Schläge auf seinen Rücken und sein Gesäß niedersausten, doch der Schmerz, der ihn durchzuckte, verwandelte sich für ihn augenblicklich in süße, heiße Liebkosungen. Er spürte, wie er unter den rhythmisch herabprasselnden Hieben allmählich anschwoll, und obschon er genau wußte, daß ihm dieEkstase nicht erlaubt war, die unaufhaltsam in ihm wuchs, tat er nichts, um die Eruption zu verhindern. Er stöhnte, bäumte sich auf und hing wieder schlaff an den Ketten.

Die Herrin ließ die Peitsche sinken, griff mit der anderen Hand nach der Leine und riß ihm gewaltsam den Kopf nach oben. Er wagte nicht, sie anzuschauen.

"Du mieses, kleines Stück Dreck, du kannst einfach nicht gehorchen… ich binde dich jetzt los und dann leckst du deine Schweinerei von meinem Boden auf, verstanden?"

"Ja, Herrin…"

Ein unendliches, köstliches Glücksgefühl durchrieselte seinen Körper.

1

Eben noch in höchster Ekstase vereint, lagen sie jetzt einträchtig und erschöpft nebeneinander, die Gliedmaßen noch immer ineinander verknäult. Von draußen drangen nur ganz schwach vereinzelte Verkehrsgeräusche ins Zimmer, das abrupte Abbremsen eines Autos, das Knattern eines Motorrads, das schrille Hupen einer Kolonne im Stau.

Lisbeth wandte ihr Gesicht ihrem Geliebten zu, lächelte ihn glücklich an und fuhr ihm sanft mit einer Hand über die Wange. Sie sprach im Flüsterton.

"Ich darf gar nicht daran denken, was mit mir wäre, wenn es dich nicht gäbe…"

Patrick drehte sich auf die Seite, rückte sein Gesicht ganz nahe an ihres heran und legte einen Arm um sie.

"Was soll ich erst sagen… ohne dich hätte ich meine Pläne nie aus der Schublade geholt…"

Lisbeth stützte sich auf ihren Ellbogen und sah verträumt in die Ferne.

"Patrick und Liz geben sich die Ehre… herzlich willkommen zur Eröffnung des ultimativen <Cake Shop> von San Francisco…"

Lisbeth ließ sich wieder auf den Rücken fallen, ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Patrick entging ihr Stimmungswechsel nicht, und er ließ sie nicht aus seiner Umarmung.

"Dein Sohn kommt mit, mach' dir keine Sorgen… ein Mann, der Mutter und Kind schlägt, hat doch nach der Scheidung keine Chance…"

Lisbeth atmete geräuschvoll aus.

"Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht… in vierzehn Tagen laß' ich die Bombe platzen, dann bekommt er Post von meinem Anwalt…"

Unvermittelt sprang sie aus dem Bett, sie war wieder voller Energie.

"Die drei Stunden Wellness sind vorbei, jetzt muß ich auch danach aussehen, wenn ich nach Hause komme… "

Patrick schob sich an der Wand hoch, stopfte sich ein Kissen in den Rücken und sah ihr träge dabei zu, wie sie mit gewandten Bewegungen ihres zarten, geschmeidigen Körpers ihre Kleidungsstücke aufsammelte.

"Aber versuch' nicht so unverschämt zu strahlen, dieses Blitzen in den Augen bekommt man nicht durch irgendwelche Kurpackungen… "

"Dann darfst du mich nicht so sehr verwöhnen…"

Die Kleidung in den erhobenen Händen, küßte sie ihn kurz auf den Mund, bevor sie im Bad verschwand.

Lisbeths ältere Schwester Caroline stand mit den beiden Jungs schon in der Tür, als sie mit langen Schritten in den Gartenweg einbog, um ihren Sohn abzuholen. Anton schob seinen Cousin Benny beiseite, stürzte auf seine Mutter zu und umarmte sie heftig.

"Wundere dich nicht, wenn er dauernd von der Schule spricht, Benny hat ihm den Mund wäßrig gemacht… "

"Ja, nächstes Jahr ist es soweit…"

Die beiden Schwestern küßten sich flüchtig auf die Wange, dann senkte Lisbeth die Stimme.

"Ist etwas auffällig an mir?"

"Nur deine gute Laune…"

"Keine Bange, die vergeht mir, bis ich zu Hause bin… "

Lisbeth faßte Anton an der Hand.

"Ich bin spät dran, der Bus wartet nicht…"

Caroline schüttelte mißbilligend den Kopf.

"Nicht mal ein eigenes Auto gönnt er dir…"

Lisbeth verdrehte wortlos die Augen, wandte sich um und eilte mit Anton zum Gartentor. Caroline legte ihren Arm um Bennys Schulter und sah ihrer Schwester nachdenklich nach.

Vor der Bushaltestelle am kleinen Park wartete ein gutes Dutzend Leute. Es war inzwischen dunkel geworden, die Autos fuhren bereits mit Scheinwerferlicht. Vom Bus war noch nichts zu sehen. Als sich Lisbeth zu den anderen Wartenden gesellte, zog Anton plötzlich an ihrer Hand.

"Mama, ich muß dringend piseln…"

Lisbeth beugte sich ärgerlich zu ihrem Sohn hinunter.

"Kannst du es dir nicht verkneifen? Der Bus kommt jeden Augenblick…"

Anton sah seine Mutter stumm an, seine Haltung war völlig verkrampft.

"Also gut, aber beeil' dich… geh' einfach hinter einen Busch… "

Anton sauste los und suchte sich das nächstbeste Gestrüpp. Die Erleichterung war groß, als der Strahl in hohem Bogen über die Blätter rieselte. Er zog den Reißverschluß zu und wollte wieder zurück, als von ganz in der Nähe plötzlich erregte, flüsternde Stimmen an sein Ohr drangen und er dreimal hintereinander ein leises <Plopp> vernahm. Es war ein Geräusch wie damals, als ein Nachbarsjunge mit einem Luftgewehr auf Eichhörnchen schoß. Er schob sich vorsichtig hinter dem Gebüsch hervor und ging ein paar Schritte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, schlich zum nächsten Busch und sah dahinter einen Mann mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Boden liegen. Daneben, mit dem Rücken zu Anton, kauerte eine Gestalt, die aus der Jackentasche des Mannes einen Umschlag hervor zog und sich hastig umblickte. Die Gestalt schnellte hoch, und erst jetzt konnte Anton sehen, daß es eine Frau war. Sie starrte auf das Gestrüpp, hinter dem sich Anton verbarg, dann drehte sie sich unvermittelt um und war wie ein Blitz zwischen den Bäumen des Parks verschwunden. Wie hypnotisiert trat Anton näher und starrte auf den reglosen Körper, unter dem sich rasch eine dunkel schimmernde Lache ausbreitete. Mühsam riß er sich los und rannte so schnell er konnte zur Haltestelle zurück.

Der Bus war mittlerweile gekommen, alle Fahrgäste waren eingestiegen und sahen mürrisch zu, wie die Mutter, einen Fuß auf dem Einstiegstritt, mit dem Jungen schimpfte, der wie in Panik angelaufen kam. Sie stiegen ein, und der Busfahrer fuhr betont ruppig los.

Lisbeth schob ihren Sohn nach hinten in eine leere Sitzreihe und nahm neben ihm Platz. Allmählich beruhigte sie sich ein wenig, und erst jetzt fiel ihr auf, wie still, ja förmlich erstarrt Anton war. So ängstlich kannte sie ihn nur in den Momenten, wenn sein Vater wieder einmal die Beherrschung verlor. Aber so eine übertriebene Reaktion, bloß weil sie seinetwegen beinahe den Bus verpaßt hätten? Sachte legte sie ihm eine Hand auf den Kopf.

"Was ist denn los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen…"

Anton drehte sich langsam zu ihr um, seine Augen waren groß und dunkel, dann schüttelte er entschieden den Kopf.

Edna Geering stand schon zum dritten Mal am Wohnzimmerfenster und starrte auf die Sackstraße hinunter, an der ihre Wohnung lag. Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen, vereinzelte Laternen verbreiteten ein schummriges Licht. Sie wartete darauf, daß ihr Mann in seinem eleganten weißen Coupé endlich um die Ecke bog, in die Tiefgarage hinunter rollte und freudestrahlend zur Tür herein kam. Vor zwei Stunden wollte er nur kurz jemanden treffen, er war ungewöhnlich aufgekratzt gewesen und hatte nur soviel verraten, daß endlich Schluß sei mit ihrem reduzierten Leben, das ihnen ein Jahr ohne Arbeit aufgezwungen hatte, mehr brachte sie nicht aus ihm heraus. In ihrer Vorfreude hatte sie sein Lieblingsessen gekocht, Rinderbraten mit Rosenkohl und Kartoffelgratin, und er hatte aus dem Keller einen alten Pommard geholt und sorgfältig dekantiert.

Edna wandte sich vom Fenster ab und setzte sich an den festlich mit weißem Leinen gedeckten Tisch. Sie konnte sich nicht vorstellen, was ihren Mann so lange aufhielt, noch weniger konnte sie begreifen, daß er sich nicht wenigstens kurz meldete, wenn es eine Verzögerung gab. Sie hatte Hunger, doch ihr Magen war wie zugeschnürt, das Essen hatte sie zum Warmhalten in den Backofen gestellt. Zaghaft streckte sie die Hand nach dem Dekanter aus, schenkte sich einen kleinen Schluck ein und hob das feine Kristallglas an ihre Lippen. Sie hielt kurz inne, denn sie trank sonst nie Wein, ohne vorher mit ihrem Mann angestoßen zu haben, doch dann floß ihr der runde, weiche Rebsaft mit dem mineralisch-fruchtigen Duft warm und samtig die Kehle hinunter, und ein wohliges Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus. Sie goß sich großzügig nach und dachte an das vergangene Jahr zurück, das mit der überraschenden Entlassung ihres Mannes so desaströs begonnen hatte. Auch wenn sie keine Verschwender waren, geriet ihr ganzes bisheriges Leben aus den Fugen, Zahlungen mußten geleistet werden, die man nicht einfach stunden konnte, und auch die bescheidenste Lebensführung kostete Geld. Sie hatte das Glück, eine Arbeit in ihrem alten Beruf zu finden, bei einer Start-up Firma, die Buchhaltung nur vom Hörensagen kannte. Damit kamen sie gerade so über die Runden, doch diese plötzliche Umgewichtung ihrer Partnerschaft, das jähe Absacken ihres Mannes in die Bedeutungslosigkeit, wie er es schmerzhaft empfand, vergiftete ihre Beziehung und stürzte ihren Mann immer tiefer in Selbstzweifel, umso mehr, als er mit achtundfünfzig nicht mehr vermittelbar schien. Doch seit einem halben Jahr war er wie verwandelt, ohne ihr den Grund zu verraten. Er war oft unterwegs und traf sich mit vielen Leuten, machte aber immer noch ein Geheimnis daraus. Dann die Wende vor ein paar Tagen, offenbar hatten seine Bemühungen endlich gefruchtet, auch wenn er sie nach wie vor nur mit Andeutungen abspeiste. Das Treffen heute sollte alles verändern, und jetzt wartete sie schon zweieinhalb Stunden auf ihn. Sollte sie ihn anrufen? Ihn möglicherweise verärgern oder stören bei einem wichtigen Gespräch? Ein eigenartiges Gefühl, als müßte sie sich schützen, hielt sie davon ab, stattdessen griff sie nach dem Dekanter und schenkte sich noch einen ordentlichen Schluck ein. Alles verschwamm, sie schien zu schweben, vielleicht waren ihre Sorgen ganz umsonst.

Verstohlen ließ Viktor Lansing den Blick über seine Geburtstagsgäste schweifen, die sich für seine Freunde hielten, aus Kristallgläsern Jahrgangs-Champagner schlürften und Langusten in sich hinein stopften, und lehnte sich zufrieden zurück. In ihren Augen war er der geborene Finanzexperte, der sich von Erfolg zu Erfolg hangelte und sich niemals täuschte, ein unbeschwertes Leben führte und zu allem Überfluß auch noch mit einer attraktiven Frau verheiratet war, die ihm mit vollendeter Anmut in allem den Rücken freihielt. Diese Rolle erfüllte er mit einer solchen Nonchalance, daß ihm kaum Neid entgegenschlug, umso weniger, als er auch ständig als spendabler Gastgeber in Erscheinung trat. Nicht ganz uneigennützig, denn infolge alkoholbedingter Zutraulichkeit inspirierten ihn seine Gäste bei diesen Gelagen unwissentlich zu neuen Wertschöpfungen. Auch heute gab es wieder einen solchen Moment. Wichtigtuerisch war der Manager einer großen Autofirma mit seinen Kenntnissen über Vorkommen und Fördermethoden von Lithium herausgeplatzt, die eigentlich der Geheimhaltung unterlagen, und Lansing hatte hinterher sofort Robin, seinen Webdesigner angerufen, um aus diesem Wissen ein neues Geschäftsmodell zu basteln.

Der Alkoholpegel war mittlerweile so gestiegen, daß niemand mehr in der Tischrunde auf ihn achtete. Die Unterhaltung beschränkte sich jetzt hauptsächlich auf kurze Zurufe, kleine Hänseleien und schlüpfrige Witze, auf die Lansing, ohne daß es auffiel, vollkommen mechanisch mit lautlosen Lachern oder verständnisinnigem Grinsen reagierte. Er nippte an seinem Glas, lächelte seine Frau an und hing weiter seinen Gedanken nach. Sie hatten keine Ahnung, daß er sein eigentliches Geld über selbst kreierte Scheinfirmen mit übertriebenen Versprechungen verdiente, in die fast ausnahmslos alle heimlich investierten und die sich irgendwann plötzlich in Luft auflösten. In ihrer maßlosen Geldgier vergaßen sie jede Vorsicht, und wenn sie zum wiederholten Mal enorme Summen verloren hatten, kamen sie zu ihm geschlichen und ließen sich für teures Geld beraten, ohne zu ahnen, daß er es war, der ihre Einsätze kassiert hatte. Damit der Betrug nicht so auffällig war, zahlte er ab und zu satte Gewinne an sorgsam ausgewählte Investoren, die sich dann öffentlich damit brüsteten, wieder einmal den richtigen Riecher bewiesen zu haben.

Lansing mußte sich beherrschen, um nicht laut herauszulachen, dann klopfte er energisch an sein Glas und erhob sich zu seiner vollen Größe.

"Liebe Gäste, Sie wissen, daß ich mit Ihnen gerne bis in die Puppen feiern würde, aber dann wäre ich nicht der Mann, der Ihnen stets mit Rat und Tat zur Seite steht… "

Johlen, Hochrufe und Gläserklirren ertönten.

"Genießen Sie den Abend und trinken Sie auch ein par Schlückchen auf mich…"

Lansing hob zum letzten Mal sein Glas.

"Wir halten zusammen, darin liegt unsere wahre Stärke…"

Lansing trank sein Glas aus, warf es hinter sich, wo es an der Wand zerschellte, griff nach dem Arm seiner Frau, die sich rasch erhoben hatte, und war verschwunden.

Wieder erklangen Hochrufe, das Stimmengewirr schwoll gewaltig an, dann setzten sich die Gäste wieder auf ihre Plätze, und unvermittelt sackte die Stimmung ab, als fehlte der Magnet, der die Eisenspäne in eine Form zusammenballt.

Lansing und seine Frau bogen in die Gasse ein, wo sein Porsche Panamera stand. Marion wandte sich an ihren Mann.

"Bei aller Liebe, Viktor, du solltest es nicht übertreiben… irgendwann gibt es keine Steigerung mehr… "

"Ich weiß… aber ich war so voller Ekel, all diese abgrundtiefe Falschheit, diese Ignoranz…"

Marion ließ ein silbriges Lachen hören.

"Findest du nicht, daß das etwas seltsam klingt aus deinem Mund?"

Lansing grinste, faßte seine Frau um die Schulter und drückte sie eng an sich.

Sie waren bei ihrem Auto angekommen, und trotz der Dunkelheit konnten sie deutlich sehen, daß auf der Windschutzscheibe in weißer Schrift ein Wort prangte: Betrüger!