Das Haus Zamis 65 - Catalina Corvo - E-Book

Das Haus Zamis 65 E-Book

Catalina Corvo

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Beschreibung

Zu spät bemerkte Georg Zamis die zuckende Bewegung im Schatten. Bevor er in den schnelleren Zeitablauf wechseln konnte, wand sich die feuchte Schlinge um die Handgelenke und seinen Hals. Im nächsten Augenblick rann eine schleimige Flüssigkeit über sein Gesicht. Der bittere Geschmack ließ ihn würgen. Eine weitere Fessel schnürte seinen Brustkorb und seine Beine ein, bis er sich nicht mehr bewegen konnte.
»Du hättest vorsichtiger sein sollen.«
Georg spuckte aus. »Wieso hast du mich verraten?«, röchelte er. »Wir sind doch ...«
»Verwandt?« Sein Gegenüber lachte tonlos. »Blut ist dicker als Wasser, heißt es ... Das werde ich jetzt herausfinden. Wenn ich dich aufschneide ...«


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DER SOHN DES DÄMONS

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrundeliegt. Die Zamis sind Teil der Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben.

Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht Coco den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Ihr Vater sieht mit Entsetzen, wie sie den Ruf der Zamis-Sippe zu ruinieren droht. So lernt sie während der Ausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Aber das Glück ist nicht von Dauer. Auf einem Sabbat soll Coco zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an, doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut und verwandelt Rupert Schwinger in ein Ungeheuer.

Seitdem lässt das Oberhaupt keine Gelegenheit aus, gegen die Zamis-Sippe zu intrigieren. So schickt Asmodi den Dämon Gorgon vor, der Wien und alle seine Bewohner zu Stein erstarren lässt – und die Stadt komplett aus dem Gedächtnis der Menschheit löscht. Nur Coco kann im letzten Augenblick entkommen, allerdings hat sie jede Erinnerung an ihre Herkunft verloren ... Kurz darauf findet sie sich jedoch in einer Vision in Wien wieder und steht ihrer versteinerten Familie gegenüber. Nach und nach gewinnt sie ihre Erinnerung zurück und fühlt sich mehr denn je verpflichtet, etwas gegen Gorgons Fluch zu unternehmen.

In einer Bibliothek auf Schloss Laubach in Deutschland stößt Coco auf die Dämonenvita ihres Vaters. Bisher wusste sie nur, dass ihr Vater einst aus Russland nach Wien emigrierte. Aus der Dämonenvita erfährt sie, dass er zuvor über Jahre hinweg seinen Halbbruder Rasputin bekämpft hat. Coco wird klar, dass die damaligen Ereignisse für die Rettung ihrer Familie von elementarer Bedeutung sein könnten.

Aus diesem Grund ist auch Asmodi hinter der Dämonenvita her, doch Coco gelingt es, Gorgons Bann zu brechen und Wien zu retten. Michael Zamis allerdings dankt seiner Tochter die Rettung schlecht und quartiert sie nach Südamerika aus, um ungestört seine Kontakte zu den Oppositionsdämonen auszubauen, die sich Asmodis Sturz auf die Fahnen geschrieben haben. Als Cocos Mutter Thekla von Michaels Liaison mit einer Kämpferin des Widerstands erfährt, tötet sie diese. Michael und Thekla finden wieder zueinander, aber da Michael als Täter verdächtigt wird, kommt es zum Bruch mit den Oppositionsdämonen. Diese verpassen Coco ungefragt ein »Permit« – ein magisches Tattoo in Form eines zweiköpfigen Adlers. Einst, wenn die Oppositionellen die Macht in der Schwarzen Familie übernommen hätten, werde ihr dieses Permit Schutz gewähren ...

DER SOHN DES DÄMONS

von Catalina Corvo

Zu spät bemerkte Georg Zamis die zuckende Bewegung im Schatten. Bevor er in den schnelleren Zeitablauf wechseln konnte, wand sich die feuchte Schlinge schon um die Handgelenke und seinen Hals. Im nächsten Augenblick rann eine schleimige Flüssigkeit über sein Gesicht. Sie nahm ihm die Sicht und füllte seinen Mund, nistete sich ein und quoll immer wieder hervor wie Speichel. Je mehr er davon ausspuckte, umso mehr entstand neu. Der bittere Geschmack ließ ihn würgen. Eine weitere Fessel schnürte seinen Brustkorb und seine Beine ein, bis er sich nicht mehr bewegen konnte. Er verfluchte sich für seine Unvorsichtigkeit, aber es war zu spät.

Schließlich wisperte eine vertraute Stimme in sein Ohr. »Du hättest vorsichtiger sein sollen. Aber nun werden wir dir eine Lektion erteilen müssen.«

Georg spuckte aus. »Wieso hast du mich verraten?«, röchelte er. »Wir sind doch ...«

»Verwandt?« Die Stimme lachte tonlos.

1. Kapitel

»Blut ist dicker als Wasser, heißt es.«

Jemand zerrte Georg an seinen Fesseln in die Höhe. Dann kam er mit dem Rücken auf einem kalten, glatten Stein zu liegen.

»Das werde ich jetzt herausfinden. Wenn ich dich aufschneide. Dein Innenleben ist bestimmt sehr interessant.«

Zunehmend panisch kämpfte Georg mit dem Schleim, der mittlerweile seine Kehle hinabrann. »Du bist ja krank!«, röchelte er.

»Ich weiß. Und gegen manche Krankheiten gibt es nur eine Heilung.«

Warme Finger fuhren erstaunlich sanft über seine Wangen und seinen Hals, bevor dieselben zärtlichen Finger brutal auf seine Gurgel drückten, um ihm das Hemd aufzureißen.

»Den Tod ...«

Wien, 31. Oktober 1926

Als die Uhren halb zwölf schlugen, schlummerte der Wiener Zentralfriedhof längst einen tiefen, traumlosen Schlaf. Nur ein einzelner, großer Mann schritt zwischen den Grüften entlang. Der hochgeschlagene Mantelkragen verbarg sein Gesicht weitgehend. Lediglich schwarzes Haar lugte unter dem Kragen seines modischen Hutes hervor. Ein schwarzer Schnauzbart überschattete die Mundpartie. Er trug feine Lederhandschuhe. In der Hand hielt er eine Ledertasche, darin wehrte sich etwas gegen die Enge. Immer wieder beulte sich das Leder aus.

Vor einer weiß schimmernden Marmorgruft hielt er inne. Wilder, blutroter Wein rankte sich an beiden Säulen hoch, welche die vergitterte Eisentür flankierten. Der Besucher musterte den Türrahmen aufmerksam. »Gesegnet sei das Geschlecht Ihro Hochwohlgeboren der Grafen von Seydlak«, verriet ein edel gravierter Schriftzug den Familiennahmen der hier Bestatteten. Unvermittelt riss der Mann eine Weinranke ab und fand darunter die Reste einer kabbalistischen Zeichnung. Eine Bannglyphe, der aber längst keine Kraft mehr innewohnte. Zufrieden nickte er zu sich selbst. Er stellte die Tasche ab. Gerade machte er sich an dem schweren, eisernen Türschloss zu schaffen, da erklang hinter ihm ein Scharren und Kratzen.

Der Mann im Mantel fuhr herum. Nur wenige Schritte entfernt bewegte sich wie von selbst ein verwitterter Grabstein. Mit hypnotischer Langsamkeit schoben sich dürre Finger mit unnatürlich langen Krallen aus dem Erdreich. Eine Hand klammerte sich um den moosbewachsenen Stein, eine zweite folgte. Dann brach der feuchte Boden auf und gab den aufgedunsenen, bleichen Kopf eines Ghouls frei. Erdklumpen klebten am Schädel und den einzelnen fetzengleichen Haarsträhnen. Eine dünne Zunge leckte blutleere Lippen. Der Leichenfresser zwinkerte und witterte. Die Nasenflügel blähten sich unnatürlich weit, als sie den fremden, viel zu lebendigen Geruch des Besuchers einfingen. Noch war der Ghoul dem Erdreich nicht vollständig entstiegen. Ächzend zog er die Schultern nach. Dabei sah er sich um. Sofort blieb sein Blick an dem großen Fremden haften, der noch immer vor der Krypta stand. Seine Augen weiteten sich.

»Du ... bist ...«

Mit einem einzigen Satz war der Fremde bei ihm, packte zu und riss den bleichen Kopf vom Rumpf. Morsche Knochen knackten leise wie trockenes Holz. Die Klauenhände sanken kraftlos in die aufgelockerte Graberde. Der Fremde warf den Kopf dazu und stieß Körper und Haupt zurück in das Grab, dem sie entstiegen waren. Dann trat er die Erde wieder fest. Ärgerlich rieb er die Lederhandschuhe an seinem Mantel sauber, dann wandte er sich erneut der Gruft zu.

Unter seinen geschickten Händen gab das Schloss schnell nach. Die eisernen Scharniere stöhnten wie ein Chor gequälter Seelen, als sie den Weg in die Gruft freigaben. Ohne Zögern stieg der Fremde eine schmale Steintreppe hinab in die Dunkelheit.

Er verzichtete auf eine Lichtquelle, konnte er sich doch im Dunkeln besser orientieren als ein gewöhnlicher Mensch. Seine magisch verstärkten Sinne ließen ihn im kahlen Kryptaraum mehrere Särge erkennen. Marmorputten und Reliefs, die biblische Szenen darstellten, verzierten die letzten Ruhestätten derer von Seydlak.

Lediglich ein einziger Sarg kam ohne den Schmuck aus. Statt komplizierter Bilder wand sich eine einzelne Schlange aus schwarzem Marmor um die Seitenwände des Sarkophags. Ein kleines Messingschild trug den simplen Namenszug »Hochwohlgeboren Gloria von Seydlak«, ohne einen frommen Psalm oder einen Hinweis auf Gottes Gnade.

Der Eindringling hatte es auf diesen Sarg abgesehen. Ohne große Anstrengung schob er den schweren steinernen Deckel beiseite.

Im Inneren des Sargs ruhten die Überreste einer Frau. Ein weißes, prächtiges Totenkleid umhüllte die dürre Gestalt. Gesicht und Hände waren eingefallen. Wie ausgetrocknetes Pergament klebte die dünne Haut an morschen Knochen. Auf dem Schädel war kein Fleisch mehr, das ehemals lange Haar ausgefallen. Vorsichtig stieß der Fremde den Kopf an. Er rollte vom Kissen, auf dem er sorgfältig drapiert worden war. Der Schädel saß nicht mehr auf dem Rumpf.

Der Eindringling legte den Kopf sorgfältig an seinen Platz zurück. Dann entnahm er den Taschen seines Mantels Kreide, Kerzen und einige eindeutig schwarzmagische Paraphernalien. Mit einem Skalpell trennte er vorsichtig das Kleid auf und legte den Leichnam gänzlich frei. Außerdem schnitt er einige Hautfetzen von der Leiche ab, pulverisierte sie in einem Mörser und vermischte das Ergebnis mit Kräutern und Harzen zu einem Räucherwerk, das er zu guter Letzt in eine Messingschale füllte.

Schließlich erhellten sieben schwarze Kerzen den Raum. Komplexe Kreidezeichnungen an den Wänden verwirrten das Auge mit ihrem verschlungenen Muster. Blasphemische Zeichen riefen die Macht fremdartiger Dämonen herbei. Der Eindringling entzündete das Räucherwerk und intonierte dabei einen Singsang in der längst vergessenen Sprache der alten Sumerer. Der Ritus war uralt, gefährlich, und doch führte der Fremde ihn mit absoluter Kaltblütigkeit aus. Er rief Tiamat, die Urschlange, die Ungeheuer gebar und sich in schwarzer Wollust ihre eigenen Kinder einverleibte. Die dunkle Verschlingerin. Mit dem angezündeten Räucherwerk in der Hand umschritt er achtmal den Sarg, rief immer wieder die dunkle Schöpfungskraft einer anderen, fernen Ebene herbei, bis eine undurchdringliche Dunkelheit die Krypta erfüllte und Stück für Stück die Kerzenflammen vereinnahmte, die am Ende nur noch in einem fahlen, schwachen Rot flackerten.

Schließlich blieb er am Kopfende des Sarges stehen. Dort hatte er zuvor die Tasche deponiert. Das Wesen darin strampelte nun heftig, als ahne es, was ihm bevorstand, ein leises, hilfloses Wimmern wehte durch die Nacht. Die Wände der Gruft warfen das Geräusch unbarmherzig zurück. Dieser Ort kannte keine Gnade.

Mit der Ruhe und Präzision eines Chirurgen öffnete der Fremde die Tasche und hob den Säugling in die Höhe. Dürre kleine Beinchen strampelten. Winzige Hände zuckten ein letztes Mal, dann erstarb das Weinen. Blut sickerte auf den Leichnam im Sarg hinab, als der Mann den Sarg ein neuntes Mal umrundete. Er achtete sorgfältig darauf, keine Körperstelle auszulassen. Erst als die dunkle Flüssigkeit die Leiche gänzlich bedeckte, hielt er inne. Mit dem letzten Rest Blut, das der Kinderkörper hergab, bestrich er die schwarze Schlange an der Außenwand. Dann wartete er.

Die Dunkelheit verdichtete sich, von den Wänden her strebte sie auf ein Zentrum zu: den Sarg mit der blutbeschmierten Leiche. Die Kerzen lebten auf wie gewürgte Sklaven, die einer Fessel entkommen waren, und strahlten umso heller und verzehrender, als die Finsternis den Sarg einhüllte und in ihn hineinkroch wie ein lebendes Wesen. Plötzlich zuckte die Schlange. Sie riss das Maul auf. Und löste sich vom Stein.

Ein dunkles Grollen erfüllte die Kammer. Der gerufene Dämon war erschienen und nahm das Opfer an. Das schwarze Schlangenwesen richtete sich auf, glitt ebenfalls in den Sarg hinein, über die Leiche hinweg, badete gierig im frischen Blut. Erst als der Seidenstoff wieder das übliche, vergilbte Grau zeigte, löste sich der Dämon mit einem letzten ohrenbetäubenden Brüllen auf. Dort, wo sich die Schlange eben noch gewunden hatte, lag jetzt eine schöne Frau in der Blüte ihrer Jahre. Die pergamentene Haut schimmerte nun wieder wie zartes Elfenbein, die eben noch eingefallenen Wangen waren voll und rosig, helle Augen blickten verwirrt und ein wenig verloren in die Welt.

Langsam richtete sich die Frau auf.

Der Fremde beugte sich über sie. Sie erkannte ihn und lächelte. »Du bist hier«. Ihre vollen Lippen schimmerten verlockend im Kerzenschein, das lange Haar hatte einen warmen Schimmer. Die Frau streckte die Arme nach dem Fremden aus; er erwiderte die Geste.

»Wärme mich!«, hauchte die Frau. »Erfülle mich mit neuem Leben.«

Er lächelte zufrieden und zog den jungen Leib näher. Willig gab sie sich seinem Drängen hin.

Gegenwart

Ich beobachtete meinen Bruder argwöhnisch. Er saß ganz unschuldig am Küchentisch und löste ein Kreuzworträtsel, als wüsste er ganz genau, dass ich ihn im Auge behielt. Obwohl er sich den Anschein von Normalität gab, spürte ich, dass irgendetwas in ihm vorging.

Seit einigen Tagen benahm sich Georg merkwürdig. Selbst meine ignorante Schwester Lydia, die seit einigen Tagen aus London zurückgekehrt war, hatte das mitbekommen. Ständig war er außer Haus, kam und ging zu den ungewöhnlichsten Tageszeiten. Auch wirkte er häufig abwesend, als sei er mit seinen Gedanken ganz woanders.