Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Viele Menschen dachten im Sommer 2020 es sei vorbei oder behaupteten gar, dass es überhaupt keinen Virus gab. Doch dann schlug dieser mit großer Macht zurück. Impfstoffe wurden entwickelt und konnten Anfangs durch dubiose Methoden der Pharmaindustrie nicht ausreichend geliefert werden. Die Mutanten schlugen zu. Dann klappte es immer besser mit den Impfungen und die Infektionszahlen gingen im Mai zurück.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 209
Veröffentlichungsjahr: 2021
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Verbrechen in Zeiten der Corona Krise
Die Personen und die Handlung des Tatsachenromans sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Umschlagsfoto: Hans Will
Viele Menschen dachten im Sommer 2020 es sei vorbei oder behaupteten gar, dass es überhaupt keinen Virus gab. Doch dann schlug dieser mit großer Macht zurück. Impfstoffe wurden entwickelt und konnten Anfangs durch dubiose Methoden der Pharmaindustrie nicht ausreichend geliefert werden. Die Mutanten schlugen zu. Dann klappte es immer besser mit den Impfungen und die Infektionszahlen gingen im Mai zurück.
Vom Autor erschienen oder in Planung:
Späte Zeit des Glücks – Thriller
Ein Leben lang – Roman
Back- und Lachgeschichten - Humor (vergriffen)
Saisonarbeit – Roman
Ende der Weinlese – Fantasy
Todholz – Hatterer Krimi (vergriffen)
Deadly Running – Hatterer Thriller
Never give up – Ratgeber gesundes Leben
Im Wendekreis des Virus – Tatsachen Krimi
Das Virus schlägt zurück – Tatsachen Krimi
Ist das Coronavirus die Rache des Planeten an die Menschheit? Jedenfalls sind schon über 3 Millionen Menschen in der Pandemie an Covid 19 verstorben. Neue Mutationen aus Brasilien, Südafrika und Indien machen das Virus immer unberechenbarer. In den Köpfen in manchen Teilen der Menschheit scheint sich ein weiterer Virus breitzumachen. Der Lateiner würde stultitia dazu sagen. Man kann es aber auch einfacher mit Dummheit bezeichnen.
Der Kriminalfall spielt in der zweiten und dritten Welle der Pandemie, oder ist es bereits die Vierte. Kein Mensch kann vorhersagen wie es enden wird. Hauptkommissar Arne Hatterer hat es, im beschaulichen Mainfranken, diesmal auf den ersten Blick, mit einer Bande aus Osteuropa zu tun. Ein Toter in Buchbrunn wirft Rätsel auf und ältere Pärchen finden die Liebe und das Glück im Herbst ihres Lebens. Auch im Leben des Kommissars gibt es einige Veränderungen.
Der Roman beginnt in der Zeit der höchsten Corona Inzidenzen seit Ausbruch der Pandemie vor knapp einem Jahr. Von einer zweiten Welle spricht niemand mehr. Es ist schon die Dritte. Dazu als Einleitung die Pressemitteilung der Bayerischen Staatskanzlei vom 6. Januar 2021.
„Neue Corona-Regeln in Bayern: Das gilt ab Montag, dem 11. Januar
Ab Montag gelten zusätzliche Einschränkungen für die Menschen in Bayern. Die Kontaktbeschränkungen werden verschärft. Künftig sind Treffen jenseits des eigenen Haushalts nur noch mit einer weiteren Person erlaubt. Das gilt auch für Kinder. In Sachen Kinderbetreuung gibt es dabei aber eine Ausnahme. Familien und Nachbarn können die Kinderbetreuung ab Montag folgendermaßen organisieren: Es sind dann feste "Kontaktfamilien" möglich. Das heißt, dass Kinder (unter 14 Jahren) einer Familie regelmäßig zu einer fest gewählten weiteren Familie gebracht werden dürfen.
Menschen aus Landkreisen mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern dürfen sich nur noch innerhalb eines Radius von 15 Kilometern um ihre Gemeindegrenze bewegen. Ausnahmen gibt es nur bei triftigen Gründen - touristische Tagesausflüge zählen nicht dazu. Das Einkaufen, der Besuch von Verwandten und Lebenspartnern, sowie der Arbeitsweg sind von der 15-Kilometer-Regel nicht betroffen.
Click & Collect, also das Abholen zuvor bestellter Waren im Einzelhandel, sind ab Montag auch in Bayern erlaubt. Unter strikter Wahrung von Schutz- und Hygienekonzepten (insbesondere gestaffelte Zeitfenster zur Abholung) sowie umfassender Verwendung von FFP2-Masken, dürfen sogenannte Click-and-Collect- oder Call-and-Collect-Leistungen – das heißt die Abholung online oder telefonisch bestellter Ware – angeboten werden.
Kindertageseinrichtungen, Kindertagespflegestellen und organisierte Spielgruppen für Kinder bleiben geschlossen. Eine Notbetreuung für alle Eltern, die ihre Kinder nicht selbst betreuen können, wird eingerichtet.
Die Schulen bleiben geschlossen, bis 31. Januar gibt es keinen Präsenzunterricht. Distanzunterricht wird in allen Schulen und Jahrgangsstufen eingerichtet. Eine Notbetreuung wird für Kinder der Jahrgangsstufen 1 bis 6 sowie für Schülerinnen und Schüler der Förderschulen und Kinder mit Behinderungen angeboten.
Sobald es das Infektionsgeschehen nach dem 31. Januar 2021 zulässt, wird eine Rückkehr zum Präsenzunterricht – nach Jahrgangsstufen gestaffelt – angestrebt, wie es in der Pressemitteilung der Staatskanzlei vom 6. Januar heißt. Die Weihnachtsferien werden nicht verlängert, dafür werden aber die Faschingsferien gestrichen, um ausgefallenen Unterricht wieder aufzuholen.
Die Staatsregierung appelliert erneut an die Arbeitgeber, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um den Beschäftigten Homeoffice zu ermöglichen. Anträgen von Beschäftigten des Freistaats Bayern auf Homeoffice soll grundsätzlich entsprochen werden.
Ab Montag neu: Betriebskantinen werden geschlossen, wo immer die Arbeitsabläufe es zulassen. Zulässig bleibt die Abgabe von mitnahmefähigen Speisen und Getränken ("to go"). Oder wie Marlene Rupisch, die frühere Dienststellenleiterin, zu ihren Kollegen und ihrem Vorgesetzten Hatterer immer sagt: „Togo!“
Für Einreisen aus Risikogebieten nach Deutschland gilt weiterhin die Zwei-Test-Strategie: Bei der Einreise muss ein Corona-Test vorgelegt werden. Dieser Test darf bei Einreise maximal 48 Stunden alt sein oder muss unmittelbar nach Einreise vorgenommen werden. Ein weiterer Test ist für die Verkürzung einer bestehenden Quarantäneverpflichtung am fünften Tag nach Einreise erforderlich.
Im Übrigen weist der bayerische Ministerrat in der Pressemitteilung vom 6. Januar noch einmal darauf hin, dass Reisen in Risikogebiete ohne triftigen Grund unbedingt zu vermeiden seien und dass neben der Test- und Quarantänepflicht eine Verpflichtung zur digitalen Einreiseanmeldung bei Einreisen aus Risikogebieten bestehe.
Die nächtliche Ausgangssperre gilt weiterhin für ganz Bayern. Von 21 bis 5 Uhr ist der Aufenthalt außerhalb einer Wohnung untersagt. In dieser Zeit darf man sich nur aus streng festgelegten Gründen draußen aufhalten: Wegen medizinischer Notfälle, der beruflichen Tätigkeit, der Wahrnehmung des Sorge- und Umgangsrechts, der unaufschiebbaren Betreuung unterstützungsbedürftiger Personen und Minderjähriger, der Begleitung Sterbender, der Versorgung von Tieren oder "ähnlich gewichtigen und unabweisbaren Gründen". Soweit die Pressemeldung der Staatsregierung.“
Am 12. Januar wird die erweiterte Maskenpflicht verkündet. In Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr muss künftig eine FFP2-Schutzmaske getragen werden, eine herkömmliche Mund-Nasen-Bedeckung aus Stoff reicht dann nicht mehr aus. Das hat das Kabinett beschlossen, wie die bayerische Staatskanzlei mitteilte. Gelten soll diese neue Verpflichtung vom 18. Januar an. Ab diesem Datum gab es wöchentlich, manchmal sogar täglich, permanent Veränderungen der Verordnungen rund um das Corona Virus. Viele Menschen kannten sich nicht mehr aus was gerade zählt und gingen nicht mehr zum Einkaufen. Die großen Versandportale profitierten davon.
In einem Nürnberger Juweliergeschäft wird, einige Wochen früher, ein Alukoffer präpariert und in einem Geheimfach, im kleinen Köfferchen, etwas sehr Kostbares verstaut, das nicht jeder wissen sollte. Anfang Januar sollte dieser dann von einer Sicherheitsfirma abgeholt werden.
Viele Menschen werden im Winter depressiv, fühlen sich schlapp und antriebslos. So auch Hauptkommissar Arne Hatterer. Draußen ist es kalt, grau und matschig. Dazu das lästige Corona Virus. Winter in Mainfranken gilt für ihn immer die scheußlichste Zeit des Jahres und er verfiel regelmäßig in eine Art Winterblues. Heuer viel sie sie durch die gute Laune seiner neuen Lebensgefährtin Isabella aber deutlich niedriger aus. Isabelle lernte er bei einem Urlaub auf der Kanareninsel La Palma kennen. Wo sie in einem großen Touristenbunker als Zimmermädchen und teilweise auch, weil sie der deutschen Sprache mächtig war, auch als Dolmetscherin. Sie verliebten sich und nun ist sie bei ihm im kalten Deutschland. Ihr macht das Wetter ebenfalls zu schaffen. Sie zeigt es aber nicht und versucht den Pausenclown zu spielen. Aber irgendwann wird ihr die Decke auf den Kopf fallen und die Sehnsucht nach Wärme und Sonne wird sie aus Deutschland speziell Kaltensondheim vertreiben. Nomen est omen.
„Kannst du mal von mir runtergehen ich liege irgendwie auf etwas ganz Hartem!“ Eva Kraus und Gabriel Dietz wurden von einem Schneesturm überrascht und suchten in einer Scheune Schutz vor dem unwirtlichen Wetter das draußen herrschte. Es war ein kalter Januartag. Der Wetterbericht hatte den Kälteeinbruch erst für den Nachmittag prognostiziert. Es stimmt halt doch nicht immer was die Experten vorhersagen. Beim Versuch sich in der Scheune aufzuwärmen kamen sich die beiden näher. Fast widerwillig und unbeholfen entwickelte sich aus den regelmäßigen Treffen der Beiden eine Liebesbeziehung, die Beide im Herbst ihres Lebens nochmal sehr genossen.
Kennengelernt haben sie sich im Kitzinger Schwimmbad auf der großen Sonnenterrasse. Die beiden Rentner, deren Ehepartner auf dem Friedhof schlummern, kamen sich näher, so auch an diesem Dienstag Anfang Januar. Sie waren für ihr Alter gut in Schuss, wie man es salopp formulieren würde. Im Heu der Scheune wollten sie ein bisschen Spaß miteinander haben, danach ein Taxi rufen das sie zurück nach Kitzingen bringt. Im Frühstücksfernsehen konnten sie am Morgen noch die Bilder aus Washington sehen. Als aus Protest gegen das Wahlergebnis Anhänger des Noch-Präsidenten Donald Trump auf dessen Ermutigung ins Kapitol eindrangen und den Sitz des Kongresses zum Teil verwüsteten. Politiker aus aller Welt äußerten sich via Twitter zu den Krawallen und bezeichneten sie als "beschämend", "unfassbar" und "verstörend“. Fünf Menschen mussten bei den Unruhen am Dreikönigstag ihr Leben lassen. Amerika im Schockzustand. Das ist also das Erbe des schlechtesten Präsidenten, den Amerika je hatte: Ein hasserfülltes, vergiftetes Land, in dem die Gewalt alle paar Wochen eskaliert. Kenosha, Los Angeles, Madison, Minneapolis, nun Washington, eine Spur der gesellschaftlichen Verwüstung.
Nach Evas Ansage, dass er von ihr ablassen sollte, zog sich Gabriel die Hose wieder hoch, half Eva beim Aufstehen, dann streifte er das Heu auf Seite um nachzusehen was ihr da so in den Rücken gedrückt hatte. Zu ihrem Erstaunen kam ein kleiner silberner Alukoffer zum Vorschein. Durch die Leimholzbalken pfiff der Wind. Ein Fensterladen am hinteren Ende der geräumigen Scheune schlug hin und her. Es wurde immer ungemütlicher. „Mir ist kalt!“ Gabriel nahm Eva in die Arme und drückte sie fest an sich und gab ihr dabei einen langen Kuss. Scheiß auf das mutierte Coronavirus dachte er dabei. Er war erregt. „Ruf ein Taxi! Dann fahren wir zu dir.“ „Scheiße, kein Netz!“ „Geh doch mal da hinten ein Stück die Leiter hoch und versuche es dort!“ Eva, zog ihre Strumpfhose nach oben und trollte sich nach hinten und kletterte die Leiter hoch. Plötzlich übertönte ein Schrei den pfeifenden Wind. Vor Schreck ist ihr das Smartphone aus der Hand gerutscht. „Da liegt einer!“ „Was!“ „Da liegt einer, ich glaube der ist tot!“ Gabriel stürmte nach hinten. Tatsächlich da lag ein Mann mittleren Alters. In der Stirn hatte er ein Loch, das vermutlich von einem Schuss herrührte. Er war kein Kriminalist, aber es sah so aus. Der Tote war steif gefroren. An den Füßen trug er blau-gelbe Sneakers, sein roter Strickpullover zierte ein glitzernder Weihnachtsmann und an den Beinen trug er eine sexy skinny fit Röhrenjeans. Ein Camouflage-Parka der Firma „Mastino Napoletano“ lag neben dem Mann im mittleren Alter. Evas Handy war auf einen Stein gefallen und das Schutzglas war gesplittert. „Scheiße, was ist das für eine Scheiße! Ein Toter, Handy kaputt, mir ist kalt, was machen wir Gabriel?“ „Da müssen wir jetzt durch, Taxi kannst ja vergessen, so oder so! Mir müssen den einen Kilometer zum Mainstockheimer Bahnhof laufen egal wie. Da fährt alle Stunde die Mainfrankenbahn nach Kitzingen! Ich wäre dafür, dass wir keine Polizei verständigen. Die stellen nur dumme Fragen und wir frieren uns den Hintern ab.“ „Nehmen wir das Köfferchen mit, passt der in deinen Rucksack?“ „Meinst du wir sollen den mitnehmen? Hast du dein Handy eingesteckt?“ „Okay zieh dich an, wir schaffen das! Boah ey ganz schö schwer.“ Als Eva ihren teuren bordeauxroten Steppmantel zugeknöpft hatte gingen sie los. Zum Glück hatte es Westwind, so hatten sie den Sturm im Nacken. Sie stapften oberhalb des Mainstockheimer Berges, auf dem gerade ein Autotransporter ins Rutschen kam, durch den Schnee.
Die Bahn war pünktlich. 12:57 Uhr saßen sie im Zug und vier Minuten später stiegen sie in Kitzingen auf den Bahnsteig. Sie gingen die Treppe neben dem Bahnsteig hinunter, stellen die Kragen ihrer Mäntel hoch, hängten sich ein und marschierten auf der anderen Seite des Tunnels wieder nach oben. Eva wohnte nicht weit weg vom Bahnhof. Der Sturm hatte sich etwas gelegt. In der heißen Badewanne schmusten sie sich die Kälte vom Leib. Eva sagte zu Gabriel, als dieser ihr gerade den Rücken abrubbelte:“ Wenn es zu regnen aufhört und die Sonne wieder durchbricht, dann gleißt es an den Wolkenrändern der Durchbruchstelle. In meiner Kindheit starrte ich in den blendenden Glanz und dachte dann immer, dort oben wohnt Gott. Dieser Glanz, der in den Augen schmerzte, soviel Gold, hinter diesem Glanz der aus dem Wolkenloch bricht!“ „Verrückt! Was du alles siehst. Mich erinnert das jetzt an einen Song von Rammstein.“, entgegnete Gabriel, der zwar einen heiligen Namen trug aber mit Gott nichts mehr anfangen konnte. Gabriel wollte nach dem gemeinsamen Bad und dem was darauf folgte den kleinen Alukoffer öffnen. Er wusste nur noch nicht wie er das anstellen sollte. Mir wird schon was einfallen.
Zur gleichen Zeit saßen in einer großen Wohnung im Hubland Würzburg einige Männer zusammen. Einer fragte ob es sein musste das er ihn gleich erschießen musste. „Wo ist der Scheißkoffer jetzt!“ Es klingelte. Durch das Guckloch sah einer der Männer zwei Polizisten. „Da stehen zwei Bullen vor der Türe!“ „Frag sie was sie wollen!“
„Was kann ich für sie tun?“
„Es liegt eine Anzeige gegen sie vor, weil sie im Moment gegen die Kontaktbeschränkungen verstoßen!“
„Wer sagt das?“
„Das ist egal, lassen sie uns bitte eintreten!“
„Grüß Gott wir müssen die Personalien von ihnen allen aufnehmen, irgendwann bekommen sie dann Post vom Ordnungsamt!“
Nur widerwillig zückten die vier Männer ihre Pässe und Ausweise. Die Beamten nahmen alles penibel auf, hatten sie doch Anweisung sehr genau alles zu verfolgen. Tja der Staat brauchte Geld in der Pandemie. Sie hat und kostet auch jetzt noch sehr viel Geld.
Kriminalhauptkommissar Arne Hatterer aus Kaltensondheim überdenkt angesichts der Corona Problematik zusammen mit seiner Lebensgefährtin nochmal seine Urlaubspläne. Wandern im Pico de Europa in Asturien und Lavendelblüte in der Provence waren ihre Träume. „Wir könnten doch auch Urlaub in Deutschland machen!“ „Sylt ist super! Da wäre ich auch dabei!“, sagte Großtante Petra. „Was ist Sylt?“, fragte Isabella und spielte dabei mit dem kleinen Delcy, dem Sohn von Arne aus seiner geschiedenen Ehe, hoppe, hoppe Reiter. Großtante Petra erklärte es ihr. Sie würde sich freuen. Krabbenbrötchen und Crémant, haben ihr schon in den Sechzigern dort oben geschmeckt.
An Neujahr hatte es nicht weit weg von ihrer Wohnung gebrannt. Nachbar Herbert Schleret, Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, war beim Löschen mit dabei und berichtete voller Stolz, dass die Löschwasserversorgung bei der Brandbekämpfung der großen Feuersbrunst, die einen ganzen Viehstall vernichtete, sehr problematisch war. Der Einsatzleiter sowie der örtliche Feuerwehrkommandant bestätigten das auch übereinstimmend in einem lokalen Fernsehsender. Nachdem mehrere Hydranten, aus denen nach Schätzung des KBI bis zu 4 000 Liter pro Minute entnommen wurden, gleichzeitig angezapft waren, kam die Wasserversorgung ans Limit. Auch eine 35 000 Liter fassende öffentliche Löschwasser-Zisterne reichte nicht aus. Tanklöschfahrzeuge brachten Wasser im Pendelverkehr heran. Also alles in allem keine leichte Aufgabe für die Feuerwehrleute die, trotz des anspruchsvollen Einsatzes, wie immer ihr Bestes gaben. Der Stall war nicht mehr zu retten. Dass die Feuerwehrleute die beiden angebauten Gebäude, darunter das Wohnhaus der Bauersleute, vor einem Übergreifen des Feuers schützen konnten, grenzt an ein Wunder. Schleret war voller Stolz über den gelungenen Einsatz. Auch die Kühe und Kälber der Familie seien gerettet worden. Mit geschwellter Brust zog er wieder ab. Er erzählte nicht, dass er in der Nähe der Brandstelle, von der pensionierten Dorflehrerin zum Kaffee eingeladen wurde. Er fühlte sich geschmeichelt, als diese zu ihm sagte, dass so starke, gutaussehende Männer wie er auch mal eine Pause brauchten.
Der Schneesturm hatte sich gelegt, draußen fuhren schon die Räumfahrzeuge des Landkreises über die Straßen. Hatterer schaute auf die Uhr, halb drei, da konnte er mit Delcy seinem vierjährigen Söhnchen noch eine Runde mit dem Schlitten drehen. Auch Isabella hatte im Schnee ihren Spaß, zusammen mit Renate Schleret, der Frau von Herbert, baute sie im gemeinsamen Garten ihren ersten Schneemann ihres Lebens, mit Zylinder den Großtante Petra beisteuerte und Möhre als Nase. Isabella war total geflasht. Sie holte ihr Smartphone und stellte das Foto auf ihre Istagod Seite. Wo es dann von ihren spanischen und venezolanischen Followern fleißig gelikt wurde. Petra Danowski dagegen war etwas traurig, ist doch eine gute Freundin von ihr in einem Altenheim in Dettelbach an den Folgen von Corona verstorben. Sie durfte nicht einmal zur Beerdigung. War es am Anfang der Pandemie in der ersten Welle ein Altenheim in Würzburg, das mit den vielen Toten Heimbewohnern Schlagzeilen machte, sind es jetzt in der zweiten Welle Altenheime in Ochsenfurt, Dettelbach und auch Kitzingen, die mit den vielen Corona Toten auf die Titelseiten der Gazetten kommen. Nächste Woche hat sie ihren Impftermin, so ist es jedenfalls geplant. Am Dienstag reichte der Impfstoff nicht und viele Impfwillige mussten wieder nach Hause geschickt werden. 810 Impfdosen wurden bisher im Landkreis Kitzingen verimpft. Nach vier Tagen Impf-Stillstand könnte es am Freitag in den beiden Impfzentren des Landkreises wieder weitergehen, so die Nachricht die in der Tageszeitung veröffentlicht wurde.
Hatterer und Delcy kommen völlig durchgeschwitzt zurück. Er freut sich auf seinen Nachmittagskaffee. Morgen muss er wieder zum Dienst. Der Sprecher im Radio spricht über Glückgefühle und spielt dabei Sprachnachrichten von Hörenden ab. Ein Mann erzählt das er sich beim Frühstück nie eine Serviette auf die Hose legt. Heute tat er das das erste Mal um seine neue Bekanntschaft beim Breakfast, wie er sich ausdrückte, zu beeindrucken. Das Glücksgefühl stellte sich bei ihm ein als ein Tropfen von dem Eigelb auf die Serviette und nicht auf seine Hose tropfte. Hatterer musste schmunzeln.
Gabriel Dietz holte sich am nächsten Morgen bei Ansgar Willinger, einem Autoschrauber par excellence in der Gartenstraße im Kitzinger Vorort Etwashausen, ein Stemmeisen. „Wiedersehen macht Freude!“ Der Standardsatz von Ansgar.
Vergeblich. Trotz dem Einsatz seiner ganzen Kraft bekam er das Aluköfferchen nicht auf. Er war handwerklich völlig unbegabt und hatte auch nicht mehr so viel Kraft wie früher. Ob er Willinger fragen sollte. Er konnte den jungen Mann gut leiden. Er mochte ihn, weil er fleißig, ehrlich und in den meisten Fällen auch immer sehr nett war. Aber seitdem er sein Auto verkauft hatte war der Kontakt etwas abgebrochen. Gabriel war froh, dass er im Sommer Eva kennengelernt hatte. Sie schätzten sich, hatten für ihr Alter noch einigermaßen guten Sex. Wobei er, altersbedingt, unter Erektionsstörungen litt. Sein Penis wurde trotz sexueller Erregung und dem Einsatz vermeintlich natürlicher Potenzmittel wie Weizenkeime und Kürbiskernöl, nicht oder nicht lange genug steif, um richtig guten Geschlechtsverkehr zu haben. Eva schaute großzügig darüber hinweg. Sie liebte die guten Gespräche und die ausgiebigen Spaziergänge mit ihm. Sein möbliertes Zimmer hatte er zum 31. Januar gekündigt. Er nahm das Angebot, nach etlichem Zögern, dann doch an, bei ihr einzuziehen. Sie hatte ein schönes Häuschen, es war immer warm und gut kochen konnte sie obendrein. Was wollte er mehr.
Durch irgendwelche Umstände, über die er nicht gerne sprechen mag, war er verarmt. Er bekam eine geringe Rente und hat so ziemlich alle seine Habseligkeiten die er nicht mehr brauchte verkauft. Seit er sich durch regelmäßiges Sporttreiben wieder fit hält, hat sich seine Libido wieder verbessert und beide hatten richtig viel Spaß zusammen. Schau nicht zurück und schau nicht nach vorne, schau auf den Moment in dem du lebst, das war jetzt seine Devise. Eva dachte ähnlich. Sie hatte sich einen Spruch von Cicero, der ihr gut gefällt, ins Badezimmer gehängt: “Habgier im Alter ist eine Narrheit. Vergrößert man den Reiseproviant, wenn man sich dem Ziel nähert!“ Das waren halt noch gute Zeiten als man solchen Trödel auf den Flohmärkten kaufen konnte.
Gabriel schob den Alukoffer unter das Bett und wollte am nächsten Tag das Stemmeisen wieder zurückbringen.
„Was ist Cherie, hast du das Köfferchen nicht aufbekommen?“
Eva hatte wieder ihre verführerischen roten Dessous angezogen und weckte Gabriel aus seinen Tagträumen. Sie zog ihn auf das große rote barocke Ecksofa im lichtdurchfluteten Wintergarten. Ganz nach dem Motto: Ein Ottomane ist nicht nur ein dekoratives Möbelstück, man kann auch andere schöne Sachen darauf machen. Sie genoss die Zärtlichkeiten ihres Liebhabers, den sie in ihr großes Herz geschlossen hatte.
„Moin!“ Peter Seltermann, der Verantwortliche für die Asservatenkammer, war der erste dem Hatterer auf der Treppe die hinauf zu seinem Büro führt begegnete. Wie immer hatte er seine Kappe etwas schräg auf dem Kopf sitzen. Mathilda Gamrod und Yogi Weber hielten sich bereits an ihren Kaffeetassen fest. Hundeführer Rudi Weingart betrat das Büro. „Wer geht mit?“ Hatterer, der gerade seinen Pelzkragenanorak an den Haken hängte, fragte dann bestimmt. „Wer wo mit hingeht. Weingart nicht immer in Rätseln sprechen!“ „Also nachdem gestern Giftköder hinter dem Marshall-Heights-Ring gefunden worden waren, gibt es Arbeit für mich. Eine Frau entdeckte sie, als diese mit ihren drei Hunden spazieren ging. Sie stellte dann Anzeige gegen Unbekannt und hat 500 Euro Belohnung für Hinweise auf den Täter ausgesetzt. Bei den Giftködern handelt sich um blaues Rattengift, das in einzelnen Leberwurststückchen versteckt ist. Die Frau konnte ihre Hunde noch rechtzeitig davon abhalten, davon zu fressen und ist natürlich geschockt und stocksauer. Ich würde mit meinem Schäferhund Yoda hinfahren und es wäre halt nicht schlecht, wenn von euch jemand mitkommen könnte. Yoda sitz.“ Weingart war ein ausgesprochener Hundenarr er liebte Hunde über alles, an seinem Spinnt hängt ein Spruch von Friedrich II.
“Hunde haben alle guten Eigenschaften des Menschen, ohne gleichzeitig seine Fehler zu besitzen.”
Die Tür geht auf und Marlene Rupisch kommt herein. Die frühere Chefin der Abteilung hängte ihre ahornrote Softshelljacke von Probi über ihren Schreibtischstuhl, kurzes „Moin“. Dann fuhr sie ihren PC hoch und rückte ihre FFP2 Maske zurecht.
„Marlene, könntest du mit dem Kollegen Weingart in die Marshall Heights fahren. Er erklärt dir alles während der Fahrt dorthin. Es geht um Giftköder. Leute befragen und einfach einmal umschauen. Ihr könnt den blauen Oktavia nehmen.“ Sie schaltete ihren PC wieder aus und sagte in die Runde, „dass sie daran denken sollen, dass morgen mit Aycut Cosgen, der angekündigte Streetworker aus Höchstadt oder kommt er aus Erlangen, egal, kommen würde.“ „Okay, hatte ich ganz vergessen!“ Hatterer wandte sich ab und schaute Weber und Gamrod an. „Bei euch beiden alles im Lot? Wann ist denn jetzt die Hochzeit?“ Yogi setzte sich gerade hin und sagte dann, „dass sie noch nicht heiraten werden und auch nicht absehbarer Zeit. Offiziell wären sie kein Liebespaar. Wenn dem nämlich so wäre könnten sie nach der bayerischen Dienstordnung für Polizisten nicht gemeinsam auf einer Wache arbeiten, sie müssten in verschiedenen Dienststellen ihrer Arbeit nachgehen. Ihr wisst doch, Polizei ist Ländersache und jedes Land hat auch spezielle Regeln für Paare im Dienst. Manche Länder/Behörden, so wie Bayern, mögen z.B. keine Ehepaare in derselben Dienststelle. Darum sind wir kein Paar.“ Yogi gab Mathilda einen Kuss und beide mussten lachen.
Das Telefon auf Hatterers Schreibtisch klingelte. Es war ein Landwirt aus Buchbrunn der aufgeregt von einem Toten in seiner Scheune sprach. Hatterer konnte es sich genau vorstellen wie der Anrufer mit den Armen aufgeregt fuchtelte. „Rühren sie bitte nichts an. Wir kommen sofort! Also wir sind gleich da. Wo sagten sie, ist das genau? Okay. Den Berg hoch und dann die zweite Scheune auf der rechten Seite.“
Auch Weingart und Rupisch verabschiedeten sich.
„Dann wollen wir mal. Masken auf!!“ Weg waren sie.
Hatterer hielt kurz inne. Er dachte nach. „Bitte setzt euere Masken auf, Weber und Gamrod fahren mit, sagt Rudi Bescheid der soll mit Yoda nachkommen!“
„Der ist doch bei den Giftködern!“
„Ach ja stimmt!“
„Kann es sein das du a wenig verwirrt bist?“ Stellte Mathilda auf der Treppe beim hinuntergehen fest.
„Passt alles!“, war Hatterers lapidare Antwort.
Mit Blaulicht gings durch die kleine Stadt am Main. In zehn Minuten waren sie an der beschriebenen Scheune angelangt.
Mathilda rutsche beim Aussteigen, aus dem neu angeschafften Toyota mit E-Antrieb, auf einer schneebedeckten vereisten Pfütze aus und fiel hin. Yogi half ihr beim Aufstehen. Sie schimpfte wie ein Rohrspatz. „Shit, what a Fuck!“ Ihr Knie blutete und ihre großkarierte Iviko Jeans zierte jetzt ein großer Riss.
Hatterer indes war schon vorgeprescht, er hatte es gar nicht mitbekommen, dass seine Kollegin gestürzt war. Der Schafzüchter führte ihn aufgeregt zu der Leiche. Ein eisig kalter Wind wehte ihnen auf dem Weg dorthin um die Ohren. „Hmm glatter Kopfschuss würde ich mal sagen!“ „Und zwar aus nächster Nähe!“, hörte er Yogis Worte. Mathilda fluchte immer noch. Jetzt sah auch Hatterer ihr Malheur. „Was ist passiert, bist du gestürzt?“ „Nach was sieht es denn aus?“ fluchte sie weiter. Yogi hatte sich Handschuhe angezogen und durchsuchte vorsichtig die Leiche nach Papieren und sonstigen Hinweisen. Mathilda setzte sich auf eine leere Holzkiste, ihr zitterten noch die Kniee. „Hier zieht es aber auch wie im Affenstall!“ Hatterer schaute sich um und leuchtete dabei mit einer Taschenlampe an den Wänden entlang.
„Alle raus jetzt!“ Draußen wartete bereits die Spusi auf ihren Einsatz. Die beiden Kollegen von der Spurensicherung waren angekommen. Hatterer hatte mit den beiden schon öfters bei seinen Einsätzen rund um Kitzingen zu tun. Michele Piazolo hatte italienische Wurzeln, Max Steinegger war ein waschechter Unterfranke. Sie stellten dann ihre Schildchen auf und machten die nötigen Fotos. Ein Rechtsmediziner rückte an und untersucht den Leichnam. Hatterer fiel sein Undercut mit blondem Seitenscheitel auf. Er musste an einen Schauspieler aus den dreißiger Jahren denken. Ihm fiel der Name nicht ein.