Der dunkelste Moment ist der vor Sonnenaufgang - Francis Fulton-Smith - E-Book

Der dunkelste Moment ist der vor Sonnenaufgang E-Book

Francis Fulton-Smith

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Beschreibung

Äußerlich vielbeschäftigt und erfolgreich, steht Francis Fulton-Smith nach zwei gescheiterten Beziehungen vor den Scherben seiner Lebensplanung. Alles scheint sich gegen ihn verschworen zu haben, nichts scheint mehr Sinn zu machen. Er fühlt sich einsam, verloren und entwurzelt.
Am Tiefpunkt seiner Verzweiflung tritt er eine Reise in sein Innerstes an und stellt fest: Viele Jahre lang habe ich fremdbestimmt gelebt und mich selbst dabei aus den Augen verloren. Bei Meditations-Trainings und mit Motivations-Coaches nimmt er wieder Kontakt mit seiner Seele auf. Er heilt alte Wunden, befreit sich von alten Glaubenssätzen, sortiert falsche Freunde aus. Langsam findet er zurück in seine Balance und entwickelt neue Pläne und Ziele.
Francis Fulton-Smith berichtet von Ups und Downs, lässt tief in seine Seele blicken und macht Mut für ein Leben aus dem Vollen und ohne Kompromisse. Er ist überzeugt: Nur wenn wir uns ganz in uns selbst verankern, können wir wirklich befreit und glücklich leben.

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Seitenzahl: 241

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Zum Buch

Äußerlich vielbeschäftigt und erfolgreich, steht Francis Fulton-Smith nach zwei gescheiterten Beziehungen vor den Scherben seiner Lebensplanung. Alles scheint sich gegen ihn verschworen zu haben, nichts scheint mehr Sinn zu machen. Er fühlt sich einsam, verloren und entwurzelt.

Am Tiefpunkt seiner Verzweiflung tritt er eine Reise in sein Innerstes an und stellt fest: Viele Jahre lang habe ich fremdbestimmt gelebt und mich selbst dabei aus den Augen verloren. Bei Meditations-Trainings und mit Motivations-Coaches nimmt er wieder Kontakt mit seiner Seele auf. Er heilt alte Wunden, befreit sich von alten Glaubenssätzen, sortiert falsche Freunde aus. Langsam findet er zurück in seine Balance und entwickelt neue Pläne und Ziele.

Francis Fulton-Smith berichtet von Ups und Downs, lässt tief in seine Seele blicken und macht Mut für ein Leben aus dem Vollen und ohne Kompromisse. Er ist überzeugt: Nur wenn wir uns ganz in uns selbst verankern, können wir wirklich befreit und glücklich leben.

Zum Autor

Francis Fulton-Smith, geboren 1966, ist der Sohn einer deutschen Immobilienmaklerin und eines britischen Jazzmusikers. Nach dem Abitur besuchte er die Otto-Falckenberg-Schule in München. Mit der Hauptrolle in der TV-Serie »Familie Dr. Kleist« sorgte er viele Jahre lang für hohe Einschaltquoten. Er war in rund 170 Rollen in Fernsehen und Film zu sehen, darunter als Franz Josef Strauß in »Die Spiegel-Affäre«, in »Die Gustloff«, den Eberhofer-Krimis, »Oktoberfest 1900« oder der Science-Fiction-Serie »Spides«.

Francis Fulton-Smith arbeitet auch als TV-Produzent und engagiert sich seit vielen Jahren für den Umweltschutz.

Er ist Vater von zwei Töchtern und lebt in München.

Weitere Informationen unter www.fulton-smith.de

FRANCIS FULTON-SMITH

Der

dunkelste Moment

ist der vor

Sonnenaufgang

Wie ich mich nach einer schweren Lebenskrise neu erfand

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.Zur besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern das generische Maskulinum verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.

© 2022 Kailash Verlag, München

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktionelle Mitarbeit und Lektorat: Angela Kuepper

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

Covergestaltung: Daniela Hofner, ki 36 Editorial Design, München, unter Verwendung eines Fotos von © Markus Nass

ISBN 978-3-641-29164-8V002

www.kailash-verlag.de

FürJoliene & Audrey,Mum & Dadund alle,die am Abgrund stehenund sich ins Lebenzurückkämpfen wollen …

INHALT

Vorwort

BACK TO THE ROOTS

DER CLUB DER TOTEN DICHTER

DIE FAUST IM NACKEN

TANZ AUF DEM VULKAN

FAMILIE DR. KLEIST

DER FLUCH DER KARIBIK

SO WEIT DIE FÜSSE TRAGEN

FACE OFF

DER BERG RUFT

AWAKENING

Nachwort: Heaven’s Gate

Dank

Literatur- und Quellenverzeichnis

Bildnachweis

VORWORT

München, im Januar 2017

Der Winter hatte sich in diesem Jahr ungewöhnlich viel Zeit gelassen, doch in den vergangenen Tagen war endlich Schnee gefallen. Als ich die Haustür öffnete, blickte ich auf ein Märchenland. Die Thujenhecke war wie mit Zuckerguss überzogen, der Himmel eisblau. Das verkehrsberuhigte Sträßchen unweit der Isar, in dem meine Frau, meine Kinder und ich damals lebten, lag still und friedlich da.

Mit einem leisen Klicken fiel die Tür hinter mir ins Schloss. Ich griff nach den beiden Koffern, in die ich in Windeseile ein paar Habseligkeiten gepackt hatte. Wie in Trance setzte ich einen Fuß vor den anderen. War gezwungen, unsere Trutzburg der Liebe zu verlassen.

Das Knarzen des Schnees unter meinen Schuhen an jenem Morgen werde ich nie vergessen. Das Knarzen und die Verlorenheit.

Eine halbe Stunde später stand ich vor dem Mietshaus, in dem ich in meiner Jugend gelebt hatte. Bis heute weiß ich nicht, wie ich dorthin gekommen bin. Mein Blick ging die Fassade hoch, die mich an eine überdimensionale Bienenwabe erinnerte. Wie von einem unsichtbaren Kommando aufgeschreckt, flatterten einige Tauben auf und flogen gen Himmel. Ich sah ihnen hinterher, während ich dastand, in meiner Schockstarre gefangen. Irgendwann fanden meine Finger den Klingelknopf.

Meine Mutter öffnete die Tür. Ihre Augen musterten mich sanft, ein Blick auf mich und die beiden Koffer erzählte ihr die ganze Geschichte.

»Komm erst mal rein«, sagte sie schlicht. Und da konnte ich nicht mehr an mich halten. Mit fünfzig Jahren stand ich plötzlich wieder bei meiner Mutter auf der Matte, die Trümmer meines Lebens in zwei Koffern und ein Sack voller Ratlosigkeit auf den Schultern. Ich sank in die Arme meiner Mutter und begann bitterlich zu weinen. Ich weinte um meine Ehe, die Kinder, um meine eigene Kindheit und wohl auch um mich selbst, wenngleich ich in diesem Moment nicht mehr wusste, wer ich überhaupt war.

Später zeigte meine Mutter mir den einfachen Raum, in dem ich unterkommen konnte. Mein Kinderzimmer gab es schon längst nicht mehr, meine Mutter und mein Stiefvater hatten vor Jahrzehnten alles umgebaut. Der Chlorgeruch vom benachbarten Schwimmbecken zog durch die Türritzen. Mein Blick streifte den ausgemusterten Schrank und das schmale Bett mit der durchgelegenen Matratze.

»Es ist zwar nicht besonders groß und etwas feucht hier, aber fürs Erste …« Sie stockte. Ich spürte, wie auch sie mit den Tränen kämpfte. Ich nahm sie in den Arm und sagte leichthin: »Hübsch hässlich hamses hier.« Wir mussten beide lachen, und meine Mutter knuffte mich.

»Das hat doch der Rühmann immer gesagt! Wie hieß der Film noch mal?«

»Das schwarze Schaf«, grinste ich und brach erneut in Tränen aus. Dann wurde ich ernst. »Danke, dass ihr mir vorübergehend Asyl gewährt, Mami.« Sie strich mir über die Wange und sagte damit mehr als tausend Worte.

In der ersten Nacht saß ich lange auf dem Bett mit der viel zu weichen Matratze und lauschte in die Dunkelheit. Das Wasser im Pool nebenan gluckste vor sich hin; darunter lag eine Stille, die schwer war vor Einsamkeit. Die Realität hätte kaum weiter von meiner Rolle als »Dr. Kleist« entfernt sein können.

Noch wehrte ich mich dagegen, die Dimension meines Scheiterns anzuerkennen. Heile Welt, das war immer mein Wunschtraum gewesen. Vor allem hatte ich meinen Töchtern ersparen wollen, Scheidungskinder zu werden.

Bestimmt ist das nur vorübergehend, das renkt sich schon wieder ein, sagte ich mir und hielt mich krampfhaft daran fest. Doch wem wollte ich eigentlich etwas vormachen? Meine Ehe war krachend gescheitert.

Neben mir auf dem Tisch lockte eine Flasche Whiskey, ich war hin- und hergerissen zwischen dunklem, zähflüssigem Selbstmitleid, Hoffnung und Fassungslosigkeit. Was sollte ich bloß tun? Paradoxerweise fiel mir ein Spruch ein: Als Gott mich schuf, fing er an zu grinsen und dachte: »Ob das wohl gut geht …?« Dann setzte er die Sonnenbrille auf, lächelte breit und sagte sich: »Aber es wird bestimmt lustig.«

Ich weiß offen gestanden nicht, wer diesen Spruch erdacht hat, aber heute liebe ich ihn und denke mir mit einem Augenzwinkern, so oder so ähnlich könnte es sich zugetragen haben.

Damals aber war mir viel eher danach, Gott und mich selbst zu verfluchen. Der Boden unter meinen Füßen schien zu schwanken, als ich aufstand, und das lag nicht allein am Whiskey. Durch das Fenster konnte ich die blinkenden Farben der Großstadt ausmachen. Dort draußen pulsierte das Leben. Verzweiflung packte mich, dann eine unheilige Wut auf mich selbst. Im Geiste zertrümmerte ich alles, was ich je erschaffen hatte.

Scheitern als Chance, redeten nicht alle davon? Würde ich irgendwann an den Punkt kommen, das auch so betrachten zu können? Das, was geschehen war, zu akzeptieren und zu einem längst überfälligen Neuanfang aufbrechen? Aber wohin überhaupt?

Ich versuchte mich zu erinnern, wo ich vom Weg abgekommen war. Pläne hatte ich viele gehabt, große Pläne sogar. Ich bin Einzelkind, Scheidungskind, Internatskind. In meinem Leben habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als eine eigene Familie zu haben, Ehemann und Vater zu sein, Beschützer, Vorbild, Inspiration … Vor allem aber einfach da zu sein für diejenigen, die mich brauchen. Als Fels in der Brandung, auch dann noch, als die Wellen daheim heftiger schlugen. All dies hatte nun ein abruptes und für mich hochemotionales Ende gefunden. Ich behaupte tatsächlich bis heute, ein hoffnungsloser Romantiker zu sein. Wenn ich mein Herz verschenke, wenn ich liebe, dann bedingungslos, bis zur Selbstaufgabe.

Selbst ist man allerdings merkwürdigerweise immer irgendwie betriebsblind. Man merkt nicht, wo und wann man den Partner verloren hat. Und weshalb Dinge scheinbar »plötzlich« passieren. Das tun sie aber nicht. Nichts geschieht einfach so. Wir leben in einem physikalischen Universum; Ursache und Wirkung hängen untrennbar zusammen und bedingen sich gegenseitig.

In den darauffolgenden Wochen erlebte ich einen tiefen Fall ins Nichts. Das totale Nichts. Wenn das Leben in tausend Splitter zerbirst, kommt irgendwann der Punkt, an dem man es nicht mehr schafft, alle Teile zusammenzuhalten. Dann setzt der Selbsterhaltungstrieb ein. Ich lernte das Loslassen auf die harte Tour. Rappelte mich auf. Spürte, dass ich es noch einmal wissen wollte. Wissen musste! Das hier konnte nicht das Ende sein, nicht so …

Doch wir Menschen neigen dazu, all jene Situationen, in denen das Leben uns Wunden schlägt, mit unfassbarer Präzision zu wiederholen. Und so geschah es auch mir. Ich verliebte mich aufs Neue, verlor mich abermals und musste schmerzlich erkennen, dass ich noch tiefer fallen konnte als je zuvor.

Heute glaube ich, dass das Leben mit uns auf mindestens zweierlei Ebenen kommuniziert. Zum einen haben wir die wirkliche Chance, es in seiner absoluten Schönheit, Vielfalt und Brillanz zu erleben. Zum anderen aber nimmt uns das Universum von Zeit zu Zeit brutal aus dem Rennen, und zwar in Gestalt von Prüfungen, Problemen, Krankheiten, die uns zum Schreien und Weinen bringen, uns aber auch zum Innehalten zwingen. Und während wir gar nicht anders können, als unser Sein zu überdenken, bringt uns das schließlich auch zum Durchatmen, zur Erneuerung. Dieser Prozess ist alles andere als einfach, denn wir Menschen sind es gewohnt, nach den Erwartungen anderer zu leben. Viel zu oft kommen wir dabei vom Weg ab und bleiben auf der Strecke. Errichten Mauern um uns herum und wundern uns, dass keiner da ist, der uns nahekommt. Allzu häufig umschließen diese Mauern unseren innersten Kern, sodass wir uns nicht einmal mehr selbst begegnen können, uns fremd geworden sind, uns verlassen haben.

NOTIZ AN MICH:

Alles Leiden entsteht durch zwanghaftes egozentrisches Denken.

Ablenkung, Flucht, Trotz, Bestrafung, Hoffnung, Aufbäumen, Wut, Hass, Verzweiflung und erneute Selbstaufgabe: Wer kennt das nicht? Ich habe in meiner Transformation nur wenig ausgelassen. In langen Gesprächen mit anderen Menschen, die ähnlich betroffen sind, erkannte ich jedoch, dass ich nicht allein bin. Dass das, was mir geschehen war, offenbar ein universelles Phänomen ist.

Als ich dreieinhalb Jahre nach dem Ende meiner Ehe erneut vor dem Scherbenhaufen des Lebens stand, begriff ich jedenfalls, dass ich so nicht weitermachen konnte. Ich hatte aufs Schmerzlichste erkennen müssen, dass ich mich viel zu lange in meiner eigenen Komfortzone aufgehalten hatte und mich bereitwillig einlullen ließ. Jetzt galt es, die Ausflüchte sein zu lassen und zu reflektieren. Mich zu fragen: Wo ist denn wirklich der Francis in mir selbst? Wie weit bin ich gekommen? Was kann ich in meinem Leben verbessern? Was will ich noch erreichen?

Die Antworten auf all diese Fragen sucht man im Außen vergebens. Sie tun sich auf, wenn wir uns auf den Weg zu uns selbst begeben. Und so habe ich mithilfe von spirituellen Lehrern, Coaches und Weggefährten die Reise zum Mittelpunkt der Seele angetreten. Um wieder in meine Kraft zu kommen. Um eine neue Vision meiner selbst zu kreieren.

Und von dieser Reise handelt das vorliegende Buch:

Von meiner geborgenen Kindheit und dem Fall aus dem Paradies, frühen Prägungen, die wie Brandzeichen an mir hafteten. Von der Zeit im Internat, an deren Ende ich so einsam war, so herabgewürdigt, dass ich am liebsten die ganze Welt in Trümmer gerissen hätte. Von der Schauspielschulzeit, in der ich ein Ventil für all die überbordenden Emotionen fand. Vom Erfolg und seinen süßen Fallen. Vom Scheitern einer Ehe und dem Schmerz, wenn man nicht mehr mit den eigenen Kindern unter einem Dach leben kann. Von den Versuchen, wieder aufs Karussell des Lebens zu springen, dem totalen Absturz und dem unbändigen Glück, das man tief in sich selbst finden kann.

Es war – und ist – ein Weg durch Höhen und Tiefen, der mir immer neue Ausblicke bietet: auf die Fallstricke und Fußangeln alter Gewohnheiten und tiefsitzender Glaubenssätze, aber auch auf die Schönheit des Daseins, diese Freiheit, aus dem Vollen leben und aus der innersten Kraft schöpfen zu können.

DER GRUND FÜR SCHMERZ IST, UNS IN BEWEGUNG ZU BRINGEN, NICHT, UNS LEIDEND ZU MACHEN.1

TONY ROBBINS

BACK TO THE ROOTS

Unsere wichtigste Entscheidung ist, ob wir das Universum für einen freundlichen oder feindlichen Ort halten.2

Albert Einstein

Die Kindheit ist eine magische Zeit. Noch sind der Fantasie keine Zügel angelegt, der Horizont ist weit, und am Himmel jagen die Wolken einander in einem nicht enden wollenden Spiel. Überall verbergen sich Geheimnisse, im Wind, in der alten Eiche am Waldrand, am Grund des Flusses. Und wenn man als Kind das Glück hat, geliebt und umsorgt zu werden, vertrauen zu dürfen, gehört einem die ganze Welt. Was rede ich, das ganze Universum …

Es ist eine Zeit, in der ständig neue Synapsen gebildet werden. Das Gehirn von Dreijährigen verfügt über doppelt so viele Verbindungen zwischen den Nervenzellen wie das von Erwachsenen. Ein Zeichen unserer Fähigkeit, in rasantem Tempo zu lernen, zu wachsen und sich anzupassen. Erste Weichen werden gestellt, Wege geebnet – und verbaut. Denn die Welt um uns herum ist nicht immer freundlich und offen.

NOTIZ AN MICH

Es gibt eine physische und eine psychische Geburt. Die eine dauert Stunden, die andere beginnt im Mutterleib und erstreckt sich über das ganze Leben.

Beide Geburten können mit Stress einhergehen und ihre Narben in der Psyche hinterlassen: Einsamkeit, gestörtes Urvertrauen, verletzte Selbstbilder.

Doch Narben können verblassen!3

Negative Erfahrungen kerben sich wie Axtschläge in die Seele ein. Und unsere frühen Prägungen schicken uns auf ein Karussell, das sich unablässig dreht und uns Runde um Runde mit den immer gleichen Themen konfrontiert. Machtlos sehen wir zu, wie sich der vormals so weite Horizont allmählich verengt. In der Folge unterteilen wir unsere Welt in kleine, übersichtliche Gebiete, von denen einige feindlich sind oder eben nicht. Und mit ihnen die Menschen, die uns begegnen, die Erfahrungen, die wir machen. Manche von uns arrangieren sich damit, bauen ihr ganzes Leben um angstbesetzte Nischen herum, auch wenn die eigene Welt dadurch immer enger wird. Andere finden sich damit ab, und wiederum andere drohen an einem bestimmten Punkt auf ihrem Weg seelisch daran zugrunde zu gehen.

HIMMEL UND ERDE

Als Kind war ich voller Gegensätze. Ich war ein Träumer, und ich war wissbegierig, wollte alles bis ins kleinste Detail verstehen; ich war wohlerzogen und wild; schüchtern und begierig nach Abenteuern. Ich war der Deutsche, und ich war der Engländer. Für diejenigen, die mich liebten, war ich all das zusammen. Für die anderen war ich keines so richtig. Der ewige Außenseiter – ein Stempel, der mich mein Leben lang prägen sollte.

Meine Eltern lernten sich Anfang der Sechzigerjahre in dem legendären Jazzkeller Cave 54 in Heidelberg kennen, wo mein Vater das Schlagzeug spielte. Meine Mutter war in Alexandria aufgewachsen und zum Studieren nach Deutschland gekommen. Schon damals haftete ihr eine glamouröse Aura an. Man konnte sie sich gut in einem Cabrio auf den Straßen Südfrankreichs vorstellen, die grazilen Arme in langen Satinhandschuhen, um den Hals ein Seidenschal, während der Fahrtwind einzelne Strähnen ihres dunklen Haars aus der Vogelnestfrisur zupfte. Meinen Vater umgab die typisch britische Aura des Understatements. Eine Art englischer Alain Delon, mit stahlblauen Augen und schmaler Nase, sophisticated durch und durch, in der Art, wie er den Drumstick hielt, wie er sprach, durchs Leben ging. Die beiden waren völlig hin und weg voneinander.

Das Herz in Heidelberg verloren: die Eltern, Anfang der 1960er-Jahre

Die frühen 1960er waren eine verstaubte Zeit, doch das Unkonventionelle lugte bereits um die Ecke, und meine Eltern ergriffen die Gelegenheit und richteten sich ihr Leben ein, wie es ihnen gerade gefiel. Sie heirateten an einem Freitag, den 13. ganz in Schwarz – und als ich geboren wurde, ließen sie mich als Einzigen protestantisch taufen. Zu dieser Zeit war es meine Mutter, die arbeiten ging, und mein Vater, der zu Hause blieb, um sich zunächst als Medizinstudent zu versuchen. Als es im Fach Anatomie jedoch darum ging, abgehackte Gliedmaßen und menschliche Torsos zu sezieren, beschloss er, doch lieber einer freiberuflichen Tätigkeit als Übersetzer und Journalist nachzugehen und sich um mich zu kümmern. Für Jazz blieb da nur noch wenig Zeit.

Ob mein Vater das Schlagzeug vermisste? Gewiss. Die Musik war sein Leben, er liebte den New-Orleans-Jazz der Zwanzigerjahre, Kid Ory, Sidney Bechet und natürlich den frühen Louis Amstrong. Doch uns liebte er noch um einiges mehr. Und in gewisser Weise ähnelte unser Leben dem Jazz. Dad und ich waren bald ein gut eingespieltes Duo. Er gab mal leicht, mal entschieden den Rhythmus des Tages vor. Wir drifteten auseinander, jeder bekam sein Solo, machte sein Ding, um bei der Eins wieder zusammenzufinden. Selten gab es mal ein paar Dirty Notes, doch immer jede Menge Improvisation.

Ich spielte unter dem wuchtigen altenglischen Schreibtisch, an dem er mit konzentrierter Miene saß, übersetzte, schrieb. Meine Finger erkundeten das speckige Leder seiner Pantoffeln, knibbelten an den Nähten, kitzelten seine Haut. Dann nahm er mich auf den Arm und ging mit mir zu dem alten Ohrensessel. Und während meine Finger selbstvergessen über die Messingnieten fuhren, las er mir vor, erzählte Geschichten und erklärte Dinge, die ich noch längst nicht verstand. Auch wenn er auf seine typisch englische Weise zurückhaltend, ja, beinahe reserviert war und Gefühle selten aussprach, waren es Momente voller Geborgenheit, in denen ich seine Stimme in seiner Brust vibrieren spürte. Später am Tag nahm er mich mit in die Küche, um nach der Soße zu schauen, die auf dem Herd vor sich hin köchelte und nach Thymian, Oregano, Muskatnuss und gemeinsamem Familienessen duftete.

Abends, wenn meine Mutter nach Hause kam, erfüllt von ihrer Arbeit und neugierig auf uns, kuschelten wir, aßen zusammen. Sie wollte alles von den Abenteuern hören, die ich den Tag über erlebt hatte, von meinen Träumen und Sorgen. Meine Mutter und mein Vater waren immer für mich da, bis heute. Sie gaben mir von klein an das Gefühl, ein eigenständiger, geliebter Teil unserer Familie zu sein. Ich durfte einfach ich selbst sein.

Zum Einschlafen las meine Mutter mir vor. Dann schmiegte ich mich dicht an sie, um ihre Wärme in mich aufzusaugen, und träumte, dass ich fliegen und alles erreichen könnte, wenn ich es mir nur gut genug vorstellte.

Wir wohnten damals mitten in Schwabing. Es war ein gewachsenes Viertel aus neoklassizistischen Häuserschluchten und Jugendstilvillen mit ihren reich verzierten Fassaden, sofern der Krieg sie nicht getilgt hatte. Dazwischen ragten zweckmäßige Bauten auf, die die Lücken füllten, welche die Bomben gerissen hatten. Aus den Hinterhöfen reckten sich die Äste der Linden mit ihrem klebrig süßen Geruch. Rechter Hand ging es zum Alten Nördlichen Friedhof. Ein-, zweimal die Woche holte mein Opa mich ab, verschaffte meinem Vater ein wenig Freiraum und ging mit mir im Wald oder auf besagtem Friedhof spazieren. Es war ein magischer Ort, von Baumriesen bestanden, die in den Himmel ragten und den Blick auf die Häuser verdeckten. Zwischen den einzelnen Grabmalen standen vom Regen gezeichnete Bänke, auf denen wir uns niederließen. Während Opa hier heimlich seine geliebten Zigaretten rauchte, krabbelte ich umher und inspizierte den Kies, ließ die Steinchen durch die Finger rinnen und schaufelte sie zu kleinen Hügeln zusammen.

Opa wusste viel zu erzählen. Er zeigte mir die Gräber vom legendären Dichter und Satiriker August »Gustl« Gemming und von Maximilian von Montgelas, dem Erfinder der Bürokratie. Und natürlich von Hermann Lingg, der einst den Münchner Dichterkreis »Die Krokodile« gegründet hatte. Von ihm stammte mein Lieblingsgedicht, das Opa mir zwischen zwei, drei Zügen von seiner Zigarette aufzusagen pflegte.

DAS KROKODIL ZU SINGAPUR

Im heil’gen Teich zu Singapur

Da liegt ein altes Krokodil

Von äußerst grämlicher Natur

Und kaut an einem Lotusstiel …

Es ist ganz alt und völlig blind,

Und wenn es einmal friert des Nachts,

So weint es wie ein kleines Kind,

Doch wenn ein schöner Tag ist, lacht’s.

Herrmann von Lingg4

Das Krokodil mit seinen unaussprechlichen Konsonanten musste mich ungemein fasziniert haben. Und so war nicht Mama, Dad, Opa das erste Wort, das ich sprach, sondern »Kro-ko-dil«.

Auf dem Alten Nördlichen Friedhof lernte ich laufen, stapfte über die unebenen Wege, plumpste auf die Wiese, die im Frühling von Krokussen übersät war, und zog mich an efeuüberwucherten Stelen hoch.

Zu Hause spielte sich mein Leben viel auf dem Boden ab, und sofern Opas Knie es zuließen, gesellte er sich zu mir auf den Perserteppich. Die Muster dienten als Straßen, auf denen meine Matchbox-Autos sich rasante Rennen lieferten. Und dann die Märklin-Eisenbahn! In meiner Fantasie führten die Gleise mitten hinein in die Alpen. Mein Opa bastelte mit mir eine ganze Kompanie Gebirgsjäger, die wir zusammen anmalten, mit scheckigen Uniformen, die an die Platanen auf einem der Plätze draußen erinnerten. Opa war Soldat gewesen; in der Nazi-Zeit hatte er sich geweigert, der Partei beizutreten, und war an die Ostfront strafversetzt worden. Damals war meine Mutter zwei Jahre alt gewesen, und als er, ausgezehrt und traumatisiert, aus russischer Gefangenschaft zurückkehrte, vierzehn. Für mich war er ein Meister der Taktik; gemeinsam formierten wir die Gebirgsjäger und spielten Schlachten nach. Den Schrecken des Krieges, auch den eigenen, ließ er aus.

HE, KLEINER FRATZ AUF DEM KINDERRADGEKONNT HÄLTST DU DIE BALANCEHE, KLEINER FRATZ AUF DEM KINDERRADDU FÄHRST IN DER TOUR D’ELEGANCEMIT DEN HAAREN IM WIND, AUF DEN WANGEN DIE SONNESAUST DU VORBEI WIE DER BLITZFLITZ!5

HERMAN VAN VEEN

Als ich größer wurde, durfte ich hinunter in den Hof. Ich hatte eine kleine Freundin aus dem Nachbarhaus. »Francis«, drang ihre Stimme zu uns herauf. »Kommst spielen?« Dann zog mein Vater mir die Schuhe an, schärfte mir ein, ja im Hof zu bleiben, und ich rannte die knarzenden Stufen hinunter.

Das Tollste war das Dreiradfahren. Waghalsig nahm ich die Kurven und strampelte, was das Zeug hielt. Immer wieder blickte mein Vater hinunter, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Irgendwann aber öffnete sich das Tor zum Hof, ich roch die Freiheit – und büxte aus.

Mit dem Dreirad fuhr ich ein ganzes Stück die Schellingstraße hinunter, dann nach rechts die Arcisstraße entlang und weiter ums Karree. Meine kurzen Beinchen wurden langsam müde, doch ein unbestimmtes Gefühl von Wildheit, Eigenständigkeit, Stolz trieb mich an. Auf halber Höhe der Heßstraße kam mir mein Vater entgegengerannt. Derart außer sich hatte ich ihn nie zuvor erlebt, das Gesicht fahl vor Angst.

Zu Hause liefen Bachs Goldberg-Variationen auf dem Plattenspieler, mathematisch präzise Leichtigkeit, die mich wieder auf Spur brachte. Ich beschloss, meinen Eltern quasi als Entschädigung eine Freude zu machen. Und als sie abends auf ein Bier und ein Glas Wein in der Kneipe gegenüber waren, packte ich die Schuhe meiner Mum – grüne Lack-Pumps, braune Sandalen und die nigelnagelneuen pinkfarbenen Wildlederstiefel – und trug großzügig schwarze Schuhcreme auf.

Überhaupt beschäftigte ich mich gern mit mir selbst. Oft reckte ich die Nasenspitze über die Fensterbank, blickte hinaus und betrachtete das bunte Leben, das sich um die Geschäfte und Kneipen herum abspielte. Die Art, wie die Menschen sich bewegten, wie sie gingen, redeten … all das erzählte Geschichten, die keine Worte brauchten.

Ich stellte mir vor, in ihre Körper hineinzuschlüpfen. In den Straßenkehrer, der auf seinem Besen lehnte und den Blick schweifen ließ, in den großen Jungen von gegenüber mit dem blonden Stoppelhaar, der eine Beinprothese hatte und stets versuchte, sein Hinken zu verbergen, oder in die merkwürdige Frau, die sich mehrmals nervös umblickte und dann in einem Hausflur verschwand. Die Straßenkneipe an der Ecke war besonders spannend. Die Brust der Männer, die mit jedem Bier breiter zu werden schien, und die gereckten Hälse, wenn ein hübsches Mädchen vorbeiging. Mit Kneipen kannte ich mich aus. In England war ich nämlich schon mal selbst in einem Pub gewesen, mit meinem Dad und meinem Uncle Malcolm. Ein anderes Land und doch die gleichen Dinge, welche die Menschen umtrieben.

KUNST IST EINE REFLEXION UND ERKENNTNIS DES LEBENS. OHNE DAS LEBEN ZU KENNEN, IST ES UNMÖGLICH, ES ZU ERSCHAFFEN.6

KONSTANTIN STANISLAWSKI

AUS DER MITTE ENTSPRINGT EIN FLUSS

Mein Vater stammt aus einer kleinen Ortschaft im Norden Englands nahe den Yorkshire Dales, inmitten unberührter Natur. Weite Moore, unzählige Bäche und Flüsse mit breiten Uferstreifen, über die sich verwitterte Brücken spannen, Hügel in einem fast unwirklichen Grün … Zwischen den Weiden verlaufen mit Moos und Flechten bewachsene Steinwälle, die vor Jahrhunderten mühevoll von Gefangenen Stein auf Stein errichtet wurden. Und dann die Ruinen der Abbeys, Pendragon Castle weiter im Norden, das der Legende nach von König Arthurs Vater erbaut wurde, und der einsam auf einem Hügel stehende Blacko Tower, auf dem wir als Kinder spielten … Hier ist noch viel zu spüren von der Geschichte der Insel. Kelten, Wikinger, Römer, sie alle haben ihre Spuren in der Landschaft und den Menschen hinterlassen.

Ich liebte die Ferien dort, in denen mein Dad und ich gemeinsam durch die Flusstäler streiften. Mit großen Augen hörte ich ihn von den Lachsen erzählen, die sich vom River Ribble aus auf die unfassbar weite Reise durch die Irische See bis in den Atlantik machten, um schließlich hierher, zu ihrer Kinderstube, zurückzukehren und zu laichen. Solch ein gewaltiger Kreislauf des Lebens! Mir war es ein Rätsel, wie sie ohne Kompass und Landkarte nach Hause finden konnten, und zugleich hatte die Vorstellung etwas Beruhigendes. Dass man immer wieder dorthin zurückfindet, wo man hingehört.

In England lernte ich tiefen Respekt vor der Natur und ihren Wundern. Überhaupt hielten die Aufenthalte einige Lektionen für mich bereit.

Da ich zweisprachig aufwuchs, fand ich mich schnell zurecht und verbrachte viel Zeit mit meinem Grandpa und meiner Granny, mit Onkel und Tante und Cousins und Cousinen. Hier verband sich mein Dad mit seinen Wurzeln, und so wie er waren auch die anderen: ruhiger, geduldiger, zurückhaltender als die Leute daheim in München. Meine englischen Verwandten schlossen mich ins Herz, doch auf eine stille, distanziertere Art. Nicht minder tief, für Außenstehende aber schwerer abzulesen.

Zugleich lernte ich hier zum ersten Mal, wie bitter es schmeckt, ausgegrenzt zu werden. Mein Vater war zum Außenseiter geworden, indem er nicht nur nach Cambridge ging, sondern auch noch ausgerechnet eine Deutsche geheiratet hatte. Den Erzfeind. Die Wunden, die beide Weltkriege gerissen hatten, waren in den Menschen noch allgegenwärtig. Da war zum Beispiel Uncle Bill. Er war mit den Alliierten in Sizilien an Land gegangen; vor Monte Cassino hatte er einen Bauchschuss aus einem deutschen Maschinengewehr abbekommen und wäre um ein Haar gestorben. Dennoch ließen die Erwachsenen sich mir gegenüber nichts anmerken. Es waren die Kinder, die eifrig mit dem Finger auf mich zeigten, die mal leiser, mal lauter über mich herzogen und mir zum ersten Mal im Leben das Gefühl gaben, an mir sei etwas grundfalsch. Das war ein Moment, in dem etwas in mir zersprang, mir die kindliche Unschuld genommen wurde. An ihre Stelle traten Unsicherheit, Verwirrung, Scham.

Solche Erfahrungen machen wir alle früher oder später: Irgendwann verlassen wir das Nest der elterlichen Liebe und erkennen, dass die Außenwelt nicht zwingend wohlwollend ist. Dass man uns anders haben will, als wir sind. Älter, jünger, dicker, dünner, reicher, ärmer, was immer. Plötzlich werden Liebe, Zuneigung, Anerkennung nur in kalkulierten Rationen verteilt: an Menschen, die einem ähneln und einen damit bestätigen, Menschen, von denen man sich etwas verspricht: Ansehen, Geld, Sicherheit … Aber wahre Liebe ist das nicht, denn die ist bedingungslos und hat keinen anderen Wunsch, als sich zu erfüllen …

Mir hätte es schon gereicht, wenn mich die Nachbarskinder gemocht oder wenigstens in ihren Reihen geduldet hätten. Doch sie machten sich über mich lustig, setzten mich herab. Misstrauen und Feindseligkeit schlugen mir entgegen. Hier war ich »der Deutsche«, der Sohn von dem, der weggegangen war und eine Feindin geheiratet hatte. Sie sahen nicht mich als Person, sie sahen nur ein Bild von mir, etwas, das sie glauben wollten … was sie dachten, glauben zu müssen. Und gegen falsche Bilder, Vorstellungen und Labels, die Menschen sich von einem machen, kommt man nur schwer an. Eigentlich gar nicht.

Warum es ausgerechnet die Kinder waren? Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil sie noch nicht so »educated« waren, sondern aussprachen, was ihre Eltern nur flüsterten, dachten, fühlten?

Ein Prädikat verpasst zu bekommen, heißt, geprägt zu werden. Prägungen können positiv sein, unterstützend, können aufs Leben vorbereiten und einem Kind alles Rüstzeug mitgeben, das es je braucht. Urvertrauen. Sicherheit. Selbstwertgefühl. Die Gewissheit, dass das Leben schön und lebenswert ist, dass Hindernisse überwunden werden können, dass alles Potenzial in einem selbst ist. Negative Prägungen aber verzerren das Bild, das sich ein Kind von der Welt macht. Das schaffst du nie! Sei bescheiden! Du bist ein Außenseiter, ein Loser. Wenn es so einfach wäre, wieso hat es dann noch keiner gemacht?