Das große Detox-Buch - Bruce Fife - E-Book

Das große Detox-Buch E-Book

Bruce Fife

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Beschreibung

Das Reinigungsprogramm, das Körper und Seele entgiftet

Wir leben in einer Welt voller Gifte. Tagein, tagaus werden wir unaufhörlich mit Umweltschadstoffen und Krankheitserregern bombardiert. Unsere Lebensmittel sind arm an Nährstoffen, und unser Wasser ist mit einer gefährlichen Menge an Schadstoffen belastet. Wir sind heute weit höheren Chemikalienkonzentrationen ausgesetzt als frühere Generationen. Tausende von Tonnen künstlich hergestellter Chemikalien und industrieller Schadstoffe gelangen Tag für Tag in unsere Umwelt und in unsere Nahrung.

Bei diesen massiven Angriffen auf unsere Gesundheit müssten wir eigentlich alle durch die übermäßige Giftstoffbelastung krank geworden sein. Und das sind wir auch! In keiner anderen Epoche der Weltgeschichte gab es so viele degenerative Erkrankungen wie heute. Krankheiten, die vor einem Jahrhundert noch selten oder völlig unbekannt waren, wüten heute wie Seuchen. Millionen von Menschen sterben an Krankheiten, die in der Vergangenheit praktisch unbekannt waren.

Experten sagen uns, dass jeder von uns bereits in mittlerem Alter an Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einer anderen degenerativen Störung leiden wird. Die Schulmedizin kennt dagegen keine Heilmittel. Medikamente, Operationen und Bestrahlungen können ebenso gefährlich sein und uns ebenso schwächen wie die Krankheit, die sie heilen sollen.

Aber die Natur hat uns die Lösung dieser Probleme geschenkt. Unser Körper ist erstaunlich widerstandsfähig. Wenn er von den krank machenden Giftstoffen befreit wird, heilt er sich selbst. Um die Giftstoffe loszuwerden, die wir über viele Jahre hinweg angehäuft haben, sind jedoch die richtigen Ausleitungen und andere Aktivitäten erforderlich.

Dieses Buch erklärt Ihnen, was Sie tun müssen, um nicht nur Ihren Körper, sondern auch Ihre Seele gründlich zu entgiften und zu reinigen. Und Sie erfahren, wie Sie die Schadstoffbelastung für Ihren Körper möglichst gering halten und Ihr Immunsystem stärken können. Durch Entgiftung können Sie das Joch der Schmerzen abschütteln, degenerative Störungen beheben, mehr Lebenskraft gewinnen, sich jünger fühlen und auch jünger aussehen, Ihr Gedächtnis verbessern und glücklicher leben. Praktisch alle Zivilisationskrankheiten, aber auch zahlreiche Infektionskrankheiten lassen sich durch eine vernünftige, systematische Entgiftung vermeiden.

Seien Sie aufmerksam bei dem, was Sie essen, seien Sie achtsam mit Ihrer Seele. Wer sich entgiftet, lebt nicht nur besser und länger, er hat auch mehr Lebensfreude und Lebenskraft. Wie einfach das geht, zeigt Ihnen dieses Buch.

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1. Auflage Dezember 2016 Copyright © 2011, 2001, 1997 by Bruce Five Copyright © 2016 für die deutschsprachige Ausgabe bei Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg Titel der amerikanischen Originalausgabe:The Detox Book: How to Detoxify Your Body to Improve Your Health, Stop Disease, and Reverse Aging Alle Rechte vorbehalten Übersetzung: Angelika Orpin Lektorat: Linde Wiesner Covergestaltung, Satz und Layout:: Stefanie Beth ISBN E-Book 978-3-86445-403-5 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-0 Fax: (07472) 98 06-11Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Danksagung

Danksagung

Der Verfasser dankt den Herausgebern der folgenden Publikationen für die Genehmigung, darin enthaltene Informationen beim Verfassen dieses Buchs zu verwenden: The Well Being Journal; Understanding Normal and Clinical Nutrition, West Publishing Company; Alternative Medicine, Future Medicine Publishing; American Journal of Natural Medicine, IMPAKT Communications; Nutrition Action Healthletter, Center for Science in the Public Interest; Diet for A New America, Stillpoint Publishing; The 120-Year Diet, Simon & Schuster; Newsweek; Your Health, Your Choice, Lifetime Books; The Miracle of Fasting, Health Science; Oxygen Therapies, Energy Publications; The New Miracles of Rebound Exercise, AIR; Stress-Proofing Your Child, Bantam Books.

Kapitel 1: Eine toxische Zeitbombe

Kapitel 1

Eine toxische Zeitbombe

»Der Frosch trinkt den Teich nicht leer, in dem er lebt.«

Buddhistisches Sprichwort

Degenerative Erkrankungen: Eine Epidemie unserer Zeit

Carrie1› Hinweis war der Traum aller Eltern: Die 26-Jährige war gescheit, unternehmungslustig, voll Energie und stand finanziell auf eigenen Füßen. »Sie war mein Cheerleader«, sagt ihre Mutter Sophie. »Sie hat mir sogar das Schwimmen beigebracht.«

1989 schien eine großartige Zukunft vor Carrie zu liegen. Sie arbeitete als Jugendbetreuerin in Denver und hatte dort einen großen Freundeskreis. Dann rief sie eines Tages zu Hause an, Panik in der Stimme.

»Mom«, sagte sie, »ich hab Leukämie, und der Arzt will, dass ich sofort ins Krankenhaus gehe.«

»In dem Moment«, sagt Sophie, »brach für mich meine ganze Welt zusammen.«

Man sagte Carrie, ihre einzige Chance sei eine Knochenmarktransplantation. Allerdings gab es in ihrer engeren Verwandtschaft niemanden, der als Spender infrage kam. Da sie hispanischer Abstammung war, standen die Chancen, einen geeigneten fremden Spender zu finden, bei eins zu 20 000. Die Zukunft sah düster aus.

Man sagte Carrie, wenn sich kein Spender finde, habe sie nur noch wenige Monate zu leben. Eine verzweifelte Suche begann. Währenddessen erhielt sie die Standardbehandlung bei Leukämie, unter anderem auch Chemotherapie. Trotz der Nebenwirkungen dieser Therapien hoffte sie, dass die Entstellungen und Schmerzen, die sie ertragen musste, vorübergehender Natur seien.

Doch während sie auf einen Spender wartete, lief ihre Zeit ab. Sie starb wenige Monate später, kahlköpfig und aufgedunsen infolge der Krebsmedikamente.

»Trotz all der Möglichkeiten der medizinischen Wissenschaft konnte ich meine Tochter nicht retten«, sagt Sophie und versucht, die Tränen zurückzuhalten.

Neva, 21, war mit ihrem ersten Kind schwanger, als sie ein lästiges Brennen im rechten Bein fühlte. Es war besonders um eine wulstige Verdickung vorn am Knöchel herum zu spüren, die von einem Bluterguss zurückgeblieben war, den sie sich ein paar Jahre zuvor beim Turnen zugezogen hatte. Die Verdickung hatte sich nie zurückgebildet, und jetzt wurde sie größer und härter. Neva kümmerte sich nicht weiter darum.

Eines Abends, kurz nach der Geburt des Kindes, saß sie vor dem Fernseher, als sie ein beängstigendes Gefühl überkam. Ihre Hände und Arme fühlten sich plötzlich taub an, und diese Taubheit stieg dann über den Hals bis zum Gesicht auf. Das Zimmer begann, sich um sie zu drehen. Sie wollte ihrem Mann sagen, was mit ihr geschah, aber sie war unfähig, die Worte zu bilden. Er brachte sie sofort ins örtliche Krankenhaus. Das Pflegepersonal dort verabreichte ihr massive Dosierungen von Blutverdünnern und anderen Medikamenten, um sie aus diesem Zustand herauszuholen, den die Ärzte als transitorische ischämische Attacke diagnostiziert hatten, die manchmal auch als »Mini-Schlaganfall« bezeichnet wird. Während dieses Vorfalls schmerzte Nevas Knöchel heftiger denn je.

Die Schmerzen waren so stark und der Knöchel so steif, dass ihr Arzt schließlich eine Knochenbiopsie anordnete, bei der Krebs diagnostiziert wurde. »Um zu verhindern, dass der Krebs weiter streut«, teilte ihr der Arzt mit, »müssen wir einen Teil Ihres Beins amputieren, direkt unterm Knie.« Neva fragte schockiert: »Gibt es denn keine andere Möglichkeit?«

»Es tut mir leid«, sagte er, »aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Es muss sein.«

Vor der Operation unterzog sich Neva einer Chemotherapie, um den Tumor zu verkleinern. Dann wurde ihr in einer vierstündigen Operation das Bein kurz unter dem Knie abgenommen. Danach folgten weitere Chemotherapien, um zu verhindern, dass etwaige noch vorhandene Krebszellen ihre Lunge befielen. Nach Aussage des Pathologen war kein Krebs mehr vorhanden. Ihr Tumor hatte nicht über den Knöchel hinaus gestreut, was ihre Überlebenschancen verbesserte. Die Operation und die Chemotherapie waren anscheinend erfolgreich. Alles sah gut aus für Neva.

Sie hielt die fünf Monate der Behandlung durch, mit Chemotherapie und zwei Operationen. Aber die Chemotherapie forderte ihren Tribut. Neva fielen die Haare büschelweise aus, ihr Hals war ständig gereizt, und an manchen Tagen war ihr morgens so übel, dass sie nicht aus dem Bett aufstehen konnte. Dennoch war das ein geringer Preis dafür, den Krebs loszuwerden, der sie sonst umgebracht hätte.

Nach der OP ging das Leben weiter mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Sie brauchte eine Weile, bis sie sich an die Beinprothese gewöhnt hatte, aber sie schaffte es und konnte sich ihrem Baby widmen.

Ein Jahr war vergangen, als Neva einen hartnäckigen Schmerz etwa in der Mitte des Rückens spürte. Zuerst glaubte sie, sie hätte eine Muskelzerrung. Trotz heißer Bäder und Medikamente hielt der Schmerz an. Sie bekam Atemnot, und als sie begann, Blut zu husten, war ihr klar, dass da etwas ernsthaft nicht stimmte.

Es wurde festgestellt, dass der Krebs zurückgekommen war und ihre Lunge befallen hatte. In den nächsten beiden Jahren folgten drei weitere Operationen, bei denen ein Lungenflügel vollständig und der andere teilweise entfernt wurde. Bei vielen Krebspatienten, die Operation, Bestrahlung und Chemotherapie überleben, kommt der Krebs zurück. Durch wiederholte Chemotherapien wurde Neva schwach und kränklich, und ihr Zustand verschlechterte sich.

Anfangs hat sie sich oft gefragt: »Warum ich?« Aber inzwischen ist sie zu der Einstellung gelangt: »Was immer geschieht, geschieht. Man lernt einfach, damit zu leben.« Was bleibt einem auch anderes übrig?

Als bei Rick mit 38 Jahren Krebs im Endstadium festgestellt wurde, war er am Boden zerstört. »Wie konnte mir so etwas passieren?«, fragte er sich. »Ich bin zu jung dafür.« So etwas geschieht anderen, nicht jungen, scheinbar gesunden Menschen. Rick hatte eine Frau, die ihn liebte, und drei gesunde Kinder. Er war erfolgreich im Beruf und erwartete eine wichtige Beförderung. Er und seine Frau machten Pläne für den Kauf eines neuen, größeren Hauses. Es schien, als würde sich alles erfüllen, wovon Rick sein Leben lang geträumt hatte. Der Krebs änderte alles.

Es gab keine Hilfe für Rick. Seine Krankheit galt als unheilbar, und man sagte ihm, er habe nicht einmal mehr ein Jahr zu leben. Als sich sein Zustand verschlechterte, überwies ihn sein Arzt ins örtliche Hospiz, um ihm seine letzten Tage so angenehm wie möglich zu machen. Das Pflegepersonal und die Ärzte des Hospizes versorgten Rick mit den Medikamenten, die er brauchte, um ihm so weit wie möglich Schmerzen und Leiden zu ersparen, während der Krebs seinen Körper zerstörte. Da sein Zustand als irreversibel galt, wurde kein Versuch unternommen, sein Leben zu retten. Sechs Monate später war Rick tot.

Doris, eine 66-jährige Diabetikerin, litt an Arterienverengung. Wie ernst ihr Zustand war, war eine Woche zuvor durch einen plötzlichen Herzinfarkt klar geworden. Jetzt wurde sie in den OP des örtlichen Medizinzentrums gerollt. Die nächsten acht Stunden lag ihr Leben in der Hand eines Teams von Schwestern, Assistenzärzten, Anästhesisten und Chirurgen. Sie entnahmen Venen aus ihren Beinen, teilten ihr Brustbein mit einer Säge, spreizten ihre Rippen und nähten dann die Beinvenen an ihr Herz, um die blockierte Arterie zu umgehen.

Die Operation war erfolgreich und Doris bald wieder zu Hause. Mithilfe von Blutverdünnern und anderen Medikamenten lebte sie mehr oder weniger so wie vorher. Für ihren Diabetes brauchte sie tägliche Insulinspritzen. An ihrer Lebensweise und Essgewohnheiten änderte sie nichts.

Allerdings dauerte es nicht lange, bis ihre Beine stark anschwollen und heftig schmerzten, deswegen bewegte sie sich kaum. Allmählich verlor sie die Kontrolle über Blase und Darm. Deswegen musste sie Windeln benutzen, die sie aber grässlich fand und so oft wie möglich wegließ. Ihre Alzheimerkrankheit verschlimmerte sich von leichter Beeinträchtigung zu ausgeprägter Behinderung, sodass sie auf ständige Pflege angewiesen war. Dabei blieb es, und bis zu ihrem Tod wendete sie einen Großteil ihrer Rente für Pflege und Medikamente auf. Die letzten neun Jahre ihres Lebens war sie praktisch invalide – dement, unter ständiger Medikation und nie schmerzfrei.

Die Geschichten von Carrie, Neva, Rick und Doris sind nur allzu typisch für die heutige Gesellschaft. Degenerative Erkrankungen wie Krebs, Arthritis, Osteoporose, Herzkrankheit, Emphysem und viele andere haben epidemische Ausmaße angenommen. Die moderne Medizin war nicht in der Lage, dies zu verhindern. Wir hören von großen Fortschritten in der Medizin, aber die Häufigkeit von Krankheiten steigt weiterhin auf ein beängstigendes Niveau. Obwohl die Medizin tatsächlich große Fortschritte gemacht hat, sind die Menschen heute kränker als vor 100 Jahren. Infektionskrankheiten wie Pocken und Tuberkulose wurden weitgehend unter Kontrolle gebracht, aber früher seltene oder gar nicht existierende degenerative Erkrankungen haben inzwischen epidemische Ausmaße erreicht. Schätzungen zufolge erkranken fast 92 Prozent der Bevölkerung in den westlichen Ländern vor ihrem Tod an einer oder mehreren dieser degenerativen Störungen. Häufig sind sie die Todesursache. Oder aber die Medikamente, Bestrahlungen, Operationen, mit denen diese Leiden behandelt werden, schwächen den Körper weiter und führen so zum Tod.

In den Ländern der Dritten Welt, wo solche Krankheiten sehr viel seltener sind, ist das nicht der Fall. Dort besteht das Problem eher in Infektionskrankheiten oder Unterernährung als in degenerativen Erkrankungen. Wo Nahrung reichlich zur Verfügung steht und Mangelernährung nicht vorkommt, führen die Menschen in den weniger zivilisierten Regionen der Welt ein erfülltes, gesundes Leben ohne die chronischen Krankheiten, die durch Degenerationen oder Mangelerscheinungen verursacht werden. Degenerative Erkrankungen sind weitestgehend ein Produkt der modernen Gesellschaft.

Im Lauf der letzten zehn Jahre haben Hunderte von Studien nachgewiesen, welche Gefahren von Giftstoffen in unserer Umwelt ausgehen. Die Ansammlung von Toxinen manifestiert sich auf unterschiedliche Weise, unter anderem in geschwächter Immunfunktion, Autoimmunerkrankungen, Störungen der Enzymfunktion, Hormonungleichgewicht, psychischen Störungen, Stoffwechselveränderungen, Mangelernährung und sogar Krebs. Bei fast allen degenerativen Erkrankungen ist die zugrunde liegende Ursache die Anhäufung von Giftstoffen. Das Problem sind nicht schlechte Gene, das Älterwerden oder Krankheitserreger. All diese Faktoren mögen beteiligt sein, aber das wahre Problem sind zu viele Giftstoffe im Körper. Toxine sammeln sich schneller an, als sie ausgeschieden werden können, und daraus entstehen Krankheiten.

Unsere giftige Welt

»Hier gibt es keine gesunden Kinder«, klagt Juri, der in der russischen Stadt Karabasch lebt. Juri hat zwei Kinder, die beide ständig krank sind. Die Einwohner von Karabasch werden vergiftet. Jedes Jahr bläst eine Fabrik in der Stadt 162 000 Tonnen Schadstoffe in die Luft – neun Tonnen für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind, die hier leben.

In einer in Mexico City durchgeführten Studie fand Dr. Margarita Castillejos heraus, dass selbst in einem wohlhabenden Teil der Stadt die Kinder an vier von fünf Tagen krank waren. »Für sie ist Kranksein zum Normalfall geworden«, beobachtete sie. Einer der Hauptschuldigen, so sagt sie, ist der allgegenwärtige Smog, den die zahllosen Fahrzeuge verursachen, die die Straßen der Stadt verstopfen.

In vielen Städten der Vereinigten Staaten ist der Smog sogar so schlimm, dass die Schulen die Kinder in der Pause nicht aus dem Gebäude lassen, um die Belastung so gering wie möglich zu halten. Aber drinnen bleiben kann genauso gefährlich oder sogar noch gefährlicher sein, wegen der Ausdünstungen und Staubpartikel aus Farben, Lösungsmitteln, Reinigungsmitteln, Asbest, Bakterien und anderen Schadstoffen. Wohin man auch schaut, erkranken Menschen durch den Kontakt mit menschengemachten Giftstoffen in unserer Umwelt.

Hinter der anwachsenden Epidemie degenerativer Erkrankungen in allen Teilen der Welt steckt ein verhängnisvolles Muster, insbesondere in industrialisierten Ländern, in denen Umweltverschmutzung mittlerweile ein gravierendes Problem ist. Mit dem industriellen Wachstum steigt auch die Anzahl degenerativer Erkrankungen. Degenerative Erkrankungen, die vor einigen Jahrzehnten noch selten oder völlig unbekannt waren, breiten sich jetzt aus wie ein Lauffeuer. Lester Brown, der Präsident des Worldwatch Institute, erklärte vor Kurzem: »Die größte Bedrohung unserer Zukunft ist nicht militärische Aggression, sondern die Zerstörung der Umwelt auf unserem Planeten.« Am schwersten sind die Regionen betroffen, in denen die medizinische Versorgung am besten ist – die Industrieländer des Westens. Die Länder der Dritten Welt, insbesondere solche, die wenig mit westlichen Einflüssen in Berührung kommen, sind relativ frei von den degenerativen Erkrankungen, die in der zivilisierten Welt so weit verbreitet sind. Das Bindeglied zwischen Industrialisierung und Krankheiten ist die Umweltverschmutzung – die Verschmutzung unserer Luft, unseres Wassers und unserer Nahrung. Langsam, aber sicher lassen wir unsere Umwelt in einem Meer tödlicher Gifte versinken.

Im Staat New York gibt es in der Nähe der Niagara-Fälle einen Kanal, der den Namen »Love Canal« trägt. Die Gegend am Kanal wurde früher einmal als »bezaubernd« beschrieben. Inzwischen hat man Warnschilder aufgestellt, und die Menschen werden durch einen Zaun ferngehalten. Ende der 1940er- und Anfang der 1950er-Jahre entsorgte die Hooker Chemical Company ihre Chemieabfälle in der Nähe des »Love Canal«. Jahre später wurde bei der Bevölkerung in der Umgebung des Kanals eine ungewöhnliche Häufung von Krebserkrankungen und Geburtsfehlern festgestellt. Untersuchungen ergaben, dass das Gebiet noch immer hochgradig belastet und auch die Tierwelt in Mitleidenschaft gezogen war. So hatten zum Beispiel kleine Feldmäuse, die in Kanalnähe lebten, eine geringere Lebenserwartung. Je näher am Kanal die Mäuse leben, desto jünger sterben sie. Jene, die direkt am Kanal leben, weisen Leberschäden und hohe Spiegel derjenigen chemischen Substanzen in ihren Geweben auf, die vor Jahrzehnten in dem Gebiet entsorgt wurden. Menschen leben mittlerweile nicht mehr in der Nähe des »Love Canal«.

In der jüngeren Geschichte hat die Menschheit die chemischen Verhältnisse unserer Umwelt drastisch verändert. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Welt mit Tausenden synthetischer chemischer Substanzen überschwemmt. Heute werden etwa 60 000 verschiedene Chemikalien ständig eingesetzt, und viele davon sind hochgiftig.

Jedes Jahr gelangen weltweit mehrere Milliarden Kilogramm dieser Chemikalien in den Boden und gefährden so teilweise auch die Böden, auf denen wir unsere Nahrungsmittel anbauen, und das natürliche Grundwasser, das uns Trinkwasser und Wasser zur Bewässerung liefert. Viele Millionen Kilogramm Chemikalien werden zudem in Oberflächengewässer wie Seen und Flüsse eingeleitet. Und weitere Milliarden Kilogramm an chemischen Emissionen werden in unsere Atemluft geblasen. Es wird geschätzt, dass jährlich insgesamt mehr als 3 Milliarden Kilogramm chemische Schadstoffe in unsere Umwelt gelangen. Es ist, als sei eine toxische Zeitbombe explodiert, die jetzt Giftstoffe in der ganzen Welt verbreitet. Unter den Wirkungen leiden wir alle.

Wasser ist mittlerweile gefährlich belastet. Über 20 chemische Substanzen – darunter Fluor, Chlor und Aluminium – werden unserem Trinkwasser absichtlich zugesetzt. Im Grundwasser und in den Wasserreservoiren sammeln sich immer mehr Giftstoffe aus dem abfließenden Oberflächenwasser an; sie sind voller Pestizide, Kunstdünger und Industrieabfälle. Mit verschmutztem Wasser werden Feldfrüchte bewässert und Nutztiere getränkt, die ihrerseits der Herstellung von Lebensmitteln dienen. Wasser kann zudem mit giftigen Schwermetallen wie Cadmium und Blei aus Leitungsrohren belastet sein.

Unsere Atmosphäre ist ein Meer von Schadstoffen. Millionen Tonnen davon werden in die Luft geblasen, die wir einatmen. Diese Schadstoffe, die sich in urbanen Regionen ansammeln, interagieren mit Sauerstoff und Sonnenlicht und verursachen Smog und sauren Regen.

Die Industrie und verbleites Benzin2› Hinweis verseuchen Luft und Wasser mit Hunderttausenden Tonnen Blei. Außerdem nehmen wir Blei über das Lötmetall aus Konservennahrung, Cadmium und Blei über Zigarettenrauch (selbst beim Passivrauchen), Quecksilber aus Zahnfüllungen und Aluminium aus Säureblockern, Backpulver und Kochgeschirr auf.

Unsere Nahrungsmittel sind voll von Konservierungsmitteln, künstlichen Farbstoffen, Zucker, Geschmacksverstärkern und anderen chemischen Zusatzstoffen. Lösungsmittel, Bakterien, Pilze, Schädlings- und Unkrautvernichtungsmittel, Schwermetalle und Verpackungsmaterialien kontaminieren die Nahrungsmittel, die in Lebensmittelläden und Restaurants verkauft werden.

Wir sind einer unendlichen Vielfalt von Giftstoffen ausgesetzt – in der Luft, die wir atmen, ebenso wie in den Lebensmitteln, die wir essen. Außerdem kommen wir über Gegenstände des täglichen Gebrauchs mit toxischen Chemikalien in Kontakt, zum Beispiel über Teppiche aus synthetischen Materialien, Farben, Haarsprays, Kosmetika, Möbelpolitur, Zahncremes, Waschmittel, Haushaltsreiniger, Pflanzendünger, Benzin usw. Die Liste ist unendlich.

Wir sind den ganzen Tag von schädlichen Chemikalien und krank machenden Mikroorganismen umgeben. Den Kontakt mit allen schädlichen Substanzen zu vermeiden, ist unmöglich. Ebenso wenig können wir verhindern, dass unser Körper einige der Giftstoffe aufnimmt. Eine gewisse Menge an Giftstoffen im Körper ist in der Tat normal. Aber unser Körper ist so angelegt, dass er solche Toxine so schnell wie möglich neutralisiert und eliminiert, damit er gesund bleibt. Das Immunsystem, die Leber, die Nieren und andere Organe arbeiten zusammen, um schädliche Stoffe aus dem Körper auszuleiten.

Giftstoffe entstehen auch im Körper selbst als natürliche Nebenprodukte des Zellstoffwechsels und durch den Verschleiß oder das Absterben von Zellen. Diese Abfallprodukte werden rasch gesammelt und aus dem Körper ausgeschieden. Anderenfalls würden sie andere Zellen vergiften oder absterben lassen und zu massiver Zelldegeneration, übermäßiger Belastung von Organen und Geweben im ganzen Körper und schließlich zum Tod führen. Der Körper ist vollauf in der Lage, den Abtransport und die Ausscheidung aller natürlich im Körper anfallenden Giftstoffe zu bewältigen. Er hat genügend Kraftreserven, um Infektionen durch Mikroorganismen abzuwehren, ohne dass es zu ernsthaften Komplikationen kommt.

Wenn jedoch Giftstoffe schneller aufgenommen oder gebildet werden, als sie ausgeschieden werden können, entsteht durch die Anhäufung von Toxinen ein Milieu, das eine Krankheit bewirkt. Krankheiten sind definiert als jede Art Störung aufgrund einer Fehlfunktion von Zellen oder Geweben, Unwohlsein oder jede gesundheitliche Beeinträchtigung, die das körperliche oder seelische Wohlbefinden in Mitleidenschaft zieht.

Schadstoffe in Lebensmitteln

Giftstoffe entstehen im Körper aus den Abfallprodukten des Stoffwechsels und durch die Bildung freier Radikale. Außerdem gelangen sie über die Lunge, die Haut und den Mund in den Körper. Die schädlichsten Toxine oder Gifte in unserem Körper nehmen wir normalerweise über den Mund auf. Sie verbergen sich in den Speisen und Getränken, die wir jeden Tag zu uns nehmen. Zu diesen Giftstoffen gehören biologische Verunreinigungen (Bakterien, Pilze, Viren etc.) und industrielle Schadstoffe (Konservierungs- und Lösungsmittel, chemische Lebensmittelzusatzstoffe, Schwermetalle etc.). Industrielle Schadstoffe sind in hohem Maße besorgniserregend, da sie über die tierischen Produkte, die wir verzehren, die Lebensmittel, die wir anbauen, und unser Trinkwasser in unsere Lebensmittel gelangen können.

1953 erkrankten im japanischen Minamata mehrere Menschen an einer bis dahin noch nie beobachteten Krankheit. Bis 1960 wurden 121 Fälle dokumentiert, davon waren 23 Säuglinge. 46 Menschen starben. Die Dunkelziffer war hoch. Zu den Symptomen gehörten fortschreitende Erblindung, Ertaubung, Verlust der Körperkoordination und Nachlassen der geistigen Fähigkeiten. Als Ursache stellte sich schließlich eine Methylquecksilbervergiftung durch Fisch aus der Bucht heraus, an der diese Menschen lebten. Die erkrankten Säuglinge hatten keinen Fisch gegessen, wohl aber ihre Mütter, und obwohl die Mütter selbst während der Schwangerschaft keinerlei Symptome zeigten, hatte das Gift ihre ungeborenen Kinder geschädigt. Fabriken in der Region leiteten Quecksilber in die Bucht ein, und das Gift hatte sich in den Fischen angereichert. Einige der erkrankten Personen hatten fast jeden Tag Fisch aus der Bucht gegessen.

Der Vorfall in Japan war eine natürliche Folge von Umweltverschmutzung durch die Industrie, also von etwas, das überall um uns herum geschieht. Häufig geraten toxische Chemikalien durch Unfälle in unsere Lebensmittel, und viele dieser Unfälle bleiben unbemerkt. Einige werden absichtlich vertuscht, damit die betreffenden Unternehmen schadstoffbelastete Produkte ohne Verlust verkaufen können. Die Menschen, die diese Produkte zu sich nehmen, können krank werden, es aber auf das Wetter oder auf eine Infektion schieben, die gerade die Runde macht. Häufig wird erst dann nach der Ursache gesucht, wenn die Schadstoffbelastung so gravierend ist, dass sie zahlreiche Krankheits- und Todesfälle verursacht.

Unsere tägliche Dosis Blei

Mit neun Monaten krabbelte Joey und erkundete die Welt um sich herum – wie alle Babys fasste er alles an und steckte alles in den Mund. Als er zwei Jahre alt war, beobachteten seine Eltern stolz seine ersten Schritte. Mit vier amüsierte er seine Eltern damit, dass er hinter allen Bällen herrannte, die man in seine Richtung warf. Mit fünf jedoch war er auffallend vorsichtig und hielt sich krampfhaft am Geländer fest, wenn er langsam die Treppe hinauf- oder hinunterging.

Seinen Eltern fiel nichts auf, aber Joeys Gesundheit verschlechterte sich schleichend. Er lernte spät laufen, nur selten fing er einen Ball oder hüpfte oder sprang auf dem Spielplatz wie andere Kinder seines Alters. Seine geringe Körpergröße war ein weiteres Anzeichen, dass etwas nicht stimmte, ebenso wie sein krampfhaftes Festhalten am Treppengeländer. Die Kindergärtnerin berichtete, dass Joey schlecht hörte und sich langsamer entwickelte als erwartet, aber jedes Anzeichen wurde abgetan mit der Bemerkung, dass »Kinder sich eben unterschiedlich schnell entwickeln«. Dass eine Bleivergiftung dahintersteckte, vermutete niemand.

Symptome einer leichten Bleivergiftung sind unter anderem Durchfall, Reizbarkeit und Lethargie. Bei höheren Bleidosierungen sind die Symptome stärker ausgeprägt, aber immer noch nicht leicht einer bestimmten Ursache zuzuordnen. Kinder entwickeln Gleichgewichtsstörungen, ihre kognitiven, verbalen und Wahrnehmungs-Fähigkeiten verschlechtern sich, es kommt zu Lernbehinderung und Verhaltensstörungen. Noch besorgniserregender ist die Tatsache, dass bereits eine Bleiexposition von nur einem Jahr Dauer ausreichen kann, um Gehirn, Nervensystem und psychische Funktionsfähigkeit nachhaltig zu schädigen. In jüngerer Zeit durchgeführte Experimente haben gezeigt, dass diese Effekte bereits bei geringeren Dosierungen auftreten, als bisher angenommen wurde. Der Public Health Service hat Bleivergiftungen als die schlimmste Umweltgefahr für Kinder ausgemacht.

Auf Embryonen, Säuglinge und Kinder hat Blei eine besonders aggressive Wirkung, da der Körper in Phasen starken Wachstums Blei besonders effektiv aufnimmt. Blei passiert mühelos die Plazenta und verursacht daher schwere Schäden an dem sich entwickelnden Nervensystem des Embryos. Säuglinge und Kleinkinder nehmen fünf- bis zehnmal so viel Blei auf wie Erwachsene. Jedes sechste Kind im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren und jeder neunte Embryo ist gefährlich hohen Bleikonzentrationen ausgesetzt! Bei einer nährstoffarmen Diät nimmt die Bleiaufnahme sogar noch zu. Da viele der Nahrungsmittel, die Kinder heutzutage zu sich nehmen, zu wenig Nährstoffe enthalten, stellt die Aufnahme von Blei ein besorgniserregendes Problem dar.

Alle Lebensmittel enthalten gewisse Mengen an Blei. Zum großen Teil, vielleicht sogar ausschließlich, ist dies auf die Umweltverschmutzung durch die Industrie zurückzuführen. Die Menschen kommen mit Blei in Kontakt über Benzin, Farben, Druckerschwärze von Zeitungen, Batterien, Wasserleitungen, Blechdosen und Pestizide, ebenso über die Industrieschadstoffe, die in unsere Luft und unser Wasser eingeleitet werden. Blei findet seinen Weg über den Regen und den Boden, und von da aus in die Pflanzen und Tiere, von denen sich die Menschen ernähren. In die Nahrung gelangt Blei auch über Behälter für Lebensmittel, zum Beispiel mit Blei verlötete Konservendosen und alte oder importierte Tongefäße mit bleihaltiger Glasur. Wandfarben in alten Häusern oder Wohnungen enthalten Blei. Viele Kinder sind schwer krank geworden und gestorben, weil sie auf abgeblätterter Farbe herumgekaut haben. Menschen, die in lackierten Badewannen gebadet hatten, erkrankten an schwerer Bleivergiftung. Zwar enthalten die Farben, die für den Wohnbereich verwendet werden, mittlerweile kein Blei mehr, wohl aber manche Farben für andere Zwecke, zum Beispiel für die Geräte auf Spielplätzen. Rohre mit bleihaltigen Lötverbindungen geben ebenfalls Blei an das Bade- und Trinkwasser ab. Blei im Wasser ist der häufigste Schadstoff in den Vereinigten Staaten.

Nach Understanding Normal and Clinical Nutrition von Eleanor Noss Whitney, Ph. D., R. D., et al.

1973 wurde Viehfutter, das im ganzen US-Bundesstaat Michigan ausgeliefert wurde, versehentlich eine halbe Tonne polybromiertes Biphenyl (PBB), eine toxische Chemikalie, beigemischt. Millionen kontaminierter Tiere kamen in den Verkauf, und die Chemikalie wurde auch von den Menschen aufgenommen, die deren Fleisch aßen. Die Tragweite des Vorfalls begann sich abzuzeichnen, als die Farmer berichteten, dass ihre Kühe keine Milch mehr gaben, Fehlgeburten hatten und anormale Wucherungen aufwiesen. Obwohl schließlich über 30 000 Rinder, Schafe und Schweine und über eine Million Hühner notgeschlachtet wurden, blieben die Menschen dennoch nicht verschont. Im Jahr 1982 schätzte man, dass 97 Prozent der Bewohner von Michigan mit PBB belastet waren.

Ende der 1980er-Jahre erkrankten in den Vereinigten Staaten mehr als 1500 Menschen an einer unbekannten Krankheit, die in der Folge den Namen »Eosinophilie-Myalgie-Syndrom« (EMS) erhielt. Ein Drittel der Erkrankten musste stationär behandelt werden, und Dutzende starben. Als Ursache der Erkrankung konnte eine verunreinigte Charge eines Tryptophanpräparats ermittelt werden. Tryptophan ist eine essenzielle Aminosäure, ein häufig verkauftes Nahrungsergänzungsmittel.

Auch Pestizide sind Schadstoffe, die gezielt in die Umwelt freigesetzt werden. Pestizide verursachen Geburtsfehler, Unfruchtbarkeit, Tumoren, Organschäden und Beeinträchtigungen des Zentralnervensystems. Für gewöhnlich können wir Pestizide in unserer Nahrung weder sehen noch schmecken, daher ist es so gut wie unmöglich, sie wahrzunehmen. Staatliche Stellen legen Toleranzschwellen für Pestizidrückstände in Nahrungsmitteln fest. Die Bestimmungen variieren von Land zu Land, wobei manche Länder sehr großzügig sind; infolgedessen können importierte Lebensmittel sowohl höhere Pestizidkonzentrationen als einheimische enthalten wie auch Pestizide, die in diesem Land verboten sind.

Pestizide sind nicht nur eine Quelle von Schadstoffen in Obst und Gemüse, sondern auch in tierischen Produkten. Pestizidrückstände reichern sich im Fett von Tieren an. Die Muskelfasern sind mit Fett durchsetzt. Wenn wir also Fleisch essen, selbst magere Sorten, nehmen wir nicht nur Cholesterin und gesättigte Fette, sondern auch Pestizidrückstände zu uns.

Giftstoffe werden Lebensmitteln gezielt zugesetzt, und zwar in Form von Vitaminen, Farbstoffen, Geschmacksstoffen, Geschmacksverstärkern, Konservierungsstoffen, Emulgatoren, Süßungsmitteln etc. Manche Zusatzstoffe sind relativ harmlos, zum Beispiel Ascorbinsäure (Vitamin C); andere sind hochgefährlich, zum Beispiel Saccharin, ein bekanntes Karzinogen. Chemische Zusatzstoffe, die für ihre gesundheitsschädigende Wirkung bekannt sind, unterliegen meist Beschränkungen, sodass in Lebensmitteln nur geringe Mengen erlaubt sind. Das gilt aber keineswegs für alle, beispielsweise nicht für Mononatriumglutamat (MSG), einen für seine gesundheitsschädigende Wirkung bekannten Geschmacksverstärker. MSG wird für Fertiggerichte und in Restaurantküchen, besonders in Chinarestaurants, verwendet. Die Nebenwirkungen des Verzehrs von MSG sind unter der Bezeichnung »Chinarestaurant-Syndrom« bekannt. Zu den Symptomen gehören unter anderem Brennen, Rötung oder Schmerzen im Gesicht und auf bzw. in der Brust und heftige Kopfschmerzen.

Konservierungsmittel sind Giftstoffe, die Lebensmitteln zugesetzt werden, um deren Oxidierung zu verhindern und das Wachstum von Mikroorganismen zu verhindern oder zu hemmen. Bei zahlreichen Lebensmitteln, Getränken und Medikamenten ist der Zusatz von Sulfiten gang und gäbe. Die Verwendung von Sulfiten in Salattheken, um rohes Obst und Gemüse möglichst lange frisch aussehen zu lassen, ist in den Vereinigten Staaten mittlerweile verboten (in Deutschland müssen sie lediglich als Nahrungsmittelzusatzstoff E220 gekennzeichnet werden; Anmerkung der Redaktion). Das Verbot wurde eingeführt, nachdem Sulfite zu unerwünschten Nebenwirkungen bei Asthmatikern geführt hatten. In manchen Fällen waren diese Reaktionen gravierend und in einigen Fällen sogar tödlich. Sulfite zerstören zudem einige Vitamine im Obst. Bei Trockenobst und anderen Lebensmitteln werden Sulfite weiterhin eingesetzt. Zahlreiche weitere chemische Konservierungsstoffe und Lebensmittelzusätze haben schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen.

Einige wichtige Schwermetallschadstoffe

Metall

Quellen

Toxische Wirkung

Aluminium

Wird in der Herstellung oder Verarbeitung von Lebensmitteln, Kosmetikprodukten und Medikamenten eingesetzt; dient als Lebensmittelzusatzstoff und zur Reinigung von Wasser.

Rückenmarks- und Hirnerkrankungen, Knochenschmerzen

Cadmium

Wird in industriellen Verfahren eingesetzt, unter anderem in der Galvanotechnik, der Herstellung von Kunststoffen, Batterien, Dampflampen, Legierungen, Farbpigmenten und als Ersatzstoff für Zinn in der Löttechnik; ist ein Bestandteil von Zigarettenrauch.

Emphysem, Müdigkeit, Kopfschmerz, Erbrechen, Anämie, Verlust des Geruchssinns, Nierenversagen

Chrom

Wird in der Autoherstellung eingesetzt.

Lungenkrebs, Nierenschäden

Blei

Wird in der Löttechnik, in Benzin, Druckerschwärze für Zeitungen, Batterien und einigen nicht für den Wohnbereich zugelassenen Farben eingesetzt.

Schädigung des Nervensystems, des Blutbildungssystems, der Nieren, des Fortpflanzungsapparats, des endokrinen Systems

Quecksilber

Weit verbreitet in aus der Erdoberfläche austretenden Gasen; hohe lokale Konzentrationen durch Industrie, Elektrogeräte, Farben, Pestizide

Schädigung des Nervensystems und daraus resultierend psychische Störungen, unter anderem Erregbarkeit und Jähzorn, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisschwäche, Depressionen, Müdigkeit, Schwäche, Kopfschmerz, Magen-Darm-Störungen

Nach R. W. Miller: The metal in our mettle, FDA Consumer, Dezember 1988/Januar 1989

Dazu kommt die unbeabsichtigte Verunreinigung von Lebensmitteln durch Stoffe, die bei der Ernte, der Herstellung, der Verarbeitung sowie der Lagerung und der Verpackung in Lebensmittel gelangen. Beispiele hierfür sind Tierhaare, Mäusekot, winzige Partikel von Kunststoffen, Glas, Papier, Blech und anderen Verpackungsmaterialien sowie chemische Substanzen wie die bei der Verarbeitung oder Reinigung verwendeten Lösungsmittel. Diese unbeabsichtigte Schadstoffbelastung gilt als unvermeidlich, und die staatlichen Stellen lassen bestimmte messbare Mengen dieser Substanzen in Lebensmitteln zu.

Angesichts all dieser Toxine, die durch industrielle Verschmutzung, Pestizide, chemische Zusatzstoffe und unbeabsichtigte Verunreinigung in die Nahrung und ins Trinkwasser gelangen, scheint es praktisch unmöglich, ihnen zu entgehen.

Die Menge von Lebensmittelzusatzstoffen und anderen Schadstoffen, die jemand an einem Tag aufnimmt, hat zwar vielleicht nur geringe Wirkung auf die Körperorgane und deren Funktion, die wiederholte Aufnahme führt jedoch zu kumulativen Effekten. Sind wir über Jahrzehnte den Giftstoffen in Lebensmitteln ausgesetzt, so hat das einen zwar schrittweisen, aber gravierenden Einfluss auf unsere Gesundheit, der sich mit zunehmendem Alter bemerkbar macht. Bis Sie 65 Jahre alt sind, haben Sie etwa 50 000 Kilogramm Lebensmittel gegessen und damit fast 5000 Kilogramm Lebensmittelzusatzstoffe und Lebensmittelverunreiniger zu sich genommen! Der Verzehr dieser schädlichen Substanzen wird sich mit 65 Jahren ganz sicher in Ihrer Gesundheit niederschlagen, wenn nicht schon lange vorher.

Verschmutzung des Wassers

1993 erkrankten in und um Milwaukee fast eine halbe Million Menschen, nachdem sie verschmutztes Leitungswasser getrunken hatten. Über 100 von ihnen starben. Ursache war Cryptosporidium, ein Bakterium, das im Dung von Rindern vorkommt. Cryptosporidium ist chlorresistent. Der Vorfall in Milwaukee war der größte Ausbruch einer durch Wasser übertragenen Krankheit in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Kleinere Ausbrüche kommen dauernd vor. Nur drei Monate nach dem Vorfall in Milwaukee wurden im Wasser, das Zehntausende New Yorker versorgte, Bakterien in gesundheitsschädlich hohen Konzentrationen festgestellt. In mindestens sechs weiteren Staaten kam es ebenfalls zu gravierendem Bakterienbefall. Einem neueren Bericht zufolge könnte Cryptosporidium in geringeren Mengen in jedem Wasserversorgungssystem der USA vorhanden sein.

In dem Bestreben, unser Trinkwasser hygienisch einwandfrei zu machen, behandeln die örtlichen Versorgungsbetriebe das Wasser routinemäßig mit Chlor, Aluminium und anderen Desinfektionsmitteln, um Mikroorganismen abzutöten. Durch die Behandlung des Wassers wurde die Gefahr von Cholera, Typhus und anderen früher häufigen tödlichen Krankheiten gebannt. Aber kann man unser Wasser ohne Bedenken trinken?

Die Aufbereitung des Wassers beseitigt die meisten mikrobiellen Krankheitserreger und Parasiten, aber keineswegs alle. Das Wasser in unseren Haushalten, auch das Trinkwasser, kommt aus Reservoiren über Aufbereitungsanlagen zu uns. Dieses Wasser wird mit Wasser aus Bächen, Regenwasser, Grundwasser sowie Haushaltsabwässern und von Grasflächen, Straßen und Rinnsteinen versickerndem bzw. ablaufendem Oberflächenwasser aufgefüllt. Alle Abfallstoffe – einschließlich der Chemikalien, die normalerweise im Haushalt verwendet werden, wie Pestizide, Düngemittel, Abflussreiniger, Seife, Waschmittel, Ammoniak –, die in die Kanalisation gespült werden, finden ihren Weg in die öffentliche Wasserversorgung. Klärwerke sind darauf ausgelegt, dem Abwasser organische menschliche Abfallstoffe zu entziehen, aber nicht Pestizide oder sonstige Chemikalien. Wenn diese Chemikalien das Klärwerk passieren, bleiben Giftstoffe im durchfließenden Wasser zurück. Auch industrielle Verunreinigungen und Abfallstoffe, Kunstdünger oder Pestizide werden nicht vollständig entfernt. Vor Kurzem warnte die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA in acht Staaten des Mittleren Westens vor durch hohe Pestizidkonzentrationen verunreinigtem Wasser. Die Wasseraufbereitung selbst trägt durch Zugabe Dutzender zum Teil giftiger chemischer Substanzen zur Schadstoffbelastung bei. Wenn wir Leitungswasser trinken, bekommen wir de facto einen gesundheitsschädlichen Chemiecocktail.

Nach einer Studie von Ralph Nader enthält das Trinkwasser in den Vereinigten Staaten über 2100 giftige Chemikalien. Darunter sind unter anderem flüchtige organische Chemikalien, die einer ausdrücklichen Regulierung durch die Umweltschutzbehörde EPA unterliegen. Obwohl die EPA solche Chemikalien bis zu bestimmten Höchstwerten zulässt, empfiehlt sie für sieben dieser Stoffe, die als hochgiftig bekannt oder verdächtig sind, beim Trinkwasser eine Konzentration von null. Zwei dieser Stoffe, Benzol und Vinylchlorid, sind als krebserregend bekannt.

Ist das Trinkwasser sicher?

Niederschlagswasser aus den nordamerikanischen Rocky Mountains fließt von der kontinentalen Wasserscheide entweder nach Osten oder nach Westen ab. Alle größeren Flüsse westlich der Wasserscheide fließen nach Westen und schließlich in den Pazifischen Ozean. Die Flüsse östlich davon fließen zum Mississippi und zum Golf von Mexiko. Das Trinkwasser und das Wasser für die Landwirtschaft für einen Großteil des Kontinents werden aus diesen Flüssen entnommen.

Der Staat Colorado wird durch die kontinentale Wasserscheide in zwei Teile geteilt. Der Schnee auf den Gipfeln von Colorado liefert Wasser für einen großen Teil der Vereinigten Staaten. Eine neuere Studie des U. S. Geological Survey fand heraus, dass die kleineren Flüsse in Colorado bis zu 30 verschiedene Pestizide enthalten. Bei den Chemikalien Diazinon, Alachlor und Cyanazin wurden Konzentrationen festgestellt, die über den für Trinkwasser unbedenklichen Werten lagen. Mindestens drei Herbizide – Atrazin, Simazin und Prometon – wurden ganzjährig nachgewiesen, unabhängig von der Jahreszeit oder Durchflussmenge. Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass das Wasser schon in den Oberläufen in den Rocky Mountains gefährlich hoch belastet ist, bevor es überhaupt als Trinkwasser oder in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Das Problem verschärft sich dadurch, dass die Flüsse in ihrem weiteren Verlauf bis zum Meer noch mehr Schadstoffe mit den Pestiziden, Herbiziden und industriellen Verunreinigungen aufnehmen, die mit dem Oberflächenwasser hineingelangen. Folglich erhält der Rest des Landes, der von diesem Wasser abhängig ist, eine hochgradig kontaminierte Brühe. Auch die Fische aus diesen Flüssen sind belastet.

Manche Menschen fühlen sich vielleicht sicher, weil sie Brunnenwasser verwenden oder Nahrungsmittel von Feldern essen, die mit Wasser aus unterirdischen Reservoiren bewässert werden. Aber sie denken nicht weiter darüber nach, wo dieses Wasser eigentlich herkommt. Unterirdische Reservoire werden durch das versickernde Oberflächenwasser gefüllt – genau dasselbe verseuchte Wasser wie das in unseren Bächen und Flüssen.

Aus Environmental Science & Technology, Jg. 30, Ausgabe 3/1996

Die EPA kennt drei Hauptverunreiniger im Trinkwasser: (1) Mikroben (Viren, Bakterien, Parasiten), (2) chemische Substanzen (anorganische wie Blei und Nitrat und organische wie Benzol) und (3) Nebenprodukte, die bei Desinfektionsmaßnahmen entstehen (etwa die Substanzen, die sich bei der Reaktion von Chlor mit den Resten von organischem Abfall, zum Beispiel Laub, bilden). Die im Zusammenhang mit gesundheitlichen Problemen häufigsten Verunreiniger sind Bakterien, Blei, Nitrat, Radium und Desinfektionsmittel. Chlor und andere schädliche Substanzen, die dem Wasser absichtlich zugesetzt werden, gelten bei der EPA nicht als Verunreiniger.

Herbizide, Pestizide und Nitrate (aus Düngemitteln) sind toxische Chemikalien, die durch Oberflächenwasser von landwirtschaftlichen Anbauflächen, von den gepflegten Golfplätzen und Parks ebenso wie von unserem eigenen, chemisch behandelten Rasen in unser Wasser gelangen. Bei Kindern unter einem Jahr können Nitrate das sogenannte »Blue-Baby-Syndrom« verursachen, eine potenziell tödliche Blutkrankheit. Diese in der Landwirtschaft verwendeten Chemikalien sickern in den Boden und in Bäche und verseuchen so das Grundwasser, das wiederum Wasserreservoire verseucht, aus denen Trinkwasser entnommen wird.

Toxische Schwermetalle wie Blei, Quecksilber, Arsen und Aluminium und radioaktive Mineralien wie Radium oder Uran finden sich ebenfalls in gefährlich hohen Konzentrationen. Teilweise lassen sie sich durch Filterverfahren entfernen, die kleineren, mikroskopisch feinen Teilchen allerdings nicht. Blei ist besonders besorgniserregend, da es auf dem Weg durch die öffentlichen Leitungen vom Wasserwerk zu Ihrem Haus und durch Ihre eigenen Hausleitungen ins Wasser gelangen kann. Blei kann aus den Lötstellen in Ihren Leitungen oder den öffentlichen Zuleitungen zu Ihrem Haus ausgewaschen werden. Die EPA hat kürzlich überhöhte Bleikonzentrationen in 819 Wasserversorgungssystemen festgestellt, die 30 Millionen Menschen versorgen. Die Identifizierung von Problemen bedeutet aber nicht unbedingt deren Beseitigung. Diese Menschen trinken immer noch belastetes Wasser, obwohl das Problem bekannt ist.

Bakterien können Wasser infizieren, nachdem es das Wasserwerk verlassen hat, auch wenn es chemisch behandelt wurde, wie in dem Fall der Cryptosporidium-Bakterien, die den Krankheitsausbruch von Milwaukee verursachten. Bakterien sind die größte Gefahr, da sie unverzüglich Gesundheitsprobleme verursachen können. Aus diesem Grund werden dem Wasser Chlor und andere Desinfektionsmittel zugesetzt.

Es wird behauptet, dass die Vorteile des Chlors die damit verbundenen Risiken überwiegen. Chlor tötet die Bakterien ab, die früher Cholera- und Typhusepidemien ebenso wie andere Krankheiten verursachten. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch Chlor für den Menschen giftig ist. Aufgrund der niedrigen Konzentrationen ist das Risiko einer sofortigen Schädigung zwar gering, die Aufnahme von Chlor über einen längeren Zeitraum ist jedoch höchst bedenklich. Chlor verbindet sich mit organischem Material, das von Natur aus im Wasser vorkommt, zu krebserregenden Substanzen. Mehrere Langzeitstudien weisen darauf hin, dass bei Menschen, die gechlortes Wasser trinken, die Krebsrate erhöht ist. Zudem gibt es Belege für einen Zusammenhang zwischen Chlor und Blasen- und Darmkrebs, Herzerkrankungen sowie Schlaganfällen.

Chlor gelangt nicht nur über das Trinkwasser in unseren Körper, es wird auch absorbiert und eingeatmet. Chlor und andere Chemikalien werden beim Duschen oder Baden über die Haut aufgenommen. Während einer zehnminütigen Dusche kann der Körper genauso viel Chlor aufnehmen, wie in acht Gläsern Trinkwasser enthalten ist. Ein weiteres Risiko insbesondere beim Duschen ist das Einatmen des Gases Chloroform, eines toxischen Chlornebenprodukts.

Wenn Sie Ihr Wasser aus einem Brunnen beziehen, hilft das zwar, Chlor zu vermeiden, nicht aber Verunreinigungen. Die Gefahr von Bakterien besteht immer, insbesondere in Gegenden mit Viehhaltung. Häufig ist das Grundwasser, das den Brunnen speist, ebenso verschmutzt wie jedes andere Wasser. Die Wahrscheinlichkeit von Verunreinigungen ist am höchsten, wenn der Brunnen nur wenige Kilometer von einem Bauernhof (einer Quelle von Pestiziden, Herbiziden, Kunstdünger und Tierkot), einer Tankstelle, Raffinerie, Chemiefabrik, Mülldeponie oder Militärbasis entfernt liegt. Diese Quellen verunreinigen nicht nur unser Grundwasser, sondern auch unsere Reservoire. Heutzutage gibt es kein sicheres Wasser.

Luftverschmutzung

»Großbritannien ist die saubere Luft ausgegangen«, berichtet der Daily Telegraph. Jedes Jahr sterben etwa 11 000 Briten an Luftverschmutzung durch Kraftfahrzeuge. Professor Stuart Penkett von der University of East Anglia warnt: »Autos verändern die chemische Zusammensetzung unserer gesamten Atmosphäre.« Die Weltgesundheitsorganisation erklärt: »Etwa die Hälfte der städtischen Bevölkerung in Europa und Nordamerika ist inakzeptabel hohen Konzentrationen von Kohlenmonoxid ausgesetzt.«

Die Verschmutzung unserer Luft ist eine der größten Bedrohungen unserer Gesundheit. Wir können von den Auswirkungen der Luftverschmutzung betroffen sein, auch wenn wir noch so sehr versuchen, das zu vermeiden. Kilometerweit entfernte Fabrikschlote können schädliche Abgase ausstoßen, und die toxischen Elemente können ohne Vorwarnung nach unten sinken und Sie einhüllen. Wir alle kennen die Risiken des Rauchens. Sogar für Nichtraucher kann der Zigarettenrauch anderer Menschen dieselben unerwünschten Nebenwirkungen haben. Luftverschmutzung durch Industrie und Autoabgase ist relativ leicht zu identifizieren und manchmal auch zu riechen, aber es gibt viele andere ebenso gefährliche Schadstoffe in der Luft, die wir nicht riechen können. Kohlenmonoxid ist ein geruchloses Gas, das von Autos, Heizungsanlagen, Gasöfen und anderen Geräten ausgestoßen wird. Dieses Gas ist hochgiftig.

Passivrauchen

Durch Passivrauchen gelangt Zigarettenrauch in die Lungen von etwa 88 Prozent der Nichtraucher, und das trotz des zurückgehenden Tabakkonsums und verstärkter Bemühungen um rauchfreie Zonen in Restaurants und Büroräumen.

Blutproben von 10 642 Personen ab einem Alter von vier Jahren zeigten, dass eine Belastung durch Tabakrauch praktisch überall gegeben ist, selbst bei Menschen, die weder rauchen noch mit Rauchern zusammenleben oder – arbeiten. Das ergab kürzlich eine Studie.

UPI News Service

Da wir ständig verschmutzte Luft einatmen, betrachten wir das mittlerweile als normal. In der Regel bemerken wir keine unmittelbaren Auswirkungen, wenn wir diese Schadstoffe einatmen – außer vielleicht einen leichten Schnupfen, gelegentlichen Husten oder Kopfschmerz –, also ignorieren wir die Gefahr. Die Schadstoffe, die durch Industrie, Autos, Zigaretten und Haushaltschemikalien in die Luft gelangen, können sich jedoch verheerend auf Ihre Gesundheit auswirken. Ebenso wie bei den chemischen Substanzen in unserem Wasser und in Lebensmittelzusatzstoffen zeigen sich die Wirkungen nicht sofort, ihre Langzeitfolgen können jedoch gravierend sein.

Dr. James Fraly, der Medizinische Direktor der Immuno Labs in Fort Lauderdale, Florida, erinnert sich an die Behandlung eines Heuschnupfenpatienten, der das Gefühl hatte, von allen Seiten bombardiert zu werden. »Er hatte ständig Schnupfen, den er auf Pollen, Staub, Zigarettenrauch und die Sulfite in vielen Lebensmitteln zurückführte. Seine Hände waren von einem feuerroten Ausschlag bedeckt, und er litt an beängstigenden Anfällen von Benommenheit. Er hatte bereits diverse Ärzte konsultiert und sträubte sich dagegen, noch mehr Medikamente einzunehmen.«

Dr. Fraly stellte fest, dass die Benommenheit des Patienten von petrochemischen Substanzen in den Vorhängen und im Teppich seines neuen Büros verursacht wurde. Er begann mit einem Programm hochdosierter Nahrungsergänzungsmittel, um die Abwehrkräfte des Patienten zu stärken, und die problematischen Vorhänge und der Teppich wurden durch Jalousien und Fliesen ersetzt. »Nach acht Monaten hatten sich die Symptome des Patienten so weit verbessert, dass er zum ersten Mal in seinem Leben nicht mehr ständig eine Packung Taschentücher bei sich haben musste.«

Wie gefährlich manche Haushaltsprodukte sind, wird den Menschen erst klar, wenn es zu einem schweren Zwischenfall kommt. Eines Morgens stellten Al und Gail Bustaque beim Aufstehen fest, dass das Auto ihres 16-jährigen Sohnes Freddy noch immer in der Einfahrt parkte. Normalerweise fuhr Freddy, ein gescheiter, sprachgewandter Computerfreak, frühmorgens los zu seinem Ferienjob, bevor seine Eltern aufwachten. Al glaubte, Freddy habe verschlafen, und ging zu dessen Zimmer. Er rief den Namen seines Sohnes und klopfte an die Tür. Keine Antwort. Er rief wieder und öffnete die Tür. Freddy lag ausgestreckt auf dem Rücken auf dem Bett, immer noch in den Kleidern, die er am Vorabend getragen hatte. Sein Körper war kalt und leblos.

Trotz allen Entsetzens bemerkte Al eine Spraydose mit Lufterfrischer, die neben seinem Sohn auf dem Bett lag. Bei der Obduktion stellte sich dann heraus, dass Freddy gestorben war, weil er die Dämpfe des Lufterfrischers eingeatmet hatte. Die giftigen Chemikalien im Treibgas hatten einen Herzstillstand verursacht. Ein Tod wie Freddys wird als »Sudden Sniffing Death« (SSD) bezeichnet. Viele Menschen versuchen, durch das Inhalieren oder »Schnüffeln« von Haushaltsprodukten zu einem billigen Rausch zu kommen. Zu intensives Schnüffeln ebenso wie versehentliches Einatmen kann jedoch zu SSD führen.

Sowohl Haushalts- als auch Industriechemikalien können die lebenswichtigen Zellen in der Leber und den Nieren schädigen und damit die Funktion dieser Organe beeinträchtigen. Leber und Nieren sind die wichtigsten Organe für die Entgiftung des Körpers. Wenn sie nicht richtig arbeiten, sammeln sich bedenklich hohe Giftkonzentrationen im Körper an.

In manchen Fällen ist der durch Haushaltschemikalien verursachte Schaden irreversibel. Dr. Milton Tenenbein, Kinderarzt und Toxikologe am Children’s Hospital im kanadischen Winnipeg, behandelt seit fast 20 Jahren Patienten, die mit Haushaltschemikalien in hohen Dosierungen in Kontakt gekommen sind. Zusätzlich zu den typischerweise mit dem Schnüffeln assoziierten Hirnschäden hat er eine ganze Reihe weiterer Effekte beobachtet, unter anderem Taubheit und Lungen- und Nierenschäden. Außerdem stellt er fest, dass es in einigen Fällen aufgrund einer als »periphere Neuropathie« bezeichneten Störung zu Lähmungen in Armen und Beinen kommen kann – bereits nach sechs Monaten starker Exposition. Bei Patienten mit Lähmungen ist eine Besserung möglich, so sagt er, allerdings könne das bis zu zwei Jahre dauern. Die Hirngeschädigten haben weniger Glück. Tenenbein sagt, wenn man diesen Chemikalien hinreichend lange ausgesetzt sei, sei die Frage nicht, ob, sondern wann ein irreversibler Hirnschaden eintritt. Eine versehentliche Belastung mit diesen Chemikalien kann ebenso gefährlich sein wie Schnüffeln.

Die meisten von uns wissen nicht, dass die Dämpfe gängiger Haushaltsprodukte wie Lufterfrischer giftig sind. Schließlich sollen Lufterfrischer ja die Luft »reinigen«, sodass man besser atmen kann. Unsere Häuser und Wohnungen sind voller giftiger Chemikalien, die tödlich sein können – Dämpfe von Produkten wie Filzstiften, der Flüssigkeit in Feuerzeugen, Klebstoffen, Korrekturflüssigkeit für Schreibmaschinen, Farben, Farbverdünnern, Benzin, Sprays, Putz- und Waschmitteln, Weichspülern, Insektensprays etc. ebenso wie Rückstände von Chemikalien und Partikel in Teppichen, Vorhängen, Reinigern, Glasfaserdämmungen, Kunststoffen, Tapeten, Wandtäfelungen, Lötstellen und anderen Baumaterialien. Jedes für sich genommen stellt in der Regel keine große Gefahr dar, wenn man nur kurz und mit kleinen Mengen in Kontakt kommt. In höheren Mengen allerdings, wie in Freddys Fall, können sie sofort krank machen oder zum Tod führen. Ist man nur geringen Konzentrationen ausgesetzt, aber über einen längeren Zeitraum, kommt es zu einem kumulativen Effekt. Irgendwann, wenn die Körperabwehr genügend geschwächt ist, stellen sich die Symptome ein. Die Art der Symptome hängt von der Art der Chemikalie sowie von anderen Faktoren wie Lebensweise und Ernährung ab. Das ist der Grund, warum umweltbedingte Erkrankungen aufgrund von Luftverschmutzung in der Regel dem Älterwerden, erblicher Veranlagung, Viren oder anderen Faktoren außerhalb unserer Kontrolle angelastet werden, und deswegen können wir, so sagt man uns, auch nichts dagegen machen, außer die Symptome zu unterdrücken und bis zu unserem Tod so weiterzuleben wie bisher.

Wenn Sie in einem aus konventionellen Materialien errichteten Gebäude leben oder arbeiten und chemische Haushaltsprodukte verwenden, sind Sie durch Luftverschmutzung gefährdet. In Verbindung mit Auto- und Fabrikabgasen und Zigarettenrauch sind wir ständig gewaltigen Schadstoffkonzentrationen ausgesetzt. Falls Sie nicht meilenweit entfernt von der Zivilisation auf dem Land leben, in einem ausnahmslos aus vollkommen natürlichen Materialien erbauten Haus wohnen und keinerlei Sprays oder sonstige chemische Mittel benutzen, können Sie der Luftverschmutzung gar nicht entkommen.

Kosmetik- und Haushaltsprodukte

Gängige Produkte, die wir jeden Tag benutzen, belasten uns mit gefährlich hohen Giftstoffkonzentrationen. Manche dieser Produkte nehmen wir in den Mund, andere tragen wir auf die Haut auf. In beiden Fällen wandern die Giftstoffe durch unsere Haut oder Schleimhaut und gelangen ins Blut.

Viele Produkte in der täglichen Körperpflege und im Haushalt stellen ein Gesundheitsrisiko dar. Babyshampoo zum Beispiel wird als so sanft gepriesen, dass man es unbesorgt bei Babys anwenden kann. Weil es ihnen nicht in den Augen brennt, muss es gut sein, nicht wahr? Stimmt nicht! Das vermittelt nur ein falsches Gefühl der Sicherheit, denn Babyshampoos greifen die Augen sehr stark an. Sie brennen nur deshalb nicht, weil die Hersteller ihnen Betäubungsmittel – Schmerzmittel – zugesetzt haben, die die Nerven angreifen und betäuben, sodass das Schmerzsignal nicht ans Gehirn weitergeleitet wird. Dieses Verfahren ist nicht auf Shampoos beschränkt, sondern wird in vielen Produkten angewendet. Lufterfrischer von der Art, die Freddy umgebracht hat, erfrischen weder die Luft noch vernichten sie üble Gerüche. Sie überdecken den Geruch lediglich mit Duftstoffen und lähmen den Geruchssinn mit Betäubungsmitteln.

Ein weiterer Stoff, der sich oft in Haushalts- und Körperpflegeprodukten findet, ist Quecksilber. Quecksilber ist eines der giftigsten anorganischen Schwermetalle, die wir kennen. Seine Auswirkungen sind äußerst vielfältig, und es hinterlässt seine Spuren in buchstäblich jedem einzelnen Teil und jedem einzelnen System unseres Körpers. Die Belastung durch Quecksilber ist – aufgrund seiner zahlreichen industriellen und gewerblichen Anwendungen (unter anderem Haarfärbeprodukte, Wimperntusche und Hautcremes) – verantwortlich für die erheblichen Quecksilberanreicherungen in unserem Körper. Studien haben gezeigt, dass Quecksilber Nieren, Gehirn, Herz, Darm, Leber, Hoden, Eierstöcke und Bauchspeicheldrüse sowie Schilddrüse, Nebennieren und Hypophyse angreift. Das gesamte Immunsystem wird geschädigt, und damit lassen die Selbstheilungskräfte des Körpers nach.

Eine neuere Studie des Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle, Washington, stellte einen Zusammenhang zwischen Eierstockkrebs und Scheidenpflegeprodukten fest. An der vergleichenden Studie nahmen 735 Frauen zwischen 20 und 79 Jahren teil. Bei 313 Probandinnen war zuvor Eierstockkrebs diagnostiziert worden, bei den anderen 422 zufällig ausgewählten Frauen jedoch nicht. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass bei Frauen, die Deosprays und – puder im Genitalbereich verwendeten, das Risiko für Eierstockkrebs um bis zu 50 Prozent erhöht war.

Hier wurden nur einige wenige Beispiele angeführt, aber wie viele Produkte verwenden Sie zu Hause oder bei der Arbeit, für deren Herstellung Kunststoff, Klebstoff, Farbe, Lack und andere chemische Substanzen verwendet wurden? Möglicherweise sind sie nicht alle schädlich. Viele sind es jedoch, und in Kombination können sie umweltbedingte Erkrankungen verursachen – und tun es auch.

Gefahren am Arbeitsplatz

Nach Aussage des Dänischen Krebsregisters zeigte eine über 20 Jahre laufende Studie, dass Frauen, die mit Textilreinigungsprodukten arbeiten, fünfmal so häufig an Leberkrebs erkranken wie andere. Beim Pflegepersonal auf Krebsstationen in Krankenhäusern war das Leukämierisiko fast zehnmal höher. Die Ursache hierfür ist der Umgang mit den routinemäßig in der Behandlung von Krebspatienten eingesetzten Anti-Krebs-Medikamenten. Das größte Gesundheitsrisiko war allerdings, wie zu erwarten, das Rauchen.

The HealthKeepers Journal, Ausgabe 16/6

Hormone in der Umwelt

Hormone sind von Organen gebildete chemische Substanzen zur Steuerung der Körperfunktionen und der körperlichen Entwicklung. Wird von einem Hormon zu viel oder zu wenig gebildet, so kann dies gravierende Folgen haben und zu verschiedenen Anomalitäten führen. So steuert zum Beispiel die Sekretion des Wachstumshormons die Geschwindigkeit, mit der der Körper wächst. Zu viel Wachstumshormon führt zu Riesenwuchs, zu wenig zu Kleinwüchsigkeit. Die Bildung und die Abgabe der richtigen Menge von Hormonen sind entscheidend für unsere Gesundheit. Die Bedeutung der Hormone kann nicht hoch genug bewertet werden. Sie sind die wichtigsten Regulatoren des Stoffwechsels, von Wachstum und Entwicklung, Fortpflanzung und vielen anderen Körpervorgängen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Homöostase, des Gleichgewichts, innerhalb des Körpers. Sie sind nicht nur für die Gesundheit und das Überleben jede Einzelnen von uns verantwortlich, sondern auch für das Überleben der Gattung Mensch überhaupt.

Heute gibt es zahlreiche Krankheiten, die durch übermäßige oder mangelnde Hormonsekretion verursacht werden, dazu zählen: Morbus Basedow, Kretinismus, Kropfbildung, Hypokalzämie, Diabetes, Nebennierenrindeninsuffizienz, Cushing-Syndrom, Hypoglykämie, Osteoporose, Unfruchtbarkeit, psychische Krankheiten, Allergien und noch so viele mehr, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann. Wenn das Gleichgewicht der Sexualhormone Testosteron, Östrogen und Progesteron gestört ist, kann es zu zahlreichen Anomalien in den Fortpflanzungsorganen kommen. Ein gestörtes Hormongleichgewicht bei den Eltern kann sich sogar auf die Gesundheit der ungeborenen Kinder auswirken, sie kommen nicht nur mit Missbildungen und fehlerhaft arbeitenden Geweben zur Welt, sondern bringen auch eine Veranlagung zu vielerlei Krankheiten in ihrem späteren Leben mit.

Warum ist bei manchen Menschen die Hormonproduktion nicht im natürlichen Gleichgewicht? Die Umstände, die ein Hormonungleichgewicht verursachen können, haben in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Es ist offenkundig, dass dieses weltweite Problem ein Produkt der modernen Zivilisation ist.

Hysterektomie

Jedes Jahr wird 750 000 amerikanischen Frauen die Gebärmutter entfernt. Die Hysterektomie ist die in den Vereinigten Staaten am häufigsten durchgeführte große Operation. Wenn dieser Trend anhält, wird jeder dritten Frau in den USA vor Erreichen ihres 60. Geburtstags die Gebärmutter entfernt werden.

Bei etwa der Hälfte kommt es nach einer Hysterektomie zu postoperativen Komplikationen, und jedes Jahr sterben 600 Patientinnen daran.

Schadstoffe in unserer Nahrung und Umwelt wirken sich stark auf die Hormonproduktion und – sekretion aus. Chemische Substanzen, die die Wirkung des weiblichen Hormons Östrogen imitieren, sind in unserer Umwelt weit verbreitet. Die Östrogene in der Umwelt entstehen zum Teil aus polychlorinierten Biphenylen (PCBs), Kunststoffen, Lösungsmitteln, Fungiziden und Pestiziden. Diese Stoffe werden auf breiter Basis eingesetzt. Pestizide werden tonnenweise auf Ackerland, Hausgärten und Rasenflächen ausgebracht und verseuchen so unsere Böden, unsere Nahrung und unser Wasser. Kunststoffe begegnen uns überall. Sie sind praktisch in allem enthalten – in Autos, Möbeln, Spielzeug, Geschirr, Wassertanks, elektronischen Geräten, Plastiktüten, Lebensmittelverpackungen usw. Obwohl Kunststoff scheinbar harmlos ist, werden winzige Partikel ständig an die Luft und an alles, was mit ihr in Berührung kommt, abgegeben. Wenn Sie den Kunststoff in einem Gegenstand riechen können, wissen Sie, dass er winzige Partikel an die Luft abgibt, sonst würden Ihre Geruchsrezeptoren das gar nicht wahrnehmen können. Füllen Sie eine Plastikkanne mit Wasser und lassen Sie es einige Stunden stehen. Wenn Sie es dann trinken, können Sie den Kunststoff schmecken, den die Kanne an das Wasser abgegeben hat. Plastik findet den Weg in Mülldeponien und Bäche und ist praktisch überall in der Landschaft anzutreffen. Diese Umweltgifte gelangen in unsere Lebensmittel. Die riesige Menge von östrogenähnlichen Verbindungen in der Umwelt allein hatte bereits gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit von Tieren und Menschen.

Die ersten Anzeichen, dass östrogenähnliche chemische Substanzen sich auf den Menschen auswirken könnten, ergaben sich aus Studien über Wildtiere. 1947 stellten Ornithologen fest, dass bei Adlern in Florida der Paarungs- und Nestbautrieb nachgelassen hatte. In den 1960er-Jahren vermehrten sich auf Pelztierfarmen die Nerze nicht mehr, die mit Fisch aus dem Lake Michigan gefüttert wurden. 1977 nisteten in Kalifornien Pärchen von Möwenweibchen. In den 1980er-Jahren entdeckte ein Wissenschaftler der University of Florida, dass Pestizide im Oberflächenwasser einen erhöhten Östrogengehalt verursachten, was dazu führte, dass sich die Sexualorgane bei männlichen Alligatoren nicht ausreichend entwickelten. Andere Forscher berichteten, dass Pestizidbelastung bei Westmöwen zu einer Zunahme der weiblichen Populationen und bei Männchen zur Sterilität führte. In Laborexperimenten wurde seitdem bestätigt, dass Östrogenimitatoren bei Tieren die weiblichen Merkmale begünstigen.

Diese Wirkungen sind nicht auf die Tierwelt beschränkt. 1992 gaben dänische Forscher bekannt, dass von 1938 bis 1990 weltweit die Spermienzahl beim Menschen um 50 Prozent abgestürzt war. In Studien an Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft PCB-belasteten Fisch gegessen hatten, wurden IQ-Defizite von etwa vier Punkten und Anomalitäten wie die Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) festgestellt. PCBs, die Schilddrüsenhormone imitieren, haben eine tiefgreifende Wirkung auf das sich entwickelnde Gehirn.

Einige hormonimitierende Pestizide, beispielsweise DDT, das in der Landwirtschaft in den USA bereits seit 1972 nicht mehr eingesetzt wird und auch in zahlreichen anderen Staaten der westlichen Welt (so auch in Deutschland; Anmerkung der Redaktion) verboten ist, werden in anderen Ländern der Welt weiterhin auf den Feldern versprüht, auf denen Nahrungsmittel angebaut werden. Da viele Produkte, bei deren Anbau DDT zum Einsatz kam, in die Vereinigten Staaten und andere westliche Länder importiert werden, schützt uns das Verbot hierzulande also nicht. DDT wird nur langsam abgebaut und ist sogar nach vier Jahrzehnten noch als Schadstoff im Wasser und auf landwirtschaftlichen Flächen nachweisbar. DDT ist jedoch nur eine von Dutzenden von aktiv eingesetzten, menschengemachten chemischen Substanzen, die hochwirksame natürliche Hormone imitieren können.

Wildtiere ebenso wie für die Fleisch- und Milchproduktion gezüchtete Nutztiere sind östrogenähnlichen chemischen Substanzen in der Umwelt ausgesetzt. In der kommerziellen Fleischviehzucht werden den Tieren zudem mit dem Futter Östrogene verabreicht, damit sie schneller zunehmen. Über das Verdauungssystem gelangen erhebliche Mengen dieser chemischen Substanzen ins Fettgewebe der Tiere, wo sie gespeichert werden. Wenn wir mit Fleisch- oder Milchprodukten tierisches Fett essen, nehmen wir diese das Hormongleichgewicht störenden Chemikalien zu uns.

Hodenkrebs ist zwar relativ selten, stellt aber dennoch die häufigste Krebsart bei Männern zwischen 15 bis 35 Jahren dar, und seit 1940 haben sich die Fallzahlen weltweit sogar vervierfacht. Im selben Zeitraum – seit synthetische Östrogene in die Umwelt gelangen – hat sich die Häufigkeit von Hodenhochstand bei jungen Männern verdoppelt, und die Spermienzahl ist um 50 Prozent gesunken. Neben der Ernährung haben Wissenschaftler auch Östrogene aus der Umwelt als Ursache von Prostatavergrößerung, Prostatakrebs und anderen Krebsarten des männlichen Fortpflanzungsapparats ausgemacht.

Bei Frauen können diese chemischen Substanzen einen relativen Progesteronmangel verursachen, der auch zu vermehrtem Auftreten von Fortpflanzungsproblemen beiträgt, unter anderem Endometriose, PMS, Unfruchtbarkeit, Myomen und Blutungen sowie Wechseljahrsproblemen. Die Belastung mit östrogenähnlichen Schadstoffen erhöht zudem das Risiko von Brustkrebs und anderen Krebsarten des Fortpflanzungsapparats. Müssen wir uns noch fragen, warum Mastektomien und Hysterektomien die häufigsten Operationen bei Frauen sind? Ein Risiko besteht nicht nur für schwangere Frauen, sondern auch für ihre ungeborenen Kinder, die durch diese Chemikalien erheblichen Schaden in ihrer Entwicklung nehmen können.

Synthetisches Östrogen findet sich auch in manchen Medikamenten. »Wenn Schadstoffe sich wie Östrogene verhalten, könnten ihre Wirkungen denen des berüchtigten Arzneistoffs Diethylstilbestrol (DES) gleichen«, bemerkte John Rennie im Scientific American. DES, das zwischen 1948 und 1971 Frauen zur Vermeidung von Fehlgeburten verabreicht wurde, ist heute verboten, denn bei den Töchtern der behandelten Frauen erhöhte es das Brustkrebsrisiko und führte darüber hinaus zu einer Neigung zu Fortpflanzungsproblemen. Die Söhne der mit DES behandelten Frauen leiden überdurchschnittlich häufig an Fortpflanzungsstörungen, unter anderem an Hodenhochstand, Penismissbildungen und Hodenkrebs.

Viele synthetische Chemikalien, die unsere Umwelt verschmutzen, können Östrogene imitieren, stellt Dr. Niels E. Skakkebæk, Endokrinologe an der Universität Kopenhagen in Dänemark, fest. Ein Zusammenhang mit Östrogen kam durch übereinstimmende Befunde bei Söhnen von mit DES behandelten Frauen ans Licht. Bereits in den 1970er-Jahren fiel Skakkebæk auf, dass zahlreiche männliche Patienten mit Missbildungen des Fortpflanzungsapparats später an Hodenkrebs erkrankten. Er stellte fest, dass einige der anormalen, präkanzerösen Zellen bei Kindern Embryonalzellen ähnelten, was die Vermutung nahelegte, dass es Störungen in ihrer intrauterinen Entwicklung gegeben hatte. Bei vielen Menschen, deren Eltern mit östrogenähnlichen Chemikalien in Berührungen gekommen sind, kann es zu einer Veranlagung zu Fortpflanzungs- und Entwicklungsstörungen kommen. Wenn sie dann ebenfalls mit Hormonen oder anderen Toxinen in der Umwelt in Kontakt kommen, besteht das Risiko, dass sie selbst Fortpflanzungsstörungen entwickeln und zudem ihren Kindern angeborene Schwächen vererben, die diese ihrerseits für ein ähnliches Schicksal prädisponieren.

Östrogenähnliche chemische Substanzen aus der Nahrung oder der Umwelt tragen zu einer Reihe von Fortpflanzungs- und Gesundheitsproblemen bei Männern, Frauen und ungeborenen Kindern bei. Eine dieser Störungen ist die Endometriose, die bei Frauen immer häufiger ist. Zu einer Endometriose kommt es, wenn Gewebe, das Ähnlichkeiten mit der Gebärmutterschleimhaut aufweist, in Körperregionen wächst, wo es nicht hingehört. Am häufigsten ist dies im unteren Beckenraum, an den die Gebärmutter haltenden Bändern, an der äußeren Gebärmutterwand, den Eileitern, Eierstöcken und den Blasenschleimhäuten der Fall. Endometriose ist eine chronische, häufig schmerzhafte Krankheit, die zur Unfruchtbarkeit führen kann. In der Regel gibt es für die betroffenen Frauen nur zwei Behandlungsmöglichkeiten: aggressive, kostspielige Medikamente oder eine komplizierte Operation. Zu den Medikamenten zählen unter anderem synthetisches Progesteron (Provera), ein synthetisches männliches Hormon namens Danazol und eine neu entwickelte Medikamentengruppe, die sogenannten GnRH-Analoga wie Lupron und Synarel. Diese Medikamente blockieren bestimmte Regionen der Hypophyse. Letztendlich bewirkt dieser neue Medikamententyp eine schwerwiegende Pseudomenopause und Osteoporose. Diese Medikamente wirken vielleicht gegen Schmerzen, aber sie erhöhen die Belastung des Körpers durch Giftstoffe noch weiter. Sie beseitigen das Problem nicht und können es im Endeffekt sogar verschärfen.

Hormone in der Nahrung

Der Verfasser von Modern Meat, Orville Schell, interviewte Dr. Carmen A. Saenz, eine in Puerto Rico tätige Ärztin, zum Thema anormale Sexualentwicklung und Erkrankungen der Sexualorgane bei Kindern:

»›Schon seit Jahren sehe ich regelmäßig Fälle von vorzeitiger Pubertät‹, erzählt mir Dr. Saenz, nachdem der letzte junge Patient an diesem Vormittag ihre Praxis verlassen hat. ›Aber 1980, als dann jeden Tag ein oder zwei solcher Kinder in meinem Wartezimmer saßen, war mir klar, dass da ein ernsthaftes Problem vorlag. Aus ihren Symptomen schloss ich, dass sie mit einer Art Östrogen belastet waren.‹

Ich bitte Dr. Saenz, die Symptome zu beschreiben. Sie antwortet nicht, sondern nimmt eine Handvoll Polaroidaufnahmen von ihrem Schreibtisch und reicht sie mir. Jede zeigt den Körper eines nackten kleinen Mädchens. Während ich sie langsam durchblättere, kommentiert Dr. Saenz jeden Einzelfall, wobei ihr Tonfall ihrem Gesichtsausdruck entspricht – eine Mischung aus Empörung, Trauer und Entschlossenheit.

Auf dem ersten Foto liegt auf dem Untersuchungstisch ein viereinhalbjähriges Mädchen mit zarter kaffeefarbener Haut, braunen Rehaugen und fast vollständig entwickelten Brüsten. Es lächelt süß und unschuldig in die Kamera, offensichtlich ahnungslos, welche dramatischen Veränderungen sich in seinem Körper abgespielt haben. ›Sie hatte eine Eierstockzyste‹, sagt Dr. Saenz knapp.

Ein zwölfjähriger Junge steht vor einer weißen Wand und schaut verwirrt in die Kamera. Um den Hals trägt er ein silbernes Kruzifix, das zwischen zwei obszön aufgeblähten Brüsten herabbaumelt.

›Wir mussten ihn operieren‹, sagt Dr. Saenz lapidar. Ein einjähriges Mädchen, das noch nicht einmal alle Zähne hat, liegt auf dem Untersuchungstisch, ein Lineal über ihrem Brustkorb misst den Durchmesser ihrer vergrößerten Brüste. In einer Hand hält es einen Schnuller. Dr. Saenz schüttelt nur stumm den Kopf.

Ein Mädchen von fünf Jahren, das voller Panik in die Kamera blickt, als würde es mit einer Waffe bedroht, liegt auf dem Untersuchungstisch. Ihre Brüste sind so groß und entwickelt wie die einer 14-Jährigen. ›Dieses Mädchen hatte einen gut entwickelten Uterus und erste Scheidenblutungen‹, sagt Dr. Saenz. ›Eine solche Entwicklung würden wir normalerweise frühestens bei einer Acht- oder Neunjährigen erwarten … Ich habe Hunderte solcher Kinder gesehen, und ich bin sicher, dass es noch Tausende mehr gibt, bei denen das Problem nicht diagnostiziert wurde, denn es ist inzwischen so weit verbreitet, dass es selbst bei vielen Ärzten keine Beunruhigung mehr auslöst.‹

Dr. Saenz erklärte, dass die Ursache der vorzeitigen Sexualentwicklung in östrogenhaltigen Medikamenten oder Cremes sowie im Verzehr von Milch, Geflügel und Rindfleisch zu suchen sei. Die Gabe von Hormonen an Vieh sei Routine, sie solle den Fleischansatz bzw. bei Milchkühen und Hennen die Milch- oder Eierproduktion steigern. Auch östrogenähnliche Chemikalien aus Pestiziden verunreinigten das Futter. Anders als natürliche Östrogene würden diese künstlichen nicht so leicht abgebaut und reicherten sich im Fettgewebe von Tieren und Menschen an.

Auf die Frage, wie sie sicher sein könne, dass die Kinder durch Hormone aus Milch und Fleisch vergiftet würden und nicht aus anderen Quellen, antwortete Dr. Saenz: ›Wenn wir die Patienten auf eine fleisch- und milchfreie Diät setzen, bilden sich ihre Symptome in der Regel zurück.‹«

Die Ursache der Endometriose kennt niemand genau; die allgemeine Annahme ist, dass es sich dabei um eine Autoimmunerkrankung handelt. Eine neuere Theorie geht davon aus, dass die Störung durch Zellen verursacht wird, die noch aus der Zeit der Embryonalentwicklung stammen. Später aktivieren bestimmte Auslöser die Krankheit. Zu diesen Auslösern könnten auch Umweltschadstoffe wie Dioxin und andere Industriechemikalien, Strahlung, Stress, eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Fleisch- und Milchprodukten, Vitamin- und Mineralstoffmangel, chronische Hefepilzinfektionen oder Störungen des Hormongleichgewichts gehören.

Von der amerikanischen Umweltschutzbehörde und der Endometriosis Association durchgeführte Studien haben eine direkte Korrelation zwischen Endometriose und Dioxin gezeigt (einem in der Industrie gängigen, östrogenähnlichen Lösungsmittel). Ein bemerkenswertes Beispiel war eine Langzeitstudie über die Wirkung der Beimischung von Dioxin in Affenfutter. Es zeigte sich, dass 79 Prozent der Affen, die Dioxin erhalten hatten, an Endometriose erkrankten. Die Schwere der Erkrankung war direkt proportional zu der verabreichten Menge Dioxin.

Viele Industriechemikalien haben unerwünschte, östrogenähnliche Nebenwirkungen. Somit entsteht durch die unbeabsichtigten Folgen der Industrialisierung ein Umfeld, das seine Bewohner mit einem Meer von Schadstoffen überschwemmt, die Störungen des Hormongleichgewichts und Krankheiten verursachen.

Spontanheilung

Rebecca konsultierte drei Gynäkologen wegen chronischer Schmerzen und Blutungen, die durch Endometriose und einen gutartigen Gebärmuttertumor verursacht wurden. Aufgrund ihrer Diagnosen sprachen die Ärzte sich übereinstimmend für eine Hysterektomie aus, also die operative Entfernung von Gebärmutter, Eileitern und Gebärmutterhals, sowie eine beidseitige Oophorektomie, also die Entfernung beider Eierstöcke. Am Vorabend der Aufnahme ins Krankenhaus gab eine Freundin Rebecca ein Buch über Naturheilkunde. Sie las den ganzen Abend.