Campino - Max Wellinghaus - E-Book

Campino E-Book

Max Wellinghaus

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Beschreibung

Er ist nicht nur Sänger, sondern auch Schauspieler, Autor, Journalist und engagiert sich obendrein politisch – Campino, Punklegende und Frontmann der Toten Hosen, inspiriert seine Fans seit über 40 Jahren auf und neben der Bühne mit seiner unvergleichlichen Art und seinem einnehmenden Charakter. Doch was hat den Punksänger einst ins Kloster verschlagen? Wieso frühstückten er und seine Mutter jahrelang in verschiedenen Räumen? Und für wen wird Campino für immer Herr Frege sein? So vielseitig wie Campino selbst sind auch die Geschichten über den Sänger, die in diesem Buch zusammengetragen wurden: frech, unkonventionell und stets humorvoll – eben ganz so wie Campino.

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Seitenzahl: 72

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MAX WELLINGHAUS

CAMPINO

MAX WELLINGHAUS

CAMPINO

– KLEINE ANEKDOTEN AUS DEM LEBEN EINER PUNKLEGENDE –

riva

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

Originalausgabe

1. Auflage 2022

© 2022 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Susann Harring

Umschlaggestaltung: Catharina Aydemir

Umschlagabbildung: picture alliance/Keystone/Ennio Leanza

Layout und Satz: abavo GmbH, Buchloe

Druck: Graspo CZ, Tschechische Republik

eBook by tool-e-byte

ISBN Print 978-3-7423-2220-3

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-1995-8

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-1996-5

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

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Inhalt

Vorwort

Ich hau dir auf die Fresse

Ein Kindersarg als Dachbox

Zwischen Bommerlunder und Blasphemie

Fuck you, Mielke!

Einmal Aquagymnastik für fünf, bitte!

Mach mal Platz, Mick Jagger!

(Fast) Alles für die Fans!

Von der Bühne ins Kloster

Pool-Party mit Anzeige

Ich war 17 …

Die toten Hasen

Wer nichts bereut, hat nichts (dazu-)gelernt!

Die Pipi-Flecken sind nur aufgemalt

Pantalones muertos

… ab jetzt nur noch nüchtern!

Mit Ganzkörper-Kondom im Flieger

Ich singe nicht, versprochen!

Im Flirten ein ziemlicher Schisser

Im Irokesenschnitt zur Bundeswehr

Das Todesdrama

Hosen runter!

Die Ärzte und der zerschnittene 1000-Mark-Schein

Liebes Tagebuch

Keine Lust auf Bollerwagen

»You’ll Never Walk Alone«

Bruder vor Luder

Der Lebensretter

Ein Ja-Wort für die Ewigkeit

Der wahre Heino?

Iro… was?

Wer pinkelt in die Beete der First Lady?

Ein Hauch von Sexismus

… und wie du wieder aussiehst!

Campino, Andy oder doch Herr Frege?

Waren Sie jemals jung, Frau Merkel?

Der Blick in den Himmel

Ritterschlag

Ruhen wir wirklich in Frieden?

Nachwort

Quellen

Vorwort

»Ich bin noch keine 60, auch nicht nah dran ...« Wer kennt sie nicht, diese berühmten Zeilen aus dem Toten-Hosen-Kult-Hit »Wort zum Sonntag«. Damals, im August 1986, als der gerade mal 24-jährige Campino das Album Damenwahl einsang und von Kuddel wiederholt ermahnt wurde, bitte nicht so schief zu singen, war die 60 noch ganz weit weg. Zukunftsmusik, im wahrsten Sinne des Wortes. Heute ist diese Zukunft Gegenwart. Und der Tag, an dem er all jenes erzählen würde, »was früher einmal war«, ist gekommen. Die Toten Hosen bejubeln ihr 40-jähriges Jubiläum, Frontmann Campino feiert im Juni 2022 seinen 60. Geburtstag.

Auch Punker werden älter. Und ruhiger obendrein. Am Anfang stand der Lärm. Die einstige Opel-Gang rebellierte gegen die Spießbürgerlichkeit ihrer Elterngeneration, protestierte gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf und lieferte sich hier und da eine Straßenschlacht mit der Polizei. Inzwischen werden die müden Knochen mit Wassergymnastik und Ginkgo-Zitronengras-Tee verwöhnt. Auch Campinos rote Haare sind weniger grell, hier und da gibt es grau melierte Strähnen.

Wie Andreas Frege zu Campino wurde, weiß jeder eingefleischte Hosen-Fan. Nach einer Bonbon-Schlacht, von ihm angezettelt, benannten ihn seine Mitschüler nach der gleichnamigen Süßigkeit. Doch wieso verschlägt es den Sohn eines deutschen Richters und einer englischen Lehrerin in die Punker-Szene? Und letztlich auf die Bühne? Campino selbst erklärt seinen Selbstdarstellungstrieb damit, dass er nun mal das fünfte von sechs Kindern sei. Da musste er zusehen, wie er sich »das Essen vom Tisch holte«. Aber das ist natürlich nur ein Bruchteil seiner Lebensgeschichte.

Auch dieses kleine Büchlein hat nicht den Anspruch, die gesamte Existenz des Andreas Frege in jeder Einzelheit zu dokumentieren. Es ist vielmehr wie ein Konzert der Toten Hosen, voller Punk und Spaß, mit lauten und leisen Tönen. Mal provozierend, mal polarisierend und immer überraschend wie die Hosen-Cover-Version »Ohne dich« von Rammstein.

Bei einer ZDF-Wahl der einhundert größten Deutschen wurde Campino vor ein paar Jahren von den TV-Zuschauern auf Platz 65 gewählt, direkt vor dem verstorbenen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Denn auch wenn der legendäre Punker mit seinen Hosen das erste weithin erkennbare Zeichen für einen anderen Lebensentwurf als das Mainstream-Deutschland Mitte der 80er-Jahre setzen wollte, so wurde und wird er genau von dieser Masse geliebt.

Alles aus Liebe!

Ich hau dir auf die Fresse

1979, Campino war gerade 17 geworden, durfte er mit seiner ersten Band ZK in der Hamburger Markthalle auftreten. Das Festival hieß „In die Zukunft“ und gab damit eben all jenen vielsprechenden Künstlern, die eine glorreiche Zukunft versprachen, eine Chance - sowie ein dankbares Publikum. Für Campino war es in doppelter Hinsicht eine Premiere. Zum einen war es das erste Mal für ihn, auf der legendären Rundbogenbühne am Klosterwall zu spielen. Zum anderen war er der erste Künstler, dem noch auf der Bühne eine Tracht Prügel angedroht wurde.

Drei Jahre zuvor, Silvester 1976, hatte die Markthalle mit einem Konzert der Krautrock-Gruppe Embryo eröffnet. Schnell wurde die ursprünglich genutzte Blumenhalle eines Großmarktes zum Mekka der Musik-Fans. Denn hier, in diesem roten Backsteingebäude, hatten schon sämtliche Weltstars gerockt. Genauer gesagt traten sie hier auf, bevor sie zu Musik-Giganten wurden: Metallica genau wie Nirvana, AC/DC oder die Red Hot Chili Pepers. Ebenso Motörhead, R.E.M. und Oasis hatten sich von den 1000 Fans im ausverkauften Haus feiern lassen. Das erste Konzert von Depeche Mode vor deutschem Publikum am 25. September 1981 ist bis heute unvergessen. Eigentlich wurde hier jeder Künstler frenetisch gefeiert. Bis eben auf Campino.

Dabei fing alles so vielversprechend an. Campino und seine Band waren von Alfred Hilsberg nach Hamburg eingeladen geworden. Hilsberg galt mit seinem Label What’s so funny about als einer der Macher der Punkszene. Er buchte für die ZK sogar ein kleines Hotelzimmer, »das fanden wir sensationell«, erinnert sich Campino. Ihr »erster richtiger Auftritt auswärts« dagegen kam nicht bei allen gut an. Die Hamburger lieben harten Punk, durchweg harten Punk. Dass ZK hingegen auch Songs wie »Heimweh« von Freddy Quinn zum Besten gab, führte zum ersten Unmut im Publikum. Als Campino in seiner kurzen Lederhose dann auch noch eine etwas eigenwillige Performance aufführte, fühlte sich der eine oder andere Punk schlicht verarscht. Campino erinnert sich an einen tätowierten Matrosen, der ihm den gesamten Auftritt über immer wieder die geballte Faust zeigte und rief: »Ich hau dir auf die Fresse«.

Campino: »Also sang ich lieber zur anderen Seite.«

Ein Kindersarg als Dachbox

Im Jahr 1983 waren die Toten Hosen den Jugendzentren rund um Düsseldorf längst entwachsen. Sie hatten Potential, und ihr Fan-Radius schien sich gefühlt täglich zu vergrößern. Neben Bremen, Hamburg und Berlin gab die Bands inzwischen auch Konzerte in der Schweiz. Also hieß es: erst auf die Autobahn, dann auf die Bühne. Doch was macht eine junge Band, wenn sie auf Tour geht, aber keinen Bus hat? Richtig, sie nimmt einen PKW. In diesem Fall einen knallroten BMW. Und was macht sie, wenn sich die Dachbox als viel zu klein für drei Gitarren erweist? Richtig, sie nimmt einen ... Kindersarg! Einen weißen Kindersarg, genauer gesagt, auf dem mit schwarzen Buchstaben »Die Toten Hosen« stand, festgezurrt mit dünnen Expandern. Die Tournee wurde dann intern »Die mit dem Sarg genannt«. Nomen est omen.

Aus provozierender Punkersicht ist so ein Kindersarg auf dem Dach sicherlich eine hervorragende Idee. In punkto Zeitmanagement erwies sich diese Art des Gitarrenkoffers aber doch eher als ungeschickt, zumindest wenn man damit über die Grenze will. Dass die Band von den stutzigen Grenzbeamten jedes Mal freundlich gebeten wurde, doch bitte rechts ranzufahren, ist keine Überraschung. Und wenn die Beamten fragten, was denn da drin sei, in diesem Sarg, und als freche Antwort ein »Wir müssen jemanden abholen« kam - ja, dann brauchte man sich an diesem Tag nichts mehr vorzunehmen. Dann wurde das Auto samt Band auf den Kopf gestellt. Mal wieder. Das kostete laut Campino jedes Mal locker drei Stunden. Die Erkenntnis, dass blöde Sprüche und Zeitdruck nicht zusammenpassen, gab’s kostenlos obendrein.

Mit ihrem späteren Busfahrer Uwe Faust blieb der Kindersarg schließlich zu Hause. Das machte die Grenzkontrollen leichter, den ersten Eindruck trotzdem nicht besser. Erst viel, viel später gestand Uwe: »Ich hab’ sie anfangs für Säufer und für blöd gehalten.«

Zwischen Bommerlunder und Blasphemie