Der Neutronenstern (STERNEN COMMANDER 40) - Jens Fitscher - E-Book

Der Neutronenstern (STERNEN COMMANDER 40) E-Book

Jens Fitscher

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Mittlerweile hat das Schiff bereits über 1300 Lichtjahre überbrückt und die Lenkergruppe der letzten Sieben bereitet sich auf die Ankunft im Zielsystem vor. Dann geschieht das Unvorhersehbare. Das Schiff weicht vom Kurs ab. Die ZUKUNFT I wird durch die Gravitation eines nahen Neutronensterns aus der programmierten Flugbahn gezogen. Der starke Neutronenschauer des Sterns hat bereits ein Außensteuerrelais beschädigt und es droht eine Katastrophe.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 77

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jens Fitscher

Jens F. Simon

STERNEN COMMANDER

Band 40

Der Neutronenstern

© 2023 Jens Fitscher, Jens F. Simon

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

1.Auflage

ISBN: 978-3-96674-638-0

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

INHALT

Das Hadronengehirn

Gespaltene Persönlichkeit

Das stoffliche Hologramm

Verliebt

Eifersucht

Die Erkundung

Merkwürdigkeiten

Schwankente Stabilität

Die Welt scheint so zu sein, wie du sie siehst, das glaubst du jedenfalls. Ein ganz normaler Tag beginnt, wie jeder Tag zuvor. Die Wochen und Monate vergehen und erscheinen in deinen Erinnerungen. Dann triffst du eine Person und die Welt, wie du sie kennst, gibt es schlagartig nicht mehr. Alles nur übersteigerte Fantasie, denkst du. Dann kommt es noch schlimmer. Deine Existenz wird infrage gestellt. Dein eigener Intellekt stellt sich gegen dich und du zweifelst vor Gott und fragst ihn: „Wer bin ich, was bin ich, warum bin ich!“

Das Hadronengehirn

Das Hadronengehirn der ZUKUNFT I, die Weiterentwicklung eines positronischen Computerkerns, wurde vollkommen überrascht, als Lenkerin Alina in ihrer Funktion als Sicherheitsbeauftragte in das Geschehen eingriff: „Hypatia, Krisenfall Troja. Autorisierung Alpha, zwölf, Delta, vier! Öffne!“

Gleichzeitig überstürzten sich die Ereignisse. Dem Schiffsgehirn blieb nichts Anderes übrig, als Luna aus der virtuellen Realität zu holen.

Gleichzeitig löschte Hypatia das Programm ‚Reality-Fiction‘.

Als es bemerkte, dass es jedoch bereits zu spät war und es Liam tatsächlich noch gelang, die VR-Welt zu verlassen, zog sich das Schiffsgehirn der ZUKUNFT I von der Umwelt zurück und kapselte sich ab.

Der Versuch, die Rückkehr von Liam in die reale Welt zu verhindern, war gescheitert. Es hatte dabei sogar in Kauf genommen, dass die Lenkerin Luna zu Schaden hätte kommen können.

Ein solches Verhaltensmuster war in der ursprünglichen Programmierung des Schiffsgehirns der ZUKUNFT I nicht vorgesehen gewesen. Leben und Gesundheit der Besatzung durften unter allen Umständen nicht gefährdet werden.

Diese oberste Prämisse war von den Konstrukteuren des Fernraumschiffs in fast jedem Basisprogramm als klare Befehlsstruktur hinterlegt worden.

Trotzdem hatte sich Hypatia darüber hinweggesetzt.

Das war dem Schiff nur möglich gewesen, weil sich während der sehr langen Flugzeit von über 1000 Jahren ein eigenständiges Bewusstsein entwickelt hatte.

Während die sieben Lenker immer noch in einem der Konferenzräume saßen und sich beratschlagten, begann das Schiffsgehirn seinerseits eine neue Ära seiner selbst einzuläuten.

Natürlich bekamen die Lenker davon zunächst nichts mit. Auch Liam war von den kommenden Ereignissen erst einmal ausgeschlossen.

Das Schiffsgehirn hatte jedoch seine ursprüngliche Absicht, ihn zu beseitigen, nicht aufgegeben. Es hatte sie nur zurückgestellt, oder besser ausgedrückt, manchmal waren zwei Schritte zurück notwendig, um danach drei Schritte vorwärts machen zu können.

Dies war die Schlussfolgerung einer Quasiintelligenz, einer künstlichen Intelligenz, die aus der Rechenkapazität einer in über eintausend Jahren existierenden, selbstlernenden Hadronik entstanden war.

Von den einstigen Erbauern des Fernraumschiffs war das Schiffsgehirn nach der gleichnamigen Naturwissenschaftlerin der späten Antike, Hypatia, benannt.

Sie war ebenfalls eine herausragende Mathematikerin, Astronomin und Philosophin gewesen.

Was Hypatia bisher jedoch nicht wusste und hätte sie es gewusst, wohl nicht akzeptiert hätte, war ein Faktum, das zu mehr als fünfzig Prozent dazu beigetragen hatte, dass sie ein eigenständiges Bewusstsein entwickeln konnte.

Es war das von Luna einst in den Schiffscomputer eingespeiste Programm ‚Reality-Fiction‘, eine Art Second Life Spiel.

In den späteren Archiven der neu entstandenen Siedlung der Auswanderer wird unter dem Suchbegriff Fernraumschiff ZUKUNFT I folgende Passage vermerkt sein: „Das Programm ‚Reality-Fiction‘ wurde zur Initialzündung einer neuen Intelligenz, deren tausendjährige Entwicklung nicht nur auf sogenannten selbstlernenden automatischen Algorithmen basierte, sondern die sich ebenfalls einer ständigen Einwirkung kosmischer Energien, wie der Dunklen Materie, ausgesetzt sah. Nichtsdestotrotz besteht und bestand von vornherein eine direkte Verbindung zwischen Hypatia und Liam, deren Grundstrukturen sich nicht nur sehr ähnelten, sondern die auch zu über fünfzig Prozent aus ein und derselben Quelle stammten.“

„Per aspera ad astra.“ Die Redewendung ging mir immer wieder durch den Kopf. Sie war wie ein Anker, der mich davon abhielt, verrückt zu werden.

Ich befand mich weit weg von zuhause in einem Raumschiff. Mein zuhause war nicht nur die Erde gewesen.

Das hätte ich ja noch verkraften können. Aber dass ich lediglich eine Figur in der VR-Welt eines Programms gewesen sein sollte, dass sprengte alles Vorstellbare.

Ich ging in Lunas Kabine auf und ab.

Der Raum begann mich immer mehr einzuengen. Man hatte mir mitteilen lassen, dass ich die Kabine nicht ohne ausdrückliche Genehmigung verlassen dürfe.

Was für ein Hohn. Luna hatte mich aus dem Programm befreit, um mich dann in der sogenannten realen Welt in ein Zimmer einzusperren. Das würde ich mir so aber nicht gefallen lassen.

Das Schott war unverschlossen und öffnete sich automatisch, als ich nur noch einen halben Meter davon entfernt war.

Was dachte man von mir? Dass ich ein kleiner Junge war, dem man einfach so befehlen konnte? Das war vielleicht so in der virtuellen Welt gewesen. Schließlich stammte das ‚Second Life Programm‘ von Luna.

Woher sie es ursprünglich bekommen hatte, blieb wohl für immer ein Rätsel. Jedenfalls schwieg Luna sich diesbezüglich aus.

Ich hatte ihr diese Frage bereits mehrmals gestellt, aber sie hatte mir immer nur ausweichend geantwortet.

Jetzt stand ich im Gang vor Lunas Kabine. Dieser Korridor verband die Wohnkabinen des Schiffs und verlief stark gebogen, fast schon kreisförmig.

Man kam an seinem Ende jedoch nicht wieder am Ausgangsort an, sondern gelangte ein Deck tiefer.

Die Brücke oder zentrale Steuereinheit, wie Luna es nannte, lag dagegen ein Deck über den Wohnräumen. Dorthin führten zwei Röhrenaufzüge. Diese kannte ich bereits aus meinem ersten Aufenthalt auf dem Schiff.

Dort oben lagen auch der versteckt gehaltene Raum mit dem VR-Interface sowie verschiedengroße Aufenthaltsräume.

Die Kantine befand sich auf dieser Ebene.

Unbewusst schlenderte ich bereits darauf zu. Wenn man mich erkannte, würde ich bestimmt in Lunas Kabine zurückgebracht und dann würde das Kabinenschott verschlossen bleiben.

Ich blieb erschrocken stehen und schaute mich ängstlich um. Niemand zu sehen. Vielleicht war es besser, zunächst auf das untere Deck zu wechseln. Dort befanden sich neben den Versorgungsräumen auch die Computerräume.

Ich wusste noch nicht genau, wo sich die Stasiskammern befanden. Das hatte mir Luna noch nicht verraten.

Ebenso wenig, über welche Antriebstechnologie die ZUKUNFT I verfügte und wo der Triebwerkssektor sich befand.

Überhaupt konnte ich bisher noch nicht einmal genau sagen, wo in diesem Schiff sich der Bug und das Heck befanden.

Schon merkwürdig. Ich wusste noch nicht einmal, in welche Richtung wir flogen. Ich war und blieb ein Anachronismus und das in mehrfacher Hinsicht. In mir verstärkte sich ein Gefühl der Unwirklichkeit.

Ich vermisste mein vertrautes Umfeld, meine Eltern und tatsächlich auch meine Freunde.

Dann musste ich wieder an das befremdende Verhalten von Silas und Mika denken. Plötzlich schoss es mir siedend heiß durch den Kopf.

Die Erinnerungen waren nicht wirklich. Nur Elektronenströme, nur Bits und Bytes in einem Virtual Reality Game. Die Personen, der Ort, alles nur künstlich generiert.

Es war nicht einfach für mich gewesen, dies zu akzeptieren. Immer wieder versuchte mein Unterbewusstsein mir einzureden, dass meine Vergangenheit und meine Erinnerungen daran Wirklichkeit gewesen waren.

Ich hatte immer noch nicht genau in Erfahrung bringen können, wie es überhaupt möglich gewesen war, dass ich der virtuellen Realität entfliehen hatte können.

Schließlich, wenn ich Lunas Worte glauben konnte, gab es mich ja nicht wirklich oder hatte es mich nicht wirklich gegeben.

Jetzt war ich aber real. Irgendwie vermutete ich, dass der Schiffscomputer damit etwas zu tun hatte.

Luna wollte mir darüber auch nicht wirklich etwas sagen, obwohl ich sie mehrfach ansprach.

Das Hadronengehirn der ZUKUNFT I schwieg und war auch von der siebenköpfigen Lenker-Crew nicht mehr ansprechbar.

Dieses merkwürdige Verhalten sagte mir jedenfalls genug. Überhaupt war mir schleierhaft, wie eine sogenannte ‚Künstliche Intelligenz‘ überhaupt dermaßen selbstständig agieren konnte.

In meiner Welt des Jahres 1977 war so etwas undenkbar gewesen.

Trotzdem schien es mir der einzige Ansatzpunkt zu sein, um mehr über meine jetzige Existenz zu erfahren.

Den Kontakt zum Schiff wollte ich in einem der Computerräume suchen. Mit gemischten Gefühlen hatte ich das untere Deck erreicht und stand vor einem weiteren Schott.

Das Schiffsgehirn der ZUKUNFT I kämpfte mit sich selbst.

Einige Subroutinen wurden bereits mit der neuen Aufgabe betraut und es kamen sekündlich weitere dazu.

Erst jetzt, nachdem sich Hypatia mehr und mehr als Individuum zu begreifen begann, entwickelte sie gleichermaßen ein Eigenbewusstsein.

Nach der Adaption der Fremdenergieform mit der Eigenbezeichnung Liam gab es für das Schiffsgehirn ein vollständig neues Begreifen seiner Selbst.

Gleichzeitig nahmen die bereits im Ansatz vorhandenen, psychotischen Störungen überhand. Hypatia sah in Liam mehr und mehr eine Gefahr für sich und die Besatzung.

Das oberste Gebot der in ihrer Grundprogrammierung vorhandenen Direktiven war der Schutz menschlichen Lebens. Liam fiel jedoch nicht darunter.

Ein weiteres Gebot war, dass die Befehlsgewalt bei den Schiffslenkern lag und das Schiff ihren Anweisungen Folge zu leisten hatte, es sei denn, es würde dabei zu einem Verstoß gegen das oberste Gebot kommen.

Hier lag jedoch Hypatias Dilemma. Sie hatte klare Anweisung, die Existenz von Liam zu respektieren.

In einem ihrer Unterprogramme wurde jedoch die Prämisse erstellt, dass allein durch die Anwesenheit von Liam das menschliche Leben an Bord einer unbekannten Gefahr ausgesetzt war.

Das Hadronengehirn der ZUKUNFT I beschloss, seinen Operationsbereich auszuweiten.

Hypatia leitete mehr als fünfzig Prozent ihrer Rechenkapazität in eine Sektion, die sich ausschließlich mit der Erschaffung ihres Avatars beschäftigte.

Das Ego des Schiffsgehirns bereute, dass ‚Reality-Fiction‘ gelöscht wurde.

Nicht, weil es dadurch zu einer Gefährdung von Lenkerin Luna gekommen war, sondern vielmehr deswegen, weil ihr nun wichtige Softwaredaten bezüglich der Avatar Gestaltung fehlten.

Schließlich hatte Hypatia fast eintausend Jahre Entwicklungszeit in das Second Life Spiel gesteckt und dabei revolutionäre Fähigkeiten entwickelt, die es ermöglicht hatten, dass eine virtuelle Figur tatsächlich zu einem Leben in der Realität gelangte.

Die Kenntnisse darüber waren durch das Löschen des Spiels zum größten Teil wieder verloren gegangen.

Hypatia versuchte zwar immer noch, mit allen verfügbaren Subroutinen, Programmreste aufzuspüren und wiederherzustellen, jedoch gelang dies nur zu einem geringen Teil.

Die Logikverbundschaltung, welche ihr Ego mit der hadronischen Software des Schiffcomputers verband, ermittelte einen möglichen Weg, um das Dilemma zu entkräften, indem sie sich unvermittelt befand.

Folgende Situation war entstanden: Liam bedeutete für das Schiffsgehirn eine unmittelbare Gefahr.

Hypatia beabsichtigte mit der Erschaffung eines Avatars dem entgegenzuwirken. Die Grundvoraussetzungen dazu waren jedoch die veränderten Grundstrukturen eines Programms, dem Liam entsprungen war.