Charles & Camilla - Gyles Brandreth - E-Book
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Gyles Brandreth

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Beschreibung

Gyles Brandreth hat das definitive Buch über Charles und Camilla geschrieben, über die ungewöhnlichste Liebesgeschichte unserer Zeit. Brandreth, Intimus des britischen Königshauses, entwirft das authentische Porträt der Beziehung zwischen dem Prince of Wales und der Frau seines Lebens. Alle Welt glaubt sie zu kennen, aber wie sind Charles und Camilla wirklich? Welches Erbe hat sie geprägt? Und wie wurden sie zu denen, die sie heute sind? Eine Familiengeschichte, die ihresgleichen sucht – erzählt mit einzigartigem Insider-Wissen und typisch britischem Humor von dem Mann, der die Schlüsselfiguren in dem Drama allesamt selbst treffen durfte: Charles, Camilla, Diana, ihre Kinder, Familien und Freunde. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

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Seitenzahl: 673

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Über dieses Buch

 

 

Gyles Brandreth hat das definitive Buch über Charles und Camilla geschrieben, über die ungewöhnlichste Liebesgeschichte unserer Zeit. Brandreth, Intimus des britischen Königshauses, entwirft das authentische Porträt der Beziehung zwischen dem Prince of Wales und der Frau seines Lebens. Alle Welt glaubt sie zu kennen, aber wie sind Charles und Camilla wirklich? Welches Erbe hat sie geprägt? Und wie wurden sie zu denen, die sie heute sind? Kenntnisreich, subtil und mit einer Fülle von zuvor nie geschilderten Anekdoten lüftet Brandreth das Geheimnis einer großen Liebe.

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

Über Gyles Brandreth

Gyles Brandreth, 1948 in Deutschland geboren, hat sehr abwechslungsreiche Karrieren gemacht. Der Oxford-Absolvent arbeitete als Verleger, dann als Moderator für Funk und Fernsehen. Er war Mitglied der Regierung John Majors und saß zwischen 1992 und 1997 für die Tories im Parlament. Nebenbei schrieb er Romane und Kinderbücher sowie seine große Biographie »Philip und Elizabeth«. Brandreth gilt als der beste Kenner des britischen Königshauses.

Inhalt

Da ist die Liebe …

Vorwort

Prolog

Kapitel eins Ein Erbe und seine Geschichte

Kapitel zwei Eine Familie und ihr Schicksal

Kapitel drei Töchter und Söhne

Kapitel vier Eftern und Kinder

Kapitel fünf Zwei Welten und ihre Eigenarten

Kapitel sechs Jugend und ihre Zeit

Kapitel sieben Männer und Frauen

Kapitel acht Ein Prinz und seine Leidenschaften

Kapitel neun Zwei Töchter und ihre Schicksale

Kapitel zehn Die Mächtigen und ihr Fall

Der Abschluss Nacht und Tag

[Bildteil]

Anhang A Die Rolle des Prinzen von Wales

Anhang B Der Hochzeitstag

Die Kleidung

Danksagungen und Quellenangaben

Bildnachweis

Teil eins

Teil zwei

Teil drei

Teil vier

Teil fünf

Index

Da ist die Liebe …

Und dann ist da das Leben, ihr Feind.

Jean Anouilh (1910–1987)

Vorwort

»Das Essentielle der Geschichte ist nicht, was sich ereignet hat, sondern was die Menschen darüber gedacht oder gesagt haben.«

 

F.W. Maitland (1850–1906)

Als Charles, Prinz von Wales, am Samstag, dem 9. April 2005, Camilla Parker Bowles heiratete, veränderte sich alles.

Achtzehn Monate zuvor, Anfang 2004, hatte ich mit den Recherchen zu diesem Buch begonnen, als »Mrs. PB« (so nannte man sie im Buckingham-Palast) eine Frau mit einer ungewissen Zukunft – und einer allseits bekannten Vergangenheit – war. Sie war die anerkannte Geliebte des Thronfolgers, aber würde sie je – könnte sie je – seine rechtlich angetraute Ehefrau werden? Als ich am 17. Juli 2005, der zufällig auch Camillas achtundfünfzigster Geburtstag war, meine Recherchen abschloss, waren die Antworten auf diese Fragen bereits bekannt. Aus »Mrs. PB« war Ihre Königliche Hoheit, Herzogin von Cornwall geworden, und der Geburtstag des neuesten Mitglieds der britischen Königsfamilie wurde mit der Bekanntgabe ihres offiziellen Wappens und dem Hissen der Nationalflagge an öffentlichen Gebäuden im ganzen Land gewürdigt.

Camillas Wappen zeigt die heraldischen Symbole zweier Familien: das ihres neuen Ehemanns und ihres Vaters. Links vom zentralen Schild befindet sich »der königliche Löwe als Träger«; rechts davon ein blauer Eber mit goldenen Hauern, ein Wappensymbol, das der Familie Shand schon im 17. Jahrhundert zuerkannt wurde. Über dem Schild erhebt sich eine gewölbte Krone, die Camilla als Gemahlin des Thronfolgers zu tragen berechtigt ist. Bewusst verzichtete Camilla in ihrem Wappen, obwohl sie auch dazu berechtigt gewesen wäre, auf das Motto des Prinzen von Wales »Ich dien’«. Sie ist mit dem Prinzen von Wales verheiratet, sie ist die Prinzessin von Wales, und dennoch möchte sie lieber als Herzogin von Cornwall angesprochen werden. Denn sie weiß nur zu gut, dass ihr eine andere, viel berühmtere Prinzessin von Wales vorausgegangen ist.

Viele erinnern sich noch so gut an Diana, Prinzessin von Wales, dass es ihnen schwer fällt, Camilla den Respekt zu zollen, der ihr gebührt. So besteht zum Beispiel der Brauch, am Geburtstag der Gemahlin des Thronfolgers den Union Jack zu hissen. Doch im Juli 2005 sahen sich einige, denen diese Aufgabe zufiel, nicht in der Lage, sie zu erfüllen. In Cheshire sagte der Bürgermeister von Crewe und Nantwich: »Nach all dem, was Charles und Camilla Diana angetan haben, ist es uns unmöglich, ihr diese Ehre zu erweisen.« In Lancashire erklärte der Bürgermeister von Wigan: »Viele Menschen haben Prinzessin Diana in sehr liebevoller Erinnerung, während Camilla noch bis vor kurzem als königliche Geliebte verachtet wurde. Und mit einem Mal betrachtet man sie als Teil der Herrscherfamilie. Dass man von uns jetzt erwartet, die Flagge für sie aufzuziehen, ist wirklich schwer zu verdauen. Das kommt zu schnell.«

In Wirklichkeit kommt es natürlich zu spät. Die Urkunde ist besiegelt. Charles und Camilla sind Mann und Frau, Prinz und Prinzgemahlin. Die Königin hat ihre neue Schwiegertochter als vollwertiges Mitglied der Königsfamilie akzeptiert. Die Landesmutter freut sich, uns mitzuteilen, dass sie mit »starkem persönlichen Interesse« die Entwicklung von Camillas Wappen verfolgt habe, das nur mit der ausdrücklichen Zustimmung Ihrer Majestät gewährt werden konnte. Ob es einem gefällt oder nicht, Camilla ist nun ein »Teil des Establishments«. Ob Sie es glauben oder nicht, die Frau, die früher als »königliche Mätresse verlacht« wurde, schmückt nun unsere Briefmarken und steht regelmäßig neben dem Staatsoberhaupt auf dem Balkon des Buckingham-Palasts.

Die Veränderung hat sich rasch und eindrucksvoll vollzogen, aber sie ist nicht zu leugnen – und sie ist unumkehrbar. Im Jahr 2001 stand Mrs. Parker Bowles als achte auf der Liste der am schlechtesten gekleideten Frauen der Welt, und es hieß, sie habe »so viel Modeverstand wie ein zusammengefallener Yorkshire-Pudding«. Im Jahr 2005 wurde der Modegeschmack der Herzogin von Cornwall in London, New York, Paris und Rom gelobt, und eine frühere kritische Modekorrespondentin rühmte ihn als den »Inbegriff des anmutigen, feinen Stils«. Anna Wintour, die Herausgeberin der amerikanischen Vogue, traf sie und war hingerissen. »Ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden«, sagte sie begeistert. »Sie sah großartig aus.« Die verunglimpfte Geliebte, deren Aussehen häufig – sogar noch im Vorfeld der Hochzeit – mit einem Pferd verglichen wurde, erntet jetzt Bewunderung für ihr »natürliches Auftreten«, für ihre untadlige Erscheinung, ihren »strahlenden« Teint, ihr »makelloses« Haar (»Schnitt und Farbe sind genau richtig«) und für ihren Charme. Laut der Daily Mail, die Camilla Jahre lang ablehnend gegenüberstand, »sieht sie, wenn sie« an diesen Tagen »lächelt, echt aus: soignée, ja, aber auch zugänglich, geradezu weich«.

Die Herzogin von Cornwall wirkt nun wie ein bedeutendes Mitglied des Königshauses des 21. Jahrhunderts: elegant, aber handfest, majestätisch, aber zugänglich, »weich«. Sie hat sich äußerlich ihrer Rolle angenähert – und erfüllt sie auch. Die Mätresse, die sich früher im Abseits versteckt hielt, die jahrelang den Paparazzi auswich, stellt sich nun freudig den Kameras, und dies beinahe täglich. Wo der Prinz von Wales hingeht, geht auch die Herzogin von Cornwall hin. Liest man den Court Circular, die Hofmitteilungen (die täglich in der Times und dem Daily Telegraph veröffentlicht werden), oder betrachtet man die Website des Prince of Wales (www.princeofwales.gov.uk), wäre man sicherlich über die Anzahl und Bandbreite der offiziellen Verpflichtungen überrascht, denen Camilla nun in Begleitung ihres neuen Ehemannes nachkommt. Ich habe sie ganz aus der Nähe bei ihren Auftritten erlebt, und ich kann berichten, dass sie, wenn sie ihre Pflichten erfüllt, sie sehr gut erfüllt. Trifft sie auf die allgemeine Öffentlichkeit und auf die, welche die Königsfamilie verpflichtet ist zu treffen – alte Soldaten, junge Leute, Bürgermeister, würdige ältere Damen, Bauern, Feuerwehrmänner, Politiker, Kranke –, ist sie stets freundlich, interessiert, unaffektiert, nicht knöchern oder abgehoben. Viele Jahre lang stand ich (als Reporter, als Politiker, als Unterstützer verschiedener Charity-Organisationen) neben einer ganzen Reihe königlicher Damen, wenn sie ihren offiziellen Pflichten nachgingen[1], und nach allem, was ich erlebt habe, steht die Herzogin von Cornwall, auch wenn sie vergleichsweise noch recht unerfahren ist, ihnen in nichts nach und macht es besser als die meisten. Ich hege keinen Zweifel, dass Camilla eines Tages, falls Charles seine Mutter überlebt, was wahrscheinlich ist, Königin wird – und zudem eine beliebte Königin.

Als ich mit den Recherchen zu diesem Buch anfing, wusste ich sehr wenig über Mrs. Parker Bowles. Ich hatte sie kennen gelernt und war mit ihr warm geworden; ich war mit verschiedenen Leuten befreundet, die ihre Freunde waren; ich wusste, was ich in der Presse gelesen hatte (dem konnte niemand entgehen!); aber von ihrem Hintergrund – von der außergewöhnlichen Geschichte ihrer Vorfahren Keppel und Shand und ihren Verbindungen zum Königshaus, die sich über mehrere Jahrhunderte zurückverfolgen lassen, hatte ich so gut wie keine Ahnung. Meine Entdeckungsreisen haben mir Spaß gemacht. Die »Hintergrundgeschichte« ist viel interessanter, als ich gedacht hatte, und bietet Erklärungsansätze, warum sie heute dort steht, wo sie steht, warum sie und Prinz Charles sich so wohl miteinander fühlen und warum der Rest der Königsfamilie, die sie früher so abgelehnt hat, sie nun als eine der Ihren akzeptiert.

Ich habe dieses Buch angefangen zu schreiben, nachdem ich erst vor kurzem eine zwanglose Darstellung des Lebens und der Ehe der Queen und des Herzogs von Edinburgh fertig gestellt hatte. Ich habe mich dem Thema Charles & Camilla: Das Porträt einer Liebe genau auf dieselbe Weise angenähert wie Philip & Elizabeth: Porträt einer Ehe, aber die Erfahrungen beim Schreiben dieser beider Bücher hätten nicht unterschiedlicher sein können. Im Falle der Königin und Prinz Philip war nicht ein Einziger, mit dem ich sprach, auf der Hut oder fühlte sich unbehaglich. Aber bei Charles & Camilla schienen fast alle meine Gesprächspartner irgendwie befangen und sehr darauf bedacht, nur »das Richtige« zu sagen. Einige meiner Interviewpartner sagten: »Was auch immer Sie tun, nennen Sie bitte meinen Namen nicht.« Andere erklärten mitten im Gespräch: »Das hier ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.« Wie Lord Snowdon (der frühere Schwiegersohn der Königin und ein Bewunderer von Prinz Charles) es mir gegenüber ausdrückte (an dem Tag aß er mit Mrs. PB, die sie zu dem Zeitpunkt noch war, zu Mittag): »Ich verehre Charles, aber es ist nicht leicht, über sein Leben zu sprechen, denn er hat immer wieder so viel Kummer und solche Verletzungen erlebt. Warum sollte ich denen noch weitere hinzufügen?«

Als ich Sir Michael Peat, dem Privatsekretär des Prinzen von Wales, mitteilte, ich beabsichtige dieses Buch »auf einfühlsame, abgerundete, ausgewogene und akkurate Weise« zu schreiben, schien ihn das zu amüsieren. Er hielt es offenbar für höchst unwahrscheinlich, dass ein Buch über Charles wirklich so sein könnte. Als ich in Clarence House mit Paddy Harverson zusammentraf, dem Sprecher des Prinzen von Wales, und ihm sagte, ich wolle, dass mein Buch so akkurat wie möglich werde, versprach er mir, »die Fakten zu checken«, die alle Aspekte der Geschichte ab der königlichen Verlobung betrafen. Die Vergangenheit wolle er aber nicht aufrollen. »Ihre königlichen Hoheiten wollen nicht an ihre ersten Ehen rühren. Verständlich. Sie blicken in die Zukunft.« Und ich vermute, die Zukunft sieht strahlend aus. Dennoch ist die Vergangenheit, wenn man König und Königin wird, unvermeidlich Teil der Geschichte. Charles und Camilla sind, was sie heute sind, zum Großteil aufgrund ihrer Vergangenheit – aufgrund ihrer Abstammung, ihrer Erziehung und der langen und oft turbulenten Geschichte ihrer außergewöhnlichen Liebe.

Fußnoten

[1]

Darunter die Königin, die Königliche Prinzessin, Prinzessin Alexandra, die Gräfin von Wessex, die Herzogin von Gloucester, die Herzogin von Kent und Prinzessin Michael von Kent. (Der Herzog von Edinburgh sagte einmal zu mir: »Ihr Name-dropping ist ein bisschen irritierend.« Auf den folgenden Seiten werde ich versuchen, meine Schwäche fürs Name-dropping – und meine Vorliebe für irrelevante Anekdoten – auf die Fußnoten zu beschränken. Das wird nicht leicht, aber ich verspreche, ich gebe mir größte Mühe.)

Prolog

»Ist nicht jeden Morgen eine große Katastrophe angekündigt, fühlen wir eine gewisse Leere.

›Nichts in der Zeitung heute‹, seufzen wir.«

Paul Valéry (1871–1945)

Ich führe ein Tagebuch, und im Vorfeld der Hochzeit von Charles und Camilla am 9. April 2005 beobachtete ich die Entwicklungen, schrieb auf, was ich von Clarence House, vom Buckingham-Palast und aus anderen Quellen hörte, und notierte die Reaktionen der Presse auf die Ereignisse.

Sonntag, 14. November 2004

Weltweit exklusiv. Charles, Prinz von Wales, wird heute sechs- undfünfzig, und endlich, endlich hat er sich entschlossen, Camilla Parker Bowles zu heiraten. Es ist zum Verrücktwerden, dass ich mit niemandem über diese Nachricht sprechen kann (zumindest jetzt noch nicht), aber meine Quelle ist verlässlich (und königlich), und ich höre, dass die Hochzeit in den nächsten sechs Monaten stattfinden soll. In der Daily Mail, der britischen Zeitung, die mehr als jede andere der Königsfamilie Raum und Aufmerksamkeit widmet, erzählt der Kolumnist Richard Kay seinen Lesern eine vollkommen andere Geschichte. Laut (dem im Allgemeinen gut informierten) Kay suggeriert die Tatsache, dass Charles einem Fest, das zu Ehren von Camillas Sohn Tom gegeben wurde, ferngeblieben ist, dass Charles »wieder mal« davor »zurückschreckt, Camilla unzweideutige Rückendeckung zu geben«. Dem ist nicht so.

Charles verpasste das Fest seines zukünftigen Stiefsohns nur, weil er nach Abu Dhabi fliegen musste, wo er die Queen bei den Beerdigungsfeierlichkeiten für Scheich Zayed, den Herrscher der Vereinigten Arabischen Emirate, vertrat. Zuerst kommt die Pflicht. Das ist die Regel. Camilla weiß das. Camilla weiß nun aber auch, dass das Geduldspiel ein Ende hat. Der Thronfolger zeigt ohne eine Spur von Zweideutigkeit, dass er zu seiner Geliebten steht, und kümmert sich nicht um die Konsequenzen.

Nach Monaten des Zögerns scheint die Entscheidung vorangetrieben worden zu sein durch die Sitzordnung für die »Hochzeit des Jahres« am letzten Samstag in der Kathedrale von Chester. Edward van Cutsem, neunundzwanzig Jahre alt und Patensohn von Prinz Charles, heiratete die vierundzwanzigjährige Tamara Grosvenor, Tochter des Herzogs von Westminster. Ehrengäste waren die Queen und der Herzog von Edinburgh, alte Freunde der Westminsters, sowie Prinz William und Prinz Harry, langjährige Freunde der van Cutsems.[2] Auch Charles und Camilla sollten eigentlich dabei sein, doch sie haben es vorgezogen, nicht zu kommen. Charles entschied sich, aus Protest gegen die festgelegte Sitzordnung in letzter Minute abzusagen. Er sollte vorne in der Kathedrale neben seinen Eltern und Söhnen sitzen, seine Geliebte hingegen sollte sechs Bankreihen weiter hinten auf der anderen Seite des Ganges Platz nehmen. Schlimmer noch, der Prinz sollte wie die anderen Mitglieder der Königsfamilie die Kathedrale durch das Westportal betreten, während Camilla wie die übrigen 650 nichtköniglichen Gäste durch das Nordportal hineinkommen sollte.

Charles und Camilla verbinden Chester mit einem Gefühl der Demütigung. Das infame »Camillagate«-Band wurde aufgenommen, als Charles in der Eaton Lodge als Gast von Anne Herzogin von Westminster wohnte. Das war vor fünfzehn Jahren, im Dezember 1989, als Charles und Camilla mit anderen Partnern verheiratet waren und ihre Verbindung noch geheim war. Nun, da Diana tot und Camilla geschieden ist, hat Charles entschieden, »genug ist genug«. Er wollte nicht, dass man seine Partnerin so behandelt – dass er durch das eine Portal hineinkommt und sie, wie es das »Protokoll« fordert, durch ein anderes. »Das ist Unsinn, es ist eine Beleidigung«, soll Charles letzte Woche gesagt haben. »Und ich werde Camilla dem nicht mehr aussetzen.« Sie leben zusammen wie Mann und Frau, und Charles möchte, dass man sie wie Ehemann und Ehefrau behandelt. Er hofft, dass dies vom nächsten Jahr an geschieht.

Interessanterweise sind seine Eltern, wie ich glaube, erleichtert über diese Entscheidung. »Es war doch ein sehr schlampiges Verhältnis«, sagte einer der ältesten Freunde der Queen zu mir. »Die Queen hat es lieber ordentlich, und trotz allem, was behauptet wurde, ist sie kein bisschen rachsüchtig. Da Camilla nicht verschwinden wird, kann man sie genauso gut willkommen heißen. Das scheint die Haltung zu sein.« Die Queen, so hat man mir erzählt, sei froh, dass die Situation – wie sie es ausdrückt – »geregelt« wird. Der Herzog von Edinburgh ist offenbar der Meinung, »wenn sie es tun, dann können sie genauso gut Ernst machen«. William und Harry, beide sehr mit ihren Großeltern verbunden, sehen es auch ganz entspannt. »Prima«, sagte Harry, als er die Neuigkeit vernahm. »Macht es. Warum auch nicht?«

Mittwoch, 15. Dezember 2004

Die schwedische Königsfamilie verklagt einen größeren deutschen Zeitschriftenverlag wegen über 1588 verschiedener Artikel, von denen die schwedische Königsfamilie behauptet, sie entbehrten jeder Grundlage: nur der flammenden Phantasie deutscher Journalisten entsprungen. Es ist nicht leicht, königlich zu sein – nicht einmal nach dem Tod. Der heutige Daily Telegraph widmet der Beziehung zwischen Queen Victoria und ihrem schottischen Diener John Brown eine ganze Seite. Ein Brief von 1883 ist aufgetaucht, in dem Victoria von ihrem Kummer über Browns Tod und ihre »warmherzige und liebevolle« Freundschaft schreibt. Steckte da mehr dahinter? Offensichtlich müssen wir das wissen. Wir wollen es wissen, das ist sicher. Das Privatleben der Prinzen und Prinzessinnen hat etwas Unwiderstehliches.

Bei mehreren Drinks erzählt mir heute Abend ein königlicher Pate (der ungenannt bleiben soll), er habe mit Mrs. PB sehr nett zu Mittag gegessen und er möge sie. »Sie ist eine Landfrau«, sagt er, »und sehr ›horsy‹, eine Pferdenärrin. Fotografiert sich schlecht. Ähnelt selbst zu sehr einem Pferd. Sie muss erstaunlich scharf sein. Wie Mrs. Simpson. Mrs. Simpson war anscheinend phantastisch.« (Woher weiß er das? Er weiß es nicht. Eine Freundin von Diana hat mir erzählt, Charles sei »hoffnungslos im Bett – absolut hoffnungslos«. Nun ja, er mag ja »hoffnungslos« mit Diana gewesen sein, aber das heißt noch lange nicht, dass er mit anderen hoffnungslos ist …) Laut meinem Freund war Mrs. PB ziemlich klatschfreudig, aber in all ihren Urteilen sehr positiv, außer als die Rede auf Sophie Wessex kam, die sie als »wirklich sehr aufdringlich« bezeichnete.

Sonntag, 23. Januar 2005

Die Bekanntgabe der Verlobung steht unmittelbar bevor, aber erstaunlicherweise haben die Zeitungen noch keinen Wind davon bekommen. Das führt zu Zufriedenheit und Belustigung in Clarence House und Sandringham, wo man die Presse im Großen und Ganzen mit offener Geringschätzung betrachtet. The Mail on Sunday berichtet, Charles werde im Herbst den USA einen Staatsbesuch abstatten und habe vor, Camilla mitzunehmen. Hält man einen kurzen Moment inne, drängt sich der Gedanke auf, dass Charles auf Staatsbesuch mit einer Mätresse im Schlepptau ganz einfach »nicht drin« ist. Sollte Charles Camilla nach Amerika mitnehmen, wird sie bis dahin seine Frau sein.

Ich entnehme dem, dass weitere Einzelheiten entschieden worden sind: Alles wurde über Weihnachten mit der Königin besprochen. Vielleicht hätten wir schon die Verlautbarung, hätte es nicht an Neujahr die Aufregungen wegen Prinz Harry gegeben, der auf einem Kostümfest in einer Uniform des Afrika-Korps fotografiert wurde. Bilder von Harry mit einer Hakenkreuzbinde am Arm sind weltweit in großer Aufmachung auf den Titelseiten erschienen. »Warum um Himmels willen hat Charles nicht seine Ferien mit Camilla abgebrochen?«, donnert die Mail auf Seite eins. »Weil er versucht, es herunterzuspielen«, lautet die Antwort, und weil er ein Drama nicht zu einer Krise ausweiten will. So wie ich Harry aus der Nähe erlebt habe, ist er ein typischer Eton-Schüler. Er ist neunzehn. Er trinkt, er raucht, er probiert Drogen aus; er hat eine knallige Freundin; und er hat die Stimmungslage eines Jugendlichen. Er ist auch sportlich, zielstrebig, warmherzig, bedächtig und fürsorglich mit Babys und Kleinkindern. Mein Freund Jim Davidson (ein Cockney-Komiker, ein professioneller Draufgänger und ein ziemlich unmöglicher Freund der Königsfamilie) meint, dies sei nichts, was sich nicht »durch ein paar stramme Wochen in Sandhurst wieder ausbügeln ließe«.

Jim ist Gründer der British Forces Foundation. Charles ist ihr Oberhaupt. »Ich mag Charles«, sagte mir Jim. »Ich fluche nicht in seiner Gegenwart, natürlich nicht, es sei denn, es gehört dazu. Er hatte mich eingeladen, auf dem Beaufort Hunt Ball zu sprechen. Ich habe mein übliches Zeug abgespult. Armer Kerl, er saß da mit dem Kopf auf die Hände gestützt. Hinterher sagte er mir: ›Gott sei Dank waren Sie lustig.‹ Ich war in Highgrove … Sie hätten uns beim Frühstück sehen müssen. Ich nahm mir Eier und Speck. Charles hat sich ein handverlesenes Müsli zusammengestellt, um Gottes willen. Die Jungen waren auch dabei. Ich wollte, die Öffentlichkeit hätte sie gesehen. Sie hingen immer aufeinander. Er ist ein großartiger Vater. Seine Söhne verehren ihn, das kann man sagen. Ich mag auch Camilla sehr.«

Ich sagte zu Jim: »Sie ist aber eigentlich nicht Ihr Typ, oder?« »Ich weiß nicht«, entgegnete er. »Sie ist sehr viel hübscher als auf diesem grässlichen Foto, das immer in den Zeitungen abgedruckt ist. … Und sie ist sehr nett. Und für Charles ist sie prima. Die Jungen sehen das. Und vielleicht liebt sie das Land eines Tages, weil sie ihn, Charles, liebt. Wenn sie es wollen, sollen sie heiraten. Unbedingt.«

Freitag, 11. Februar 2005

Es ist heraus. Es ist offiziell. Die Bristol Evening News, die in der Gegend um Highgrove verbreitet ist, hat die beste Schlagzeile: »Der Mann aus Tetbury heiratet«.

Die erste Umfrage (von YouGov) ergab, dass 65 Prozent der Befragten der Meinung sind, das Paar solle heiraten dürfen, im Vergleich dazu waren 1998 nur 40 Prozent dieser Ansicht. Nur 7 Prozent der Befragten wollen Camilla als Königin sehen; 47 Prozent meinen, sie solle keine Titel tragen. 6 Prozent antworteten mit »ich weiß nicht«. Aber 40 Prozent befürworten, dass sie den Titel »Prinzgemahlin« trägt. Ich weiß, dass Charles glaubt, wenn die Leute sie erst einmal kennen lernen, werden sie sie mögen, und bis zu seiner Krönung – in vielleicht fünfzehn bis zwanzig Jahren – spricht kein Mensch mehr davon, wie Camilla genannt wird.

Das einzige Thema heute ist, jeden Anklang an die letzte Prinzessin von Wales zu vermeiden. Das »home team«, der Hausstab – Charles, Camilla, Sir Michael Peat (Charles’ Privatsekretär) und Paddy Harverson (Sprecher) –, weiß nur zu gut, dass die Presse Fotos von Charles und Camilla neben denen von Charles und Diana abdrucken will, und daher sind sie entschlossen, es ihr so schwer wie möglich zu machen. Es wird keine offiziellen Verlobungsfotos geben; auch keine vorehelichen Interviews; und keinen »Kuss« auf dem Balkon des Palasts. Tatsächlich soll sich alles eher in Windsor abspielen als in London, mit einem kurzen Segen in der St. George’s Chapel, bei dem die Königin zugegen sein wird, dann folgt die zivile Eheschließung im Schloss, entsprechend dem »Marriage Act«, dem Heiratsgesetz von 1994.

In Clarence House hofft man, dies zu einer relativ zurückhaltenden Familienangelegenheit herunterspielen zu können, aber die Medien werden Zwietracht säen, wenn man sie nur lässt. Joanna Lumley, die die beiden kennt und sicherlich als Gast bei der Hochzeit zugegen sein wird[3], ruft an und sagt, »Charles und Camilla passen richtig gut zusammen, auch die Daily Mail wird letztendlich damit zurecht kommen müssen. Sie haben als Paar schon so vieles durchgestanden, dass sie tief verbunden sind. Wenn sie sich ansehen, sogar in einem Raum voller Menschen, spürt man das Knistern zwischen ihnen, eine absolute Verbundenheit: wush! Das hat sehr viel Kraft.«

Sonntag, 20. Februar 2005

Ohne Miss Lumley nahe treten zu wollen, die Medien im Allgemeinen – und die Mail-Gruppe im Besonderen – kommen damit noch nicht zurecht. Die Mail on Sunday hat heute ihren großen Tag. Laut der Zeitung von heute ist die Queen »wütend«, Charles »den Tränen nahe« und Camilla »total im Stress«, sie mache Yoga, um ihre Nerven zu beruhigen. Charles hatte mir einmal gesagt: »Die Zeitungen denken sich einfach etwas aus«, und als ich dagegen protestierte, brachte er mich mit den Worten zum Schweigen: »Glauben Sie mir, sie erfinden einfach irgendetwas – immerzu.« Jetzt glaube ich ihm. Die heutigen Zeitungen sind knallvoll mit wirklichkeitsfremden Lügen. In einer heißt es, die Queen habe »nicht den Wunsch, Camilla vor der Hochzeit zu sehen«, Charles sei befohlen worden, der Hochzeitsempfang müsse um sechs Uhr abends beendet sein, und Ihre Majestät sei »bestürzt über Camillas Verlobungsring«. Nichts davon ist wahr.

Die Königin hat kein Problem mit Camillas Verlobungsring. Es ist ein quadratisch geschliffener Diamant mit drei Diamantbaguetten auf jeder Seite auf einer Ringschiene aus Platin. Es ist ein Familienerbstück, das zuletzt Königin Elizabeth, die Königinmutter, getragen hat. Die Königin ist sehr erfreut, dass Charles ihn Camilla geschenkt hat. Der Ehering wird voraussichtlich aus einem walisischen Goldklumpen gearbeitet, aus dem Eheringe für mehrere Generationen königlicher Bräute hergestellt wurden, darunter für die Königinmutter, die Königin, ihre Schwester Prinzessin Margaret und ihre Tochter Prinzessin Anne. Es heißt, die Königin habe letzte Woche gesagt: »Es ist nur noch sehr wenig von ihm [dem Goldklumpen] übrig. Für eine dritte Hochzeit würde es nicht reichen.« Das glaube ich gerne.

Ich glaube auch, dass die Königin einen Hochzeitsempfang wünschte, der »nicht zu aufwendig« sein soll. Angesichts der Anzahl der Gäste und der Tageszeit bestand von Anfang an der Plan, einfache Häppchen zu reichen und um sechs Uhr abends den Empfang zu beenden. Dennoch hat es einen Schlamassel gegeben, und die Königin war darüber nicht erfreut. Sie nimmt es mit den Details sehr genau, und leider hatte niemand das Kleingedruckte des Heiratsgesetzes von 1994 gelesen. Gäbe man Schloss Windsor eine Erlaubnis, zivile Trauungen durchzuführen, könnten nach Charles und Camilla andere Paare fordern, dort getraut zu werden. Da ein Großteil des Schlosses ohnehin für die Öffentlichkeit zugänglich ist, denke ich nicht, dass dies ein Problem darstellt, aber die Schlossverwalter sind anderer Meinung, und folglich wurde die Trauung vom Schloss auf dem Hügel in das Rathaus der Stadt verlegt. Die Königin ist nicht geneigt, auf dem Weg zu der zivilen Trauung in der High Street gesehen zu werden. Sie wird dem Paar ihren Segen geben, wenn der Erzbischof von Canterbury es tut: in der St. George’s Chapel. Nun taucht das Wort »Fiasko« in den Schlagzeilen auf, Charles’ Hochzeitspläne seien zunichte gemacht, heißt es, und Camilla wird despektierlich als die »Rathaus-Braut« tituliert.

Charles war nicht in Tränen aufgelöst, aber er ist frustriert – und um seine Formulierung wiederzugeben, »ein wenig niedergeschlagen« von all der negativen Berichterstattung. Camilla ist nicht »total im Stress«; sie wirkt erstaunlich ruhig und gefasst unter den gegebenen Umständen. Ihr Leben verändert sich: Sie hat nun einen bewaffneten Sicherheitsbeamten an ihrer Seite, sie kann nicht mehr wie früher mal eben in ein Geschäft gehen, sie muss immer darauf achten, was sie sagt und wie sie aussieht. Sie nimmt ihre äußere Erscheinung sehr ernst; sie hat Spaß daran, neue Garderobe anzuschaffen; sie sagt, sie wolle »ihren Hochzeitstag genießen«, doch sie weiß, er wird »nervenaufreibend«. Trifft man sie, wirkt sie gelassen und bodenständig. Ihre tiefe Stimme unterstützt noch diesen Eindruck: Sie klingt so zuverlässig, wie sie auch charakterlich ist. Bei einem ersten Zusammentreffen ist vermutlich ihre Stimme die größte Überraschung: Es ist natürlich eine Raucherstimme, doch eher sanft und samtig als heiser und rau. (Weitere Überraschungen sind, dass sie viel kleiner ist, als man glaubt, und wirklich recht hübsch.)

Camilla war von einem von Charles’ Gesundheitsgurus in die Freuden des Yoga eingeweiht worden, Dr. Mosaraf Ali, der aber in dieser Woche mit einer Gruppe des »National Health Service«, dem Allgemeinen Gesundheitsdienst, an den Fuß des Himalaja gereist ist, um dort etwas über alternative Medizin zu lernen.

Die Reise wird von Charles finanziert. Ali sagt: »Die Leute haben keine Ahnung, wie viel der Prinz für die Naturheilmedizin tut.« Camilla war mit Ali in Indien, und sehr anziehend – und auch sehr englisch – an ihr ist, dass sie die Kräutermedizin, die Homöopathie, Yoga, Massagen, die Irisdiagnostik und alles Übrige als spürbar wohltuend ansieht, ohne in all das New-Age-Geschwafel zu verfallen, das damit einhergehen kann. Sie macht Yoga, um ihren Stresspegel zu reduzieren, um ihren Blutdruck zu senken, ihre Körperhaltung zu verbessern, und sie fühlt sich besser damit. Aber man würde sie nicht dabei ertappen, wie sie in das mystische Grübeln gerät, zu dem Charles neigt. Dr. Ali sagt, beide seien sehr fit, da sie sich gesund ernährten und viele Yogaübungen machten. Er glaubt auch leidenschaftlich daran, dass beide »gute Menschen« sind. Er sagt: »Ich verstehe diese Vendetta und diese Anschuldigungen nicht … Leute, die gegen diese Hochzeit sind, sollten darauf achten, nicht an Ressentiments der Vergangenheit festzuhalten.«

Offensichtlich können einige nicht davon lassen. Ich habe einen positiven Artikel über die Heirat für den Telegraph von letztem Sonntag geschrieben. An diesem Sonntag ist das Urteil der Leser abgedruckt. Unter der Überschrift »Verflucht seien sie und die Monarchie« schreibt Henry Hughes aus Bideford in Devon: »Gyles Brandreth’ kriecherischer Artikel erwähnt nicht die andere Seite, nicht den Sinn für Gerechtigkeit, nicht die Anerkennung, dass viele Leute, die in schwierigen Ehen leben, sie aus Pflichtgefühl gegenüber dem Treueschwur, den sie abgelegt haben, weiterführen.« A.V. Cotham aus Southwold in Suffolk meint: »Gyles Brandreth mag Recht haben, wenn er Prinz Charles und Camilla Parker Bowles ein Happy-End voraussagt, aber ist es nicht ein bisschen schwierig für das Land, einen solch heiklen, extravaganten und unendlich eigensinnigen Mann auf dem Thron zu haben mit einer Frau, die ihm unendlich gut zureden wird?« Das letzte Wort hat G. Evans, ein nicht so loyaler Untertan aus Nordwales: »Nun ist es an der Zeit, dass der Herzog und die Herzogin Parker Bowles für immer den Weg frei machen und Prinz William als Thronfolger eingesetzt wird. Welch eine überschäumende Freude und Zuneigung zur Monarchie würde sich einstellen.«

Donnerstag, 24. Februar 2005

Die Presse bleibt beharrlich feindlich gesonnen. Alle Titelseiten erzählen dieselbe Geschichte in unterschiedlichen Worten: »Eine verdammte Farce« (Daily Mirror), »Hochzeitstrümmerfeld« (Evening Standard) »Gedemütigt« (Daily Mail), »Königin brüskiert Charles’ Hochzeit« (Daily Telegraph). Sogar die Amerikaner mischen jetzt mit. »Königin schwänzt Charles’ Hochzeit« lautet die Schlagzeile der New York Post. Das ist natürlich alles Unsinn. Es gab nur eine einzige Verwirrung wegen des Orts, an dem die zivile Trauung stattfinden soll, die, wo auch immer sie vollzogen werden wird, in einer Viertelstunde vorbei ist. Die Königin wird beim Segen zugegen sein, und der allein zählt für sie – als Frau, die ihren Glauben ernst nimmt. Ich höre (von einem Mitglied ihrer Familie), dass sie irritiert ist, und zwar darüber, wie die Zeitungen alles auswalzen, aber auch nur, weil sie weiß, dass steter Tropfen der Negativ-Presse – egal wie unfair sie ist – den Stein nun mal höhlt. Sie ist besorgt, weil die Stellung der Monarchie langsam, aber unvermeidlich Schaden nimmt. Charles ist nicht »verzweifelt«, wie die Zeitungen behaupten, sondern wütend darüber, dass alles so scheint, als glitte es ihm aus der Hand, und er macht sich Sorgen, welche Auswirkung all diese »Biestigkeit« (wie er es nennt) auf Camilla hat. Camilla ist, wie es heißt, »entsetzt und verwirrt«. Sie ist sicherlich ängstlich. Sie hat sich laut gefragt, ob sie wohl an ihrem Hochzeitstag auf der Straße ausgebuht wird.

Sonntag, 27. Februar 2005

Und weiter geht es. Der gestrige Telegraph behauptet, »Hochzeitsfiasko vertieft Feindseligkeiten gegenüber Charles«. Die Umfrage der Zeitung ergibt, dass nur 31 Prozent aller Befragten Charles als König sehen möchten. 23 Prozent denken, wir sollten die Monarchie nach der Regierungszeit der Königin aufgeben, während 42 Prozent dafür sind, eine Generation zu überspringen und Prinz William seiner Großmutter als König nachfolgen zu lassen. Die heutige Mail on Sunday ist besonders bösartig. Ihre Titelgeschichte behauptet: »Prinz Charles hat einen erstaunlichen Angriff gegen das britische Volk geäußert, er klagt es an, ihn wegen seiner Affäre mit Camilla Parker Bowles zu ›quälen‹.« Die Zeitung zitiert Charles mit folgenden Worten: »Ich dachte, das britische Volk hätte Mitgefühl. Ich kann nicht viel davon erkennen.« Die Mail on Sunday stellt nicht klar, dass Charles dieses Gefühl – privat, nicht vor laufender Kamera, gegenüber dem BBC-Reporter Gavin Hewitt – vor sieben (!) Jahren geäußert hat. Das ist keine »neue Nachricht«. Es ist eine persönliche Verunglimpfung. Charles, der auf dem Weg nach Australien, Neuseeland und zu den Fidji-Inseln ist und den Tsunami-Opfern in Sri Lanka einen Besuch abstattet, schüttelt über die Methoden der britischen Medien matt den Kopf. Camilla verbringt derweil Zeit mit ihrem Friseur, ihrem Schneider, ihren Kindern und ihrer Schwester. Sie sagte diese Woche zu jemandem in Clarence House: »Hat denn diese Bösartigkeit nie ein Ende?«

Mittwoch, 2. März 2005

Prinz Charles ist in Perth, wo ihn eine zweiundsechzigjährige Großmutter auf den Mund küsste und erklärte: »Ich habe ihn zum Fressen gern und hoffe, Camilla wird nicht eifersüchtig.« (Man hat schon ein eigenartiges Leben als Prinz.) In London sehe ich Camilla bei der Trauerfeier für Sir Angus Ogilvy, den Ehemann von Prinzessin Alexandra. Sie sitzt bei der Königsfamilie und sieht wirklich gut aus: Sie hat abgenommen und größeres Selbstvertrauen gewonnen. Ihr Lächeln wirkt ungezwungen. Das einzige Anzeichen für Unsicherheit ist ihre Angewohnheit, an ihren Hut zu greifen. Bedenkt man die langen Jahre, die sie sich im Schatten gehalten hat, tritt sie nun mit beachtlicher Selbstsicherheit ins Rampenlicht. Sie ist sehr gesprächig, und sollte sie »in Depression verfallen sein«, wie es einige Zeitungen behaupten, dann bringt sie es großartig fertig, es zu überspielen.

Ich esse im St. James’ Palace mit dem Herzog von Edinburgh, der in sehr heiterer Stimmung ist, zu Mittag. Als ihn Lord Howard of Rising an das Sprichwort erinnert, »wenn ein Mann seine Geliebte heiratet, ergibt sich ein freier Platz«, kichert Seine königliche Hoheit zuvorkommend und meint: »Nein, bitte.« Als ich ihm erzähle, dass ich durch meine Arbeit als Abgeordneter verantwortlich sei für das Heiratsgesetz von 1994, lacht Seine königliche Hoheit laut auf und sagt: »Das hätte ich mir denken können.« Er fügt noch an: »Wenigstens ist es nun entschieden, und das ist gut so.« Er ist oft ungeduldig mit seinem Sohn und hat deutliche Vorbehalte gegenüber seiner Art, sein Leben zu leben, doch nun, da die Hochzeit bevorsteht, hofft er, die Ehe möge gut gehen – allen und vor allem der Königin zuliebe. Er macht sich Sorgen um sie, um seine Enkel und um die Monarchie. Er weiß auch, dass sie in der Popularität mal oben und mal unten ist und dass man am besten das tut, was man für richtig hält und die Presse ignoriert, die, wie er es ausdrückt, »nur darauf aus ist, Unheil anzurichten«. Ich erinnere ihn an einen seiner besten Witze – »Wenn man sieht, dass ein Mann seiner Frau die Autotür öffnet, hat er entweder einen neuen Wagen oder eine neue Frau« – und frage ihn, ob er ihn am 8. April bei seiner Rede als Vater des Bräutigams anbringen werde. »Ich werde kein Wort sagen«, meint er mit Nachdruck.

Donnerstag, 31. März 2005

Wird er denn zugegen sein? Aber natürlich – da der Herzog am Vorabend in Deutschland sein wird, ergötzen sich diverse Zeitungen daran zu spekulieren: »Wird Philip Charles’ und Camillas großen Tag verpassen?« Wie Charles sagt: »Wenn sie keine Geschichte haben, dann machen sie sich eine.« Die Wahrheit ist, dass die Vorbereitungen für die Hochzeit recht glatt über die Bühne gehen (Kleidung ausgewählt, Musik ausgesucht, Einladungen verschickt), doch glaubt man den Zeitungen, befindet sich alles »in Aufruhr«. Das neueste Gerücht, das lanciert wird, besagt, die Queen sei so unglücklich über Camilla, dass sie beabsichtige, sie vom Balkon »auszuschließen«. Das glaube ich nicht. Die Königin hat nichts Niederträchtiges an sich. Sie hat Camilla als Tatsache akzeptiert: Und da nun die Hochzeit stattfindet, möchte sie, dass die Ehe funktioniert.

Charles steht sich natürlich oft selbst im Weg. Bei einem offiziellen Fototermin im Schweizer Skiort Klosters am heutigen Tag steht Charles mit seinen beiden Söhnen einer Phalanx von Reportern und Fotografen gegenüber und murmelt in Hörweite eines Mikrofons: »Verdammtes Pack.« Diese geflüsterten Worte werden zu der Schlagzeile: »Ihr verdammtes Pack!« auf der Titelseite des Londoner Evening Standard, wo Charles als »schlecht gelaunt« und »gereizt« beschrieben wird. William und Harry kommen viel besser weg – mit Recht. Charles kam verstimmt zu dem Fototermin und murrte: »Ich hasse so etwas.« Er fragte seine Söhne: »Soll ich die Arme um euch legen? Wie machen wir’s?« »Lächeln«, meinte William weise. Aus dem Pressepool rief Nicholas Witchell von der BBC eine unschuldige Frage, und Charles knöttert: »Ich kann diesen Mann nicht leiden, ich finde, er ist so schrecklich, wirklich so …«

Donnerstag, 5. April 2005

Papst Johannes Paul II. ist gestorben. Seine Beerdigung wird am Freitag stattfinden. Charles und Camilla sind gezwungen, ihre Hochzeit um vierundzwanzig Stunden zu verschieben. »Kann noch irgendetwas anderes schief gehen?«, fragt die Daily Mail schadenfroh auf ihrer Titelseite. Auf der Seite drei enthüllt die Zeitung ein »Tagebuch der Pannen«, das in Einzelheiten vorgebliche Behinderungen, Demütigungen und Katastrophen auflistet, die das königliche Brautpaar seit der Bekanntgabe seiner Verlobung ständig verfolgen. Das Paar in Clarence House bleibt erstaunlich heiter. Sie schauen kein Fernsehen. Sie versuchen, keine Zeitung zu lesen. Zum Glück sind sie von Menschen umgeben, die ihnen zugetan sind.

Samstag, 9. April 2005

Es ist geschehen. Sie haben es vollbracht. Charles und Camilla sind Mann und Frau. Ich glaube, Nic Paravicini (Camillas ehemaliger Schwager, der auf späteren Seiten eine Rolle spielt) hat es treffend ausgedrückt. »Das ist eine der großen Liebesgeschichten«, sagte er heute Morgen. »Alle reden von junger Liebe, aber dies hier ist eine dauerhafte Liebe, wie es sie selten gibt, und das ist wunderbar. Beide sind anständige, freundliche Menschen, die sich gegenseitig glücklich machen. Camilla gibt ihm diesen festen Rückhalt, den jeder Mann braucht, vor allem jemand in seiner Position. Sie ist der Fels in der Brandung: ein angenehmer, warmherziger, bodenständiger Mensch. Ihre Beziehung ist etwas Gutes, das lässt sich deutlich erkennen.«

Es ist unvermeidlich, dass einige sich nicht einverstanden erklären können. Mehrere Mitglieder der Synode der Kirche von England können einfach nicht glauben, dass ein geschiedener Mann, der mit einer geschiedenen Frau verheiratet ist, je Oberhaupt der Staatskirche werden kann. Da am heutigen Tag zur Ordnung der Messe das Sündenbekenntnis aus dem Book of Common Prayer gehörte (Charles ist durch und durch Traditionalist), haben Charles und Camilla (mit den übrigen Anwesenden) ihre »mannigfaltigen Sünden und Schlechtigkeiten« bekannt und »in tiefer Reue und mit wahrem Glauben« um Gottes Vergebung ersucht. Diese Beichte bot der Presse den Vorwand, zu einem ungehobelten letzten Schlag auszuholen. Der Daily Express bezeichnet den öffentlichen Akt der Reue des Paares als »zu gering, zu spät«. Der Daily Mirror füllte seine Titelseite mit einem Foto von Charles und Camilla mit Hahnreihörnern und einem Teufelsschwanz unter der knappen Schlagzeile: »WIR HABEN GESÜNDIGT.«

In den Straßen von Windsor war keine riesige Menschenmenge zusammengekommen, aber die, die da waren, waren wohlwollend und gut gestimmt. Als das Paar zur zivilen Trauung am Rathaus ankam, hörte ich ein einziges halbherziges »Buh«. Ein Mann mittleren Alters hatte es von sich gegeben, er wurde aber rasch von den Umstehenden zur Ruhe gebracht. Als die Gäste zum Segensgottesdienst ins Innere der St. George’s Chapel kamen, herrschte dort eine spürbar nervöse Spannung. »So weit, so gut«, sagte Camillas Vater Major Bruce Shand. »Ich bin unglaublich erleichtert, dass es endlich passiert ist«, sagt der Schauspieler Timothy West, der in der Messe Wordworth’ Ode, »Intimations of Immortality« liest. Ich höre nur eine einzige abweichende Stimme. Sie gehört aber nicht einem Gast, sondern einem Offizier der Armee, der am Schloss seinen Dienst tut. Er liebte Diana: Camilla hat er nicht kennen gelernt, aber schon der »bloße Gedanke« an diese Hochzeit stößt ihn ab. Er sieht Camillas Schwester Annabel Elliott, die »aussieht wie eine Katze, die die Sahne abgekriegt hat«, und das kann er nicht ertragen. »Die ganze Familie Shand sieht so selbstzufrieden aus«, meint er voll Abscheu. Die anderen Leute, die ich kenne – und die hier Gäste sind –, vertreten eine andere Meinung. Richard E. Grant ist ein großer Camilla-Fan. »Sie ist so ganz und gar unneurotisch, so ein ruhiger, freundlicher, einfühlsamer Mensch … Sie scheint keinerlei Tralala-Allüren zu haben.« Stephen Fry sagt, alles sei »wunderbar, einfach wunderbar – sie liebt ihn und er liebt sie … Die Geschichte war bedauerlich, aber die Geschichte der Menschheit ist voll unglückseliger Liebender, die am Leben gelitten haben.«

Dieser Tag war nicht leicht für Camilla. Sie war nervös (was verständlich ist) und litt unter einer Nebenhöhlenentzündung (was niemand wusste). Es pochte in ihrem Kopf. Aber sie sah fabelhaft aus – genau richtig –, und ihre Momente der Hilflosigkeit hatten etwas Liebenswertes. Vor dem Rathaus stieß sie mit der Hand an ihren Hut. Vor der St. George’s Chapel hielt sie ihren Hut fest, aus Angst, der Wind könnte ihn davonwehen. Es war auch rührend zu beobachten, wie Charles ihr half, in der Ordnung des Gottesdiensts ihren Platz zu finden, und ihre Hand hielt, um den Ring der Öffentlichkeit zu zeigen, während er ihr zuwisperte: »Du machst das so gut!«

Der Empfang war ein Triumph. Alle waren glücklich – wirklich glücklich: Die Stimmung war lebhaft, heiter und herzlich. Als Charles seine Rede mit den Worten beendete, »Nieder mit der Presse!«, haben alle gejubelt. Als William Camilla einen Kuss gab, um ihr zu gratulieren, tat er es nicht flüchtig, sondern mit echter Zuneigung. Als Charles seiner geliebten Camilla dankte, »die mit mir durch dick und dünn gegangen ist und mir mit ihrem kostbaren Optimismus und Humor beigestanden hat«, hatten viele Menschen Tränen in den Augen. Charles würdigte auch »meine Söhne« (»sie wären ungehalten, wenn ich sie meine Kinder nennte«) und »meine liebe Mama«, die diesen besonderen Anlass ausgerichtet hatte. Der herzogliche Champagner floss reichlich, und die viel belächelten »Häppchen« stellten sich als Gaumenfreude heraus.

Die Rede der Königin stahl allen anderen die Show. Sie gab der Eheschließung das Siegel ihrer bedingungslosen Zustimmung. Sie sprach nicht lang, aber was sie sagte, war witzig, treffend und zutiefst bewegend. Die Hochzeit fiel auf den Tag des berühmten Pferderennens Grand National, und die Königin hob an, sie habe zwei wichtige Ankündigungen zu machen. Die erste sei, Hedgehunter habe das Rennen in Aintree gewonnen, und die zweite, sie sei erfreut, ihren Sohn und seine Braut im »winners’s enclosure«, im Gewinnerareal, zu begrüßen. Sie sagte: »Sie haben Beecher’s Brook und The Chair und alle möglichen anderen Hindernisse bewältigt. Sie haben es geschafft, und ich bin sehr stolz und wünsche ihnen alles Gute. Mein Sohn ist angekommen, mit der Frau, die er liebt.«

Sonntag, 10. April 2005

Die Hochzeit bekommt eine gute Presse, zu Recht. Ich schreibe E-Mails mit Andrew Motion, dem Hofdichter, der zu diesem Anlass ein vollendetes Gedicht verfasst hat, was Charles und Camilla hoch erfreut. Es heißt »Spring Wedding« [›Frühlingshochzeit‹]:[4]

I took your news outdoors, and strolled a while

In silence on my square of garden-ground

Where I could dim the roar of arguments,

Ignore the scandal-flywheel whirring round,

 

And hear instead the green fuse in the flower

Ignite, the breeze stretch out a shadow-hand

To ruffle blossom on its sticking points,

The blackbirds sing, and singing take their stand.

 

I took yours news outdoors, and found the Spring

Had honoured all its promises to start

Disclosing how the principles of earth

Can make a common purpose with the heart.

 

The heart which slips and sidles like a stream

Weighed down by winter-wreckage near its source –

But given time, and come the clearing rain,

Breaks loose to revel in its proper course.

Ich schreibe nun mein Buch fertig, kehre ganz zu den Anfängen zurück und gehe dieser Geschichte Schritt für Schritt von ihren Anfängen nach.

Fußnoten

[2]

Gerald, der 6. Herzog von Westminster, wurde 2003 Knight of the Garter (Hosenbandorden). Seine Frau Natalia, genannt Tally, ist die Tochter von Gina Wernher (Lady Kennard), einer Jugendfreundin von Prinz Philip und auch der Queen. Tallys ältere Schwester Sacha (verheiratet mit dem 6. Herzog von Abercorn, KG) war eine Zeit lang eine enge Freundin des Herzogs von Edinburgh. Hugh van Cutsem und Prinz Charles freundeten sich in Cambridge an und waren so vertraut, dass van Cutsem den Spitznamen »Prinz Hugh« bekam. Diana ging als Prinzessin von Wales zu den van Cutsems auf Distanz, als sie entdeckte, dass sie Camilla und Charles ein »safe house« zur Verfügung stellten, wo sie sich heimlich treffen konnten. Camillas Beziehung zu den van Cutsems wurde 1999 angespannt, als Emilie van Cutsem, wie verlautet, Charles erzählte, dass Tom Parker Bowles Kokain genommen habe (siehe Seite 216) und sie sich Sorgen mache wegen seines Einflusses auf William und Harry, denen sie seit Dianas Tod sehr nahe steht.

[3]

Sie war zugegen. Joanna Lumley ist ein idealer Promi-Gast für Charles und Camilla. Sie ist genauso alt wie Camilla und teilt Charles’ Interessen vom ökologischen Landbau bis hin zur spirituellen Dimension des Lebens. Ihr Vater hat ebenso wie Camillas Vater eine Militärkarriere gemacht; sie kennt sich mit aristokratischen Gepflogenheiten aus; auch sie hatte ihre Probleme mit der Presse. Sie ist jederzeit begeisterungsfähig, ermunternd und positiv – dafür sind ihr Charles und Camilla, angesichts der geballten »Negativität«, mit der sie zu kämpfen haben, dankbar. Und Joanna pflegt guten Umgang mit dem Königshaus: Es gelingt ihr, eine enge Freundin zu sein, ohne sich aufzudrängen, sie ist sehr freundlich, aber nie überbetont familiär. Sie behandelt Charles wie einen Prinzen und Camilla wie eine Gemahlin, die ihren Respekt und ihre Zuneigung verdient.

[4]

Ich nahm Eure Neuigkeit mit hinaus und spazierte eine Weile

Schweigend in meinem viereckigen Gartengrund

Wo ich das Dröhnen der Auseinandersetzungen ausblenden konnte,

Das surrende Schwungrad der Skandale ignorieren,

Stattdessen hörte ich, wie das Grün mit der Blume verschmilzt

Sich entzündet, wie die Brise eine Schattenhand ausstreckt

Um die Blüten zu zerzausen auf ihren dürren Spitzen,

Wie die Amseln singen, und das Singen als Zeuge auftritt.

Ich nahm Eure Neuigkeit mit hinaus, und sah, der Frühling

Hatte all seinen Versprechungen auszubrechen Ehre gemacht

Indem er aufdeckte, wie die Gesetze der Erde

Ein gemeinsames Ziel mit dem Herzen haben.

Das Herz, das gleitet und sich schlängelt wie ein Fluss

Niedergedrückt vom Winter-Treibgut nahe der Quelle –

Aber Zeit vorausgesetzt und es kommt der reinigende Regen,

bricht er los, um in seinem eigenen Lauf zu schwelgen.

(Übersetzung: Sabine Herting)

Kapitel eins Ein Erbe und seine Geschichte

»Lieber Gott, wer hätte gedacht, dass wir drei Huren uns hier treffen würden!«

 

Die Gräfin von Dorchester, Mätresse von König James II., beim Zusammentreffen mit der Herzogin von Portsmouth, Mätresse von König Charles II., und der Gräfin von Orkney, Mätresse von König William III., bei der Krönung von König George I. am 20. Oktober 1714.

Die Geschichte königlicher Mätressen führt weit in die Vergangenheit zurück. Im Jahr 955, tausendfünfzig Jahre bevor Charles, der Prinz von Wales, Camilla Parker Bowles heiratete, wurde Charles’ angelsächsischer Vorfahre Eadwig der Schöne, Urenkel von Alfred dem Großen, englischer König. Und am Tag seiner Krönung in Kingston upon Thames im Januar 956 wurde Eadwig in flagranti mit seiner Mätresse – und ihrer Mutter – überrascht. Der junge König (kaum siebzehn, aber ausgesprochen gut aussehend nach allem, was man weiß) hatte sich heimlich vom Krönungsbankett davongestohlen, um sich mit den beiden Damen zu vergnügen – und wurde entdeckt, unter anderem vom heiligen Dunstan, dem damaligen Abt von Glastonbury und späteren Erzbischof von Canterbury, »als er sich zwischen beiden in übler Weise suhlte, als wäre er in einem schändlichen Schweinestall«. Der König war entschlossen, seine Mätresse zu heiraten – wie es Könige manchmal sind –, und schließlich tat er es auch. Aber traurigerweise hat die Geschichte kein glückliches Ende. Ælgifu, die Mätresse, die seine Ehefrau wurde, war eine Blutsverwandte: Die Ehe wurde als unkanonisch betrachtet; Eadwig galt zwar als guter Liebhaber, aber als lausiges Staatsoberhaupt; Ælgifu wurde verbannt und Eadwig gestürzt. Im Oktober 959 starb er in Gloucester, aller Wahrscheinlichkeit nach wurde er ermordet. Ihm folgte sein jüngerer Bruder, bekannt als Edgar der Friedfertige, auf den Thron. Seine Regierungszeit war lang und stabil, und er erfreute sich an mindestens zwei Ehefrauen und an noch mehr Mätressen. Als Vater zweier heilig gesprochener Söhne nimmt er einen einzigartigen Platz in der englischen Geschichte ein.

König Eadwigs Krönung ist kein schlechter Auftakt für unseren Rückblick – sie gibt in gewisser Weise den Ton vor –, aber die Krönung von König George I. ist womöglich noch besser, ganz einfach weil sie rein zufällig einen kurzen, viel sagenden Augenblick enthält, der uns mit Kind und Kegel – und einigen der Charakteristika – aller zentralen Figuren in der »Charles und Camilla-Saga« bekannt macht.

Dieser Augenblick – als die Gräfin von Dorchester, vierundfünfzig Jahre alt, die Herzogin von Portsmouth, fünfundsechzig, und die Gräfin von Orkney, siebenundfünfzig, sich am 20. Oktober 1714 in der Westminster Abbey gegenüberstanden – führte drei ungewöhnliche und begabte Frauen zusammen, die nicht nur drei hochinteressanten Vorfahren von Prinz Charles als Geliebte und Freundinnen zur Seite standen, sondern verblüffenderweise auch direkte Verbindungen zu Lady Diana Spencer und Miss Camilla Shand aufweisen.

Der Satz der Gräfin von Dorchester – »Lieber Gott, wer hätte gedacht, dass wir drei Huren uns hier treffen würden!« – brachte es auf den Punkt und war typisch. Sie sprach ihn aus, damit er gehört und wiederholt würde.[5] Die Gräfin war höchst originell. Das Besondere an ihr ist, dass sie König James’ II. Mätresse war und ihm 1679 eine Tochter und 1684 einen Sohn gebar. Sie war dem König nicht durch ihre Schönheit aufgefallen, die eher zu vernachlässigen war (sie schielte und hatte noch andere Makel), sondern durch ihren beachtlichen Esprit, der oft sarkastisch war. (Als der Erzbischof von Canterbury bei der Krönung Georges I. die versammelte Gemeinde in aller Form nach der Zustimmung zur Krönung des Königs fragte, drehte sie sich zu ihrem Nachbarn und flüsterte hörbar: »Denkt der alte Narr wirklich, dass jemand diese Frage mit nein beantwortet, wenn so viele Schwerter gezogen sind?«)

James II. hatte viele Mätressen und zwei Ehefrauen. Seine erste Frau war eine Bürgerliche, Anne Hyde, die Tochter eines Juristen – wenn auch eines ehrgeizigen Juristen, der Lordkanzler und Earl of Clarendon wurde. Als im Jahr 1660 Anne von James, damals Herzog von York, schwanger wurde, drängte ihn sein älterer Bruder, König Charles II., der erst kürzlich den Thron zurückerlangt hatte, sie zu heiraten. Er vertrat die Ansicht, dass »James trinken muss, was er gebraut hat«. (Ich schätze, dass der jetzige Herzog von Edinburgh dieser Einstellung einiges abgewinnen könnte.) In den elf Jahren bis 1671, als sie im Alter von 41 Jahren starb, gebar sie James acht Kinder. Nur zwei überlebten: zwei Töchter, die spätere Mary II., die Frau von William III., und Königin Anne.

Zwei Jahre nach Anne Hydes Tod heiratete der katholische James die katholische Mary von Modena, Tochter eines italienischen Herzogs – obwohl das Gerücht ging (das von aufrührerischen Protestanten in Umlauf gebracht wurde), sie sei die uneheliche Tochter des Papstes. Mary war fünfzehn, James vierzig. Er hatte eine Vorliebe für junge Frauen. Tatsächlich waren die meisten seiner Mätressen (in der Blüte seiner Jahre war er unersättlich) noch keine zwanzig – zumindest am Anfang der Beziehung. Die Mätresse, die ihm am längsten zu Diensten stand, war Arabella Churchill, die Tochter des ersten Sir Winston Churchill und Schwester von James Churchill, des späteren ersten Herzogs von Marlborough. Arabella war siebzehn, als sie Hofdame der Herzogin von York wurde und der Herzog von York ein Auge auf sie warf. Ihre Liebesbeziehung hielt zwölf Jahre und überdauerte James’ beide Ehen; sie gebar ihm vier Kinder, darunter die Tochter Henrietta, die Henry, den ersten Baron Waldegrave, heiratete und die Urururururgroßmutter von Diana war. (Zu Dianas direkten Vorfahren gehört nicht nur König James’ II. langjährige Mätresse, sondern auch zwei, wenn nicht drei Lieblingsmätressen von Charles II. Diana hat einmal gesagt, als sie über Charles’ Affäre mit Camilla murrte: »Man hätte meinen können, ich hätte es kommen sehen müssen.«)

Im Laufe der Jahre erlosch James’ Liebe zu Arabella (sie ging auf die dreißig zu), und er wandte seine Aufmerksamkeit einer jüngeren, frischeren Hofdame zu, die vielleicht nicht so hinreißend, aber natürlich bereit war, sich auf ihn einzulassen. Als sie noch fünfzehn war, beschrieb Samuel Pepys sie als »keine der Tugendhaftesten, aber eine mit Esprit«. Catherine Sedley (1657–1717) hatte ihren flottem Umgang mit Sprache – und ihre leichten Sitten zwischen den Laken – angeblich von ihrem Vater Sir Charles Sedley geerbt, einem Baronet, Dramatiker und roué. Einige Jahre lang liebte James Catherine. Als er König wurde, machte er sie zur Gräfin von Dorchester. Sie schenkte ihm zwei Kinder – oder zumindest glaubte er, es seien seine Kinder.

Die zweite in dieser »Dreierbande der Huren« bei der Parade in Westminster Abbey anlässlich der Krönung Georges I. hatte den höchsten Rang inne und war die älteste von ihnen. Louise de Kéroualle (1649–1734) war eine Lieblingsmätresse von König Charles II. – vielleicht sogar die Lieblingsmätresse. Als er sein Ende kommen sah, bat Charles seinen Bruder James, dafür zu sorgen, »dass Nellie nicht darben muss«, und über Louise sagte er: »Ich habe sie stets geliebt, und ich sterbe mit meiner Liebe zu ihr.« Nell Gwyn war Schauspielerin, eine Orangenverkäuferin, das sprichwörtliche Flittchen mit einem Herz aus Gold, hübsch und witzig, aber sie war keine Lady.[6] Louise de Kéroualle stammte hingegen aus einer hochgestellten bretonischen Familie. Sie mag zwar keine Schönheit gewesen sein, aber sie hatte eine gute Erziehung genossen und besaß Verstand. 1670 kam sie als eine der Hofdamen von Henrietta Herzogin von Orleans, Charles’ jüngster Schwester, nach London. Louise war noch keine einundzwanzig, eine bekennende Katholikin und Jungfrau. Der König war vierzig und ein unverbesserlicher Schürzenjäger. Er hatte den Spitznamen »Old Rowley« nach einem berühmt-berüchtigten Ziegenbock, der auf den Wiesen von Whitehall graste und brunfte. Fast ein Jahr lang widerstand die junge Louise Old Rowleys lüsternem Flehen, bis sie ihm bei der Rennwoche in Newmarket nachgab – von allerlei Höflingen (die ihren König glücklich sehen wollten) und vielleicht sogar von Ludwig XIV. von Frankreich dazu ermuntert (der sie womöglich als potenzielle Spionin für Frankreich ins Auge gefasst hatte).

Louise war zwar nicht die Gemahlin des Königs, aber sie war nun als seine Mätresse anerkannt und gebar nach zehn Monaten ihr erstes gemeinsames Kind Charles Lennox, den ersten Herzog von Richmond – ein weiterer Vorfahr von Diana, der Prinzessin von Wales, und Vater von Anne Lennox, die später William Anne van Keppel, den 2. Earl of Albemarle und direkten Vorfahren von Camilla Shand, heiratete.

Die dritte im Bunde der »Huren« ist möglicherweise für unsere Betrachtung die interessanteste. Elizabeth Villiers (circa 1657–1733) führt uns zu William III. (1650–1733), der uns zu Arnold Joost van Keppel (1669–1718) führt, der uns wiederum zu einer langen Reihe von angesehenen Keppels führt, die in Alice Keppel, der Mätresse von Edward VII., gipfelt und in Camilla Parker Bowles, Mätresse und Ehefrau von Charles III. und Stiefmutter von William V.

William III. und seine Gemahlin Mary II. folgten Marys Vater James II. auf den Thron und herrschten gemeinsam, was einzigartig in der britischen Monarchie ist. Als Cousin und Cousine war das Paar miteinander verwandt. Charles I. und Henrietta Maria von Frankreich waren ihre gemeinsamen Großeltern. William war der Sohn einer anderen Mary, der Schwester von Charles II. und James II., die einen anderen William geheiratet hatte, den Kopf des Hauses der Oranier, den »Stadtholder« der holländischen Republik. Mary II. war die Tochter von James II. und seiner ersten Frau Anne Hyde, die 1671 starb, als James noch Herzog von York und Mary erst neun Jahre alt war. Sie war erst fünfzehn, als man sie mit ihrem Cousin William verheiratete, im St. James’s Palace am 4. November 1677, an seinem siebenundzwanzigsten Geburtstag. Verschiedenen Berichten nach weinte und krümmte sich das arme Mädchen, als William sie zum Brautbett wegführte und sein Onkel Charles II. ihnen mit schlüpfriger Ausgelassenheit nachrief: »Neffe, mach’ dich an die Arbeit! Hey! St. George für England!«

Es scheint jedoch, dass William ganz anders als seine Onkel sexuell nicht besonders aktiv war. Er war nicht stark (er litt unter Asthma); er war nicht groß (er war zehn Zentimeter kleiner als seine Frau); er sah nicht sonderlich gut aus (er hatte einen leichten Buckel), obwohl er (wenn man Abraham Raguenaus schönem Porträt trauen darf) ein freundliches Gesicht hatte: gefällig, bleich und etwas weichlich. Williams und Marys Ehe entwickelte sich gut. Trotz der ungünstigen Anfänge war Mary ihrem Mann treu ergeben. Obwohl ihr Anspruch auf den englischen Thron größer war als seiner, war sie jünger als er und eine Frau. So gab sie sich damit zufrieden, ihren Mann zu unterstützen und aufdringliche Einmischungen in Staatsangelegenheiten zu unterlassen. Sie sagte so viel wie: »Er kommt ungefähr zur Abendessenszeit in meine Gemächer, unter der Bedingung, dass ich ihn nicht mit einer Vielzahl von Fragen noch mehr ermüde, sondern mich recht bemühe, ihm, überarbeitet und fast entkräftet, Entspannung mit angenehmen Späßen zu gewähren, die ihn mit unschuldiger Heiterkeit unterhalten.« Das ist es, was diese Prinzen wollen. Und genau das ist es, was Diana, wie Prinz Charles meinte, nie in der Lage – oder nie gewillt – war, ihm zu geben.

Trotz Marys Ergebenheit für William war er ihr untreu – nicht ernsthaft, wie es seine Onkel gewesen wären, aber doch sicher oder beinahe sicher mit Elizabeth Villiers. Elizabeth war die Tochter des Colonel Sir Edward Villiers of Richmond und Frances Howard, Tochter des 2. Earl of Suffolk, Gouvernante der Prinzessinnen Mary und Anne. Im Jahr 1680 wurde Elizabeth allgemein als Williams Mätresse anerkannt; aber was genau sie miteinander taten, weiß niemand so recht. Allgemein nahm man an, Sex sei ein wesentlicher Bestandteil ihrer Verbindung, aber stimmte das? Von Zwietracht säenden Höflingen angestachelt, spionierte Mary einmal ihrem Mann hinterher und war tieftraurig, als sie ihn in den frühen Morgenstunden Elizabeth Villiers’ Wohnung verlassen sah. Doch er sagte ihr ausdrücklich: »Was dir so viel Leid bereitet hat, ist bloßes Amüsement: Da ist nichts Verbotenes dabei.« Sie war bereit, ihm zu glauben – und vielleicht tat sie recht daran.[7]

Es ist gut möglich (warum auch nicht?), dass William eher von Elizabeths Geist und Präsenz fasziniert war als von ihrem Körper und ihrem Bett. Der große Jonathan Swift erklärte, sie sei »die klügste Frau, die ich je gesehen habe.« Williams Vertrautheiten mit Elizabeth Villiers setzten sich bis zu Königin Marys unerwartetem Tod am 28. Dezember 1694 gelegentlich fort, mit diesem Datum hörte die Beziehung abrupt auf.

Mary starb, erst zweiunddreißig Jahre alt, an Pocken und hinterließ der Überlieferung nach einen Brief für ihren Mann, der offenbar »eine Ermahnung für den König enthielt wegen eines Vergehens in seinem Benehmen«. William war durch den Tod seiner Frau am Boden zerstört. Von nun an betete er mindestens zweimal am Tag, trug eine Locke von Mary und ihren Ehering am Herzen und gab seine Beziehung zu Elizabeth Villiers gänzlich auf. Er hatte bereits finanziell für seine Freundin gesorgt; jetzt sorgte sie selbst für sich. Ein Jahr nach Marys Beerdigung war Elizabeth mit einem ihrer Cousins, Lord George Hamilton, verheiratet, einem Soldaten und Gentleman, dem fünften Sohn des 3. Herzogs von Hamilton. Innerhalb eines Jahres nach der Hochzeit hatte William Hamilton zum Earl of Orkney, zum Viscount of Kirkwall und zum Baron Dechmont ernannt. Allen Berichten nach waren die Orkneys ein zufriedenes Paar, und trotz ihres Alters (sie war bei der Eheschließung fast vierzig) schenkte Elizabeth ihrem jungen Ehemann (er war neun Jahre jünger) umgehend in rascher, beglückender Folge drei Kinder.

William gab sich große Mühe, sich mit Würde über die Gerüchte, er habe eine Liebesbeziehung zu Elizabeth Villiers, hinwegzusetzen. Das Gerücht über seine angebliche Homosexualität beunruhigte ihn stärker. Prinzen werden Opfer solcher Unterstellungen. Prinz Charles war oft solchen Anschuldigungen ausgesetzt: Für die Verbreitung dieser Rufschädigung war Prinzessin Diana, wie wir noch sehen werden, mitverantwortlich. Charles’ Schwägerin Sophie, Gräfin von Wessex, hat den Lesern der News of the World, wie weithin bekannt, versichert: »Mein Edward ist nicht schwul.« Und Charles’ Vater, der Herzog von Edinburgh, hat mir erzählt, ihm sei einmal unterstellt worden, er habe eine Affäre mit Valéry Giscard d’Estaing, dem früheren französischen Präsidenten. Was sollen wir glauben?

Wir wissen, dass William verheiratet war, und zwar glücklich, trotz seiner Freundschaft mit Elizabeth Villiers. Nichts in seiner Geschichte weist darauf hin, dass er eine bisexuelle Neigung hatte. Gilt dieselbe Wahrheit auch für einen Höfling Williams, Arnold Joost van Keppel, den ersten Earl of Albemarle?

Keppel war Holländer und stammte aus einer alt eingesessenen Familie. Als Neunzehnjähriger begleitete er 1688 William als einer seiner Hofpagen nach England. Mitte der 1690er Jahre war Keppel einer von Williams größten Lieblingen. 1699 adelte der König seinen jungen Freund und ernannte den noch nicht ganz Siebenundzwanzigjährigen zum Baron Ashford, zum Viscount Bury und zum Earl of Albemarle. Die Gerüchte nahmen überhand. William war sich dessen bewusst. Und er war darüber betrübt und bestürzt. Er sagte, sehr ähnlich, wie es Prinz Charles unter ähnlichen Umständen gesagt haben könnte (ich glaube, man kann den gegenwärtigen Prinzen von Wales in Williams Tonfall und Formulierung heraushören): »Es erscheint mir außerordentlich, dass es unmöglich sein soll, Wertschätzung und Hochachtung für einen jungen Mann zu haben, ohne dass es kriminell ist.«

Noch einmal, nichts deutet darauf hin, dass der 1. Earl of Albemarle schwul war. Tatsächlich beharrt John Miller in seiner gelehrten Darstellung des Lebens und der Zeit von William und Mary darauf, dass »Keppel so sehr heterosexuell war, dass man ihn ›randy‹ (geil) nennen konnte«.[8] 1701, ein Jahr vor dem Tod des Königs, heiratete Keppel im Alter von zweiunddreißig Jahren Geertruid Johanna Quirina van der Duyn, Tochter des Lord of St. Gravemoer, Gouverneur von Bergen-op-Zoo und Master of The Buckhounds (Oberster Jagdmeister) unter William III. Als ich kürzlich einer von Camillas Freundinnen über den zehn Generationen zurückliegenden Vorfahren erzählte, lachte sie schallend und meinte: »Wollen Sie mir wirklich erzählen, der eine war ein geiler Kerl und der andere Master of the Buckhounds? Das passt ja perfekt.«

William Anne, der 2. Earl of Albemarle, war mit Lady Anne Lennox verheiratet, der Tochter von Charles Lennox, dem 1. Herzog von Richmond und unehelichen Sohn von Charles II., und Louise de Kéroualle, Herzogin von Portsmouth. Diese Albemarles, William Anne van Keppel und Anne Lennox, hatten insgesamt fünfzehn Kinder, acht Söhne und sieben Töchter. Unsere Camilla, Herzogin von Cornwall, ist eine direkte Nachfahrin dieser Familie.