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Eine zauberhafte Liebesgeschichte zur Regency-Zeit. Romantisch, sinnlich, spannend.
1813: Seit dem Tod ihrer Stiefmutter bei der Geburt des kleinen Harry hat Charlotte im Trauerhaus ihres Vaters den Haushalt geführt. Es war ein einsames Jahr, in dem sie sich jedoch liebevoll um Harry gekümmert hat. Deshalb freut sich Charlotte sehr auf die beginnende Season, in der sie endlich wieder ausgehen und Bälle besuchen kann. Auch ihr Vater, Lord Dallingham, scheint zu neuem Leben erwacht, sobald sie in London angekommen sind. Schon bei der ersten gesellschaftlichen Veranstaltung trifft er auf Lady Taunton und ist völlig fasziniert von der schönen Witwe.
Charlotte ist entsetzt, weiß sie doch von ihrer Schwester Matilda, dass Lady Taunton keineswegs so wohlhabend ist, wie sie tut, und einmal sogar des Diebstahls überführt wurde. Nur mit Mühe gelingt es ihr, die Verlobung ihres Vaters gerade noch zu verhindern. Er wendet sich umgehend einer anderen Witwe zu. Allerdings ist eine Verbindung mit dieser Dame auch ganz und gar nicht erstrebenswert. Charlotte muss die beginnende Romanze unterbinden!
Viscount Hornible ist mindestens ebenso fassungslos wie Charlotte, als seine Mutter ihm träumerisch mitteilt, dass sich zwischen ihr und Lord Dallingham zarte Bande entwickeln. Widerwillig schmieden Timothy und Charlotte nun Pläne, ihre Elternteile auseinanderzubringen. Die gemeinsame Intrige bringt sie einander jedoch auf unerwartete Weise näher ...
Für alle Fans von BRIDGERTON, QUEEN CHARLOTTE und GEORGETTE HEYER.
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Seitenzahl: 233
Veröffentlichungsjahr: 2024
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1813: Seit dem Tod ihrer Stiefmutter bei der Geburt des kleinen Harry hat Charlotte im Trauerhaus ihres Vaters den Haushalt geführt. Es war ein einsames Jahr, in dem sie sich jedoch liebevoll um Harry gekümmert hat. Deshalb freut sich Charlotte sehr auf die beginnende Season, in der sie endlich wieder ausgehen und Bälle besuchen kann. Auch ihr Vater, Lord Dallingham, scheint zu neuem Leben erwacht, sobald sie in London angekommen sind. Schon bei der ersten gesellschaftlichen Veranstaltung trifft er auf Lady Taunton und ist völlig fasziniert von der schönen Witwe.
Charlotte ist entsetzt, weiß sie doch von ihrer Schwester Matilda, dass Lady Taunton keineswegs so wohlhabend ist, wie sie tut, und einmal sogar des Diebstahls überführt wurde. Nur mit Mühe gelingt es ihr, die Verlobung ihres Vaters gerade noch zu verhindern. Er wendet sich umgehend einer anderen Witwe zu. Allerdings ist eine Verbindung mit dieser Dame auch ganz und gar nicht erstrebenswert. Charlotte muss die beginnende Romanze unterbinden!
Viscount Hornible ist mindestens ebenso fassungslos wie Charlotte, als seine Mutter ihm träumerisch mitteilt, dass sich zwischen ihr und Lord Dallingham zarte Bande entwickeln. Widerwillig schmieden Timothy und Charlotte nun Pläne, ihre Elternteile auseinanderzubringen. Die gemeinsame Intrige bringt sie einander jedoch auf unerwartete Weise näher ...
Freda MacBride
Bist du fertig, mein Kind?«, tönte Lord Dallinghams Stimme durch Charlottes Schlafzimmertür. »Die Kutsche steht bereit.«
Charlotte hob die Brauen und grinste ihre Zofe Effie an, die gerade ein letztes Apfelblüten-Zweiglein in ihr dunkles Haar steckte.
»Papa scheint begieriger, heute Abend den Ball zu besuchen als heute Morgen die Sitzung des Parlaments«, sagte sie leise, dann rief sie: »Ja, Papa, nur noch einen winzigen Moment.«
»Ich warte in der Eingangshalle.«
»Gut, Papa, ich komme sofort.«
»His Lordship ist heute Abend wirklich äußerst ungeduldig«, stellte Effie fest.
Charlotte nickte. »Ich verstehe ihn ja. Das Trauerjahr war für ihn sehr ... nun ja, traurig eben. Und ein bisschen einsam, fürchte ich.«
»Dabei kann er sich wirklich glücklich schätzen, dass du eingesprungen bist, um seinen Haushalt zu führen, und der kleine Harry auch.«
»Was hätte ich sonst tun sollen?«
»Dir einen Ehemann suchen? Die selige Lady Dallingham war schließlich nicht blutsverwandt mit dir, da hätten auch drei oder vier Wochen Trauerzeit ausgereicht«, erklärte Effie nüchtern. »Stattdessen hast du dir die gesamte Season 1812 entgehen lassen!«
»Dafür habe ich mit der Misswirtschaft meiner Stiefmutter aufgeräumt und gutes, verlässliches Personal gefunden. Besonders für den kleinen Harry war mir das wichtig. Schließlich muss der Arme mutterlos aufwachsen.«
»Du gibst ihm mehr Zeit und Zuneigung, als das Lady Dallingham je getan hat.«
»Ich bin immerhin seine Halbschwester.«
Effie seufzte. »Harry hat wirklich Glück mit dir. Denn der beste Vater ist Lord Dallingham nicht.«
»Effie!«
»Ist doch wahr. Als eure Mutter starb, hat er dich und Matilda einfach zu eurer Großmutter nach Schottland geschickt und ihr habt ihn erst nach Jahren wiedergesehen.«
»Er kann eben mit kleinen Kindern nicht viel anfangen. Und in Schottland aufzuwachsen war herrlich. Überleg mal, dass wir uns nie kennengelernt hätten, wenn Papa damals nur irgendein Kindermädchen für Matilda und mich in Dallingham Hall eingestellt hätte. Dann wärst du immer noch in deinem kleinen armen Highlanddorf und nicht hier mit mir in London.«
Effie zuckte mit den Achseln.
»Und du hättest keine Zofe, die gleichzeitig eine Freundin ist, mit der du jederzeit offen reden kannst. Und die dich auf dem Boden der Wirklichkeit hält. Wer weiß, was für eine eingebildete Schnepfe du sonst geworden wärst!«
Charlotte zuckte zusammen und öffnete ihren Mund für eine heftige Erwiderung. Doch dann atmete sie nur durch, schloss die Lippen wieder, nickte, lächelte und erhob sich von der gepolsterten Bank am Frisiertisch.
Natürlich hatte Effie recht – wie einsam wäre sie im vergangenen Jahr gewesen ohne die junge Schottin, die sie seit ihrer Kindheit kannte. Ihre Schwester Matilda war ihr keine große Hilfe, sie war mit ihrem Gatten fast ständig auf Reisen und sah überhaupt nicht, dass Papa wirklich Beistand brauchte, seit er zum zweiten Mal verwitwet war.
Und so war es eben Charlotte gewesen, die im letzten Jahr die Zügel von Dallingham Hall übernommen und nun auch dafür gesorgt hatte, dass das Londoner Stadthaus ihres Vaters für die neue Season vorbereitet war.
»Danke, Effie«, sagte sie und meinte damit nicht nur die Hilfe beim Ankleiden und Frisieren. »Ich gehe jetzt besser schnell hinunter und lasse Papa nicht länger warten.«
»Jawohl, My Lady, ich wünsche einen schönen Abend, My Lady.« Effie knickste. »Und ich hätte hinterher gern einen Bericht, My Lady, vor allem über die jungen unverheirateten Herren.«
Charlotte verdrehte die Augen.
»Nicht alle haben Männer im Kopf, meine liebe Effie.«
»Ich hab sie auch nicht gern im Kopf, sondern lieber ...«
»Effie!«
Effie zuckte mit den Achseln. »Der liebe Gott hat auch die Lust geschaffen.«
»Nicht für junge Damen der Gesellschaft. Die meisten sind nicht nur unschuldig, sondern werden dazu noch völlig unwissend gehalten.«
»Deswegen fallen sie dann ja so leicht auf gewissenlose Verführer rein. Es ist besser, ein Mädchen weiß, was es erwartet und ab wann es vorsichtig sein sollte.«
»Mit dir im Haushalt kann man diesem Wissen kaum entgehen ...«
Ein Geräusch von der Tür ließ sie innehalten. Das Hausmädchen Mary kam herein und knickste. »His Lordship lässt fragen, wie lange My Lady noch braucht.«
Charlotte drehte sich um und griff nach ihrem Retikül. »Ich bin fertig.«
Es war keineswegs so, dass Charlotte sich nicht auf das bunte Programm der Bälle, Konzerte und Abendgesellschaften freute, die London ihnen in den nächsten Monaten bieten würde. Doch das unbeschreibliche sorglose Entzücken, das sie vor zwei Jahren in ihrer ersten Season gefühlt hatte, wollte sich nicht einstellen. Sie war eben nicht mehr die unbeschwerte und etwas naive Lottie, die sich höchstens um ihre wagemutige ältere Schwester sorgte. Sie war Lady Charlotte, die Tochter des Earl of Dallingham, pflichtbewusst und zuverlässig. Und wahrscheinlich ein bisschen langweilig.
Nun schritt sie an der Seite ihres Vaters die Treppe hinauf, um die Gastgeber, Lord und Lady Hounslow, zu begrüßen.
Papa war wirklich erstaunlich guter Laune und ließ seinen Charme spielen. Überraschenderweise hatte er gerade eben in der Kutsche sogar die Bemerkung fallen lassen, dass er vielleicht bald selbst einmal eine kleine Abendgesellschaft geben würde. Charlotte hoffte, dass er ihr zumindest rechtzeitig Bescheid sagte, denn durch die lange Trauerzeit hatte sie als Gastgeberin einer größeren Gesellschaft noch keinerlei Erfahrungen.
Eine ältere Dame in einem rostroten Kleid stürzte mit strahlendem Lächeln auf sie zu, und Charlotte erkannte Lady Attersley.
»Meine Liebe, ich freue mich so, Sie wiederzusehen. Geht es Ihnen gut? Ich bin überglücklich, dass Sie sich endlich wieder in Gesellschaft zeigen. Sie freuen sich sicher schon auf all die Zerstreuungen, die London uns von nun an wieder bietet.«
Charlotte knickste. »Es geht mir sehr gut, My Lady, danke. Und natürlich freue ich mich zunächst einmal auf den heutigen Ball.«
»Das sei Ihnen gegönnt.« Lady Attersley senkte die Stimme. »Es sind ein paar sehr nette Herren hier, die gewiss erfreut sein werden, die Bekanntschaft einer so kompetenten jungen Dame zu machen.«
Sie drückte kurz Charlottes Hand und eilte dann weiter, um eine andere Bekannte zu begrüßen.
Charlotte unterdrückte ein Seufzen. Es lag nicht in ihrer Absicht, Herren kennenzulernen, die aus praktischen Gründen auf eine Ehe mit ihr aus waren. Natürlich galt es für viele als ein Pluspunkt, dass sie nachgewiesenermaßen einen großen Haushalt führen konnte. Und dass sie eine gute Mitgift einbringen würde.
Charlotte jedoch sehnte sich vielmehr nach Bewunderung, nach Liebe, nach Leidenschaft.
Und nach einem Glas Champagner, das ihr hoffentlich die Nervosität nehmen würde.
Wie sehe ich aus?«, fragte Lady Hornible und drehte sich einmal um sich selbst.
»Wie immer«, antwortete ihr Sohn.
»Timmy! Dies ist ein ganz neues Kleid! Und meine Zofe hat sich heute mit der Frisur übertroffen, findest du nicht?«
Timothy zuckte mit den Achseln. »Ich habe nicht darauf geachtet. Ich habe nur in dein Gesicht geschaut. Und das ist so wie immer.«
Nein, es war nicht wie immer, korrigierte er sich. Es sah mit der plötzlich deutlichen Zornesfalte entschieden verärgerter aus als sonst.
»Du bist einfach eine schöne Frau, Mama«, sagte er schnell.
Lady Hornible seufzte. »Du solltest dir das noch einmal überlegen mit deiner unbedingten Ehrlichkeit, Timmy. Ich glaube nicht, dass dir diese Eigenschaft viele Freunde einbringt oder gar eine Braut.«
»Zum einen bin ich nicht auf der Suche nach einer Braut – immerhin bin ich mit Lady Alice verlobt, auch wenn Lord Clafton dies noch nicht öffentlich bekannt gegeben hat. Und zum anderen hast du versprochen, mich nicht mehr Timmy zu nennen.«
»In der Öffentlichkeit«, warf Lady Hornible ein. »Zu Hause hört uns ja niemand.«
Timothy war sich da nicht so sicher. Man durfte die Bediensteten nicht unterschätzen. Hatte nicht der neue Lakai sein Gesicht kaum unter Kontrolle gehabt, als Mama kurz nach ihrer Ankunft im Londoner Stadthaus ihr energisches »Timmy« durch das Haus geschmettert hatte? Aber die Dowager Viscountess war eben, wie sie war. Und wenn er sie nun wirklich von oben bis unten ansah, konnte er stolz auf seine distinguierte Mama sein, die ihre Witwenschaft seit fünf Jahren mit Würde trug.
Und so schritt der junge Viscount Hornible schließlich mit seiner elegant in gedecktem Grün gewandeten Mutter die Treppen zum Ballsaal im altehrwürdigen Stadthaus von Lord und Lady Hounslow empor, lächelnd und voller Vorfreude.
Nachdem sie die Gastgeber begrüßt und ein paar Artigkeiten ausgetauscht hatten, wandte sich Lady Hornible zwei Damen zu, die mit Lady Attersley plauderten, und gab Timothy frei, um seinem eigenen Vergnügen nachzugehen.
Er mochte diese Bälle, bei denen alle als bereits vorgestellt galten, wodurch der höfliche Eiertanz um Rang und Vortritt auf ein Minimum beschränkt wurde. Auch war es so möglich, jede der anwesenden jungen Damen ohne umständliches Zeremoniell zum Tanz aufzufordern.
Anders als viele Herren tanzte Timothy für sein Leben gern. Er liebte Musik, und er liebte es, sich im Takt dazu zu bewegen. Dabei zog er die heiteren Country Dances den formelleren Tänzen wie dem Cotillon oder der Quadrille vor. Doch sein Lieblingstanz war der Walzer. Leider hatte er noch nicht allzu oft Gelegenheit gehabt, sich zu diesen neuen Klängen aus den deutschen Landen zu drehen, obwohl er längst von einem Tanzmeister die Schritte erlernt hatte. Viele Gastgeberinnen empfanden das Herumgewirbel der Paare jedoch als zu skandalös. Nichtsdestoweniger war sich Timothy sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sich dieser schwungvolle Tanz auch auf der Insel durchsetzen würde.
»Guten Abend, Lord Hornible, lassen Sie mich sagen, Sie sehen viel zu nachdenklich aus für einen Ball.«
Die alte Lady Winwick schlug ihm spielerisch mit ihrem Fächer auf den Oberarm.
»Ich habe gerade überlegt, ob heute wohl ein Walzer gespielt wird«, sagte Timothy ehrlich.
»Wozu sollte das gut sein?« Die Lady spitzte missbilligend den Mund. »Es gibt eine ausreichende Anzahl an englischen Tänzen. Aber letztlich ist es mir gleichgültig, zu was für einer Musik junge Leute wie Sie herumhüpfen. Ich werde mich ohnehin ins Kartenzimmer zurückziehen. Schauen Sie doch bitte einmal, ob sie irgendwo Lady Rutherford sehen. Sie schuldet mir noch eine Revanche.«
Timothy, der Lady Winwick um einen guten Kopf überragte, sah sich um und erblickte die gesuchte Dame tatsächlich. Er schickte Lady Winwick in die entsprechende Richtung und begann eine Runde zu drehen, um alte Bekannte zu begrüßen und dabei unauffällig die neuen Debütantinnen zu betrachten.
»Schon was Hübsches entdeckt?«, fragte plötzlich eine Stimme neben ihm.
»Hillington! Du hast mich erschreckt!«
Oliver Hillington lachte. »So versunken bist du in den Anblick der Schönheiten?«
»Schauen ist nicht verboten. Vielleicht finde ich ja eine passende Braut für dich.«
»Das wird nicht nötig sein.«
»Dann hast du am Ende schon ...?«
Oliver Hillingtons Gesicht verdüsterte sich. »Nein. Aber das liegt nicht am Desinteresse der Damen. Seit mein älterer Bruder gestorben ist, kann ich mich vor Wimpernklimpern kaum retten.«
Timothy nickte mitfühlend.
»Ja, die jungen Damen und vor allem ihre Mamas sind alle scharf darauf, einen Titel an Land zu ziehen. Und jetzt, als neuer Erbe des Earl of Glichester, bist du eben auf einen Schlag ganz besonders interessant geworden.«
Oliver Hillington schnaubte. »Zum Glück habe ich ein paar Abwehrtechniken.«
»Ach, du musst nur die Richtige finden, also ich ...«
Timothy hielt inne. Er hatte Lord Clafton schließlich versprochen, noch zu schweigen.
»... ich werde mich genau umschauen«, beendete er seinen Satz.
»Wie wäre es mit der Hellblonden da drüben? Die hat ganz niedliche Grübchen in den Wangen, wenn sie lächelt.«
Oliver Hillington wies auf eine schlanke junge Dame im weißen Kleid, die sich interessiert umsah, während sie mit einer etwas üppiger ausgestatteten Freundin plauderte.
Timothy nickte. »Wir könnten beide zum Tanz auffordern. Aber blond ist nicht wirklich mein Geschmack.«
»Wie wäre es dann mit der da drüben auf der anderen Seite des Saals? Siehst du, wen ich meine? Die mit den Blüten im dunklen Haar.«
»Die, von der man nur den Rücken sieht? Ihre Haltung ist vorbildlich, aber ihr Gesicht müsste ich mir schon vorher einmal anschauen.«
»Wir könnten ganz unauffällig hinübergehen. Ich kenne sie, soweit ich das beurteilen kann, nicht, aber der Mann, mit dem sie gerade spricht, ist Lord Kendal, mit dem ich gut bekannt bin.«
»Warum nicht.«
Gemeinsam schlenderten die beiden Herren auf die kleine Gruppe mit der Dame zu, die sie ins Auge gefasst hatten. Doch noch bevor sie den Ballsaal ganz durchquert hatten, fiel Timothys Blick auf ein anderes dunkelhaariges junges Mädchen, das zwischen ihren Eltern stand und sich suchend umsah. Lady Alice.
»Entschuldige«, sagte er zu Oliver Hillington. »Lass dich nicht aufhalten, aber ich muss unbedingt Lord und Lady Clafton begrüßen.«
Hillington folgte seinem Blick. »Ah, und ich sehe auch warum. Sollte es sich am Ende um die passende Debütantin für dich handeln?«
Timothy wurde ein wenig warm in seinem Frack. Er hätte die Angelegenheit gerne noch etwas länger vertraulich behandelt. Aber er verabscheute Lügen, und dies war immerhin Hillington, der sehr verschwiegen war, und nicht Lord Plappermaul Cannilworth.
»Tatsächlich dürfte in Kürze bekanntgegeben werden ...« Er hob vielsagend die Augenbrauen.
»Hornible!« Hillington stieß ihn in die Seite. »Du verlobst dich also? Völlig Hals über Kopf?«
»Lady Alice und ich ... wir kennen uns schon länger, wir sind schließlich Nachbarn in Sussex. Und wir verstehen uns gut.«
»Du hast nie etwas erzählt!«
»Warum hätte ich das tun sollen? Sie war ja noch nicht einmal in die Gesellschaft eingeführt.«
»Stimmt auch wieder. Dann begrüß mal deine Lady Alice, und ich schaue, wer die Dame mit den Blüten im Haar ist. Ich frage mich, ob ...«
Während Hillington murmelnd geradeaus weiterging, wandte sich Timothy nach rechts und schritt lächelnd auf seine Verlobte zu. Er begrüßte deren Eltern und dann – endlich – die hübsche Lady Alice, die artig vor ihm knickste und kleidsam errötete, als er sie um einen Tanz bat.
»Es ist mir eine große Freude«, sagte sie leise. »Ich habe sehr auf diesen Augenblick gewartet. Die letzten Wochen, in denen wir uns nicht gesehen haben, waren sehr lang für mich.«
Timothy lächelte. »Sie werden mir sicher viel zu erzählen haben, liebste Lady Alice. Wie war es, der Königin vorgestellt zu werden?«
»Beeindruckend. Queen Charlotte ist so ... so ... königlich. Und ich war schrecklich nervös, dass ich etwas falsch mache.«
»Alice hat sich perfekt verhalten, ich war sehr stolz auf sie«, verkündete Lady Clafton und schob Alice ein Stück näher zu Timothy.
»Und mein zweiter Tanz ist noch frei«, sagte diese.
»Der erste nicht?«, rutschte es Timothy heraus.
»Nein, den habe ich bei der Ankunft schon einem anderen Herrn versprochen, der darauf bestand, mit mir zu tanzen.« Lady Alice errötete erneut.
»Lord Twyneham«, informierte Lord Clafton.
»Nun, dann werde ich mich auf den zweiten Tanz des heutigen Balls freuen«, erklärte Timothy und versuchte, die Irritation, die er fühlte, zu ignorieren.
Letztlich war es egal, wann er mit Lady Alice tanzte. Mehr als zwei Tänze konnte sie ihm ohnehin nicht schenken, solange die Verlobung noch nicht verkündet war. Dann würde er sich eben die fremde junge Dame anschauen, die Hillington ihm vorgeschlagen hatte.
Doch als er sich nach ihr umsah, konnte er sie nirgendwo entdecken. So wählte er die blonde Debütantin mit den Wangengrübchen, Lady Mary-Anne, die sich zum Glück als fähige Tänzerin erwies und dazu noch nett über allerlei Belangloses konversieren konnte.
Es war der Beginn eines schönen Abends und der Auftakt einer angenehmen und entspannten Season, da war sich Timothy sicher.
Es war für Charlotte stets ein Vergnügen, mit Frederick zu tanzen. Und heute war ihr Schwager, der Earl of Kendal, sogar besonders gut gelaunt und machte ihr mehrfach Komplimente zu ihrer Frisur, ihrem Kleid und ihren leichtfüßigen Tanzschritten.
»Irgendetwas stimmt nicht mit dir«, stellte Charlotte fest, als eine Tanzfigur sie wieder nahe zueinander brachte, sodass sie ihre Unterhaltung fortsetzen konnten.
Frederick grinste und hob die Brauen. »Oh doch, es stimmt alles. Alles ist bestens.«
»Hast du beim Pharo gewonnen ... Nein, das kann es nicht sein, Lord Hounslows Kartenzimmer ist noch nicht lange genug geöffnet.«
»Rate weiter!«
Die Abfolge des Country Dance führte Charlotte und Frederick wieder auseinander und gab Charlotte die Möglichkeit nachzudenken. Bis zum Ende dieses Reihentanzes würde sie das Rätsel lösen, da war sie sich sicher. Es hatten sich so viele Paare auf der Tanzfläche zusammengefunden, dass es mehr als eine halbe Stunde dauern würde, bis alle einmal als leading couple den Ablauf durchgetanzt hatten.
»Deine Lieblingshündin hat ihre Jungen bekommen?«, riet sie, als sie sich bei dem nächsten Do-si-do rückwärts umeinander drehten, »oder eines deiner Pferde ein neues vielversprechendes Fohlen?«
»Falsch.«
Die Vermutung, Frederick könnte von einem weitläufigen Verwandten geerbt haben, wies dieser kurz darauf ebenso zurück wie den Verdacht, dass er Charlotte eigentlich nur ärgern wollte.
»Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als Matilda zu fragen.« Charlotte seufzte künstlich und sah sich um. »Wo ist meine Schwester eigentlich – hatte sie keine Lust zu Tanzen?«
»Sie ist nicht mit zum Ball gekommen.«
Die Abfolge der Figuren führte die Tanzenden wieder auseinander und für eine Drehung zu neuen kurzzeitigen Partnern, bevor Charlotte nachhaken konnte, was diese Aussage zu bedeuten hatte. So musste sie ihre Neugier bezwingen, bis sie Frederick erneut nahe genug kam.
»Was ist mit Matilda? Ist sie krank?«
Frederick schien sich über ihren besorgten Blick zu amüsieren.
»Ich bin nicht sicher, ob dies der richtige Zeitpunkt und Ort ist, um ...«
Charlotte funkelte ihn an.
»Sie ist in gesegneten Umständen«, verriet Frederick stolz.
Charlotte blieb abrupt stehen, so plötzlich, dass das folgende Paar mit ihr zusammenstieß und der Herr ihr kräftig auf die Zehen trat. Sie stieß einen Schmerzensschrei aus und beugte sich unwillkürlich zu ihrem Fuß hinunter. Frederick reichte ihr stützend seine Hand, die sie dankbar ergriff.
»Geht es?«, fragte er besorgt.
Charlotte schüttelte den Kopf. Ihr neuer Ballschuh aus Seide hatte keine Chance gehabt, sie gegen den zwar eleganten, aber doch kräftigen Herrenschuh zu schützen. Der Fuß schmerzte ungemein, und sie würde nicht weiter tanzen können!
»Ich bitte um Verzeihung, das war nicht meine Absicht«, sagte eine dunkle Männerstimme. »Aber Sie müssen zugeben, dass Sie nicht unschuldig an dem Missgeschick waren. So plötzlich, wie Sie stehen geblieben sind ...«
Charlotte sog die Luft ein. Wer war hier wem auf den Fuß getreten?
Ihr Blick glitt von den schwarzen Herrenpumps über die weißen Seidenstrümpfe und die engen hellbraunen Kniehosen nach oben, streifte das Stück bunte Brokatweste, das unter dem zweireihigen dunkelblauen Frack herausschaute, hielt kurz bei dem kunstvollen Knoten der weißen Seidenkrawatte inne und erreichte schließlich das Gesicht des unverschämten Mannes.
»Wie bitte?«
»Es ist nicht angebracht, einfach stehen zu bleiben und den Rhythmus der anderen Tanzenden zu stören«, sagte er mit irritierter Miene.
Charlotte kannte ihn nicht, stellte sie fest. Er konnte vor zwei Jahren nicht an der Season teilgenommen haben. Zumindest an sein rotes Haar würde sie sich sonst bestimmt erinnern.
Frederick setzte zum Sprechen an, doch Charlotte ließ seine Hand los, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und zischte: »Es ist aber erst recht nicht angebracht, einer Dame auf den Fuß zu treten und dann die Verantwortung auf sie zu schieben!«
»Ich habe um Verzeihung gebeten«, gab der Mann zurück.
»Nicht ernsthaft.«
»Wie können Sie beurteilen, was ich wie ernsthaft sage? Nur weil ich Sie darauf hingewiesen habe, dass Ihr eigenes Verhalten ...«
»Ich bin also selbst schuld?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Aber offenbar gemeint.«
»Charlotte!« Frederick ergriff ihren Arm und versuchte, sie vom Parkett zu geleiten, da die anderen Paare nur mit Mühe um sie herumtanzten. Widerstrebend ließ Charlotte das zu.
»Falls Sie die Schritte vergessen haben, könnte ich Ihnen einen guten Tanzmeister empfehlen«, hörte sie hinter sich.
Charlotte hob die Schultern, bereit, noch einmal zum Gegenangriff überzugehen. Doch Fredericks Griff an ihrem Arm wurde fester.
Natürlich hatte ihr Schwager recht. Es ging nicht an, dass sie sich in aller Öffentlichkeit ein längeres Wortgefecht mit einem fremden Mann leistete.
»Die Klügere gibt nach«, flüsterte sie Frederick zu und humpelte neben ihm her. »Ich habe es nicht nötig, mich zu streiten.«
»Genau.«
»Wer ist der Mann überhaupt?«
»Lord Hornible, der fünfte Viscount dieses Titels«, gab Frederick Auskunft.
Erneut blieb Charlotte abrupt stehen. Da sie inzwischen jedoch den Rand des Ballsaals erreicht hatten, gab es zum Glück keinen weiteren Zusammenstoß.
»Lord Horrible?«, wiederholte sie. »Was für ein passender Name!«
»Hor-n-ible«, korrigierte Frederick, sichtlich bemüht, ein Lachen zu unterdrücken.
Charlotte zuckte mit den Achseln. »Ich finde, Lord Horrible passt viel besser. Aber nun zurück zu dir und zu Matilda. Ihr seid also dabei, mich zur Tante zu machen? Und warum erfahre ich davon nicht sofort?«
»Matilda wollte es dir selbst sagen, wenn du sie morgen besuchst.«
Charlotte schüttelte den Kopf. »Wie konntest du mich dann mitten im Tanz damit überraschen? Weißt du, mein lieber Schwager, im Grunde bist du schuld an der ganzen Auseinandersetzung mit Lord Horrible!«
Frederick stutzte.
»Zum Glück habe ich dich erstens viel zu gern, um dir Vorwürfe zu machen«, fuhr sie fort, »und zweitens bin ich zu gut erzogen.«
Frederick atmete übertrieben auf. »Welche Erleichterung!«
»Ja, nicht wahr? Darauf sollten wir anstoßen. Ich setze mich dort drüben auf einen der freien Stühle. Besorgst du uns Champagner?«
»Selbstverständlich, aber bist du sicher, dass du auf deine gute Erziehung anstoßen willst?«
Charlotte verdrehte die Augen. »Diese verbietet mir, dich mit dem Titel anzureden, den du für diese Frage verdient hast. Natürlich möchte ich mit dir auf euer Wohl trinken. Auf Matildas und deines. Und auf das meiner Nichte oder meines Neffen.«
Lächelnd sah sie Frederick nach, als der sich am Rand der Tanzfläche seinen Weg zu den Getränken bahnte. Ihr Blick fiel dabei auf einen hochgewachsenen Mann mit rotem Haar. Rasch wandte sie sich ab. Sie würde sich von diesem Lord Horrible nicht den Abend verderben lassen!
Völlig beruhigt hatte sich Timothy noch nicht, als er eine Weile später endlich mit Lady Alice die Tanzfläche betrat. Er schaute sich nach der Frau mit den Blüten im Haar um und atmete auf, als sie nirgends zu sehen war.
Wie konnte sie ihn nur so angehen? Schließlich war er nicht aus eigenem Verschulden mit ihr zusammengestoßen. Und er hatte sie um Verzeihung gebeten. Und ihr erklärt, dass er nur auf ihren Fuß getreten war, weil er den Schwung seiner Drehung nicht mehr hatte bremsen können, als sie so plötzlich stehengeblieben war.
Selbstverständlich hoffte er, dass er sie nicht ernsthaft verletzt hatte, aber nun war es Zeit, sich seiner Verlobten zu widmen und die unangenehme Begegnung zu vergessen.
»Es ist so schön, Sie wiederzusehen, meine liebe Lady Alice. Und dass wir nun endlich auf einem Ball in London miteinander tanzen können, versüßt mir diesen Abend ganz besonders.«
Lady Alice legte den Kopf schief und schenkte ihm einen koketten Augenaufschlag.
»Das geht mir ebenso, Lord Hornible. Ich habe die Tage gezählt ...«
Timothy betrachtete sie mit Wohlgefallen. Ihre blauen Augen blickten ihn aufmerksam an, das braune Haar war in kleine Locken gedreht, die bei jedem Tanzschritt fröhlich wippten, ihre vollen rosigen Lippen umspielte ein sanftes Lächeln.
Er hätte sie gern geküsst, aber seit jenem denkwürdigen Herbstabend als Gast auf dem Schloss ihres Vaters war es ihm nicht mehr gelungen, auch nur eine Minute mit ihr allein zu sein.
Doch nun war die Sitzungsperiode des Parlaments angebrochen, und die vornehmen Familien zogen vom Land zurück nach London, um dort die Season zu genießen. Besonders ab den Ostertagen würde der Reigen der Bälle, Konzerte und Abendgesellschaften wie Routs oder Dinner gar nicht mehr abreißen. Und dann, so hatte es Baron Clafton, Lady Alices Vater, versprochen, würde er die Verlobung seiner Tochter mit Timothy bekannt geben. Bis dahin sollte sie ihre ersten Schritte in die vornehme Gesellschaft unbefangen und frei machen können.
»Haben Sie eigentlich auch schon Childe Harold's Pilgrimage gelesen«, fragte Lady Alice. »Ich bin erst jetzt auf dieses Werk gestoßen, obwohl es schon im letzten Jahr erschien, aber ich bin völlig fasziniert davon.«
Timothy nickte. »Meine Mutter besitzt ein Exemplar der ersten Auflage. Sie war sehr angetan und hat es mir ans Herz gelegt.«
»Und wie sehr haben Sie die Verse begeistert?«
Timothy zögerte. »Dieser Lord Byron versteht es, mit Worten umzugehen«, sagte er schließlich.
Tatsächlich war es ihm nicht gelungen, beim Lesen der beiden Cantos diese von Lord Byrons Persönlichkeit zu trennen. Und die begeisterte ihn überhaupt nicht. Er hatte den dichtenden Lord im vergangenen Sommer bei einem Walzerfest im großen Salon in Whitehall kennengelernt, wo der deutsche Baron Tripp unterstützt von Lady Caroline Lamb dem neuen Tanz vom Kontinent einen Rahmen gegeben hatte.
»Haben Sie ihn schon einmal getroffen?«, fragte Lady Alice, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
»Ja, ich bin ihm im vergangenen Jahr begegnet.«
»Und, wie ist er? Ich würde ihn ja so gerne kennenlernen. Es muss ganz wunderbar sein, sich mit solch einem Genie zu unterhalten.«
Timothy schwieg, denn er hätte nichts zu sagen gewusst, was Lady Alice hören wollte. Und lügen wollte er nicht. Doch sie schien ohnehin nicht wirklich eine Antwort von ihm zu erwarten.
»Seine Verse haben mich so inspiriert, dass ich selbst angefangen habe, in jambischen Pentametern zu schreiben. Ich glaube, sagen zu können, dass dies meine bisherige Lyrik bei Weitem übertrifft.«
Das war nicht allzu schwer, dachte Timothy amüsiert. Die kleinen Gedichte, die Lady Alice ihm zu lesen gegeben hatte, waren hübsch und nett, aber eben nicht mehr als Wortspielereien eines jungen Mädchens.
»Meinen Sie, er wird heute zu diesem Ball kommen?«, wollte Lady Alice nun wissen. Wieder sah sie sich aufmerksam um.
»Ich denke nicht. Ich wüsste nicht, dass er mit Lord und Lady Hounslow näher bekannt ist.«
»Aber ich habe gehört, dass er jetzt überall eingeladen wird. Unity, also ich spreche von meiner Freundin Lady Unity Hobhouse, hat gesagt, dass man ihm sogar die Mitgliedschaften in den exklusivsten Clubs angetragen hat und dass er in den elegantesten Salons erscheint!«
»Wir werden sehen«, sagte Timothy und suchte nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln. »Wie geht es Ihrer Freundin? Ist sie heute Abend auch hier?«
»Ja, sie müsste irgendwo sein. Ich schaue mal, ob ich sie entdecke, damit Sie ihr vorgestellt werden können.«