Der Regenbogenvogel - Christa Spilling-Nöker - E-Book

Der Regenbogenvogel E-Book

Christa Spilling-Nöker

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Beschreibung

Was es mit dem geheimnisvollen Regenbogenvogel auf sich hat, warum Schmalzbrote die größte Delikatesse sein können und weshalb manchmal ein Fremder der beste Zuhörer ist - davon erzählen diese zeitgemäßen Weisheitsgeschichten.

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Seitenzahl: 48

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CHRISTA SPILLING-NÖKER

Der Regenbogenvogelund andere Weisheitsgeschichten

Impressum

Titel der Originalausgabe: Der Regenbogenvogel und andere Weisheitsgeschichten

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2016

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Kathrin Keienburg-Rees

Umschlagmotiv und Illustrationen: © ksysha/fotolia

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN (E-Book): 978-3-451-80774-9

ISBN (Buch): 978-3-451-37579-8

Inhalt

Vorwort

Kevin im Glück

Die beschwipsten Gläser

Die wundersame Verwandlung von Bettina M.

Die fremde Frau

Lieschen braucht mich doch

Die Überraschung

Der Regenbogenvogel

Vorwort

Wenn wir den Schlüssel zur Tür zu uns selbst finden, dann öffnet sich unser Herz für die Liebe – für die Liebe zu uns selbst und zu anderen.

Lassen wir uns dazu bewegen, achtsamer mit uns selbst umzugehen, schenken wir uns mehr Zeit für unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse – und wir werden uns selbst wieder neu wahrnehmen und das Leben auf erfrischende Weise genießen. Als Folge davon werden unsere Beziehungen ehrlicher und aufrichtiger. Wir finden Freude daran, Menschen in ihrem Kummer zu trösten und für sie da zu sein. Und manchmal wird uns sogar das Glück von Versöhnung geschenkt. Neue Freundschaften wachsen und alte lassen sich vertiefen und erfüllen.

Von solchen Erfahrungen sinnerfüllten Seins erzählt dieses Buch. Es möchte Sie dazu anregen, die Tür zu Ihrer Seele wieder aufzuschließen, um sich überraschende Wege zu erschließen, auf denen Sie sich selbst neu begegnen.

Christa Spilling-Nöker

Kevin im Glück

Drei Jahre waren vergangen, seit Kevin seinen Job beim Automobilhersteller gekündigt hatte. Er hatte den Chef schon bei seiner Einstellung darum gebeten, ihm nur einen kleineren Betrag als monatlichen Lohn auszubezahlen; anstelle des dadurch angesparten Geldes wollte er bei seinem Ausscheiden aus dem Betrieb den ersehnten Sportwagen zu besonders günstigen Konditionen erwerben. Als sein letzter Arbeitstag vorüber war, kam der Chef in die Werkshalle und hielt ihm den Autoschlüssel hin.

Jetzt will ich doch wieder nach Hause zu meinen Eltern und ihnen zeigen, dass ich es zu etwas gebracht habe, dachte er.

Das war eine Freude, mit dem Porsche über die Autobahn zu brettern und rechts und links die Bäume an sich vorbeifliegen zu sehen. Was bin ich doch für ein glücklicher Mensch, ging es ihm durch den Kopf. Am Ende der Autobahn legte er in einem mittelalterlichen Städtchen eine Pause ein. Dann ging es auf eine Landstraße. Ich könnte eine Abkürzung nehmen, überlegte er und bog in einen Feldweg ein. Doch der war so ausgefahren, dass das Bodenblech des Wagens schon nach kurzer Zeit aufsetzte. Er stieg aus und versuchte, den Wagen anzuschieben, aber vergeblich.

Leise fluchte er vor sich hin, als ihm ein Motorradfahrer entgegenkam. Der junge Mann stieg ab und fragte, ob er helfen könne. Doch Kevin schüttelte nur frustriert den Kopf. „Ach, mit so einem Motorrad, wie du es hast, kann einem so etwas nicht passieren. Damit ist es möglich, auch auf schmalen Wegen zu sausen und dazu noch den Fahrtwind zu genießen.“ „Wenn dir so daran gelegen ist, dann wäre ich bereit, mit dir zu tauschen.“

Kevin konnte sein Glück kaum fassen. Dankbar nahm er die Motorradkluft und den Helm des jungen Mannes entgegen, gab Gas und knatterte den Feldweg entlang. Ach, wie gut es mir doch geht, dachte er befreit. So lässt sich die Landschaft ja noch ganz anders wahrnehmen. Schließlich fuhr er in langen Serpentinen einen Berg hinauf, um die Aussicht zu genießen. Doch kaum hatte er den Gipfel erreicht, ging ihm der Sprit aus. Eine Tankstelle war hier natürlich weit und breit nicht in Sicht.

Er überlegte hin und her, was er machen könnte, als ihm ein junger Mann von hinten auf die Schulter klopfte. „Bist du auch zum Drachenfliegen hier heraufgekommen? Ich bin übrigens Jan“, stellte er sich vor. „Ich bin Kevin.“ Die beiden gaben sich die Hand. „Nein, ich wollte mir nur mal die Gegend von oben ansehen und jetzt ist mir dummerweise das Benzin ausgegangen.“ „Lass mal sehen!“ Jan betrachtete das Motorrad von allen Seiten. „Junge, Junge, das ist aber auch eine Maschine. Die ist ja schon uralt und verbraucht jede Menge Sprit. Die wird dich noch eine Stange Geld kosten. Komm mal mit, ich zeig dir jetzt, was ich hier mache.“

An einem Gebüsch war ein Drachen angelehnt. Jan legte den Drachen an, stellte sich mit dem Rücken zum Wind – und schon schwebte er dem Himmel entgegen. Kevin kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nach zwanzig Minuten landete Jan nur wenige Meter entfernt. „Willst du auch mal fliegen?“ Kevin nickte stumm. Jan erklärte ihm, worauf er achten müsse, und half ihm dabei, das Fluggerät anzulegen.

Was war das für ein Gefühl, vogelgleich in der Luft dahinzugleiten. Ja, das ist etwas, dachte Kevin. Da braust man nicht auf überfüllten Straßen oder über staubige Wege, sondern hat das Gefühl grenzenloser Freiheit. Er kriegte sogar die Landung einigermaßen hin. Jan sah Kevins strahlendes Gesicht. „Du bist ein netter Kerl. Weißt du, wenn dir der Drachen so gut gefällt, dann will ich ihn dir gern gegen dein altes Motorrad eintauschen.“

Kevin war überwältigt. Was für ein Glück ich doch wieder habe, dachte er und schlug in den Handel ein. Jan zeigte ihm, wie er den Drachen allein anlegen konnte, und schon ging es wieder los. Doch dieses Mal vertat er sich beim Anziehen der Leinen, kam ins Trudeln und landete ziemlich unsanft auf einigen Sträuchern in einem Park. Grenzenlos enttäuscht befreite er den Drachen aus dem Gestrüpp, sank auf eine Bank und besah sich die blutigen Abschürfungen an den Händen.

„So ein Mist“, entfuhr es ihm, als sich ein junges Mädchen neben ihn setzte. „Was ist dir denn passiert, dass du bei dem schönen Wetter so mürrisch dreinschaust?“ Kevin war von der Schönheit des Mädchens fasziniert, vergaß seine Wunden und