Der Baron und die unverhoffte Liebe - Freda MacBride - E-Book
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Der Baron und die unverhoffte Liebe E-Book

Freda MacBride

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Beschreibung

Lady Laetitia hat trotz eifrigen Bemühens ihrer Mutter bisher keinen Ehemann gefunden. Als sie zu Beginn der Season erkrankt, wird sie kurzerhand zu ihrer Großmutter in den aufblühenden Kurort Cheltenham geschickt, um dort möglichst rasch zu gesunden. Doch das Pech verfolgt sie: Erst bricht die Achse ihrer Kutsche, sodass sie inkognito mit einer Postkutsche weiterreisen muss. Und dann wird sie auch noch von Straßenräubern überfallen. Ein geheimnisvoller Fremder, Cecil Alexander, eilt ihr zur Hilfe. Er gibt sich mit einem leidenschaftlichen Kuss als ihr Ehemann aus - und rettet sie so vor ungewollten Avancen.

Obwohl eine nähere Bekanntschaft mit ihrem Retter natürlich nie sein kann, da er offensichtlich nicht von Adel ist, fühlt sich die angebliche Letty Hay während ihrer Weiterreise immer mehr zu Cecil hingezogen. Doch ist er wirklich, wer er behauptet zu sein?
Als Lettys Mutter ihr die freudige Nachricht schickt, dass sie in London den perfekten Ehemann für sie gefunden habe, muss sich Letty entscheiden ...

Eine zauberhafte Liebesgeschichte zur Regency-Zeit. Romantisch, sinnlich, spannend. Für alle Fans von BRIDGERTON, QUEEN CHARLOTTE und GEORGETTE HEYER.

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Seitenzahl: 254

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

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Über dieses Buch

Titel

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Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

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Über dieses Buch

Lady Laetitia hat trotz eifrigen Bemühens ihrer Mutter bisher keinen Ehemann gefunden. Als sie zu Beginn der Season erkrankt, wird sie kurzerhand zu ihrer Großmutter in den aufblühenden Kurort Cheltenham geschickt, um dort möglichst rasch zu gesunden. Doch das Pech verfolgt sie: Erst bricht die Achse ihrer Kutsche, sodass sie inkognito mit einer Postkutsche weiterreisen muss. Und dann wird sie auch noch von Straßenräubern überfallen. Ein geheimnisvoller Fremder, Cecil Alexander, eilt ihr zur Hilfe. Er gibt sich mit einem leidenschaftlichen Kuss als ihr Ehemann aus – und rettet sie so vor ungewollten Avancen.

Obwohl eine nähere Bekanntschaft mit ihrem Retter natürlich nie sein kann, da er offensichtlich nicht von Adel ist, fühlt sich die angebliche Letty Hay während ihrer Weiterreise immer mehr zu Cecil hingezogen. Doch ist er wirklich, wer er behauptet zu sein?

Als Lettys Mutter ihr die freudige Nachricht schickt, dass sie in London den perfekten Ehemann für sie gefunden habe, muss sich Letty entscheiden ...

Eine zauberhafte Liebesgeschichte zur Regency-Zeit. Romantisch, sinnlich, spannend. Für alle Fans von BRIDGERTON, QUEEN CHARLOTTE und GEORGETTE HEYER.

Freda MacBride

1

Was für eine Freude, Sie zu sehen, Lady Brentwood. Und Lady Laetitia, darf ich Ihnen sagen, Sie sehen heute besonders hübsch aus.«

Lady Rutherford lächelte. Allerdings so, dass die Bewegung ihres Mundes keinen Einfluss auf ihre blauen Augen hatte, die puppenhaft über Lettys linke Schulter die nächsten ankommenden Gäste musterten.

Letty knickste und nickte und wartete, bis ihre Mutter und die Gastgeberin des heutigen Balls – einer der ersten der Season 1812 – die erforderlichen Höflichkeitsbezeugungen ausgetauscht hatten. Dann endlich konnte sie den Ballsaal betreten.

In einiger Entfernung entdeckte sie Lord und Lady Henley mit ihrer Enkelin Lady Sibyl, deren Schmuck mit den großen Edelsteinen Letty ein wenig zu protzig fand. Wahrscheinlich wollten ihre Großeltern jedoch, dass ein eventueller Bewerber gleich wusste, wie es um die finanziellen Verhältnisse der nicht mehr ganz so jungen Dame bestellt war. Sie musste mindestens vierundzwanzig sein!

Letty war achtzehn und somit im Alter der meisten Debütantinnen. Sie war zwar bereits im vergangenen Jahr der Königin präsentiert worden, allerdings hatten ihre ersten Auftritte in Gesellschaft nicht den raschen Erfolg gebracht, den ihre Mutter und sie sich erhofft hatten. Natürlich hatten zahlreiche Herren sie umschwärmt und bei den Bällen mit ihr getanzt, doch ein besonderes Interesse hatte sie bei keinem von Ihnen hervorgerufen. Möglicherweise hatte man sie für zu jung gehalten?

In diesem Jahr jedoch, da war Letty sich sicher, würde sie einen Verehrer finden, dem sie ihr Jawort geben konnte. Einen Earl vielleicht. Oder zumindest einen Erben eines Earls. Oder eines Viscounts.

Ein wenig abseits an einer Seite des Ballsaals stand Mr Oliver Hillington. Zwar war er nur ein jüngerer Sohn, doch dem Geflüster von Mama und ihrer Zofe zufolge war sein älterer Bruder schwer erkrankt, und Mama zog ihn daher für Letty durchaus in Erwägung.

»Laetitia, was für ein hübsches Kleid!«, schmeichelte Lady Kitty Fountainbridge und blieb neben ihr stehen.

»Danke, liebe Kitty. Deines ist auch ganz wundervoll«, gab Letty das Kompliment zurück. »Ich liebe dieses satte Blau.«

Natürlich durfte sie selbst als unverheiratetes Mädchen zu einem offiziellen Ereignis nichts anderes tragen als unschuldiges Weiß. Das war ein wenig langweilig, aber es gehörte sich eben so. Und im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Ada tat Letty, was man von ihr erwartete.

Dennoch hatte der Marquess of Bayne ganz überraschend Ada geheiratet und nicht sie. Wenn Letty ehrlich zu sich war, war sie nach dem ersten Schock allerdings nicht allzu unglücklich darüber. John, wie sie ihren Schwager nun nennen durfte, war eine starke Persönlichkeit und ein anspruchsvoller Mann, dem sie sich hoffnungslos unterlegen gefühlt hatte.

Wahrscheinlich würde sie besser mit einem jüngeren Gatten zurechtkommen, der nicht schon zehn Jahre oder mehr an zusätzlicher Lebenserfahrung mitbrachte.

Letty grüßte nach links und nach rechts, lächelte süß und spielte mit ihrem Fächer, wie Mama es ihr gezeigt hatte. Wenn sie danach ging, wie viele Herren sie um einen Tanz baten und sich in ihre Tanzkarte eintragen ließen, war sie recht erfolgreich. Sie schlug sittsam die Augen nieder, sobald einer von ihnen ihr sagte, wie hübsch sie aussähe, doch innerlich begann sie zu stöhnen.

Hübsch. Sie war hübsch. Ihr Kleid war hübsch, das Haar hübsch frisiert. Wie sie dieses Wort hasste! Warum fand nicht ein Mensch sie wunderschön? Oder zauberhaft? Hinreißend? Berückend? Es gab so viele Worte, und doch schien allen für sie nur eines einzufallen: hübsch!

Die Musiker des kleinen Orchesters stimmten ihre Instrumente. Gleich würde der erste Tanz – ein Cotillon – beginnen. Und der gehörte Mr Hillington.

Ein Lächeln schlich sich auf Lettys Lippen, und sie stellte sich so hin, dass ihr Tanzpartner sie rasch finden würde.

Da kam er auch schon, verbeugte sich vor ihrer Mutter und vor ihr, bot ihr den Arm und führte sie auf die Tanzfläche.

Zwar war der Cotillon einst aus Frankreich gekommen, doch das war so lange her, dass ihn zum Glück niemand mit Napoleon verband. Letty liebte diesen Kontratanz, für den sich nun jeweils vier Paare im Quadrat aufstellten. Man tanzte eine sich wiederholende Hauptfigur, bei der sie zeigen konnte, wie elegant sie die hüpfenden Schritte beherrschte, und weitere Figuren, bei denen man die Partner wechselte, sich zu Kreisen zusammenfand oder zu sogenannten Mühlen. Es gab also die Möglichkeit, Mr Hillington immer wieder kurz zu berühren und ihm Blicke zuzuwerfen.

Die Musik setzte ein, und der Tanz begann mit einem Großen Ring, bei dem alle vier Paare sich an den Händen fassten und sich gemeinsam drehten. Bei zweien der anderen Damen schien es sich um diesjährige Debütantinnen zu handeln, denn Letty hatte sie bisher noch nie gesehen. Die vierte war eine kleine, dunkelhaarige Lady, die ihrem Galan Blicke zuwarf, die der Situation keineswegs angemessen waren.

Letty hatte dank der offenen Worte ihrer Schwester grobe Vorstellungen von dem, was zwischen Mann und Frau nach der Hochzeit ablief, und sie wusste sehr wohl, dass solche Blicke etwas damit zu tun hatten. Sie war sich allerdings nicht sicher, ob sie Genaueres wissen wollte.

Mr Hillington war wirklich ein angenehmer Mann und höchstens fünfundzwanzig. Wenn sie sich beim Tanzen zwischendurch näher kamen, wechselte er stets kurz mit ihr ein paar Worte und ließ es keinen Moment an Höflichkeit fehlen.

Schließlich endete der Tanz mit einem langen Akkord. Die Damen knicksten, die Herren verbeugten sich und geleiteten sie zurück zu ihren Familien.

Zum Glück mussten Letty und Mr Hillington einmal ganz durch den Saal gehen, um ihre Eltern zu erreichen, sodass noch ein kleines bisschen Zeit blieb, miteinander zu reden.

»Es war mir heute ein besonders großes Vergnügen, mit Ihnen zu tanzen, meine liebe Lady Laetitia«, sagte Mr Hillington.

»Das Kompliment kann ich zurückgeben, Mister Hillington«, antwortete Letty von Herzen. So wie er das gesagt hatte, schien es eine spezielle Bedeutung zu haben. Freude erfasste sie.

»Ich hoffe, wir können das bald einmal wiederholen«, schlug er vor.

»Sehr gerne, ich habe heute noch zwei Tänze auf meiner Karte frei, die ich Ihnen überlassen kann«, rutschte es Letty heraus. Im selben Moment wurde ihr klar, was sie gesagt hatte, und sie sah ihn erschrocken an.

Mr Hillington hob die Brauen. Sein Blick war auf einmal skeptisch und ja, abweisend. Er räusperte sich.

»Sie sollten mit Ihren Äußerungen ein wenig vorsichtiger sein, My Lady. Sie dürften sich doch dessen bewusst sein, was es hieße, wenn wir mehr als ein- oder höchstens zweimal miteinander tanzen würden?«

Letty fühlte plötzliche Hitze in ihr Gesicht steigen. Natürlich wusste sie das. Spätestens der dritte Tanz käme nach den gestrengen Regeln für Debütantinnen einer Verlobung gleich. Oder einem Skandal. Und sie hatte Mr Hillington eben einen zweiten und sogar einen dritten Tanz angeboten!

Am liebsten wäre sie vor Scham im Erdboden versunken. Wie hatte sie sich so vergessen und sich ihm praktisch an den Hals werfen können? Sie wollte, musste sich für das Missverständnis entschuldigen, doch kam kein Wort über ihre Lippen.

Auch Mr Hillington schwieg nun. Sobald sie Lettys Eltern erreicht hatten, deutete er eine Verbeugung an und verschwand in der Menge.

»Was ist mit dir, Kind?«, fragte Lady Brentwood. »Dein Teint ist ganz gerötet. Du solltest dich beim Tanzen nicht so echauffieren, das ist wenig damenhaft.«

Letty nickte automatisch. Wenn Mama wüsste, was ihre jüngste Tochter, auf die sie so große Stücke setzte, soeben getan hatte ...

»Es tut mir leid, es geht mir nicht sehr gut«, sagte Letty leise und schlug die Augen nieder.

»Ist es wieder der Magen?«, fragte ihre Mutter besorgt.

Letty nickte.

Ja, irgendwie war es wieder der Magen. Wie so oft in den letzten Wochen. Allzu oft verspürte sie Übelkeit und Völlegefühl, manchmal so stark, dass sie nicht essen konnte. Das war natürlich sehr lästig, denn gleichzeitig musste sie ja versuchen, attraktiv zu wirken, damit sie bis zum Ende der Season einen Mann fand, wie es ihre Eltern von ihr erhofften. Doch wie sollte sie höfliche Konversation mit potenziell interessierten jungen Herren betreiben, wenn sie mit drohendem Erbrechen kämpfte?

Tränen traten ihr in die Augen, und Mama seufzte.

»So kann es nicht weitergehen. Morgen rufe ich Doctor Aldrich, und dann muss etwas geschehen! William!«

Lord Brentwood war dem Gespräch mit gerunzelten Brauen gefolgt. »Absolut. Es muss etwas geschehen«, stimmte er seiner Frau zu.

»Lass die Kutsche rufen, so kann Letty hier nicht bleiben. Sie sieht ja aus wie ...«, flüsterte sie ihrem Gatten zu.

Lettys Herz sank, und ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen.

Immerhin war sie nun eines nicht mehr. Hübsch.

2

Als Cecil Brooke, Baron Bonniston, am Abend vor dem Stadthaus von Lord und Lady Rutherford eintraf, waren die ersten Gäste schon wieder im Aufbruch begriffen. Eine junge Dame, dem weißen Kleid nach eine Debütantin, und ihre Eltern stiegen bereits in die vorgefahrene Kutsche. Um wen es sich handelte, war nicht zu erkennen, aber letztlich konnte ihm das auch egal sein. Ein frühes Gehen bedeutete nicht, dass der Ball kein Erfolg war. Es war durchaus möglich, dass jemand am selben Abend versuchte, zwei Verpflichtungen nachzukommen.

Zudem war eine junge Dame weniger vor Ort eine junge Dame weniger, mit der er tanzen musste. Nicht, dass er Musik und Tanz verabscheute, aber seine Wade bereitete ihm immer noch heftige Schmerzen, wenn er lange auf den Beinen war. Doch dieses Thema war tabu. Er hatte keineswegs vor, darüber zu sprechen, was im Januar passiert war.

Schließlich war eigentlich alles gut gegangen. Nachdem Napoleon die französischen Truppen im Westen Spaniens reduziert hatte, war General Wellesley mit seinen Einheiten, zu denen auch Cecil gehörte, nach Ciudad Rodrigo marschiert. Nach kurzer Belagerung hatten sie diese Stadt im Januar eingenommen. So weit, so gut. Leider hatte jedoch einer der verfluchten Franzmänner, denen Cecil dabei über den Weg gelaufen war, nicht einfach aufgegeben, sondern ihm, bevor er kapitulierte, zuerst noch sein Bajonett in den Unterschenkel gerammt.

Während Wellesley für seinen Sieg von Prince George, dem Prince Regent, zum Earl of Wellington erhoben worden war, war Cecil, für seine Unvorsichtigkeit mit einer heftigen Blessur und anhaltenden Schmerzen bestraft, mit einem Verletztentransport über Portugal nach Hause zurückgekehrt.

Zwar war die Wunde durch die unermüdliche Pflege und Fürsorge seiner Mutter nun doch recht gut verheilt, aber ganz der Alte war er nicht. Und würde es vielleicht nie mehr werden. Denn der Schmerz erinnerte ihn auch immer wieder an die Kämpfe des letzten Jahres in Portugal und Spanien und an die Kameraden, die dabei ihr Leben gelassen hatten. Es war nicht leicht, den Krieg zu vergessen, selbst wenn er für ihn nun beendet war.

Doch heute Abend war er nicht hier, um die Vergangenheit wieder und wieder zu durchleben, sondern um in die Zukunft zu schauen. Und die deutete sich in rosigem Lichte an, denn Cecil würde sie nicht allein verbringen. Die Gefahren des Krieges hatten ihm bewusst gemacht, wie viel Schönes und Gutes ihn umgab und welchen Wert Beständigkeit hatte. Er hatte sich daher entschlossen, alsbald zu heiraten und die Familienlinie fortzusetzen.

Und wer war als seine Auserwählte besser geeignet als Lady Evelyn, Viscount Skiptons einzige Tochter? Höchsterfreut hatte Cecil zur Kenntnis genommen, dass sie sich in seiner Abwesenheit weder verlobt noch verheiratet hatte.

Er hatte Lady Evelyn vor zwei Jahren kennengelernt. Bei einer musikalischen Soiree mit einem darauffolgenden Abendessen bei Lady Attersley war sie seine Tischdame gewesen. Ihre großen blauen Augen hatten ihn bewundernd angestrahlt, als er ihr davon erzählt hatte, dass er sich den britischen Truppen gegen Napoleon anschließen wollte. Er erinnerte sich, dass sie hübsch war und blond, wenn er sich auch ihre genauen Gesichtszüge im Augenblick nicht zurück ins Gedächtnis rufen konnte.

Und nicht nur, dass er ihr Äußeres als sehr ansprechend und ihr Wesen als sanft empfunden hatte, sie war natürlich eine gute Partie mit Familienverbindungen zum Königshaus und einer ansehnlichen Mitgift.

Ja, Lady Evelyn war die Richtige. Dessen war sich Cecil sicher. Und er war sich ebenso sicher, dass sie heute beim Rutherford-Ball sein würde. Denn wer von Rang und Namen war das nicht?

Es dauerte nicht allzu lange, bis er Viscount Skipton entdeckte, der sich mit zwei jungen Damen unterhielt. War eine davon Lady Evelyn?

Cecils Herzschlag beschleunigte sich leicht, als er auf die Gruppe zutrat.

»Ah, Bonniston, Sie hat man ja ewig nicht gesehen!«, grüßte ihn der Viscount, sobald er ihn bemerkte. »Ich habe gehört, Sie haben die Franzosen das Fürchten gelehrt!«

»Ich habe mein Bestes gegeben«, antwortete Cecil höflich.

»Dann muss ich Ihnen meine Nichten vorstellen. Miss Rutledge und Miss Judith Rutledge.«

»Ich bin hocherfreut«, sagte Cecil und begrüßte die beiden Debütantinnen formvollendet.

»Leider sind unsere Tanzkarten schon voll«, verriet Miss Rutledge mit keckem Augenaufschlag, und ihre Schwester nickte. »Sie sind zu spät gekommen, Your Lordship.«

»Ich bedaure das zutiefst«, behauptete Cecil, doch insgeheim war er froh, dass sein Plan aufgegangen war und die meisten Damen ihre Tänze um diese Zeit bereits versprochen hatten. Natürlich würde das bedeuten, dass auch Lady Evelyn wohl keine freien Spalten mehr auf ihrer Tanzkarte hatte, doch sicher ergab sich zumindest die Gelegenheit, mit ihr zu sprechen und ihre Vorhaben für die folgenden Tage zu erfahren. Dann konnte er seine eigenen Pläne in Ruhe anpassen.

Ein weiterer Tanz wurde angekündigt, zwei junge Herren erschienen und führten die Rutledge-Schwestern zur Tanzfläche.

»Darf ich mich nach Ihrer werten Gattin erkundigen?«, fragte Cecil. »Und nach Lady Evelyn?«

»Sie dürfen, Sie dürfen, mein lieber Bonniston. Meiner Gemahlin geht es ausgezeichnet, sie wollte mit Lady Winwick in den Kartenraum gehen. Die beiden sind ja begeisterte Whist-Spielerinnen und haben seit Jahren so etwas wie eine stehende Verabredung, bei jedem Treffen mindestens eine Partie zu spielen. Lord Winwick wird man ohnehin nirgendwo anders antreffen, ich weiß allerdings nicht, wer als Viertes dazugestoßen ist. Wenn Sie sich beeilen, könnten Sie der Glückliche sein. Oder der Unglückliche, falls Sie gegen meine Frau spielen.«

Cecil nickte höflich. »Ich werde es mir reiflich überlegen«, sagte er. »Und Lady Evelyn? Ich würde ihr gerne meine Aufwartung machen.«

Das Gesicht des Viscounts verdüsterte sich kurz, dann strahlte er erneut. »Meiner Tochter geht es auch sehr gut. Also hoffe ich doch.«

Cecil sah ihn fragend an.

»Sie ist derzeit nicht in London. Im Augenblick steht sie ihrer kranken Tante, meiner verwitweten Schwester, zur Seite. Wegen einer Unpässlichkeit.«

»Ach, tatsächlich?« Musste er Skipton jede kleinste Information über seine Tochter aus der Nase ziehen? Der Mann hielt doch sonst nicht mit seinen Gedanken hinterm Berg.

»Ja, das liebe Kind wollte die Tante in dieser Situation nicht allein lassen. Aber sie wird natürlich wiederkommen. Bald, denke ich.«

»Es freut mich, das zu hören«, sagte Cecil. »Ich habe ...« Er zögerte, doch warum sollte er die Gelegenheit nicht sofort wahrnehmen, wenn sie sich ihm schon einmal bot?

»Ich habe Lady Evelyn in angenehmster Erinnerung und freue mich sehr auf ein Wiedersehen.«

»Ach ja?« Viscount Skipton sah ihn aufmerksam, ja fast auffordernd an.

»Ich würde daher gern darum bitten, ihr den Hof machen zu dürfen.«

Über Skiptons Gesicht ging ein Strahlen. »Bonniston! Was für eine schöne Überraschung. Selbstverständlich sind Sie mir als Schwiegersohn willkommen.«

Einen Moment schrak Cecil ob der direkten Worte zusammen. Schwiegersohn? Diese Bezeichnung war völlig übereilt, doch war dies im Prinzip nicht genau das, was er erhofft hatte? Er beschloss, nicht zu widersprechen, sondern das Wiedersehen mit Lady Evelyn abzuwarten.

»Vielen Dank.«

»Ach, kommen Sie, Bonniston, darauf müssen wir ein Glas trinken.«

Es dauerte eine ganze Weile, bis Cecil sich aus den Fängen des Viscounts befreit hatte, der gar nicht genug über den Krieg auf der Iberischen Halbinsel hören konnte, und mehrmals betonte, wie glücklich er über die bevorstehende Verlobung war.

Ein kleines bisschen seltsam fühlte es sich an, dass die Braut noch gar nichts von dem freudigen Ereignis wusste, fand Cecil. Doch dann dachte er voller Zuversicht an Lady Evelyns blaue Augen und an den Blick, den sie ihm geschenkt hatte.

»Bonniston!«, tönte eine Männerstimme hinter ihm. »Ich war mir nicht sicher, ob ich richtig gesehen habe! Aber du bist es tatsächlich.«

»Cannilworth! Guten Abend.«

Cecil unterdrückte ein Seufzen. Lord Cannilworth war, was seinen Redefluss betraf, noch ausdauernder als Viscount Skipton.

»Ist Napoleon schon besiegt, oder was machst du in London?«

»Schön dich zu treffen«, wich Cecil der Frage aus. Wenn er Cannilworth von seiner Verletzung erzählte, würden morgen früh sämtliche Spatzen der Stadt ein Lied darüber pfeifen.

»Soll ich dich mit den Schönheiten der neuen Season bekanntmachen?«, schlug Cannilworth vor. »Nach was ist dir? Blond, brünett oder gar rothaarig? Da ist eine Debütantin, die die leuchtendsten Haare hat, die ich je gesehen habe. Na ja, fast. Eines der Mädchen von Madame Loulou hat einen ebenso außergewöhnlichen Farbton. Überall, wenn du verstehst, was ich meine.«

Er lachte, und Cecil stimmte höflicherweise mit ein.

»Was hältst du davon, wenn wir nach dieser Veranstaltung Madame Loulous Etablissement einen Besuch abstatten? Dann kannst du sehen, was ich meine.«

»Wer sagt, dass mir solche Kenntnisse fehlen?«, gab Cecil zurück.

»Ach, sag bloß.«

Cannilworth sah sich im Ballsaal um. »Lass mal sehen, wohin mich meine Füße nun tragen sollten.«

Cecil wollte die Gelegenheit wahrnehmen weiterzugehen, als Cannilworth sich ihm erneut zuwandte.

»Was hattest du denn so lange mit Skipton zu besprechen?«, fragte er, pure Neugier im Blick.

»Nun, er wollte einiges über die Kämpfe in Spanien hören«, begann Cecil vorsichtig. »Und er hat mir erzählt, dass Lady Evelyn derzeit ihrer Tante Gesellschaft leistet, die unpässlich ist.«

»Ach, hat er das so gesagt?« Cannilworth schmunzelte.

Cecil sah ihn fragend an.

»Ich habe etwas ganz anderes gehört.« Cannilworth trat näher an ihn heran und murmelte ihm ins Ohr: »Skipton soll seine Tochter bei einer Indiskretion erwischt haben. Aber da der Herr keineswegs passend war, hat er sie kurzerhand aus der Schusslinie genommen und zu ihrer Tante nach Cheltenham geschickt, bis sich hier alles beruhigt hat.«

Cecil zog die Brauen zusammen. »Solchen Gerüchten sollte man nicht glauben«, sagte er. »Ich habe Lady Evelyn vor zwei Jahren als sehr nette junge Dame kennengelernt.«

Cannilworth zuckte mit den Achseln. »Das eine hat mit dem anderen wenig zu tun. Lady Evelyn amüsiert sich eben gern.«

Cecil schluckte. Was hatte er getan? Konnte es stimmen, was Cannilworth sagte? Dann war es kein Wunder, dass Lord Skipton so schnell zugesagt hatte, Cecil um seine Tochter werben zu lassen. Falls das Gerücht auf Wahrheit beruhte, musste ihr Vater heilfroh sein, wenn sich jemand in Cecils Position für Lady Evelyn interessierte.

Aber vielleicht war alles auch nur dummer Klatsch. Cecil wusste, wie gern die vornehme Gesellschaft über andere tuschelte. Manchmal steckte nichts als ein wenig Boshaftigkeit einer Rivalin dahinter.

Warum hatte er nicht einfach abgewartet? Sich der Dame zuerst langsam genähert, um sie noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen? Nun war er für ihren Vater so gut wie verlobt!

»Und Lady Evelyn scheint aus dem Vorfall nichts gelernt zu haben«, fuhr Cannilworth fort. »Wenn ich einem Freund Glauben schenke, der vor ein paar Tagen nach London zurückgekehrt ist, kann ihre Tante sie auch nicht unter Kontrolle halten. Die junge Dame scheint im beschaulichen Cheltenham ziemlich viel Staub aufzuwirbeln.«

Er lächelte anzüglich, dann setzte er hinzu: »Aber natürlich kann das auch eine völlige Übertreibung sein.«

Cecil nickte abwesend und verabschiedete sich bald darauf.

Er musste nachdenken.

3

Und nun zeigen Sie mir bitte noch einmal die Zunge«, sagte Dr Aldrich mit ernster Miene.

Unter den besorgten Augen ihrer Mutter hatte er Lettys Puls gefühlt, ihren Oberbauch abgeklopft, darauf herumgedrückt, und nun betrachtete er ihre herausgestreckte Zunge.

»Aha«, sagte er.

»Ist es etwas Ernstes?«, fragte Mama besorgt.

Der Arzt wiegte den Kopf. »Wie man's nimmt. Es handelt sich hier um eine Dyspepsie, eine Störung des Verdauungssystems, vielleicht sogar um einen gastro-intestinalen Katarrh.«

Letty zog ihre Zunge wieder zurück und schloss den Mund. Dyspepsie klang nicht gut und das mit dem Katarrh erst recht nicht. Doch immerhin würde sie heute einfach im Bett bleiben dürfen.

»Ich empfehle zunächst einen Aufguss von Kamillenblüten, der in kleinen Schlucken getrunken werden soll«, sagte der Arzt zu ihrer Mutter. »Es darf gern auch eine Prise Zimt hinzugefügt werden.«

Lady Brentwood nickte. »Ich lasse den Tee gleich zubereiten. Was noch?«

»Wie lange dauern die Beschwerden schon an?«

»Die arme Kleine klagt schon seit ein paar Wochen darüber.«

»Und zeigt sie auch Anzeichen von Schwermut?«

Warum befragte Dr Aldrich eigentlich ihre Mutter und nicht sie?

»Das könnte ich jetzt nicht behaupten.« Mama warf ihr einen prüfenden Blick zu.

»Nun, wir müssen vorsichtig sein. Solch ein gastro-intestinaler Katarrh kann letztendlich zu einer Appendizitis führen.«

Angesichts seines ernsten Gesichts griff sich Lady Brentwood an die Brust.

»Um Gottes willen! Das klingt ja schrecklich! Was können wir tun?«

»Ich werde Ihnen ein Pulver verschreiben, das Ihre Tochter vor jeder Mahlzeit einnehmen muss. Aber für eine wirkliche, dauerhafte Besserung sollten Sie die Möglichkeit einer Trinkkur in Betracht ziehen. Das regelmäßige Zusichnehmen frischen, mineralhaltigen Wassers in einer ruhigen Umgebung kann durchaus zur vollständigen Heilung dieser Beschwerden führen.«

»Eine Trinkkur?«, wiederholte Lady Brentwood.

Eine Trinkkur?

Durch Lettys Kopf zuckten Bilder von alten Damen und Herren, die sich um einen Brunnen scharten, die Gläser in ihren gichtigen Händen ausgestreckt, während eine pausbackige Frau mit weißem Häubchen und strengem Blick dafür sorgte, dass alle die angemessene Menge des gesunden Wassers austranken.

»Und das so bald wie möglich«, setzte der Arzt hinzu.

»Aber, Doctor Aldrich, die Season hat doch gerade begonnen ...«

Mamas Worte erstarben unter seinem strengen Blick.

»Liegt Ihnen die Gesundheit Ihrer Tochter am Herzen? Dann sind gesellschaftliche Verpflichtungen das Letzte, woran Sie denken sollten. Sehen Sie es einmal so, Your Ladyship, je früher die Patientin einen Kurort besucht, desto früher wird sie geheilt zurückkommen.«

Er stand auf und wandte sich nun endlich an Letty. »Und keine Aufregungen, Lady Laetitia, keine Aufregungen!«

Mit diesen Worten verließ er Lettys Schlafzimmer, dicht gefolgt von Lady Brentwood, die ganz offensichtlich noch tausend Fragen hatte.

Doch bevor ihre Mutter die Zimmertür hinter sich schließen konnte, schlüpfte eine andere weibliche Gestalt herein. Ada.

»Little one, was machst du denn für Sachen?«, rief sie.

»Was hast du gehört?«, fragte Letty misstrauisch.

»Dass du gestern den Ball schon früh verlassen musstest, weil du krank geworden bist. Was hast du denn, und wie geht es dir jetzt?« Ihre Schwester setzte sich auf den Bettrand und strich ihr über die Stirn.

Letty ignorierte die Frage. »Sonst hast du nichts gehört? Vom Ball, meine ich?«

Ada sah sie prüfend an. »Dann weißt du also schon, dass Sibyl verschwunden ist? Spurlos?«

Letty riss die Augen auf. »Sibyl ist verschwunden? Aber ich habe sie doch gestern noch beim Ball gesehen.«

Ada zuckte mit den Achseln. »Das haben viele Leute. Aber irgendwann war sie dann einfach weg, und die Suche nach ihr am Ende des Balls blieb erfolglos. Ihre Großeltern denken, dass sie entführt wurde. Und Lord Darnstaple hat ein ziemliches Gewese darum gemacht, sogar davon gesprochen, eine Belohnung auszusetzen. Er hat offenbar ein Auge auf das Vermögen von Lord Henley geworfen, das Sibyl dereinst erben wird.«

»Du sagst das so ruhig! Glaubst du etwa nicht an eine Entführung?«

»Ich hatte im letzten Herbst auf Brent Castle ein paar recht offene und interessante Gespräche mit der ach so zurückhaltenden Lady Sibyl.« Ada grinste. »Und ich persönlich denke, dass sie einfach die Nase voll hatte von der feinen Gesellschaft und ihrem Heiratsmarkt im Allgemeinen und Lord Darnstaple im Besonderen und irgendwohin geflohen ist. Aber der Theorien gibt es viele, und jeder und jede gibt vor, mehr zu wissen, als es zu wissen gibt.«

Letty atmete auf. Nicht nur, weil ihre Schwester dem Verschwinden Sibyls keinerlei Gefahr zuschrieb, sondern auch, weil dieses neue, aufregende Gesprächsthema ihren eigenen Fauxpas selbst dann überschatten würde, falls Mr Hillington seinen Freunden von ihrer skandalösen Dreistigkeit erzählt haben sollte.

»Aber jetzt sag endlich, was hast du?«, fragte Ada noch einmal.

»Dyspepsie. Und der Arzt will, dass ich Kamillentee trinke und mineralisches Wasser in einem Kurort.«

»Ach, und deshalb ziehst du ein Gesicht, als wäre das etwas Schlimmes?«

Letty seufzte tief und Ada lachte.

»Dann fährst du eben nach Bath, bis es dir wieder besser geht. Bath ist ja keine kleine Provinzstadt, sondern immerhin die achtgrößte Stadt des Landes. Auch dort gibt es Bälle und Konzerte und ...«, sie zwinkerte, »... junge Herren.«

Die Schlafzimmertür öffnete sich und Lady Brentwood kam zurück.

»Ada, mein Kind, wie schön, dich zu sehen! Hast du gehört, dass deine Schwester krank ist?«

»Ja, Papa hat mich benachrichtigt, dass ihr den Arzt gerufen habt. Und da mein literarischer Salon heute erst am späten Nachmittag stattfindet, bin ich sofort gekommen, um mein kleines Schwesterchen etwas aufzumuntern.«

Letty wurde warm ums Herz. Früher hatten Ada und sie sich nicht gerade nahegestanden. Der Altersunterschied von fast neun Jahren und Adas seltsame Interessen wie Bücher und Wissenschaften hatten sie stets getrennt. Anders als Letty hatte sich Ada nie für gesellschaftliche Ereignisse oder gar fürs Heiraten interessiert, und doch war sie jetzt die Marchioness of Bayne. Und es war, als hätte ihre Ehe eine neue, weichere, duldsamere Seite an ihr zum Vorschein gebracht, sodass die Schwestern einander nun deutlich näher standen als in der Vergangenheit.

»Ich habe ihr auch schon erzählt, wie schön Bath ist«, behauptete Ada und lächelte Letty aufmunternd zu. »Sie wird dort sicher ganz schnell gesund werden.«

Lady Brentwood schüttelte irritiert den Kopf.

»Wie kommt ihr auf Bath? Doctor Aldrich hat ausdrücklich von der Lansdown-Quelle in Cheltenham gesprochen. Die mineralische Zusammensetzung soll dort ähnlich sein wie in Kissingen auf dem Kontinent, und man hat bei solchen Beschwerden, wie deine Schwester sie hat, gute Erfahrungen mit dem Trinken dieses Wassers gemacht.«

»Cheltenham?«, fragte Letty entsetzt. Mit dem Gedanken an Bath hatte sie sich gerade noch anfreunden können, aber Cheltenham?

»Äh, also, ich glaube, da soll es auch sehr hübsch sein«, sagte Ada schnell. »Der König war vor vielen Jahren einmal dort und soll sich mit Spaziergängen, Theaterbesuchen und Ausritten sehr vergnügt haben.«

»Aber gesund ist er nicht geworden!« Letty schmollte.

»Du wirst deine Dyspepsie doch nicht mit dem Leiden des Königs vergleichen wollen«, sagte Lady Brentwood empört. »Lass das um Gottes willen nicht Queen Charlotte oder den Prince Regent hören!«

»Ich habe gehört, Cheltenham ist sehr modern, und viele hochgestellte Persönlichkeiten sind dort zu finden, die auf das frische mineralhaltige Wasser schwören«, beeilte sich Ada zu erklären. »Grandmama lebt auf jeden Fall gern dort.« Sie nickte Letty aufmunternd zu.

»Wie dem auch sei, in dieser Sache bestimmen dein Vater und ich«, sagte Lady Brentwood. »Und wir wollen, dass du gesund wirst und so schnell wie möglich wieder an der Londoner Season teilnimmst. Also wird Gooding heute noch deine Sachen packen, damit du morgen zu deiner Großmutter abreisen kannst.«

»Morgen?« Das Entsetzen musste Letty ins Gesicht geschrieben stehen, denn Ada warf ihr einen mitleidigen Blick zu. »Aber Mama – werden wir nicht morgen Nachmittag bei Lady Hounslow erwartet? Was wird sie sagen, wenn wir beide ...«

»Nicht wir beide«, stellte ihre Mutter klar. »Du wirst natürlich allein nach Cheltenham reisen. Wie du ja eben selbst festgestellt hast, habe ich Verpflichtungen in London.«

»Allein?«

»Natürlich nicht wirklich allein, aber eben ohne mich. Ich habe soeben nach Cousine Jemima geschickt, sie kann dich begleiten.«

»Cousine Jemima!«, riefen Letty und Ada im Chor und wechselten einen Blick.

Die Cousine zweiten Grades ihrer Mutter war ein altes Fräulein von siebenunddreißig Jahren, gebildet, aber umständlich in ihrem Wesen und mit mehr als nur Misstrauen dem männlichen Geschlecht gegenüber ausgestattet.

»Cousine Jemima wird eine ausgezeichnete Reisebegleiterin und Anstandsdame für Letty sein«, erklärte Lady Brentwood ihrer älteren Tochter über Lettys Kopf hinweg. »Und sie wird sich freuen, ein paar Wochen lang eine richtige Aufgabe zu haben.«

Ada nickte langsam, dann erhob sie sich vom Bettrand.

»Mach dir keine Sorgen, little one«, sagte sie zu Letty. »Die Zeit wird sicher ganz rasch vergehen, und bald bist du wieder gesund. Und bis dahin schreibe ich dir jede Woche einen Brief nach Cheltenham.«

Erneut wurde alles entschieden, ohne dass Letty auch nur einmal gefragt wurde, was sie davon hielt.

Sie seufzte und ergab sich in ihr Schicksal.

4

Cecil konnte es drehen und wenden, wie er wollte, es gab nur eine Möglichkeit, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen, das ihn seit dem vergangenen Abend plagte: Er musste sich selbst davon überzeugen, dass Cannilworths Worte nichts als dummes Gerede waren. Er musste zu Lady Evelyn nach Cheltenham fahren.

Am liebsten hätte er gleich nach dem Frühstück anspannen lassen. Es kam ihm allerdings gerade noch rechtzeitig in den Sinn, dass es von Vorteil sein könnte, nicht übereilt und unvorbereitet in die Kurstadt zu fahren. Er hatte schließlich erst vor wenigen Stunden feststellen müssen, wozu ein paar spontane Worte führen konnten.