Das Vermächtnis der Plejaden (OUTER-SPACE COMMANDER 4) - Jens Fitscher - E-Book

Das Vermächtnis der Plejaden (OUTER-SPACE COMMANDER 4) E-Book

Jens Fitscher

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Beschreibung

Tarik Connar bricht mit seiner neuen Gefährtin Aruru, seinem alten Weggefährten Wayne-Zeno Uelisch, dessen Gefährtin Tarja, so wie Jet’ha, dem Zisslies Krieger, zu neuen Abenteuern auf. Nachdem Connar von ihr das Geschenk der Unsterblichkeit angenommen hat, beginnt auch für ihn eine neue Ära. Sein Körper entwickelt merkwürdige Eigenschaften. Wayne-Zeno Uelisch und Tarja befinden sich auf den Spuren ihrer Vergangenheit. Es verschlägt sie in ein fernes Sternenreich. Das Sternenreich Bahrein wurde von drei nahebeieinanderliegenden Sternhaufen gebildet. Als Zeno und Tarja auf dem Planeten Soleit materialisieren, wurden sie sofort durch sogenannte Virtual Reality-Strahlen mit ihrer Vergangenheit konfrontiert.

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Seitenzahl: 331

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Jens Fitscher

OUTER-SPACE COMMANDER

- Das Vermächtnis der Sterne –

Das Vermächtnis der Plejaden 

© 2023 Jens Fitscher

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

https://sternen-commander.blogspot.com

Sammelband ‚Sternen Commander‘

Bände 13- 16

1.Auflage

ISBN: 978-3-96674-590-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Roboterwesen mit menschlichen Gefühlen. Robot Körper beseelt mit einem menschlichen Bewusstsein. Kann der Geist die Hindernisse einer unmenschlichen Technologie überwinden, ohne Schaden zu nehmen? Wie verhält sich die Biochemie eines menschlichen Körpers, der durch eine außerirdische Transformation verändert wurde, zu dem Urinstinkt der Begierde, der Leidenschaft und dem sexuellen Verlangen?

Inhalt

Gefühlschaos

Chron-Bastion Tilmun

Virtuell Reality

Die Schläfer

Schatten der Vergangenheit

Die Körper-Geist Misere

Erotik des Könnens

Das Pulverfass

Dunkel Gestalten

Die Nanobot-Kolonien

Die MACHT im Hintergrund

Syeel

Die Entführung

Im Reich des Schrecklichen

Versteckspiele

Der Usurpator

Weltraum-Rettung

In den Katakomben

Flucht ins Ungewisse

Flucht von MALAKUR

Der Tyrann

Die Sklavin

Dvija

Gestrandet im Reich Estrato

Kampfgefährten

Die Macht der Kshatriyas

Die Kaperung

Mentale Kräfte

Syeels Schiff SOWALLON

Altrea

Machtkämpfe

Überleben

Traum-Sequenz beendet - Gegenwart

Gefühlschaos

 Ich blickte zu Tarja hinüber und musste unwillkürlich lächeln. Seitdem ihre äußere Hülle der menschlichen Hautstruktur zum Verwechseln ähnlich war, hatte sie tatsächlich nichts mehr Roboterhaftes an sich. Sie sah recht hübsch aus, in ihrem neuen Outfit.

Der weiß-gelbe Overall mit Stehkragen und Bindegürtel saß hauteng und sie hatte den Reißverschluss etwas zu weit offenstehen, sodass ihr Dekolleté, das ich jetzt zum ersten Mal seit langem wieder bewusst wahrnahm, mehr als freizügig viel Haut und Rundungen zeigte.

„Vielleicht ergeben sich ja ganz neue Perspektiven. Diese Chron-Bastion hier an Bord des Universumschiffs hat uns bereits einmal das Leben gerettet. Es ist gut möglich, dass sie viel zugänglicher ist als die Stationen, die wir bereits kennen. Ich muss einfach mehr über das Volk der Kriib’ist, die ja laut Aussage von Aruru die Erbauer der Stationen sind, erfahren. Ich denke das wäre auch ganz im Sinn von Tarik.“

Ich ging langsam auf Tarja zu und blieb erst dicht vor ihr stehen, dabei konnte ich meinen Blick nicht mehr von ihren tiefgründigen Augen nehmen.

„Was schaust du mich so merkwürdig an? Das war keine wirkliche Kritik, sondern lediglich als Anmerkung zu verstehen.“

Tarja interpretierte meinen Gesichtsausdruck falsch. Als ich sie unvermittelt in den Arm nahm und zu küssen versuchte, wehrte sie mich mit beiden Händen ab.

„Was ist denn in dich gefahren?“

„Ich kann mich fast nicht mehr daran erinnern, wann wir uns das letzte Mal geküsst haben. Wieso bist du so spröde?“

„Zeno, du spinnst. Unsere beiden Körper bestehen aus Metall oder zumindest aus einer ähnlichen, außerirdischen Legierung. Du willst mir doch nicht weismachen, dass du Sehnsucht bekommst, einen Roboter zu küssen!“

Jetzt war ich doch etwas irritiert.

„Was haben meine Gefühle mit deinem Äußeren zu tun?“

Natürlich war mir schon bewusst, dass ihr offenstehendes Dekolleté und die enge Kleidung gewisse Gefühle in mir weckte.

Wir waren uns seit der körperlichen Umwandlung nicht mehr wirklich nähergekommen, ganz zu schweigen von körperlichen Zärtlichkeiten.

„Warum nicht? Muss man den aus Fleisch und Blut bestehen, um Gefühle zu haben? Schau dich im Spiegel an. Man kann uns fast nicht mehr von normalen Menschen unterscheiden, seitdem wir unsere äußere Erscheinung geändert haben. Aus dem silberglänzenden, metallisch wirkenden Körper ist ein menschliches Ebenbild geworden. Unsere Hautfarbe gleicht nicht nur der eines Menschen bis ins kleinste Detail, sondern unsere Körper sind ebenfalls so geschmeidig, wie die von Menschen aus Fleisch und Blut.“

Tarja bemerkte meinen Blick auf ihre Brüste. Sofort zog sie den Reißverschluss des Overalls so weit nach oben, dass keine Haut mehr zu erkennen war.

„Konzentrieren wir uns auf die Chron-Bastion. Es sind noch viele Fragen offen und es liegt mir natürlich auch viel daran, in Erfahrung zu bringen, ob es keine Rückverwandlung unserer Körper geben kann“, versuchte sie das ursprüngliche Tema wieder aufzunehmen.

Sie konnte es aber nicht verhindern, dass ihr Blick, wenn auch nur kurz, auf meinen Unterkörper gerichtet war.

Auch meine Hose saß sehr eng und sie musste überdeutlich eine gewisse Erregung bei mir erkennen.

Das konnte es aber nach ihrer Vorstellung überhaupt nicht geben, schließlich waren unsere Körper aus Metall! Schnell drehte sie sich um und wandte sich dem Schott zu.

Ich folgte ihr mit gemischten Gefühlen. Mein künstlicher Körper hatte eine Veränderung erfahren, das konnte ich deutlich fühlen.

Mein körperliches Verlangen nach Tarja wurde stündlich größer und ich wusste nicht, wohin die Reise überhaupt ging. Schließlich hatte sie im Grundsatz natürlich recht, wir waren halbe Roboter.

Der Boden erbebte und rüttelte und schüttelte sich wie ein verwundetes Raubtier. Ich konnte mich nur mühevoll auf den Beinen halten.

Auch Tarja wurde von den einsetzenden Erschütterungen vollkommen überrascht. Immer stärker wurden die Vibrationen.

Ein zunächst noch leises Grollen wurde im Nu zu einem lauten Donnerhall. Regelrechte Explosionsgeräusche marterten unsere Gehörnerven. Selbst innerhalb der Chron-Bastion Urschanabi war es noch dermaßen laut, dass wir unser eigenes Wort nicht mehr verstanden.

Das Universumschiff, indem wir uns befanden, musste unter sehr starkem Beschuss liegen. Unvermittelt bekam Tarja einen Stoß und fiel mir direkt in die Arme.

„Nicht so stürmisch“, versuchte ich zu scherzen und hielt sie fest an mich gepresst, was aber bei ihr überhaupt nicht anzukommen schien. Sie befreite sich sofort wieder aus meiner Umarmung.

„Urschanabi, was ist hier los?“

Wieder gab es einen schweren Stoß, doch diesmal war sie darauf vorbereitet. Mit einer schnellen Gewichtsverlagerung hielt sie sich auf den Beinen.

„Das Universumschiff liegt unter einem stetig ansteigenden Beschuss. Die Schutzfelder sind bereits zu 65 Prozent belastet. Aruru tut gut daran, dieses System sofort zu verlassen. Der Haupangriff erfolgt von der Planetenoberfläche aus mit einer Unzahl an verschiedenen Strahlenarten. Die Schildprojektoren sind überfordert!“

Tarja schaute mich jetzt Hilfe suchend an. Die Ereignisse begannen sich zu überstürzten. Wir wussten nicht, was sich wirklich in diesem Sonnensystem abspielte.

Eines war jedoch von Anfang an klar gewesen, man war uns feindlich gesinnt.

Wieso hatte Tarik nicht darauf bestanden, dieses System sofort wieder zu verlassen?

Ich war kurz davor, ihn aufzusuchen, als sich die Bastion wieder meldete: „Ich habe ein Hilfeersuchen von der Chron-Bastion Tilmun empfangen. Jedoch wurde es nicht verifiziert. Der Kontakt ist unmittelbar nach dem ersten Leitimpuls abgebrochen. Diese Chron-Bastion liegt sehr weit von hier entfernt, am rechnerischen Rand dieses Universums, im Sternenreich von Bahrein. Das Reich wird von drei nahen beieinanderliegenden Sternhaufen gebildet. Weiterführende Daten liegen mir leider nicht vor. Ich konnte mit Hilfe der Dunklen Materie eine Brückenverbindung aufbauen. Leider ist diese Verbindung nicht stabil und kann jederzeit zusammenbrechen. Ihr müsst euch also sofort entscheiden, ob ihr diesen Weg gehen wollt!“

„Wir sollen einfach von hier verschwinden?“

Ich war offen gestanden mehr als verblüfft. Extrem laute Explosionsgeräusche erschütterten den Raum.

„Die Oberflächenstruktur des Universumschiffs wurde auf eine Fläche von 230 Quadratkilometern zerstört. Punktueller Ausfall der Schutzfelder. Meine Energiereserven gehen zu Neige und ich bekomme keinen Nachschub. Entscheidet euch sofort, ich kann nicht mehr für eurer Sicherheit garantieren. Dies verstößt gegen meine Grunddirektiven.“

Die Chron-Bastion Urschanabi befand sich in einem Dilemma, das konnte ich anhand ihrer Aussage klar erkennen.

Ihre Programmstruktur ließ es nicht zu, dass die Schutzbefohlenen, nämlich Tarja und ich, einer Gefahr ausgesetzt wurden. Gleichzeitig war aber ihr freier Entscheidungswille ebenfalls zu achten.

„Zeno, wir können uns doch nicht einfach dieser Maschine anvertrauen. Wer weiß, wohin sie uns bringt!“

Tarja packte mich mit beiden Armen an der Schulter.

„An das Ende des Universums, hast du doch gehört“, erwiderte ich sarkastisch und versuchte krampfhaft im Geist einen Ausweg zu finden. „Finale Entscheidung eingeleitet, Vernichtung des Universumschiffs steht kurz bevor“, hörten wir urplötzlich die telepathische Stimme der Chron-Bastion, als es auch schon unvermittelt dunkel um uns wurde und ich das Bewusstsein verlor. 

Chron-Bastion Tilmun

Ich hatte tatsächlich Kopfschmerzen. Wie war das nur möglich? In unseren künstlichen Körpern hatte es bisher niemals mehr so etwas wie Schmerzen gegeben.

Ich öffnete die Augen. Es herrschte ein Halbdunkel, das mein Blickfeld erheblich einschränkte.

Ich konnte nicht weiter als ein paar Meter sehen. Der Boden schien aus rauem Felsen zu bestehen, das sagten mir jedenfalls meine Sinneseindrücke.

„Tarja, wo ist du?“

Ich tastete vorsichtig über den harten Boden und dann, zeitgleich sah ich ihre Silhouette und fühlte ihren Körper.

Sie antwortete nicht. Ich fragte mich gerade, weshalb meine künstlichen Augen sich nicht auf Restlichtverstärkung umgestellt hatten, als Tarja zu sich kam. Sie stöhnte kurz auf und ich musste an meine eigenen Kopfschmerzen denken.

„Dir scheint es genauso zu gehen, wie mir. Ich habe ebenfalls starke Kopfschmerzen.“

„Wieso ist er auf einmal so dunkel?“

Sie richtete sich langsam auf und hielt sich dabei den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Das Einzige, was ich mit Bestimmtheit sagen kann, wir befinden uns nicht mehr innerhalb der Chron-Bastion Urschanabi und damit wohl auch nicht mehr auf dem Universumschiff.“

Unvermittelt erhellte sich die Umgebung. Eine Vielzahl von Sonnenstrahlen stachen durch die jetzt sichtbar wertenden, steinernen Rundbogenausschnitte in der Wand, die wie Fenster ohne Scheiben wirkten.

Tarja stand auf, drehte sich einmal um sich selbst und ging die wenigen Meter auf die Wandausschnitte zu.

Ich hatte in diesem Moment wenig Interesse für die unmittelbare Umgebung, sondern bewunderte nur die Geschmeidigkeit ihres Körpers.

Besonders von hinten wirkte der ärmellose Overall mit klassischem Rundhalsausschnitt in Wickeloptik und seitlichen Eingrifftaschen sehr anziehend.

Der Reißverschluss am Rückenteil zog sich bis zu den Pobacken und stand zu vierfünftel offen.

Die gut sichtbare, gebräunte Haut darunter ließ meine Gefühle zu ihr aufleben.

War der Overall, den sie trug, nicht orangefarben gewesen? Nachdenklich erhob ich mich nun ebenfalls und ging langsam auf Tarja zu, die sich über die gemauerte Brüstung gelehnt hatte und wie fasziniert nach unten blickte.

Ich fasste ihr vorsichtig mit beiden Händen von hinten durch den offenstehenden, goldfarbenen Overall hindurch an die Hüften.

Dabei bemerkte ich verblüfft, dass mein Hemd eine orangene Farbe hatte.

Sollte es eigentlich nicht umgekehrt sein? Ihr Overall orange und mein Hemd gelb?

Ich fühlte nur kurz die Wärme ihres Körpers unter der nackten Haut, da riss sie sich bereits beim Umdrehen von mir los.

„Lass das sein! Ich habe dich doch schon einmal zurechtgewiesen. Schau dir lieber mal das Treiben dort unten an.“

Erst jetzt hatte ich einen Blick für die Umgebung. Wir befanden uns anscheinend in einer mittelalterlichen Burg.

Wir hielten uns im höchsten Turmzimmer auf, und die Aussicht war entsprechend weitläufig. Ich konnte etwa zehn Meter tiefer die Brustwehr ausmachen, eine nach außen vorkragende Schutzwand als Wehrgang, der sich von rechts kommend weiter nach links aus meinem Blickfeld hinaus fortsetzte.

„Nicht dahin, schau einfach nach unten!“

Tarja war neben mich getreten und schob ihren Oberkörper weiter über die breite, mit Ziegelsteinen gemauerte Brüstung, um besser nach unten blicken zu können.

Ich tat es ihr gleich und glaubte zunächst nicht, was ich sah.

Dort unten tummelten sich Männlein und Weiblein in verschiedenfarbigen, Tunika artigen Gewändern.

Es waren eindeutig Humanoide, das konnte ich deutlich erkennen, die Frauen trugen nämlich keine Oberbekleidung. 

„Was tun die da?“

Tarja war genauso verwundert wie ich.

Sie spielen Nachlaufen“, platzte es aus mir heraus. Sie schaute mich fragend an.

„Ein Kindespiel aus meiner Jugend“, ergänzte ich meine vorlaute Antwort und versuchte einen Sinn hinter dem Tun zu finden.

Ich glaubte natürlich nicht, dass man hier ein altes Kinderspiel von der Erde nachspielte.

„Von hier oben werden wir es nicht erfahren. Lass uns hinunterspringen!“

Tarja kletterte auf die Brüstung.

„Nein, bist du verrückt. Das sind mindestens zehn Meter.“ Ich stürzte auf sie zu und riss sie mit einem Ruck von der etwa einen Meter hohen Steinbrüstung.

Wir landeten beide auf dem harten Steinboden.

Ich weiß nicht, warum ich sie heruntergezogen hatte, schließlich waren unsere Körper Hightech-Maschinen und hätten sogar einen Sprung von fünfzig Metern vertragen.

„Aua, du Grobian. Jetzt bekomme ich wegen dir auch noch blaue Flecken!“

Tarjas blickte mir irritiert in die Augen.

„Was sage ich denn da. Ich kann doch überhaupt keine blauen Flecke bekommen, ebenso wenig kann ich noch Schmerz verspüren.“

„Was denkst du, was du verspürt hättest, wenn du die zehn Meter hinuntergesprungen wärst?“

Ich hielt sie immer noch an beiden Armen fest und wir waren beide noch verwirrter als zuvor.

Wir besaßen Robot-Körper, umgewandelt durch eine seelenlose, außerirdische Technologie.

Ich drückte ihren linken Arm etwas fester und sofort hörte ich sie laut aufschreien.

„Aua, lass das sein.“

Ich schaute sie sprachlos an. Bevor sie etwas sagen konnte, zog ich den Reisverschluss an ihrem Ausschnitt mit einem Ruck ganz nach unten. Wie reife Früchte fielen mir ihre Brüste entgegen.

Es waren Brüste aus Fleisch und Blut, das sah ich auch ohne sie anzufassen.

Trotzdem bediente ich mich und Tarja ließ es sogar zu. Sie schien in diesem Moment genauso verblüfft zu sein, wie ich.

„Das ist keine metallische Legierung, das kann ich fühlen!“

Ich strich mit meiner rechten Hand über ihren Hals hinauf zu ihrem Mund. Tarja wirkte wie erstarrt und sagte kein Wort.

Dann biss sie mir in den Finger. Meine erwachten Gefühle waren wie weggewischt und der Schmerz trieb mir Tränen in die Augen.

Ich zog reflexartig meine Hand zurück und beobachtete ungläubig das kleine Rinnsal Blut, das aus der Bisswunde austrat. Auch Tarja schien erst jetzt die volle Tragweite erkannt zu haben.

„Das musste aber nun wirklich nicht sein. Es gab doch genügend andere Möglichkeiten, um festzustellen, dass wir wieder unsere alten Körper aus Fleisch und Blut besitzen“, sagte ich und steckte den blutenden Finger in den Mund.

„Das glaube ich nicht!“

Sie zog mir tatsächlich den Finger wieder aus dem Mund und begutachtete ihn, dabei drehte sie ihn mehrmals nach allen Seiten und ihre Augen wurden immer größer.

Ich konnte dagegen meinen Blick nicht mehr von ihren Brüsten nehmen, die sich durch ihre tiefen Atemzüge elegant hoben und senkten.

Ich schob vorsichtig meine andere Hand unter ihre rechte Brust und genoss das Auf, -und Ab ihrer Bewegung.

„Ich habe meine Tarja wieder“, schoss es mir durch den Kopf. Auch sie schien ähnlich zu denken, denn wir küssten uns sehr intensiv.

Das erste Mal überhaupt, nach der Transformation unserer Körper.

„Ich vermisse dich“, hauchte sie mir ins Ohr.

Die in mir aufgestaute Gefühle nahmen plötzlich überhand. Ich suchte den Augenkontakt mit ihr.

Ich blickte in zwei tiefe Seen und konnte darin ihre und meine Sehnsucht erkennen.

Wir hielten uns immer noch im Arm. Es war so viel passiert.

Wir glaubten, wir hätten uns verloren; hatten uns aufgegeben, unsere Gefühle, unsere Liebe. War es tatsächlich Liebe?

Ein unbändiges Gefühl überkam mich plötzlich. Es war mehr! In ihren Augen sah ich ihre Seele, etwas, was ich in ihrem Hightech-Roboterkörper nicht wirklich wahrgenommen hatte.

Ich fühlte die Wärme ihres Körpers und spürte ihre Hände auf meinem Oberkörper, wie sie begannen, das Hemd zu öffnen.

Tarja fühlte wie ich; jetzt wieder. Ich konnte mein Glück nicht fassen. Unsere Kleidung lag im Nu auf dem Boden verstreut.

Selbst Tarjas Sandalen mit dem lederbezogenen 95-mm-Blockabsatz flogen im hohen Bogen davon, als sie sich auf mich stürzte.

Es war fast wie beim ersten Mal, nur der Boden, auf dem wir lagen, war diesmal etwas rauer. Meine Hände umklammerten gerade ihr Gesäß, als etwas geschah, das mich zunächst vollkommen aus der Fassung brachte.

Tarja stöhnte auf. Der Ton ihrer Stimme kam von links. Eben noch lagen wir eng aneinandergepresst, Körper an Körper in Erwartung unserer intimen Zweisamkeit, plötzlich waren wir getrennt.

Ich konnte es nicht fassen.

Ich stand regungslos neben Tarja. Völlig verunsichert blickte ich auf den ärmellosen, orangefarbenen Overall, den sie wieder trug.

Auch ich trug Kleidung und es kam noch schlimmer. Unsere Körper waren wieder Hightech-Maschinen.

Ich glaubte zu fühlen, wie mein Herz raste. Tarja kam langsam auf mich zu. Ich werde ihren Blick wohl nicht so schnell vergessen, den sie mir in diesem Moment zuwarf.

Dicht vor mir blieb sie stehen, dann senkte sich ihr Kopf.

„Habe ich geträumt? Zeno, das war kein Traum, oder? Du warst so echt und so nahe!“

Ich nahm ihre Hände in die meinen und erwiderte: „Es war unser Traum. Ich habe das Gleiche gefühlt und erlebt. Ich weiß nicht wer hier mit uns und unseren Gefühlen spielt, aber ich werde es herausfinden.“

Ich hob ihren Kopf an und zog sie sachte zu mir heran. Als ich ihre Lippen mit den meinen berührte wollte, entzog sie sich mir.

„Wo sind wir hier?“

An dem Ort, an dem wir uns befanden, dominierte die Farbe Weiß. In der Mitte des etwa vierzig Quadratmeter großen Raums gab es ein rundes Podest, das mir bekannt vorkam.

„Ich tippe auf eine Chron-Bastion. Du erinnerst dich an die Information, die uns Urschanabi kurz vor unserer Ohnmacht mitgeteilt hat?“

„Nicht mehr genau. Es ging, glaube ich, um ein empfangenes Hilfeersuchen einer anderen Chron-Bastion!“

Tarja ging jetzt langsam auf das deutlich sichtbare Podest zu.

„Chron-Bastion TILMUN war die Bezeichnung!“ Ich sprach etwas lauter, da sie jetzt etwa zehn Meter von mir entfernt war, als eine fremde Stimme in meinem Geist erschallte, die gleichzeitig auch lautstark aus den Wänden zu hören war.

Virtuell Reality

 „Ich grüße die Besucher mit dem Print. Ihr seid mir willkommen!“

„Was ist hier los? Wieso werden wir suggestiv beeinflusst?“

Tarjas Fragen platzten regelrecht aus ihr heraus.

„Die Beeinflussung unterliegt nicht meiner Entscheidungsmöglichkeiten. Die VR-Strahlung beeinträchtigt ebenso meine hadronischen Steuer-Routinen. Entsprechend ging ein Hilfeersuchen an alle Chron-Bastionen.“

„Du bist also die Chron-Bastion TILMUN und befindest dich in Schwierigkeiten“, unterbrach Zeno den beginnenden Disput zwischen ihr und Tarja.

Tarja war emotional noch viel zu aufgewühlt, um sachliche Fragen zu stellen.

„Korrekt. Seit genau 21,53 Zeiteinheiten wird der Kontinent Estral des Planeten Soleit, auf dem ich mich befinde, durch eine unbekannte Strahlung heimgesucht. Es ist mir bisher nicht gelungen, die genaue Herkunft noch die Art der Strahlung herauszufinden. Insbesondere, da diese Strahlenart ebenso einen Teil meiner Subinterna beeinflusst.“  

„Wir wurden also bei unserer Ankunft in eine Virtuelle Welt entführt.“

Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Tarja wurde neugierig.

„Ich habe eine andere Lebensform gesehen. Kannst du mir mehr darüber berichten?“

„Negativ. Mir steht der Zugang in die VR-Welt nicht zur Verfügung. Das Programm konnte von mir nicht verifiziert werden.“

„Es muss doch möglich sein, durch eine Vektorbestimmung den Ursprungsort der Strahlung herauszufinden. Ist dieser Planet denn so stark technologisiert, dass es zu Interferenzen mit der Infrastruktur kommen kann?“

Zeno konnte einfach nicht glauben, dass eine dermaßen hochentwickelte Technologie wie die der Chron-Bastion nicht in der Lage war, die Herkunft einer Strahlung zu bestimmen.

„Soleit ist unbewohnt. Die fünfzehn Landmassen bestehen hauptsächlich aus steppenartigen Gebieten und Karstlandschaften.“

Zeno schaute erstaunt auf und blickte direkt auf die nackten Brüste von Tarja. Er umklammerte ihr Gesäß mit beiden Händen, während sie auf ihm saß.

Tarjas stieß einen dumpfen Laut aus und hielt sofort mit den rhythmischen Bewegungen inne. Die Situation war nicht mehr real.

Beide wussten im ersten Moment nicht, was sie tun sollten. Die virtuelle Realität wirkte mehr als verführerisch auf sie. Sie genossen es, sich in ihren menschlichen Körpern zu sehen und zu fühlen.

Zeno strich verträumt mit einer Hand über ihren Bauch und lächelte, als sich dort die Nerven reflexartig zusammenzogen. Tarja wagte es nicht, sich zu bewegen noch etwas zu sagen.

Mit einem fragenden Blick schaute sie Zeno an.

„Es ist unser gemeinsames Leben und wir sollten es genießen, wenn wir die Chance dazu bekommen!“

Er war viel zu sehr Mann, um anders zu reagieren. Aber auch Tarja schien in diesem Moment das Spüren ihres alten Körpers zu begrüßen, auch wenn er nur in einer virtuellen, fiktiven Welt vorhanden war.

Langsam begann sie wieder mit den rhythmischen Bewegungen. Zeno genoss den steigenden Druck in seinen Lenden. Das war Tarja, seine Barbarenfrau.

Der Schrei kam von unterhalb der Burgmauer. Der Taumel der Gefühle zwischen ihnen beiden war gerade verebbt.

Tarja stand bereits wieder und zog gerade den vorderen Reißverschluss ihres Overalls zu, während Zeno noch dort lag, wo sie sich geliebt hatten und sie lächelnd beobachtete.

Unvermittelt sprang er auf und hechtete zur Brüstung hin.

Auch Tarja ignorierte den am Rückenteil noch halb offenstehenden Overall und schaute über die Mauer nach unten. Was wir sahen, war nichts.

Wo sich beim letzten Mal noch duzende von Einheimischen tummelten, war nun gähnende Leere.

„Woher kam der Schrei?“

„Ich weiß nicht. Irgendwo von dort“, Tarja deutete nach links. Zeno nickte.

„Lass uns nach unten gehen und nachschauen. Ich möchte endlich mehr über diese animierte Welt erfahren. Vielleicht ergibt sich ja eine Verbindung zur Realität.“

Zeno überließ Tarja den Vortritt und schaute lächelnd auf den immer noch offenstehenden Rückenverschluss ihres Overalls, der den Bick bis auf den Po Ansatz zuließ.

Über alte, verwilderte steinerne Treppenstufen gelangten sie auf den Vorhof der Burg. Von dort schien der Schrei gekommen zu sein.

Er war jedoch vollkommen verlassen. Auf verschiedenen Mauerkanten und Gesimse standen jedoch metallisch schimmernde Teller und topfähnliche Behältnisse, gefüllt mit allen möglichen Früchten. Teilweise lagen sie auf dem Boden verstreut.

„Das sieht hier wie nach einer unkontrollierten Flucht aus. Möchte wissen, was hier wohl passiert ist!“

„Der einzige Weg von hier fort, wenn man den Zugang nach oben, von dem wir gerade gekommen sind, ausklammert, führt dort hinüber.“

Tarja deutete über den weiten Vorhof auf die fast genau gegenüberliegende Seite.

Ich ließ ihr den Vortritt und ergötzte mich an dem immer noch offenstehenden Overall.

So stapfte ich einfach hinter ihr her, ohne mir die nähere Umgebung genauer anzusehen. Es war sowieso nur eine fiktive Welt. Tarja dagegen war real.

„Bis auf den Körper“, stach plötzlich ein Gedanke durch meinen Kopf.

Verflucht! Ich ging unvermittelt etwas schneller und als ich direkt neben ihr war, legte ich wie zufällig meinen Arm um ihre Taille.

Sie lächelte mich tatsächlich nur an, ohne mich von sich zu stoßen.

„Die virtuelle Realität hat tatsächlich auch ihre guten Seiten“, dachte ich gerade, als sie abrupt stehen blieb.

Vor uns tat sich ein kleiner Hain auf, der sich fast nahtlos an das Ende der Burgmauer anschloss.

Wir befanden uns auf einem vorgelagerten Plateau, das sich wie eine Anhöhe über die Hälfte der Fläche bis zum Horizont erstreckte.

Eine Vielzahl ähnlicher Bauwerke, wie die Burg, auf der wir uns gerade befanden, waren in der näheren und weiteren Umgebung zu erkennen. Manche der Gebäude sahen tatsächlich wie kleine, barocke Schlösser aus.

Man sah mächtige Giebeln und Fassaden mit breiten Fensterreihen und geschmückte Portale bildeten die Eingänge.

„Schau dir das bunte Treiben an!“

Tarja riss mich aus meiner Betrachtung und ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die nähere Umgebung.

Männer und Frauen im mittleren Alter, teilweise mit nacktem Oberkörper, schienen sich bei einem Fest zu vergnügen.

Es war zwar keine Musik zu hören, jedoch tanzten viele weibliche Geschöpfe mit wiegenden Hüften und meist ebenfalls mit hüpfenden Brüsten in der Gegend herum. Wie zufällig rutschte meine Hand von Tarjas Taille in den offenstehenden Overall zu ihrem Po hinab.

Sie zeigte keine Regung, was mich zunächst überraschte, dann aber ein gutes Gefühl bei mir hinterließ.

„Lass uns doch mitfeiern! Dort gibt es etwas zu trinken!“

Ich deutete auf mehrere Holzfässer, die an einer Ziegelsteinmauer aufgereiht waren. Dort standen auch Holztische und Bänke.

Laute Rufe unter den tanzenden Frauen und Händeklatschen lenkten unsere Aufmerksamkeit nach rechts. Dort sahen wir Männer mit Musikinstrumenten einen kleinen Pfad heraufkommen. Sie wurden sofort von den jungen Frauen in Beschlag genommen und begann zu spielen.

„Jetzt fängt es an, mir Spaß zu machen!“ Ich zog Tarja mit mir.

„Absorberfeld wurde initialisiert. Die Chron-Bastion ist geschützt!“

Zeno und Tarja blickten sich irritiert an. Sie waren gerade wieder aus der VR-Welt zurückgekehrt. Im Geiste gingen sie gerade noch Hand in Hand auf die Musiker zu.

„Der Ausgangspunkt der Strahlung konnte ebenfalls lokalisiert werden. Die Gäste mit dem Print werden gebeten, diesem Ort einen Besuch abzustatten. Ihr Print wird soeben entsprechend angepasst, sodass es zu keiner neuerlichen VR-Manipulation auch außerhalb der Chron-Bastion kommen kann.“

Das gefällt mir überhaupt nicht!“

Tarja stand regungslos da und auch Zeno brauchte eine Weile, um sich auf die neue Situation einzustellen.

Er schaute sie kurz etwas nachdenklich an.

„Ich möchte einen offenen Zugang zu der VR-Welt. Ist es möglich, das Absorberfeld entsprechend zu konfigurieren, dass ich es nach Bedarf deaktivieren kann?“

„Positiv!“

 „Dann tue es bei Tarja und mir!“

Zeno brauchte nicht erst in Tarjas Augen zu blicken, um zu wissen, dass sie diesbezüglich der gleichen Meinung war.

Die VR-Strahlung gab ihnen die Möglichkeit, sich wieder so zu fühlen und zu erleben, wie früher, als sie noch normale Menschen in normalen menschlichen Körpern waren. Diese Gelegenheit durften sie sich nicht entgehen lassen.

Die Schläfer

Das Gebäude wirkte wie ein Anachronismus inmitten des überwiegend grün leuchtenden Urwalds.

Von der Anhöhe aus, auf der wir uns befanden, wirkte überhaupt das ganze Gebiet eher künstlich als natürlich entstanden.

Unser Problem war aber ganz anderer Natur. Die Frage war, befanden wir uns noch immer innerhalb einer virtuellen Realität.

„Ich denke wir befinden uns in der Realität. Schau dir unsere Körper an. In diesem Zustand haben wir die Chron-Bastion Urschanabi und das Universumschiff verlassen.“

Tarja hatte wohl recht. Trotzdem traute ich, nach den Erlebnissen der letzten Stunden, meinen Sinneseindrücken nicht mehr.

„Es könnte ebenfalls gut sein, dass die VR-Strahlen noch eine weitere virtuelle Welt in unseren Geist gepflanzt haben und das Gebäude dort unten ebenfalls nur in unserer Vorstellung existiert.“

„TILMUN hat uns versichert, dass die Strahlung vollständig absorbiert wurde. Warum sollte uns die Chron-Bastion anlügen? Sie hat uns ebenfalls den Ausgangsort der Strahlenquelle genannt.“

Als Tarja sprach, ließ ich meinen Blick weiter über das vor uns liegende Area schweifen.

Es sah sehr friedlich aus, wie in einem Freizeitpark der guten alten Erde. Aber genau das machte mich stutzig.

„Wir hätten gut daran getan, mehr Informationen von der Chron-Bastion über diesen Planeten zu erfragen. Es kommt mir hier alles sehr künstlich vor, nicht wie es normalerweise bei einer natürlich entstandenen und gewachsenen Flora der Fall sein sollte. Außerdem fehlt die Fauna. Ich habe bisher noch keine Vögel oder Insekten bemerkt.“

„Es erinnert mich an meine Heimat“, hörte ich Tarja leise sagen.

Ganz hinten am Rand des Horizonts konnte ich ein savannenähnliches Gebiet ausmachen.

Meine robotische Augen zoomten das von mir ausgewählte Gebiet heran, vergrößerten den Teilausschnitt, den meine Augen gerade anvisierten und skalierten die Bildqualität.

So entstand eine Seeschärfe, als würden nur wenige Meter zwischen mir und dem Horizont bestehen, der aber weit über 50 Kilometer entfernt war.

Die natürlichen Schwankungen meines Kopfes wurden sogar von dem Hightech-Körper sofort ausgeglichen, sodass ich tatsächlich dachte, ich stände nicht hier auf der Anhöhe, sondern befände mich in einer Graslandschaft.

Dann bemerkte ich die Bewegung eines Körpers und zuckte zusammen. Dabei fiel mein Blick zur Seite auf Tarja. Ein kurzer Schwindel, und mein Blickfeld hatte sich wieder angepasst.

„Was ist mit dir?“

„Ich habe am Horizont eine Bewegung festgestellt. Der Planet scheint doch nicht bar allen Lebens zu sein.“

Ich versuchte erneut das Gebiet anzuvisieren und meine künstlichen Augen taten das ihre, um mir einen bestmöglichen Überblick zu verschaffen, aber ich hatte keinen Erfolg mehr.

War es bloße Einbildung gewesen oder hatte ich tatsächlich einheimisches Leben gesehen?

„Ich kann nichts erkennen.“

Tarja war mit ihren Hightech-Augen meinem Blick zum Horizont gefolgt. „Ich verstehe nicht, dass TILMUN von einer unwirtlichen Welt gesprochen hat. Der Planeten Soleit wirkt auf mich wie eine ganz normale Welt.“

„Wir werden sehen.“

Die Maße des künstlichen Gebildes waren erstaunlich. Das Gebäude war ein Würfel mit einer Kantenlänge von sage und schreibe 500 Metern.

„Ein Riesenklotz. Von hier sind keine Eingänge erkennbar.“

„Na dann. Wer ist am erstes am Ziel?“

Tarja spurtete aus dem Stand heraus los. In weniger als zwei Sekunden war sie bereits auf über 100 Stundenkilometer.

Ich wurde von ihrem Vorschlag regelrecht überrascht.

Trotzdem folgte ich ihr nur eine Sekunde später mit der gleichen Beschleunigung.

Zunächst hatte ich vorgehabt, mich langsam an das Gebäude heranzuschleichen und die Bäume als Sichtschutz zu nehmen. Die Stämme hatten teilweise einen Umfang von zehn Metern und hätten eine gute Deckung abgegeben.

Durch Tarjas Alleingang war es jetzt eh zu spät. Ich hoffte nur, dass von dem Würfelgebäude keine Abwehrmaßnahmen erfolgten, welche selbst unseren Hightech-Körpern gefährlich werden konnten.

Wir schossen regelrecht zwischen den Bäumen hindurch auf die jetzt gut sichtbaren Mauern zu.

Der Himmel verdunkelte sich, als wir in den Gebäudeschatten kamen. Merkwürdigerweise wuchsen die Bäume bis direkt an die Mauern. Tarja erwartete mich bereits ungeduldig.

„Das müssen wir aber noch üben!“

„Genau das Gleiche wollte ich gerade zu dir sagen. Wie kommst du dazu, ganz ohne Deckung einfach so darauf loszulaufen?“

„Ich habe keine gefährliche Situation erkannt und mein so toller Hightech-Körper ebenfalls nicht!“

Ich blickte Tarja erstaunt an. War das eben gerade Sarkasmus gewesen?

Wir standen jetzt direkt vor dem Bauwerk, dessen Wandung sich so weit in den Himmel erstreckte, dass selbst meine Hightech-Augen das Ende nicht erkennen konnten.

„Was ist das für ein Material?“

Ich strich vorsichtig mit einer Hand über die Oberfläche.

„Metallisch, statisch aber nicht aus einer Legierung.“

„Lass uns lieber nach einem Eingang suchen. Ich komme mir sowieso immer mehr vor, als würde ich durch einen Traum waten.“

Tarja beschleunigte wieder aus dem Stand heraus und verschwand wie ein Blitz hinter der nächsten Ecke, die sich noch etwa einhundert Meter entfernt befand.

Mit blieb nichts anderes übrig, als ihr schleunigst zu folgen. Sie verhielt sich mit einem Mal ziemlich unvorsichtig. So kannte ich sie bisher nicht.

Ich erreichte sie auf der anderen Seite des Würfelgebäudes mit der Kantenlänge von 500 Metern gerade, als sie auch schon wieder verschwand. Verblüfft blickte ich auf das völlig zertrümmerte Eingangsportal.

Zwei rechtekicke Säulen, jeweils zehn Meter hoch, umschlossen eine Fläche von etwa zwanzig Metern, in welcher jetzt ein gezacktes, ein Quadratmeter großes Loch klaffte.

Tarja hatte sich tatsächlich gewaltsam Zugang verschafft. Ich beschleunigte jetzt ebenfalls meine Schritte und jagte hinter ihr her.

Ich nahm keine Rücksicht mehr auf irgendwelche Überwachungsanalgen.

Durch Tarjas Vorgehen waren wir sowieso bereits aufgefallen.

Ich rechnete aber jederzeit mit einer Gegenwehr. Warum war sie nur so unvorsichtig?

Das Foyer, das sich vor mir auftat, war halbkreisförmig angelegt, was bedeutete, dass die Innenwand, auf die ich mich jetzt zubewegte, eine Rundung aufwies.

Davor erkannte ich eine Art Riesenpult, welcher in Regenbogenfarben erstrahlte.

Tarja stand direkt davor und bevor ich ihr noch eine Warnung zurufen konnte, begann sie bereits mit beiden Händen auf die Sensorik einzuwirken.

Ich schoss mit 50 Stundenkilometern auf sie zu und riss sie, leider zu spät, von dem Pult weg.

Wir überschlugen uns beide auf dem Boden.

„Bist du ganz von Sinnen? Du provozierst ja regelrecht einen Angriff auf uns!“

Unsere Körper rollten sich in Sekundenbruchteilen ab, und wir standen uns schon wieder gegenüber.

„Was kann uns schon viel passieren? Unsere Hightech-Körper sind so fast jeder anderen Technologie haushoch überlegen.“

Tarja begann mich zu erschrecken. Wie kam sie nur auf diese Feststellung?

„Das glaubst auch nur du. Gegen einen massiven Strahlenbeschuss sind auch wir nicht gefeit.“

„Was solls. Jedenfalls benötigen wir Ergebnisse und die bekommen wir nicht, wenn wir nur taktieren. Manchmal muss man das Schicksal eben herausfordern.“

Bevor ich ihr das Richtige erwidern konnte, war sie unvermittelt auf die gerade sichtbar werdende Öffnung in der gegenüberliegenden Wand zu gerannt.

„Tarja, so geht das nicht“, rief ich hier hinterher und beeilte mich dabei, ihr zu folgen.

Es sah aus, wie eine altmodische Aufzugskabine, in der ich sie gerade noch einholte, bevor die Wandöffnung sich wieder schloss und eine Sekunde später wieder öffnete.

Wir blickten jedoch nicht mehr in den Vorraum, sondern in einen endlos erscheinenden Gang. Er war nur schwach beleuchtet, trotzdem waren die gewaltigen Ausmaße klar zu erkennen.

Die Deckenhöhe wurde im Display meiner künstlichen Augen mit 25 Metern angegeben.

Links und rechts des gerade verlaufenden Ganges reihten sich Schubladenfächer an den Wänden entlang.  Durch die jeweils transparente Vorderseite eines Faches konnte man den Inhalt erkennen.

„Menschen. Hier werden Menschen gestapelt“, hörte ich Tarja flüstern.

Wir gingen langsam auf das erste Fach in der rechten Reihe zu. Tatsächlich konnte ich ein menschliches Gesicht erkennen. Obwohl die transparente Vorderseite des Fachs sehr milchig war, konnte ich klar die Konturen eines Mannes erkennen.

„Er hat eine Ähnlichkeit mit den Menschen, denen wir in der virtuellen Realität begegnet sind.“

Er hatte die Augen geschlossen und wirkte entspannt.

Tarja schaute über die Reihen der Fächer und sagte: „Wenn in jedem Fach ein Mensch liegt, dann muss es sich um Tausende handeln.“

„Das Gebäude ist 500 Meter hoch. Das sind etwa 20 Stockwerke. Glaubst du wirklich, dass überall Menschen gelagert werden? Wenn ja, zu welchem Zweck? Ich nehme einmal stark an, dass sie nicht tot sind, sondern in einer Art Stasis liegen.“

Tarja nickte. „Ja, ihre Körper befinden sich in einem künstlichen Komma, während ihr Geist sich in virtuellen Realitäten tummelt. Das klingt zwar logisch, aber wo liegt der Sinn und viel wichtiger ist die Frage hinter allem, wer ist dafür verantwortlich?“

„Ich denke, hier werden wir nicht weiter fündig werden. Lass uns mit TILMUN sprechen, die Chron-Bastion kennt die hiesigen Verhältnisse viel besser als wir.“

Wir zogen uns zurück zum Aufzug. Der Wanddurchgang war geschlossen.

Außer einem kleinen, bläulich leuchtenden Display war absolut nicht erkenntlich, dass sich gerade hier ein Durchgang befand.

Tarja legte, wie selbstverständlich die Hand auf das Display, bevor ich ihr eine Warnung zurufen konnte. Dann war es bereits zu spät.

Ein regelrechtes Strahlengewitter prasselte auf uns herab. Die Kleidung war im Nu zu Staub zerpulvert.

Anscheinend war die interne Sicherheitsautomatik jetzt doch zu dem Schluss gekommen, dass wir uns hier unerlaubt aufhielten und eine Gefahr darstellten.

Selbst die Hightech-Körper, in denen wir steckten, hatten gegen diese Art Strahlung nichts entgegenzusetzen. Wir fielen zu Boden.

Mein Gleichgewichtssinn spielte plötzlich verrückt.

Ich bemerkte noch, wie Tarja sich an mich klammerte, dann schien die Decke über uns beiden einzustürzen. Ich lag verkrampft auf dem Boden und fühlte etwas Weiches an meiner rechten Wange. „Das ist meine Brust. Du liegst mit dem Kinn auf meinem Bauch. Was hast du gemacht?“

Tarjas telepathische Stimme durchbrach die Stille um uns herum. Ich konnte keinen Ton aus meinem Mund bekommen, dafür funktionierte unsere mentale Kommunikation anscheinend wieder.

„Was soll ich gemacht haben? Du bist die ganze Zeit neben mir gewesen!“

„Mir wird auf einmal so komisch, ich …“

Tarjas Gedanke brach unvermittelt ab und bevor ich darüber nervös werden konnte, fiel auch ich in einen tiefen Schlaf und erlebte mein erstes Zusammentreffen mit Tarja in einem verblüffend echt wirkenden Traum nochmals neu.

Die Chron-Bastion TILMUN jedoch erkannte sofort ihre missliche Lage, löste die Entmaterialisation aus und holte sie zurück. Tarja und Zeno bekamen davon jedoch nichts mehr mit. Sie waren in eine tiefe Traumphase gefallen.

Schatten der Vergangenheit

Ich stand langsam vom Boden auf. Mir war noch etwas schwindlig, als direkt hinter mir eine Stimme erklang: „Bleib stehen, sonst steche ich zu!“

Verblüfft drehte ich mich um und stand einer jungen Frau gegenüber. Sie war lediglich mit einem Lendenschurz bekleidet, war sehr dunkelhäutig und hatte einen Speer in den Händen, mit dem sie auf meinen Unterleib zielte.

Ich verstand zunächst nicht, was sie sagte. Die Spitze des Speers sprach jedoch eine eigene Sprache.

Sie war nur wenige Zentimeter von meinem besten Stück entfernt, sodass ich mich nicht zu bewegen traute. Ich bemerkte, wie sich ihre Pupillen etwas vergrößerten und folgte ihrem Blick.

Er war dahin gerichtet, wo sich die Sperrspitze befand. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich vollkommen nackt war.

„Keine Angst, ich tue dir nichts, wenn du mir auch nichts tust“, sprach ich sie etwas peinlich berührt an. Dann musste ich trotz der etwas prekären Lage, ohne dass ich es wollte, plötzlich grinsen. So ein dummer Spruch war mir seit Langem nicht mehr entgegengebracht worden.

Als sich ihr Blick hob und sie meine weißen Zähne sah, drückte sie die Speerspitze noch ein wenig weiter nach vorne. Sie wirkte auf einmal wie ein wildes Tier auf mich. Erschrocken setzte ich einen Schritt zurück und spürte dabei einen Stich im Rücken.

„Tarja, was tust du hier?“

Ein weiterer Wilder stand unvermittelt hinter mir und zielte seinerseits mit der Speerspitze auf mich. Er schaute die Frau, die er Tarja genannte hatte, mit einem wütenden Blick an.

Hinter der Barbarenfrau tauchten plötzlich noch mehr dieser Wilden auf.

„Zeh’ltak sagt, du hast die Zarah’n Katze besiegt und die Fangzähne genommen!“

Tarja sah den jetzt neben mir stehenden Wilden an, wobei sie immer noch den Speer hielt, der auf mein bestes Stück zielte.

Dieser trat auf sie zu und hielt ihr dabei die beiden Zähne entgegen. Kraftlos senkte Tarja daraufhin den Speer.

„Also ist es wahr!“

Ich beobachtete weiter die Szene, ohne wirklich etwas zu verstehen.

Innerhalb der letzten paar Minuten war es schnell dunkler geworden. Der Wilde mit den Fangzähnen legte besitzergreifend seinen Arm um Tarjas Hüften und wollte sie zu sich ziehen. Sie wich jedoch zurück bis an den Rand der Feuerstelle.

Er stürzte ihr mit einem wütenden Brüllen nach.

Ich konnte gerade noch erkennen, wie beide direkt vor den brennenden Holzscheide zu Boden fielen, als die beginnende Finsternis um sie herum durch eine alles überstrahlende Helligkeit ersetzt wurde.

Gleichzeitig schossen hellblaue Strahlen vom Himmel und dort, wo sie auf die Wilden trafen, fielen diese paralysiert zu Boden. Dann traf es auch mich.

Das Licht war extrem hell. Der weiße Strahl brach sich an den herabhängenden Lianen, an den Zweigen und Ästen der wenigen Bäume und Büsche, die teilweise noch in die kleine Lichtung hineinhingen.

Es war künstliches Licht, es kam nicht von einem Feuer oder von der Sonne, die sich gerade bereit machte, gänzlich hinter dem Horizont zu verschwinden.

Solch ein Licht hatte diese Welt seit ihrem Bestehen noch nicht gesehen. Eine vollkommene Stille machte sich breit. Kein Tierlaut war mehr zu hören. Die Welt schien ihren Atem anzuhalten, als sich der weiße Lichtstrahl bewegte und langsam auf die betäubten Kreaturen am Boden zuwanderte.

Sie lagen dort, wo sie eben noch gestanden hatten. Die Paralyse hatte unvermittelt zugeschlagen.

Zeno lag mit dem Gesicht nach unten direkt neben Ul’f. Bereits aus einer Entfernung von zwei Metern hätte man ihre Körper nicht mehr voneinander unterscheiden können, wäre nicht ein kleiner Unterschied gewesen.

Ul’f trug einen Lendenschurz, Zeno nicht. Er war splitterfasernackt.

Die anderen Mitglieder der Gruppe lagen wahllos verstreut um das ausgegangene Feuer herum.

Tarja hatte gerade noch Glück gehabt, als sie der Paralysestrahl getroffen hatte. Fast wäre sie nämlich in das gerade erst erloschene Feuer gefallen.

Lediglich die bereits begonnene Körperdrehung hatte sie davor bewahrt und so war sie mit dem Rücken zur Feuerstelle auf den Boden aufgeschlagen.

Surrend, wie die riesigen Nachtkäfer, vor denen man immer auf der Hut sein musste, senkte sich ein Stern vom Himmelsgewölbe.

Der Sammelgleiter der Katzeckk war, wie ihr Raumschiff, hell erleuchtet. Es schien, als müsste diese Rasse ihre angeborene Scheu vor Helligkeit und Licht dadurch wieder kompensieren, indem sie ihre Maschinen und Gerätschaften stark mit Leuchtkörper aller Art ausstatteten.

Das über zwanzig Meter große Transportgerät setzte keine zwei Meter neben der Feuerstelle auf dem Boden auf. Letzte Glutstücke und Asche wirbelten auf und fielen auf die paralysierten Wilden herunter.

Die „Fangroboter“ stiegen als Erstes aus dem Gleiter. Das Schott des Transportraums öffnete sich auf seine gesamte Fläche und entließ die Roboter mit den Gravospinnen.

Dies waren kleine Transportbühnen, die jeweils einen Menschen mittels Antigravitationsmodul bequem transportieren konnten.

Die beiden begleitenden Katzeckk schauten lediglich zu, wie die Maschinen die Einladung der paralysierten Kreaturen ausführten.

„Es stinkt ja fürchterlich. Ich weiß wirklich nicht, warum der Oberste Leiter der Gentechnologie von SIK unbedingt von verschiedenen Planetensystemen diesen Gen Müll benötigt.“

Salv schaute gelangweilt über den Platz, bis sein Blick sich auf eine Stelle fixierte, die noch stärker stank als diese wilden Kreaturen. Angewidert verschwand er wieder in der Steuerkabine, während Larb noch immer auf der gleichen Stelle stehen blieb und den Robotern beim Einladen zuschaute.

Für ihn zählte im Moment lediglich die Tatsache, dass dies der letzte Planet war, auf dem sie diese Tiere einfingen.

Danach ging es wieder zurück zu ihrem Heimatplaneten und zurück zu Senka, seiner Partnerin.

Sam, die Vertretung des Obersten Leiters für Gentechnologie, hatte den Gleiter nicht verlassen.

Sie beobachtete lediglich das Einbringen der Kreaturen. Sie war es gewesen, der den Paralysator ausgelöst hatte, nachdem eindeutig feststand, dass die Gruppe der einheimischen Geschöpfe am Beginn ihrer Intelligenzwertung stand, sie hatten sich eindeutig unterhalten und hantierten ebenfalls mit Werkzeugen.

Außerdem hatte sie ebenfalls die Anwesenheit eines Weibchens festgestellt.

Der Oberste Leiter für Gentechnologie legte besonders viel Wert auf das Einfangen beider Geschlechter.

Sie hatten bisher lediglich eine weitere weibliche Komponente von den anderen Planeten einfangen können. Tatsächlich schien es so, dass die Weibchen entweder gut versteckt wurden oder aber es gab nicht viele von ihnen.

Nur langsam dämmerte mein Bewusstsein zurück aus den Tiefen meines Geistes an die Oberfläche der Wirklichkeit.

Obwohl diese Wirklichkeit in eine weite Vergangenheit gestürzt war. Ich träumte von einer Welt vor der Welt.

Irgendetwas aus meinen Erlebnissen der letzten Stunden schien mein Unterbewusstsein überzeugt zu haben, dass ich in der Zeit zurückgereist war. In tiefster Vergangenheit hatte ich es mit einer Spezies von Steinzeitmenschen zu tun bekommen.

Sie wollten mich töten und auffressen, so jedenfalls waren die Bilder in meiner Vorstellung zu verstehen gewesen und mein Geist übermittelte meinem vegetativen Nervensystem einen sofortigen Fluchtinstinkt.

Ich war noch immer benebelt, trotzdem sprang ich auf und stierte mit einem wilden Blick um mich, wobei ich gleichzeitig eine Verteidigungsposition einzunehmen versuchte.

Ich riss die Arme vor den Körper und ballte die Hände zu Fäusten.

Mein Verhalten musste auf einen Außenstehenden wohl sehr gestört wirken.

Ich brauchte mehrere Minuten, um das, was meine Augen wahrnahmen, zu begreifen.

Ich stand in der Mitte eines Stahlrohrkäfigs, dessen Abmessungen ich auf etwa acht mal sieben Metern schätzte. Natürlich war ich nicht allein.

Um mich herum lagen die Wilden, die ich bereits aus meinem Traum kannte, ebenfalls ohne Bewusstsein am Boden des Käfigs.

Es stank grässlich. Jetzt setzte auch mein Gehör wieder ein und überschüttete mich mit dem abartigsten Geräuschpegel, den ich mir überhaupt vorstellen konnte.

Der Lärm half mit, dass ich sehr schnell wieder in die Wirklichkeit zurückfand. Ich stieg über die am Boden liegenden Wilden und ging auf die Gitterstäbe zu.

Hinter dem Käfig konnte ich noch zwei andere, ähnliche Gebilde ausmachen.

Was mich sofort in den Bann schlug, waren die Insassen der anderen Käfige. Sie verfügten zwar alle, jedenfalls die, die ich erblicken konnte, über zwei Arme und zwei Beine, aber das war auch schon die ganze Ähnlichkeit mit einem Menschen.

Insbesondere die Köpfe der Gestallten schienen meine Albträume Wirklichkeit werden zu lassen.

Als ein besonders prächtiges Exemplar von ihnen aus dem Stand heraus auf mich zusprang und nur durch die Käfigstäbe zurückgehalten wurde, erstarrte ich regelrecht vor Schreck.

Aus dem Maul dieser Kreatur zuckte ein schleimiges Ding heraus, flog auf mich zu und verfing sich in den Stäben.

Das Geschöpf, das am Kopf einer Kobra ähnelte, schlug wild gegen die Käfigstäbe und seine Augen funkelten böse.

Als ich mich wieder von dem Anblick lösen konnte, wich ich langsam zurück und stieß gegen etwas Weiches.

Mein Herz setzte für mehrere Schläge aus. Ich drehte mich langsam herum.

Vor mir stand einer der Wilden, die mich mit Speeren bedroht hatten. Er sagte etwas, das ich nicht verstand. Dann grunzte er und machte eine alles umfassende Bewegung mit der Hand.

„Ich weiß auch nicht, was das alles bedeutet oder wo wir sind.“

Der Wilde schaute mich nur mit einem dumpfen Blick an, drehte sich dann um und ging zu seinen Stammesmitgliedern zurück, die jetzt ebenfalls aufgewacht waren.

Die Schreie und das Gezeter aus den anderen Käfigen wurden lauter. Ich bemerkte, dass sich das Schott geöffnet hatte und eine Reihe von eingemummten Wesen begleitet von mehreren Robotern den Raum betraten.

Die Roboter fingen an Essen zu verteilen, indem sie einfach ein nach oben offenes und gefülltes kistenartiges Modul, gegen das an den Käfigen befestigte, leere Modul austauschten.

Es gab laute, helltönende Geräusche, als Metall auf Metall schlug.

Währenddessen schauten sich die eingemummten Gestalten in aller Ruhe die Käfiginsassen an. Die mit mir eingefangenen Wilden standen jetzt dicht in einem Kreis beieinander und steckten die Köpfe zusammen.

Lediglich Tarja lag immer noch an der gleichen Stelle am Boden. Sie war jedoch wach und blickte angestrengt in meine Richtung.

Einer der Wilden fing auf einmal an zu schnüffeln und die anderen taten es ihm nach.

Sie rochen anscheinend das Fleisch. Es war roh und lag in einer Brühe aus Blut.