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Theaterstücke Band III Trilogie über gute Menschen der Gegenwart 3 Farcen Der Salon des Monsieur Westbury Farce Ein Schloss aus uralten Zeiten wird von elitären Gutmenschen prachtvoll restauriert und im Rahmen einer Stiftung dem Volk übergeben, doch was sich unter der schönen Fassade tut, weckt die Neugierde von frechen jungen Wirrköpfen dermassen, dass es zum Kladderadatsch kommt.
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Seitenzahl: 71
Rainer Bressler, Jurist im Ruhestand und Schriftsteller, geboren 1945, ist Schweizer und lebt in Zürich. In den Jahren 1980 bis 1993 profilierte er sich als Hörspielautor, dessen Hörspiele von Radio DRS produziert und ausgestrahlt wurden.
Bisherige Veröffentlichungen:
7 Hörspiele:
Tom Garner und Jamie Lester; Morgenkonzert; Folgen Sie mir, Madame; Aufruhr in Zürich; Nächst der Sonne;
Geliebter / Geliebte; Gaukler der Nacht; Beinahe-Minuten-Krimi
Produziert und ausgestrahlt in den Jahren 1979 bis 1993
Geliebter / Geliebte. 8 Hörspiele, Karpos Verlag, Loznica 2008
Privatzeug 1856 bis 2012. Versuch einer Spurensuche, 5 Bände:
Spur 1 Reisen; Spur 2 Spielen; Spur 3 Schreiben; Spur 4
Dichten; Spur 5 Weben
BoD 2012 bis 2016
Pink Champagne, satirischer Roman, BoD 2020
Schattenkämpfe, Roman, BoD 2020
Kraut & Rüben, Kurzgeschichten, BoD 2020
Reise-Impressionen, Erzählungen, BoD 2020
Fenstersturz, Krimi-Satire, BoD 2020
Texturen, Krimi-Satire, BoD 2020
Theaterstücke Band I bis …, BoD 2020
Personen
Westbury, fröhlicher Ironiker, 37
Der Kleine, bodenständiger, hübscher Junge, 23
Amédé, blasierter Butler comme il faut, 47
Mathilda, bescheidene Aristokratin, 43
Laconque, zurückhaltender Bonvivant, 42
Jocelyne, femme fatale, 36
Varnaga, fröhlicher Forscher, 43
Andrea Doria, geheimnisvolle junge Frau, 29
Ort
In der schönsten aller Welten in einem neu restaurierten, prachtvollen Schloss und dessen Paradiesgärtlein
Zeit
Sollte man mit der Gegenwart jemandem auf die Füsse treten, dann, zum Beispiel, Frühling bis Winter 1928
Vorspiel
Frühling
Sommer
Herbst
Winter
Il n’avait certainement pas l’intention de jouer un personnage: il était simplement comme ça, et ne pouvait autrement; c’était par ailleurs l’homme le plus gentil, le plus doux du monde, dénué de vanité absolument.
Michel Houellebecq, Soumission, Flammarion 2015, E-Book Position 2978
Ich denke nicht, dass die Unruhen in England, die Revolten in Italien und die acampada in Spanien als notwendige Ausdrucksformen der Revolution verstanden werden sollten, denn diese Bewegungen treffen nicht wirklich in das Herz der Macht. Viel eher müssen sie als Formen der psychoaffektiven Wiederbelebung des gesellschaftlichen Körpers verstanden werden.
Franco „Bifo“ Berardi, Der Aufstand: über Poesie und Finanzwirtschaft, englischsprachige Originalausgabe 2012, Matthes & Seitz Berlin 2015, E-Book Position 833
Prunkräume eines Schlosses
Eine für die später stattfindende, feierliche Eröffnungszeremonie festlich gekleidete Gesellschaft, folgt Amédé durch die Prunkräume eines aufs Prächtigste renovierten Schlosses.
Szene 1
Amédé, Laconque, Mathilda, Varnaga, Jocelyne
Amédé weist gestisch auf dies und das hin. Laconque, ein Pfau, der sein Rad schlägt; Mathilda, erschlagen von dem, was sie sieht; Jocelyne, das Schloss bloss am Rande zur Kenntnis nehmend, verliebt in ihre Schuhe; Varnaga, vergnügt und fröhlich um sich guckend.
Laconque
Mathilda-Schätzchen, was sagst du nun?!
Mathilda
Ich bin. Ich bin platt. Ich bin.
Laconque
Freust du dich?
Mathilda
O ja doch. Ich freue mich riesig. Doch was kommt nun?
Laconque
Keine Sorgenfalten auf deiner Stirn, Mathilda-Schätzchen. Ist es nicht toll, dass das geschichtsträchtige Erbe deiner berühmten Familie dem Volk gewidmet wird! Und du hast keine Arbeit damit. Nathanael Westbury bezahlt alles. Ein Menschenfreund. Und du wirst Präsidentin der Stiftung „Der Salon des Monsieur Westbury“, die das Unternehmen betreibt und Schloss und Park für das Volk öffnen wird. (
zu Amédé
) Ist es schon so weit, dass …
Amédé
Ich werde sie rufen, sobald Monsieur Westbury sie im Paradiesgärtlein erwarten wird.
Amédé, Laconque und Mathilda ab
Szene 2
Jocelyne und Varnaga
Jocelyne
Hoffentlich bleiben wir schön auf dem Weg und im Paradiesgärtlein. Muss ich in den Dreck treten, sind meine Schuhe ruiniert.
Varnaga
Hoffentlich ist Westbury so blöd wie versprochen. Ich muss ihm noch eine Unterschrift abluchsen.
Jocelyne
Hoffentlich nicht so blöd, dass seine Unterschrift ungültig ist! – Oder findest du, meine Schuhe unpassend für diese Begrüssung im Paradiesgärtlein? Dann könnte ich rasch zurückgehen und. Was, übrigens, ist Sonquark?
Varnaga
Nichts. Wie kommst du darauf, Schätzchen?
Jocelyne
Trotz der High Heels, du, Darling, diese Schuhe sind total bequem. – Was hast du soeben gesagt?! Westbury hat noch nicht unterschrieben und ihr feiert bereits?!!!
Varnaga
Schschsch.
Jocelyne
Männer, ach! Das Schloss ist schön. Ich hoffe bloss, dass ihr den ärmsten Westbury nicht ausnehmt und mit den Finanzen ein krummes Ding dreht!
Wer beschissene Beziehungen hat, kann nur eine beschissene Politik machen.
Unsichtbares Komitee, AN UNSERE FREUNDE: NAUTILUS FLUGSCHRIFT, Edition Nautilus Verlag Lutz Schulenburg Hamburg 2015, E-Book Position 1742
Das Hinterhältige am Konzept der „Gesellschaft“ ist, dass sie der Regierung stets dazu diente, das Ergebnis ihrer Tätigkeit, ihrer Operationen und Techniken einzubürgern; sie als das konstruiert, was wesensmässig schon vor ihr bestanden hätte.
Unsichtbares Komitee, AN UNSERE FREUNDE: NAUTILUS FLUGSCHRIFT, Edition Nautilus Verlag Lutz Schulenburg Hamburg 2015, E-Book Position 1811
Paradiesgärtlein
Szene 1
Westbury, der Kleine, Amédé
Mitten im Park das Paradiesgärtlein, im Hintergrund das Schloss, rechts vorne, nicht einsehbar vom Paradiesgärtlein her, ein Pflaumenbaum und weites Land. Westbury und der Kleine werden von Amédé verfolgt und heimlich beobachtet. Der Kleine trägt auf seinem Rücken einen Rucksack, aus dem ein Spaten schaut, und hat ein Notizbuch bei sich, in das er oft etwas notiert.
Der Kleine
Das dürfte es sein. Da sind wir! Schrecklich dieses Haus!
Westbury
He, he, he, ein Schloss!
Der Kleine
Alter Krempel! Wen interessiert sowas! Doch das Land, diese Weite. Ich geh mal. (
Westbury hält ihn zurück
) Ich will das Land anschauen. Rosenkohl anpflanzen. Ist dein Land. Kann ich machen, was ich will.
Westbury
Ich kann, was ich will.
Der Kleine
Okay, kannst halt du machen, was du willst. (
auf das Schloss zeigend
) Du spinnst, dich für diesen Quatsch zu engagieren! Du magst Rosenkohl, oder etwa nicht? Hier brauchst du mich nicht. Ich und deinen Diener spielen! Okay, okay, denen zeigen wir es! Ich halte meine Klappe. Seit du dieses Clown-Kostüm angezogen hast, seit wir uns verkleidet haben, bist du so. Okay, okay! Keine Sorge, ich mache mit. Ich habe es dir versprochen. Wir geben ihnen schön was auf den Deckel! – Bist du nervös? Verstehe ich. Wäre ich auch an deiner Stelle. Ist ja nur bis heute Abend, dann. Obacht, da kommt dieser Clown.
Szene 2
Westbury, der Kleine, Amédé
Amédé tritt hervor.
Amédé
Monsieur Westbury, Prinzessin Mathilda, …
Westbury
Nat Nat Nat
Amédé
… Directeur Laconque, Madame Varnaga und Professeur Varnaga freuen sich riesig, ihnen, dem Wohltäter, dem Mäzen, der die Restauration des Schlosses ermöglicht hat und dessen Öffnung für das Volk im Rahmen von „Der Salon des Monsieur Westbury“ …
Westbury
Nat Nat Nat
Amédé
… betreiben wird, endlich persönlich zu begegnen.
Der Kleine
Nat, Nathanael, ist es nicht gewohnt, als „Monsieur Westbury“ angesprochen.
Amédé
Sie werden gleich hier sein. – Das ist unser Paradiesgärtlein. Sie haben es gefunden. Ist es nicht herrlich! Dank - gestatten sie mir die Bemerkung, Monsieur Westbury – , dank ihrer …
Westbury
Nat Nat Nat
Amédé
… finanziellen Grosszügigkeit. Was wären wir hier in der alten Welt, ohne ihre so grosszügige finanzielle Unterstützung, Monsieur Westbury.
Westbury
Nat Nat Nat
Amédé
Ach, Professor Varnaga. Der ungestüme Forscher, das Gegenteil von einem zerstreuten Professor. Lassen sie sich, Monsieur Westbury, nicht …
Westbury
Nat Nat Nat
Amédé
… von ihm überfahren.
Szene 3
Westbury, der Kleine, Amédé, Varnaga
Varnaga
Monsieur Westbury, nehme ich an. Richtig!
Westbury
Nat Nat Nat
Varnaga
Ich bin der alte Varnaga, der ausrangierte Forscher, der es nicht ganz lassen kann. Ari. Ich bin Ari, finde ich total okay. Nat, so schön. So sympathisch, dieser vertrauliche Umgangston, nicht wahr? Bloss eine kleine Formalität. Mr. Procter von Procter & Procter & Procter hat mit ihnen, wie er uns berichtet, über das Ausmass ihres Engagements für das Projekt „Der Salon des Monsieur Westbury“ gesprochen, die Einzelheiten des Verkaufs von Warsoi an sie, die Errichtung der Stiftung „Der Salon des Monsieur Westbury“ und ihre grosszügige Zusage der Übernahme aller Betriebskosten, wofür sie im Gegenzug die Nutzung des Schlosses Warsoi und der Ländereien erhalten, geregelt, wofür wir Mr. Procter von Procter & Procter & Procter unendlich dankbar sind, weil das Schloss Warsoi und dessen Erhalt der Prinzessin eine Herzensangelegenheit ist. Wen zieht es nicht zu den eigenen Wurzeln? Warsoi war bis zum Tod ihres Bruders der Stammsitz der Familie der Prinzessin. Mein Freund Laconque, Directeur Laconque, hat die Prinzessin, seine Frau, mit der Restauration