CHRISTMAS MIRACLE - Daniela Felbermayr - E-Book

CHRISTMAS MIRACLE E-Book

Daniela Felbermayr

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Beschreibung

It’s the most wonderful time of the year … von wegen! Für Riley Collins ist dieses Weihnachtsfest ein einziges Chaos. Nachdem sie herausgefunden hat, dass ihr Verlobter eine zweite Freundin und sogar ein Kind in Brasilien hat, wird sie an den Feiertagen von ihrer Familie herumgereicht wie ein unliebsames Geschenk. Sie beschließt daher, das Fest in einer kleinen Pension namens „Four Reasons“ in Colorado zu verbringen, landet aber in einem Nest namens Beaver Creek – mitten in einem Schneesturm. Um die Zeit bis zur Weiterreise zu überbrücken, mietet sie sich in einer kleinen Hütte im Wald ein, die zu allem Überfluss bereits belegt ist – mit Liam, einem unglaublich attraktiven Kerl, der gleichzeitig der unfreundlichste und fieseste Typ der Welt zu sein scheint. Obwohl die Fetzen zwischen Liam und Riley ständig fliegen, fühlt sie sich auf besondere Weise zu ihm hingezogen – und er sich zunächst auch zu ihr. Doch Liam hat sein ganz eigenes Päckchen zu tragen, denn Blut ist bekanntlich dicker als Wasser … Ob der Weihnachtsmann da helfen kann?

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CHRISTMAS MIRACLE

Bezaubernde Weihnachten

Daniela Felbermayr

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Epilog

Impressum

Copyright © 2017 Daniela Felbermayr

ISBN: 154825066X

ISBN-13:978-1548250669

Text & Titel: Daniela Felbermayr

Cover: www.rausch-gold.com, Catrin Sommer unter Verwendung von shutterstock

Korrektorat: S.W. Korrekturen e.U.

All rights reserved.

www.pink-powderpuff-books.com

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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen und Handlungen aus diesem Roman sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit oder Bezüge zu real existieren Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Markennamen und Warenzeichen, die in diesem Buch vorkommen, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Besitzer.

Erstellt mit Vellum

Kapitel Eins

Also … ich kann sie nicht nehmen. Ich meine, es würde tagsüber an Heiligabend gehen, aber dann müsste sie spätestens um fünf weg.“

„Was bringt es, wenn sie den Tag des Heiligen Abends bei dir verbringt? Da ist ja noch nicht mal das eigentliche Fest. Und wenn sie ohnehin den ganzen Tag bei euch wäre, warum kann sie dann nicht mit euch Weihnachten feiern?“

„Na und? Sie könnte mit uns mittagessen und den Nachmittag verbringen. Und wieso nimmst du sie nicht, wenn du schon so große Töne spuckst?“

„Bei uns geht’s nicht. Wir verbringen die Feiertage bei Tiffanys Eltern. Wir sind vom dreiundzwanzigsten bis Neujahr nicht in der Stadt. Danach könnte sie ein paar Tage bei uns bleiben.“

„Danach? Danach sind die Feiertage aber vorbei. Mein Gott.“

„Ich könnte sie am siebenundzwanzigsten nehmen, wenn sie jemand zu mir fährt. Dan hat da ein Meeting und braucht das Auto. Also wenn sie am siebenundzwanzigsten jemand zu mir fahren kann, kann sie den Tag bei mir verbringen.“

Riley sah kurz von ihrem Teller auf und widmete sich dann wieder dem übergroßen Stück Kürbis-Schoko-Kuchen, das ihre Mutter ihr daraufgelegt hatte und das in diesem Jahr noch köstlicher schmeckte als in all den Jahren zuvor. Dass der Kuchen noch köstlicher schmeckte als bisher, lag vermutlich daran, dass Randy nicht mehr da war, der bei jedem Bissen die Augen verdrehte, als wäre sie ein Fass ohne Boden, und ihr im Anschluss an das Familienessen Vorwürfe machte, weil sie „zu viel“ aß und immer fetter und fetter wurde. Sie kam sich vor wie ein Hund, der nicht mit in den Urlaub konnte und den man auch nicht im Tierheim unterbringen konnte, weil alle Plätze schon vergeben waren. Oder wie eine alte, verschrobene Tante, die man halbherzig zweimal im Jahr im Seniorenheim besuchte, aber alles tat, um zu vermeiden, sie die ganzen Weihnachtsfeiertage über am Hals zu haben.

„Also wenn wir niemanden finden, der sie an Weihnachten aufnimmt, dann werden wir fragen müssen, ob man noch ein Zusatzbett in unsere Kabine auf dem Schiff stellen kann, Jack.“ Elaine Collins sah ihren Mann an, der die Augen verdrehte, genau so, wie Randy es getan hatte, wenn Riley irgendetwas Essbares vor ihm zu sich genommen hatte, was mehr als nur drei Kalorien aufwies. Ebenso wie Riley selbst konnte er sich vermutlich etwas Spannenderes vorstellen, als die von langer Hand geplante und oftmals aufgeschobene Weihnachtskreuzfahrt nicht in trauter Zweisamkeit mit seiner Frau, sondern obendrein noch mit seiner vierunddreißigjährigen Tochter zu verbringen, die ihrem langjährigen Freund vor einem Monat den Laufpass gegeben hatte. Riley legte die Kuchengabel auf den mittlerweile leeren Teller und sah auf. Acht besorgte Augenpaare blickten ihr entgegen.

„Ach, hättet ihr euch doch erst nach Weihnachten getrennt“, sagte Lisa, Rileys jüngere Schwester. „Es ist doch allgemein bekannt, dass selbst Paare, die sich nicht mehr richtig leiden können, mit der Trennung lieber bis nach Weihachten warten, damit keiner allein feiern muss.“

„Leute, ich kann Weihachten auch alleine verbringen. Ich bin schon ein großes Mädchen. Und Lisa, ich wäre lieber Kim Jong Uns persönlicher Arschabwischer geworden, als noch einen Tag länger mit Randy, diesem dreckigen Mistsack, zusammenzubleiben.“

„Riley“, rief Elaine. Sie war immer noch darauf bedacht, ihre Töchter zu feinen jungen Damen zu erziehen, die sich in jeder Situation angemessen benahmen. Dass Riley bereits Mitte dreißig war, schien sie dabei nicht zu stören.

„Ich meine ja nur, Mum, ihr macht hier viel Lärm um nichts. Ich habe die letzten vierunddreißig Jahre Weihnachten im Kreise der Familie gefeiert. Es wird mich nicht umbringen, wenn ich einmal alleine bin. Ich kann mich mit Freunden treffen, am ersten Weihnachtstag den ganzen Tag über im Bett bleiben, fernsehen und es mir gemütlich machen. Dann habe ich einmal zur Abwechslung keinen stressigen Terminplan an den Feiertagen, muss nicht von einem Besuch zum nächsten hetzen und kann so richtig abschalten. An Silvester gehe ich vielleicht mit Kate und Ashley zum Times Square. Ihr müsst euch keine Sorgen um mich machen.“

„Mir ist aber nicht wohl bei der Sache, dass du die Feiertage über niemanden hast. Außerdem wirft es doch ein furchtbar schlechtes Licht auf unsere Familie, wenn wir alle etwas vorhaben und du alleine bist.“ Elaine ließ es nicht gelten, dass ihre Tochter sich aus der Affäre ziehen wollte. „Vielleicht frage ich Hank und Patsy Greenbaum. Die beiden sind bestimmt zu Hause. Vielleicht kannst du zumindest vom fünfundzwanzigsten zum sechsundzwanzigsten bei ihnen verbringen. Kelly und ihr Mann leben in Südfrankreich und waren schon seit Jahren nicht mehr an Weihnachten zu Hause. Die beiden freuen sich bestimmt, wenn du ihnen Gesellschaft leistest.“

„Ich möchte Weihnachten nicht bei den Greenbaums verbringen, Mum“, sagte Riley ruhig, „und ich möchte es auch mit niemand anderem verbringen. Ich werde mir ein paar angenehme Tage zu Hause machen. Und wenn ihr alle wieder zurück seid, feiern wir das Familienweihnachten nach. Ich lade euch alle zum Essen ein.“

„Das ist mal eine Ansage“, meldete Rileys jüngerer Bruder Jake sich zu Wort.

„Klingt gut, Schwesterchen“, stimmte auch Lisa mit ein. Ihr zweiter Bruder, Jeff, zeigte seine Zustimmung, indem er beide Zeigefinger nach oben reckte, und nur Elaine sah etwas geknickt aus.

„Dann wäre das also geklärt.“ Riley lächelte. „Mum, kann ich noch ein Stück Kuchen bekommen?“

Als Riley an diesem Abend zurück nach Hause in ihr Appartement in Midtown kam, war sie völlig erledigt. Ihrer Mutter hatte es nicht besonders geschmeckt, dass sie die Feiertage allein verbringen wollte, und wenn Riley ehrlich mit sich war, dann … schmeckte es ihr auch nicht besonders. Allerdings wollte sie sich nicht in all die Feiertagspläne drängen, die ihre Familienmitglieder bereits vor Monaten gemacht hatten, als sie und ihre Geschwister ihren Eltern diese Kreuzfahrt zum fünfunddreißigsten Hochzeitstag geschenkt hatten. Damals war sie noch mit Randy zusammen gewesen und hatte damit gerechnet, dass sie die Feiertage bei seiner Familie in Queens verbringen würden. Sie würden am vierundzwanzigsten anreisen, gemeinsam mit Randys Eltern, seinen beiden Schwestern, deren Ehemännern und ihren Kindern zu Abend essen, Wein trinken und Kekse essen und am fünfundzwanzigsten Geschenke austauschen. Dann würden sie weiter zu Rileys Eltern nach Long Island fahren und dort dieselbe Prozedur mit deren Eltern und deren Geschwistern noch einmal durchleben. Sie würden bis zum siebenundzwanzigsten bei Rileys Familie bleiben und Silvester mit Freunden auf einer Party begehen. So wie immer. So wie die letzten neun Jahre. Doch diesen Plan hatte die Frau zunichtegemacht, die plötzlich, eines schönen Abends Ende September, vor dem Haus stand, das Riley mit Randy gekauft hatte, und in gebrochenem Englisch behauptete, das Baby, das sie an ihre Brust gedrückt hielt, wäre seins, und sie wäre die zweite Freundin, die Randy neben seiner Beziehung zu Riley unterhielt.

Riley wollte an diesen unsäglichen Abend im September gar nicht zurückdenken, doch die Ereignisse hatten sich längst wieder in ihren Kopf geschlichen und ließen sich nicht mehr hinauskatapultieren. Sie seufzte, als sie in der Küche das Licht anmachte und eine Flasche Rotwein aus dem Weinschrank holte, während die Erinnerungen an diesen einen Tag, den sie so liebend gern aus ihrem Gedächtnis gestrichen hätte, sie überwältigten.

Sie war gerade von dem Spinningkurs zurückgekommen, den sie gemeinsam mit ihrer Freundin Ashley seit drei Wochen besuchte und der ihnen – hauptsächlich wegen des ziemlich knackig anzusehenden Trainers – immer mehr zu gefallen begann. Sie erinnerte sich, wie sie aus der Dusche gekommen war, sich in ihren Bademantel gekuschelt hatte und daran dachte, dass dieser Abend noch eine Tafel Schokolade und zwei neue Folgen Grey’s Anatomy für sie bereithielt. Das Standardprogramm quasi, wenn Randy nicht zu Hause war, der sich über die „idiotische Story“ bei Grey’s Anatomy beklagt und sie verächtlich angesehen hätte, hätte sie vor ihm Schokolade gegessen. Sie hatte den Fernseher angemacht und wollte sich gerade gemütlich auf die Couch fallen lassen, als es plötzlich klingelte. Um diese Uhrzeit klingelten in Mason Heights, einem ruhigen Stadtteil in Suffolk County, nur noch Nachbarn, die sich vielleicht eine Tasse Zucker borgen wollten oder bei denen zufällig ein Brief eingeworfen worden war, der nicht für sie bestimmt war. Riley schmunzelte. In ihrem Fall war es vielleicht auch Karen Miller von gegenüber, die auf ein Schwätzchen vorbeikommen und sich gemeinsam mit Riley Grey’s Anatomy ansehen wollte, weil sie ebenfalls einen Mann hatte, der mit McDreamy und McSteamy nicht so wirklich viel anfangen konnte. Die junge Frau, die tatsächlich vor der Tür stand, hatte Riley noch nie gesehen. Sie schätzte sie auf höchstens Mitte zwanzig, ihr volles, langes, schwarzes Haar fiel in Wellen über ihre Schultern und aus einem hübschen Gesicht strahlten ihr zwei braune Augen entgegen. Die Frau vor der Tür hatte volle Lippen, die mit rosa Lipgloss in Szene gesetzt worden waren, sie trug Shorts und ein knappes Ripptop, obwohl es Ende September war und – das wohl Unpassendste an der gesamten Erscheinung war das Baby, das sie an ihre Brust gedrückt hielt.

„Kann ich Ihnen helfen?“

Riley hatte Mitleid mit der Frau, die da in dieser ziemlich kühlen Septembernacht vor ihrer Tür stand, und ging in Gedanken ihren Kleiderschrank durch. Diese arme Frau brauchte auf alle Fälle lange Hosen und einen Pulli, vielleicht eine Decke und eine Tasse heißen Tee. Allerdings konnte Riley sich nicht vorstellen, dass sie in ihre Größe-40-Klamotten passen würde. Das Baby in ihrem Arm schlief tief und fest und war in einen warmen Strampelanzug gepackt worden. Außerdem hatte es eine Mütze mit einem niedlich aussehenden Bären darauf auf dem Köpfchen.

„Ja. Sie können Ihren Mann endlich freigeben.“ Die Frau sprach in südamerikanischem Akzent. Vermutlich kam sie aus Kolumbien oder Brasilien.

Riley verstand nicht.

„Wie bitte? Meinen Mann?“

Es musste sich um ein Missverständnis handeln. Sie und Randy waren nicht verheiratet. Riley überlegte, welchen Mann die Frau hier wohl meinen konnte. Da war doch kürzlich dieses Ehepaar am Ende der Straße eingezogen, sie hatte immer einen etwas mürrischen Blick drauf und er wirkte relativ gelassen. Gut möglich, dass der Typ sich seine Entspannung bei dieser Brasilianerin abholte.

„Ja. Randy sagt mir ständig, dass er Sie verlässt, aber Sie würden ihn nicht gehen lassen und ihn erpressen, damit er bei Ihnen bleibt. Sie nehmen mir den Mann weg und meinem Sohn seinen Vater.“

Rileys Herz setzte einen Schlag aus. Sie fragte sich, ob sie tatsächlich den Namen „Randy“ vernommen oder ob sie sich das nur eingebildet hatte. Es musste einfach ein Missverständnis sein. Vielleicht war sie ja auf der Suche nach einem ganz anderen Randy. Ihr Randy war zwar dienstlich ziemlich oft in Brasilien, aber … nein. Er war mit Sicherheit nicht der fleischgewordene Ken, der seiner Barbie die Sterne vom Himmel holte und ihr jeden Wunsch von den Augen ablas, er hatte seine Macken und Fehler und dieser Tick mit dem Essen nervte sie ziemlich, aber ihr eine zweite, heimliche Familie vorzuenthalten, das traute sie ihm auf gar keinen Fall zu. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wo Randy im Augenblick war und wie spät es dort wohl sein mochte, doch sie konnte sich weder an das eine noch das andere entsinnen.

„Miss, ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor“, begann Riley, doch die Brasilianerin fiel ihr ins Wort.

„Das einzige Missverständnis sind Sie. Lassen Sie Randy endlich gehen. Sein Sohn braucht ihn. Ich brauche ihn. Sie haben keine Kinder. Sie können sich einen anderen Mann suchen.“

„Noch einmal, Miss, ich glaube nicht, dass mein Freund der Vater Ihres Kindes ist.“

Die Brasilianerin rollte genervt mit den Augen und für einen kurzen Moment erinnerte diese Geste sie an Randy. Dann zog sie mit der linken Hand ein Foto aus ihrer Jeanstasche und reichte es Riley. In ihrem ganzen Leben würde sie den Augenblick nicht mehr vergessen, in dem sie das Bild von Randy sah, wie er überglücklich neben der Frau am Krankenbett saß, seinen rechten Arm um sie gelegt hatte und ein Neugeborenes in seinem linken Arm wiegte. Sie erinnerte sich daran, wie fremd Randy in dem Moment gewirkt hatte. Dass ihr kurz der Gedanke kam, der Mann auf dem Bild würde ihm vielleicht ähnlich sehen, aber doch niemals Randy sein. Sie und Randy hatten schon von Anfang an beschlossen, dass sie keine Kinder haben wollten. Sie wollten sich die Welt ansehen, unabhängig und spontan sein. Ein Leben führen, in das ein Kind nicht so ganz hineingepasst hätte. Und Randy war auch niemals müde geworden, das wieder und wieder zu wiederholen. Er hatte sich deshalb sogar für zwei Jahre richtig heftig mit seinem Vater zerstritten, weil der der Meinung war, ein Paar, das so lange zusammen war wie er und Riley, müsste heiraten und zumindest ein Kind bekommen. Riley wurde schwindelig.

Ein Schaudern lief ihr den Rücken hinunter, als sie an die Augenblicke dachte, die ihr Leben so drastisch veränderten. Sie hatte die Frau mit dem Baby hereingebeten, um den Nachbarn nicht unnötigen Stoff für Tratsch zu geben. Dann hatte sie Randy angerufen, der auch diesmal wieder auf einer Geschäftsreise, diesmal in Korea – vielleicht hatte er auch dort eine weitere Freundin und ein weiteres Baby –, war und es noch nicht einmal der Mühe wert fand, sich irgendwie aus der Sache herauszureden. Er sagte ihr, er habe schon viel früher damit gerechnet, dass sie ihm auf die Schliche komme, sich eben in Juanita verliebt und der kleine Diego war vor sieben Monaten zur Welt gekommen. Sieben Monate! Wenn das Baby jetzt sieben Monate alt war, dann musste die Sache zwischen ihnen mindestens eineinhalb Jahre, wenn nicht viel länger laufen. War sie tatsächlich so blind gewesen, nicht zu bemerken, dass Randy die ganze Zeit über eine Affäre – eine ernst zu nehmende Affäre – hatte? Ja, sie hatte sich gewundert, dass seine Dienstreisen ihn so häufig nach Rio führten. Dass er manchmal sogar zwei Wochen lang dortblieb oder bereits Freitagabend hinflog, wenn er erst Montag oder Dienstag ein Meeting hatte. Das alles hatte sie immer damit abgetan, dass er eben ein Mensch war, der sehr genau arbeitete, sich auf die jeweiligen Meetings vorbereiten wollte und nicht mit Jetlag kämpfen oder vom Flughafen ins Büro hetzen wollte. Vielleicht aber waren dies all die Monate über nur Ausreden gewesen, um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, dass es in der Tat merkwürdig war, warum Randy so viel Zeit in Brasilien verbrachte. Sie selbst musste sich eingestehen, dass sie die Zeit ohne ihn genoss. Es war angenehm, nicht wegen ihrer Figur angepöbelt zu werden oder sich jedes noch so kleine Stück Schokolade zu verkneifen, weil es Randy nerven könnte. Der führte in der Zwischenzeit am Telefon weiter aus, er habe zwar mehrfach versucht, ihr zu sagen, dass er eine neue Freundin – und ein Kind – hatte, doch es habe sich nicht ergeben. Es habe sich nicht ergeben. All die Zeit über hatte es sich zwar ergeben, dass er ständig zwischen New York und Brasilien pendelte, es hatte sich ergeben, dass er eine Mittzwanzigerin schwängerte und Vater wurde, aber es hatte sich nicht ergeben, seiner langjährigen Partnerin all das mitzuteilen. Als Riley kraftlos in den Hörer atmete, versuchte er sogar noch, ihr die Schuld dafür zu geben. Seine letzten Worte hallten in ihrem Gedächtnis wider, und sie wusste, sie würde sie nie mehr losbekommen.

„Es ist alles deine Schuld. Wärst du nicht so fett und hässlich, würdest du nicht nur herumsitzen und alles Essbare in dich hineinschaufeln wie eine Beutelratte auf einer Müllhalde, wäre das nie passiert.“

Dann hatte er – ganz Randy-like – den Hörer aufgeknallt, und Riley hatte ihr Handy ungläubig aus der Hand gelegt. Noch vor nicht einmal einer halben Stunde hatte sie sich auf zwei Folgen mit McDreamy und eine Tafel Hersheys Mandelschokolade gefreut. Jetzt stand sie vor den Scherben ihrer Beziehung und fragte sich, wer all die DVDs aufteilen sollte, die sie und Randy in den letzten zehn Jahren gemeinsam gekauft hatten.

Kapitel Zwei

17. Dezember - Noch sieben Tage bis Heiligabend

Der nächste Tag führte Riley nach dem Büro in Daisys Deli, einen kleinen Laden, den sie unweit des Appartements entdeckt hatte, das sie seit der Trennung bewohnte. Dass sie neben ihrer Beziehung auch noch das Haus verloren hatte, das sie zur Hälfte bezahlt und jahrelang liebevoll eingerichtet hatte, fiel ihr fast noch schwerer als die Vorkommnisse der vergangenen Monate. Doch nachdem die Trennung tatsächlich Form angenommen hatte und sie das ganze Ausmaß des Doppellebens, das Randy geführt hatte, erkannte, war sie nicht mehr in der Lage gewesen, sich in einem sich monatelang dahinziehenden Prozess darüber zu streiten, wer das Haus in der Allison Avenue bekam. Sie hatte das erste Angebot akzeptiert, das Randys Anwalt ihr gemacht hatte, und die fünfzigtausend Dollar gegen ihre Eigentumsrechte an dem Haus eingetauscht. Ihre Eltern hatten zwar die Hände über ihrem Kopf zusammengeschlagen, als Riley ihnen eröffnet hatte, dass sie das Haus für fünfzig Riesen losgeworden war, doch sie hätte es vermutlich auch für fünf Dollar aufgegeben, wenn sie dafür nichts mehr von Randy, seiner mittlerweile zum zweiten Mal schwangeren Verlobten und dem Baby hören musste, das die beiden schon miteinander hatten. Noch bevor Riley richtig ausgezogen war, war Juanita eingezogen und Randy hatte ihr Büro in ein Kinderzimmer verwandelt. Seine „Geschäftsreisen“ waren in den letzten Wochen, in denen sie das Haus noch mit bewohnt hatte, signifikant weniger geworden. Wenn überhaupt, war Randy für ein, zwei Tage in Boston oder Miami, erledigte einen Großteil seiner Arbeit von zu Hause aus und hing stundenlang am Telefon, um Juanita ins Ohr zu säuseln, wie sehr er sie doch liebte. So war Riley heilfroh gewesen, als sie ein hübsches, bezahlbares Appartement in der 43. Straße gefunden hatte, das nicht nur möbliert, sondern auch sofort beziehbar gewesen war.

Daisys Deli war einer der kleinen Vorteile an ihrem Appartement. Noch nie hatte sie einen Laden entdeckt, der so leckere Ware anbot wie das Daisys. Bislang hatte sie immer in großen Ketten wie Walmart, Target oder Safeway eingekauft, weil Randy kleine Läden als vorsintflutlich bezeichnete und es ihn störte, dass er dort keine so große Auswahl hatte wie bei einem Riesen wie Walmart. Und nachdem es nach Randys Abgang niemanden mehr gab, der sie als fette Beutelratte bezeichnete, konnte sie getrost auch bei den selbst gebackenen Weihnachtskeksen und dem Eggnogg zuschlagen, der diese Woche im Angebot war.

„Riley, hallo.“

Riley drehte sich um und blickte in die grünen Augen einer dunkelblonden, attraktiven Frau in ihrem Alter.

„Rachel, hey, wie geht es Ihnen? Was treibt Sie denn hierher, ich dachte, Sie leben in Connecticut?“

„Das ist richtig, aber mein Mann hat eine Niederlassung seines Büros hier in Manhattan. Er arbeitet heute länger, daher dachte ich, ich überrasche ihn mit einem Office-Picknick.“

„Das klingt großartig, darüber wird er sich bestimmt freuen.“

Rachel Ryland arbeitete für die Werbeagentur, die die Werbekampagne für Rileys Anwaltskanzlei machte.

---ENDE DER LESEPROBE---