Dem Meer ist es egal, ob du eine Bikinifigur hast - Miyabi Kawai - E-Book
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Dem Meer ist es egal, ob du eine Bikinifigur hast E-Book

Miyabi Kawai

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Beschreibung

«Body Positivity» und «Selbstliebe» sind derzeit in aller Munde. Doch gar nicht so leicht, sich selbst anzunehmen, wenn um einen herum alle nach Selbstoptimierung streben und auf jedes Instagram-Bild ein Filter gelegt wird. Miyabi Kawai kennt den Kampf mit den Pfunden und den Idealen aus eigener Erfahrung und plädiert leidenschaftlich dafür: Lerne, dich selbst zu lieben. Das geht sicherlich nicht von heute auf morgen, denn die Macht der Medien und Mitmenschen, die beharrlich unsere Selbstzweifel schüren, ist groß. Miyabi Kawai zeigt humorvoll und authentisch, wie man allen Widrigkeiten zum Trotz den für sich richtigen Weg findet, und macht Lust, sich auf die Reise zu begeben: Denn Selbstliebe ist ansteckend und mehr als nur ein Hashtag.

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Seitenzahl: 159

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Miyabi Kawai

Dem Meer ist es egal, ob du eine Bikinifigur hast

Ein Plädoyer für mehr Selbstliebe

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

Selbstliebe und Body Positivity sind die Themen in den sozialen Netzwerken. Die beliebte Stylistin Miyabi Kawai kennt den Kampf mit den Pfunden und den Idealen aus eigener Erfahrung und plädiert leidenschaftlich dafür: Lerne, dich selbst zu lieben. Beauty comes in all shapes and sizes. Doch es ist gar nicht so leicht, sich selbst anzunehmen, wenn um einen herum alle nach Selbstoptimierung streben und auf jedes Instagram-Bild ein Filter gelegt wird. In unserer Gesellschaft scheint Attraktivität immer noch an eine Norm gebunden, die die Mehrheit der Menschen ausschließt. Ein ebenso persönliches wie relevantes Buch.

Über Miyabi Kawai

Miyabi Kawai, geboren 1974 in Berlin, ist Modedesignerin, Kostümbildnerin und Stylistin mit deutsch-japanischen Wurzeln. Als Kreativteam für TV-Shows wie X-Factor und Got to Dance startete sie ihre Zusammenarbeit mit Manuel Cortez im Kostüm- und Stylingbereich. Ab 2014 standen sie für drei erfolgreiche Staffeln ihrer gemeinsamen Stylingshow Schrankalarm auf Vox vor der Kamera. 2018 erschien ihr Buch Finde deinen Style!

Inhaltsübersicht

Für M.My mission, should ...InhaltVorwortTeil 1 Die Wurzeln allen ÜbelsWarum alle Frauen mit ihrem Körper hadernProblemzonen«Die ist viel schöner als ich!» – Warum das ständige Vergleichen uns unglücklich machtErziehung und SelbstwahrnehmungBody Shaming und Social MediaTeil 2 Frauenkörper. Jeder ist einzigartigDer StrandDer rote Teppich und andere Orte mit übersteigerter SelbstwahrnehmungGewicht – Dein Körper ist nicht das ProblemDer After-Baby-BodyAltern, Make-up, Beauty-OPsTeil 3 Your body, your rules: Gesundheit und ErnährungDiäten und ErnährungsumstellungBody PositivityVorher/Nachher – und was dann?SportGesundheitTeil 4 Selbstbewusstsein: PflichtSelbstwahrnehmungSelbstbewusstseinDie neue FreiheitAushaltenTeil 5 Selbstliebe: KürDie erste LiebeSelbstfürsorgePerspektivwechselStärkeEine kleine Portion Selbstbeschiss – und wie sie helfen kann, dich selbst zu liebenKontrolleDem Meer ist es egal, ob wir eine Bikinifigur haben – dir jetzt auch?Dank

Für M.

Danke.

Für dich.

Für uns.

My mission, should I choose to accept it, is to find peace with exactly who and what I am. To take pride in my thoughts, my appearance, my talents, my flaws and to stop this incessant worrying that I can’t be loved as I am.

Anaïs Nin

Inhalt

Vorwort

Teil 1 Die Wurzeln allen Übels

Warum alle Frauen mit ihrem Körper hadern

Problemzonen

«Die ist viel schöner als ich!» – Warum das ständige Vergleichen uns unglücklich macht

Erziehung und Selbstwahrnehmung

Body Shaming und Social Media

Teil 2 Frauenkörper. Jeder ist einzigartig

Der Strand

Der rote Teppich und andere Orte mit übersteigerter Selbstwahrnehmung

Gewicht – Dein Körper ist nicht das Problem

Der After-Baby-Body

Altern, Make-up, Beauty-OPs

Teil 3 Your body, your rules: Gesundheit und Ernährung

Diäten und Ernährungsumstellung

Body Positivity

Vorher/Nachher – und was dann?

Sport

Gesundheit

Teil 4 Selbstbewusstsein: Pflicht

Selbstwahrnehmung

Selbstbewusstsein

Die neue Freiheit

Aushalten

Teil 5 Selbstliebe: Kür

Die erste Liebe

Selbstfürsorge

Perspektivwechsel

Stärke

Eine kleine Portion Selbstbeschiss – und wie sie helfen kann, dich selbst zu lieben

Kontrolle

Dem Meer ist es egal, ob wir eine Bikinifigur haben – dir jetzt auch?

Dank

Vorwort

Neulich an der Bushaltestelle: Drei elfengleiche junge Frauen, an deren Schöpfungstag der liebe Gott (oder wer auch immer dafür verantwortlich ist) besonders gute Laune gehabt haben muss, betrachten missmutig das Werbeplakat, das neben ihnen am Wartehäuschen hängt. Es zeigt ein wahnsinnig gut gelauntes Model, das ihr Leben lachend im Bikini zu verbringen scheint. Viel Haar, blitzend weiße Zähne und eine Haut, die, makellos gebräunt, einen Körper straff umspannt, der den Naturgesetzen trotzend in vorgebeugter Haltung keinen Faltenwurf kennt.

«Oh Mann, bald ist schon wieder Frühling und – zack – ist Sommer. Ich muss mich wieder Bikini-ready kriegen, bevor es zu spät ist …», sagt die eine.

«Du hast gut reden, du siehst doch super aus. Ich bin so weit von nem Beach Body entfernt, ich könnte mich hauen, dass ich Weihnachten so zugeschlagen habe!»

«Ich mach seit ein paar Wochen wieder Low Carb, hab jetzt schon schlechte Laune. Aber von nix kommt ja nix …»

Ich möchte meinen Kopf wiederholt gegen das Wartehäuschen schlagen.

Eigentlich möchte ich die Köpfe der drei Grazien gegeneinander schlagen, bis sie wieder klarkommen, aber erstens bin ich keine Freundin von Gewalt und zweitens würde es auch nichts bringen – außer einer Anzeige wegen Körperverletzung.

Denn mal ganz ehrlich: Würde es helfen, ich würde fröhlich lachend durch die Einkaufspassagen dieser Welt laufen und ordentlich bejahende Kopfnüsse verteilen. Doch leider sitzt das Problem tiefer. Tiefer als jede Kopfnuss dieser Welt kommen könnte.

Die Werbetafel brummt, und die ewig lachende Bikinischönheit wird von einem saftigen Burger verdrängt, neben dem höchst motivierte Pommes kross leuchtend eine zuckerhaltige Limonade umtanzen.

«Boah, ich hab Hunger. Wollen wir später noch bei Mäckes was essen?»

«Ja, ist ja direkt einer neben McFit.»

«Ich nehm aber nur einen Salat.»

Und ich denke im Stillen: Vielleicht ist doch noch nicht alles verloren.

 

Während ich mich noch von meinen Gewaltphantasien erhole, wird mir klar, wie sinnbildlich das eben Erlebte für uns Frauen und unseren Stand in der Gesellschaft ist. Ich verlasse kurz meinen Körper und betrachte die Situation von außen:

Drei gertenschlanke Frauen, die mit knapp 20 Jahren noch nicht die geringste Ahnung vom Struggle des Älterwerdens oder einem sich verlangsamenden Stoffwechsel haben, betrachten ein am Computer erschaffenes Wunderwerk, das in dieser porenfreien Perfektion gar nicht existiert, und fühlen sich ungenügend. Währenddessen werden sie von einer Frau beobachtet, die sowohl altersmäßig als auch kleidergrößentechnisch die 44 überschritten hat. Und die sich leicht melancholisch an jene falten- und dellenfreie Zeit zurückerinnert, als sie noch ahnungslos, aber auch ohne jegliche Wertschätzung der eigenen Makellosigkeit begann, an sich herumzumäkeln.

Frauen im ewigen Vergleich.

Bis sie dem Gespräch der drei Grazien folgt. Bam. Realitycheck.

Was ist der Unterschied zwischen der jungen Generation und der 44 plus?

Ich habe meinen Bikini-Body schon, jedenfalls sobald ich mir einen dieser schicken stofflich begrenzten Zweiteiler überziehe. Und das, obwohl ich nach Cosmopolitan und Co. mindestens 20 Jahre, 32 Kilo, 300 Tassen Fitness-Tee und 4000 Stunden Laufband und Booty-Bootcamp hinterher liege. Dem Meer ist es nämlich egal, ob ich in einer getunten 36 reinspringe oder in einer wogenden 44. Und wen sonst sollte es scheren?

Mir wiederum ist die lachende Strandschönheit auf dem Plakat herzlichst wurscht. Nicht nur, weil sie in der abgebildeten Form gar nicht existiert. Natürlich gibt es unendlich viele wunderschöne, durchtrainierte Wahnsinnsbabes da draußen in der Welt, aber ich vergleiche mich nicht mit ihnen. Und auch nicht mit den drei Elfenkindern an der Bushaltestelle. Oder mit den Fitnessmodels auf Instagram, den zarten Bloggermädchen, den Covergesichtern, der Kollegin auf dem roten Teppich, mit der Nachbarin, meiner Schwester oder sonst jemandem. Ich bin ich. Und ich finde mich ziemlich cool.

Mit wogender 44, riesigen halbblinden Augen, nicht naturgegebenen Klimperwimpern, Hasenzähnen und einer ganz ansehnlichen Oberweite, die sich optimistisch gegen die Schwerkraft erhebt.

Der Schlüssel zum Glück?

Selbstliebe.

Der Weg dazu führt über Selbsterkenntnis, Selbstakzeptanz und Selbstbewusstsein. Eine Menge Selbst, Ego, Ich, Ich, Ich?

Ja, verdammt. Und das ist auch gut so.

Für falsche Bescheidenheit ist hier kein Platz. Immerhin geht es um unser Seelenheil und nicht zuletzt auch unser Lebensglück. Denn beides kann nur von innen heraus entstehen, unabhängig davon, wie unsere Hülle nun daherkommt.

Aber da unser Äußeres heutzutage eine so dominante Rolle in der Gesellschaft spielt, gilt es, mit unserem Körper Frieden zu schließen. Gelassenheit zu entwickeln. Damit wir uns wichtigeren Dingen zuwenden können. Der Erhaltung unserer Mutter Erde beispielsweise, der Erziehung unserer Kinder oder dem Gebrauch unserer Stimme gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheit in dieser Welt. To name a few.

 

Der Weg zu mehr Selbstliebe ist genau das: ein Weg, eine Reise.

Ohne abzusehendes Ziel, denn diese Reise dauert wohl ein Leben lang. Aber wer nur ein klein wenig vom Reisen versteht, der weiß, dass das Ankommen gar nicht so wichtig ist. Auf dem Weg die Augen offen zu halten, Unerwartetes zu erleben, Erkenntnisse zu sammeln und an ihnen zu wachsen, das macht wahres Reisen aus.

Und auch wenn es manchmal hart werden kann, es macht wahnsinnig viel Spaß!

In diesem Buch nehme ich euch mit auf meine Reise und hoffe, auch eure Abenteuerlust zu wecken. Euch zu animieren, das schwere Gepäck der Selbstzweifel peu à peu hinter euch zu lassen und nur mit leichtem Handgepäck zu reisen. Ich bin auch noch lange nicht angekommen, aber vielleicht habt ihr ja Lust, mich ein Stück zu begleiten? Wenigstens bis zum nächsten Strand, wo wir uns dann gemeinsam lachend in die Wellen stürzen können. Mit unseren Bikinifiguren, die uns dann vielleicht schon ein wenig egaler geworden sind.

Wie dem Meer …

Also, wer kommt mit?

Teil 1Die Wurzeln allen Übels

Warum alle Frauen mit ihrem Körper hadern

Die Unterschiede zwischen den drei Bushaltestellengrazien und mir sind offensichtlich. Aber auch wenn uns Jahre und Kilos voneinander trennen, haben wir etwas gemeinsam – neben der Tatsache, dass wir alle vier Bock auf einen Burger haben … Denn selbst wenn wir uns vielleicht in anderen Stadien der Selbstakzeptanz befinden (Ich will nicht ungerecht sein, ich bin den drei Elfen zwangsweise um Jahre im Kampf um Selbstliebe voraus), unsere Zweifel, Unsicherheiten und unsere Unzufriedenheit drehen sich um unser äußeres Erscheinungsbild.

Warum ist das so?

Ganz einfach: weil wir in einer Gesellschaft leben, in der wir Frauen nach wie vor allzu oft als Körper und erst dann als vollwertige Menschen dargestellt und eingestuft werden. Weil wir in den Medien ein einseitiges und stark eingeschränktes Bild von Attraktivität vorgesetzt bekommen.

Wenn wir nicht dem Stereotyp der groß gewachsenen, schlanken, ewig jungen Frau mit langem Haar, ebenmäßigem, hellem Teint und geraden Zähnen entsprechen, hadern wir mit unserer Unzulänglichkeit und haben das Gefühl, wir müssten uns verändern, um einem Ideal zu entsprechen oder wenigstens so nah wie möglich daran heranzukommen.

Aber Überraschung! Auch dieses Idealbild verändert sich. Aus den gazellenartigen Modelschönheiten werden durchtrainierte Instagram-Mädchen mit Wespentaillen und Kardashian-Booties. Ein Bodytype, der in der Natur kaum vorkommt und teilweise schon anatomisch unmöglich anmutet. Kurven! Aber nur an den richtigen Stellen. Warum diese Mädchen bei so viel perfekt geformter Masse an Brust und Po nicht in der Mitte durchbrechen, lässt sich nur durch den großzügigen Einsatz von Facetune, Photoshop und Co. erklären. Oder mit wahnsinnig gut trainierten Bauchmuskeln. Ich kann das aus offensichtlichen Gründen schwer einschätzen.

Die Lippen werden größer, die Nasen kleiner, die Augen katziger. Wann sind diese abstrusen Bratz-Puppen zum Sinnbild von weiblicher Attraktivität geworden? Wem das nichts sagt: Bratz-Puppen sind diese aberwitzigen Figuren, die kurz nach dem Millennium als Kampfansage an Barbie auf den Markt kamen: kein ewiges Blond, pinke Schleifen und meterlange Extremitäten mehr, stattdessen Vertreterinnen jeder Ethnie mit absurd großen Köpfen, «modischen» Outfits und frechen Charakteren. Charaktere, die auch in Filmen und der dazugehörigen Serie ausgebaut wurden.

Da war Sasha alias «Zuckerpuppe», die Afroamerikanerin, Tänzerin und Musikexpertin. Bitte.

Jade, Asiatin und wissenschaftlich interessiert. Als Schnäppchenjägerin mit dem Spitznamen «Tiger» versehen. Wie originell. Im Film wird aus ihr sogar nur noch eine Halbasiatin mit japanischer Mutter und weißem Vater. Wow.

Cloe, Spitzname «Engel», russischer Abstammung und Modedesignerin. Is klar.

Und Yasmin, eine Latina mit dem Spitznamen «kleine Prinzessin». Reicht ja auch als Talent.

Wir sehen, Schönheitsideale verändern sich vielleicht, aber sie bleiben wandelnde Klischees, die an Sexismus und Rassismus kaum zu übertreffen sind. Dass sich da jede feministische Faser meines Körpers in Abscheu aufstellt, bedarf keiner näheren Erklärung.

Um sich diesem unnatürlichen Ideal anzunähern, wird gehungert, trainiert, operiert und gespritzt, was das Zeug hält. Es gibt sogar eine Bratz-Challenge, in der man sich das höchst alltagstaugliche Make-up der Puppen ins Gesicht zaubert.

Und was das Schlimmste daran ist? Dass das noch nicht mal das Schlimmste ist.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Körper einer Frau und ihr äußeres Erscheinungsbild vor ihrer Vollwertigkeit als Mensch stehen. In der ihre Attraktivität und deren Erhalt vor ihrer Leistung und ihrem Beitrag zu eben dieser Gesellschaft gewürdigt werden. Uns wird eingeredet, dass unser Äußeres das Wichtigste an uns ist, dass es unseren Wert bestimmt.

Die Wurzel jedes negativen Körperbildes ist nicht, dass nur bestimmte Frauenkörper geschätzt werden, sondern dass Frauenkörper mehr als die Frauen selbst geschätzt werden. Die Medien sind dabei die stärkste Waffe der Gesellschaft, prägen sie doch durch die Auswahl und Ausrichtung der Dinge, Körper, Menschen, die sie zeigen, unsere Vorstellung von Normalität.

Magazin-Cover, auf denen Schauspieler und Musiker im schicken Anzug oder Smoking eine Aura von Erfolg und Souveränität verströmen, während ihre Kolleginnen in einem Hauch von Nichts, Wäsche oder gar gekonnt drapiert im «Birthday Suit» (also nackt) posieren.

Interviews, in denen Robert Downey Jr. gefragt wird, wie er sich an die Entwicklung seines Charakters Tony Stark alias Iron Man von einem egomanen Einzelkämpfer zum gereiften Teamplayer herangearbeitet hat und ob er daraus etwas für sich gelernt habe, während Downeys Schauspielkollegin Scarlett Johansson anschließend lediglich die Frage gestellt wird, ob sie eine spezielle Diät einhalten musste, um für ihre Rolle Black Widow in Form zu kommen.

TV-Werbung, in der der Mann stolz seiner Frau im Bikini hinterherpfeift, weil sie es nicht zuletzt dank eines zuckerfreien Soft Drinks geschafft hat, nach zwei Kindern immer noch rank und schlank auszusehen.

Frauen, die sich zu Karrierezwecken für den Playboy ausziehen und die Fotos später stolz ihren Kindern und Kindeskindern zeigen wollen, als «Beweis», wie «hot» die Omi einmal war. Oder sich nach einigen Jahren noch mal ausziehen, um den ausgebliebenen «Verfall» zu dokumentieren oder wie wenig ihnen eine Schwangerschaft ausgemacht hat.

No hard feelings here. Es sei den Frauen gegönnt, stolz auf ihre Körper zu sein und selbstbestimmt zu entscheiden, sich so zu zeigen. Für dieses Recht mussten Frauen lange kämpfen, auch wenn es jetzt zu einem anderen Problem beiträgt. Denn all diese Beispiele zeigen das eigentliche Dilemma auf: Äußere Attraktivität, Jugendlichkeit, der «perfekte» Körper, der trotz allen Widrigkeiten des Lebens schlank und straff bleibt, die erfolgreiche Gewichtsabnahme, die reine, glatte Haut, dies sind die Dinge, an denen wir Frauen (und zunehmend auch Männer) gemessen werden. Die unseren «Marktwert» bestimmen, zumindest in der Hauptsache.

Keiner will einer Beyoncé, J. Lo oder Lady Gaga ihr Talent absprechen, und doch diäten und trainieren sie und lassen sich die Nase richten. Und das ist nur allzu verständlich, wird doch unablässig von ihrem Gewicht, ihrer Form, ihren Zügen gesprochen und geschrieben. Selbst bei unserer Bundeskanzlerin, Frau Dr. Merkel, erblödet man sich, über ihre Frisur, ihren Kleidungsstil und so weiter zu debattieren. Habt ihr schon mal einen Artikel über Horst Seehofers schlecht sitzende, triste Anzüge oder seinen ewig gleichen Haarschnitt gelesen? Frankreichs First Lady, Brigitte Macron, geriet in die Schlagzeilen, weil sie knapp 25 Jahre älter als ihr Mann ist. Aber weil man ihr nicht absprechen konnte, sich für ihr Alter «erstaunlich gut gehalten» zu haben und «in Topform» zu sein, veränderte sich rasch die Tonart der Artikel. Statt Häme gab es Bilder im Badeanzug am Strand samt wohlwollenden Kommentaren und den nicht zu vermeidenden Spekulationen über mögliche kosmetische Eingriffe.

Egal, ob die Berichterstattung positiv oder negativ ist, das Bewerten solcher Äußerlichkeiten ist schlicht übergriffig und unnötig. Weiß man, wie viel Sophie Scholl gewogen hat, als sie gegen das Naziregime kämpfte? Ob Rosa Parks sich die Haare färbte, was Ruth Bader Ginsburg unter ihrer Richterrobe trägt oder wie oft Malala Yousafzai ins Fitnessstudio geht? Nein? Richtig. Weil es keine Rolle spielt. Und ich möchte hier explizit betonen, dass es nicht außerordentlicher Leistungen bedarf, um Respekt zu erfahren.

Dies soll aber auch keine Aufreihung von Beispielen «armer» Promis werden, sondern zeigen, dass selbst die vermeintlichen Schönheitsidole hart unter dem gesellschaftlichen Druck leiden, immer «perfekt» sein zu müssen. Essstörungen, Sportsucht, übertrieben viele Schönheits-OPs und ein komplett gestörtes Selbstbild sind nicht selten die Folge. Selbst das ewig lachende Bikinimädchen von der Bushaltestellenreklame erkennt sich vermutlich in seiner Posterversion kaum wieder.

Und wir Frauen jenseits des Rampenlichts (oder Hybride wie ich, die sowohl die Limousine mit Fahrer als auch die öffentlichen Verkehrsmittel, den roten Teppich wie auch den ungeschminkten Gang zum Supermarkt kennen)?

Wir übernehmen diesen Druck, anstatt ihn den Medienprofis als Teil und Risiko ihrer Berufswahl zu überlassen. Diese lächerlich sexistischen, profitorientierten Schönheitsideale und die Entmenschlichung unserer Körper bestimmen unser Selbstbild, zerstören unser Selbstbewusstsein und entziehen uns alle Energie. Energie, die wir für so viel anderes nutzen könnten. Stattdessen verstecken wir uns, meiden Events, Aktivitäten, sogar Menschen oder Beziehungen, weil wir nicht mögen, wie wir aussehen. Wir sind durchgehend damit beschäftigt, uns zu korrigieren, zu optimieren und uns damit zu objektifizieren. Unsere ständige Fixierung auf Kalorien, Kohlenhydrate, Jugend, Gewicht, Form, Schönheit und Sexappeal raubt uns die Zeit und Aufmerksamkeit für die wirklichen bedeutenden Dinge im Leben: unsere Gesundheit, zwischenmenschliche Beziehungen, Bildung, das Erreichen unserer Ziele, unseren Beitrag in dieser Welt, unser Glück.

Wir sind so viel mehr als nur Körper.

Wie aber lösen wir unsere Fesseln und machen uns frei von diesem allgegenwärtigen Druck?

Ich habe keinen blassen Schimmer. Ich kämpfe selbst tagtäglich mit dieser Aufgabe.

Das wolltet ihr jetzt nicht hören, oder?

Keine Sorge, ich habe etwas übertrieben. Auch wenn ich keinen ultimativen Fahrplan habe, so habe ich doch einen kleinen Schimmer, was helfen kann, sich unter diesem gesellschaftlichen Druck und dem Einfluss der Medien nicht zu verlieren. Lest einfach weiter und schaut, ob etwas davon auch für euch Sinn macht!

Problemzonen

Als ich ein kleines Mädchen war, ging meine Mutter regelmäßig mit mir zum Metzger um die Ecke, um Fleisch zu kaufen. Ja, so alt bin ich. Ich komme aus einer Zeit, in der man noch in Fachgeschäfte ging, um bestimmte Lebensmittel zu erwerben. Bevor Discounter und Ketten die Vorherrschaft übernahmen und alles abgepackt als Massenware zum Verkauf angeboten wurde. Aber ich schweife ab, ich will doch von was ganz anderem erzählen …

Ich habe noch zwei lebhafte Erinnerungen an diese allwöchentlichen Besuche beim Fleischer. Die erste: die freundlich lächelnde Fleischfachverkäuferin, die mir am Ende unseres Einkaufs immer eine Scheibe Mortadella hinstreckte. Die mit Pistazien drin. Sie schmeckte köstlich. Je nach Laune drehte ich sie mir zu einer kleinen Zigarre, die ich schmatzend verschlang, oder ich biss in die glatte Fläche und analysierte fasziniert meinen Gebissabdruck, der sich durch den Verlust meiner Milchzähne gerade von Woche zu Woche unterschied. Sehr zum Unmut meiner Mutter, denn wie wir ja alle wissen: Mit Essen spielt man nicht.

Die gesamte Erinnerung ist wie in rosarote Farbe getunkt, rosa Fliesen an den Wänden (wir befinden uns in den Achtzigern, Leute), die prallen rosa Bäckchen der Metzgerin, die rosa Wurstscheibe mit grünen Tupfen drin – ein Fleisch gewordener Kleinmädchentraum. Und nein, ich entschuldige mich nicht für dieses platte Wortspiel. Ich hoffe, ihr habt jetzt alle Bilder im Kopf!