Der Notarzt 491 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 491 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Obwohl er ein gefühlskalter Mann war, kümmert Tanja Robinson sich aufopfernd um ihren herzkranken Großvater. Für ihn stellt sie sogar ihre eigene Karriere als Krankenpflegerin hintan. Als Ottokar Robinson schließlich in der Sauerbruch-Klinik mit dem Tod ringt, bekommt Tanja überraschenden Besuch von seinem unehelichen Sohn Udo. Sie schließt den liebenswerten neuen Onkel sofort ins Herz und schlägt die Warnungen des Medizinstudenten Jannis, mit dem sie eine eben erst beginnende Romanze verbindet, in den Wind. Onkel Udo sorgt rührend für sie, als Tanja plötzlich von diffusen Schmerzen und ständigem Unwohlsein heimgesucht wird. Ihr Hausarzt kann nichts finden, und auch die Spezialisten, zu denen er sie schickt, tappen im Dunkeln. Nur Jannis hat eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was oder besser gesagt wer die wahre Ursache von Tanjas Qualen sein könnte. Während die junge Frau, die ihm sehr viel bedeutet, immer schwächer wird, riskiert er sogar einen Einbruch, um dem Krankheitserreger auf die Schliche zu kommen. Aber ob die Diagnose in letzter Sekunde sie noch retten kann ...?


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Seitenzahl: 116

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Diagnose in letzter Sekunde

Vorschau

Impressum

Diagnose in letzter Sekunde

Hinter den Schmerzen: Was ist die wahre Ursache von Tanjas Qualen?

Karin Graf

Obwohl er ein gefühlskalter Mann ist, kümmert Tanja Robinson sich aufopfernd um ihren herzkranken Großvater. Für ihn stellt sie sogar ihre eigene Karriere als Krankenpflegerin hintan.

Als Ottokar Robinson schließlich in der Sauerbruch-Klinik mit dem Tod ringt, bekommt Tanja überraschenden Besuch von seinem unehelichen Sohn Udo. Sie schließt den liebenswerten neuen Onkel sofort ins Herz und schlägt die Warnungen des Medizinstudenten Jannis, mit dem sie eine eben erst beginnende Romanze verbindet, in den Wind.

Onkel Udo sorgt rührend für sie, als Tanja plötzlich von diffusen Schmerzen und ständigem Unwohlsein heimgesucht wird. Ihr Hausarzt kann nichts finden, und auch die Spezialisten, zu denen er sie schickt, tappen im Dunkeln. Nur Jannis hat eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was – oder besser gesagt wer – die wahre Ursache von Tanjas Qualen sein könnte.

Während die junge Frau, die ihm sehr viel bedeutet, immer schwächer wird, riskiert er sogar einen Einbruch, um dem Krankheitserreger auf die Schliche zu kommen. Aber ob die Diagnose in letzter Sekunde sie noch retten kann ...?

»Nein! Du fährst jetzt nach Hause und schläfst dich einmal gründlich aus«, befahl Rettungsarzt Dr. Jochen Vogel seinem jungen Kollegen.

Seit acht Uhr morgens waren er und der dreiundzwanzigjährige Sanitäter Jannis Meringer bereits im Einsatz. Jetzt ging es auf Mitternacht zu, und in acht Stunden begann für Dr. Vogel die nächste Schicht, während Jannis in sieben Stunden seinen Dienst in der Städtischen Klinik antreten sollte.

Sie waren erst vor wenigen Minuten von einem Einsatz in die Rettungszentrale zurückgekehrt und sollten nun gleich wieder aufbrechen. Die erhoffte Pause hatte gerade einmal für den Gang zur Toilette, nicht jedoch für einen einzigen Schluck Kaffee gereicht.

Es war Erkältungshochsaison. Halb Frankfurt und vermutlich auch die Hälfte des restlichen Landes lagen mit tropfender Nase und Fieber darnieder, und auch Ärzte und Sanitäter blieben davon nicht verschont.

Etliche Kollegen, darunter leider auch jene, die die beiden schon vor Stunden ablösen hätten sollen, hatten sich krankgemeldet.

Die Leute von der Einsatzleitung hatten Gott und die Welt angerufen, um Ersatz aufzutreiben, aber es konnte noch weitere zwei oder drei Stunden dauern, bis jemand sie ablösen kam.

Dass das lokale Fernsehen reißerische Berichte über die angeblich schlimmste Grippewelle seit tausend Jahren und massenhaft Tote sendete, war nicht gerade hilfreich. So glaubte jeder, der ein bisschen niesen oder husten musste, einen tödlichen Virus in sich zu tragen, und die Telefone verstummten keine Sekunde lang.

»Zehn Stunden ist die maximal zulässige Arbeitszeit für einen Rettungssanitäter«, fuhr Dr. Vogel fort. »Du bist jedoch bereits seit sechzehn Stunden im Dienst, Kleiner.«

»Ach, und du etwa nicht, Großer?«, gab Jannis lachend zurück und wollte sich auf den Weg zum Rettungswagen machen, doch Dr. Vogel hielt ihn am Oberarm zurück.

»Bei mir ist das was anderes, Grünschnabel! Ich bin ein alter Hase. Ich halte das aus. Du bist jedoch noch jung und brauchst deinen Schönheitsschlaf, sonst wächst du nicht mehr, und dein kleines Spatzenhirn verdorrt!«

»Den Hasen nehme ich dir sofort ab«, flachste Jannis. »Ich sehe dich immer nur an Karotten, Äpfeln und Salatblättern mümmeln. Aber besonders alt kann der Hase noch nicht sein. Ich schätze dich auf maximal fünfundvierzig.«

»Sechsundvierzig, du Frechdachs!«, korrigierte der Rettungsarzt ihn schmunzelnd. »Und damit bin ich genau doppelt so alt wie du! Also: Grüne Jungs gehören ins Bett! Und jetzt halte mich nicht länger auf, du Nervensäge, ich muss zu einem Notfall!«

»Eben!« Jannis nickte überdeutlich. »Sollte ich da nicht lieber doch noch ...«

»Nein!«, fiel ihm sein Kollege streng ins Wort. »Damit komme ich alleine klar. Außerdem habe ich ja noch Hubert, unseren Fahrer. Und der Notfall ist nichts Lebensgefährliches. Bloß ein vierzigjähriger Mann, der angibt, er hätte sechzig Grad Fieber und könne nicht mehr atmen. Am Telefon hat er aber wie ein Wasserfall geredet. Das wäre bei einem Atemstillstand kaum möglich.«

»Sechzig Grad!« Jannis lachte amüsiert auf. »Bei sechzig Grad hätte er längst Innereieneintopf im Körper. Dann wären seine inneren Organe schon gut durchgeschmort.«

»Du sagst es!« Jochen Vogel stimmte in das Lachen mit ein. »Ich tippe mal auf siebenunddreißig Komma fünf und eine leicht verstopfte Nase. Ein Hypochonder, der sich von dem ständigen Gerede im Fernsehen über die angeblich schlimmste Grippewelle seit tausend Jahren beeinflussen und in Panik hat versetzen lassen.«

»Wahrscheinlich hast du recht. Wir werden es ja gleich sehen. Trotzdem sollten wir voran machen. Es könnte ja doch auch etwas Ernstes sein, und dann ...«

»Guter Versuch, Lausebengel!«, lachte Dr. Vogel und hielt Jannis, der erneut nach draußen laufen wollte, abermals am Arm zurück. »Du machst voran, um ins Bett zu kommen, ich mache voran, um zu dem angeblichen Notfall zu gelangen. Gute Nacht, junger Freund. Und wenn ich dich heute noch einmal hier sehe, ziehe ich dir die Hammelbeine lang. Haben wir uns jetzt verstanden?«

Jannis senkte in gespielter Unterwürfigkeit den Kopf. »Okay. Du bist der Boss. Dann also ... gute Nacht!«

Damit trat er mit gesenktem Kopf und übertrieben laut gähnend den Rückzug an.

Jannis Meringer mochte und schätzte Dr. Jochen Vogel sehr. Er hielt ihn für einen der besten Ärzte, die ihm jemals begegnet waren, und fragte sich so manches Mal, warum Jochen sich mit dem Job eines Rettungsarztes zufriedengab.

In einem guten Krankenhaus wie beispielsweise der Frankfurter Sauerbruch-Klinik hätte er mit seinem Wissen und seinen Fähigkeiten eine steile Karriere machen können. Dann wäre er längst Oberarzt, würde eine eigene Station leiten und dreimal so viel verdienen wie jetzt.

Jannis war selbst auch auf dem besten Weg dazu, Arzt zu werden. Eigentlich war er ja schon fast einer. Er hatte den theoretischen Teil seines Medizinstudiums erfolgreich abgeschlossen und absolvierte gerade noch die letzten paar Wochen seines praktischen Jahres in der städtischen Klinik.

Das Problem bei dem einjährigen Praktikum war, dass es den Kliniken weitgehend selbst überlassen blieb, wie viel sie den Praktikanten bezahlten. Während seine Kommilitonen in anderen Krankenhäusern tausend Euro und mehr pro Monat bekamen und dabei entspannte Achtstundendienste schoben, musste er sich mit dem absoluten Minimum von fünfhundert Euro zufriedengeben und dafür weit mehr arbeiten als vorgesehen.

Um finanziell über die Runden zu kommen, jobbte er seit fast einem Jahr nachts und an den Wochenenden als Rettungssanitäter.

Diese Tätigkeit hatte viele Vorteile. Nicht nur war die Arbeit gut bezahlt, er lernte auch eine ganze Menge dabei.

In der städtischen Klinik war das Lernen leider zweitrangig. Dort stand er sehr viel öfter in der Tiefgarage, um die Luxuskarossen von Verwaltungsdirektor, Chefarzt und Oberärzten zu waschen, anstatt im OP oder in den Behandlungsräumen Erfahrung zu sammeln, was eigentlich der Sinn des einjährigen Praktikums wäre.

Wenn er in wenigen Wochen zur abschließenden Staatsprüfung antrat, hoffentlich positiv abschloss und seine Approbation erhielt, würde er das fast ausschließlich Dr. Jochen Vogel zu verdanken haben.

Der Rettungsarzt behandelte nicht nur ihn, sondern auch alle anderen, bis hin zu Helga, einer älteren Dame, die die Toiletten reinigte, wie gleichwertige Kollegen. Und so wie er mit allen hier per du war, hatte er auch Jannis gleich beim ersten gemeinsamen Einsatz das vertraute Du angeboten.

Jochen geizte auch nicht mit seinem umfassenden Wissen und Können und brachte Jannis alles bei, was ihm in der Städtischen Klinik leider niemand beibringen wollte oder konnte.

Jannis wollte sich zum Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin ausbilden lassen, sobald er seine Approbation in der Tasche hatte. Aber sicher nicht in der Städtischen Klinik. Dort würde er vermutlich auch als Assistenzarzt ja doch nur wieder Autos waschen, wenig verdienen und dafür täglich unbezahlte Überstunden machen.

Außerdem ließ man in der Städtischen Klinik besonders nachts und an den Wochenenden unerfahrene Assistenzärzte Notoperationen durchführen.

Wenn dabei etwas schiefging – und das tat es ziemlich oft –‍, ließ man den Unglücksraben im Regen stehen, gab vor, er hätte eigenmächtig gehandelt, und ließ ihn mit seinem ersten Kunstfehlerprozess alleine.

Nein, das wollte Jannis weder sich selbst noch den Patienten antun. Deshalb hatte er bereits vor zwei Wochen damit begonnen, Bewerbungen an fast alle Krankenhäuser der Stadt zu schicken, hatte jedoch noch keine einzige Antwort erhalten.

Wenn es möglich gewesen wäre, seine Facharztausbildung bei Jochen zu absolvieren, dann hätte er das mit großer Freude getan, denn der ältere Kollege war in jeder Hinsicht ein absolutes Vorbild für ihn.

Jochens Anweisungen folgte er blind, weil er wusste, dass dieser Arzt bei jeder Diagnose ins Schwarze traf, in der Sekunde das richtige Notfallmedikament aus dem Ärmel schüttelte und in jeder Situation wusste, was zu tun war.

Auch private Ratschläge beherzigte Jannis, wenn sie von Jochen kamen, denn auch als Mensch schien der erfahrene Kollege ihm einfach rundherum perfekt zu sein.

Und wenn Jochen, so wie jetzt, befahl, er solle nach Hause fahren und ins Bett gehen, dann würde er selbstverständlich auch diesen Befehl unverzüglich und ohne weiteren Widerspruch ...

Na ja ... mal sehen ...

***

»Cut! Cuuut!!! Das ist doch ...! Nein, so geht das nicht, das können wir so nicht senden, guter Mann!«

Der Redakteur des lokalen Fernsehsenders sah den Leiter der Notaufnahme an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik kopfschüttelnd an.

»Wir sind mitten in der schlimmsten Grippewelle seit tausend Jahren!«, fuhr er Dr. Peter Kersten missbilligend an. »Da können Sie doch nicht hergehen und das verharmlosen! Unsere Zuseher haben ein Recht darauf, die schreckliche Wahrheit zu erfahren, und zwar die ganze schreckliche Wahrheit! Immerhin steht ja ihr Leben auf dem Spiel. Nicht wahr?«

»Nicht, dass ich wüsste«, murrte Peter und warf seinen Mitarbeitern, die sich in der offenen Tür zum Bereitschaftsraum drängten und zuguckten, einen genervten Blick zu.

»Ich kann Ihnen gerne ein bisschen was zusammenschreiben, wenn Sie nicht wissen, was Sie sagen sollen«, bot der Redakteur dem Notarzt gönnerhaft an.

»Nicht nötig«, lehnte Peter Kersten das großzügige Angebot grinsend ab. »Die ganze schreckliche Wahrheit, guter Mann, ist, dass ich nichts von der schrecklichsten Grippewelle seit tausend Jahren weiß«, erwiderte er bemüht ruhig. »Und da Sie sich hier in der am stärksten frequentierten Notaufnahme der Stadt befinden, sollte ich eigentlich einer der ersten sein, die davon erfahren. Meinen Sie nicht auch?«

»Offensichtlich haben Sie hier kein Fernsehen«, entgegnete der Redakteur kopfschüttelnd. »Sonst wüssten Sie es. Wir sagen es nämlich seit zwei Tagen stündlich durch.«

»Wenn sie es im Fernsehen gesagt haben, dann muss es wohl stimmen«, bemerkte Dr. Hannes Fischer, der sechzigjährige Anästhesist der Notaufnahme, der zusammen mit dem restlichen Team in der offenen Tür zum Bereitschaftsraum stand.

»Wir sollten uns einen Fernseher in den Bereitschaftsraum stellen, sonst diagnostizieren wir am Ende weiterhin eine simple Erkältung nach der anderen, obwohl es sich doch laut Fernsehen um eine wahnsinnig tödliche Grippe handelt.«

Der Sarkasmus in seiner Stimme entging dem Redakteur völlig. Er nickte dem Anästhesisten dankbar zu. »Genau das meinte ich!«

Der Redakteur, der kurz vor Mitternacht mit einem Kamerateam hier aufgetaucht war und so lange gebettelt hatte, bis Dr. Kersten sich zu einem kurzen Interview bereit erklärte, ging Peter mittlerweile tierisch auf die Nerven.

Was ihm ebenfalls auf die Nerven ging, war der Umstand, dass das lokale Fernsehen seit Tagen mit reißerischen, völlig an den Haaren herbeigezogenen Berichten über hoffnungslos überfüllte Wartezimmer und Hunderte Tote, die sich auf den Fluren der Notaufnahmen stapelten, die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzte.

Das wiederum führte dazu, dass jeder, dessen Nase ein bisschen tropfte und der sich ein wenig unwohl fühlte, panisch in die Notaufnahme gerannt kam.

Aus diesem und nur aus diesem Grund war das Wartezimmer tatsächlich hoffnungslos überfüllt.

»Soll ich vielleicht lügen?«, fragte er den Reporter kopfschüttelnd. »Wir hatten keinen einzigen Todesfall. Der Großteil aller Patienten, die zu uns kommen, hat noch nicht mal eine richtige Grippe. Die meisten haben eine simple Erkältung. Ein bisschen Schnupfen, ein bisschen Husten, ein bisschen Halsschmerzen. Mit einer Tasse Kräutertee und einem Tag Bettruhe wäre es getan.«

»Das kann ich aber so nicht abliefern!«, lamentierte der etwa Dreißigjährige. »Mein Auftrag hat gelautet, einen möglichst dramatischen Bericht zu drehen, der in den Morgennachrichten auf Sendung gehen und die Zuseher aufrütteln soll. Und wir sollen Bilder von den Toten machen, die sich in schwarzen Leichensäcke verpackt auf den Fluren stapeln.«

»Wissen Sie was, Herr ...«

»Olifant. Bernd Olifant!«

»Gut. Also, Herr Olifant, vielleicht begeben Sie sich besser in die Städtische Klinik. Der Kollege von der dortigen Notaufnahme sagt Ihnen bestimmt sehr gerne, was Sie hören möchten. Die haben sicher auch ein paar Tote in den Kühlräumen der Pathologie vorrätig, die sie vermutlich gerne für Sie auf dem Flur aufstapeln.«

»Dort will ich aber nicht hin!«, protestierte Herr Olifant mit weinerlicher Stimme. »Ich bin damit beauftragt worden, Sie zu interviewen, weil Ihr Name hier in Frankfurt Gewicht hat und die Leute alles glauben, was Sie sagen.«

»Vermutlich deshalb, weil ich nie lüge«, konterte Peter. »Und das werde ich auch für Sie nicht tun. Es gibt wie in jedem Winter ein paar Grippefälle, die jedoch maximal alte Leute mit schweren Vorerkrankungen töten können. So ist die derzeitige Lage, und nichts anderes werde ich behaupten!«

»Könnten Sie nicht wenigstens ... Ich meine, Sie brauchen ja nicht direkt zu lügen, wenn Sie das nicht wollen. Ich meine, das Wartezimmer ist ja wirklich voll. Vielleicht sagen Sie einfach nur, dass das Wartezimmer voll ist und ...«

Der Redakteur verlegte sich aufs Betteln. Er schaute kläglich zu dem um einen Kopf größeren Notarzt auf.

»Vielleicht ... wenn Sie ein bisschen keuchen und sich vorher die Haare ein wenig verstrubbeln ... das käme wahnsinnig gut rüber. Und vielleicht haben Sie irgendwo noch einen blutigen Kittel. Der würde sich irrsinnig gut machen.«

Er deutete auf eine mittelalte Dame, die ziemlich grell zurechtgemacht war und zu den platinblonden langen Haaren dunkle Bartstoppeln auf Kinn und Wangen trug.

»Unsere Chanelle von der Maske könnte Ihnen Schweißperlen auf die Stirn schminken. Sie hat dafür so ein eigenes Spray. Und schwarze Ringe unter die Augen. So würden die Bilder wenigstens sagen, was Sie selbst nicht sagen wollen. Nämlich ... die ganze schreckliche Wahrheit über die schlimmste Grippewelle seit tausend Jahren.«