Der letzte Tag des Ernest Hemingway (stern eBook Single) - Stephan Maus - E-Book

Der letzte Tag des Ernest Hemingway (stern eBook Single) E-Book

Stephan Maus

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Beschreibung

1961 erschoss sich Ernest Hemingway. Er liebte den Stierkampf, die Jagd, die Frauen und die Feste. Warum dieses brutale Ende nach einem so energiegeladenen Leben? Der stern schaute sich am Tatort in Idaho um und sprach mit Weggefährten und angehörigen des großen amerikanischen Schriftstellers. Leben, Wissen, Zeitgeschichte: stern eBooks enthalten beeindruckende Titelgeschichten, große Reportagen und Analysen oder informative Einzeltexte (Singles), die vormals im gedruckten stern erschienen sind. Besondere Veröffentlichungen als pure Lesestücke - ausgewählt von der Redaktion für ihre stern eBook-Reihe.

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Seitenzahl: 21

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Herausgeber:SternGruner + Jahr AG & Co KG, Druck- und Verlagshaus,Am Baumwall 11, 20459 Hamburgwww.stern.de

Der letzte Tag des Ernest Hemingwayvon Stephan Mausaus: stern Nr. 27/2011 vom 30.6.2011eBook-ISBN: 978-3-652-00263-9

37 Stufen bis zum Waffenschrank

Vor 50 Jahren erschoss sich Ernest Hemingway. Er liebte den Stierkampf, die Jagd, die Frauen und die Feste. warum dieses brutale Ende nach einem so energiegeladenen Leben? Der „stern“ schaute sich am Tatort in Idaho um und sprach mit Weggefährten und angehörigen des großen amerikanischen Schriftstellers

von Stephan Maus

Es war früh aufgewacht. Wie immer. Als er seinen 1,83 Meter großen, 100 Kilo schweren Körper aufrichtete, muss er jeden Knochen, jeden Muskel gespürt haben. Er hatte sich nie geschont. Sechs Schädelverletzungen hatte er in seinem Leben erlitten. Drei schwere Autounfälle überlebt. In seinem Bein wanderten noch immer Granatsplitter umher – Erinnerungen an die Schützengräben des Ersten Weltkriegs. Sieben Jahre zuvor hatten ihm zwei Flugzeugabstürze stark zugesetzt. Ob er sich an all das noch erinnerte? Sein Gedächtnis war zerrüttet durch Elektroschocktherapien, die man ihm in den letzten Monaten gegen seine Depressionen verabreicht hatte. Vor sechs Tagen erst war er aus der Klinik entlassen worden. Er stand auf. Früher wäre er jetzt ans Schreibpult gegangen. Doch wozu? Drei unvollendete Manuskripte. Mit keinem kam er weiter. Eine Woche brauchte er inzwischen für drei Sätze. In 19 Tagen würde er 62.

Er zog sich seinen roten Bademantel über den Pyjama. Sein Imperatorenmantel. Aus dem Fenster sah man die Rocky Mountains. Auf den Gipfeln glitzerte noch Schnee. Wilde Bergwelt, wie er sie immer geliebt hatte. Seine Pantoffeln sanken in den tiefen Teppich. Acht Schritte, und er stand vor der Tür, hinter der seine Frau Mary schlief. Leise. Keine Diele knarrte. Das ganze Haus aus Beton. Mary nannte es ihr Blockhaus. Ein Bunker. Auf allen Etagen Lüftungsschlitze. Rundherum. Wie Schießscharten. Aber für Schlachten fehlte ihm jetzt die Kraft. 14 Treppenstufen abwärts, Absatz, Rechtsdrehung, noch einmal drei Stufen. Dann war er im Wohnzimmer.