Cowboys & Küsse - Vanessa Vale - E-Book

Cowboys & Küsse E-Book

Vale Vanessa

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Beschreibung

Chance weiß genau, was Rose braucht…und er wird es ihr geben.

Rose Lenox hat sich schon immer auf dem Rücken eines Pferdes wohler gefühlt als in Spitze und Bändern. Jahrelang war sie zufrieden damit, auf er Familienranch zu arbeiten, aber in letzter Zeit ertappt sie sich dabei, dass sie sich mehr wünscht. Sie ist entschlossen, allein loszuziehen und fern von ihrer unorthodoxen Familie die Freiheit zu finden.

Chance Goodman hat beobachtet, wie Rose von einem kleinen Wildfang zu einer feurigen Frau heranwuchs. Er will sie bereits seit Jahren und wartet geduldig, bis er sie zu der Seinen machen kann. Als sie die Lenox Ranch verlässt, entschlossen ihr altes Leben hinter sich zu lassen und sich für immer von ihm zu verabschieden, weiß er, dass der Zeitpunkt gekommen ist, an dem er sie für sich beanspruchen muss. Sie gehen zu lassen, ist keine Option.

Dieses Buch wurde bereits unter dem Titel Rose veröffentlicht.
 

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Cowboys & Küsse

Lenox Ranch Cowboys - Buch 1

Vanessa Vale

Copyright © 2015 von Vanessa Vale

Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie der Autorin und werden fiktiv verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebendig oder tot, Geschäften, Firmen, Ereignissen oder Orten sind absolut zufällig.

Alle Rechte vorbehalten.

Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder auf elektronische oder mechanische Art reproduziert werden, einschließlich Informationsspeichern und Datenabfragesystemen, ohne die schriftliche Erlaubnis der Autorin, bis auf den Gebrauch kurzer Zitate für eine Buchbesprechung.

Umschlaggestaltung: Bridger Media

Umschlaggrafik: Wander Aguiar Photography; Deposit Photos: Photocreo

Dieses Buch wurde bereits unter dem Titel Rose veröffentlicht.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

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ÜBER DIE AUTORIN

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1

ROSE

Die Küche ähnelte um sechs Uhr morgens einer geschäftigen Chicagoer Straßenkreuzung, so wie ich sie in Erinnerung hatte – überfüllt, laut und etwas gefährlich. Bei zehn Frauen im Haus war es nie ruhig, gab es nie Frieden. Es war Tag ein Tag aus das Gleiche. Dahlia stritt mit Miss Esther darüber, wie der Speck gebraten werden sollte. Poppy stand hinter Lily und frisierte deren blonde Haare zu einer fantasievollen Kreation. Marigold deckte mit lautem Tellerklappern den Tisch, begierig auf ihr Essen. Hyacinth saß zufrieden vor sich hin summend an dem großen Tisch, während sie einen Knopf annähte. Iris und Daisy schliefen höchstwahrscheinlich noch oder ließen sich zumindest Zeit beim Anziehen, um sich vor den morgendlichen Pflichten zu drücken. Ich hielt inne und beobachtete das Tohuwabohu, schüttelte meinen Kopf über das klaustrophobische Gefühl im Raum.

Nichts hatte sich verändert. Der Raum hatte sich seit dem ersten Tag, an dem wir alle vor sechzehn Jahren von Chicago hierhergekommen waren, nicht verändert. Außer, dass wir älter geworden waren, hatte sich niemand verändert. Unsere Charaktere waren so unterschiedlich wie immer. Bis auf mich. Ich hatte mich verändert. Warum verärgerte mich jeder? Warum wirkte das Haus plötzlich so klein? Warum waren meine Schwestern so nervig? Warum fühlte ich mich, als würde ich ersticken?

Da ich dem Ganzen entkommen wollte, ließ ich den Armvoll Holz in den Eimer neben dem Kamin fallen und lief gleich wieder nach draußen, von wo ich über das Gras zu den Ställen lief. Ich atmete die kühle Morgenluft tief ein in dem Versuch, mich zu beruhigen. Es war zu früh, um sich bereits aufzuregen, vor allem nur über die normale Morgenroutine.

„Rose!“ Miss Trudys Stimme drang zu mir durch. Zwischen uns gab es momentan mehr als körperliche Distanz, da war auch eine emotionale Distanz. Ich stoppte und drehte mich seufzend um, strich meine widerspenstigen Haare hinter mein Ohr. Die Frau, die acht Waisenmädchen großgezogen hatte, einschließlich mir, hielt ein gefaltetes Tuch hoch. „Wenn du nicht am Tisch isst, dann nimm zumindest etwas mit.“

Ihre Haare waren in ihrem Nacken zu einem schlichten Knoten gebunden. Das Grau in ihren roten Haaren leuchtete hell im Licht der Sonne, die gerade erst über die Berge kroch. Sie war immer noch hübsch, selbst mit den feinen Linien, die ihr Alter verrieten. Während ich die Stufen erklomm, um das Essen zu holen, sah ich Sorge in ihren grünen Augen, aber weigerte mich, darüber zu sprechen.

Ich roch die Brötchen und Speck und mein Magen knurrte. „Danke“, erwiderte ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

„Wo gehst du hin?“, erkundigte sie sich mit ruhiger und sanfter Stimme. Sie schrie nie, hob nie ihre Stimme.

Niemand zog allein los, ohne jemandem darüber Bescheid zu geben, da es in der Nähe der Ranch und im gesamten Montana Territorium reichlich Gefahren gab.

„Ich werde dem Zaun folgen und nach Stellen schauen, die repariert werden müssen.“ Der Zaun war nicht beschädigt. Ich wusste es und Miss Trudy wusste es ebenfalls, aber sie nickte nur leicht und erlaubte mir, zu fliehen.

Nicht sicher, was ich sonst noch sagen sollte, wandte ich mich ab, um zu den Ställen zu gehen. Ich konnte ihr nicht erzählen, dass ich unglücklich war, obwohl ich mir sicher war, dass sie das wusste. Die Worte tatsächlich auszusprechen, würde mich undankbar wirken lassen. Sie und Miss Esther hatten uns Mädchen ein stabiles, liebevolles Heim gegeben. Ich wäre in einer großen Stadt aufgewachsen, hätte nie die Weite und unendlich wirkenden Himmel Montanas kennengelernt, wenn sie uns nicht alle bei sich aufgenommen und uns nach Westen gebracht hätten. Der Gedanke brachte mich dazu, die Stelle über meinem Herzen zu reiben, auf die Schuld und Ruhelosigkeit schwer drückten. Trotz der Tiefe ihrer Fürsorge oder der Verbundenheit, die zwischen mir und den anderen Mädchen bestand, brauchte ich mehr. Ich musste fliehen.

„Was auch immer dieser Zaunpfosten dir angetan hat, es tut ihm jetzt mit Sicherheit schrecklich leid.“

Die tiefe Stimme, die hinter mir erklang, überraschte mich so sehr, dass ich mit dem Hammer meinen Daumen erwischte. Ich war eine Meile vom Haus entfernt, wo ich beschlossen hatte, einen Teil meines Frusts an dem Zaun auszulassen. Der Pfosten hatte einen lockeren Nagel gehabt und so hatte ich angefangen, diesen wieder rein zu hämmern. Selbst, nachdem er bereits wieder im Holz steckte, hämmerte ich weiter. Ich hämmerte immer noch, als er sich mir unbemerkt näherte.

Bei dem stechenden Schmerz in meiner Daumenspitze saugte ich scharf die Luft ein, während ich die Daumenwurzel mit der anderen Hand umklammerte. Ich ließ einige weniger als damenhafte Worte verlauten, während ich das Gesicht schmerzhaft verzog und im Kreis lief.

„Chance Goodman!“, schrie ich, meine Wut und Schmerz waren klar und deutlich zu hören. „Man schleicht sich nicht einfach so an jemanden ran.“

Der Mann war zehn Jahre älter als ich und wohnte auf der uns am nahe gelegensten Ranch. Seine Eltern waren vor einigen Jahren gestorben und er hatte deren Land erfolgreich übernommen, mehr Rinder hinzugefügt und sogar seine preisgekrönten Bullen zum Decken verliehen. Letzteres ließ mich jedes Mal erröten, wenn ich daran dachte, da ich wusste, was zwischen einem Mann und einer Frau passierte – Miss Trudy und Miss Esther waren ehemalige Bordellbesitzerinnen und hatten mit jedem von uns Mädchen ein spezielles Gespräch geführt – und ich stellte mir in Gedanken immer Chances Gesicht vor, wenn ich mir einen solchen Akt ausmalte. Ich hatte einen seiner Bullen gesehen und das…das Ding, das unter seinem Bauch herabhing und das hatte in mir die Frage geweckt, wie wohl Chances aussehen würde. Wäre er selbst auch so groß? Würde er genauso aggressiv sein, wenn er eine Frau bestieg? Meine Nippel zogen sich jedes Mal, wenn ich mir ein solches Szenario vorstellte, zusammen und ich spürte Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen.

In einem Umkreis von fünfzig Meilen gab keinen anderen Mann, der so ein Prachtexemplar der männlichen Gattung war, wie Chance Goodman. Das hatte ich mir gedacht, als ich neun Jahre alt war und das dachte ich auch jetzt mit neunzehn noch. Seine Haare waren schokoladenbraun und er ließ sie etwas zu lang wachsen. Er überragte mich bei weitem. Ich reichte nur bis zu seiner Schulter und dadurch fühlte ich mich…weiblich. Es gab acht Frauen im Haus, die sich für Bänder und Spitze interessierten, wohingegen ich größeres Interesse an Sattelleder und am Brandmarken hatte. Aber Chance weckte in mir oft den Wunsch, ich hätte meine Haare gekämmt oder Kleider getragen, die mich anmutiger wirken lassen würden, zumindest in seinen Augen.

Nicht seine breiten Schultern oder muskulösen Unterarme brachten mein Herz jedes Mal zum Pochen, wenn ich ihn sah. Es war auch nicht die Art, wie ein Grübchen auf seiner Wange entstand, wann immer er lächelte. Es war auch nicht sein kräftiger Kiefer oder die großen Hände, die mich anzogen, sondern seine dunklen Augen. Er war die einzige Person, die an jeder Fassade, die ich errichtete, um mein wahres Ich zu verbergen, vorbeischauen konnte. Es war, als wäre ich ständig entblößt, jede Emotion und Gefühl, die ich empfand, waren für ihn so klar wie Quellwasser. Ich konnte mich vor ihm nicht verstecken, vor allem nicht, wenn er, wie jetzt, direkt vor mir stand.

„Komm, lass es mich anschauen.“ Er nahm meine Hand, als ich mich ihm zuwandte. Bevor ich einen Schritt weg von ihm machen konnte, hatte er sie hochgehoben, damit er sie sich ansehen konnte. Dann steckte er, zu meiner absoluten Überraschung, meinen verletzten Daumen in seinen Mund. Mein eigener klappte schockiert auf. Mein Daumen war in Chance Goodmans Mund…und es fühlte sich gut an. Seine Zunge glitt über die verletzte Spitze, saugte daran, als ob er den Schmerz herausziehen wollte, wie er es auch mit dem Gift eines Schlangenbisses tun würde. Sein Mund war heiß und feucht und mein Finger pulsierte – genauso wie andere Stellen – und das nicht wegen des Hammers.

„Was…was machst du da?“, fragte ich, wobei meine Worte in einem verwirrten Schwall aus meinem Mund purzelten. Chance hatte mich zuvor nicht einmal berührt. Er hatte mir seine in einander verschränkten Hände dargeboten, damit ich sie als Stütze nutzen konnte, um auf ein Pferd zu steigen, aber das war nichts im Vergleich zu dem hier. Die Art, wie seine dunklen Augen meine gefangen hielten, während seine Zunge über meinen Daumen glitt, war neu. Zärtlich, besitzergreifend, heiß. Gott, das war das Sinnlichste, das ich jemals erlebt hatte, und es war nur mein Daumen! Was würde mit mir passieren, wenn er sich noch größere Freiheiten herausnahm?

Bei diesem verlockenden und sehr furchteinflößenden Gedanken, zog ich meine Hand zurück. Er hätte sie mühelos festhalten können, da er viel stärker war als ich, aber er ließ mich aus freien Stücken los.

„Besser?“, erkundigte er sich. Seine Stimme war tief und rau, erinnerte mich an Steine im Fluss.

Ich konnte zur Antwort nur nicken, da ich immer noch ganz durcheinander war.

„Ich denke, das ist das erste Mal, dass ich dich sprachlos gemacht habe.“ Sein Mundwinkel bog sich nach oben und sein Grübchen erschien.

Ich stemmte die Hände in die Hüften, ignorierte den Schmerz. „Was willst du?“, fragte ich in scharfem Tonfall.

Sein Blick wanderte über meinen Körper, taxierte mich. „Im Moment? Ich möchte wissen, was nicht stimmt?“

„Außer meinem Daumen?“ Ich hielt meine Hand hoch. „Nichts“, grummelte ich.

„Rose“, sagte er, wobei seine Stimme zu diesem nervigen warnenden Tonfall erhoben war.

„Was? Kann ein Mädchen keine Geheimnisse haben?“

Seine dunklen Augenbrauen schossen in die Höhe. „Seit wann betrachtest du dich als Mädchen?“ Er sah hinab auf die Hosen, die ich anstatt eines Rockes oder Kleides trug, wie es jede andere Frau tat. Der Einwurf schmerzte, da er meine vorherige Unsicherheit nur noch untermauerte. Er sah mich nicht als Frau. Er sah mich als…Rose. Die einfache Rose in Hosen. Welcher Mann könnte sich jemals für eine Frau interessieren, die lieber Hosen trug als Bänder und Spitze? Welcher Mann könnte eine Frau begehren, die auf Zaunpfosten einhämmerte?

„Seit…“ Ich klappte den Mund zu. „Oh, ach egal.“ Ich drehte mich von ihm weg und marschierte von dannen.

„Ärgert dich Dahlia wieder?“, rief er mir hinterher. „Oder hat Marigold dein Frühstück gegessen?“

Ich wusste, dass er mit mir spielte, da er sich niemals über die anderen Mädchen lustig machen würde. Dafür war er zu sehr ein Gentleman. Das hielt ihn aber nicht davon ab, sich über mich lustig zu machen. Als Miss Trudy und Miss Esther uns Mädchen nach dem großen Feuer in Chicago verwaist gefunden hatten, hatten sie unsere Namen nicht gekannt. Warum sie uns allen Blumennamen gegeben hatten, werde ich wohl nie erfahren. Ins Montana Territorium zu ziehen, war für uns alle eine Möglichkeit für einen Neuanfang gewesen, insbesondere für Miss Trudy und Miss Esther. Da sie nach all den Jahren genug davon hatten, ein Großstadtbordell zu leiten, wollten sie ein neues Leben beginnen und hatten das außerhalb der Stadt Clayton gefunden. Wir waren als die Montana Wildblumen bekannt und wurden immer als Gruppe von acht betrachtet, nicht als Individuen.

„Alles beim Alten. Nichts hat sich verändert.“

„Du möchtest also etwas Anderes?“ Er lehnte eine Hüfte gegen den misshandelten Zaunpfosten, entspannt und mit sich im Reinen, während er mir seine gesamte Aufmerksamkeit schenkte. Ich sah sein Pferd in der Ferne, mit gesenktem Kopf rupfte es am Gras. Ein Vogel flog über unsere Köpfe, seine Flügel regungslos, während er auf einer Luftströmung dahinglitt.

„Etwas Anderes? Natürlich will ich etwas Anderes!“ Ich fuchtelte mit meinen Armen durch die Luft, während ich sprach. „Ich will unabhängig sein, wild. Frei! Nicht in einem Haus voller Frauen feststecken, die den ganzen Tag über Frisuren und Kleiderärmel plappern. Ich will tun, was Miss Trudy getan hat – in die Welt hinausziehen und ein völlig neues Leben in einem weit entfernten Land entdecken.“

Er ließ mich geduldig meiner schlechten Laune Luft machen. „Was hast du also vor?“

„Ich weiß es nicht, Chance, aber ich stehe kurz davor aus der Haut zu fahren. Siehst du es nicht? Ich gehöre hier nicht mehr her.“ Ich senkte meinen Kopf bei diesem Eingeständnis, da ich mich schämte und die Schuld schwer auf meinem Herzen lastete. Miss Trudy und Miss Esther hatten so viel für mich getan, für all die Mädchen und ich warf all diese Jahre, all die Liebe einfach weg. Ich drückte wieder einmal auf die Stelle an meiner Brust, während ich spürte, wir mir Tränen in die Augen traten. Ich hob meinen Kopf zum Himmel, zog die Nase hoch und zwang die Tränen zurück. Ich weinte nicht. Ich weinte nie und ich war sauer auf Chance, dass er diese Gefühle in mir ausgelöst hatte.

Mit großen Schritten lief er durch das hohe Gras zu mir und neigte mein Kinn mit seinen Fingern nach oben, zwang mich, ihn anzuschauen. Mein Hut fiel mir vom Kopf, sodass er nur noch an der langen Kordel um meinen Hals baumelte. Sein Duft, eine Mischung aus warmer Haut und Kiefern und Leder war etwas, das ich nur mit ihm assoziierte. „Nein. Du gehörst hier nicht mehr her.“

Ich konnte nicht fassen, dass er mir zustimmte. Die eine Person, von der ich erwartet hatte, dass sie um mich kämpfen würde – mein Freund – stimmte mir zu. Er wollte, das ich ging. Ich riss mein Kinn aus seinem Griff und stapfte zu meinem Pferd, saß schnell auf. Mit den Zügeln drehte ich das Tier um und warf Chance Goodman einen letzten Blick zu. Es war an der Zeit, weiterzuziehen. Er hatte mir das gerade bestätigt. Mein Herz schmerzte, da es wusste, ich würde ihn nie wiedersehen. Ich setzte meinen Hut wieder auf den Kopf, tippte zum Zeichen des Abschieds kurz dagegen und ritt davon. Nicht nur meine Daumenspitze tat weh, sondern auch mein Herz.

2

ROSE

Der Himmel war kohlrabenschwarz, da es in Clayton genauso dunkel war wie auf der Ranch. Nur Laternen, die vor ein paar Häusern leuchteten, erhellten den Weg. Ich hatte mein Pferd am Mietstall zurückgelassen und war auf dem Weg zum Gästehaus. Die Nacht war warm, weshalb ich keinen Schal oder Mantel brauchte und nur eine kleine Tasche bei mir trug. Ich würde die nächste Postkutsche nehmen, die die Stadt verließ, wobei es mir egal war, ob sie nach Osten oder Westen fuhr. Clayton war nicht groß, aber der Mietstall lag auf der anderen Seite der Stadt wie das Haus, in dem ich die Nacht verbringen würde, wodurch ich gezwungen war, die Entfernung allein zu laufen. Das war nicht die beste Entscheidung, wenn man bedachte, dass alle möglichen Männer durch die Stadt reisten, aber es gab keine Alternative. In den Bergen gab es zahlreiche Minen und in Clayton war der nächste Saloon. Das bedeutete Whiskey und Frauen. Einem dieser Männer begegnete ich unglücklicherweise auf meinem Weg.

Ich lief schnell mit meiner kleinen Tasche über die Schulter geschwungen, aber der Mann erwischte mich unvorbereitet, da er zwischen zwei Gebäuden hervor und in meinen Weg trat. Ich hatte über Chance und unsere Abschiedsworte nachgedacht. Ich hatte keine Pistole oder ein Messer oder irgendeine andere Waffe, um mich zu beschützen, als ich mit einem Umpf direkt gegen ihn lief. Im Dunkeln konnte ich sein Gesicht nicht ausmachen, aber der beißende Körpergeruch von Schweiß und Whiskey strömte aus seinen Poren. Seine Hände agierten schnell und packten mich an den Armen.

„Nun schau mal einer an, was ich da gefangen habe! Eine Bordsteinschwalbe.“

„Ich bitte um Verzeihung! Aber ich sehe nicht aus wie eine Bordsteinschwalbe“, erwiderte ich beleidigt. Auch wenn ich nicht gerade damenhaft war, verdiente ich diesen Vergleich nicht. Ich kämpfte gegen seinen Griff an. Ein Energiestoß brachte mein Herz zum Rasen. „Lassen Sie mich los!“, rief ich.

„Oh, nein. Du gehörst jetzt mir.“ Er drehte mich grob herum, sodass einer seiner Arme wie ein Schraubstock um meine Taille lag und mir das Atmen erschwerte. Sein Griff war so stark, dass er mich hochheben konnte und nur noch meine Zehenspitzen den Boden berührten. Die andere Hand legte sich über meinen Mund, schmutzige Finger hielten mich vom Schreien ab. Ich wusste das, weil ich es versucht hatte, was ihn nur noch gröber mit mir umgehen ließ. Ich wurde in eine Gasse gezerrt, dann hinter ein Gebäude. Die Hand wich für einen Moment von meinem Mund, um eine Tür zu öffnen, nur um gleich wieder zurückzukehren und einen weiteren Schrei zu ersticken. Mit einem Fuß kickte er die Tür hinter sich zu, was die billigen Fenster zum Klappern brachte. Ich konnte ein blechernes Klavier spielen hören und der Geruch nach Whiskey – nicht nur von meinem Entführer – und dicker Zigarrenrauch hingen schwer in der Luft.

Ein Mann, der in einem tiefen Waschbecken Geschirr spülte, drehte seinen Kopf und erstarrte mit einem Teller in der Hand. Ich machte gegen die Hand auf meinem Mund Geräusche, meine Augen waren weit aufgerissen und flehten ihn an, mir zu helfen, aber er drehte sich einfach wieder um und widmete sich seiner Aufgabe. Eine schmale Holztreppe führte nach oben und der Mann drehte sich zur Seite, sodass wir beide auf die Treppe passten, während er sie erklomm und mich dabei gegen die raue Wand stieß.

Oben angelangt, gab er mich frei, meine Füße berührten den Boden und Luft gelangte in meine Lungen. Ich konnte am Ende des Flurs eine zweite Treppe sehen, die Musik war hier lauter. Eine Frau – die höchstwahrscheinlich eine Bordsteinschwalbe war – stand spärlich bekleidet da und unterhielt sich mit einem Mann, der über ihre forsche Aufmerksamkeit ziemlich erfreut zu sein schien. Weiter unten im Flur waren zwei Männer, die sich über eine Brüstung beugten, wahrscheinlich, um auf den Saloon im Erdgeschoss hinabzuschauen. Ich hatte keinerlei Zweifel an meinem Aufenthaltsort. Das Etablissement hatte am Ende der Straße gelegen, an der mich der Mann gepackt hatte und aufgrund des Mannes, der Frau und des Alkohols war es leicht zu diesem Schluss zu kommen.

„Du kannst schreien, aber keiner wird dir helfen.“ Der Mann beugte sich nach unten, um direkt in mein Ohr zu sprechen. Sein Atem war heiß und stinkend. „Sie werden denken, dass du spielst, dass du es grob magst. Ich mag das. Ich mag es, wenn eine Frau kämpft.“

Ein bitterer Geschmack füllte meinen Mund bei seinen grässlichen Worten. Mein einziger Gedanke war, den Mann davon abzuhalten, mich in eines der vielen Zimmer, die den Flur säumten, zu ziehen. Von Miss Trudy und Miss Esthers Geschichten wusste ich, was in den Räumen über einem Saloon geschah und das war nichts für mich. Schreien und Wegrennen würde mir nicht die Hilfe beschaffen, die ich wollte, da mich jemand einfach zu dem Mann zurückschleifen oder sich selbst entsprechende Freiheiten herausnehmen könnte. Ich musste mich verteidigen!

Ich erinnerte mich daran, was uns Miss Esther über das Abwehren eines übereifrigen Verehrers beigebracht hatte. Dieser Mann war mit Sicherheit kein Verehrer, aber er war mehr als übereifrig. Ich hob mein Knie und trat ihm mit all meiner Kraft auf den Fuß. Er trug schwere Lederstiefel, die den Tritt dämpften, aber es überraschte ihn genug, dass er seinen Griff lockerte. Ich rammte meinen Ellbogen nach hinten, direkt in seine Weichteile.

Ein ersticktes, hohes Stöhnen drang zwischen seinen zusammengepressten Zähnen hervor.

Seine Hände legten sich über seine Verletzung und ich zögerte nicht. Ich stürzte den Flur hinab in die Richtung der vorderen Treppe.

„Ich werde dich kriegen, Miststück.“

Bei seiner gezischten Warnung drehte ich den Kopf, um zu dem niederträchtigen Mann zu schauen, was mich davon abhielt, den Mann zu sehen, der in meinen Weg trat. Ich rannte mit meiner Schulter und meinem Kopf gegen ihn. Wieder umfassten mich kräftige Arme.

„Nein. Lass mich los!“ Ich kämpfte mit einem Energiestoß, der in meiner Angst begründet lag, gegen ihn an.

„Rose. Hör auf.“ Die Stimme klang vertraut, aber das war es nicht, was mich innehalten ließ. Es war sein Duft, den ich erkannte. Chance.

Ich beruhigte mich sofort und sah zu meinem Freund, meinem Retter hoch. Ich entdeckte weder die Freundlichkeit noch die Wärme, die ich normalerweise in seinem Gesicht sah. Stattdessen waren seine Augen zu Schlitzen verzogen, sein Kiefer fest zusammengepresst und ein Muskel zuckte an seiner Wange. Er war jetzt mehr Krieger als Cowboy. „Hat er dir wehgetan?“