Code-Name Saatkrähe - Rolf Dieter Kaufmann - E-Book

Code-Name Saatkrähe E-Book

Rolf Dieter Kaufmann

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Beschreibung

Erzählung Wenn ich vom Fenster aus die Saatkrähen, hüpfend und schreiend, grabend, hackend und in Gruppen gemeinsam nach Nahrung suchend beobachte, wenn ich ihnen und ihren akrobatischen Flugkünsten, ihrem lärmigen und geselligen Miteinander zuschaue, muss ich unweigerlich an Nayla Alkaddar, die bezaubernde, junge Frau aus Isra, Syrien, denken. Nayla, eine traditionell arabisch-muslimisch erzogene Frau, heiratet Paul, einen ehemaligen Fremdenlegionär, jetzt Gastwirt und Schweineschnitzel-Brater. Sie ziehen beide nach Paris.

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Veröffentlichungsjahr: 2017

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Tredition GmbH, Hamburg

© 2017 Rolf D. Kaufmann

ISBN 978-3-7439-0371-5 (Paperback)

ISBN 978-3-7439-0372-2 (Hardcover)

ISBN 978-3-7439-0373-9 (E-Book)

Diese Geschichte ist während eines neunmonatigen Arbeitsaufenthaltes in Izra´ in einer Kleinstadt im Süden von Syrien, niedergeschrieben worden. Die Erzählung ist erstmals erschienenin arabischerSpracheunter

Für Magdalena

Prolog

Corvus frugilegus

Wenn ich vom Fenster aus – gerade jetzt im Frühjahr - die Saatkrähen, hüpfend und schreiend, grabend, hackend und in Gruppen gemeinsam nach Nahrung suchend beobachte, wenn ich ihnen und ihren akrobatischen Flugkünsten, ihrem lärmigen und geselligen Miteinander zuschaue, muss ich unweigerlich an Nayla Alkaddar, die bezaubernde, junge Frau aus Isra, Syrien, denken: Ein Blick in unsere grausame Welt – voller Hoffnung auf ein gutes Leben, voller Liebe und Gewalt.

Rolf D. Kaufmann, 20. Februar 2017

Rolf Dieter Kaufmann

Code-Name Saatkrähe

oder

Die Liebe ist aus demselben Stoff wie das Schwert

I. Erstes BuchFamilienbande

1 Erster AbschnittAbu-Bakr kommt auf die Welt

a) Der einzige Sohn

Der am 17. April 1937 in der syrischen Hauptstadt Damaskus„Mit einer Sturmlocke in der Farbe des roten Amarant am Köpfchen“(Vermerk der Hebamme Djamila) auf die Welt gekommene Abu-Bakr Alkaddar soll der einzige Sohn und einziges Kind des Usama Alkaddar und der Etel Khalifa bleiben.

„Kleiner Abu-Bakr, schreie laut und unerschrocken!“,begrüßt Djamila, die gottesfürchtige Distrikt-Hebamme, den Neugeborenen. Als wolle sie dem Weltneuling, bevor er von anderen Schlimmes erfahre, der Weisheit letzter Schluss mit auf den Weg geben:

„Abu-Bakre, Sohn des Usama, trau´ dem Frieden auf der Welt nicht, weil es niemals Frieden geben wird!“

b) Djamilas Pflicht

Djamilas Pflicht ist es, in einem Formular fein säuberlich die Wegspur, die zur elterlichen Freude und der Geburt des Kindes führte, aufzuzeigen und den Nachweis für die rechtspflichtige Existenz der fleischlichen, makellosen Frucht der Liebe zu führen.

„Die Djamila hat ein tüchtiges Mundwerk!“Hinter ihrem Rücken sagt man über sie:„Sie ist dünn und wahrlich keine äußerliche Schönheit, aber sie ist eine Seele von Mensch, und sie hat bäuerlichen Charme und Persönlichkeit. Ihre Schönheit kommt von innen.“

Sie selbst über sich:„Noch keiner hat zu mir gesagt, ich sei schön; aber ich bin glücklich, und ich bin mit mir zufrieden und mit einem einfühlsamen Mann gut verheiratet. Er ist der Sohn der Schwester meiner Mutter. Ehevertrag und Brautgeld zur Besiegelung unserer Ehe haben gestimmt. Mein Vater hat sich nicht lumpen lassen. Es gefällt mir, verheiratet zu sein. Ich kenne meine Pflichten. Das genügt mir.“

Djamila versteht sich in Allahs Namen auf vier nicht materielle Absichten:

1. Bescheidene Lebensführung.

2. Segenssprüche und magische Handlungen.

3. Behandlung von Krankheiten und Verletzungen aufgrund ihres kräuterkundlichen Wissens.

4. Kunstfertigkeit der Geburtshilfe.

Sie hat nie Langweile:„Was die Leute aus Langweile nicht alles tun! Sie lieben, heiraten und vermehren sich aus Langeweile. Sie tratschen und verunglimpfen sich aus Langeweile. Und sie sterben letztendlich aus Langeweile.“

Djamila ist eine weise Frau. Von ihrer als Kräuterhexe verdächtigten Mutter für das Magische ausgebildet, gilt sie als erfahrene Seherin und Heilerin. Ihr für alle Fälle des Lebens mitgeführtes Hebammenköfferchen enthält neben den üblichen Geburtshilfewerkzeugen eine ganze Palette magischer Mittelchen und Gegenstände, wie zum Beispiel Kräutermixturen, Alraune, Tierfette, Edelsteine und Amulette.

Djamilas Mutter:„Alles, was seine Magie verliert, geht in der Wirklichkeit unter und ist für die Menschen für immer verloren!“

c) Djamilas Glaube an die Menschheit

Djamilas auf Glauben an das Gute im Menschen basierende, auf Sympathie und Kenntnis der Heilkräuter und deren wirkende Zusammenhänge angelegte Praxis spendet Linderung, Trost und Zuversicht. Die Umsetzung magischer Kräfte bei der Heilbehandlung tut das Übrige.

Da sie Mädchen mehr liebt als Jungen, merkt sie aufseufzend und wortreich und ohne jeglichen Charme zur Geburt Abu-Bakrs an:„Du bist keine leuchtende Rose, kein Mädchen! Du bist ein einfältiger Knabe, ein Lausebengel, ein zwitschernder Spatz, ein Singspatz. So denke ich mal! Du wirst von der Hände Arbeit leben müssen. Gehe niemals schlimme Wege und verrate niemals eine schlechte Kinderstube. Bleibe zeitlebens empfindsam und leidensfähig.“

Mit geschickter Hand das Kindchen in eine vorgewärmte Decke einwickelnd, beendet Djamila, dem Kind Grimassen schneidend, ihre belehrenden Anmerkungen wie folgt:

„Mir graust es beim Gedanken an die Welt, in die du hineingeboren bist. Die Grausamkeit des Menschen reicht tiefer als die Gefühle je hergeben. Der Tränenfluss der Menschen dauert ewig. Der Mensch ist ein Übel und übel dran. Überlassen wir den Musterknaben Abu-Bakr, dem Vater Usama und seinem Wächteramt sowie Etel und ihrer Kunst der mütterlichen Liebe, und der Zeit.“

d) Geburtsurkunde

In ein Formular schreibt sie:„Der 1916 in den syrischen Basaltebenen, in der fruchtbaren Region Hauran, in der kleinen Stadt Isra geborene Usama Alkaddar und die im Muhafazat, auf den Golanhöhen, im Städtchen Qunaytirah geborene Etel Khalifa, Gattin des Usama, haben heute, am 17. April 1937, in der syrischen Hauptstadt Damaskus, der Welt einen Jungen mit dem Namen Abu Bakr geschenkt, eingetragen auf Anzeige der Distrikt-Hebamme Djamila. Ich erkläre, dass ich bei der Geburt zugegen war. Djamila Ibrahim.“

2 Zweiter AbschnittAbu Bakrs Vater Usama, Mutter Etel und Dromedar Abu Bakre

a) Vater Usama wurde in das Königreich Syrien hinein geboren

Um krass und ohne Beschönigung die Wahrheit zu sagen: Der Vater des Abu Bakr, Usama, wurde 1916, zu einer Unzeit, bei Frost und Kälte, ohne Getöse und mit wenigen Privilegien ausgestattet, in das von Faisal dem Ersten, einem Sohn des Scherifen von Mekka errichtete, unabhängige arabischen Königreich Syrien hineingeboren.

Nachdem dieses königliche Reich schon nach wenigen Monaten seiner Gründung von den Truppen Frankreichs gestürzt und unter französisches Mandat gestellt worden war, blieb Abu Bakrs Vater Usama nichts anderes zur Wahl, als sich – oft Rotz und Wasser heulend – wie ein fliegender Fisch über schlüpfrigem Sumpfboden in dem von Kriegen und Unruhen geschüttelten Land und in einer überwiegend durch die Franzosen beherrschten pro westlichen Gesellschaft zurecht zu finden.

b) Usama ist marginaler Verwaltungsangestellter

In seinem 21. Lebensjahr, 1937, nach gründlicher Schulbildung und nachdem Frankreich, der Koloss auf tönernen Füssen, die Unabhängigkeit Syriens in Aussicht gestellt hatte, bekam Usama eine Anstellung in der französichen Verwaltung in Damaskus, was ihm zwar ein Auskommen, jedoch nicht gerade Sympathien seitens seiner großen Verwandtschaft und der Freunde einbrachte.

Jahre zuvor, 1925, hatte Frankreich, nach einem Aufstand der Drusen, die Stadt Damaskus und andere Städte in der Region bombardiert.

Am 17. April 1946, am neunten Geburtstag von Sohn Abu Bakre, entstand„Aus grüner und brauner Erde, auf Ackerland und Wüsensand …“eine syrisch-arabische Republik, ein Vielvölkerstaat und Vielreligionen-Staat.

3 Dritter AbschnittAbu Bakrs einzigem Sohn gilt alle Liebe

a) Abu Bakrs schulische Laufbahn

Usamas einzigem Sohn, Abu Bakre, galt alle Fürsorge und Liebe. In Damaskus besuchte Abu Bakre die wegen der vielen Flüchtlinge aus den Nachbarstaaten und der Landflucht völlig überlastete Volksschule, danach die weiterführende Schule nach französisch strukturiertem Schulsystem. Er erreichte das `Certificat` der Grundschule und das`Baccalauréat`weiterführender Schulen mit Auszeichnung. Wie jedes Mitglied seiner in mehreren Generationen zusammenlebenden Großfamilie war Abu Bakre für gute Leistunen und die Aufrechterhaltung der Ehre aller Familienmitglieder mitverantwortlich.

b) Chamäleon und Dromedar

Mutter Etel schenkte Abu Bakre ein Chamäleon. Ein lebendes Chamäleon, weil dieses früher das Wappentier ihrer Familie in ihrer Heimatstadt Al Qunaytirah war. Aus Freude, Schönes geschaffen zu haben (Gemeint war sein Sohn Abu Bakre) und weil Gattin Etel mit Leichtigkeit, ohne Tränen in die Augen pressen zu müssen, einen Sohn geboren hatte, erwarb Usama ein junges, spuckendes Dromedar.

Kein ernst zu nehmendes Spielzeug für Sohn Abu Bakre, aber Symbol-Tier für Durchhalten und für die Not, unter erschwerten Bedingungen in der Weltlichkeit zu überleben.