Ende der Weinlese - Haen Son - E-Book

Ende der Weinlese E-Book

Haen Son

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Beschreibung

Umweltprobleme machten nicht an Landesgrenzen halt. Die Menschheit verdreckte ihren Planeten. Bei 11 Milliarden Menschen hatte sich die Weltbevölkerung eingependelt. Es kam viel zusammen. Durch den Klimawandel spielte sich das Leben Mitte der 30iger Jahre meist nur noch nachts ab. Gletscher und Pole waren abgeschmolzen. Im Pazifik gab es keine Inseln mehr. Aus Australien flohen die Menschen. Die Küstenlinie der Nordsee führte von Berlin, Magdeburg, Holland und Belgien waren bis zu den Ardennen überflutet. Die sozialen Gegensätze liefen aus dem Ruder. Die Olympischen Winterspiele 2034 wurden wegen Schneemangel abgesagt und auch die Olympischen Sommerspiele 2036, die in Tasmanien stattfinden sollten, wurden wegen der großen Hitze abgesagt. Dann bekam die Sonne einen neuen Namen Hard Sun, fast alles Leben auf der Erde erlöschte.

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Seitenzahl: 252

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Die Personen und die Handlung des Buchs sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

Vom Autor erschienen

Späte Zeit des Glücks – Kitzingen Krimi 1

Saisonarbeit – Kitzingen Krimi 2

Totholz –Kitzingen Krimi 3

Deadly Running – Kitzingen Krimi 4

Im Wendekreis des Virus – Kitzingen Krimi 5

Das Virus schlägt zurück – Kitzingen Krimi 6

Der Cranach Komplott – Kitzingen Krimi 7

Never give up – Ratgeber gesundes Leben

Ein Leben lang – Roman

Back- und Lachgeschichten – Humor (vergriffen)

Ende der Weinlese – Fantasy

Keep going – Ratgeber (in Arbeit)

Zur Person: Hans Will war bis 2007 selbstständiger Bäckermeister und Konditor. Durch eine schwere Krankheit musste er den Beruf wechseln und wurde innerhalb kurzer Zeit ein erfolgreicher Fotograf mit etlichen Auszeichnungen und gelungenen

Ausstellungen.

„Ende der Weinlese“ ist das vierte Buch und gleichzeitig der erste Fantasy Roman des ambitionierten Autors.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Zehn Jahre Später

Epilog

Prolog

Umweltprobleme machten nicht an Landesgrenzen halt. Die Menschheit verdreckte ihren Planeten. Bei 11 Milliarden Menschen hatte sich die Weltbevölkerung eingependelt. Es kam viel zusammen. Durch den Klimawandel spielte sich das Leben Mitte der 30iger Jahre meist nur noch nachts ab. Gletscher und Pole waren abgeschmolzen. Im Pazifik gab es keine Inseln mehr. Aus Australien flohen die Menschen. Die Küstenlinie der Nordsee führte von Berlin, Magdeburg, Holland und Belgien waren bis zu den Ardennen überflutet. Die sozialen Gegensätze liefen aus dem Ruder. Die Olympischen Winterspiele 2034 wurden wegen Schneemangel abgesagt und auch die Olympischen Sommerspiele 2036, die in Tasmanien stattfinden sollten, wurden wegen der großen Hitze abgesagt. Dann bekam die Sonne einen neuen Namen „Hard Sun“, fast alles Leben auf der Erde erlöschte. Kriege, ausgelöst durch wahnsinnig gewordene Machthaber und langanhaltende Corona Pandemien gaben der Erde und den Menschen darauf den Rest.

Die gestiegenen Temperaturen erwischte schlafende Menschen, die dann an der Hyperthermie starben. Raschenka und ihr Sohn Torin überlebten in einem, tief in die Erde gebauten, alten Nazibunker, den sie die Jahre davor zu einem Prepper Refugium ausgebaut hatten. Cyborgs und marodierende Überlebende machten ihnen das Weiterleben nicht leichter. Doch der feste Wille zum Überleben schweißte die sich gebildete kleine Gemeinschaft zusammen. Es wurden Kinder geboren und Äcker neu bepflanzt. Man ging aber trotzdem einer ungewissen Zukunft entgegen. Aber wenigstens hatten sie eine Zukunft. Nach und nach bauten sie ihr neues Zuhause aus, in dem dann, nach und nach über zwanzig Überlebende versuchten, das klägliche Leben zu meistern. Mit dem Anbau von Amaranth, Akazien, Cannabis, Wintergemüse, Obst und Süßkartoffeln versuchen sie sich zu ernähren und Handel damit zu betreiben. Die Pilzzucht im tiefen Keller bewahrte sie vor Mangelerscheinungen. Ein mühsames Leben mit vielen Entbehrungen. Es entstand eine Lebenswelt unterschiedlicher Ethnien, die alle versuchten mit ihren wenigen neuen Regeln zu überleben. Die wichtigste Regel war: Traue niemanden und kämpfe für dich und deine Kinder.

Torin spürte die heißen Sonnenstrahlen auf seiner

Haut. Er hat Durst, seine Kehle ist vertrocknet. Das letzte Getränk, das durch seinen Hals geflossen war, war sein spärlicher Urin.

Die Katastrophe kündigte sich schleichend an, dann immer schneller und intensiver. Viele Teile des Planeten waren unbewohnbar geworden. Schon lange gibt es keinen Strom und kein Wasser mehr. Auch der Main ist ausgetrocknet und die Weinstöcke an seinen Hängen längst verdorrt.

Er lebt noch und zieht im Moment als Loner durch die verwüstete Landschaft. Nirgends mehr Leben, die Städte verlassen, zum Teil schon verfallen und mit einer dicken Sandschicht überzogen. Die Supermärkte und Discounter waren schon vor Jahren ausgeräumt und von marodierenden Horden geplündert worden, als diese noch durch das Land zogen.

Torin überlebte in Brazzos Prepperbunker, den dieser 2030 weitergebaut hatte. Es war ein alter Luftschutzbunker der Nazis mit mehreren Stockwerken und imposanter Größe. Der Vater von Brazzo, Carl Hochstett hatte ihn einst von der Bima gekauft. Brazzo zog es dann nach Kanada und gab Torins Mutter Raschenka den Schlüssel. Sie baute den Bunker in jahrelanger Arbeit, zusammen mit Manne, einem Bekannten, zu einer Überlebensinsel aus. Sie investierte ihr gesamtes Geld in das Projekt und auch Manne sparte nicht, um ihren Bunker überlebensfähig auszubauen.

Durch die globale Erwärmung waren die Pole abgeschmolzen, Hamburg und Berlin sowie New York und auch London sind von der Landkarte verschwunden. Irgendwo im früheren Ruhrgebiet ist die Küstenlinie der Nordsee. Die Niederlande, Dänemark, Bangladesch, Malediven, das gesamte Amazonasbecken und viele Inseln im Pazifik wurden überschwemmt. Milliarden von Menschen sind tot. Alleine der Abbruch des Thwaites-Gletschers in der Westantarktis ließ den Meeresspiegel um drei Meter ansteigen. Gier und Wahnsinn führte zu dieser anthropogenen Katastrophe.

Torin schleppt sich in ein kleines Waldstück, bestehend aus drei alten Eichen, die dort halb verdorrt die Katastrophe überlebten. Er setzt sich in den Schatten eines Baumstamms und lehnt sich an, um seinen Tod zu begrüßen. In der Tat hätte er zum Sterben nichts Besseres finden können. Er schließt die Augen und fällt wieder in ein Delirium. Der Schatten wechselt, die Sonne brennt auf seiner Haut. „Träume ich?“, denkt er und meint Vogelgezwitscher und ein leises Plätschern zu hören. Er kriecht in den Schatten des anderen Stammes. Dabei rutscht er einen kleinen Abhang hinunter. Wilde Brombeerranken reißen ihm dabei seine sonnenverbrannte Haut auf. Vor einem kleinen mit Natursteinen gemauertem Wasserloch kommt er zum Liegen. Er kann es kaum fassen, robbt die zwei Meter, die ihn vom Brünnlein trennen, durch vertrocknete Tierexkremente, abgefallene Rinde und totes Laub. Dann steckt er seinen Kopf in das mit Eichenblättern, Spinnweben und komischen Moosen bedeckte Wasser. Es kommt ihm vor, als würde er die ganze Pfütze leersaugen. Dass auch kleine Erdklumpen durch seine Kehle kratzen, stört ihn nicht. Erst als sich eine angekeimte Eichel in seinen Mund verirrt, hört er mit dem Trinken auf und muss sich fast übergeben. Der Tod musste erst einmal warten. Das Leben war zurück – und auch die Schmerzen, die ihn die dicken Stacheln der Brombeerranken angetan hatten.

Seit Torin durch den Sandsturm auf den Kopf aufgeschlagen war, wusste er nicht mehr, was es für ein Jahr war und was für eine Jahreszeit, aber die Brombeeren schmecken sehr gut. Er beschließt, so lange an diesem Ort zu bleiben, bis keine Beeren mehr an den Sträuchern hängen. Schon nach einem Tag bekommt er Durchfall. Er schleppt sich den kleinen Hügel hinauf und sieht ein ausgebleichtes Schild mit dem Schriftzug „Nonnenbrünnle.“

Er zieht sein Spezialmesser mit den zwei Klingen aus seiner durchlöcherten Hosentasche, spannt die zehn Zentimeter lange Sägeklinge auf und sägt sich einen stabilen Ast von einem der Bäume ab. Dann löst er den Lederriemen, mit dem er das Messer an seinem abgewetzten Gürtel festgemacht hat. Es dauerte ungefähr eine Stunde bis er im Schatten der Bäume den Ast zu einem Stock geschnitzt hat. Er schwitzt und stinkt. Sein Microfaser-Shirt hängt nur noch in Fetzen an ihm, strotzend vor Blut und Dreck. Dann macht er sich auf den Weg durch die vertrocknete Landschaft.

Seit langer Zeit hatte er keinen Menschen mehr gesehen. Hatte er Glück oder war es nur eine Verzögerung des Schicksals? Jedenfalls lebte er noch.

Nach dem Brombeeren-Festmahl und Brunnenwasser fühlt er sich auch wieder gut gestärkt. Nach ungefähr einem Kilometer sieht er Gebäude, die noch in einem einigermaßen passablen Zustand waren. Langsam kommt sein Gedächtnis wieder zurück. „Es war Leichtsinn den Bunker zu verlassen“, wird ihm klar.

Er geht eine mit Flechten und Moosen übersäte Treppe hinauf. Nach den acht Stufen stützt er sich an einem Geländer aus Metall ab und atmet tief durch. So gut hat er sich schon seit Wochen nicht mehr gefühlt. Im selben Moment des Wohlbefindens bricht das verrostete Metall aus der Verankerung und Torin stürzt zwei Meter in tiefes Gestrüpp. Bewusstlos bleibt er liegen.

Irgendetwas rüttelt an seinem rechten Bein. Benommen nimmt er einen beißenden Schmerz wahr. Es ist ein wilder Hund, der an seinem Fuß zerrt. Dann sieht Torin voller Schrecken ein ganzes Rudel. Nur das dichte Gestrüpp, in das er gefallen war, schützte ihn vor den zähnefletschenden Ungeheuern. Jetzt nimmt er reflexartig den Stock in die Hand und sticht mit der angespitzten Seite dem Köter, der seinen Fuß mit den Zähnen malträtiert, auf die Schnauze. Mit großem Gejaule lässt der ab und Torin kann seinen Fuß wegziehen. Einige der Hunde sind die Treppe hoch gerannt und bellen gefährlich von der abgebrochenen Brüstung herunter. Torin zieht sein Messer. Jeden Moment wird wohl ein Köter auf ihn herunterfallen.

Zwei sticht er ab und einen Dritten erwischt er nicht richtig. Jaulend und heulend zieht die Meute ab. Geschockt setzt er sich auf ein totes Tier. Ihre Körper dienen ihm jetzt als eine Art Brücke um durch das Gestrüpp zu gelangen.

Er schleppt einen der Hunde auf die Treppe und schneidet ihm die Unterfußarterie durch. Das Blut ist noch warm. Gierig trinkt er und fühlt neue nicht mehr gekannte Kräfte in sich aufsteigen.

Es hat bestimmt noch 40°C und Torin sucht den Schatten der alten Gemäuer auf.

Als er 2030 auf die Welt kam, verdrängte die Menschheit noch die schleichende Katastrophe. Indonesiens Hauptstadt war da aber schon vollkommen überflutet. Jakarta ist nur ein Beispiel von vielen, auf der ganzen Welt beschwichtigten Despoten und Medien die drohende Apokalypse. Die Menschheit hatte die Weltmeere nachhaltig verdreckt und schon lange den Klimawandel eingeleitet. Auch die aufstrebende Zero- Waste-Bewegung konnte dies nicht mehr ändern. Algorithmen und verbeamtete, korrupte Bürokraten bestimmten das Leben.

Dass die globale Vernichtung so schnell kam, damit hatte niemand gerechnet. Vielleicht hatten es ein paar Wissenschaftler geahnt. Die Naturkatastrophen häuften sich immer schneller. Der Permafrost in den Bergen und in der Taiga taute auf und das Felsgestein wurde dabei brüchig. Die Meere erwärmten sich rasant und die großen Meeresströmungen blieben aus. Tausende von Walen kamen aus den Meeren und legten sich an die Strände zum Sterben. Riesige Taifune und Hurricane zerstörten große Küstenregionen auf der ganzen Welt. Die Alpen versanken in unbeschreiblichen Schneemengen. Große Versandfirmen prägten das neue Berufsbild des Workcampers. Arbeitsnomaden zogen mit ihren Wohnmobilen dahin, wo es Arbeit gab. Der Permafrost der Tundra taute auf und Millionen von Tonnen Treibhausgase wurden freigesetzt. Gewaltige Regenfälle unvorstellbaren Ausmaßes verbunden mit gewaltigen Gewittern entvölkerte das Binnenland. Riesige Waldbrände vernichteten die letzten verbliebenen Wälder der Erde. Schon 2040 waren viele Gebiete der Erde unbewohnbar geworden. Am längsten konnten sich verschiedene Teile in Mitteleuropa halten. Unvorstellbare Migrantenströme machten sich in der ganzen Welt auf den Weg. Niemand wusste wohin. Unruhen und Kriege brachen aus. Israel und der Iran schickten sich Atombomben. Die Menschen lehnten sich gegen die Regime auf. Aber es war zu spät. Fast die gesamte Menschheit fiel der Apokalypse zum Opfer. Die Eisenzeit war zu Ende. Die Erde wanderte rückwärts in eine neue Periode.

Torin verdankt das Überleben seiner Mutter. Die füllte jahrelang einen Prepperbunker mit Konservendosen, bunkerte Wasser in 20 Liter Plastikbehältern, das mit Wasserdesinfektionsmittel versetzt war, auf. Dazu Dinkelkörner zum Selbermahlen und hunderten Kanistern mit Diesel und Heizöl. Sie ließ einen Brunnen bohren und kaufte eine Getreidemühle.

2041 gingen sie dann auf Tauchstation. Internet, Fernsehen und Radio wurde 2045 abgeschaltet. Ein Jahr später war der Strom weg. Als seine Mutter den Bunker verließ, um ihre Stromleitung an einer Solarparkleitung anzuzapfen, wurde sie von einer Bande von Freischärlern, wie sie sich nannten, gefangen genommen. Es waren Cyborgs, also Menschen, die mit künstlichen Organen und Körperteilen lebten. Die meisten von ihnen brauchten für ihre Geräte Strom zum Weiterleben.

Im Bunker lernte Torin aus den Büchern, die seine Mutter für ihn besorgt hatte, alles Mögliche über das Leben vor der Katastrophe. Brauchbares und Lebensnotwendiges war dabei. Er stieß auf einen Bericht, den ein Forscher 2019 in einem Sammelbuch veröffentlicht hatte. Dort heißt es: „Der technische Fortschritt bietet uns die Möglichkeit, den Lebensstandard jedes Menschen auf der Erde deutlich zu verbessern.“ Was für ein Blödsinn, waren es doch auch die Androiden, die den Untergang mit einleiteten!

Es ist ein gefühltes Jahr her, seit er das erste Mal den Kopf aus der Prepperburg gesteckt hatte. Damals schnallte Torin die Gasmaske ab und schnaufte dabei tief durch. Sechs Jahre hatte er im Bunker verbracht, ohne ans Tageslicht zu gehen. Der Geigerzähler tickte, aber ohne größere Ausschläge. Er fragte sich, ob er eine Jod Tablette einnehmen sollte? Er hatte sich damit abgefunden, dass er seine Mutter nicht wiedersehen würde. Die Hitze machte ihn fertig und er ging zurück in den Bunker. Was er gesehen hatte, war für ihn erschreckend. Kein Grün, keine Tiere, nur verbrannte Erde. Er beschloss, einmal im Monat eine Visite zu machen. Dabei wollte er auch schauen, ob er noch einen Prepper oder andere Überlebende finden könnte. Seine Mutter hatte eine Prepperliste für Mainfranken geschrieben. Keine Ahnung, ob die Leute in den eingezeichneten Bunkern noch zu finden waren. Der CB-Funk hat sich seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr gemeldet.

Mit seiner derzeitigen Exkursion hatte er kein Glück. Irgendwie hatte ihm der Sandsturm die Orientierung genommen. Nun liegt er in einem Gemäuer aus einer vergangenen Zeit und verzweifelt. Er hat nur noch das Messer und den selbstgeschnitzten Stock. Das Gewehr hat er schon verloren, als ihn der Sandsturm durch die Luft wirbelte. Er schaut aus einer Luke und prüft den Stand der Sonne. Morgen früh wird er sich auf den Weg machen. Der Durchfall war vorbei und ihn plagte großer Hunger.

In der Nacht hat Torin gefroren, obwohl es nicht kalt war. Es war der Nahrungsentzug, der ihn frösteln ließ. Mit dem Sonnenaufgang marschiert er los. Nach zwei Stunden kommt er zum ausgetrockneten Main. Er stolpert und fällt ins vertrocknete Flussbett. Vor ihm Fischgräten in großer Menge. Ein Fischschwarm war hier vertrocknet. Er durchquert den vertrockneten Fluss und sieht auf der gegenüberliegenden Seite eine Ansteigung. Früher war hier einmal ein Weinberg, von dem es keine Spuren mehr gibt. Nun kannte er sich wieder aus. Der 500m lange kahle Hohlweg führt zum hinteren Eingang seiner Prepperburg. Sie war durch Geröll zugeschüttet, doch er macht sich nicht die Mühe, dieses wegzuräumen. Er klettert über den Hügel, rutscht mehr als er läuft hinunter zum vorderen Eingang.

Im Stollen ist es herrlich kühl. Er setzt sich auf sein Bett und versorgt, im grellen Licht der nackten Glühlampe, seine Wunden. Zwei Schmerztabletten lassen ihn dann auch wieder einigermaßen funktionieren. In der Verbandskiste sind Schmerzmittel, Mittel gegen Mückenstiche, Juckreiz, Sonnenbrand, Mittel gegen Sodbrennen, Blähungen, Verstopfung, Durchfall, Wund- und Heilsalbe, Salbe gegen Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen, Wunddesinfektionsmittel, Desinfektionsspray, Jod-Tabletten, Antibiotika, Feuchtigkeitscreme gegen trockene Haut, Fieberthermometer, Zeckenzange, Pinzette, Verbandmittel, Einweg-Skalpell, Kanülen, Spritzen, Handschuhe und ein Handbuch über Erste Hilfe. Seine Mutter hatte ihm eingebläut, dass er gut auf die Medizinkiste achtgeben sollte. Ein Backflash ließ ihn an seine EOS 5D Mark 11 denken. Schade, dass sie nicht mehr funktionierte.

Sein Äußeres wirkt muskulös. Die Haut ist gut durchblutet. Meistens trägt er seine alte Jeans und ein weißes T-Shirt. Sein Gesicht ist rundlich und sein braunes Haar trägt er lang und es wird mit einem Seitenscheitel geteilt. Die Augenbrauen sind dezent und bilden mit seinen hellblauen Augen eine schöne Kombination. Die ausgeprägte Nase und der Mund bilden eine harmonische Einheit. Er trägt immer noch die alten Sneakers und die Größe von 185 cm steht ihm gut.

Er schaute nach seinen Vorräten, sie würden noch einige Jahre für ihn reichen. Nachdem er die Dose mit den Ravioli in den Teller geschüttet hat, stellt er diesen hinaus in die Sonne. Mit einem Spiegel erwärmt er die Teigwaren, die dann wenig später durch seinen Hals in seinem hungrigen Magen landen.

Um Diesel für den Generator zu sparen, steigt er auf den Heimtrainer und erzeugt Strom. Er schaltet den Fernseher ein und klickt sich durch die Programme. Überall nur Bildrauschen. Dann die Blue-Ray über die Weinlese in Franken. Interessant, was da von einer Fränkischen Weinkönigin erzählt wurde. Torin hat noch nie Wein getrunken. Er weiß gar nicht, was das ist und wie es schmeckt. Am liebsten schaut er Zeichentrickfilme an: „Dschungelbuch“, „In einem Land vor unserer Zeit“, „Das letzte Einhorn“ oder „Der König der Löwen“ - seine Mutter hatte ihm Hunderte von Comicfilmen auf die große Festplatte geladen.

Er entscheidet sich für „Aladdin“. Danach schaltet er Kanal 68 FM des CB Funkgerätes ein und spricht immer den gleichen Satz. „Hier ist Torin aus dem Weinberg, hört mich jemand?“ Jeden Tag das Gleiche. Niemand gab je Antwort. Er geht zwei Treppen hinab in den Keller, wo sie eine kleine Champignonzucht eingerichtet hatten. Pilze isst er sehr gerne. Egal ob Buchenpilze, Kräuterseitlinge oder Champions. Er ist quasi mit ihnen aufgewachsen. Mit den Pilzen konnte er viele Vitamine abdecken, wie zum Beispiel: Biotin, Folsäure, L-Carnitin, Niacin, Omega 3, Riboflavin, Vitamin A, B-Vitamine, Vitamin C und D, dazu noch Zink und andere wichtige Mineralien.

Am liebsten mochte er die Pilze mit seinen selbstgezogenen Sprossen. Alfalfa, Linsen, Radieschen oder Mungbohnen im Wechsel. Dazu Leberwurst aus dem Glas. Solange der Vorrat eben reicht.

Nach dem Essen zündet er eine Kerze an und legt sich schlafen.

Das Schokomüsli am Morgen schmeckt gut, auch wenn er es mit Milchpulver und Wasser anrühren muss.

Torin will heute auf die andere Seite wandern. Nach der Liste sollte in etwa 6 Kilometer Entfernung ein weiterer Prepper leben. Komisch nur, dass sie nie etwas von ihm gehört hatten. Er schnallt sich eine Schrotflinte um, dazu drei Wasserflaschen, das sollte reichen. Dann marschiert er durch die Dämmerung los. Jetzt war es am einfachsten zu laufen, die Sonne war noch nicht aufgegangen. Nach etwa einer Stunde schaut er auf den Kompass. Er ist richtig, es konnte nicht mehr weit sein. Er kommt an einer zerfallenen Lagerhalle vorbei. Die Neugier treibt ihn ins Gebäude. Es riecht modrig. Sand war in das teilweise eingestürzte Gebäude eingedrungen. Kleidungsstücke liegen in einer geschützten Ecke Stapelweise. Beim Durchwühlen vergisst er die Zeit.

Der Krach, den er verursacht hat, blieb nicht ungehört. Mit einem Mal wird er von wilden Hunden gestellt. Torin bekommt Panik. Er erkennt sofort, dass es dasselbe Rudel ist, das ihn vor einiger Zeit bei den verlassenen Gebäuden hinter der Quelle angegriffen hatte. Die abgemagerten Tiere fletschen die Zähne. Das Bellen haben sie anscheinend verlernt. Er zieht sein Gewehr von der Schulter, entsichert und feuert auf den Hund, der bereits zum Sprung angesetzt hatte. Der zweite Schuss gilt dem, der von rechts angreifen wollte. Der Schrot war verschossen. Mit der Kugel im Lauf trifft er dann noch den Hund, der am langsamsten hinter dem dezimierten Rudel davonlief. Schnell nachladen. Er geht hinaus in die Sonne, sieht von den flüchtenden Hunden aber nur noch eine Staubwolke.

Eine kurze, festgewebte Hose hat er gefunden. Sie passt ihm sehr gut. Er lässt sie auch gleich an und räumt den Inhalt seiner Taschen um.

Beim Hinausgehen lässt ihn ein jämmerliches Winseln aufhorchen. Zwischen den herumliegenden Stofffetzen hatte sich ein junger Hund verfangen.

Vorsichtig macht er ihn frei und gibt ihm was zu trinken. Dann macht er sich auf den Weg.

Als er sich nach einiger Zeit umschaut, sieht er, dass der kleine Hund ihm in ungefähr zwanzig Meter Abstand folgt.

Die Hitze macht ihm zu schaffen, so entscheidet er, wieder den Rückweg anzutreten. Als er an dem Kleinen vorbei gehen will, schmiegt der sich wie eine Katze an seine heißen Beine.

„Okay, ich nehme dich mit.“ Er hebt ihn auf und steckt ihn in seinen Rucksack. Nur noch der kleine wuschelige Kopf schaut heraus. Es ist ein Weibchen, wie er beim Einpacken feststellen konnte. „Ich werde dich Tula nennen!“, beschließt er. Es waren die ersten Sätze die er seit langer Zeit sprach.

Nach zwei Stunden Fußmarsch, geleitet von seinem Kompass, erreicht er seinen Hohlweg, der zu seinem Bunker führte.

Nach dem Mittagessen, das heute aus einer Dose weißer Bohnen in Tomatensoße besteht, ruht er sich ein bisschen auf dem Feldbett aus. Saubermachen müsste er mal, denkt er noch. Tula springt auf seinen Bauch und legt sich neben ihn. Sie war ein Colliemix oder sowas ähnliches. Egal, er schläft ein.

Wie lange er geschlafen hat, weiß er nicht. Geweckt hat ihn die feuchte Zunge des kleinen Hundes an seiner Backe.

„Okay, dann wollen wir mal,“ denkt er und setzte sich auf den Heimtrainer. „Asterix – Sieg über Cäsar“ schaut er dabei an. Eine süße blonde Gallierin hat es ihm dabei besonders angetan.

Was ihn an ihr so faszinierte, konnte er nicht sagen. Torin war noch nicht aufgeklärt und seinen ersten Samenerguss hatte er noch vor sich. Noch spürte er nicht das Verlangen nach dem anderen Geschlecht.

Mit Tula geht er dann nach draußen auf die kleine Anhöhe und sucht mit dem Fernglas die Gegend ab. Die heutige Stille umhüllt ihn, gibt Raum für Erkenntnis und Veränderung. Nur kann Torin das nicht so richtig deuten. Wäre doch noch seine geliebte Mutter da.

An Menschen von früher kann er sich nur noch vage erinnern. Er war elf Jahre, als sie in den Bunker zogen. Sie verschwanden, ohne es jemanden zu sagen. Am Anfang war noch Manne mit im Bunker, der ihn ja auch mit eingeräumt und aufgefüllt hatte. Er verschwand nach zwei Monaten und nahm den wasserstoff- und allradbetriebenen Kleinbus, der Marke „off-road vehicles“ mit. Raschenka, seine Mutter war ganz schön sauer.

An seine Lehrerin aus der Gesamtschule konnte er sich noch schwach erinnern und an den Hausmeister, der den Kakao in der Pause verkaufte. Das letzte, was seine Mutter machen wollte bevor sie in den Bunker gingen, war bei einer Weinlese mitzuhelfen. Sie wollte frische Trauben für die ersten Wochen mitbringen. Doch es kam anderes, als sie dachte. Der Winzer nahm sie erst gar nicht mit in den Steillagen- Wengert. Denn die Beeren waren alle vertrocknet, man konnte sie im besten Fall für Rosinenstuten verwenden. Nach dem Ende der imaginären Weinlese ging es in den Bunker.

Raschenka stammte ursprünglich aus Weißrussland und ihre Mutter prostituierte sich in Kassel. Dort lernte Karina dann den superreichen Freier Gottfried Meister kennen, der sie dann mit ihrer Oma, nach Deutschland holte. Nach Scheinheirat und Trennung wohnten sie in einem Haus in Sulzfeld am Main an einem schönen Hang mit toller Aussicht auf den sich immer mehr austrockneten Main. Ihre Mutter hatte mit einer weiteren Partnerin ein Startup mit großem Erfolg an den Markt gebracht. „East meets West“ war im Bereich Simultan-Übersetzungen bei vielen großen Firmen sehr gefragt.

Schule fand im letzten Jahr nur noch in der Nacht statt. Das Leben nach dem Sonnenaufgang war mittlerweile unerträglich geworden.

Ein großer Waldbrand wütete im nahegelegenen Steigerwald und trockene Fallwinde sorgten dafür, dass er nicht so schnell gelöscht werden konnte. Die Feuerwehr war machtlos. Große Teile des Waldes verbrannten. Viele Dörfer wurden eingeäschert. Es gab Hunderte von Toten.

Einmal in seinem bisherigen kurzen Leben konnte Torin dann noch eine schlimme Wetterkapriole erleben. Mitten im Oktober fiel in ganz Europa Schnee. Meterhoch deckte er die Länder zu. Es war das erste und letzte Mal, dass er die weiße Pracht bewundern konnte. Die Schneemassen brachten Tod und Verderben. Tausende Menschen starben. Die Dächer vieler Häuser brachen unter der Last des Schnees zusammen. Er war elf, als dieses Wetterphänomen auftrat.

Ein halbes Jahr nach der „Eiszeit“ mit dem vielen Schnee kam dann der große Knall und jeder, der sich nicht in einen Isolationsbunker retten konnte, starb einen qualvollen Tod.

Am Anfang hatten sie noch Kontakt zu anderen CB-Funkern, aber nach zwei Monaten war alles still.

Torin überlegt, wie er seinen nächsten Streifzug organisieren muss und vor allem: in welche Richtung er gehen soll. Er denkt an seinen früheren Geografie- Lehrer, dessen ängstliche Erklärungen in den letzten Tagen des Untergangs geprägt waren von inflatierenden Meldungen über Länder, die von der Landkarte verschwanden. Entweder fielen sie gewaltigen Bränden zum Opfer oder sie wurden überschwemmt. Die monumentalen Sandstürme, die zum Teil von der Sahara nach Europa gelangten, hatten das Schulhaus auch schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogen.

Der Klimawandel war ja schon um 2019 spürbar. Schon damals setzte der Jetstream ein Starkwindband, das für ein wechselhaftes Wetter auf der Nordhalbkugel verantwortlich war, aus. Dadurch setzten sich bestehende Wettersituationen über Monate über ein Gebiet fest. Unwetter in Form von extrem starken Regenfällen oder katastrophale Dürren traten immer öfters auf. Anfang 2019 kam es zu einer Schneekatastrophe in den Alpen. Durch den Klimawandel erwärmte sich der Norden und die Wärme in Afrika zog nicht mit, so dass keine Jetstream Rotation zustande kam.

Torins Mutter war Meteorologin und sie erkannte schon frühzeitig, wie schlimm es um die Erde stand und hatte deshalb beizeiten den Prepperstollen angelegt.

Mit siebzehn besuchte sie bei einer Klassenfahrt eine Ausstellung mit Luftaufnahmen des Fotografen Henry

Fair. Auf den ersten Blick wirkten sie wie Gemälde. Doch zu sehen waren von Menschen gemachte Katastrophen, deren Folgen damals noch nicht absehbar waren, aber dann zur bitteren Realität wurden. Die populistischen Regierungen haben versagt. Falsche Eitelkeiten, Korruption und eklatante Fehlentscheidungen trugen dazu bei, dass es schlussendlich zu der Katastrophe 2045 kam.

Als die Menschen ein Jahr vorher von der nahenden Katastrophe durch irgendwelche Blogger erfuhren, gab es Mord und Totschlag. Es war ein schleichender Prozess, der aber unumkehrbar geworden war. Eine bemannte chinesische Rakete wurde 2032 ins All geschickt, um in einem anderen Sonnensystem nach neuem Lebensraum für die menschliche Rasse zu suchen. Ausgestattet mit kleinen Gewächshäusern für Paprika, speziellen Tomaten und verschiedenen Salaten. Gegossen wurde mit menschlichem Urin. Aber nach drei Jahren ist der Kontakt 2035 abgebrochen.

Torin findet ein Buch in einer wasserfesten Kiste mit dem Titel „Vertical Farming“ von Dorina Hochstett. Ansätze waren da. In den letzten Jahren vor dem Untergang aßen die Menschen fast nur noch Insekten, hergestellt in speziellen Zuchtfarmen. Gezüchtet wurden unter anderem: Zikaden, Heuschrecken, Mehlwürmer, Grillen, kleine Skorpione, Wasserkäfer und einiges mehr. Stark gewürzt mit Curry und Chili konnten sie die Menschen essen. Ohne Würzung schmeckten sie wie Mehl, das schon zu lange im Küchenschrank gestanden hatte.

Den Regenwald in Südamerika gab es bereits 2028 nicht mehr. Aus verschiedenen Gründen wurde er abgeholzt. Das gewonnene Land wurde genutzt für Rinderzucht für die Fleischesser und Sojaanbau für die Veganer. Alle waren schuld, aber es war da bereits zu spät, um umzudenken. Selbst die Drogenbarone wurden arbeitslos.

Wenn Torin mehr Strom hätte, könnte er in speziellen Leuchtschächten dasselbe anbauen, wie die Astronauten in der „Hope“ Rakete. Samen hatten sie genug gebunkert.

Tula springt aufgeregt umher. Irgendetwas stimmt nicht. Er schaut durch den Sehschlitz des vorderen Eingangs, nichts als Sand und Sonne. Am hinteren Eingang sieht es dann etwas anders aus: Eigenartig gekleidete Menschen, die in einiger Entfernung vorbeiziehen. Ihm war so, als hätte er seine Mutter gesehen. Er hält Tula Instinktiv den Mund zu halten. Er hat Angst das sie bellt obwohl sie das noch nie gemacht hatte. Das Risiko, dadurch entdeckt zu werden, will er nicht eingehen.

Es waren allem Anschein nach Cyborgs. Mikrochips im Kopf, Roboterbauteile im Körper und Organe aus biologischem Gewebe vom 3D-Drucker zum Teil auch mit Exoskeletten, die früher die Leistungen von Soldaten optimieren sollten. Es schien so, als ob seine Mutter herübergeschaut hätte. Torin weiß nicht, ob die da draußen friedlich gestimmt sind. Seine Mutter hält ein kleines Mädchen an ihrer Hand. Es muss wieder sehr heiß gewesen sein. Vertrocknete Disteln und anderes Gesträuch kriechen vom Wind getrieben über den verkrusteten Boden. Was konnte er tun? Ratlosigkeit schleicht sich bei ihm ein.

Er geht in den Keller und erntet die Pilze ab, die er später am hinteren Ausgang in der Sonne mit einem Reflektor Spiegel schmurgelt. Er schneidet dazu reichlich Basilikum ab, das er im Lichtzelt gezüchtet hatte. Es hatte sowas Frisches und schmeckte sehr gut. Die Hälfte des Essens stellt er Tula hin.

Heute Nacht wird er auf einen Streifzug gehen. Vielleicht kann er ja herausfinden, wo seine Mutter abgeblieben ist?

Das Nachtsichtgerät war ein Erbstück eines ehemaligen Freundes seiner Oma, er hat sie nie kennengelernt und auch die Maschinenpistole mit dem Schalldämpfer war ein Erbstück von ihm. Preissler hieß er, glaubt Torin sich zu erinnern, es ist aber auch egal. Wenn ihn jemand gefragt hätte, dann hätte er nicht sagen können, dass er keine Angst hatte.

Tula bindet er mit einer Schnur im Keller an einem Pfeiler an, zudem klebt er ihr mit einem Gaffaband die Schnauze zu, damit sie nicht bellen kann. Er hatte ja keine Ahnung von Hundehaltung.

Als er sich um 23 Uhr auf den Weg macht, war es schon etwas kühler geworden. Dichter Nebel zog auf. Dieses Wetterphänomen kennt er nicht so richtig. Eigentlich gar nicht. Ein gelblicher Dunst wabert umher. Nur schwer kann er etwas sehen. Er hängt das Nachtsichtgerät an seinen Gürtel. Langsam läuft er Richtung Osten, hat keine Ahnung warum. Doch, ein Geräusch zieht ihn an. Es wird immer lauter und ein Lichtschein zeichnet sich in der Ferne ab.

Zuerst sieht er einen mobilen Solar Power Back, mit dem die Cybots ihren immensen Stromverbrauch befriedigten. Torin schleicht näher. Es sieht aus, als ob alles schläft. Aus seinem Rucksack nimmt er den gut isolierten Seitenschneider und versucht mit aller Kraft das Kabel des Ammoniak Power Backs, welches zu den Verteilerkabeln der einzelnen Cyborgs-Mitglieder führt, zu durchtrennen. Es klappt! Das Lagerlicht geht aus und einzelne Mitglieder der Gang springen vom Lagerhalbkreis auf. Auch seine Mutter und das Mädchen. Alle haben Angst, dass ein feindlicher Clan einen Überfall initiiert. Die Verwirrung ist groß und die nutzt Torin aus. Er rennt so schnell er kann auf einem Geröllwall ein Stück in Richtung seiner Mutter. Der kleine Abhang ist kein Hindernis. Trotzdem stolpert er. Seine Mutter sieht ihn, rennt auf ihn zu, an ihrer Hand das Mädchen. Der Nebel war dichter geworden, zum großen Vorteil für die drei. Sie hören ein Motorrad oder etwas ähnliches. Der Lichtstrahl der Lampe hat sie bald erfasst. Torin nimmt das alte HK MP7 Heckler & Koch von der Schulter und lässt das Gefährt näherkommen. Seine Mutter rennt mit dem Mädchen weiter. Der Sozius schwingt eine Kletterkralle wie ein Lasso, Torin legt an, stellt auf Dauerfeuer, zielt und drückt ab. Die beiden sind sofort tot. Er hebt das halb verrostete Motorrad auf und schiebt es in Richtung seiner Mutter. Torin weiß nicht, wie man so ein Teil fährt. Sie muss lachen, als sie ihn so ankeuchen sieht und schwingt sich auf das Bike. „Schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren.“ Torin setzt sich hinter sie, das Mädchen klammert sich mit Armen und Beinen an ihm fest. Dann steuern sie in Richtung „Neue Heimat“. Torin gibt die Richtung mit dem Kompass vor. Nach einer halben Stunde kommen sie an.

Torin und Raschenka haben Tränen in den Augen. „Wie heißt du?“ „Sie sagt nichts, mach dir da keine Mühe.“ Als er mit Wasser aus dem Keller kommt, hat er Tula auf dem Arm. Raschenka drückt ihn, es waren für beide unbeschreibliche Glücksgefühle in einer unwirtlichen Zeit.