Keto-Cycling - Bruce Fife - E-Book

Keto-Cycling E-Book

Bruce Fife

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Beschreibung

Mythen, Irrtümer und Missverständnisse über die ketogene Diät

  • Die ketogene Ernährung optimieren 
  • Häufige Fehler vermeiden
  • Werte verbessern: Blutzucker, Cholesterin, Bluthochdruck, Entzündungsfaktoren
  • Leistung steigern: besser schlafen, besser denken, besser funktionieren
  • Ungesundes Bauchfett eliminieren


Keto-Cycling ist das wirksamste, effektivste und effizienteste Instrument zur Überwindung chronischer Krankheiten und zur Wiederherstellung der Gesundheit. Beim Keto-Cycling gelangt man abwechselnd in die Ketose - einen Stoffwechselzustand, in dem der Körper Fett als Brennstoff nutzt - und wieder aus der Ketose heraus. Dies ist die bei Weitem einfachste und erfolgreichste Methode, um Ihr überschüssiges Körperfett loszuwerden und Ihr Idealgewicht zu erreichen. Fettarme, kalorienreduzierte Diäten sind strapaziös und schwer durchzuhalten, weil Sie ständig hungrig sind und etwas vermissen. Im Vergleich dazu ist die Keto-Methode einfach. Das Essen schmeckt gut und Ihr Hunger wird gestillt - Sie können sich satt essen und dennoch abnehmen, ohne sich zu quälen.

Alle gängigen Marker, die Ärzte messen, um den Gesundheitsstatus eines Patienten zu bestimmen - Blutdruck, Blutzucker, Triglyceridwerte, HDL-Spiegel und systemische Entzündungsmarker -, verbessern sich, wenn man eine ketogene Diät macht. Es ist, als drücke man den Resetknopf am Computer: Der ganze Müll wird gelöscht beziehungsweise entfernt, und Sie gelangen in den reibungslos funktionierenden Ausgangszustand zurück, in dem Sie sich befanden, ehe sich Störungen einzuschleichen begannen. Gesundheitliche Probleme verschwinden. In der Folge können Sie besser schlafen, besser denken und besser funktionieren.

Unglücklicherweise sind zahlreiche Anleitungen zur ketogenen Diät, die im Internet, in Büchern und in Nachrichtenmedien verbreitet werden, voll von Mythen, Fehlinformationen und Missverständnissen. Davon lassen sich viele Menschen verwirren und begehen bei der Diät Fehler, die dann zu unbefriedigenden Ergebnissen führen.

Dieses Buch deckt häufige Missverständnisse auf, die die ketogene Diät sabotieren können, und zeigt Ihnen, wie Sie die gesundheitsfördernden Effekte der Diät durch das Keto-Cycling noch enorm steigern können.

 

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1. Auflage Dezember 2019 Copyright © 2019 by Bruce Fife Titel der amerikanischen Originalausgabe: Keto cycling: how to optimize the ketogenic diet and avoid common mistakes / by Dr. Bruce Fife Copyright © 2019 für die deutschsprachige Ausgabe bei Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg Alle Rechte vorbehalten Übersetzung aus dem Amerikanischen: Linde Wiesner Lektorat: Jorinde Reznikoff Covergestaltung: Stefanie Huber Satz und Layout: opus verum, München ISBN E-Book 978-3-86445-724-1 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-0 Fax: (07472) 98 06-11Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

1: Einführung

Einführung

In jüngster Zeit hat die ketogene Ernährung viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und das aus gutem Grund. Denn sowohl bei der Gewichtsabnahme als auch bei der Heilung chronischer degenerativer Erkrankungen hat sich diese Diät als äußerst hilfreich erwiesen. Doch auch wenn sie für sich genommen schon gut funktioniert, können ihre Auswirkungen durch das sogenannte Keto-Cycling noch verstärkt werden. Das ist eine auf natürlichen Prozessen aufbauende Methode, nach der man in regelmäßigem Wechsel in die Ketose hinein- und wieder aus ihr herausgelangt.

Die ketogene Diät versetzt den Körper in einen natürlichen, gesunden Stoffwechselzustand, der als Ernährungsketose bezeichnet wird. In der Ketose greift der Körper als primäre Energiequelle auf Fett anstelle von Glukose (Zucker) zurück. Ein Teil dieses Fettes wird in Ketone umgewandelt – einen Hochleistungskraftstoff, der die Energie- und Zelleffizienz ankurbelt. Befindet sich eine Person in der Ernährungsketose, werden bestimmte Enzyme und Gene, die das Überleben der Zellen und die innere Reinigung regulieren, aktiviert beziehungsweise »angeschaltet«; kehrt der Körper danach aber wieder zur Glukoseverbrennung zurück, wird eine andere Enzym-Gen-Kombination aktiviert, die Wachstum und Heilung anregt. Der Wechsel zwischen Glukosestoffwechsel und Ketose führt kontinuierlich zu Umschaltprozessen, bei denen Enzyme und Gene nach oben oder nach unten reguliert werden, wodurch Heilung und Regeneration angeregt werden. In der Folge normalisiert sich der Blutdruck, der Cholesterinspiegel verbessert sich, überschüssiges Gewicht und Körperfett schmelzen dahin, der Energielevel steigt, Blutzucker- und Insulinspiegel normalisieren sich, Gedächtnis und kognitive Leistung werden gestärkt und der Hormonspiegel optimiert. Kurz gesagt: Der ganze Körper bekommt die positiven Auswirkungen zu spüren.

Indem das Keto-Cycling Phasen mit höherer Kohlenhydratzufuhr und eine größere Nahrungsmittelauswahl zulässt, verstärkt es die Effekte der ketogenen Diät und erleichtert ihre Anwendung. Viele Menschen empfinden diese Art von Ernährung nämlich als zu restriktiv, da sie sehr arm an Kohlenhydraten, aber reich an Fetten ist und nur mäßigen Eiweißkonsum erlaubt. Das Keto-Cycling hingegen ermöglicht eine abwechslungsreichere Ernährung, während die Restriktionen auf bestimmte Zeitspannen beschränkt sind. Es umfasst eine ganze Reihe kurzfristiger oder intermittierender Fastenphasen bis hin zum ausgiebigen Genuss fast aller Arten von Nahrungsmitteln; allerdings sollten diese vorzugsweise nährstoffreich sein. Primäres Ziel ist es, vom Glukosestoffwechsel in die Ketose und wieder zurück zur Glukoseverbrennung zu kommen, wodurch sich der Kreis [cycle – daher die Bezeichnung Keto-Cycling, Anm. des Lektors] schließt. Keto-Cycling hilft also, die Gesundheit und damit das Leben vieler Menschen zu verbessern.

»Meine Geschichte begann im Jahr 1993, als bei einem routinemäßigen Gesundheits-Check für die Lebensversicherung erhöhte Proteinwerte in meinem Urin festgestellt wurden«, erzählt Jerry. Ein erhöhter Proteinspiegel kann auf eine Nierenerkrankung hindeuten, die durch hohe Blutzuckerwerte oder Diabetes verursacht wird. »Ich war Diabetiker und musste, da mein HbA1C-Wert einen persönlichen Höchststand von 7,4 erreicht hatte, unbedingt meinen Blutzuckerspiegel senken.« Mit dem HbA1C-Test wird über eine Dauer von 3 Monaten der durchschnittliche Blutzuckerspiegel gemessen. Werte zwischen 4 und 5,6 gelten als normal, 5,7– 6,4 deuten auf Prädiabetes hin, und ein Wert ab 6,5 ist ein Marker für Diabetes.

Um seinen Blutzucker in den Griff zu bekommen, fing Jerry mit der glykämischen Diabetesdiät an und kontrollierte tagsüber mit einem Glukosemessgerät seinen Blutzuckerspiegel. Doch selbst mit der Diät waren seine Zuckerwerte unregelmäßig, und Medikamente waren erforderlich, um sie unter Kontrolle zu bringen. Als Jerry daraufhin im Internet über Diabetes und Diabetesmedikamente recherchierte, stieß er auf die Möglichkeit, Diabetes mit einer kohlenhydratarmen, fettreichen Ernährungsmethode zu behandeln, die von Phasen intermittierenden Fastens unterbrochen wird – im Grunde genommen eine Art Keto-Cycling. Er dachte, er habe ja nichts zu verlieren, wenn er diese Diät ausprobierte.

»Es waren sofort Erfolge zu verzeichnen«, sagt Jerry. Die Messwerte seines Blutzuckers beim HbA1C-Test steuerten nun 5er- und 6er-Werte an, hatten also die Diabeteszone verlassen, und sein Körpergewicht sank innerhalb weniger Monate von 116 auf 96 Kilogramm. Obwohl er die Diät gegen Ende des Jahres begonnen hatte und diese sich über Festzeiten wie Weihnachten, Neujahr, Geburtstage und besondere Familienanlässe hinzog, konnte er die Fasten- und Essenszyklen einhalten, ohne sich beeinträchtigt oder ausgegrenzt zu fühlen. Die Diät zu befolgen war flexibler und leichter, als er gedacht hatte. Hatte er hin und wieder zu viel gegessen, stieg sein Blutzuckerspiegel wieder leicht an, doch er machte sich keine Sorgen, denn er wusste, dass er das mit ein paar Fastentagen wieder korrigieren konnte. »Ja, ich freute mich sogar auf die Fastenperioden«, erzählt er. Denn die sofortigen Ergebnisse halfen ihm, motiviert zu bleiben und das Programm durchzuhalten.

Durch Lebensstil oder Ernährung bedingte Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes lassen sich mit Medikamenten nicht erfolgreich behandeln, weil diese lediglich die Symptome, nicht aber die Krankheit selbst angehen. Bringen Medikamente eine Erkrankung aber nicht zum Erliegen, so heißt es, diese sei chronisch und unheilbar, man könne sie bestenfalls mithilfe von Pharmazeutika unter Kontrolle halten. Allerdings schreitet die Krankheit währenddessen weiter voran. Keto-Cycling hingegen bietet eine arzneifreie Lösung an, die nicht nur zu weit besseren Ergebnissen führt, sondern in manchen Fällen sogar zur Heilung.

Als bei der 48-jährigen Kristy Typ-2-Diabetes diagnostiziert wurde, verordnete man ihr sofort ein Medikament, um ihren Blutzucker zu kontrollieren. Doch im Laufe der Zeit benötigte sie immer mehr Arzneien, bis sie im Alter von 55 Jahren schließlich drei Diabetesmedikamente, cholesterin- und blutdrucksenkende Mittel sowie Tabletten gegen Sodbrennen einnehmen musste – insgesamt also sechs verschiedene Medikamente.

Ihr Bruder Scott hatte schon seit über 20 Jahren mit Typ-2-Diabetes zu kämpfen; bei ihm war die Krankheit bereits im Alter von 30 Jahren diagnostiziert worden. Sein Diabetes war so schwer, dass seine Bauchspeicheldrüse nicht mehr richtig funktionierte und er sich täglich 70 Einheiten Insulin spritzen musste, um seinen Blutzucker unter Kontrolle zu bringen. Doch mithilfe einer ketogenen Diät und Keto-Cycling gelang es dem 51-jährigen Scott, seinen Diabetes zu heilen und komplett auf Insulin und Metformin zu verzichten.

Von den Erfolgen ihres Bruders ermutigt, fing Kristy mit der ketogenen Diät an und fastete an 3 Tagen in der Woche 24 Stunden lang. Ihr Blutzuckerspiegel reagierte prompt und sank auf Prädiabeteswerte. Nach nur 2 Wochen konnte sie die drei Diabetesmedikamente nicht nur absetzen, sondern ihr Blutzuckerspiegel wies sogar ein besseres Niveau auf als zuvor mit den Medikamenten. Auch andere Gesundheitsprobleme verschwanden: Ihr Gewicht und ihr Taillenumfang nahmen ab, das Sodbrennen hörte auf, der Blutdruck normalisierte sich und der Cholesterinspiegel zeigte bessere Werte. Nach einem Monat konnte sie alle sechs Medikamente absetzen. Kristy fühlte sich besser als seit Jahren. Die Diät einzuhalten bereitete ihr keine Probleme, auch nicht die Fastenperioden, denn die ketogene Diät unterdrückte Hungergefühle und Heißhungerattacken so weitgehend, dass das Fasten weder schwierig noch unangenehm war.

Doch nicht nur bei Diabetes ist Keto-Cycling hilfreich, sondern bei einer Vielzahl gesundheitlicher Probleme. »Vor ein paar Jahren litt ich unter großer Erschöpfung, vor allem nach jeder körperlichen Anstrengung«, erinnert sich George. »Mein Herz schlug schnell, und manchmal fühlte ich mich benommen. Außerdem hatte ich oft Verdauungsbeschwerden und fühlte mich wie aufgebläht. Schon mit 56 Jahren dachte ich, mein Alter würde mich einholen, denn man stellte bei mir Kardiomyopathie fest – eine Herzerkrankung, bei der es dem Herzen zunehmend schwerfällt, Blut in den Körper zu pumpen, was zu Herzversagen führen kann. Außerdem war mein Blutzucker zu hoch, und mein Arzt teilte mir mit, dass ich Prädiabetes hatte. Daraufhin bekam ich Medikamente (ACE-Hemmer und Betablocker) und sollte mich fettarm ernähren. Ich befolgte die Anweisungen des Arztes, achtete auf meine Ernährung und begann, viermal die Woche zu trainieren. Doch nach fast 2 Jahren war kaum eine Verbesserung zu verzeichnen, ich war immer noch übergewichtig, prädiabetisch, ja, meine Symptome schienen schlimmer denn je.

Auf der Suche nach Wegen, die Insulinresistenz zu verringern und mein Herz zu stärken, stieß ich auf die kohlenhydratarme und fettreiche Diät. Nach einem Jahr mit dieser Ernährung spürte ich einige Verbesserungen, doch es sollte noch ein langer Weg vor mir liegen. Als ich auf einer Website das intermittierende Fasten entdeckte, kombinierte ich dieses mit meiner kohlenhydratarmen Diät – und es kam zu spektakulären Verbesserungen. Innerhalb von anderthalb Jahren verzeichnete ich folgende positive Veränderungen: Ich besaß viel mehr Energie, hatte statt Herzrasen einen normalen Herzschlag und nahm, obwohl ich die Dauer meines Sporttrainings reduziert hatte, 25 Kilogramm ab; ich hatte keine Verdauungsstörungen oder Blähungen mehr, einen niedrigeren Blutdruck und einen höheren HDL-Spiegel (HDL ist das gute Cholesterin), einen niedrigeren Triglycerid-Blutspiegel, niedrigere Nüchternblutzucker (keinen Prädiabetes mehr), einen besseren Schlaf und konnte auf Herzmedikamente verzichten.«

Da sich die ketogene Ernährung als weit effektiver erwiesen hat als die Standarddiät mit wenig Fett und eingeschränkter Kalorienzufuhr, beginnen die meisten Menschen damit, um Gewicht zu verlieren. Brenda hatte von Kindesbeinen an mit Gewichtsproblemen zu kämpfen gehabt. »Mit etwa 20 Jahren entwickelte ich das polyzystische Ovarialsyndrom (polycystic ovary syndrome, kurz PCOS genannt) sowie eine Insulinresistenz, und der Arzt prognostizierte, mit 30 würde ich sicherlich Diabetes haben«, erzählt Brenda. Sie befolgte die Anweisungen ihres Arztes, hielt eine fettarme, kalorienreduzierte Diät ein und trieb täglich Sport. Mit viel Anstrengung schaffte sie es, ein normales Gewicht zu erreichen, doch ihr Bauchfett wurde sie nicht los, obwohl sie sonst kaum Fetteinlagerungen hatte. Schließlich gab sie den Kampf auf und beschloss, wie alle anderen »normal zu essen«, allerdings gesunde Vollwertkost. Obwohl sie nach wie vor jeden Tag eine Stunde lang trainierte, nahm sie in 8 Monaten 34 Kilogramm zu. Sie ging zu drei verschiedenen Endokrinologen und zwei Ernährungsexperten, die alle sagten, dies läge daran, dass sie das Programm nicht richtig einhalte. Als sie darauf bestand, dies sehr wohl zu tun, beschuldigten sie sie, mit der Essensmenge und der Trainingsdauer zu mogeln, denn würde sie alles richtig machen, könne sie gar nicht zunehmen; sie musste also etwas falsch machen.

Brenda wurde auf Metformin und Byetta gesetzt, woraufhin sie sich jeden Tag übergeben musste. In der Folge nahm sie 11 Kilogramm ab, aber ihr Blutzuckerspiegel war nach wie vor erhöht. Als sie nach 2 Jahren das Erbrechen nicht mehr ertrug, setzte sie die Medikamente ab und nahm rasch die verlorenen 11 Kilo wieder zu. Im Laufe der nächsten Jahre und nach der Geburt von zwei Kindern legte sie weitere 21 Kilogramm zu, sodass sie schließlich 116 Kilo auf die Waage brachte. Die Ernährungsempfehlung ihres Arztes war nicht eben hilfreich, denn dieser riet ihr wieder zu genau jener fettarmen, kalorienreduzierten Diät, kombiniert mit regelmäßigem Sport, die ihr bereits zuvor Schwierigkeiten bereitet hatte. Also beschloss sie, stattdessen eine der angesagten Modediäten zu befolgen und Gluten und Milchprodukte zu streichen, aber auch das half nicht.

Schließlich erzählte ihr eine Freundin von dem Erfolg, den viele mit der ketogenen Ernährung verzeichneten. »Ich beschloss, diese auszuprobieren«, sagt Brenda, »und verlor innerhalb von 18 Monaten 18 Kilo, wodurch ich auf 98 Kilogramm kam. Ich liebte die Keto-Diät, weil ich das erste Mal überhaupt Fette aß!« Nach den anfänglichen Erfolgen aber kamen die Fortschritte zum Erliegen, und ihr Gewicht blieb konstant. Zu dieser Zeit wurde bei Brenda voll ausgebildeter Diabetes mit einem HbA1C-Wert von 9 diagnostiziert, und man verordnete ihr Insulin. Sie wurde wieder schwanger, hatte aber eine Fehlgeburt. Da erzählte ihr ein Freund von seiner positiven Fastenerfahrung im Rahmen von kirchlich gesponserten Einkehrtagen. Das motivierte sie, und so probierte sie das Fasten selbst aus. Nach ein paar Tagen hatte sie 4,5 Kilo verloren und fühlte sich mental klarer. Im Laufe der nächsten 8 Monate fastete sie wiederholt, wobei ihre längste Fastenperiode 8 Tage am Stück umfasste; im Allgemeinen aber fastete sie 3 – 4 Tage die Woche. Während der Essensperioden richtete sie sich für gewöhnlich nach der ketogenen Diät oder nahm eine einzige Mahlzeit am Tag zu sich (intermittierendes Fasten), sie durchlief also abwechselnd Keto-, Fasten- und »Refeed«-Phasen – kurzum Keto-Cycling. Ihr HbA1C-Wert wurde erneut gemessen: Er lag bei 5,8, was bedeutete, dass sie keine Diabetikerin mehr war. Bei einer Körpergröße von 1,75 Metern war ihr Gewicht bereits auf 84 Kilogramm gesunken, und sie nahm weiterhin ab. Doch noch wichtiger war, dass ihr Bauchfett dahinschmolz, welches sich bisher strikt geweigert hatte, auch nur das kleinste bisschen zu weichen.

Bauchfett, auch Viszeralfett genannt, ist das im Bauchraum gespeicherte Fett, das sich – anders als das Fett unter der Haut, an den Oberschenkeln, dem Po und an den Armen – rund um Leber, Herz und Darm ansammelt, was dazu führt, dass der Bauch oder die Taille aufquellen. Viszeralfett ist nicht einfach überschüssiges Fettgewebe, sondern metabolisch aktives Gewebe, das Hormone freisetzt, Entzündungen begünstigt und das Risiko für zahlreiche Gesundheitsprobleme erhöht, darunter Adipositas, Herzerkrankungen, Diabetes, Krebs, Depressionen, Arthritis, Hormonschwankungen, Schlafstörungen und Demenz. Mithin ist der Taillenumfang ein besserer Hinweis auf spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vorzeitigen Tod als das Körpergewicht. Menschen mit größerem Taillenumfang haben – unabhängig davon, ob sie übergewichtig sind oder nicht – ein höheres Risiko für gesundheitliche Probleme als Menschen mit niedrigem Taillenumfang. Mithilfe des Keto-Cyclings wird das Bauchfett effektiv reduziert, wodurch das Risiko für zahleiche chronische Erkrankungen sinkt. Wird sie richtig gemacht, ist die ketogene Diät die stärkste, effektivste und effizienteste Methode, um chronische Krankheiten zu überwinden und die Gesundheit wiederherzustellen. Sie ist bei Weitem die einfachste und wirkungsvollste Maßnahme, um überschüssiges Körperfett und vor allem Bauchfett loszuwerden.

Trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit und der allgemeinen Anziehungskraft der ketogenen Ernährung gibt es Menschen, die sich durch sie entmutigen lassen. Häufig höre ich Leute jammern: »Ach, ich habe die ketogene Diät ausprobiert, aber sie hat bei mir nicht funktioniert.« Nicht funktioniert? Warum nicht? Diese Diät hat sich, das belegen gründliche wissenschaftliche Studien, bei unzähligen Menschen als höchst erfolgreich erwiesen, und zwar sowohl bei der Gewichtsabnahme als auch bei vielen anderen gesundheitlichen Problemen. Warum behaupten also manche Leute, sie würde bei ihnen nicht funktionieren?

Die meisten Menschen, bei denen die erwarteten Erfolge nicht eintreten, hatten unzulängliche Ratschläge bekommen oder falsche Vorstellungen, die das Ergebnis beeinflussten. Und dies ist weitaus häufiger, als man vermuten könnte, denn im Internet, ja sogar in Büchern und in darauf aufbauenden Zeitschriftenartikeln werden zahlreiche Mythen und Fehlinformationen über die ketogene Ernährung verbreitet. Viele Leute, die die wachsende Popularität des Keto-Booms erkannt haben, sind auf den Zug aufgesprungen und haben Bücher mit Rezepten und Tipps zur Gewichtsabnahme herausgebracht, ohne zu verstehen, worum es bei dieser Diät tatsächlich geht, sodass viele dieser Rezepte überhaupt nicht ketogen sind. Ein gängiger Irrtum ist die Annahme, die ketogene Ernährung wäre einfach eine kohlenhydratarme Diät mit leicht erhöhter Fettzufuhr. Doch typische kohlenhydratarme Rezepte enthalten häufig zu viel Eiweiß, zu wenig Fett oder zu viele Kohlenhydrate, um für eine ketogene Diät effektiv zu sein.

Wie viel sollten oder können Sie also bei einer ketogenen Diät essen? Welche Arten von Nahrungsmitteln sollten Sie zu sich nehmen und welche vermeiden? Welche Fette sind die besten und welche sollten Sie besser streichen? Woran erkennen Sie, dass Sie sich in der Ketose befinden? Müssen Sie überhaupt in die Ketose gelangen? Wie lange sollten Sie die Diät einhalten? Sollte sie eine Veränderung für Ihr ganzes restliches Leben nach sich ziehen, oder sollten Sie damit aufhören, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben? Wie ist das mit dem Keto-Cycling? Was genau ist das, und wie kann es Menschen nützen, die sich ketogen ernähren?

Soll die ketogene Diät zu Erfolgen führen, müssen all diese Fragen beantwortet werden. Da die Widersprüchlichkeit vieler Informationen die Suche nach den richtigen Antworten aber verwirrend gestalten kann, hat sich dieses Buch zum Ziel gesetzt, Ihnen eine Hilfestellung zu bieten, sodass Sie den größtmöglichen Nutzen aus der ketogenen Ernährung und dem Keto-Cycling ziehen können.

2: Das Wunder des Fastens

Das Wunder des Fastens

Die historische Perspektive

Viele Menschen stehen dem Fasten skeptisch gegenüber, es bedeutet für sie nur Hungern und erscheint ihnen ungesund. Denn oft hören wir, wir bräuchten drei Mahlzeiten am Tag, um gesund und kräftig zu bleiben; schon das Auslassen einer einzigen Mahlzeit mache einen hungrig und schwach und könne zu Kopfschmerzen führen. Einen ganzen Tag lang nichts zu essen scheint unvorstellbar, und sogar Ärzte raten davon ab. Allgemein wird angenommen, ein Mensch komme nur 5 oder 6 Tage ohne Nahrung aus, ehe er auszehre und verhungere. Zwar stimmt es, dass man ohne Wasser nicht länger als 5 oder 6 Tage überlebt, doch das gilt nicht für Nahrungsentzug. Solange Sie ausreichend Wasser zur Verfügung haben, können Sie ohne einen Bissen Nahrung viele Wochen und sogar Monate überleben. Eine normalgewichtige Person vermag, wenn sie bei guter Gesundheit und ausreichend hydriert ist, 6 –8 Wochen ohne Essen zu überleben.

Wenn wir eine Weile ganz auf Essen verzichten, greift unser Körper zur Energiegewinnung auf seine Fettspeicher zurück. Deshalb nehmen wir bei einer kalorienreduzierten Ernährung ab. Je mehr Körperfett Sie haben, desto länger können Sie also ohne Nahrungszufuhr überleben. Es ist nicht ungewöhnlich, dass medizinisch überwachte Fastenkuren, bei denen der Patient nur Wasser zu sich nimmt, 30–60 Tage dauern. Die längste überwachte Fastenkur, von der ich weiß, war jene des 26-jährigen Angus Barbieri, der über ein Jahr lang fastete, 382 Tage, um genau zu sein. Von seinem Fall berichtete 1973 eine medizinische Fachzeitschrift. 1

Anfangs wog Barbieri 207 Kilogramm. Nachdem er 382 Tage lang nichts außer Wasser sowie ein paar Vitamine und Mineralstoffe zu sich genommen hatte, hatte er sein Körpergewicht auf 82 Kilogramm reduziert und insgesamt 125 Kilo abgenommen. Während des Fastens hatte Barbieri aber nicht etwa im Bett gelegen und auch nicht unter übermäßigen Beschwerden gelitten, sondern seine normalen Tagesaktivitäten beibehalten. Tatsächlich hatte der Nahrungsmangel bei ihm weder zu quälendem Hunger noch zu Unbehagen geführt, denn normalerweise verschwinden die Hungergefühle nach den ersten Fastentagen. »Abgesehen davon, dass ich mich ein wenig schwach fühle, merke ich keine negativen Auswirkungen«, sagte Barbieri am Ende seiner Fastenkur. In der medizinischen Fachliteratur sind mehrere Fallberichte über Fastenkuren zu lesen, die 200 Tage oder länger gedauert und alle als primäres Ziel die Gewichtsreduktion gehabt haben. 234

Manche Menschen behaupten, Fasten sei unnatürlich und schädlich, weil es einen schwach und anfällig für Krankheiten mache. Doch eigentlich ist Fasten etwas sehr Natürliches und unser Körper gut an Phasen mit kaum oder gar keiner Nahrungszufuhr angepasst, weil er für zukünftige magere Zeiten Fettreserven einlagert. So ist der Hauptzweck von Körperfett, eine Energiereserve zu bilden, die uns durch Zeiten bringt, in denen Nahrung rar oder nicht verfügbar ist.

Ein Blick auf die Geschichte der Menschheit zeigt, dass Nahrungsbeschaffung für sie häufig ein Kampf war und es viele Phasen gab, in denen kaum Essen zur Verfügung stand. Selbst wenn viele Wildtiere vorhanden waren, ließ sich eine erfolgreiche Jagd nicht garantieren. Waren die Jäger auf der Suche nach Wild ausgezogen, brachten sie eventuell erst nach Tagen genügend Fleisch für die Familie oder das Dorf mit. Solange musste die Gemeinde fasten oder auf das, was von früheren Jagden übrig war, und auf gesammelte Wurzeln, Larven und Beeren zurückgreifen.

Die Jagd nach Nahrung

Zwischen den von Erfolg gekrönten Jagden war die Nahrung eingeschränkt, und die Menschen lebten in einem halbfastenden Zustand oder hatten sogar, wenn es schlimmer wurde, was damals häufig der Fall war, überhaupt nichts mehr zu essen. War die Jagd dann erfolgreich, schlemmten sie. Diese abwechselnden Phasen der Völlerei, des Halbfastens und kompletten Fastens waren je nach den Umständen unterschiedlich lang und seit Anbeginn der Zeiten der ganz normale Lauf der Dinge. Selbst unsere moderneren Vorfahren, die bereits Getreide anbauten und Vieh züchteten, konnten keine stetige Nahrungsquelle garantieren, sondern litten im Winter, in Hungersnöten und Trockenzeiten häufig unter Nahrungsmangel. Erst seit etwa 100 Jahren ist Nahrung sogar für Menschen mit mäßigem Einkommen permanent verfügbar, und Lebensmittel werden so zubereitet und abgepackt, dass sie länger haltbar sind und in alle Teile der Welt verschickt werden können. Drei Mahlzeiten am Tag, und zwar jeden Tag, ist in der Menschheitsgeschichte also eine relativ neue Angewohnheit. Mithin ist nicht das Fasten unnatürlich, sondern unsere drei Mahlzeiten am Tag sind es! Und das führt zu gesundheitlichen Problemen.

Heilfasten

Fasten folgt einem natürlichen Instinkt. Wenn Tiere krank oder verletzt sind, fasten sie intuitiv und weigern sich zu fressen, bis es ihnen besser geht, selbst wenn Nahrung verfügbar ist. An diesem Zeichen erkennen Tierpfleger im Zoo, dass einer ihrer Schützlinge krank ist, und daran merken auch wir, dass mit unserem Haustier etwas nicht stimmt. Eigentlich besitzen auch Menschen diesen Instinkt, doch häufig ignorieren sie ihn. Selbst wenn wir in Krankheitszeiten keinen Hunger haben, wird uns geraten, etwas zu essen, um »bei Kräften zu bleiben«. So laden wir unserem Körper Nahrung auf, für deren Verdauung Energie nötig ist – Energie, die wir besser in die körpereigenen Heilkräfte stecken würden.

Fasten ist die älteste Heilmethode, die unsere primitiven Jäger-Sammler-Vorfahren anwendeten. Sie waren mehr im Einklang mit ihren Instinkten und wussten aus eigener Erfahrung, dass im Fasten eine beachtliche Kraft zur Überwindung und Heilung von Krankheiten lag. Die griechischen, römischen und ägyptischen Philosophen und Ärzte des Altertums propagierten das Fasten als primäre Maßnahme, um sowohl die geistige als auch die physische Gesundheit zu stärken. Es wurde verordnet, um das Blut zu reinigen, den Verstand zu schärfen und im Krankheitsfall die Gesundheit wiederherzustellen.

Große religiöse Führer erkannten den Wert des Fastens für die Entwicklung mentaler Klarheit und spiritueller Einsichten, und in vielen Religionen ist es nach wie vor eine gängige Praktik. Die alten Römer nutzten das Fasten als Mittel, um bei Leuten, die Wahnvorstellungen und Halluzinationen hatten, die »Dämonen« auszutreiben. Menschen, die vermutlich unter Epilepsie oder Schizophrenie litten, wurden mehrere Tage lang ohne Essen in einen Raum gesperrt. Verschwand ihr abnormales Verhalten, war dies ein Hinweis darauf, dass die Dämonen sie verlassen hatten. Zwar wussten die Römer damals nicht, weshalb das Einsperren die »bösen Geister« vertrieb, doch in vielen Fällen funktionierte es.

Über die gesamte menschliche Geschichte hinweg wurde das Fasten zur ärztlichen Behandlung aller möglichen Arten von Krankheiten angewendet, und dies mit unterschiedlichem Erfolg. So hielt im 16. Jahrhundert der berühmte schweizerdeutsche Arzt Paracelsus das Fasten für das beste Heilmittel und nannte es den »inneren Arzt«. Als im Lauf der Zeit neue Medikamente und Verfahren auf den Markt kamen, nahm der Einsatz des Heilfastens immer mal zu und wieder ab. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert gewann das Heilfasten an Popularität, zum einen wegen der Wirkungslosigkeit der damals verordneten Medikamente und zum anderen, weil es sich als effektiv erwies, wo andere Methoden versagten. In ganz Amerika und Europa entstanden Sanatorien, die chronische Krankheiten behandelten und sich als primäre Behandlungsformen auf gesunde Ernährung und Fasten stützten.

Hatte man in den 1920er-Jahren Tuberkulose oder Krebs, ging man in ein Sanatorium und wurde dort in einem klinikähnlichen Ambiente von Ärzten und Krankenschwestern betreut. Zur Behandlung gehörten frische Luft, Sonnenschein, gesundes Essen und häufig auch das Fasten. Die Fastenperioden dauerten zwischen 3 und 40 Tagen oder noch länger und wurden häufig so lange wiederholt, bis die gewünschte Wirkung eintrat. In einem Sanatorium jener Zeit wurde beim Fasten immer Wasser getrunken, manchmal aber auch frischer Obst- und Gemüsesaft. Im Allgemeinen wurde während des Fastens mäßige körperliche Bewegung empfohlen, beispielsweise ein täglicher Spaziergang von 3–15 Kilometern und darüber hinaus. Dieses Heilfasten erwies sich bei unterschiedlichen Gesundheitsproblemen als erfolgreich: bei Verdauungsproblemen, Arthritis, Diabetes, Prostatavergrößerung, Leber- und Nierenerkrankungen, hormonellen und reproduktiven Problemen, Asthma, Bluthochdruck, Epilepsie, Krebs, psychischen Störungen und vielen mehr. So verwundert es nicht, dass das Heilfasten derart beliebt wurde, und neuere Studien haben die Effektivität des Fastens bei der Behandlung zahlreicher Erkrankungen bestätigt. 567891011

Anfang des 20. Jahrhunderts erschienen viele populäre Bücher über das therapeutische Fasten. Einer der am häufigsten genannten Verfechter des Fastens war der amerikanische Bodybuilder Bernarr Macfadden, der Begründer der Körperkulturbewegung, die sich zugunsten einer besseren Gesundheit und Heilung für Sport, natürliche Ernährung und medikamentenfreie Therapien starkmachte. Er gründete 1899 das Magazin Physical Culture und schrieb mehr als hundert Bücher über verschiedene Gesundheitsaspekte, darunter Fasting, Hydropathy, and Exercise (1900) und Fasting for Health (1923). Als er 1868 auf die Welt kam, war Macfadden ein schwaches, kränkliches Kind, er selbst bezeichnete sich als »körperliches Wrack«. Mit Sport, natürlicher Ernährung und Fasten schaffte er es, sein Leben umzukrempeln, und wurde zum Aushängeschild optimaler Gesundheit.

Ein weiterer einflussreicher Anhänger des Fastens in jener Zeit war der Schriftsteller Upton Sinclair, der jahrelang unter chronischen Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Verstopfung und zahlreichen Erkältungen litt. Seine Ernährung war extrem restriktiv, weil ihm sehr viele Nahrungsmittel Probleme bereiteten. Nachdem er erfolglos alle möglichen Diäten und Heilmittel ausprobiert hatte, erfuhr er durch die Bücher von Bernarr Macfadden und anderen Autoren vom Heilfasten und machte mehrere 10- bis 12-tägige Fastenkuren. Sein Zustand besserte sich merklich, und er konnte sogar wieder Nahrungsmittel essen, die ihm zuvor Probleme bereitet hatten. »Bananen, säurehaltige Früchte, Erdnussbutter – ich probierte eines nach dem anderen aus, dann in Kombination, und erkannte mit großer Begeisterung, dass meine alten Probleme spurlos verschwunden waren«, berichtet er. »Früher musste ich mich nach dem Essen für 1 oder 2 Stunden hinlegen; jetzt konnte ich alles machen, was ich wollte. Früher war ich auf alle möglichen Abführmittel angewiesen; jetzt vergaß ich sie einfach. Ich hatte keine Kopfschmerzen mehr. Ich spazierte ohne Kopfbedeckung im Regen, ich saß in kalten Luftzügen, war aber anscheinend immun gegen Erkältungen. Und vor allem hatte ich diese wunderbare, reichlich vorhandene Energie, sodass ich, wann immer ich 1 oder 2 freie Minuten hatte, einen Kopfstand, Klimmzüge oder irgendwelche anderen ›Stunts‹ machte, einfach aus der schieren Überfülle an Lebenskraft heraus.« Sinclair beschrieb seine Erfahrungen in einem Artikel in der Zeitschrift Cosmopolitan. Der Artikel erhielt eine so überwältigende Resonanz, dass er gebeten wurde, eine Folgegeschichte zu schreiben. Kurz danach gab er das Buch The Fasting Cure (1911; apache2.pum.edu.pl/~fasting/upton.pdf) heraus, in dem er mehr als 270 Erfolgsgeschichten von Menschen gesammelt hatte, die mit dem Fasten verschiedenste Gesundheitsprobleme hatten lösen können. In einem Brief an Sinclair heißt es:

Ich möchte Ihnen meinen Dank ausdrücken für die Wiederherstellung meiner körperlichen Gesundheit und meiner geistigen Klarheit, wie ich sie seit meinem 16. Lebensjahr, als ich zum ersten Mal die Highschool betrat, nicht mehr gekannt habe. Das war vor 20 Jahren … Ich hörte am 13. Mai auf zu essen und nahm bis zum Morgen des 26. Mai nichts als Wasser zu mir. Obwohl ich auch dann noch keinen Hunger hatte, brach ich am Morgen des 26. Juni das Fasten, da ich nicht mehr von der Arbeit fernbleiben wollte. Zwar hatte ich 13 Pfund Gewicht verloren, war aber niemals so schwach, dass ich mich nicht mehr hätte bewegen können. Ich arbeitete 7 Tage lang im Büro und blieb den Rest der Zeit zu Hause, sonnte mich und las. Mit der Fastenkur lösten sich all meine Beschwerden auf. Die 10 Jahre lange Verstopfung ist wie durch Zauberhand verschwunden. 8 Jahre lange Folter mit Hämorrhoiden und daraus resultierendem Juckreiz ist ein Alptraum der Vergangenheit. Bronchitis und Kopfhautekzeme habe ich nicht mehr. Das Asthma, das auf Nervenanspannungen des pneumogastrischen Nervs (Vagusnervs) zurückging, wie weggeblasen. Katarrhalische Taubheit, Halsschmerzen, Darmkatarrh und ein neurasthenischer Allgemeinzustand haben mich verlassen. Die Arbeit war noch nie so angenehm. Ich kann gar nicht genug von körperlicher Betätigung bekommen; meine Muskeln scheinen mit jedem Training kräftiger zu werden … Inzwischen befinde ich mich wieder im Besitz meiner vollen physischen Gesundheit und geistigen Stärke.

Die meisten anderen Fälle – viele berichten von bis zu 30-tägigen Fastenperioden – beschreiben ähnlich spektakuläre Verbesserungen.

Doch mit der Entwicklung von Antibiotika, Insulin und anderen Arzneistoffen wurde es für Patienten viel bequemer, sich Pillen oder eine Spritze verabreichen zu lassen, als sich eine gewisse Zeit freizunehmen und in einem Sanatorium eine 30-tägige Wasserfastenkur zu machen, die womöglich sogar wiederholt werden musste, um vollen Nutzen daraus ziehen zu können. Zudem erwies sich die medikamentöse Therapie als bei Weitem profitabler für die medizinische und pharmazeutische Industrie, die medizinischen Hochschulen konzentrierten sich auf Medikamente – und die Fastentherapie wurde weitgehend ignoriert. Dementsprechend weiß der Großteil der heutigen Ärzteschaft kaum etwas über das Fasten und rät sogar davon ab.

Die aktuelle medizinische Forschung lässt das Interesse am Heilfasten wiederaufleben. Beispielsweise haben Wissenschaftler am Intermountain Medical Center Heart Institute in Salt Lake City herausgefunden, dass regelmäßige Fastenperioden Cholesterin- und Triglyceridspiegel, Blutzucker und Körpergewicht verbessern und das Risiko für Herzerkrankungen, Diabetes und Adipositas effektiv senken. 12 Das Forscherteam entdeckte auch, dass eine 24-stündige Wasserkur in einer Testpopulation aus 200 Personen die Spiegel des humanen Wachstumshormons (human growth hormone, HGH) um durchschnittlich 1300 Prozent bei Frauen und um fast 2000 Prozent bei Männern erhöht. Dies ist beachtlich und höchst signifikant. HGH wird als Anti-Aging-Hormon gehandelt. Es ist am Aufbau von Muskel- und Knochenmasse beteiligt, unterstützt gesunde Energielevel und schützt vor überschüssigen Fetteinlagerungen. Viele Sportler und Bodybuilder lassen sich HGH injizieren, um Muskeln aufzubauen und die sportliche Leistungsfähigkeit zu steigern. Dieses Hormon unterstützt außerdem die gesunde Funktion von Bauchspeicheldrüse, Leber und Immunsystem, schärft Gedächtnis und kognitive Fähigkeiten, reduziert das Risiko für Herzerkrankungen und Diabetes und trägt zu Heilung und Gewebereparatur bei.

Bei Kindern ist HGH für gesundes Wachstum und optimale Entwicklung essenziell. Wenn wir altern, sinkt der HGH-Spiegel, weshalb wir an Körperfett zulegen und Muskel- und Knochenmasse einbüßen, weniger Energie und mehr Gedächtnisprobleme haben und anfälliger für Verletzungen und Infektionen werden. Um diesen Trends entgegenzuwirken, Vitalität und ein jugendliches Aussehen zu bewahren, bekommen manche ältere Menschen unter medizinischer Aufsicht HGH-Injektionen. Allerdings ist das zu medizinischen Zwecken eingesetzte Hormon eine synthetische Version, die kostspielig ist und häufig unerwünschte Nebenwirkungen hat. Durch einfaches Fasten hingegen können Sie denselben Effekt ohne Nebenwirkungen und ganz ohne Kosten erzielen. So ist es kein Wunder, dass das Heilfasten seit Jahrhunderten so hochgeschätzt ist.

Kalorienrestriktion

Modifizierte Fastenkuren wie zum Beispiel Saftkuren, bei denen sowohl Wasser als auch verdünnte Frucht- und Gemüsesäfte erlaubt sind, und sehr kalorienarme Diäten mit weniger als 600 Kalorien am Tag haben sich ebenfalls als therapeutisch äußerst effektiv mit ähnlichen gesundheitlichen Vorzügen erwiesen. Tatsächlich haben die meisten Fastenkliniken anfangs mit Saftkuren gearbeitet statt mit strengen Wasserkuren, weil sie schneller zu Ergebnissen führen und den Patienten mehr Energie liefern, um körperlich aktiver zu sein. Denn die Ergänzung durch Vitamine, Mineralstoffe und eine kleine Menge Energie durch den täglichen Konsum frischer Säfte kurbelt die körpereigenen Reinigungs- und Regenerationsprozesse an. So wurden gemäßigte Wasserkuren beispielsweise bei der Krebsbehandlung eingesetzt. Zwar stoppte oder verlangsamte diese Vorgehensweise das Krebswachstum auf wirkungsvolle Weise, aber sie konnte den Krebs nicht immer beseitigen. Die Zugabe frischer Säfte versorgte den Körper mit den Nährstoffen und der Energie, die er brauchte, um den Krebs wirkungsvoller zu bekämpfen und eine höhere Erfolgsrate zu erzielen. Dies führte zu Experimenten mit Unterernährung oder Kalorienrestriktion.

Wie Tierstudien gezeigt haben, zögert Unterernährung im Gegensatz zur Überernährung altersbedingte Krankheiten tendenziell hinaus und verlängert das Leben. Schon 1915 ergaben Studien, dass die Restriktion der Nahrungsaufnahme bei Nagetieren zu einer beachtlichen Verlängerung der Lebensspanne führte. Detaillierter wurde diese Beobachtung in den 1930er-Jahren von C. M. McCay und Kollegen an der Cornell University erforscht. McCay kam zu dem Schluss, dass unterernährte Nagetiere generell gesünder waren und um bis zu 40 Prozent länger lebten als ihre wohlgenährten Pendants. Bei bestimmten Wurmarten sind die Resultate noch spektakulärer. Haben sie kontinuierlichen Zugang zu reichlich Futter, leben diese Würmer gerade einmal 3 – 4 Wochen. Wird das Futter jedoch sehr eingeschränkt oder werden sie gezwungen, periodisch zu fasten, bleiben sie mehr als 3 Jahre lang jung und aktiv. Dabei ist die zusätzliche Lebensspanne nicht einfach nur eine Altersverlängerung, sondern eine Verlängerung der Jugend. So können Mäuse, die ein Alter erreichen, das 90 Menschenjahren entspricht, noch immer fruchtbar sein und Junge zur Welt bringen. Im Laufe der Jahre hat sich erwiesen, dass eine Kalorienrestriktion die gesunde Lebensspanne von Fruchtfliegen, Würmern, Mäusen, Fischen, Affen und anderen Tieren verlängert.