Ketontherapie - Bruce Fife - E-Book

Ketontherapie E-Book

Bruce Fife

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Beschreibung

Die Umstellung der Energieversorgung von Glucose- auf Fettverbrennung!

Gesunde Fette sind die natürliche Lösung bei chronischen Krankheiten und der Schlüssel zu Ihrer Gesundheit

Bei der ketogenen Diät nimmt man sehr wenig Kohlenhydrate, viel Fett und mäßige Mengen Eiweiß zu sich. Durch diese Ernährung gelangt der Körper in einen natürlichen, gesunden Stoffwechselzustand, der Ernährungsketose genannt wird.

In der Ketose nutzt der Körper Fett - und nicht mehr Glucose - als hauptsächliche Energiequelle. Ein Teil dieses Fettes wird in einen alternativen Kraftstoff namens Ketone umgewandelt. Die leistungsstarken Ketone sorgen für mehr Energie und zelluläre Effizienz und aktivieren spezielle Enzyme, die das Überleben, die Reparatur und das Wachstum der Zellen regulieren. Wenn sich ein Mensch in der Ernährungsketose befindet, nimmt der Ketonspiegel im Blut therapeutisches Niveau an. Die Folgen: Ein hoher Blutdruck sinkt, die Cholesterinwerte optimieren sich, Entzündungen werden gemindert, der Blutzuckerspiegel normalisiert sich, und der Körper wird insgesamt gesünder.

Tatsächlich braucht unser Körper Fett für die optimale Gesundheit und funktioniert mit Fett als Kraftstoff viel effektiver.

In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie mit der ketogenen Diät chronische und degenerative Krankheiten erfolgreich abwenden und behandeln können. Hinter der Ketontherapie steht jahrzehntelange medizinische und klinische Forschung, und sie hat sich in der Behandlung vieler Krankheiten sowohl als sicher als auch als effektiv erwiesen. Zu diesen Erkrankungen gehören:

  • Alzheimer-Krankheit
  • Morbus Parkinson
  • Schlaganfall
  • multiple Sklerose
  • Herzkrankheiten
  • Krebs
  • Diabetes
  • Fettleibigkeit
  • metabolisches Syndrom
  • Morbus Crohn
  • Colitis ulcerosa
  • Arthritis
  • Reizdarmsyndrom
  • Grüner Star
  • Makuladegeneration
  • Migräne
  • Schlafstörungen
  • Depression


Das ist aber noch längst nicht alles. Ständig findet die Wissenschaft neue Beschwerdebilder, die auf die ketogene Diät ansprechen. Viele gesundheitliche Probleme, die die Schulmedizin als unheilbar oder nicht behandelbar betrachtet, werden kuriert. Medikamente, die man bislang täglich einnehmen musste, sind nicht mehr nötig und werden abgesetzt. Menschen erleben, dass eine einfache, aber revolutionäre Diät aus vollwertigen, natürlichen Lebensmitteln und den gesündesten Fetten ihr Leben geradezu spektakulär verbessern kann. Diese Ernährung könnte auch Ihr Leben positiv verändern.

Die Bibel der ketogenen Ernährung von »Kokospapst« Dr. Bruce Fife

»Mit den Informationen in diesem Buch sind wir in der Lage, für ein starkes Immunsystem zu sorgen, der Epidemie chronischer Krankheiten zu entkommen und unabhängig von der pharmazeutischen Medizin zu werden, die viele toxische Auswirkungen hat . ein wirklich bahnbrechendes Buch!«
Dr. Edward Joseph James

»Ketontherapie liefert eine Fülle von Details und Erkenntnissen, die unseren Durst nach Wissen über Ketone und die ketogene Diät stillen. Nachdem er Ketone und ihre nützlichen Funktionen in unserem Körper ausführlich erklärt hat, wendet Dr. Fife diese wertvollen Informationen auf zahlreiche Gesundheitsprobleme an. Dieses Buch liefert Antworten für alle, die sich über das Altern, Übergewicht, Toxizität und verschiedenste neurologische und metabolische Erkrankungen Sorgen machen. Dr. Fife hat für seine Leser einen faszinierenden und gut lesbaren Leitfaden erstellt. Ich empfehle allen, die nach Gesundheit streben, die Prinzipien dieses Buchs durchzulesen und anzuwenden«.
Dr. Susan L. Levy

»Bruce Fifes Buch Ketontherapie ist der vollständige Leitfaden für Laien bezüglich der ketogenen/kohlenhydratarmen Lebensweise, aus der alle Welt Nutzen ziehen sollte, um ihre Gesundheit zu verbessern und ihr Leben zu verlängern. Das Buch behandelt alle wichtigen Aspekte, warum das funktioniert, wie es funktioniert und was jeder mit ein paar einfachen Veränderungen der Ernährungsweise erreichen kann. Es verspricht große Auswirkungen auf die geistigen und allgemeinen körperlichen Funktionen. Keine andere lebenserhaltene Maßnahme hat für sich genommen derart großen Einfluss. Sehr zu empfehlen!«
Dr. David J. Matheson

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1. Auflage November 2017 Copyright © 2017 by Bruce Fife Copyright © 2017 für die deutschsprachige Ausgabe bei: Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg Titel der amerikanischen Originalausgabe:Ketone Therapy: The Ketogenic Cleanse and Anti-Aging Diet Alle Rechte vorbehalten Übersetzung aus dem Amerikanischen: Linde Wiesner Lektorat: Swantje Christow Satz und Layout: Martina Kimmerle Umschlaggestaltung: Nicole Lechner ISBN E-Book 978-3-86445-541-4 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-0 Fax: (07472) 98 06-11Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Kapitel 1Eine Wunderdiät

Für viele Menschen war Dr. Frederick Hatfield der Inbegriff von Gesundheit und Wohlbefinden. Er war dreifacher Weltmeister im Powerlifting, Mitbegründer und Präsident der International Sports Sciences Association, Gründer des Magazins Men’s Fitness und Verfasser von sechzig Büchern über Sporttraining, Fitness und Gesundheit. Außerdem diente er im US Marine Corps und erwarb einen Doktortitel in Sportwissenschaften. Zudem hatte Fred eine Krebserkrankung überlebt.

»Die Ärzte gaben mir wegen eines breit gestreuten metastatischen Krebses in meinem Skelettapparat noch 3 Monate«, erzählte er. »3 Monate! Drei verschiedene Ärzte sagten alle dasselbe.«

Hatfield litt an einer schnell wuchernden Form von Osteosarkom – Knochenkrebs. Selbst mit chirurgischen Eingriffen und Chemotherapie war die Chance, dass er noch lange leben würde, gleich null. Damals war er 69 Jahre alt.

Seine Frau Gloria erinnert sich daran: »Es ist ein ganz schreckliches Gefühl, wenn dir jemand sagt, dass die Person, die du liebst, nur noch 3 Monate leben wird und du dann nie wieder mit ihm zusammen sein wirst.«

Fred weigerte sich, den Krebs über sein Leben bestimmen zu lassen, recherchierte über alternative Therapien und stieß dabei auf die ketogene Diät. Er hörte auf, Zucker, Süßigkeiten und stärkehaltige Kohlenhydrate zu essen, und konsumierte mehr – viel mehr – gesunde Fette wie Kokosöl, Biobutter, Olivenöl, Avocados, Nüsse und sogar Speck. Kohlenhydratarmes Gemüse wie Brokkoli, Spinat und Spargel ersetzten fortan die kohlenhydratreichen Lebensmittel wie Brot, Reis und Nudeln, die er bislang gegessen hatte. Er hungerte nicht, sondern verspeiste vollständige, sättigende Mahlzeiten. Seine Ernährung bestand hauptsächlich aus einfachen, vollwertigen, naturbelassenen Nahrungsmitteln. »Alles, was man für die ketogene Ernährung braucht, gibt es in jedem Lebensmittelladen und ist einfach zuzubereiten«, sagt Gloria. »Es ist reines Essen, kein Zucker oder Trash-Food.«

Zu aller Verblüffung funktionierte es. »Der Krebs verschwand!«, sagte Fred. »Vollständig. Und bis heute ist keine Spur mehr davon zu finden.« Das war 5 Jahre später, und Fred führte noch einige Jahre ein sehr aktives, gesundes Leben.

Freds erstaunliche Gesundung war keine Überraschung für Dr. Dominic D’Agostino, assistierender Professor im Fachbereich für Molekularpharmakologie und – physiologie des Morsani College of Medicine, das zur Univer-sity of South Florida gehört. Er arbeitet an der Entwicklung und Testung von Ernährungs- und Stoffwechseltherapien wie der ketogenen Diät. Laut D’Agostino ist die Wirkung der ketogenen Diät recht eindrucksvoll. Wenn beispielsweise aus der Ernährung von Labormäusen Kohlenhydrate gestrichen wurden, überlebten die Mäuse hoch aggressiven metastasierenden Krebs noch besser, als wenn sie einer Chemotherapie unterzogen wurden. Die Diät ist jedoch nicht nur bei Krebs wirksam, sondern hat sich auch in der Behandlung einer ganzen Reihe von Stoffwechselstörungen bewährt, darunter Diabetes und Demenz. D’Agostino ist vom Nutzen der ketogenen Diät so überzeugt, dass er sich zu 95 Prozent selbst daran hält.

»Mein Arzt war von meinen Ergebnissen begeistert«, sagt der Patient Kevin Benjamin. »Er meinte: ›Was auch immer Sie tun, machen Sie damit weiter.‹« Kevin ist schlank, er wiegt 84 Kilogramm, hat normalen Blutdruck und normale Blutzuckerwerte – ein beachtlicher Unterschied zu seinem Zustand vor gerade mal ein paar Jahren. Damals war er mit knapp 126 Kilo fettleibig und litt an Diabetes. Sein HbA1c-Wert – der HbA1c-Test bestimmt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel für einen Zeitraum von 3 Monaten – war bedenklich hoch. Ein Wert von 5,7 oder darunter gilt als normal, ein Wert ab 6,5 ist ein Hinweis auf Diabetes. Kevins Wert lag bei erstaunlichen 12,7, was einem Nüchternblutzucker von 318 ml/dl (17,7 mmol/l) entspricht, und das trotz Medikamenten zur Blutzuckersenkung. Dieser hohe Wert lässt darauf schließen, dass der Diabetes nicht gut kontrolliert wird, und erhöht das Risiko für Komplikationen wie den bleibenden Verlust des Augenlichts, Nierenversagen, Herzkrankheiten und periphere Neuropathie, die schließlich zu Wundbrand und zur Amputation der Füße führt.

Eine fettarme Ernährung hatte in der Vergangenheit nicht funktioniert, und die Medikamente, die Kevin einnahm, halfen auch nicht. In seiner Verzweiflung beschloss er, etwas Radikales zu versuchen: eine fettreiche ketogene Diät. Die Resultate waren frappierend. Er verlor 42 Kilogramm, sein HbA1c-Wert sank auf ein normales Niveau, und er konnte alle Medikamente absetzen. Heute ist er nicht mehr übergewichtig und auch nicht mehr zuckerkrank. Er ernährt sich inzwischen seit 5 Jahren nach der ketogenen Diät und will damit auf unbestimmte Zeit weitermachen. »Mir ist es absolut recht, mich den Rest meines Lebens so zu ernähren«, sagt Kevin. »Wenn überhaupt, genieße ich jetzt sogar mein Essen mehr als je zuvor.«

Nahrungsfett galt lange Zeit als der größte Verursacher von Fettleibigkeit und Diabetes, aber inzwischen kann laut vielen Experten eine fettreiche und kohlenhydratarme ketogene Diät diese Probleme sogar beheben. »Die ketogene Diät fördert die Gewichtsabnahme«, sagt Dr. Eric Westman, Experte für Adipositas und Direktor der Duke Lifestyle Medicine Clinic. »Ich rate meinen Patienten: ›Haben Sie keine Angst vor Fett. Essen Sie viel Fett, weil es für ein Sättigungsgefühl sorgt.‹« Dr. Westman setzt alle seine übergewichtigen und zuckerkranken Patienten auf eine kohlenhydratarme, ketogene Diät, und schon nach Wochen können sie alle Diabetesmedikamente absetzen, sie haben bessere Blutzuckerwerte und deutlich an Gewicht verloren.

Auf Insulin angewiesene Diabetiker können das Insulin innerhalb von 1 bis 4 Wochen absetzen. Die Patienten sehen Resultate, die sie mit keiner anderen Diät oder Abnehmkur jemals erreichen konnten. »Es gibt keinen glücklicheren Patienten als einen, der ohne Insulin auskommt, obwohl ihm gesagt wurde, er würde sein Leben lang an Diabetes leiden«, sagt Westman. John ist ein Beispiel dafür, zu welchen Ergebnissen die ketogene Diät führen kann. John war seit 25 Jahren auf Insulin angewiesen. Als er zum ersten Mal zu Dr. Westman kam, nahm er täglich 180 Einheiten Insulin, er wog 123 Kilogramm und hatte einen HbA1c-Wert von 10,8. Nach einer Woche mit der ketogenen Diät verringerte er die tägliche Insulindosis auf 80 Einheiten, und nach 4 Wochen konnte er es ganz absetzen. Innerhalb von 12 Wochen nahm er 10 Kilo ab, und sein HbA1c-Wert sank auf weit verträglichere 7,3. Anders als bei früheren fettarmen Abnehm-kuren litt John nicht ständig unter quälendem Hunger oder Gelüsten nach Essen, sondern genoss fettreiche Kost wie Speck, Eier, Butter, Steaks, Koteletts und leckere Aufläufe und Eintöpfe sowie kohlenhydratarmes Gemüse und Obst, und er war nie hungrig. Seine Mahlzeiten waren schmackhaft und sättigend. Es fühlte sich gar nicht wie eine Diät an, die Kilos purzelten mühelos, und sein Blutzucker kam auf einen Wert, den er seit Jahren nicht gemessen hatte. John ist kein Einzelfall, aber ein typisches Beispiel für den Erfolg der ketogenen Diät. »Es ist so unglaublich«, sagt Dr. Westman, »dass Menschen es nicht glauben können« – jedenfalls solange sie es nicht selbst ausprobieren.

Besonders beeindruckend sind die Auswirkungen der ketogenen Diät auf die Gesundheit des Gehirns. Egal, ob Sie alt oder jung sind, die Diät kann Sie geistig reger machen und dem altersbedingten Verfall von Gedächtnis und kognitiven Fähigkeiten vorbeugen. Sie wurde sogar erfolgreich gegen ernsthafte degenerative Hirnstörungen wie Alzheimer, Parkinson und nach Schlaganfällen eingesetzt. Es überrascht nicht, dass die ketogene Diät sich in der Behandlung dieser Krankheiten als wirksam erweist, denn ursprünglich war sie entwickelt worden, um eine andere Krankheit des Gehirns zu behandeln: Epilepsie. Seit ihrer ersten Anwendung Anfang der 1920er-Jahre hat sich die ketogene Diät als hocheffektiv in der Behandlung aller Formen der Epilepsie erwiesen, selbst der schwersten, medikamentenresistenten Formen. Patienten, die sich 6 bis 24 Monate nach der ketogenen Diät ernähren, können ihre Krampfanfälle drastisch reduzieren, und zwar auf lange Sicht. Viele werden vollständig geheilt und haben ihr ganzes Leben lang keine Anfälle mehr.

Die ketogene Diät hat sich bei einer langen Reihe von Gesundheitsproblemen als wirksam erwiesen, darunter bei folgenden:

Alzheimer-Krankheit

Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)

Autismus

Chorea Huntington

Colitis ulcerosa

Depression

Diabetes Typ 1 und 2

Epilepsie

Fettleibigkeit / Übergewicht

Fibromyalgie

Gastroösophagealer Reflux (GÖR)

Glaukom

Herzinsuffizienz

Kontakt mit toxischen Chemikalien

Krebs

Makuladegeneration

Metabolisches Syndrom

Migräne

Morbus Crohn

Morbus Parkinson

Multiple Sklerose

Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie

Reizdarmsyndrom

Rheumatoide Arthritis

Schädel-Hirn-Trauma

Schlafstörungen

Schlaganfall

Schuppenflechte

So beachtlich diese Liste auch ist, sie beinhaltet nur ein paar der potenziellen positiven Effekte, die mit der ketogenen Diät einhergehen. Wissenschaftler stoßen ständig auf weitere Anwendungsgebiete. Viele Menschen finden sie auch hilfreich bei Beschwerden, die bislang nicht offiziell unter klinischen oder Laborbedingungen untersucht wurden.

Die ketogene Diät ist ein Ernährungsplan mit vielen Fetten, wenig Kohlenhydraten und wenig Eiweiß, der den Körper dazu bringt, von der Zucker- zur Fettverbrennung als hauptsächlicher Kraftstoffquelle umzuschalten. Dies hat spektakuläre Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Risikofaktoren, die mit chronischen Krankheiten in Verbindung stehen, fallen weg. Medikamente gegen diese Krankheiten sind nicht mehr nötig und können abgesetzt werden. Es ist, als drücke man die »Reset«-Taste seines Computers, wische damit die meisten gesundheitlichen Probleme weg und starte neu – mit einem bereinigten Gesundheitszeugnis und neuer Lebensfreude.

Die Zufuhr von Kohlenhydraten wird gering gehalten, um es dem Körper zu ermöglichen, sich zu mobilisieren und das eingelagerte Fett für die Energieerzeugung zu nutzen. In diesem Prozess wandelt die Leber Teile dieses Fetts in eine besondere Art von Kraftstoff um, Ketonkörper oder Ketone genannt. Unter normalen Bedingungen zirkulieren in unserem Blut nur sehr wenige Ketone, bei einer ketogenen Ernährung jedoch kann der Ketonspiegel im Blut auf ein therapeutisches Maß ansteigen. Ketone werden schon mal als »Superkraftstoff« für den Körper bezeichnet, weil sie eine stärkere und effektivere Energiequelle darstellen als Glucose. Wenn der Körper Ketone und Fette verbrennt, kommt es zu Veränderungen: Der Blutdruck normalisiert sich, Cholesterin- und Triglyceridspiegel verbessern sich, hohe Blutzucker- und Insulinwerte nehmen normale Maße an, Hormone werden ausbalanciert, und chronische Gesundheitsprobleme schwinden. Die Ketontherapie nutzt die Kraft der Ketone, um den Körper zu revitalisieren und chronische Krankheiten zu heilen. Die Resultate sind derart erstaunlich, dass häufig von einer »Wunderdiät« gesprochen wird.

Aufgrund ihres enormen Erfolgs hat die ketogene Diät in den vergangenen Jahren viel Aufmerksamkeit gewonnen. Aber sie ist nicht einfach eine weitere Mode-Diät, die heute auftaucht und schon morgen wieder verschwunden sein wird. Die Diät gibt es bereits seit über 90 Jahren. In dieser Zeit wurden Tausende von Menschen damit erfolgreich von verschiedensten Beschwerden geheilt. Sie hat sich dabei als sicher und sehr effektiv erwiesen. Doch in den zurückliegenden Jahren stieg das Interesse daran erneut, weil sie inzwischen leichter durchzuführen und viel schmackhafter geworden ist.

Die klassische ketogene Diät, die ursprünglich für die Behandlung von Epilepsie entwickelt wurde, war sehr mühselig. Die Patienten mussten 90 Prozent ihrer Kalorien in Form von Fetten zu sich nehmen und den Kohlenhydratkonsum auf 2 Prozent ihrer täglichen Kalorien herunterschrauben. Sie mussten alles abwiegen und jedes Gramm Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß in jeder Mahlzeit berechnen, bei einer insgesamt strengen Begrenzung der Kalorienzufuhr. Die Diät war schwer zu handhaben und noch schwerer zu essen. Die klassische ketogene Diät machte die Überwachung durch speziell ausgebildete Ärzte und Ernährungsexperten erforderlich, und die Patienten und ihre Familien mussten in Kochkursen lernen, die Mahlzeiten entsprechend den präzisen Vorschriften zuzubereiten. Selbst wenn sie keine andere Option hatten, hielten sich viele Patienten nicht lang an die Diät.

Doch durch die Entdeckung, dass Kokosöl eine besondere Gruppe von Fetten enthält (mittelkettige Triglyceride, medium chain triglyceride, MCT), die von Natur aus ketogen sind, ist die Diät mittlerweile viel leichter durchzuführen und auch schmackhafter. Mit der Aufnahme von Kokosöl in die ketogene Diät können der Gesamtfettkonsum deutlich reduziert und die Kohlenhydrat- und Proteinmenge erhöht werden. Diese neue MCT-Diät, die ketogene Diät mit Kokosöl, kann den Ketonspiegel im Blut auf therapeutische Werte anheben – und das bei weit weniger Mühe als bei der klassischen Diät, aber mit ähnlichen Resultaten. Bei der ketogenen Diät mit Kokosöl muss nicht jede einzelne Zutat abgewogen und abgemessen werden, und auch die Gesamtkalorienzufuhr ist nicht streng begrenzt. Der Schwerpunkt liegt auf der Reduzierung der Gesamtkalorien und dem Verzehr von reichlich gesunden Fetten. Die Diät ist so einfach durchzuführen, dass sich wirklich jeder ohne spezielle Kurse oder medizinische Überwachung daran halten kann – nur wenn Sie ein ernsthaftes medizinisches Problem haben, sollten Sie zuvor Ihren Arzt konsultieren.

Über die ketogene Diät kursieren viele Missverständnisse undFehlinfor-mationen, insbesondere im Internet. Einige Informationen sind irreführend oder komplett falsch. Dass sie kohlenhydratarm ist, heißt nicht, dass alle kohlenhydratarmen Ernährungsweisen ketogen sind. Sie basiert nicht auf dem Verzehr von viel Fleisch. Der Konsum von Eiweiß ist mäßig und nicht höher als bei einer normalen Ernährungsweise – und häufig sogar viel geringer. Sie ist nicht grundsätzlich eine Paleo-Diät, kann aber eine sein. Sie kann sogar vegetarisch sein, wenn Sie das möchten. Fett, in dieser Diät die hauptsächliche Kalorienquelle, wird von verschiedensten Produkten wie Salatsaucen, Butter, Sahne, Mayonnaise, Käse, fettreichen Fleischsorten, Speck, Eiern, Nüssen, Kokosnüssen und Avocados geliefert. Bestimmte Pflanzenöle jedoch, das werden Sie in den nächsten Kapiteln lernen, sollten Sie niemals verwenden. Süße und stärkehaltige Lebensmittel werden gestrichen oder zumindest sehr eingeschränkt. Die Speisen basieren nicht auf Fleisch, sondern auf kohlenhydrat-armem Gemüse wie Brokkoli, Zucchini, Spargel, Blumenkohl, Kopfsalat und Gurken. Diese machen generell den Großteil der Mahlzeiten aus. Eine gesunde ketogene Diät ist tatsächlich eine auf Gemüse basierende Ernährung, ergänzt durch gute Fette und eine angemessene Menge an Proteinen. Die ketogene Diät verwirft jegliches Junkfood, das der Gesundheit schadet. Sie werden merken, dass sie nahrhafter und viel gesünder ist als jede andere Diät, die Sie bislang ausprobiert haben.

Manche Menschen nutzen die ketogene Diät als vorübergehende Maßnahme, um ein Ziel zu erreichen, beispielsweise um abzunehmen, das Blutbild zu verbessern, Giftstoffansammlungen loszuwerden oder das Risiko für chronische Krankheiten zu reduzieren. Andere halten sich über lange Zeit daran, um ernsthafte Gesundheitsprobleme zu überwinden und gesund zu bleiben. Die ketogene Diät, wie sie in diesem Buch beschrieben wird, ist ein sicherer und höchst nahrhafter Ernährungsplan, nach dem man sich ein Leben lang richten kann.

Kapitel 2Ketone: Der Superkraftstoff für unseren Körper

Therapeutisches Fasten und die ketogene Diät

Die ketogene Diät gibt es seit den 1920er-Jahren. Ihre Ursprünge liegen im therapeutischen Fasten, das Anfang des 20. Jahrhunderts eine beliebte Behandlungsmethode vieler chronischer Beschwerden war. Die Patienten fasteten bis zu 30 Tage lang oder zuweilen sogar noch länger und nahmen dabei ausschließlich Wasser zu sich. Mit der Fastentherapie wurden zahlreiche schwer zu behandelnde Gesundheitsprobleme angegangen, etwa Verdauungsstörungen, Arthritis und Krebs. In vielen Fällen erwies sich das längere Fasten als sehr effektiv.

Eine der Erkrankungen, die auf die Fastentherapie sehr gut ansprach, war Epilepsie. Das 2- bis 4-wöchige Fasten reduzierte die Häufigkeit von Krampfanfällen drastisch, und dieser Effekt hielt noch lange danach an. Manchmal erbrachte es sogar eine vollständige Heilung.

Einer der entschiedensten Befürworter der Fastentherapie für Epileptiker war Dr. Hugh Conklin, ein Osteopath aus Wisconsin. Er empfahl eine 18- bis 25-tägige Fastenkur. Mit seiner »Wasserdiät« behandelte er Hunderte von Epilepsiepatienten und erzielte eine 90-prozentige Heilungsrate bei Kindern; bei Erwachsenen betrug sie immerhin noch 50 Prozent.

Dr. H. Rawle Geyelin, ein prominenter Kinderarzt aus New York, sah Conklins Erfolge mit eigenen Augen und testete die Kur an 36 eigenen Patienten. Er erzielte ähnliche Resultate. Seine Patienten waren zwischen 3½ und 35 Jahre alt. Nachdem sie 20 Tage lang gefastet hatten, waren 87 Prozent von ihnen frei von jeglichen Krampfanfällen. Geyelin präsentierte seine Erkenntnisse 1921 auf der alljährlichen Konferenz der American Medical Association in Boston und führte so die Fastentherapie als gängigste Behandlungsform bei Epilepsie ein.

In den 1920er-Jahren, als Phenobarbital und Bromid die einzigen erhältlichen krampflösenden Mittel waren, stießen die Berichte, dass Fasten Epilepsie heilen könne, auf großes Echo und lösten geradezu hektische klinische Untersuchungen und Forschungen aus.

Als Resultat der Fastenkur blieben viele Epileptiker jahrelang, wenn nicht sogar ihr ganzes Leben lang von Krampfanfällen verschont. Bei anderen wirkte die Kur nur vorübergehend, etwa 1 oder 2 Jahre lang. Betroffene Kinder waren zu 18 Prozent ihr ganzes restliches Leben frei von Krämpfen. Erneutes Fasten stoppte die Anfälle erneut, aber es gab keine Garantie, wie lange das anhielt. Längeres Fasten schien bessere Resultate zu zeitigen, für manche Patienten schien jedoch die Zeitdauer, die nötig war, um eine dauerhafte Besserung zu erzielen, nicht praktikabel; Menschen können nur eine bestimmte Zeit auf Nahrung verzichten. Die Wissenschaftler begannen, nach Wegen zu suchen, den metabolischen und therapeutischen Effekt des Fastens nachzuahmen und den Patienten gleichzeitig zu erlauben, ausreichend Nahrung aufzunehmen, um längere Zeit durchzuhalten – und hoffentlich eine höhere Heilungsrate zu erzielen. Das Ergebnis war die Entwicklung der ketogenen Diät.

Unter normalen Umständen verbrennen wir Glucose zur Energiegewinnung. Beim Fasten jedoch, wenn keine Glucose – oder Nahrung, die in Glucose umgewandelt werden kann – konsumiert wird, verwendet der Körper eingelagertes Fett, um seinen Energiebedarf zu stillen. Ein Teil dieses Fetts wird in der Leber in wasserlösliche Verbindungen (Beta-Hydroxybutyrat, Acetoacetat und Aceton) umgewandelt, die unter der Sammelbezeichnung Ketonkörper oder schlicht Ketone bekannt sind. Normalerweise verwendet das Gehirn Glucose, um seinen Energiebedarf zu decken. Wenn aber Glucose nicht zu haben ist, kann es Ketone als Energiequelle nutzen. Andere Organe und Gewebe im Körper können Fett als Energielieferant heranziehen, nicht aber das Gehirn – es muss entweder Glucose oder Ketone zur Verfügung haben. Ketone sind sogar eine höher konzentrierte und effizientere Energiequelle als Glucose. Eine effizientere Energieproduktion sorgt dafür, dass das Gehirn besser funktioniert. Ketone sind zudem neuroprotektiv, weshalb in einem Gehirn, das mit Ketonen »betankt« ist, die von Epilepsie ausgelösten Fehlfunktionen oder Kurzschlüsse überbrückt werden. Das Gehirn kann sich nach und nach neu vernetzen und sich selbst heilen.

Der erhöhte Ketonspiegel im Blut während des Fastens kann noch verdoppelt werden, einfach indem man den Konsum von Kohlenhydraten (Stärke und Zucker) – den größten Glucoselieferanten in der Nahrung – einschränkt. Kohlenhydrate bestehen aus Glucosemolekülen und anderen Zuckern, die der Körper in Glucose umwandelt. Stärke und Zucker sind in allen Nahrungspflanzen enthalten, am meisten jedoch in Getreide, Obst und stärkehaltigem Gemüse wie Kartoffeln und Hülsenfrüchten. Ballaststoffe, die ebenfalls als Kohlenhydrate gelten, werden nicht zu Glucose verarbeitet, weil unser Körper nicht die Enzyme hat, die nötig wären, um sie aufzuspalten. Deshalb bleiben die Glucosemoleküle von Ballaststoffen an Ort und Stelle eingeschlossen, während sie den Verdauungstrakt durchlaufen. Fleisch und Eier enthalten nur eine sehr kleine Menge an Kohlenhydraten und Fett so gut wie gar keine.

Die ketogene Diät war entwickelt worden, um die Kohlenhydratzufuhr deutlich zu reduzieren und die Kalorien der Kohlenhydrate durch Fett zu ersetzen. Der Eiweißkonsum musste ebenfalls eingeschränkt werden, da einige Proteine in Glucose umgewandelt werden könnten. Die ketogene Diät besteht aus sehr wenig Kohlenhydraten, vielen Fetten und ausreichend, aber nicht zu vielen Proteinen. Ballaststoffreiche Kohlenhydratnahrung wird gegenüber stärke- und zuckerreicher bevorzugt. Die Diät liefert gerade genug Eiweiß sowie reichlich Kalorien und Nährstoffe, um Wachstum sowie Instandsetzung und – haltung zu unterstützen.

Die klassische ketogene Diät aus den 1920er-Jahren besteht aus einem Verhältnis von vier Teilen Fett und einem Teil Proteine und Kohlenhydrate (bei Kindern und Jugendlichen beträgt dieses Verhältnis 3:1 statt 4:1). Jede Mahlzeit enthält also viermal so viel Fett wie Eiweiß und Kohlenhydrate zusammengenommen. 1 Gramm Fett liefert 9 Kalorien, 1 Gramm Eiweiß oder Kohlenhydrat liefert 4 Kalorien. Eine ganz normale Ernährung besteht aus etwa 30 Prozent Fett, 15 Prozent Eiweiß und 55 Prozent Kohlenhydraten. Das gewichtsmäßige 4:1-Verhältnis der ketogenen Diät entspricht rund 90 Prozent Kalorien aus Fett, 8 Prozent aus Proteinen und 2 Prozent aus Kohlenhydraten. Die Kohlenhydratzufuhr wird auf etwa 10 bis 15 Gramm täglich reduziert. Verboten sind die meisten kohlenhydratreichen Getreide, Früchte und Gemüsesorten, also Brot, Mais, Bananen, Erbsen, Kartoffeln etc. Anfangs wurde die Kalorienzufuhr insgesamt auf 80 bis 90 Prozent des geschätzten Ernährungsbedarfs beschränkt, weil man glaubte, dass dies den Ketonspiegel verbessere. Das war kein großes Problem, weil Ketone dazu neigen, Hunger zu lindern, sodass die Patienten weniger essen und sich trotzdem gesättigt fühlen können, ohne hungern zu müssen. Die Flüssigkeitszufuhr wurde am Anfang auf 80 Prozent des normalen Tagesbedarfs beschränkt. Das geschah ebenfalls in dem Glauben, dass es den Ketonspiegel im Blut erhöhe. Aber der Flüssigkeitsmangel führte zu einem höheren Nierensteinrisiko. Später fand man heraus, dass die geringere Flüssigkeitszufuhr keinen Vorteil bringt, und die Einschränkung wurde wieder verworfen.

Da jede Kalorie aus Fett, Eiweiß und Kohlenhydrat präzise errechnet und gemessen wurde, sollte der Patient immer eine ganze Mahlzeit zu sich nehmen, ohne irgendwelchen Aufschlag. Jede Mahlzeit sollte in besagtem 4:1- beziehungsweise 3:1-Verhältnis zusammengestellt sein. Jeder Snack musste in die tägliche Kalorienzuteilung einberechnet werden und dasselbe Mengenverhältnis aufweisen. Folglich nahm die Zubereitung von Haupt- und Zwischenmahlzeiten viel Zeit in Anspruch und verursachte einen großen Aufwand.

1921 prägte Dr. Russell Wilder von der Mayo Clinic den Begriff »ketogene Diät« für eine Ernährungsweise, die durch den Konsum einer fettreichen, kohlenhydratarmen Kost für einen hohen Ketonspiegel im Blut sorgt. Er setzte als Erster die ketogene Diät in der Behandlung von Epilepsie ein. Wilders Kollege Mynie Peterman entwickelte später die klassische ketogene 4:1-Diät. Sein Ernährungsplan lieferte täglich 1 Gramm Proteine pro Kilogramm Körpergewicht und 10 bis 15 Gramm Kohlenhydrate, der Rest der Kalorien wurde durch Fett aufgenommen. Peterman dokumentierte positive Auswirkungen wie eine Verbesserung von Aufmerksamkeit, Verhalten und Schlaf sowie eine bessere Kontrolle der Krampfanfälle. Die Diät erwies sich als sehr erfolgreich, insbesondere bei Kindern. 1925 berichtete Peterman, dass durch die Diät bei 95 Prozent seiner Patienten die Krampfanfälle besser kontrollierbar und 60 Prozent von ihnen vollständig frei von Krampfanfällen wurden. Das ist eine ungewöhnlich hohe Heilungsrate für eine Krankheit, die ansonsten als unheilbar galt.

Die Diät hatte jedoch auch ihre Schattenseiten. Eine Reihe von Patienten fand die ketogene Diät zu schwierig in der Zubereitung und unappetitlich, und Kinder weigerten sich häufig, sich längere Zeit an die Diät zu halten. In der Folge hielten viele nicht lange genug durch, um zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen. Bis zu 20 Prozent brachen die Diät ab. 1938 wurde ein neues krampfhemmendes Medikament entwickelt, Phenytoin [Dilantin; in Europa unter anderem unter dem Handelsnamen Epanutin erhältlich, Anmerkung der Redaktion]. Eine Pille einzuwerfen war viel einfacher, als sich um die Zubereitung und den Verzehr einer speziellen Diät zu kümmern. Der Fokus der Forschung verlegte sich schnell auf die Entwicklung neuer Arzneimittel. Die ketogene Diät wurde von den Wissenschaftlern meist ignoriert und meist nur als letzte Option für sehr schwere Fälle eingesetzt, die auf die Medikamente nicht ansprachen. Erst in den 1970er-Jahren wuchs das Interesse an der ketogenen Diät wieder.

MCT und Kokos-Ketone

In den 1960er-Jahren fand man heraus, dass eine bestimmte Gruppe von Fetten, die mittelkettigen Triglyceride (MCT), von der Leber leicht zu Ketonen umgewandelt werden können, unabhängig vom Blutzuckerspiegel oder von anderen konsumierten Nahrungsmitteln. Der Ketonspiegel im Blut konnte einfach durch die Zufuhr einer MCT-Quelle erhöht werden, ohne zu fasten oder sich an eine ketogene Diät zu richten.

Da die meisten Nahrungsmittel keine MCT enthalten, liefert eine normale Ernährung sehr wenig davon. Die bei Weitem ergiebigste natürliche MCT-Quelle ist die Kokosnuss. Kokosöl besteht überwiegend aus MCT. Man kann also seinen Ketonspiegel erhöhen, indem man einfach Kokosöl zu sich nimmt, selbst wenn man auch Kohlenhydrate konsumiert. Man fand heraus, dass man, wenn man ausreichend viel Kokosöl (2 bis 3 Esslöffel täglich) isst, den Ketonspiegel auf ein mildes therapeutisches Niveau steigern kann. Diese von der Kokosnuss gelieferten Ketone sind identisch mit den Ketonen, die in der Leber aus eingelagertem Fett produziert werden. Manchmal werden sie als Kokosketone bezeichnet, das heißt, sie werden durch den Konsum einer MCT-Quelle gebildet. Die Kombination von Kokosöl und einer ketogenen Ernährung erhöhte den Ketonspiegel noch weiter und verstärkte die therapeutische Wirkung der Diät.

Kokosöl besteht zu 63 Prozent aus MCT. Forscher überlegten, dass die ketogene Diät noch besser funktionieren müsste, wenn sie es schafften, ein Öl mit höherem MCT-Gehalt zu produzieren. Durch Destillation können die einzelnen Fettsäuren im Kokosöl separiert und dann neu kombiniert werden, um ein Öl mit 100 Prozent MCT zu gewinnen. Das Resultat heißt MCT-Öl oder fraktioniertes Kokosöl.

1971 entwickelte Peter Huttenlocher eine ketogene Diät, in der MCT-Öl rund 60 Prozent der Kalorien lieferte. Dadurch waren mehr Eiweiß und drei- bis viermal so viele Kohlenhydrate erlaubt als in der klassischen ketogenen Diät. Der Fettkonsum insgesamt konnte von 90 Prozent der Kalorien auf etwa 70 Prozent (60 Prozent MCT, 10 Prozent andere Fette) reduziert werden, und circa 20 Prozent Protein und 10 Prozent Kohlenhydrate rundeten die Diät ab.

Ein Teil des MCT-Öls wurde in Speisen verarbeitet; beispielsweise wurde es häufig mit der doppelten Menge entrahmter Milch vermischt und gekühlt zum Essen getrunken. Huttenlocher testete dies an zwölf Kindern und Jugendlichen, die an schwerer Epilepsie mit kaum behandelbaren Krampfanfällen litten. Bei den meisten Kindern verbesserten sich dadurch die Krampfkontrolle und die Aufgewecktheit; die Ergebnisse ähnelten denen der klassischen keto-genen Diät. Die ketogene Diät mit MCT gilt als nahrhafter als die klassische und bietet den Patienten die Möglichkeit, mehr Proteine und Kohlenhydrate zu konsumieren, wodurch eine größere Speisenvielfalt und mehr Zubereitungs-arten infrage kommen und die Diät weit schmackhafter wird.

Trotz aller positiven Seiten der ketogenen Diät mit MCT hatte auch sie gewisse Nachteile. Der Verzehr von zu viel MCT-Öl kann zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen. Viele Patienten mussten die Diät aufgeben, weil sie zu sehr unter diesen Nebenwirkungen litten. Eine modifizierte ketogene MCT-Diät mit einer Kombination aus MCT und anderen Fetten erwies sich als verträglicher und wird heute in vielen Kliniken eingesetzt.

Weil viele Menschen zu viel pures MCT-Öl nicht vertragen, werden andere Fette (langkettige Triglyceride, long chain triglycerides, LCT) beigefügt, um die Symptome zu lindern. Interessanterweise besteht unbearbeitetes natürliches Kokosöl zu 37 Prozent aus LCT und hat die gleichen Wirkungen wie eine Kombination aus MCT und einer LCT-Quelle. Kokosöl wird viel besser vertragen als MCT-Öl und ist zudem vielseitiger und nützlicher in der Speisenzubereitung. Eine ketogene Diät mit Kokosöl ist fast so effektiv wie die modifizierte ketogene Diät mit MCT.

In den 1990er-Jahren veröffentlichte Dr. Robert Atkins seinen Bestseller Dr. Atkins’ New Diet Revolution (deutscher Titel: Diät-Revolution), in dem er eine kohlenhydratarme Diät propagierte, um abzunehmen und gesünder zu leben. Seine Diät bestand aus vier Phasen. Die erste und restriktivste Phase limitierte die Kohlenhydratzufuhr auf 20 Gramm täglich. Diese Einleitungsphase sollte nur ein paar Wochen dauern, ehe man zu Phase zwei überging, in der mehr Kohlenhydrate konsumiert werden konnten. Fette und Proteine konnten ohne Einschränkung gegessen werden. In der Anfangsphase der Diät gelangten die meisten Menschen in einen Zustand der Ketose – einen Stoffwechselzustand, in dem der Körper mehr Fett und Ketone verbrennt als Glucose. Betroffene berichteten von positiven gesundheitlichen Auswirkungen – etwa einer verbesserten Kontrolle bei Krampfanfällen –, die bei der strikteren oder modi-fizierten ketogenen Diät mit MCT auftraten. Die Atkins-Diät bewies, dass es möglich war, nur durch Minimierung der Gesamt-Kohlenhydratzufuhr und den Verzehr von reichlich Fett in den Zustand der Ketose zu kommen – ohne sich um den genauen Prozentsatz von Fett, Kohlenhydrate und Proteine bei jeder einzelnen Mahlzeit zu kümmern. Solange die tägliche Zufuhr dieser drei Nährstoffe in vernünftigen Grenzen lag, konnte jede Mahlzeit ein wenig abgewandelt werden, wodurch die Diät leichter durchführbar und die ständige Überwachung eines Ernährungsberaters überflüssig war.

Im Lauf der Jahre fand man heraus, dass ein Mensch in den Zustand einer milden Ketose gelangen kann, indem er die Kohlenhydratzufuhr auf circa 50 Gramm oder weniger reduziert und mindestens 50 Prozent der Kalorien in Form von Fett – insbesondere fettreichen MCT – zu sich nimmt, da MCT von Natur aus ketogen sind. Diese Form der ketogenen Diät ist für die Gewichtsabnahme und bei kleineren Beschwerden hilfreich. Eine ausgeprägtere Ketose könnte erreicht werden, indem man die Menge der Kohlenhydrate reduziert, die Fettmenge erhöht und den Eiweißkonsum einschränkt. Diese Form wäre bei ernsteren Erkrankungen wie etwa Alzheimer oder Epilepsie nützlich, bei denen höhere Ketonspiegel erforderlich sind.

Ist eine fettreiche Ernährung sicher?

In der ketogenen Diät kommen bis zu 90 Prozent der Gesamtkalorien von Fett. Die ketogene Diät ist nicht einfach nur fettreich, sondern extrem fettreich. Die American Heart Association und andere Organisationen empfehlen seit Jahren, den Fettkonsum auf höchstens 30 Prozent der täglichen Kalorien zu beschränken. Diese Empfehlung machen sie hauptsächlich aufgrund der inzwischen veralteten Lipidhypothese bezüglich Herzkrankheiten, die davon ausging, dass der Konsum von mehr als 30 Prozent Fett zu Herzkrankheiten führe. Die fettreiche ketogene Diät wird bereits seit mehr als 90 Jahren angewandt. Die meiste Zeit über nahmen die Personen, die sich an sie hielten, vor allem gesättigte Fettsäuren zu sich – genau die Art von Fett, vor denen uns Ernährungsberater warnen. Doch nachdem sich im Lauf von fast einem Jahrhundert Tausende von Patienten längere Zeit (sogar mehrere Jahre) an eine Diät aus 60 bis 90 Prozent Fett gehalten haben, sind in diesem Zusammenhang weder Herzinfarkte noch Schlaganfälle bekannt geworden. Tatsächlich ist das genaue Gegenteil der Fall: Menschen werden von zuvor als unheilbar geltenden Krankheiten geheilt und bemerken weitere positive gesundheitliche Auswirkungen.

Viele befürchten, dass bei einer solchen Ernährung der Cholesterinspiegel in die Höhe schießt. Doch darum muss man sich wirklich keine Sorgen machen. Studien über den Cholesterinspiegel von Patienten, die sich an die ketogene Diät halten, zeigen, dass häufig der Gesamt-Cholesterinspiegel steigt. Das ist allerdings kein genauer Prädikator für das Risiko auf Herzkrankheiten, da dieser Wert sowohl das sogenannte gute als auch das sogenannte schlechte Cholesterin umfasst. Durch die Diät steigt hauptsächlich das gute Cholesterin –, das sogar vor Herzkrankheiten schützen soll. Studien zeigen immer wieder, dass Menschen, die sich an die ketogene Diät halten, generell höhere HDL-Werte (gutes Cholesterin) und einen niedrigeren Cholesterin-HDL-Quotienten aufweisen (was auf ein geringeres Herzinfarktrisiko schließen lässt).1–3 Wenn die fettreiche ketogene Diät wirklich schädlich wäre, hätte das nach fast hundert Jahren des klinischen Einsatzes doch nachgewiesen werden müssen!

Inzwischen wird klar, dass ein niedriger Cholesterinwert ein weit größeres Risiko für viele gesundheitliche Probleme bedeutet als ein hoher Cholesterinspiegel. Ein niedriger Wert von unter 160 ml/dl (4,1 mmol/l) wird mit einem erhöhten Risiko für Krebs, Schlaganfall, Autismus, Depressionen, Ängste, Suizid, Parkinson, Demenz und andere neurologische Probleme in Zu-sammenhang gebracht.4–18 Ein niedriger Cholesterinwert erweist sich als weit besorgniserregender als ein hoher.

Während pharmazeutische Unternehmen nach wie vor die Gefahren eines hohen Cholesterinspiegels betonen und cholesterinsenkende Medikamente propagieren, schenken Ärzte, die mit den derzeitigen medizinischen Trends vertraut sind, dem Gesamt-Cholesterin kaum mehr Aufmerksamkeit. Sie achten vielmehr auf den HDL-Wert, den Cholesterin-HDL-Quotienten (das Verhältnis des Gesamt-Cholesterins zu HDL-Cholesterin) und den Triglyceridwert als Indikatoren für Herzkrankheiten.

Obwohl sie also das Gesamt-Cholesterin erhöht, gibt es keine Hinweise darauf, dass sich die fettreiche Ernährung schädlich auf Herz oder Arterien auswirkt. In der bisher größten analytischen Studie über die Sicherheit und Wirksamkeit der ketogenen Diät konnten die Forscher auch über längere Zeit keinerlei Schäden feststellen. Vielmehr waren die Auswirkungen durchweg positiv.19 »Wir haben immer angenommen, dass die ketogene Diät auch über längere Zeit relativ sicher ist, und jetzt haben wir den Beweis dafür«, sagt Dr. Eric Kossoff, Neurologe am Johns Hopkins Hospital, der an der Studie beteiligt war. »Unsere Studie sollte dazu beitragen, dass einige der bohrenden Zweifel an der langfristigen Sicherheit der ketogenen Diät ausgeräumt werden.«

Die Sicherheit fettreicher Diäten reicht tatsächlich bereits Jahrtausende zurück. Es gab schon immer Bevölkerungsgruppen, die traditionell 60 bis 90 Prozent ihrer Kalorien aus Fett bezogen und damit über- und sogar gut lebten. Am bemerkenswertesten sind da wohl die Inuit. Sie lebten in der Arktis, von Alaska bis Grönland, wo essbare Pflanzen Mangelware waren. Die traditionelle Ernährung der Inuit lieferte nach dem Abstillen so gut wie keine Kohlenhydrate (die Muttermilch enthält ein paar Kohlenhydrate), sondern bestand ihr ganzes restliches Leben ausschließlich aus Fleisch und Fett. Und doch beschrieben frühe Arktisforscher die primitiven Inuit als robust und gesund, gänzlich frei von Zivilisationskrankheiten wie Herzerkrankungen, Diabetes, Alzheimer und Krebs. Und sie wurden ähnlich alt wie heute lebende Amerikaner und Europäer. Gleiches gilt für die amerikanischen Prärie-indianer vor der europäischen Kolonisation, für die Ureinwohner Sibiriens (Burjat-Mongolen, Jakuten, Tataren, Samojeden, Tungusen, Tschuktschen und andere) im Norden Russlands sowie für die Massai Afrikas: Alle diese Völker gediehen gut mit einer außergewöhnlich fettreichen Ernährung. Diese war nicht einfach nur fettreich, sondern reich an gesättigten Fettsäuren und Cholesterin, doch Herzkrankheiten waren diesen Völkern gänzlich unbekannt. Noch heute ist in den Bevölkerungsgruppen, die ihre traditionelle fettreiche Ernährungsweise beibehalten haben, die Anzahl degenerativer Erkrankungen, die in der westlichen Gesellschaft so häufig sind, erstaunlich niedrig. Fettreiche Ernährungsweisen haben den Test der Zeit bestanden und sich nicht nur als sicher, sondern sogar als heilkräftig erwiesen.

Der Superkraftstoff für unseren Körper

In unserem Blut zirkulieren immer ein paar Ketone, unabhängig vom Blutzuckerspiegel. Sie sind eine normale Energiequelle in unserem Körper und für unser Überleben unabdingbar. Die Fähigkeit, Ketone zu produzieren, ermöglichte es unseren Vorfahren, in einer Welt zu überleben, in der nur sporadisch Nahrung verfügbar war, was auch vom Jagderfolg abhing.

Die metabolischen Auswirkungen der Ketone sind besonders für den Hirnstoffwechsel von Bedeutung. Früher glaubte man, dass das Gehirn auf Glucose als einzige Energiequelle angewiesen sei. Diese Vermutung führte zum »Hunger-Paradox«. Beim Hungern mobilisiert der Körper eingelagertes Fett und setzt Fettsäuren frei. Fettsäuren können wie Glucose verwendet werden, um den Energiebedarf des Körpers zu stillen, wenn nicht ausreichend Glucose zur Verfügung steht. Doch nicht veresterte Fettsäuren können die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und stehen dem Gehirn daher auch nicht direkt als Energiequelle zur Verfügung. Das Gehirn ist das wichtigste Organ im Körper, da es im Grunde die Funktionen aller anderen Organe steuert. Sein Überleben ist also von allerhöchster Bedeutung. Um die Hirnfunktionen während des Hungerns aufrechtzuerhalten, werden Proteine aufgespalten und in Glucose umgewandelt, um das Gehirn zu nähren. Diese Proteine stammen zum großen Teil aus Muskelgewebe.

Das erwachsene menschliche Gehirn braucht 100 bis 150 Gramm Glucose am Tag. Der vollständige Kalorienentzug führt zur Ausscheidung von 4 bis 9 Gramm Stickstoff täglich, was auf den Abbau von 25 bis 55 Gramm Protein schließen lässt. Diese Proteinmenge könnte 17 bis 32 Gramm Glucose täglich liefern, was weit unter den 100 bis 150 Gramm liegt, die das Gehirn am Tag benötigt.20

Wenn das Gehirn wirklich komplett auf Glucose als einzige Energiequelle angewiesen wäre, müsste die Leber täglich 100 bis 150 Gramm Glucose produzieren, wofür 172 bis 259 Gramm Proteine abgebaut werden müssten. Bei unzureichendem Proteinabbau träte innerhalb von etwa 10 Tagen der Tod ein. Und darin liegt das Paradox. Menschen haben schon viel länger gefastet und ausschließlich Wasser zu sich genommen. Sowohl religiöses als auch therapeutisches Fasten dauert bis zu 30 oder sogar 40 Tagen. Eine normalgewichtige Person kann 57 bis 73 Tage ohne Nahrung überleben.21 Und eine sehr übergewichtige Person kann sogar bis zu einem Jahr ohne Essen überstehen.

Über dieses Paradox rätselten Wissenschaftler viele Jahre, bis George Cahill und seine Kollegen am Howard Hughes Medical Institute den richtigen Zusammenhang herstellten und zur Schlussfolgerung kamen, dass beim Fasten oder Hungern Ketone möglicherweise eine alternative Kraftstoffquelle für das Gehirn darstellten.22 Das Hunger-Paradox war somit aufgeklärt. Die Ketonproduktion in der Leber wird durch den sinkenden Glucosespiegel im Blut ausgelöst. Der Ketonspiegel beginnt schon ein paar Stunden nach Auslassen einer Mahlzeit zu steigen und steigt weiter, bis eine Glucosequelle (Kohlenhydrate oder Proteine) konsumiert wird. Ketone decken nach einer Nacht ohne Nahrungszufuhr den Energiebedarf zu 2 bis 6 Prozent und nach 3-tägigem Fasten sogar zu rund 40 Prozent. Die Ketose ist ein normaler Stoffwechselzustand, in dem der Körper sehr auf Ketone und Fettsäuren als Energiequellen angewiesen ist. Ketose ist während des Fastens unser normaler Stoffwechselzustand. Um in die totale Ketose zu gelangen, muss man 3 bis 5 Tage komplett fasten. So lange braucht die in der Leber als Glycogen gespeicherte Glucose, um vollständig abgebaut zu werden. Bei längerem Fasten kann eine gesunde Leber bis zu 180 Gramm Keton-körper am Tag produzieren – mehr als genug, um das Gehirn zu nähren und mageres Muskelgewebe zu verschonen. Ketone schützen den Körper davor, sich selbst »aufzufressen«, um an die Glucose zu gelangen, die nötig ist, um das Gehirn am Leben zu erhalten. Dadurch wird in Zeiten des Hungerns die Last, uns am Leben zu erhalten, vom eingelagerten Fett und nicht vom Muskelgewebe getragen.

Blutzucker- und Ketonspiegel

Der Blutzuckerspiegel sinkt zwischen den Mahlzeiten und beim Fasten. Um den Energiebedarf des Körpers zu decken, wenn der Blutzuckerspiegel sinkt, erhöht die Leber die Ketonproduktion, und der Ketonspiegel steigt. Nach dem Essen, wenn der Blutzuckerspiegel wieder zu steigen beginnt, hört die Leber auf, Ketone zu produzieren, und der Ketonspiegel sinkt. Dadurch stehen dem Gehirn fortwährend entweder Glucose oder Ketone zur Verfügung, um seinen Energiebedarf zu decken.

Die meisten Zellen im Körper können Ketone als Energiequelle nutzen, aber hauptsächlich werden sie produziert, um das Gehirn zu nähren, wenn nicht ausreichend Glucose zur Verfügung steht. Durch diesen Prozess der Ketonproduktion beim Hungern war es unseren Vorfahren möglich, zwischen erfolgreichen Jagden, im Winter oder in Hungerszeiten zu überleben.

Das Fasten wird seit Langem zur spirituellen Erleuchtung sowie zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Ketose ist ein effizienterer Stoffwechselzustand mit vielen positiven Auswirkungen. Deshalb wurden damit früher auch schwer behandelbare Gesundheitsprobleme wie Epilepsie therapiert. Selbst heute zeigen Studien, dass Fasten und Kalorienrestriktion Anti-Aging- und gesundheitsfördernde Effekte haben. Den Mangelzustand bei einer Fastentherapie und die Kalorienrestriktion kann man nicht auf ewig ausdehnen, denn im Lauf der Zeit hat das Kalorien- und Nährstoffdefizit negative Auswirkungen (verringerte Immunfunktion, niedriger Energie-Level, langsame Wundheilung, Kleinwuchs und niedrige Hormonspiegel). Die ketogene Diät löst dieses Problem. Sie ahmt die metabolischen und therapeutischen Auswirkungen des Fastens nach und lässt es zugleich zu, dass ausreichend Nährstoffe vorhanden sind, um den Körper gesund zu erhalten und – bei Kindern – Wachstum und Entwicklung zu fördern. Wenn die Ketose mittels Veränderung der Nährstoffzufuhr erreicht wird, wie das bei der ketogenen Diät der Fall ist, wird sie als »Ernährungsketose« bezeichnet.

Ketone sind mehr als nur ein alternativer Kraftstoff fürs Gehirn, sie sind ein hochpotenter »Superkraftstoff« dafür und liefern mehr Energie als Glucose oder Fettsäuren. Zudem erhöhen sie die Energieproduktion um 25 Prozent mehr als Glucose, während sie gleichzeitig den Sauerstoffverbrauch reduzieren.

Ketone sind eine schnelle und leicht zu erschließende Energiequelle für unsere Zellen. Im Gegensatz zu Glucose oder Fettsäuren sind sie nicht auf Insulin angewiesen, um in die Zelle und in die Mitochondrien zu gelangen, wo sie in Energie umgewandelt werden. Dies ist besonders wichtig bei Zellen, die von einer Unempfindlichkeit gegenüber Insulin (zum Beispiel Insulin-resistenz) lahmgelegt sind. Insulin ist erforderlich, um Glucose in die Zellen zu befördern, Ketone schaffen das ohne Insulin. Dadurch können insulinresistente Zellen mit lebensspendender Energie versorgt werden.23

Eine der unvorteilhaften Folgen der Umwandlung von Glucose in Energie ist die Produktion destruktiver freier Radikale. Sie sind wie die Auspuffgase, die ausgestoßen werden, wenn ein Automotor Benzin verbrennt. Im Fall unserer Zellen sind die Abgase freie Radikale. Gesunde, gut ernährte Zellen sind jedoch darauf vorbereitet und haben eine Reserve an schützenden Antioxidantien, die die freien Radikalen neutralisieren und so den Schaden, den diese anrichten könnten, reduzieren. Wenn zur Energiegewinnung Ketone statt Glucose verwendet werden, ist viel weniger Sauerstoff nötig, was die Bildung freier Radikale immens einschränkt und die wertvollen Antioxidantien erhält. Ketone fungieren wie ein hochwertiges, sauber verbrennendes und hochwirksames Benzin, das wenig Abgase produziert und für mehr Power sorgt. In Menschen mit chronischen Gesundheitsproblemen sind die Reserven der Antioxidantien derart erschöpft, dass aus verschiedensten Quellen generierte freie Radikale Amok laufen, was zu Entzündungen und Degeneration führt.24

Manche Wissenschaftler halten freie Radikale für eine der wichtigsten Ursachen vorzeitigen Alterns, denn sie fördern den mit dem Altern assoziierten Gewebeabbau und können die zelluläre DNA zerstören oder zumindest beschädigen, was wiederum zu Krebs führen kann. Ein Übermaß an freien Radikalen ist die Ursache oder zumindest einer der ursächlichen Faktoren für die Verschlimmerung und die Beschwerden, die mit den meisten infektiösen und chronischen Erkrankungen einhergehen.

Ketone können von fast allen Zellen und Organen im Körper genutzt werden. Mit nahezu jedem Krankheitsstadium, ob im Gehirn oder anderswo, gehen unkontrollierbare Entzündungen und schlechte Sauerstoff- und Glucoseverwertung einher. Ketone verbessern die Sauerstoffverwertung und lindern Entzündungen, wodurch sie möglicherweise vor einer langen Reihe von Beschwerden schützen. Ketone wirken sich auch auf die Genexpression aus, sie erhöhen die Produktion von Antioxidantien und stärken die Abwehrkraft gegen Stress und andere negative Einflüsse.

Alle Krankheiten sind zellulär. Denken Sie einmal darüber nach: Wenn jede Zelle Ihres Körpers stark und gesund wäre, was wären Sie dann selbst? Die Antwort ist offensichtlich: gesund. Gesunde, richtig arbeitende Zellen bilden gesunde, richtig arbeitende Organe. Und gesunde, richtig arbeitende Organe bilden einen gesunden, richtig arbeitenden Körper. Kranke oder schadhafte Zellen hingegen bilden kranke oder schadhafte Organe, die wiederum einen kranken Körper bilden. Ketone versorgen die Zellen mit einer schnell verwertbaren und potenten Energiequelle, brauchen weniger Sauerstoff und produzieren viel weniger freie Radikale. Zellen bekommen den Energieschub, den sie brauchen, um ihren Energiebedarf decken zu können und so zu funktionieren, wie sie sollen. Der Spiegel schützender Antioxidantien bleibt hoch, und die Zellen arbeiten auf einem erhöhten Effizienz-Level. Hirn- und Nervenzellen funktionieren besser, Herzzellen werden leistungsfähiger, und tatsächlich arbeiten alle Zellen im Körper, die Ketone nutzen, besser, weil normale Zellen zu supereffizienten Zellen umgewandelt werden. Der Zellstoffwechsel wird auf Touren gebracht, die Effektivität wird höher. Beispielsweise verbessern Ketone die Funktion und Effizienz des Herzmuskels und erhöhen die Pumpleistung des Herzens um 28 Prozent.23 Bestimmte Gene, die die Gesundheit unterstützen, werden aktiviert, und Gene, die Entzündungen und Krankheiten stützen, werden deaktiviert. Eine Zelle, die dem sanftmütigem Clark Kent gleicht, wird zu einer Superman-Zelle. Die zelleigenen Mechanismen der Selbsterhaltung und – heilung gehen in die Vollen. Die Fähigkeit der Superzelle, schädliche Einflüsse wie Toxine und Stress abzuwehren, wird verbessert, und ihre Fähigkeit, unter rauen Bedingungen zu überleben, wächst. Auch ihre Produktivität wird gesteigert. Es verwundert nicht, dass Ketonkörper mit so vielen positiven Auswirkungen assoziiert werden.

Ketoazidose

Unter vielen Ärzten wie Laien herrscht Verwirrung über die ketogene Diät und die Ketose. Ärzte äußern Bedenken hinsichtlich der Ernährungsketose, weil sie glauben, sie könnte zur Azidose – einem zu niedrigen (zu sauren) pH-Wert im Blut – führen. Diese Annahme basiert auf Beobachtungen einer lebensbedrohlichen Krankheit, die manchmal bei schlecht behandeltem Typ-1-Diabetes auftritt und Ketoazidose genannt wird. Ketone sind schwach sauer. Zu viele Ketone können das Blut sauer machen und Ketoazidose verursachen, durch die ein Patient ins diabetische Koma fallen kann. Auf der Universität lernen Ärzte alles über Ketoazidose, aber kaum etwas über Ernährungsketose oder die ketogene Diät. Deshalb neigen sie dazu, jedwedes Stadium der Ketose als Warnsignal vor der Ketoazidose zu interpretieren und Patienten vor der ketogenen Diät zu warnen.

Egal, was Sie darüber im Internet lesen oder von Ihrem Arzt gesagt bekommen: Wenn Sie sich an die ketogene Diät halten, werden Sie davon keine Ketoazidose bekommen. Ernährungsketose ist nicht gleichbedeutend, nicht einmal vergleichbar mit diabetischer Ketoazidose. Erstere ist ein normaler Stoffwechselzustand, der von der Ernährung beeinflusst werden kann. Letztere ist ein Krankheitsstadium, das normalerweise nur bei unkontrolliertem Diabetes Typ 1 auftritt.

Insulin ist erforderlich, um Glucose vom Blut in die Zellen zu transportieren. Typ-1-Diabetiker können keine ausreichende Menge Insulin produzieren, und deshalb brauchen sie regelmäßige Insulininjektionen. Ketoazidose kann nach dem Verzehr einer kohlenhydratreichen Mahlzeit auftreten. Ohne Insulininjektion kann Glucose nicht in die Zellen gelangen, und der Blutzuckerspiegel kann gefährlich stark ansteigen. Dieser hohe Blutzuckerwert ist nicht nur toxisch, ohne Glucose verhungern die Zellen im Körper im wahrsten Sinn des Wortes. Dies ist eine lebensbedrohliche Situation, die Hirn, Herz, Lunge und alle anderen Organe betrifft. Um den drohenden Tod zu verhindern, schaltet der Körper in den Krisenmodus und beginnt verzweifelt, Ketone in den Blutkreislauf zu pumpen, um die Zellen mit dem zum Überleben notwendigen Kraftstoff zu versorgen. Zellen können Ketone ohne die Hilfe von Insulin absorbieren. Da jedoch keine Zelle auf die Glucose zugreifen kann, werden ständig Ketone als alternative Kraftstoffquelle in den Blutkreislauf gepumpt. Der Ketonspiegel steigt so hoch an, dass das Blut dadurch sauer wird. Es entsteht ein Zustand der Azidose.

Ketoazidose tritt ausschließlich bei unbehandeltem Diabetes Typ 1 und sehr selten bei schweren Fällen des Alkoholismus auf. Bei einem nicht zuckerkranken Menschen kann sie nicht durch Ernährung allein herbeigeführt werden. Sie ist ein abnormaler Zustand, der auf ein Krankheitsstadium hinweist. Ernährungsketose hingegen ist ein normaler physiologischer Zustand ohne bekannte negative medizinische Folgen. Normalerweise haben wir immer ein paar Ketone im Blut (0,1 mmol/l oder weniger), und nach einer Nacht ohne Nahrungsaufnahme oder wenn wir Mahlzeiten auslassen, steigt dieser Wert auf etwa 0,2 mmol/l an. Eine kohlenhydratarme ketogene Diät sorgt für Ketonspiegel von 1 bis 2 mmol/l. Und nach längerem totalem Fasten steigt er auf 5 bis 7 mmol/l an. Diesen hohen Wert erreicht man durch eine Nahrungsumstellung, weil der Körper die Ketonproduktion sorgfältig reguliert. In der Ketoazidose jedoch kann der Ketonwert 20 mmol/l übersteigen. Der Körper ist zwar in der Lage, die Auswirkungen von Ketonen auf Fastenniveau abzupuffern,25 wenn sie aber über 20 mmol/l ansteigen, kann er damit nicht mehr umgehen.

Leider sterben alte Auffassungen und Vorurteile nur sehr zögerlich, und die Ernährungsketose wird nach wie vor missverstanden – selbst unter Ärzten und Ernährungsberatern, die sie noch immer als Folge der diabetischen Azidose sehen. Ich habe sogar schon gehört, dass Ketone als »Gift« verunglimpft werden, das unsere Zellen tötet! Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein, wie Sie im folgenden Abschnitt erfahren werden.

Blutzucker, Fettsäuren und Ketone beim Fasten

Die Blutspiegel von Beta-Hydroxybutyrat, Glucose, freien Fettsäuren und Acetoacetat in einem adipösen, aber ansonsten normalen Menschen, der 40 Tage lang fastet. Am Anfang sinkt der Blutzuckerwert, bleibt dann aber die ganzen 40 Tage stabil, ohne zu Hypoglykämie (Unterzuckerung) zu führen. Das Beta-Hydroxybutyrat steigt schnell an und stillt den Großteil des Energiebedarfs; es steigt nie höher als 6 mmol/l, selbst nach 40 Fastentagen.

Quelle: Cahill, G. F., und Veech, R. L.: »Ketoacids? Good Medicine?«, Transactions of the American Clinical and Climatological Association, 2003, 114: 149–163.

Die therapeutischen Effekte von Ketonen

Ketone gelten traditionell lediglich als Ersatz für Glucose als Kraftstoff. Doch die Auswirkungen von Ketonen gehen weit über ihre Rolle als Energiequelle hinaus. Zahlreiche Einzelberichte sowie viele neuere Studien belegen, dass Ketone allein viele der positiven Effekte der ketogenen Diät herbeiführen.

Das lässt darauf schließen, dass Ketone für sich – unabhängig von der ketogenen Diät – eine starke gesundheitsfördernde Wirkung haben und dass viele der positiven Effekte, die der ketogenen Diät zugeschrieben werden, zumindest zum Teil durch Ketone bewirkt werden. Es hat sich bestätigt, dass der Konsum von Kokos- und MCT-Öl die Effekte der ketogenen Diät steigert und auch ohne die ketogene Diät bei einigen Krankheiten effektiv sein kann.

In Studien wurden Ketonester eingesetzt, um den Ketonspiegel im Blut zu erhöhen, ohne dass die Patienten sich an die ketogene Diät halten mussten. Anscheinend können Ketone eigenständig sowohl Blutzucker- als auch Insulinspiegel senken. In einer Studie mit Mäusen sank der Blutzuckerwert, wenn 30 Prozent der aufgenommenen Kalorien aus Stärke durch Ketonester ersetzt wurden, von 0,54 auf 0,26 mg/ml.26 Die Insulinsensitivität wird erhöht (das heißt, die Insulinresistenz sinkt). Ketone können einige der Auswirkungen von Insulin nachahmen.27

Ketone reduzieren nachweislich Entzündungen und oxidativen Stress und können auch die negativen Folgen von Hypoxie (Sauerstoffmangel) mindern.28–29 Ketone stimulieren auch die Produktion protektiver antioxidativer Enzyme, Superoxiddismutase und Katalase, sowie von Metallothionein, das vermutlich vor oxidativem Stress und Schwermetalltoxizität schützt.30

Einer der größten Vorteile der Ketontherapie liegt möglicherweise in der Behandlung von Krankheiten des Gehirns. Sauerstoff ist für die richtige Hirnfunktion von entscheidender Bedeutung. Das Gehirn ist so sehr auf Sauerstoff angewiesen, dass es, obwohl es nur 2 Prozent der Körpermasse ausmacht, rund 20 Prozent des aufgenommenen Sauerstoffs verbraucht. Deshalb reagieren Gehirnzellen extrem empfindlich auf Sauerstoffmangel (Hypoxie). Ohne Sauerstoff beginnen einige Gehirnzellen nach weniger als 5 Minuten abzusterben, was zu Hirnschäden oder zum Tod führen kann. Hypoxie kann durch Ersticken, Kohlenmonoxidvergiftung, Herzstillstand (Herzinfarkt), Verschlucken, Ertrinken, Strangulieren, Schlaganfall, sehr niedrigen Blutdruck und eine Drogen-Überdosis verursacht werden. Ketone hemmen die negativen Auswirkungen der Hypoxie, indem sie die Sauerstoffzufuhr verbessern. In einer Studie, in der Ketone intravenös verabreicht wurden, wodurch der Ketonspiegel auf 2,16 mmol/l (so hoch wie nach 2-tägigem Fasten) stieg, erhöhte sich der Blutfluss zum Gehirn um 39 Prozent, die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung verbesserten sich.31 Mehrere Studien belegen, dass Ketone das Hirn vor Schäden bewahren, die durch die Unterbrechung der Sauerstoff-versorgung entstehen.32–34

Ketone verbessern die Aktivität der Wachstumsfaktoren BDNF (brain-derived neurotrophic factors) – kleiner Proteine, die an Neuronen protektive und nährende Aktionen ausführen.35 Diese Proteine spielen für den Fortbestand und die Leistungsfähigkeit von Neuronen eine entscheidende Rolle. Neurotrophe Faktoren regeln das Wachstum von Neuronen, damit zusammenhängende Stoffwechselfunktionen wie die Proteinsynthese und die Fähigkeit des Neurons, Neurotransmitter zu bilden, die die chemischen Signale übertragen, mit deren Hilfe Neuronen miteinander kommunizieren.

Ketone liefern zudem die Lipid-Baublöcke für Neuronen.36 Dadurch unterstützen sie die Neubildung oder die Reparatur beschädigter Hirnzellen und die Synthese neuer Zellen. Das ist spannend, denn es bedeutet, dass mit Ketonen möglicherweise die durch eine ganze Reihe neurologischer Erkrankungen verursachten Schäden behoben werden können.

Eine Störung im Glucosestoffwechsel ist ein Problem, das vielen neurodegenerativen Krankheiten zugrunde liegt. Ketone sind eine alternative – und effektivere – Energiequelle, die die Leitbahnen des Glucosestoffwechsels zur Energieerzeugung überbrückt, um den Neuronen die lebensspendende Energie zu liefern, die sie brauchen, um richtig zu funktionieren, und ein Milieu zu schaffen, in dem Heilung möglich ist. Ketonkörper sind tatsächlich das bevorzugte Trägermaterial für die Synthese neuraler Lipide. Anders ausgedrückt: Ketone unterstützen die Reparatur und die Reproduktion der Gehirnzellen.

Ketone schützen nachweislich das Gehirn vor der Bildung von amyloiden Plaque-Ablagerungen, vor Störungen im Glucosestoffwechsel und vor kognitivem Verfall, wie das bei Alzheimer sowohl beim Tier als auch beim Menschen zu beobachten ist.37–39 Ketone können als Histon-Deacetylase-Hemmer agieren – Verbindungen, die seit Langem in der Psychiatrie und Neurologie als Stimmungsstabilisatoren und Antiepileptika und neuerdings auch in der Behandlung von Krebs und entzündlichen Erkrankungen eingesetzt werden.40

Die ketogene Diät hat als harmlose diätetische Krebstherapie für große Aufmerksamkeit gesorgt. Die Diät selbst soll Krebszellen aushungern, weil sich Krebs von Zucker (Blutglucose) ernährt. Die ketogene Diät reduziert den Blutzucker und sorgt dafür, dass der Körper statt von Zucker auf Ketone als Kraftstoff umschaltet. Krebs braucht Zucker, um zu überleben, und kann Ketone nicht zur Energiegewinnung nutzen; folglich verhungern Krebszellen regelrecht. Dies wird durch die drastische Reduzierung von Kohlenhydraten und das Umschalten auf die Fettverbrennung zur Energieerzeugung bewirkt.

Ketone allein können das Wachstum und die Lebensfähigkeit von Tumoren hemmen, selbst bei einem hohen Blutzuckerspiegel. Ihre Wirkung auf Tumoren ist deshalb eine direktere, als lediglich den Tumorzellen Zucker vorzuenthalten. In Studien mit Mäusen mit systemisch metastasierendem Krebs verlängerte die Verabreichung von Ketonen die Überlebenszeit unabhängig von Blutzuckerspiegel und Kalorienzufuhr.41 Dies liegt zum Teil darin begründet, dass Ketone selbst die Fähigkeit der Krebszellen, Glucose aufzunehmen und in Energie umzuwandeln, beeinträchtigen und dazu beitragen, die Apoptose – den programmierten Zelltod – in Krebszellen auszulösen.42 Ketone verbessern die Sensitivität von Krebszellen für Bestrahlung und Chemotherapie und mindern die negativen Nebenwirkungen dieser Behandlungsformen.43–44 Deshalb werden die ketogene Diät oder Ketone als Ergänzung zu diesen Standard-Krebstherapien empfohlen.

Eine der interessantesten Eigenschaften von Ketonen ist die Signalübertragung; dazu gehört auch die Fähigkeit, die Genexpression zu beeinflussen. Das heißt, sie können bestimmte Gene aktiver und andere weniger aktiv machen. Das ist deshalb von Bedeutung, weil dies die Reaktion der Zellen auf interne und äußere Faktoren, die die Gesundheit beeinflussen, verändern kann. Die Aktivierung bestimmter Gene kann die Stressresistenz und Mechanismen zur Selbstreparatur verbessern, die Produktion von Antioxidantien stimulieren und sogar die Lebensdauer verlängern.45–47

Die therapeutischen Wirkungen von Kokosöl

Die Verwendung von Kokosöl als hauptsächliche Fettquelle in der ketogenen Diät hat viele positive Effekte. Der Zusatz von Kokosöl verstärkt die Produktion von Ketonkörpern. Dadurch kann auch bei einer weniger restriktiven Ernährung ein gesundheitsfördernder Ketonspiegel im Blut erreicht und aufrechterhalten werden. Sie können also insgesamt mehr Eiweiß und Kohlenhydrate und weniger Fett zu sich nehmen und genießen die gleichen positiven Auswirkungen wie bei der klassischen ketogenen Diät. Der offensichtliche Vorteil liegt darin, dass Sie einfach eine größere Speisenvielfalt zur Verfügung haben. Die Mahlzeiten sind einfacher zuzubereiten und viel nahrhafter, schmackhafter und sättigender.

Weil die im Kokosöl enthaltenen MCT in Ketone umgewandelt werden, hat Kokosöl alle oben beschriebenen therapeutischen Effekte von Ketonen. Viele dieser Effekte sind in Tier- und Humanstudien über Kokos- oder MCT-Öl dokumentiert.48–53 Die Wirkungen von Ketonen aus Kokos sind schon bei einem Esslöffel (15 ml) Kokosöl zu spüren. Am wirksamsten hat sich jedoch eine tägliche Dosis von 3 bis 5 Esslöffeln (45 bis 75 ml) erwiesen.

Zusätzlich zum ketogenen Effekt der MCT im Kokosöl kommen Sie auch in den Genuss aller Vorteile, die das Kokosöl selbst – und kein anderes Speisefett – liefert. MCT bestehen aus bestimmten Fettsäuren, den mittelkettigen Fettsäuren (medium chain fatty acids, MCFA). Eine bemerkenswerte Eigenschaft der MCFA ist ihre Fähigkeit, schädliche Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten abzutöten und somit einen gewissen Schutz vor systemischen Infektionen zu bieten.54–57 MCFA töten nachweislich eine Vielzahl krank machender Mikro-organismen, darunterStreptococcus mutans, Neisseria gonorrhoeae, Helicobacter pylori und Candida albicans. Interessant ist, dass MCFA nicht alle Mikroorganismen abtöten, sondern anscheinend die harmlosesten von ihnen in Ruhe lassen. Das ist gut, denn es bedeutet, dass Kokosöl den freundlichen Darmmikroben, die für eine gesunde Verdauung nötig sind, nichts antut. In der Folge verbessert sich das mikrobielle Milieu in Ihrem Verdauungs-system, was eine bessere Verdauung bedeutet. Einige Mediziner glauben, dass alle Krankheiten im Verdauungstrakt beginnen und ein schlechter Gesundheitszustand das Resultat eines Ungleichgewichts im Darmmilieu ist. Schlechte Darmbakterien sorgen für schlechte Gesundheit. Kokosöl kann dazu beitragen, das Milieu wieder auszugleichen und die Verdauungsfunktion zu normalisieren. Menschen, die Verdauungsprobleme haben, weil es ihnen nicht möglich ist, Fette vollständig zu verdauen, können von Kokosöl profitieren, da es viel leichter verdaulich ist als andere Fette.

Bei Problemen mit der Gallenblase oder nach deren Entfernung kann man Fette nicht gut verdauen. Wenn Betroffene zu viel Fett konsumieren, führt das zu Verdauungsproblemen und Durchfall. Für solche Menschen ist eine fettreiche ketogene Diät schlicht nicht möglich, weil bei dieser 60 bis 90 Prozent der Kalorien in Form von Fett zu sich genommen werden. Doch mit Kokosöl wird diese große Menge an Fett viel besser und ohne Nebenwirkungen vertragen.

Fette verlangsamen die Magenentleerung, das heißt, sie lassen die Speisen länger im Magen verweilen. In der Folge wird Hunger hinausgezögert, aber noch wichtiger ist die Tatsache, dass sie die Speisen längere Zeit in Magensäure und Verdauungsenzymen baden lassen. Dadurch wird die Nahrung vollständiger als normalerweise aufgeschlüsselt, und es werden mehr Vitamine, Mineralstoffe und Phytonährstoffe freigesetzt, wodurch die Speisen besser verwertet werden. Alle Fette verbessern die Nährstoffaufnahme, aber Kokosöl zieht nachweislich effektiver als alle anderen Speisefette die Nährstoffe aus der Nahrung.58–59 Wenn Sie Ihre Mahlzeiten mit Kokosöl anreichern, können Sie die maximale Nährstoffmenge daraus gewinnen. Das macht Kokosöl nahrhafter als andere Fette.

MCT werden schneller und leichter aufgespalten als LCT. Im Gegensatz zu LCT sind sie nicht auf die Hilfe von Bauchspeichelenzymen oder Galle angewiesen, um abgebaut und verdaut zu werden. Somit sind sie eine schnelle Energie- und Nährstoffquelle, ohne die Enzymreserven des Körpers anzugreifen. Sind sie erst einmal abgebaut, werden diese Fettsäuren vorzugsweise dazu genutzt, Energie zu generieren, statt als Körperfett eingelagert zu werden.60 Es ist erwiesen, dass Kokosöl im Vergleich zu anderen Pflanzenölen unterernährte Kinder mit mehr Nährstoffen versorgt, die wiederum Wachstum und schnellere Gewichtszunahme fördern.61

Kokosöl kann dem Verlust der Knochendichte und Osteoporose vorbeugen. Zum Teil ist dies der verbesserten Aufnahme von Calcium, Magnesium und anderen Mineralstoffen und dem Schutz vor oxidativem Stress zu verdanken, der zum Verlust der Knochendichte beiträgt.62–63

MCT und Kokosöl unterstützen nachweislich die Gewichtsreduktion und werden zur Behandlung von Adipositas empfohlen. MCT intensivieren Wärmebildung und Fettverbrennung, was zu Gewichtsabnahme führt. In klinischen Studien hat sich Kokosöl als effektiv in der Reduzierung von Bauchfett erwiesen.64 Dies ist von Bedeutung, weil Bauchfett einer der Marker für das metabolische Syndrom ist, einen Symptomkomplex, der das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes erhöht. Eine Person leidet am metabolischen Syndrom, wenn sie drei der folgenden fünf Merkmale aufweist: zu viel Bauchfett, hoher Blutdruck, hoher Blutzucker, hohe Triglyceridwerte und niedriger HDL-Spiegel. MCT können erwiesenermaßen alle diese Leiden lindern.65–66

Wie Ketone können auch mittelkettige Fettsäuren ohne das Zutun von Insulin in Zellen absorbiert werden. Sie können zudem die Blut-Hirn-Schranke passieren und die Gehirnzellen nähren. Im Verdauungstrakt werden sie von den Zellen, die den Darm säumen, leicht absorbiert, sie dienen als Energiequelle und stärken die Darmgesundheit und – funktion. Da sie auch entzündungshemmend wirken, können MCT entzündliche Bauchbeschwerden lindern. In Labortests wurde nachgewiesen, dass Kokosöl Tiere vor chemisch verursachten Geschwüren und Colitis schützt.67–69

Kokosöl wirkt auch gesundheitsfördernd auf die Leber. Es hat sich herausgestellt, dass es sowohl vor nicht alkoholbedingter als auch vor alkoholbedingter Fettleber schützt.70–71 Die Wirkung ist sehr stark. In Ratten mit alkoholbedingter Leberbeeinträchtigung konnten MCT Entzündung und oxidativen Stress lindern und den Leberschaden beheben, obwohl weiterhin Alkohol verabreicht wurde.72 Kokosöl schützt die Leber auch nachweislich vor Pharmazeutika und bakteriellen Toxinen, die bekanntermaßen die Leber schädigen.73–74

Die zwei wichtigsten Fettsäuren im Kokosöl – Laurin- und Myristinsäure – hemmen das Enzym, das die Prostatavergrößerung vorantreibt. Studien zeigen, dass Kokosöl vor benigner (gutartiger) Prostatahyperplasie (BPH) schützt, und zwar noch besser als die Sägepalme (Serenoa repens), die für ihre Anti-BPH-Wirkung hoch geschätzt wird.75–76

Kokosöl hat sich bei Labortieren als hilfreich in der Reduktion von Schmerzen und Entzündungen bei chemisch ausgelöster Arthritis und beim Menschen in der Heilung arthritischer Symptome erwiesen.77–78 Zudem kann es erwiesenermaßen Karies und Paradontitis verhindern und heilen.79–80

Die hohe Konzentration gesättigter Fettsäuren und seine antioxidativen Effekte machen Kokosöl sehr hitze- und sauerstoffbeständig, wodurch es recht lange haltbar ist und sich hervorragend als Kochfett eignet. Anders als mehrfach ungesättigte und sogar einfach ungesättigte pflanzliche Öle wird Kokosöl bei normalen Kochtemperaturen nicht so leicht von der Hitze oxidiert. Es ist eines der sichersten Öle für die Essenszubereitung.

Die positiven Eigenschaften von Kokosöl sind verschiedenen Inhaltsstoffen zu verdanken: MCT, Polyphenolen sowie der hohen Konzentration und einzigartigen Zusammenstellung gesättigter Fettsäuren. Die Summe dieser und anderer Vorteile macht Kokosöl unerreichbar, denn so viele positive Wirkungen hat kein anderes Speisefett, auch MCT-Öl nicht. Im Gegensatz zu den Behauptungen mancher Autoren ist MCT-Öl dem Kokosöl nicht ebenbürtig oder ihm sogar überlegen. Diesem Thema widme ich mich eingehender in Kapitel 3.

Wie Sie sehen, ist Kokosöl viel mehr als nur eine MCT-Quelle oder Nahrungsquelle von Ketonen. Eine detailliertere Beschreibung der positiven Wirkungen von Kokosöl finden Sie in meinem Buch Die Heilkraft der Kokosnuss. Aus all den genannten Gründen kann Kokosöl Ihre mit der ketogenen Diät erzielten Ergebnisse noch verbessern und sollte Ihr bevorzugtes Speisefett sein. Bitte beachten Sie, dass Ketone, MCT und Kokosöl zwar allein sehr nützlich sind und auch ohne ketogene Diät wirken, aber in Kombination mit dieser Diät erzielen Sie noch bessere Ergebnisse. Die Reduzierung des Zucker- und Kohlenhydratkonsums und die gleichzeitige Erhöhung der Zufuhr gesunder Fette können spektakuläre positive Auswirkungen auf den Blutzucker- und den Insulinspiegel haben, die durch den Konsum von Keton-Ergänzungsmitteln oder MCT allein nicht zu erreichen sind. Dieses Thema wird in Kapitel 4 näher erörtert.

Exogene Ketone

Traditionell sind die einzigen Methoden, den Ketonspiegel im Blut zu erhöhen, das Fasten, eine ketogene Diät oder die Zufuhr mittelkettiger Fettsäuren wie Kokos- oder MCT-Öl. In den vergangenen Jahren sind Ketonpräparate auf den Markt gekommen. Es handelt sich dabei nicht um MCT, sondern um Ketonsalze, die den Ketonspiegel im Blut direkt erhöhen. Ketonsalze werden aus Beta-Hydroxybutyrat und (zur besseren Absorption) Kalium oder Calcium hergestellt. Diese Form der Ketone wird derzeit in allen käuflichen Ergänzungsmitteln verwendet. In der Wissenschaft nutzt man eine andere Form, Ketonester, in der Beta-Hydroxybutyrat an einen Alkohol gebunden ist. Ketonester werden jedoch noch ausschließlich in der Forschung verwendet. Diese Produkte werden als exogene Ketone bezeichnet, weil sie aus einer Quelle außerhalb des Körpers gewonnen werden. Endogene Ketone werden im Gegensatz dazu von der Leber selbst gebildet.

Der Vorteil von Keton-Ergänzungsmitteln besteht darin, dass sie eine nahezu sofort verfügbare Ketonquelle darstellen, ohne dass man sich an eine Diät halten oder große Mengen von MCT- oder Kokosöl konsumieren muss. Wie endogene Ketone sorgen exogene Ketone für alle positiven Effekte, die ich weiter oben beschrieben habe. Vielen Menschen fällt es leichter, einen Löffel voll Ketone in ein Glas Wasser oder Saft einzurühren und die Mischung zu trinken, als die Ernährung von Grund auf umzustellen oder mehrere Löffel MCT-Öl zu schlucken. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Ergänzungsmittel den Magen nicht so belasten wie große Mengen MCT- oder Kokosöl. Mit exogenen Ketonen können Sie Ihren Ketonspiegel schon mit einer einzigen, mit etwas Wasser vermischten Dosis auf ein therapeutisches Niveau anheben. Der Ketonspiegel kann dann mehrere Stunden so erhöht bleiben und mit nur zwei bis drei über den Tag verteilten Gaben aufrechterhalten werden.

Doch exogene Ketone haben auch ein paar Nachteile. Zunächst einmal sind sie kostspielig und schmecken schrecklich. Ich habe schon gehört, ihr Geschmack gleiche dem von Kerosin. Dem kann ich nur zustimmen. Einige Hersteller fügen Aroma- und Süßstoffe hinzu, um ihre Produkte schmackhafter zu machen. Es gibt zudem die Befürchtung, dass Ketonsalze zu einem elektrolytischen Ungleichgewicht führen können. Es könnte also hilfreich sein, eine Elektrolytlösung zu trinken, wenn Sie zu häufig urinieren müssen. Während Keton-Ergänzungsmittel alle Vorteile von Ketonen bieten, haben sie doch nicht die einzigartigen positiven Auswirkungen von MCT, die ich im Abschnitt über die therapeutischen Effekte von Kokosöl beschrieben habe.

Einer der größten Vorteile der ketogenen Diät ist die Reduktion der Kohlenhydratzufuhr, die zu einem niedrigeren Blutzucker- und Insulinspiegel und zu geringerer Bildung von glykierten Reaktionsprodukten (Advanced Glycation Endproducts