Weihnachtsglanz erhellt dein Herz - Christa Spilling-Nöker - E-Book

Weihnachtsglanz erhellt dein Herz E-Book

Christa Spilling-Nöker

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Beschreibung

24 besinnliche Weihnachtsgeschichten und -gedichte, die das Herz erfreuen und auf das große Fest einstimmen. Zum Verschenken und Selberlesen.

Das E-Book Weihnachtsglanz erhellt dein Herz wird angeboten von Verlag Herder und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Weihnachten, Weihnachtszeit, Advent, Adventszeit, Spiritualität

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Seitenzahl: 89

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CHRISTA SPILLING-NÖKER

WEIHNACHTSGLANZ

erhellt dein Herz

Impressum

Titel der Originalausgabe: Weihnachtsglanz erhellt dein Herz

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2017

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Christina Kölsch

Umschlagmotiv: © Victorian Traditions/Shutterstock.com

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN (E-Book): 978-3-451-81168-5

ISBN (Buch): 978-3-451-37775-4

Es weihnachtet sehr

Wenn die Weihnachtsbäume mit ihren Sternen, Kugeln, Ketten und Kerzen im Lichterglanz leuchten, wenn die Räume vom Duft nach Stollen und Lebkuchen erfüllt sind und die altvertrauten Lieder und Melodien erklingen, dann wirst du berührt von dem Geheimnis einer besonderen Zeit.

Mögen Sie inmitten all der vielfältigen Vorbereitungen für das Fest dann und wann ein Stündchen der Muße und Stille finden, um sich durch die Geschichten und Gedichte dieses Buches auf den Zauber dieser besonderen Zeit einzustimmen. Ich wünsche Ihnen frohe und erfüllte Advents- und Weihnachtstage, an denen Sie etwas ahnen dürfen von dem Wunder himmlischen Lichts.

Christa Spilling-Nöker

Schneeflockengeflüster

Die ersten Adventskerzen leuchteten schon in gemütlichen Stuben, als sich der Himmel in schwarzgelbliches Licht tauchte und die ersten Schneeflocken dieses Winters zur Erde taumelten. Die Kinder jubelten vor Freude, dass sie nun endlich ihre Schlitten herausholen und mit Schneeballschlachten und Schneemännern ihren Spaß haben konnten. Selbst die Erwachsenen waren darüber entzückt, dass sich eine winterliche Landschaft und damit zugleich auch eine vorweihnachtliche Atmosphäre einstellte. Staunend standen sie am Fenster und blickten fasziniert dem immer stärker werdenden Schneetreiben zu.

Es war mittlerweile schon dunkel geworden, als eine kleine Schneeflocke während ihres leichten Falls zur Erde eine andere fragte: »Sag mir, wozu gibt es uns eigentlich? Wir kommen auf die Welt, taumeln zur Erde hinab und bleiben dort für einige Tage liegen. Doch schon die ersten warmen Sonnenstrahlen bereiten unserem kurzen Leben ein jähes Ende.«

»Siehst du nicht, wie die Kinder sich über uns freuen, wie vergnügt sie sind, wenn sie mit uns spielen und wie fröhlich ihr Lachen ist, wenn sie auf uns herumrutschen können?« »Doch natürlich«, erwiderte die kleine Schneeflocke. »Hörst du nicht, wie die Erwachsenen den lichten Schein, den wir in die Winternacht bringen, begrüßen und wie sie die Landschaft genießen, wenn wir sie verzaubert haben?« »Doch natürlich«, erwiderte die kleine Schneeflocke erneut.

»Dann verstehe ich deine Frage nicht. Du darfst den Menschen auf der Erde für einige Augenblicke Freude und Frohsinn schenken. Du vertreibst den Kummer aus ihren Herzen und lässt sie erwartungsvoll aufatmen. Ist das nicht genug für eine kleine Schneeflocke, um in ihrem Leben einen Sinn zu sehen und dadurch selbst glücklich zu sein?«

Du bist ein Geschenk

Wie viele Augenblicke,

in denen das Glück

in dir träumt,

wie viele Stunden,

in denen du andere

durch dein Dasein

beschenkst.

Glockenklang

Auch in diesem Jahr hing am Allerheiligentag wieder tiefer Nebel über dem kleinen italienischen Städtchen. Der junge Vikar von Sankt Franziskus holte gegen Mittag einen guten Freund vom Bahnhof ab. Bei dem feuchten Wetter zog es sie bald in eine behagliche Trattoria. Nach dem Verzehr eines leckeren Saltimbocca, bei dem eine gute Flasche Chianti natürlich nicht hatte fehlen dürfen, bummelten die beiden noch eine Weile durch die verwinkelten Gassen des Ortes und sahen sich die Auslagen in den Schaufenstern an. Einige historische Gebäude luden zu einer Besichtigung ein.

Es war schon Spätnachmittag, als sie beim Pfarrhaus von Sankt Franziskus ankamen. »Jetzt zeige ich dir noch die alte Kirche, in der ich Dienst tue«, sagte der Vikar stolz und schloss die schwere, knarrende Tür auf. »Was für wundervolle Fresken – und dann diese herrlichen Schnitzereien an der Kanzel.« Der Vikar freute sich, dass seinem Freund die Kirche so gut gefiel, und erläuterte ihm die einzelnen Kunstwerke. »Komm, wir gehen jetzt noch auf den Turm. Weit können wir bei dem Nebel zwar nicht sehen, aber einen Eindruck bekommst du schon.«

Inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt. Der Vikar suchte in dem Dunkel der Kirche nach dem Lichtschalter, doch anstatt dass es im Turm hell wurde, erklang das Geläut zum Vaterunser. Zutiefst erschrocken versuchte er, es abzustellen, drückte dabei versehentlich aber auch noch auf den Schalter für das Glockenspiel mit der Melodie »Stille Nacht«, das normalerweise nur in der Christmette ertönte. Ihm rann ein Schauer des Entsetzens über den Rücken. Im Dunkeln tastete er von einem Hebel zum anderen, doch die Angst, er könne noch weiteres Geläut einschalten, hinderte ihn daran, einen davon zu bedienen. Schweißüberströmt stürzte er aus der Kirche zum Haus des Küsters und klingelte Sturm, um sich Hilfe zu holen, doch vergeblich.

Überrascht über den befremdlichen Schall, der nunmehr unablässig die Stille des Allerheiligentages durchklang, waren die Leute derweil aus ihren Häusern getreten. »Hört ihr das«? »Ist etwas passiert«? »Was soll das denn bedeuten?«, fragten sie sich untereinander. In ihrer Irritation zogen sie nach und nach zu der alten Kirche hin, von der her der Glockenklang kam. Und dann geschah es. Die Erde zitterte und ein heftiges Beben erschütterte den Ort. Zahllose Häuser stürzten ein und begruben Hab und Gut der Menschen unter sich. Innerhalb kürzester Zeit bot sich ein Bild des Grauens. Doch wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Das versehentliche Geläut des Vikars, das sie dazu bewegt hatte, sich auf den Weg zur Kirche zu machen, hatte den Menschen das Leben gerettet.

Seit diesem Tag kommen die Einwohnerinnen und Einwohner des kleinen Städtchens jedes Jahr am Abend von Allerheiligen zu einer Andacht zusammen, bei der das weihnachtliche Glockenspiel erklingt, in der Erinnerung an das Wunder dieser rettenden, heilvollen Nacht.

Glocken zur Weihnacht

Heute klingen die Glocken

heller als sonst –

heute strahlen die Sterne

klarer als sonst –

heute neigt sich

der gütige Himmel

tief hinab bis

in dein Herz.

Der Adventskalender

Auf die Schnelle hatte die Mutter im Warenhaus noch kurz vor Ladenschluss einen Adventskalender erstanden. Wie preiswert der ist, ging es ihr durch den Kopf. Nachts stellte sie den Ständer, der in der Form einem Tannenbaum glich, vor Saras Tür auf und verteilte die vierundzwanzig kleinen, mit weihnachtlichen Motiven bunt dekorierten Schachteln darauf. Doch am nächsten Morgen stand die Kleine mit Tränen in den Augen am Frühstückstisch und hielt der Mutter ein leeres Kästchen hin. »Da ist ja gar nichts drin.« Na so etwas, dachte die Mutter, das muss ein Fehler vom Hersteller sein. Sie tröstete die Kleine mit einem Riegel Schokolade, dann wurde es Zeit, sie in der Kita abzugeben und selbst zur Arbeit zu fahren. Im Laufe des Tages vergaß sie das Malheur mit dem Adventskalender.

Doch am nächsten Morgen wiederholte sich die Szene vom Vortag. Wieder stand Sara mit einem leeren Schächtelchen vor ihr. Dieses Mal weinte sie herzergreifend. Erneut musste ein Schokoladenriegel für schnelle Tröstung sorgen. Geschwind packte die Mutter Schachteln und Ständer des Adventskalenders in eine große Tasche. In der Mittagspause eilte sie zum Kaufhaus, um sich zu beschweren. Die Verkäuferin sah sich den Adventskalender an und meinte: »Ja, das ist einer zum Befüllen«. »Wie, befüllen?«, fragte die Mutter verdutzt. »Sie müssen selbst kleine Geschenke aussuchen und in die Schachteln tun. Das steht aber auch auf der Verpackung drauf.« Die Stimme der Verkäuferin hatte einen leicht vorwurfsvollen Ton.

So etwas habe ich ja noch nie gehört, dachte die Mutter. Was sollte sie jetzt machen? Sie hatte noch dringende Geschäftstermine. Verärgert eilte sie zurück in ihr Büro. Doch der Adventskalender ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Den letzten Termin sagte sie ab. Sie hastete zurück ins Kaufhaus. Zuerst betrat sie die Spielwarenabteilung. Was könnte ihrer kleinen Tochter gefallen, das auch in eins der Schächtelchen passen würde? Anschließend sah sie sich sorgfältig bei Schreibwaren um; ein Bogen Abziehbilder und ein kleines Leporellobilderbuch wanderten in den Einkaufswagen. Schließlich ging sie in die Süßwarenabteilung. Auch hier wurde sie fündig. Als der Gong zum Ladenschluss ertönte, hatte sie vierundzwanzig wunderschöne kleine Geschenke zusammen, darunter eben auch zwei für die vergangenen beiden Tage.

Nachts baute sie den jetzt von ihr befüllten Adventskalender erneut vor dem Kinderzimmer auf. »Heute habe ich ein Püppchen«, juchzte die Kleine vor Freude. »Das nehme ich mit in die Kita. Da erzählen nämlich alle, was sie im Adventskalender hatten, was für ein Bild oder was für eine Schokoladenfigur oder was für ein Geschenk, und manche bringen das dann auch mit.« Wie bitter müssen da die ersten beiden Tage für Sara gewesen sein. Im Stillen schämte die Mutter sich. Wie wenig habe ich mich doch in der letzten Zeit wirklich um mein Kind gekümmert. Mein Herz war vor lauter geschäftlicher Beanspruchung so leer geworden wie die Kästchen des Adventskalenders.

Kaum in der Firma angekommen, bat sie um ein Gespräch mit ihrer Vorgesetzten. Die runzelte die Stirn, als sie sich das Anliegen der Mutter anhörte. »Das ist doch nicht wirklich Ihr Ernst, dass Sie nur noch zu 75 Prozent bei uns arbeiten wollen. Wir haben Sie hier jahrelang aufgebaut«, ereiferte sich die Vorgesetzte, um nach kurzer Zeit fortzufahren: »Das kostet Sie Ihre Karriere.« Die Mutter nickte. »Ich weiß«, sagte sie, »aber meine kleine Tochter ist mir jetzt wichtiger.« »Schade, schade«, murmelte die Chefin, »aber, wenn Sie es so wollen.« »Außerdem würde ich heute gern ein paar Überstunden abbummeln und schon um 16 Uhr Feierabend machen.« »Ja, dann gehen Sie.« Die Chefin schüttelte nur den Kopf. Die Mutter verließ das Büro ihrer Vorgesetzten mit einer ihr seit langem nicht mehr bekannten heiteren Freude.

Sara konnte es kaum fassen, als die Mutter sie am Spätnachmittag warm anzog und meinte: »Jetzt gehen wir zusammen auf den Weihnachtsmarkt.« Als sie an den buntgeschmückten Buden vorbeizogen, fühlte sich die Mutter in den Zauber der adventlichen Tage ihrer eigenen Kindheit zurückversetzt. Sara staunte mit großen Augen über den Glanz, der ihr in Gestalten von Engeln, Sternen und allerlei anderem Christbaumschmuck entgegenleuchtete. So genossen beide den Bummel über den Markt auf ihre Art. Schließlich aßen sie eine Bratwurst, dann bekam die Kleine noch eine Zuckerwatte und einen Liebesapfel. Zuletzt hängte die Mutter dem Kind ein großes Lebkuchenherz um, auf dem stand in Zuckerschrift: »Für meinen Schatz«.

Wie habe ich nur all die Jahre gelebt? Immer nur Arbeit, Besprechungen, Geschäftstermine, ging es der Mutter durch den Kopf. Spaß und Zerstreuungen waren in ihrem Leben gar nicht mehr vorgekommen. Als sie wieder zu Hause waren, kochte sie Sara Kakao, zündete eine Kerze an und las ihr eine Geschichte vor. Dazu war sie schon seit Langem nicht mehr gekommen. Und als die Kleine am nächsten Morgen in ihrem Adventskalender einen kleinen Teddybären mit einem großen roten Herzen aus Filz auf der Brust vorfand, war ihre Freude grenzenlos.

Märchenwelten

Das Herz

zu seinem Erstaunen

mit bunter Freude

überraschen,

sich in Märchenwelten

verträumen

und der Liebe

Zärtlichkeit schenken,

damit die Zukunft

unter einem

leuchtenden

Stern steht.

Als der Barbarazweig erblühte

Meine Großmutter hatte uns früher oft von dem alten Brauch erzählt: Am 4. Dezember, dem Gedenktag der Heiligen Barbara, schneidet man vom Kirschbaum, der Weihnachtsnuss, von Forsythien oder anderen blühenden Frühjahrssträuchern Zweige, und zwar wenn sie schon den ersten Frost hinter sich haben.