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Aus einem für die Öffentlichkeit geschlossenen Stadtmuseum wird ein wertvolles Bild geklaut. Ein Mann kommt zu Tode. War es Mord? Ein anderer Mann kommt vor Liebeskummer fast um. Das alles spielt sich vor der herannahenden 4. Corona Welle im Herbst/Winter 2021/22 ab. Ein Krimi aus Mainfranken.
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Seitenzahl: 208
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Eigentlich sollte das Buch „Der Cranach ist verschwunden“ heißen. Klang mir zu bieder. Dann ab Mitte November schlug das Virus abermals richtig zu. Im Dezember dachte ich über den Titel „Die vierte Welle“ nach. „Omikron“ wäre auch eine Option gewesen. Schließlich habe ich mich entschlossen den Roman „Der Cranach-Komplott“ zu nennen.
Wenn Politik denkt es besser zu wissen als die Wissenschaft
Vom Autor erschienen oder in Planung
Hatterer
Justin
Die vierte Welle. Danach Omikron
Fünf Monate vorher
Heiliger Abend
Erklärungen
Epilog
Die Politik hat den Sommer nicht genutzt. Im Dezember und Januar wütete die Pandemie wie nie zuvor, und ein Ende ist nicht in Sicht. Es ist Zeit, über eine Impfpflicht zu diskutieren.
Die Pandemie schien überwunden zu sein, so dachten viele im Sommer 2021 und im Frühherbst auch noch. Corona war nicht mehr das Hauptgesprächsthema. Es gab den Wahlkampf für den Bundestag. Alles war etwas zögerlich. Doch das Virus gab sich nicht geschlagen, und es war alles nicht so einfach. Es gab Impfdurchbrüche, Impfverweigerer, Maskengegner, eine neue Bundesregierung, doch die Intensivbetten füllten sich rasant, und Corona breitete sich flächendeckend aus. Dazu im Dezember die Mutante Omikron, die erstmals im Oktober in Südafrika festgestellt wurde. Niemand dachte in dieser Zeit an einen Krieg in der Ukraine.
Ab dem 9. November wurden die Corona-Regeln deutlich verschärft. Es gelten die Vorschriften der Stufe Rot der sogenannten Krankenhausampel. Das bedeutet, dass es strengere Zugangsregeln für viele Bereiche und Veranstaltungen und eine 3G-Regel nun auch am Arbeitsplatz gibt. Schülerinnen und Schüler müssen ihre Maske auch im Klassenzimmer am Platz tragen. In Bayern liegen aktuell am 30. November 2021 mehr als 600 Corona-Patientinnen und -Patienten auf den Intensivstationen. Somit ist die Voraussetzung für die Krankenhausampel erfüllt. Das bedeutet im Einzelnen 2G statt 3G. Überall, wo bisher die 3G Regel in Kraft war, wird sie durch die 2G Regel ersetzt. Das betrifft zum Beispiel Veranstaltungen, Kinos, Konzert und Theater, Fitnessstudios und Schwimmbäder. Nur noch Geimpfte, Genese und unter Zwölfjährige haben Zutritt. Einen negativen Corona-Test vorzulegen, reicht nicht mehr. Die Corona Regeln werden permanent neu angepasst. Im Einzelhandel kurz vor Weihnachten 2G und in Fitnessstudios zum Beispiel 2G plus für kurze Zeit. Es ändert sich permanent etwas. Viele Bürger kennen sich nicht mehr aus.
Aufgrund der aktuellen Corona-Lage hat der Bundestag Mitte Dezember Änderungen am Infektionsschutzgesetz beschlossen. Unter anderem müssen Beschäftigte von Kliniken, Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen bis zum 15. März 2022 einen Nachweis als Geimpfte oder Genesene vorlegen. Ob das wirklich, wegen der angespannten Personalsituation in den Kliniken so kommt sei dahingestellt. Zuvor hatten Bund und Länder angepasste Corona-Regeln vereinbart. Sie gelten als einheitliche Mindeststandards. Für alle Bürgerinnen und Bürger gilt grundsätzlich eine Maskenpflicht überall dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenkommen. Es wird weiterhin der Pandemie-Lage angemessene Abstands- und Zugangsregeln sowie Hygienekonzepte geben. In den Schulen gilt eine Maskenpflicht für alle Klassenstufen. Um die Ausbreitung des Virus zu bremsen, gilt an vielen Stellen eine 2G- bzw. 3G-Regel bzw. 2G plus Regel. Einrichtungen und Veranstaltungen der Kultur- und Freizeitgestaltung dürfen nur von Geimpften und Genesenen 2G besucht werden. Ergänzend kann ein aktueller Test vorgeschrieben werden. Das gilt bundesweit und ist unabhängig von der Inzidenz. Dabei gibt es Ausnahmen für Personen, die nicht geimpft werden können.
Auch im Einzelhandel gilt bundesweit und inzidenzunabhängig die 2G-Regel. Ausgenommen sind Geschäfte des täglichen Bedarfs. Der Zugang muss von den Geschäften selbst kontrolliert werden. Was natürlich ein großer Aufwand für die Inhaber bedeutet. Private Zusammenkünfte im öffentlichen oder privaten Raum, an denen Personen teilnehmen, die weder geimpft noch genesen sind, müssen auf den eigenen Haushalt sowie höchstens zwei weitere Personen eines weiteren Haushalts beschränkt werden. Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahrs zählen nicht mit.
Nach einer gerade beschlossenen Änderung des Infektionsschutzgesetzes haben die Länder die Möglichkeit, die Personenanzahl bei privaten Zusammenkünften oder sozialen Kontakten nicht nur für Ungeimpfte, sondern auch für Geimpfte und Genesene zu begrenzen.
In Landkreisen mit mehr als 350 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen dürfen sich höchstens 50 Personen bei privaten Feiern in Innenräumen treffen. Im Außenbereich sind maximal 200 Personen erlaubt. Das gilt für Geimpfte und Genesene. Und, und, und. Wer das alles überwachen soll, ist noch nicht ganz klar. Viele Geschäftsinhaber und Gastwirte haben keine Lust mehr und hören einfach auf. Das waren die neuen Verordnungen. Es änderte sich alles schnell, fast täglich wurden neue Regeln und Verordnungen erlassen. So richtig kannte sich, außer den Paragraphenreitern, niemand mehr aus. G3, G2, G2 plus, usw.
Hauptkommissar Arne Hatterer war mit seiner Familie in Kroatien im Urlaub. Mobile Home und Bus, alles hat gut geklappt. Ein kleiner Brand in einem Pinienwald, nur etwa dreihundert Meter vom Campingplatz entfernt, sorgte am vorletzten Tag noch für ein bisschen Nervenkitzel. Die Familie und auch Hatterer selbst wären gerne noch ein paar Tage geblieben. Doch Nachbar Schleret feierte mit seiner Frau ihre goldene Hochzeit, und da waren sie als Nachbarn und Freunde natürlich eingeladen. Großtante Petra sagte dazu im Familienrat, obwohl es schon vor dem Urlaub eine beschlossene Sache war: Selbstverständlich gonn m'r do hin dat sein m'r d'r Beiden allt schöldich. Sie stammte aus Köln und hat auch nach 50 Jahren Mainfranken ihren Kölner Dialekt nicht abgelegt.
Die Stadtverwaltung ließ das Museum, aus welchem Grund auch immer, schließen. Sowohl der alte als auch der neue Oberbürgermeister setzten sich persönlich für die Schließung ein. Der neue noch erfolgreicher.
Warum auch immer. Eigentlich machte jeder was er wollte. Dann war plötzlich ein Gemälde von Lucas Cranach dem Jüngeren aus dem Museum verschwunden. Der „Schmerzensmann“ war unauffindbar. Eigentlich kein Fall für die Mordkommission von Hauptkommissar Arne Hatterer und seinen Leuten. Hätte es nicht auch eine Leiche gegeben.
Dann war da noch Justin Schlüter, der vor Liebeskummer fast umkam. Mit gebrochenem Herzen lebte er aber weiter. Seine langjährige mütterliche Freundin Hermine gab ihm Halt. Irgendwie kam das gestohlene Bild ins Spiel, dazu eine Affäre mit einem anderen Mann. Nach einiger Zeit fasste er wieder neuen Mut.
Never give up – Ratgeber gesundes Leben
Never give up Teil 2 – Ratgeber gesundes Leben
Im Wendekreis des Virus – Kitzingen Krimi 5
Das Virus schlägt zurück – Kitzingen Krimi 6
Der Cranach Komplott – Kitzingen Krimi 7
Späte Zeit des Glücks – Kitzingen Krimi 1
Ein Leben lang – Roman
Back- und Lachgeschichten – Humor (vergriffen)
Saisonarbeit – Kitzingen Krimi 2
Ende der Weinlese – Fantasy (vergriffen)
Todholz –Kitzingen Krimi 3 (vergriffen)
Deadly Running – Kitzingen Krimi 4 (vergriffen)
Die Personen und die Handlung des Romans sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Der Autor, ein gnadenloser Romantiker, hat mit diesem Buch versucht, Liebe und Leid in Zeiten der Corona Pandemie in Worte zu fassen. Dazu eine Prise Mainfränkischer Humor, ein bisschen Krimi und viele Gefühle.
Arne Hatterer ist die Hauptperson in etlichen Krimis und Thrillern, die der Autor bereits verfasst hat.
Im Wendekreis des Virus
Das Virus schlägt zurück
Saisonarbeit
Todholz
Deadly Running
Hier ein paar Zeilen über den Polizeihauptkommissar aus Kaltensondheim, einem kleinen Dorf hinter Kitzingen in Richtung Sommerhausen.
Geboren 1965 in Dettelbach. Abitur in Kitzingen. Im Polizeidienst seit 1985. In erster Ehe verheiratet mit seiner damaligen Kollegin Elsa. In der Ausbildung hatte er es mit dem knorrigen Kilian von Stein zu tun. Der nach einem Skiurlaub in Ischgl im Februar 2020 an einer Corona-Infektion verstarb. Bei einem herbstlichen Betriebsausflug der Kriminalpolizei in Bamberg machte Hatterer auf der Rathausbrücke knieend, Elsa Menzel, unter großem Beifall der mitgereisten Kollegen, einen Heiratsantrag. Elsa schmiss ihr Herz über die Mauer und nahm diesen ohne zu zögern an. Ihre Hochzeitsreise führte sie nach Curaçao, wo sie mit Delcy Rodriquez nochmal kräftig ihre Hochzeit feierten. Hatterers Sohn aus dieser Ehe wurde nach Delcy Rodriquez genannt, der auch Taufpate des Jungen ist. Rodriquez half Hatterer und Menzel 2018, einen schwierigen Fall zu lösen, der die beiden in die Karibik auf die ABC-Inseln führte.
Elsa verliebte sich dann irgendwann in eine Frau, mit der es sie kurz vor Ausbruch der Pandemie 2020 zu einem Work and Travel nach Neuseeland verschlug. Hatterer lernte einige Monate nach der Trennung von Elsa, bei einem Urlaub auf La Palma, die Einheimische Isabella kennen. Zunächst sah es so aus, als würden die beiden ein Paar werden, doch dann trieb das Heimweh Isabella wieder zurück auf ihre Insel. Wo im Dezember 2021 der Vulkan Cumbre Vieja Asche und Lava über den Westen der Insel ergoss.
Der Hauptkommissar hatte nach den beiden Trennungen mit Depressionen zu kämpfen. Sein Glück war Hildegard Zeiher, die als neue Schreibkraft in der Ermittlungsstelle ihren Job antrat. Sie verguckte sich in Arne Hatterer, obwohl dieser knapp 20 Jahre älter war als sie. Arne war für ihre Liebe dankbar und heiratete sie kurzentschlossen. Im Mai 2021 kam dann die kleine Marina auf die Welt. Hatterer wohnt immer noch in seinem Häuschen in Kaltensondheim. Seine Nachbarn, mit denen er einiges erlebt hat, sind seit vielen Jahren Renate und Herbert Schleret. Hatterer ist sportlich und läuft, wenn es das Wetter und seine Zeit zulassen, von Kaltensondheim zur Dienststelle in die Kitzinger Landwehrstraße.
Hatterer hat das Jahr 2022 als Jahr des Mittelfingers und der Geräuschunterdrückung ausgerufen. Jedenfalls in seinem Kopf. Er will einen Gang zurückschalten. News, Infos, Freizeitstress, Gossip und 24/7 einfach von allem weniger. Wenn der Kopf bereit ist, dann ist es ganz einfach. Auch der Tratsch in den Social Media braucht er nicht. Er hofft, dass er sich dann wieder besser fühlt. Öfter mal ins Fitti und mehr mit der Familie unternehmen.
Eine neue Figur im Neuen Buch. Er wurde 1962 geboren. Besuchte die Volksschule, danach Handelsschule, Banklehre und Anstellung bei einer großen Versicherung. Für einen deutschen Konzern hatte er einige Jahre in Südamerika zu tun. Drei Jahre Chile und vier Jahre Argentinien. Dann Simulant, erzwungener Vorruhestand. Nie verheiratet, einige Freundinnen mit und ohne sexuelle Beziehung. Großer Rückhalt für ihn ist seine Nachbarin Hermine Zuckermandel, die ihn immer wieder aufbaut, wenn es ihm schlechtgeht, und das tut es ziemlich oft. Er war manchmal schon ein bisschen Hypochonder. Hermine hatte den kleinen Justin schon Anfang der Sechziger als Babysitter betreut. Daher die große Zuneigung für Justin. Auch er spürte, dass da mehr war als nur die bloße Nachbarschaft.
Er half Hermine nach ihrem schweren Unfall als einziger durch die harte Zeit. Kaufte ein, führte Erich den Schäferhund Gassi, schenkte ihr seine Zeit und machte mit ihr die ersten Gehübungen. Er war als Chauffeur stets zur Stelle, wenn sie ihn brauchte. Er trug ihre Kameraausrüstung, wenn es sie überkam, einen grandiosen Sonnenaufgang zu fotografieren. Er kaufte ein, meistens beim Discounter, brachte ihren Müll hinunter. Stellte an den richtigen Tagen die Tonnen zum Leeren hinaus, an den Straßenrand. Hermine wird nie vergessen, was er alles für sie machte und zum Teil immer noch tut. Irgendwann wird sie ihm erzählen, wie sie früher seine vollgekackten Windeln wechselte. Sie wusste nur nicht, wann der richtige Zeitpunkt dafür kommen würde. Justin war für sie wie ein Sohn. Beide waren große Rockmusikfans. Jimmy Sommerville, Simple Minds, INXS und seit ein paar Jahren noch Biffy Clyro. Justin nahm Hermine mit zu den großen Festivals wie Rock im Park, Taubertal-Openair oder U&D Würzburg. Ein Höhepunkt ihrer gemeinsamen Konzertreisen war das der Foo Fighters in Hamburg. Hermine wiederum unterstützte ihren Zögling finanziell, nach ihren Möglichkeiten halt, und kümmerte sich um den ganzen schriftlichen Kram. Sie verstanden sich blind. Der eine ging für den anderen durchs Feuer, wenn es darauf ankam.
Mehr als nur Gelebte Nachbarschaft.
Justin ist einigermaßen trainiert. Im Sommer mehr als im Winter. Im Sommer schwimmt er viel und fährt mit dem E-Bike durch die Gegend. Außerdem spielt er gerne Schach.
Lieblingsessen: Himbeereis. Lieblingsgetränk: Seit Lindau Wodka, vorher Bier und Wasser. Ab und zu einen Tee oder Kaffee Lieblingsauto: Ford Scorpio
Am Anfang der Pandemie 2020 traf er dann mehr aus Zufall seine Große Liebe. Und konnte sein Glück kaum fassen. Doch nach einem Jahr beendete die Angebetete die Beziehung, und für Justin schien eine Welt zusammenzubrechen Auf andere Gedanken kam er erst, als sein Freund Bodo Schilling mit einem Bild bei ihm anrückte, er sich eine neue Brille kaufen musste und einige weitere Begebenheiten ihn wieder ins normale Leben zurückführten.
August 2021. Die meisten Menschen dachten, Corona sei Geschichte. Sie lebten und genossen ihr Leben wieder wie in früheren Zeiten. Fast alle Maßnahmen wurden von der Bundes- bzw. Staatsregierung aufgehoben. Einzig die Maskenpflicht für das Einkaufen in den Geschäften oder bei Behördengängen und ähnlichem war noch Pflicht.
Der hochrangige Beamte der Kitzinger Stadtverwaltung Alf Röber stöberte im stillgelegten städtischen Museum Kitzingens nach etwas ganz Besonderem. Er suchte nach dem Kitzinger Schmerzensmann, ein Gemälde aus der Werkstatt Lukas Cranach d. J. Ein Liebhaber der Cranach Malerei hatte zu ihm diskret Kontakt aufgenommen und bot eine hohe sechsstellige Summe.
Bodo „Ringo“ Schilling schreckte aus tiefem Schlaf auf. Fuck bin tatsächlich eingeschlafen. Er sprang aus dem Bett, rannte ins Bad und suchte dann seine Klamotten zusammen. Es war eine stürmische Liebesnacht mit Maria, die ihm alles abverlangt hatte. Maria lag nackt auf dem Bauch und streckte ihm ihren wohlgeformten Hintern entgegen. Am liebsten wäre er nochmal zu ihr in das Bett gehüpft. Doch er musste los. Wie soll ich das Mareike beibringen. Dachte er. Das war seine größte Sorge im Moment. Er vögelte gerne und viel, mit verschiedenen Frauen, was ihm immer wieder Unannehmlichkeiten einbrachte. Doch irgendwie hielt er seiner angetrauten Frau immer die Treue, wenn man das so nennen kann. Er hätte sie nie verlassen. Er gab Maria einen Kuss auf den Po und rannte die Treppe des dreigeschossigen Mietshauses hinab. Als er ins Auto einstieg, sah er den nicht mehr so frischen Rosenstrauß auf dem Rücksitz, den er für Maraike zum Hochzeitstag gekauft hatte. Er gab Gas und ließ Gerolzhofen schnell hinter sich. Frankenwinheim, Krautheim, Obervolkach. Auf der Umgehungsstraße von Volkach überholte ihn ein Polizeiauto Bitte folgen leuchtete auf. Was wollen die jetzt von mir, dachte er.
Steigen sie bitte aus dem Fahrzeug, Ihre Papiere bitte! Sagte der Größere von den beiden Streifenbeamten. Wissen sie, dass sie vermisst werden? Ihre Frau Gemahlin hat bei uns angerufen und sie als abkömmlich gemeldet! Haben sie getrunken? Wir möchten mit ihnen einen Alkoholtest machen, um ihre Fahrtüchtigkeit zu überprüfen. Sie können den natürlich verweigern, denn das „Pusten“ ist bei uns in Deutschland grundsätzlich freiwillig! Bodo rieb sich die Augen Hier kräftig reinblasen! Dann rufen sie bitte ihre Frau an und sagen ihr, dass alles in Ordnung ist. Bodo überlegte kurz Shit was soll ich da jetzt sagen.
Schatzi alles okay bei dir? Ich bin gleich zu Hause, bin im Auto eingeschlafen, setz schon mal Wasser für den Kaffee auf. Er trank am liebsten und fast ausschließlich frisch gebrühten Kaffee. Er wartete nicht auf ihre Antwort und drückte das Gespräch weg. Kann ich weiterfahren! Bitteschön hier sind ihre Papiere, und lassen sie sich was Gscheiteres einfallen für ihre Gemahlin. Der Streifenpolizist schmunzelte, als er das sagte.
*Spinatwachtel dachte Bodo, gab richtig Gas und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
Kennst du den Typen? fragte Rudi Weingart seinen Kollegen Elmar Siebenkäs. Du nicht? Weingart zuckte mit den Schultern und setzte einen fragenden Blick auf. Das war Bodo Schilling, genannt Ringo, ein Weiberheld, wie er im Buche steht. Von Frauen umschwärmt von Ehemännern gefürchtet. Dazu ein *Bimberleswichtig aller erster Güte. Erst letzte Woche mussten wir einen Streit schlichten, bei dem der *Dollag von einem Moldawier eins auf die Maske bekam, weil er dessen Frau in der Firma angebaggert hatte. Er verzichtete auf eine Anzeige, obwohl ihm der Moldawier so richtig eins auf seine Visage gegeben hatte. Seine Frau tut mir leid. – Wieso aber Ringo? – Hast du nicht die Ringe gesehen. Der hat an jeden Finger einen Ring, sogar am linken Daumen. – Ah so! Kam es lapidar vom Kollegen Weingart.
Aber was wird das für ein Tag, die Sonne räkelte sich durch die wenigen Schäfchenwolken. Der Himmel war so blau, wie das Meer bei Mallorca funkelte. Bodo wollte mit seiner Gattin Maraike spazieren gehen, so wie es die beiden immer an ihren Hochzeitstag machten. Danach in Eibelstadt schick essen gehen und dann, naja, was man halt an seinem Hochzeitstag so macht.
Doch heute war Maraike nicht mehr in der Wohnung. Ein Zettel lag auf den Tisch. – Steck dir deine abgefuckten Rosen sonst wohin. Ich habe die Nase voll von deinen Eskapaden mit den ganzen anderen Tussen. Alles weitere nur noch über meinen Anwalt.
Bodo machte ein verdrießliches Gesicht und setzte Wasser für den Kaffee auf. Dann bereitete er sich sein Müsli. Auf gesunde Ernährung legte der Kunstkenner und Frauenheld großen Wert. Neben Ingwer und Karotte rieb er auch immer ein wenig Kurkumawurzel hinein, die seinen Daumen und Zeigefinger ständig gelb färbten. Sein erster Gedanke war, dass er das Gemälde wegschaffen musste. Wie er seine Gattin kannte, wird sie bald mit irgendjemandem anwackeln, um den Bestand aufzunehmen, um festzustellen, was sie aus der gemeinsamen Wohnung mitnehmen kann. Scheiß Spiel dachte er. Aber er war selbst schuld, das wusste er. Es war nur eine Frage der Zeit, bis seinem Schatzi der Geduldsfaden riss, bei den Liebschaften, die er sich in den letzten Jahren leistete.
Ein anderer Ehebrecher (was für ein hartes Wort) läuft da gerade über die alte Mainbrücke. Der Job ruft Alf Röber, im Ohr seine Bluetooth Kopfhörerstecker. Einen seiner all time favorites von Neil Young – Old Man hatte er voll aufgedreht. Das Wetter war eigentlich viel zu schön um zu arbeiten, dachte er sich. Nachdem ihm von oben signalisiert wurde, dass die Satzung des Städtischen Museums Kitzingen im November aufgehoben wird, war der Weg frei für seinen geplanten Clou.
Gestern hatte er mit dem Industriellen gesprochen, der bereit ist, für den Cranach 250.000 Euro in cash hinzublättern. Aber nur, wenn alles geräuschlos über die Bühne geht. Das war die Voraussetzung und der Deal. Vielleicht auch der Haken.
Er freute sich auf seine Amoureuse in der Mittagspause. Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Er muss mit Ringo sprechen. Sie brauchen einen Plan. Der darf nicht zu kompliziert sein. Er kannte die beiden anderen Komplizen nicht, von denen Ringo gesprochen hatte. Wusste nicht, was das für Lappen waren. Ringo war sein Mann. Seine Ehefrau hatte ihn heute Morgen überrascht, als sie ihm eröffnete, dass sie sich bei der VHS für einen Schnitzkurs für Holzmodeln angemeldet hatte. Soll sie, wenn das für sie die Erfüllung ist. Vor einigen Monaten war es noch so, dass er seine Frau begehrte, diese am Sonntagmorgen aber lieber den Gefrierschrank abtaute, als mit ihm Sex zu haben.
Er brauchte nach wie vor kuscheligen Sex, den ihm Emilia ohne Umschweife und mit viel Liebesgeflüster gab. Emilia war eine lebensfrohe Frau, schon lange geschieden, keine Kinder. Sie verspürte keinen Drang, sich besonders aufzubrezeln. Doch auf den zweiten Blick kam sie äußerst attraktiv rüber. Sie ist bestimmt nicht das, was man als graue Maus bezeichnet. Unauffällig bewegte sie sich durch Kitzingens Straßen, meist unifarben bekleidet, ohne auffälligen Schnickschnack. Sie hatte einen Job in der Außenstelle des Landratsamtes im digitalen Bürgerbüro. Im harten Corona-Winter 2020 hatte sie im Homeoffice gearbeitet. Auch sie freute sich auf das Schäferstündchen mit Röber in der Mittagspause.
Justin hingegen dachte da schon an Halloween und kaufte in einem Discounter für sich und seine betagte Nachbarin Hermine Süßigkeiten. Gummi-Glubschaugen, Trolli Mini-Dracula, Süßigkeiten-Mix-Tütchen, Center Shock Scary-Mix, Gummi-Taranteln, Toxic Waste Mix, Warheads, Pechkekse und einiges mehr. Bevor er ging, rief Hermine zum Fenster raus, dass er ihr ein paar *Knäuderli vom Bauseweins Metzger mitbringen solle und wenn es dir nix ausmacht, ein Netz Zitronen, die sind beim Lidl heute im Angebot. Justin schwingt sich auf sein E-Bike und fährt los.
Ende August fuhr Familie Hatterer-Zeiher nach Kroatien in den Urlaub. Mit dabei Großtante Petra, der sechsjährige Delcy, Arnes Sohn aus erster Ehe, seine frisch vermählte Ehefrau Hildie und die kleine Marina. Hauptkommissar Arne Hatterer hatte im Januar die neue Schreibkraft der Kitzinger Dienststelle Hildegard Zeiher geheiratet. Er hatte sie alsbald geschwängert, und im Mai erblickte Marina das Licht der Welt.
Kein einziger Regentag trübte die Stimmung, das Meer war warm und die kroatische Küche sehr lecker. Sie machten von Navalja aus Ausflüge nach Zadar und Split. Fuhren mit einem Boot aufs Meer hinaus zum Schnorcheln und genossen die kroatische Sonne. Der Campingplatz in Navalja war recht groß. Es gab Wohnmobilstellplätze, Mobile Homes, Zeltplätze und einiges mehr. Auf dem Gelände gab es zwei Bäckerei-Filialen, zwei Supermärkte, drei Strand-Cafés, eine Pizzeria und eine andere große Gaststätte. Es gab Modeschauen, Yogakurse, für die Füße gab es sogar die Möglichkeit sich von knabbernden Fischen in einer Wanne die Hornhaut abzotteln zu lassen, E-Bike-Exkursionen und vieles andere mehr. Natürlich auch alles, was man am Wasser unternehmen kann. Sie fühlten sich wohl, und die Zeit ging viel zu schnell vorbei. Auch die An- und Abreise verliefen easy, ohne größere Staus auf den Autobahnen oder vor den Tunnels.
Seinem eng befreundeten Nachbar Herbert Schleret brachte Hatterer eine Flasche Maraska Šljivovica mit. Ein erstklassiger Obstbrand aus reifen Pflaumen. Nachbarin Renate freute sich über eine Salzblume im Einmachglas. Dat jet janz feines e richtige Tillekateß trälerte Großtante Petra in ihrem kölschenen Dialekt. Sie waren wegen des goldenen Hochzeitstages der beiden einige Tage früher aus dem Urlaub zurückgekehrt. Die Tochter der beiden Nachbarn lebte in Australien und konnte wegen der Pandemie nicht dazukommen. Sodass Hatterer und seine Familie die einzigen Gäste bei der feuchtfröhlichen Party waren.
Den Urlaubsausklang verbrachte die Familie nach dem Golden Wedding zusammen in Mainfranken. Neben einem Besuch im Sommerhäuser Tierpark auch noch einige Nachmittage bei herrlichem Sommerwetter auf der Terrasse des Kitzinger Freibades. Es war sehr schön dort. Tante Petra traf einige ihr bekannte Frauen aus früheren Tagen und ratschte fast den ganzen Tag über vergangene Zeiten. Arne zog seine Bahnen im 50m-Becken. Beobachtete Jungs und Mädels, die beim Springen vom Zehnmeterturm wahre Kunststücke vollbrachten. Mit Dirk Schode, dem Verkäufer eines großen Brillendiscounters, kam er ins Gespräch über die neuesten Trends und Angebote. Facettenreiche Brillen in heller Schildpatt-Optik oder Bold Acetat, Brillen mit starken Konturen und breiten Kunststofffassungen, wir haben da eine sehr große Auswahl. Herr Kommissar zu ihnen würde eine Zeitlose Brille mit ultrafeinen Rahmen passen. – Danke. Gott sei Dank brauche ich nur zum Lesen eine Brille.
Hatterer hatte Dirk Schode einmal in einem speziellen Fall als Zeugen befragen müssen. Es ging um einen tödlichen Unfall, der sich vor einigen Jahren auf der Staatsstraße von Schwarzach nach Volkach zutrug. Bei dem ein 66-jähriger Rennradfahrer wahrscheinlich von einem überholenden Auto berührt wurde. Aus nicht geklärter Ursache kam es jedenfalls zu einer Kollision zwischen dem Auto und dem Rennrad. Der Rennradfahrer stürzte und zog sich dabei lebensgefährliche Verletzungen zu. Er verstarb wenig später im Krankenhaus. Dirk Schobe war Augenzeuge und Ersthelfer und belastete den SUV-Fahrer, der die Kollision auslöste, schwer.
Hatterer grüßte hinüber zu Eva Kraus und Gabriel Dietz, einem älteren Paar, das sich augenscheinlich auch noch sehr liebhatte. Auf zwei Sonnenliegen machten sie es sich bequem. Auch diese beiden kannte er von früher, aus einem seiner vielen Fälle, die er im Laufe der Jahre hier in Kitzingen löste.
Dann fielen ihm noch zwei gutgelaunte, ziemlich lautstarke, braungebrannte rollige Seniorinnen jenseits der Sechzig auf. In ihren Push-Up-Badeanzügen machten sie offenkundig einige Männer mittleren Alters auf den Stufen der Schwimmbad-Terrasse heiß. Es kam ihm jedenfalls so vor. Die eine der beiden war richtig schön braungebrannt, hatte ein tolles Dekolleté in ihrem hübschen azurblauen Badeanzug. Mit dem überdimensionierten Sonnenhut sah sie aus wie eine der unvergessenen Schauspielerinnen der Sechziger Jahre. Eine richtige Diva.
Hildie und ihre kleine Marina gingen meistens um 13 Uhr nach Hause, bevor die ungewöhnliche Spätsommerhitze einsetzte. Arne kam mit dem alten Hercules-Fahrrad am Abend nach.
Die Menschheit gedachte am 11. September dem 20. Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center in New York. Hatterer hatte es Live im Fernsehen mit anschauen müssen. Jedenfalls wie der zweite Flieger einschlug. Am 11. September musste er außerdem an eine ganz liebe Frau denken, die an diesem Tag Geburtstag hat. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Heute machte er es sich auf der bereitstehenden Sonnenliege bequem. Noch ein paar Tage, dann ist der Urlaub auch schon wieder vorbei. Er beobachtete Delcy, der mit Großtante Petra im Wasser des Nichtschwimmerbeckens plantschte und erste Schwimmübungen, ohne Schwimmreifen machte. Auch herrlich geformte Badenixen fanden sein Interesse. Ab