Der Fake Bad Boy - Nancy Salchow - E-Book

Der Fake Bad Boy E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Er ist alles, was du jemals wolltest. Aber wenn seine Maske fällt, ist nichts mehr, wie es scheint ... Juna hat die Nase voll von braven Jungs. Entweder mutieren sie im Laufe der Beziehung zu schweigsamen Langweilern oder zu echten Feiglingen, die sie in brenzlichen Situationen im Stich lassen. Eins steht fest: Ihr Mr. Right muss ein echter Bad Boy sein! Als sie Milo in ihrer Lieblingsbar kennenlernt, ist das für sie wie Schicksal. Schließlich ist der attraktive Unbekannte an diesem Abend mit mehreren stadtbekannten Machos unterwegs, also muss er doch ein echter Bad Boy sein, oder? Und dass ihr beim Blick in seine kastanienbraunen Augen ganz schwindelig wird, macht ihn umso interessanter. Was Juna nicht weiß, ist, dass Milo in Wahrheit alles andere als ein Bad Boy ist. Als er allerdings zufällig ein Gespräch mitanhört, in dem Juna ihrer Freundin von dem Plan erzählt, ihn auf seine Bad-Boy-Eigenschaften zu testen, weiß er, dass es nur einen Weg gibt: Er muss sich als echter Mistkerl ausgeben, um diese Wahnsinnsfrau für sich zu gewinnen. Doch diese Notlüge ist nichts im Vergleich zu einem noch viel größeren Geheimnis, das er vor Juna verbirgt. Eine bewegende Liebe voller Missverständnisse, Geheimnisse und grenzenloser Leidenschaft nimmt ihren Lauf ... Dieses Buch enthält sehr leidenschaftliche Szenen und ein wohlverdientes Happy End.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Epilog

Danksagung und Nachwort

Impressum

Nancy Salchow

___________________________

Der Fake Bad Boy

Liebesroman

Über das Buch

Er ist alles, was du jemals wolltest. Aber wenn seine Maske fällt, ist nichts mehr, wie es scheint ...

Juna hat die Nase voll von braven Jungs. Entweder mutieren sie im Laufe der Beziehung zu schweigsamen Langweilern oder zu echten Feiglingen, die sie in brenzlichen Situationen im Stich lassen. Eins steht fest: Ihr Mr. Right muss ein echter Bad Boy sein!

Als sie Milo in ihrer Lieblingsbar kennenlernt, ist das für sie wie Schicksal. Schließlich ist der attraktive Unbekannte an diesem Abend mit mehreren stadtbekannten Machos unterwegs, also muss er doch ein echter Bad Boy sein, oder? Und dass ihr beim Blick in seine kastanienbraunen Augen ganz schwindelig wird, macht ihn umso interessanter.

Was Juna nicht weiß, ist, dass Milo in Wahrheit alles andere als ein Bad Boy ist. Als er allerdings zufällig ein Gespräch mitanhört, in dem Juna ihrer Freundin von dem Plan erzählt, ihn auf seine Bad-Boy-Eigenschaften zu testen, weiß er, dass es nur einen Weg gibt: Er muss sich als echter Mistkerl ausgeben, um diese Wahnsinnsfrau für sich zu gewinnen. Doch diese Notlüge ist nichts im Vergleich zu einem noch viel größeren Geheimnis, das er vor Juna verbirgt.

Eine bewegende Liebe voller Missverständnisse, Geheimnisse und grenzenloser Leidenschaft nimmt ihren Lauf ...

Dieses Buch enthält sehr leidenschaftliche Szenen und ein wohlverdientes Happy End.

Prolog

Ein tiefer Atemzug, dann werfe ich mich kopfüber in die Fluten und tauche ein paar Sekunden unter. Eine Reaktion, die sich ungewohnt befreiend anfühlt. Wie lange ich wohl unter Wasser aushalte?

Ich schwimme weiter unter der Wasseroberfläche. Weiter und weiter und weiter. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder auftauche, steht er nur wenige Meter neben mir.

Während ich mich ihm langsam nähere, spüre ich die Intensität seines Blicks umso heftiger. So unsicher ich mich auch in seiner Gegenwart fühle, in diesem Moment sagen seine Augen mehr, als es Worte jemals könnten.

Eine Weile schweigt er, und auch ich wage es nicht, die Stille zu stören. Stattdessen schauen wir einander auf eine Weise an, die ich nicht verstehe und die mich doch atemlos macht.

Was hat mich dazu gebracht, ihm hierher zu folgen? Und was habe ich erwartet? Dass es mir gelingen würde, seine Rätselhaftigkeit zu entschlüsseln? Irgendetwas verbirgt er, das spüre ich ganz deutlich. Und es steckt mehr dahinter als einfach nur seine angeborene Coolness.

Doch schon im nächsten Moment lösen sich all meine Fragen in Luft auf, als ich plötzlich seine Hand an meiner Wange spüre. Noch bevor ich seine Berührung überhaupt einordnen kann, küsst er mich schließlich.

Es ist ein heftiger Kuss, beinahe hastig. Doch gerade das macht ihn umso aufregender.

Sein Körper ist mittlerweile so nah an meinem, dass ich von einer Leidenschaft gepackt werde, die ich bisher nicht kannte. Wie von selbst wandern meine Hände an seinen kräftigen Rücken. Seine Muskeln unter meinen feuchten Fingern zu spüren, macht das Ganze nur noch aufregender.

Ich fühle seine Lippen auf meinen, seine Zunge, die meine voller Fordern berührt.

Entschlossen zieht er mich fester an sich, sodass ich seine Erregung spüren kann.

Bin ich etwa gerade dabei, mich auf den ersten One-Night-Stand meines Lebens einzulassen? Und warum habe ich das nicht kommen sehen, als ich zu ihm ins Taxi gestiegen bin? Er schien doch so gleichgültig.

Doch ehe ich mich weiter in diesen verwirrenden Gedanken verlieren kann, löst er sich plötzlich von mir. Eine gefühlte Ewigkeit schaut er mich stumm an. Eine Schweigsamkeit, deren Bedeutung nicht wirklich bei mir ankommt.

Und dann, ohne Vorwarnung, dreht er sich schließlich um und stürzt sich erneut in die Fluten.

Kapitel 1

Juna

»Ach, Süße«, Lisa legt die Hand auf meine, »tut mir echt wahnsinnig leid für dich. Wirklich.«

Ich führe mein Glas zum Mund und leere meine Weißweinschorle fast mit einem einzigen Schluck, bevor ich es seufzend wieder abstelle.

»Schon okay.« Ich mache eine flüchtige Handbewegung. »Ich bin froh, dass ich den Kerl los bin. Wir hätten sowieso keine Zukunft gehabt.«

»Und du bist dir sicher, dass es dir gut geht?«

»Absolut sicher.«

Sie beobachtet mich mit besorgtem Blick, während ich das Glas erneut anhebe. Ich kenne diesen Ausdruck in ihren Augen nur zu gut. Es ist derselbe Ausdruck, mit dem sie mich auch schon nach meinen letzten beiden gescheiterten Beziehungen angesehen hat. Fast so, als wäre ich mit 27 Jahren mittlerweile zu alt, um jemals den Richtigen zu finden. Als käme ich mit jedem neuen Scheitern dem Schicksal einer einsamen alten Katzenlady immer näher. Dabei habe ich noch nicht mal eine Katze.

»Und du hast die Sache mit Dave wirklich beendet?«, hakt sie nochmal nach. »Ich meine, ist es wirklich endgültig?«

Ich lasse mir mit meiner Antwort einen Moment Zeit, während ich meinen Blick durch das schummrige Licht der Bar wandern lasse.

Wir sitzen an einem der hinteren Fenstertische, nicht weit von den Toiletten. Ein Platz, den wir für gewöhnlich eher meiden. Heute jedoch war es der einzige freie Tisch in unserer Lieblings-Hafenkneipe, wenn nicht sogar der gemütlichsten Kneipe Wismars.

»Es hat sich einfach nicht mehr richtig angefühlt«, sage ich schließlich. »Und das schon seit einer ganzen Weile.«

»Und dabei wart ihr mal so glücklich.« Lisa lehnt sich seufzend gegen das weinrote Leder. Ihre kupferbraunen Locken umspielen ihr rundliches Kinn, ihre dunklen Augen wirken dank des goldenen Lidschattens umso dramatischer.

Auch an diesem Abend zeigt sie in ihren engen Jeans und dem offenherzigen Top, dass sie nicht trotz, sondern wegen ihrer eher kurvigen Figur besonders viele Männerblicke auf sich zieht. Oder ist es ihr herzliches Lachen, das immer wieder dafür sorgt, im Mittelpunkt einer jeden Bar zu stehen?

»Glück ist halt vergänglich.« Ich schaue nachdenklich in mein leeres Glas.

»Aber er war doch immer so nett.« Sie schlurft am Strohhalm ihres Kiwi-Cocktails.

»Genau das war ja das Problem«, antworte ich.

»Kapier ich nicht.«

»Na ja, am Anfang fand ich es ja toll, dass er so lieb und aufmerksam ist, aber mit der Zeit ...« Ich beiße mir auf die Unterlippe.

»Mit der Zeit?«, wiederholt sie.

»Ach, ich weiß auch nicht. Er wurde immer mehr zum Langweiler. Zu nichts hatte er ne Meinung.« Ich schaue sie irritiert an. »Kannst du dir vorstellen, dass wir uns in den achtzehn Monaten unserer Beziehung nicht ein einziges Mal gestritten haben?«

»Moment mal. Erzählst du mir gerade, dass du Schluss gemacht hast, weil ihr nie Streit hattet?« Sie lacht. »So was Absurdes kann auch wirklich nur aus deinem Mund kommen, Juna.«

»Du verstehst das nicht. Es geht nicht um das Streiten an sich, sondern darum, dass er einfach keine eigene Meinung hatte. Wenn ich was essen gehen wollte, musste immer ich vorschlagen, wohin wir gehen. Er hatte niemals eigene Ideen. Und wenn wir uns tatsächlich mal über ein Thema unterhalten haben – kam in letzter Zeit ja nicht so häufig vor –, hat er mir immer sofort zugestimmt, wenn ich was gesagt habe, obwohl er vorher anderer Meinung war. Da hieß es dann immer gleich: Ja, da hast du recht.« Ich rolle mit den Augen. »Ich schwöre dir, wenn ich nur noch ein einziges Mal die Worte Da hast du recht höre, drehe ich durch.«

»Klingt irgendwie ganz schön abgedreht, wenn du mich fragst.«

»Ja, wenn ich es jetzt so erzähle, klingt es seltsam, ich weiß. Aber glaub mir, du wärst genauso genervt gewesen. Irgendwann wird es ziemlich langweilig, wenn man sich mit dem Mann, mit dem man das Bett teilt, über nichts mehr unterhalten mag, weil er einem grundsätzlich in allem zustimmt.«

Lisa greift nach einem Stück Knoblauchbrot und dippt es in die Zwiebelsauce. »Vielleicht hatte er einfach Angst vor Streit und ist den Weg des geringsten Widerstands gegangen.«

»Wenn er Angst hat, eine andere Meinung als ich zu haben, ist das nicht besonders männlich, oder?« Ich lasse die Schultern sinken. »Aber das Fass zum Überlaufen hat dann das letzte Wochenende gebracht.«

»Was ist passiert?« Sie schaut mich mit großen Augen an.

»Ich habe dir doch erzählt, dass wir auf die Verlobungsfeier seiner Schwester eingeladen waren.«

»Ja, in Hamburg, richtig?«

Ich nicke. »Eigentlich hatte ich richtig Lust drauf, denn ich mag seine Schwester. Dementsprechend gut war auch meine Laune. Aber als wir dann in einer Bar waren und mich so ein dämlicher Typ begrapscht hat ...«

»Moment mal, jemand hat dich begrapscht?«

»Es war nur eine ganz flüchtige Berührung, aber da war halt so’n Kerl, der auf dem Weg zum Klo an unserem Tisch vorbei musste. Zugegeben, es war ziemlich eng in der Bar, aber zwei Hände landen nicht direkt griffbereit an einem Hintern, nur weil es in der Bar eng ist.«

»Nicht dein Ernst! Er hat dir an den Po gefasst? So ein Arschloch!«

»Und alle haben es gesehen. Davids Schwester, ihr Verlobter – und natürlich auch David selbst.«

»Und was ist dann passiert?«

»Na ja, dieser Grapscher war ja erst mal auf dem Klo. In der Zeit haben Davids Schwester und ich uns ganz aufgeregt darüber unterhalten, was für ein Mistkerl das ist. Da habe ich allerdings schon gemerkt, dass Dave das Ganze wieder mal nicht wirklich verinnerlicht hat. Weißt du, was er gesagt hat?«

»Na?«

»Dass es sicher nur ein Versehen war.« Ich lache laut auf. »Stell dir das mal vor: Der Kerl nimmt beide Hände, um mir an den Hintern zu greifen, grinst dabei noch schmierig und mein Freund hält es für ein Versehen.«

Lisa legt ihre ausgebreiteten Hände auf den Tisch. »Du verarschst mich.«

»Das ist halt Dave, wie er leibt und lebt.« Ich atme aus. »Dann hat er aber auch die geballte Wut von seiner Schwester abbekommen, die ihm vorgeworfen hat, dass er nicht für mich eingetreten ist. Dave hat aber wieder mal nichts gepeilt und nur dämlich gegrinst. Aber weißt du, was das Geilste war?« Ich rede mich in Fahrt. »Als dieser Typ dann zurück kam und wieder an unserem Tisch vorbeiging, stand Dave tatsächlich auf und ...«

»Was hat er gesagt?« Lisa hält sich gespannt die Hand vor den Mund.

»Er hat dem Typen die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt: Entschuldige, aber darf ich dich mal was fragen?«

Lisa starrt mich an.

»Daraufhin schaut der Typ ihn mit schmierigem Grinsen an und fragt ihn, was er von ihm will. Und da sagt Dave doch wortwörtlich: Tut mir leid, meine Freundin ist der Meinung, dass du ihr an den Hintern gefasst hast. Sicher war das nur ein Versehen, aber es wäre lieb, wenn du beim nächsten Mal einen etwas größeren Bogen um unseren Tisch machst, damit es nicht wieder zu diesem Missverständnis kommt.« Ich spüre, wie erneut die Wut in mir hochkocht. »Ich meine, ist das zu fassen? Dieser Kerl tatscht mich an und was tut Dave? Entschuldigt sich noch bei ihm, weil seine Freundin ja so verpeilt ist. Missverständnis hat er es genannt. EIN MISSVERSTÄNDNIS! Boah, ich kann dir sagen, ich war sowas von wütend.«

»Klingt ja echt nach ner Nullnummer.« Sie sieht mich mitfühlend an.

»Du sagst es. Dieser fremde Typ hat dann auch nur dämlich gegrinst und ist ohne ein weiteres Wort abgehauen. Erst wollte ich ihm schon was hinterherbrüllen, aber ob du es glaubst oder nicht, ich wollte in dem Moment nicht, dass sich Dave wie ein Versager vorkommt, weil seine Freundin sich selbst verteidigen muss, also bin ich still geblieben.« Ich fasse mir an die Stirn. »Ein bisschen Schiss hatte ich natürlich auch. Wer weiß, was das für ein Spinner war, wenn der mir einfach so an den Hintern fasst. Aber so richtig bewusst wurde mir diese ganze Situation dann erst abends im Hotel, als Dave und ich nebeneinander im Bett lagen.« Ich versuche, mich zu erinnern. »Ich glaube, da wurde mir erst richtig klar, dass ich einfach den Respekt vor Dave verloren habe. Ich meine, wenn er sogar zu feige ist, für seine eigene Freundin einzutreten, wie soll ich mich da sicher und geborgen bei ihm fühlen?« Ich seufze. »Außerdem habe ich schon vor einer gefühlten Ewigkeit aufgehört, in ihn verliebt zu sein. Wer weiß«, ich zucke mit den Schultern, »vielleicht war ich nie wirklich verliebt in ihn.«

Lisa holt Luft. »Ach, Mensch, tut mir echt leid für dich, Juna. Ich hoffe, beim nächsten Kerl hast du mehr Glück.«

»Das hoffe ich auch. Erst die Sache mit Jannik, jetzt das mit Dave.«

»Oh, Jannik.« Lisa denkt nach. »Wie lange ist das überhaupt her?«

»Fast drei Jahre. Damals dachte ich, dass er an Langeweile nicht zu überbieten wäre.«

»War es wirklich so schlimm?«

»Weißt du denn nicht mehr, dass ich fast das ganze Jahr, das wir zusammen waren, fast nie bei dir war?«

»Ach ja, stimmt. Das war doch der, der fand, dass man das Haus nicht verlassen müsste.«

»Genau der. Ein bisschen Gemütlichkeit ist mir ja genauso wichtig, aber wenn man gar nicht mehr aus dem Haus geht außer zur Arbeit, läuft irgendetwas verkehrt.«

»Sieht fast so aus, als hättest du ein Abo auf Langweiler.« Lisa zwinkert mir zu. »Sorry, Süße, war nur Spaß.«

»Du hast ja recht. Und genau das werde ich ab sofort ändern.«

»Was soll das nun wieder heißen?«

»Na ja, dass ich bei der Männerwahl in Zukunft nicht mehr dieselben Fehler machen werde wie in der Vergangenheit.« Ich hebe die Hand, um die Kellnerin herbeizuwinken.

»Und wie stellst du dir das vor?«

»Indem ich versuche, aus meinen Fehlern zu lernen.« Ich lehne mich zurück. »Irgendwie wollen wir doch alle immer dasselbe: Einen lieben Kerl, der uns jeden Wunsch von den Augen abliest, uns nimmt, wie wir sind und mit dem es niemals langweilig wird. Aber vielleicht ist genau das das Problem: Lieb und aufmerksam verträgt sich möglicherweise nicht mit der Erwartung, dass es mit ihm auch noch aufregend sein soll.«

»Ich glaube, du denkst viel zu viel nach.« Sie spitzt die Lippen. »Nein ehrlich, Süße, du solltest erst mal ein paar Wochen verstreichen lassen, bevor du gleich alles in Frage stellst. Immerhin habt ihr euch gerade erst getrennt.«

»Ich muss nicht abwarten, um zu wissen, was ich bisher falsch gemacht habe. Und genau darin liegt die Antwort. Ich meine, lieb und nett hatte ich schon, jetzt will ich endlich mal mein Herz entscheiden lassen und etwas Aufregendes wagen.« Ich suche ihren Blick. »Nehmen wir doch zum Beispiel mal dich und Marc.«

»Was ist mit ihm?« Sie runzelt die Stirn.

»Na ja, du warst doch echt wahnsinnig verliebt in ihn, oder? Und wenn du ehrlich bist, liebst du ihn selbst heute noch.«

»Um Himmelswillen, du wirst doch wohl nicht diesen Arsch als Vorbild für deine nächste Männersuche nehmen, oder?«

»Es muss ja nicht gleich ganz so ein schlimmes Exemplar wie er sein, aber ...«

»Halt! Stop!«, fällt sie mir ins Wort. »Du fängst jetzt nicht allen Ernstes an, eine Lobeshymne auf den Typen zu singen, der sich die ganzen zwei Jahre nie wirklich zu mir bekannt hat, oder? Derselbe Kerl, der mich mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt hat, um Sex mit mir zu haben, sich dann aber wieder drei Tage nicht gemeldet hat.« Sie holt tief Luft. »Derselbe Kerl, der mir niemals zum Geburtstag gratuliert hat und mich ständig versetzt hat? Der Typ, der mir nur seine Liebe gestehen konnte, wenn er mal was getrunken hatte, aber ansonsten ein gefühlskaltes Arschloch war?«

»Wie gesagt, ganz so gleichgültig sollte ein Typ natürlich nicht sein.« Ich greife nach einem Stück Brot und tunke es in den Dipp. »Aber du musst zugeben, dass du an jedem einzelnen Tag wahnsinnig verliebt in ihn warst. Und dass es dir mit ihm nicht eine einzige Sekunde langweilig wurde.«

»Willst du etwa behaupten, dass das wichtiger ist, als mit Respekt behandelt zu werden?«

»Und du hast meine Frage nicht beantwortet.« Ich zwinkere ihr wissend zu.

»Welche Frage?«

»Na ja, ob du immer noch verliebt in ihn bist.«

»Es ist anderthalb Jahre her, dass ich ihm den Laufpass gegeben habe.«

»Das war keine Antwort auf meine Frage.«

Sie seufzt geräuschvoll auf.

»Schon okay«, ich mache eine wegwerfende Handbewegung, »du musst gar nichts sagen. Ich weiß auch so, wie viel er dir noch immer bedeutet. Schon allein dein Blick, als wir ihn neulich auf dem Hafenfest getroffen haben, hat Bände gesprochen.«

»Ich hatte mich nur erschrocken, ihn zu sehen. Das ist alles.«

»Ja ja, schon klar.« Ich sehe mich erneut nach der Kellnerin um. Scheinbar hat sie uns vergessen. »Was muss man hier eigentlich tun, um noch eine Weißweinschorle zu bekommen?«, murmele ich ungeduldig.

»Nun lenk nicht ab, Juna.« Lisa legt die Handflächen auf den Tisch und sieht mich aufmerksam an. »Glaubst du, ich durchschaue es nicht, wenn du hier plötzlich einen auf Gangsterbraut machst? Du tust nur so abgebrüht, weil du Angst hast, wieder verletzt zu werden. Aber wir beide wissen doch ganz genau, dass du dich einfach nur nach der großen Liebe sehnst, genau wie wir alle.«

»Da irrst du dich. Ich spiele das nicht. Mir ist es diesmal wirklich ernst.« Ich schaue hinüber zum größten aller Tische, direkt neben dem Tresen. »Nimm zum Beispiel Gregor und seine Clique ...«

Lisa schaut ebenfalls hinüber. »Was ist mit ihnen?«

»Gregor kann man zwar vergessen, der ist wirklich der größte Arsch von allen«, stelle ich unverblümt fest. »Aber ansonsten haben er und seine Freunde wenigstens eins gemeinsam: Sie sind keine Weicheier.«

»Ja, weil sie Machos sind. Und zwar von der allerschlimmsten Sorte.«

»Kann schon sein.« Ich zupfe ein Stück Brot auseinander und kaue gedankenverloren darauf herum. »Aber ich bin mir sicher, dass tief im Inneren jeder von ihnen auch ein lieber Kerl ist. Nur eben nicht so eine Weichwurst wie Dave. Sie gehen selbstbewusst durchs Leben und würden Kerlen, die ihre Freundin beleidigen, auch mal ordentlich die Meinung geigen. Meinst du nicht?«

»Willst du wirklich wissen, was ich denke? Ich denke, dass du keinen Alkohol mehr verträgst und schon nach einer Weißweinschorle den größten Mist daherredest, den ich jemals gehört habe.«

»Du nennst das Mist?«

»Wie soll ich es sonst formulieren, wenn du ausgerechnet Gregor als Vorbild für alle Kerle ernennst?«

»Das hast du falsch verstanden. Er war nur ein Beispiel. Aber es muss doch auch Typen geben, die selbstbewusst durchs Leben laufen, ihr eigenes Ding durchziehen, aber trotzdem voller Leidenschaft sind. Oder eben gerade deshalb.«

Lisa holt einen Spiegel aus ihrer Handtasche, streicht sich eine Strähne hinters Ohr und klappt ihn wieder zusammen.

»Was ist?« Ich schaue sie an. »Hat es dir die Sprache verschlagen?«

»Keine Ahnung.« Sie schiebt den Spiegel wieder zurück in die Tasche. »Ich weiß nur nicht so recht, was ich zu diesen merkwürdigen Theorien sagen soll.«

»Du bewertest meine Pläne völlig über«, antworte ich. »Ich will ja gar kein Arschloch oder so, sondern einfach nur einen Bad Boy, verstehst du?«

Sie seufzt. »Alles, was ich verstehe, ist, dass es schon spät ist und wir wohl besser nach Hause gehen sollten. Die Kellnerin kommt in diesem Leben sowieso nicht mehr an unseren Tisch, wie es aussieht. Das sollten wir als Zeichen nehmen.«

»Apropos Zeichen«, ich lege die Hand auf ihren Unterarm, »schau mal, der Typ da neben Gregor.«

»Du meinst Martin?«

»Nein, den anderen. Der auf der rechten Seite. Kennst du den?«

Erst jetzt fällt mir auf, dass der Fremde zumindest optisch überhaupt nicht zu den anderen passt. Während die anderen sowohl beim Styling ihrer Haare und auch dem Klamottenstil eher ein wenig gewollt wirken, scheint dieser Unbekannte gerade in seiner Ungezwungenheit besonders attraktiv.

Das goldbraune, etwas längere Haar wirkt zerzaust und irgendwie verwegen. Sein Bartansatz ist strukturlos im Gesicht verteilt. Unter seiner Jeansjacke deutet das olivgrüne T-Shirt seinen muskulösen Oberkörper an, am Hals lässt sich der Ansatz eines Tattoos erkennen.

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wird mir bewusst, dass ich ihn viel zu lange angestarrt habe.

»Haaallo!« Lisa schaut mich mit großen Augen an.

»Ähm ... Tschuldigung ... Hast du was gesagt?« Ich grinse verlegen.

»Ich habe nur auf deine Frage geantwortet«, murmelt Lisa.

»Welche Frage?«

»Na, ob ich ihn kenne, du Dummerchen.« Sie lacht. »Bist wohl gerade auf irgendeiner Wolke unterwegs, was?«

»Sorry, ich war mit den Gedanken woanders.« Die Hitze schießt in meine Wangen. »Also? Kennst du ihn?«

»Zum dritten Mal: Nein, ich kenne ihn nicht. Aber wenn er mit Gregor an einem Tisch sitzt, hat er offensichtlich genau den Charakter, nach dem du gerade suchst: Einen beschissenen. Vermutlich hat er jeden Abend eine andere Frau in seinem Bett und absolut keinen Respekt vorm weiblichen Geschlecht.« Sie verzieht das Gesicht. »Ein echter Bad Boy eben.«

Doch anstatt ihr zu antworten, wandert mein Blick erneut zu dem umwerfenden Fremden mit den kaffeebraunen Augen. Sie hat recht: Wenn er mit Gregor an einem Tisch sitzt, kann er zumindest kein Weichei sein. Und dass er ausgerechnet hier und jetzt in derselben Kneipe wie ich sitzt, kann doch kein Zufall sein. Gerade rede ich noch von Bad Boys – und wie ein Wink vom Himmel sitzt er plötzlich nur wenige Meter von mir entfernt. Wenn das kein Schicksal ist.

»Scheiße, ist der süß«, brumme ich vor mich hin.

»Wen meinst du?« Sie schaut erneut zum Tisch. »Den Fremden?«

Ich nicke. »Er sieht so verwegen aus. So ... so ...«

»So machomäßig?« Sie verschränkt die Arme vor der Brust und schaut mich skeptisch an. »Ich glaube, wir sollten lieber gehen, bevor du noch auf dumme Gedanken kommst.«

Tief im Inneren weiß ich, dass sie recht hat. Das hier bin nicht ich. Schon das erste Glas Weißweinschorle vernebelt mir den Verstand. Unter normalen Umständen würde ich meinen ersten Eindruck über diesen Typen nicht einfach so hinausposaunen, aber irgendetwas bringt mich dazu, ihn immerzu anzustarren.

---ENDE DER LESEPROBE---